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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

(Rh)einsteiger beim Transalpine-Run

Treffpunkt Petersberg, 331 Meter hoch, im Siebengebirge, das eigentlich Siebenhügel heißen müsste. Einige Touristen sind heraufgekommen, um ein bisschen historische Luft zu schnuppern. Schließlich haben sich in dem feinen Hotel auf dem Petersberg früher die Staatschefs die Klinke in die Hand gegeben. Der frühere US-Präsident Bill Clinton joggte hier herum. Jetzt sind es Jochen Dembeck und Gert Fischer, die mir entgegenlaufen. Anderthalb Stunden lang haben sie trainiert, vom Petersberg hinunter, dann hinauf auf den 321 Meter hohen Drachenfels und wieder zurück.


Jochen (r.) und Gert, links hinten der Drachenfels

Monsterherausforderung

Jochen und Gert werden am nächsten Samstag beim Transalpine-Run starten, einem wirklich extremen Rennen: acht Tage, 305 Kilometer, 13.500 Höhenmeter im Aufstieg. Die Strecke führt von Ruhpolding in Oberbayern nach Sexten in den Dolomiten. Rund 250 Zweierteams aus 25 Ländern gehen an den Start, darunter auch das „Rheinsteigerteam“, wie sich Jochen und Gert nennen. „Unsere Vorbereitung war sicherlich suboptimal“, räumt Jochen ein – mangels hoher Berge. Immerhin hat der 43 Jahre alte Kölner zuletzt im Urlaub in den Alpen trainieren können. So lief er die berühmt-berüchtigte Skiabfahrt „Streif“ in Kitzbühel hinauf. Dabei begegnete er auch einigen Einheimischen, „die ein Läufchen machten. Und da stellt man fest, dass es schon eine Monsterherausforderung wird.“ Auch Gert, wie Jochen aus Köln, hat einen Abstecher in die Berge gemacht. Der 36-Jährige startete beim Panorama-Marathon in Sonthofen im Allgäu mit immerhin 1500 Höhenmetern und belegte dabei den 19. Platz.

Minus mal Minus ergibt (hoffentlich) Plus

Die beiden sind Triathleten – keine Profis, aber Leistungssportler der extremen Sorte. Jochen hat schon dreimal am berühmten Ironman auf Hawaii teilgenommen. Außerdem startete er an gleicher Stelle dreimal beim Ultraman, einer Dreitagesveranstaltung mit zehn Kilometern Schwimmen, 421 Kilometern Radfahren und einem Doppelmarathon. Einmal wurde er Fünfter. Auch Gert kann bereits auf neun Triathlon-Wettbewerbe über die Ironman-Distanz zurückblicken, einmal qualifizierte er sich für Hawaii.


Anstiege von anderem Kaliber erwarten die beiden

Der bevorstehende Alpenlauf ist jedoch für beide etwas völlig Neues: zum einen wegen der langen Dauer der Veranstaltung, zum anderen weil sie im Team laufen müssen. Beide dürfen nur maximal eine Minute voneinander getrennt sein. Die Veranstalter kontrollieren diese Regel, auch unangemeldet. Es komme darauf an, sagt Gert, „den anderen mitziehen oder sich mitziehen zu lassen. Wenn es schlechte Tage gibt -und die wird es geben- hoffe ich, dass wir sie nicht gleichzeitig haben. Und wenn doch, dass dann Minus mal Minus Plus ergibt.“

Leistungssportler in sich betäuben

Die beiden Flachland-Tiroler haben sich für den Extrem-Trip ins Gebirge eine Taktik überlegt. An den ersten vier Tagen wollen sie es laut Jochen „vollkommen untertourig“ angehen, Konkurrenten auch einmal davonlaufen lassen, mit denen sie normalerweise vielleicht mithalten könnten. In der zweiten Hälfte des Rennens wollen sie dann sehen, was noch möglich ist. „Wir gehen mit einer großen Demut an die Sache heran“, meint Jochen.
Mir fällt es schwer, den beiden zu glauben, dass sie wirklich mit gezogener Bremse laufen. „Das fällt uns selber auch noch schwer“, antwortet Gert lachend. Das wichtigste Ziel aber sei, gesund anzukommen, „und das wird nur funktionieren, wenn es uns gelingt, den Leistungssportler in uns zu betäuben.“ Zeit und Platzierung spielen keine Rolle, meint auch Jochen. „Das ist für uns ein Abenteuer von A bis Z.“ Abenteuer Sport eben.

P.S. Ob und wie sich die beiden „Rheinsteiger“ reinsteigern beim Transalpine-Run, könnt ihr natürlich in ihrem Blog, aber auch hier nachlesen. Klar, dass ich als Kölner den beiden Jungs aus der Domstadt ganz fest die Daumen drücke.

Interview mit Jochen Dembeck und Gert Fischer vor dem Transalpine-Run

Datum

31. August 2010 | 12:39

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