Beinahe-Rekordsommer am K 2
Ich fühlte mich dem K 2 nahe, und doch war ihm noch ziemlich fern. Das stellte ich fest, als ich nach meiner Rückkehr von der Erstbesteigung des 7129 Meter hohen Kokodak Dome die Entfernung zwischen beiden Bergen ermittelte: 300 Kilometer Luftlinie. Nicht gerade um die Ecke. Wegen meiner Expedition verpasste ich (und damit womöglich auch ihr als Leser meines Blogs), was sich am zweithöchsten Berg der Erde in diesem Sommer abspielte.
32 an einem Tag
Jubiläumsjahre scheinen am K 2 Gipfelerfolge wahrscheinlicher zu machen. Vielleicht liegt es aber auch schlicht daran, dass sich dann mehr Bergsteiger am „König der Achttausender“ tummeln. 2004, als sich die Erstbesteigung des K 2 zum 50. Mal jährte (und auch ich aus diesem Anlass das Basislager besuchte), erreichten 51 Bergsteiger den höchsten Punkt auf 8611 Metern. Dieser Rekord wurde jetzt zum 60-Jahr-Jubiläum zwar verfehlt, aber nur knapp. 48 Gipfelerfolge, 32 davon am 26. Juli, sind bemerkenswert viele. Schließlich gab es in der Vergangenheit auch einige Sommer wie den von 2013, als kein einziger Bergsteiger ganz oben stand.
Wie viel Mann darf sein?
Unter denen, die im Juli den Gipfel des K 2 erreichten, waren auch sechs Frauen: die Nepalesinnen Dawa Yangzum Sherpa, Pasang Lhamu Sherpa und Maya Sherpa sowie die Südtirolerin Tamara Lunger, die Chinesin Luo Jing und die Neuseeländerin Chris Jensen Burke (die auch einen australischen Pass hat). Ob die Expedition der drei Sherpani wirklich als reine Frauensache durchgehen kann, wird derzeit in der Szene diskutiert. Das Trio sei auf dem Weg zum Gipfel von drei Sherpa-Männern begleitet worden, berichtet die Zeitschrift National Geographic. Am selben Tag, dem bereits erwähnten 26. Juli, reihte sich auch der Tscheche Radek Jaroš in die Liste der K-2-Besteiger ein. Der 50-Jährige, der ohne Flaschensauerstoff aufstieg, komplettierte damit als erster Tscheche überhaupt seine Achttausender-Sammlung. Jaroš ist erst der 15., der ohne Atemmaske die 14 höchsten Berge der Welt bestieg.
Heiße Füße
2012 an der Annapurna, seinem 13. Achttausender, hatte sich Radek einige Zehen erfroren. Jetzt am K 2 wäre ihm beinahe das Gegenteil widerfahren. Die Heizspiralen in seinen Expeditionsschuhen liefen heiß. „Als wir auf dem Weg zum Gipfel waren, haben andere Bergsteiger, die vor mir gingen, mit ihren Füßen gegen das Eis gestampft, um sie zu durchbluten. Sie froren an den Zehen und mussten aufpassen, dass diese nicht erfrieren“, erzählte Jaroš hinterher. Er habe mit seinen Füßen dasselbe getan, „aber nur damit sie nicht verbrennen.“
Tod in Lager 4
Einen Todesfall gab es in dieser Saison am K 2. Der Spanier Miguel Angel Perez starb in Lager 4 auf 8200 Metern. Zuvor hatte er den Gipfel erreicht und anschließend, offenbar bereits höhenkrank, oberhalb des Lagers biwakiert. Perez, der mit dem K 2 neun Achttausender bestieg, wurde 46 Jahre alt. R.I.P.
P.S. Der Versuch der österreichischen Top-Bergsteiger David Lama, Hansjörg Auer und Peter Ortner, erstmals die Nordostwand des 7821 Meter hohen Masherbrum (einst von britischen Landvermessern K 1 getauft) zu durchsteigen, ist gescheitert. Das Trio machte im unteren Wandteil wegen zu großer Lawinengefahr kehrt. „Diese Wand zu klettern hat nichts mit dem gemein, was wir drei bislang in unserer Kletterlaufbahn erlebt haben“, schreibt David Lama auf seiner Internetseite. „Sie ist so neu und so schwierig, dass ein Erfolg schwer vorstellbar ist.“