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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Saison am Nanga Parbat beendet?

Karakorum Highway

Es ist schon dunkel. Stundenlang sind wir im Kleinbus über den Karakorum Highway nach Norden gedonnert. Höchste Zeit, sich mal kurz die Beine zu vertreten. Nahe der Stadt Chilas halten wir an einer Teestube. Davor stehen einige langbärtige Männer. Ich komme mit ihnen ins Gespräch. Smalltalk, nicht mehr: „Wie geht es?“ „Woher, wohin?“ Plötzlich gestikuliert mein Bergführer wild. Ich solle schleunigst wieder einsteigen. Im Bus frage ich ihn, warum er so aufgeregt sei. „Bad men, dangerous!“, antwortet mein pakistanischer Begleiter. Böse Männer, gefährlich? Bis heute denke ich, dass er damals, im Sommer 2004, überreagiert hat. Und doch musste ich jetzt wieder an diese Episode denken, als ich vom Mordanschlag auf elf Bergsteiger im Nanga-Parbat-Basislager erfuhr. Schon vor neun Jahren galt die Region um den Achttausender in Pakistan als politisch heikel.

Angeblich 14 Täter identifiziert

Aktuell bemühen sich die Polizeibehörden von Gilgit-Baltistan zu signalisieren, dass sie die Lage wieder unter Kontrolle haben. 16 Terroristen seien inzwischen namentlich identifiziert, sagte Polizeichef Usman Zakaria. Die Täter hielten sich immer noch irgendwo im Diamir-Tal versteckt. Nach dem blutigen Anschlag vom vergangenen Wochenende hatten alle Expeditionen auf der Westseite des Nanga Parbat den Berg verlassen müssen und waren nach Islamabad zurückgekehrt. Ich habe beim Alpine Club of Pakistan (ACP) nachgefragt, ob nun der gesamte Nanga Parbat für den Sommer gesperrt sei.

Nur die Rumänen sind noch da

„Nur fünf Gruppen, die sich aus Bergsteigern verschiedener Nationalitäten zusammensetzten, hatten eine Genehmigung für den Nanga Parbat beantragt. Vier versuchten sich auf der Diamir-Seite, eine rumänische Gruppe auf der Rupal-Seite“, antwortet mir ACP-Präsident Manzoor Hussain leicht ausweichend. Die Expeditionen auf der Diamir-Seite hätten wegen des Mordanschlags den Berg verlassen und würden auch nicht wieder zurückkehren. Die Gruppe auf der Rupal-Seite versuche weiter, den Berg zu besteigen. „Weil keine weiteren Anfragen vorliegen, den Nanga Parbat im Sommer zu besteigen, ist die Saison damit sicherlich beendet“, schließt Manzoor Hussain. Und was ist mit den Rumänen?

Beschützer oder Boten?

Die Bergsteiger in der Rupalwand sind offenkundig unsicher, ob auch sie den Berg verlassen müssen.  „Wir haben so hart gearbeitet. Ich will es nicht auf diese Weise beenden“, klagte Török Zsolt, der mit seinem Teamgefährten Aurel Salasan eine Höhe von 7200 Metern erreicht hatte. Anschließend stiegen die beiden bis zu Lager 2 auf 6000 Metern ab, um mit ihren Expeditionskollegen über das weitere Vorgehen zu beraten. Angeblich warten im Basislager zwei Polizisten. Ob sie geschickt wurden, um das Basislager zu sichern oder aber für ein Ende der Expedition sorgen sollen, ist noch unklar. Meine Anfrage bei der pakistanischen Agentur, die für die Rumänen die Expedition organisiert hatte, blieb bisher unbeantwortet.

Update 22 Uhr: Mohammad Ali von der Agentur Karakurum Magic Mountains hat mich informiert, dass die endgültige Entscheidung  am morgigen Freitag (28. Juni) fallen soll.

Update 28.6.: Die Rumänen setzen ihre Expedition am Nanga Parbat fort. Sie wollen weiter versuchen, den Gipfel zu erreichen.

 

Datum

27. Juni 2013 | 15:18

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