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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

„School up! River down!“ erfolgreich beendet

Ziel erreicht: An der Rheinmündung

Mein Gipfel war das Ende der Mole. Dort wo ein roter Turm mit Leuchtfeuer den Schiffen auf der Nordsee signalisiert, dass sie die Mündung des Rheins erreicht haben und der Hafen von Rotterdam nahe ist. Ich erreichte diesen Punkt mit meinem Faltrad heute um 15.30 Uhr, am zwölften Tag nach meinem Aufbruch am Oberalppass in der Schweiz, nahe der Quelle des Rheins. 1494 Kilometer liegen hinter mir, im Schnitt radelte ich pro Tag rund 125 Kilometer. Die letzten Meter auf der Mole fühlten sich toll an. Vergessen waren alle Tiefpunkte. Ich genoss es, langsam dem Ziel meiner Spenden-Radtour „School up! River down!“ entgegen zu rollen.

Kleine Expedition

Der Beweis: 1494 Kilometer

Für mich war es ein echtes Abenteuer, fast eine kleine Expedition. Der Ausgang war völlig ungewiss. Würde mein Faltrad – dieses Modell ist eigentlich für Pendler auf kurzen Strecken gedacht – die Dauerbelastung überstehen? Würde mein Körper die Strapazen verkraften, obwohl ich ihn nicht gezielt darauf vorbereitet hatte, dass er neun Stunden am Tag auf dem Sattel sitzen und permanent kurbeln musste? Würde mein Wille ausreichen, wäre ich, wenn nötig, fähig, mich durch schwierige Situationen hindurch zu quälen? Würde das Wetter mitspielen? War es unter allen diesen Umständen überhaupt realistisch, eine Strecke von rund 1500 Kilometern in zwölf Tagen anzugehen?

Mehrfach am Limit

Irgendwo zwischen Dordrecht und Rotterdam

Alle diese Fragen kann ich nun – mit einem breiten Dauergrinsen im Gesicht – mit Ja beantworten. Die Euphorie, mein ersehntes Ziel tatsächlich erreicht zu haben, verdrängt die Tatsache, dass Körper und Geist mehrfach am Limit waren und jetzt dringend eine Erholungsphase benötigen. Wie nach einer Expedition in den Bergen, wird es sicher auch eine Weile dauern, bis ich alle Eindrücke verarbeitet habe. Mein Verhältnis zum Rhein, an dem ich mein ganzes Leben verbracht habe, wird ein neues sein, nachdem ich ihn nun von der Quelle bis zur Mündung – im doppelten Wortsinn – erfahren habe.

Falsche Fähre genommen

Die Mühlen von Kinderdijk

Die Schlussetappe über rund 75 Kilometer von Dordrecht über Rotterdam nach Hoek van Holland verlief unspektakulär. Ich bewunderte die berühmten 19 Mühlen von Kinderdijk, die wie Zinnsoldaten in einer Reihe an der Gracht stehen. Dass ich dabei Slalom durch mehrere Gruppen wild fotografierender Japaner fahren musste, quittierte ich mit einem milden Lächeln. Im Ort angekommen, erreichte ich mit wehenden Fahnen so eben noch als letzter Passagier die Fähre. Allerdings musste ich auf dem Wasser feststellen, dass sie nicht, wie gedacht, nach Ridderkerk übersetzte, sondern nach Krimpen aan de Lek. Ich musste mir eine Alternativroute zusammenstricken, um schließlich im Zentrum von Rotterdam wieder auf die Haupt-Rheinroute zu stoßen. Die wuselige Stadt mit ihrem riesigen Hafen machte mich nervös. Ich war froh, als es rund 20 Kilometer vor Hoek van Holland wieder ruhiger und einsamer wurde.

Für die Kinder von Thulosirubari

In Rotterdam

Ich habe nicht nur heute, sondern immer wieder während dieser zwölf Tage am Rhein an die Kinder von Thulosirubari gedacht. Für sie habe ich mich schließlich auf die Reise gemacht. Ich hoffe, ich habe euch gut unterhalten – und würde mich freuen, wenn ich möglichst viele von euch dazu animiert habe, mit eurer Spende den Weiterbau der Schule in dem kleinen nepalesischen Bergdorf, rund 70 Kilometer östlich von Kathmandu, zu unterstützen. Solltet ihr euch entschlossen haben, mich mit z.B. einem Cent pro gefahrenen Kilometer zu sponsorn, ergäbe sich nun eine Summe von 14,94 Euro für das Projekt „School up!“, bei zwei Cent 29,88 Euro, bei fünf Cent 74,70 Euro, bei zehn Cent 149,40 Euro … Ihr könnt aber auch jeden anderen Betrag überweisen, ich freue mich über jeden Euro.

Bitte schickt das Geld direkt auf das Konto von „School up!“ bei der Nepalhilfe Beilngries. Hier ist noch einmal die Bankverbindung:

Nepalhilfe Beilngries e.V.
Volksbank Bayern Mitte eG
IBAN: DE05 7216 0818 0004 6227 07
BIC/SWIFT-Code: GENODEF1INP
Verwendungszweck: Gerlinde-und-Ralf-Schule

Mit dem Faltrad zur Nordsee

Vielen Dank für eure Unterstützung, auch für die vielen aufmunternden Kommentare während meiner Tour. Bedanken möchte ich mich bei den Mitradlern auf der Strecke für die netten Gespräche. Außerdem bei allen, die mir freundlich den Weg gewiesen haben, wenn ich wieder mal unkonzentriert war und ein Schild verpasst habe. Und nicht zuletzt bei meinem lieben und treuen Faltrad, das mich ohne Panne so weit getragen hat. Wir beide waren übrigens deutlich schneller als das Wasser, das sich am Montag vergangener Woche mit uns auf den Weg von der Quelle zur Mündung des Rheins gemacht hat. Es benötigt dafür 31 Tage, wobei allein die Reise durch den Bodensee drei Wochen dauert.

Datum

22. September 2017 | 21:09

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