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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Stangl besteigt K 2

Einer hat es doch noch geschafft. Der Österreicher Christian Stangl erreichte nach eigenen Angaben am 12. August den 8611 Meter hohen Gipfel des K 2. Der 44-Jährige war allein unterwegs. Ihm gelang die erste Besteigung des zweithöchsten Bergs der Erde seit 2008, die einzige in diesem Jahr.


Christians Gipfelfoto

„Die Sicht war nicht besonders gut, aber brauchbar“, sagte Stangl per Satellitentelefon nach der Rückkehr ins Basislager. „Ich hatte gar keine Freude am Gipfel – es war komisch. Wahrscheinlich realisiere ich das erst in ein paar Tagen! Der Berg ist so saugefährlich!“ Wie zuvor auch Gerlinde und Ralf berichtete auch Christian über Steinschlag in der Route.
Stangl blieb nur kurz am Gipfel und kehrte dann schnellstmöglich wieder ins Basislager zurück. Ingesamt brauchte er für Auf- und Abstieg knapp drei Tage. „Wenn Bergsteigen immer so wäre wie die letzten 70 Stunden hier am K2 würde ich sofort damit aufhören“, sagte Christian anschließend.

Sportlicher, nicht alpiner Ansatz

Der Österreicher aus einem Dorf bei Admont in der Steiermark hat sich in den vergangenen Jahren die Marke „Skyrunner“, also „Himmelsläufer“ zugelegt. Stangl kombinierte Berglauf und Höhenbergsteigen. Sein Ziel: möglichst hohe Gipfel möglichst schnell besteigen. Die „Seven Summits“, die höchsten Berge aller Kontinente, erklomm er in der Rekordzeit von 58 Stunden und 45 Minuten – achtmal so schnell wie durchschnittlich üblich, hat er selbst errechnet.


Christian Stangl, „Skyrunner“ aus Österreich

Den Mount Everest schaffte Christian vom Basislager zum Gipfel in 16 Stunden 42 Minuten, das ist derzeit Rekord auf der tibetischen Seite des höchsten Bergs der Erde. Stets verzichtete er auf Flaschensauerstoff, war bei seinen Schnellbesteigungen aber auf präparierten Routen unterwegs. „Natürlich kann ich diesen Sport nur forcieren, weil an bestimmten Bergen genügend Leute unterwegs sind“, räumte Stangl selbst ein und nahm auch gleich seinen Kritikern aus der Bergsteiger-Szene den Wind aus den Segeln: „Mein Ansatz ist ein sportlicher, kein alpiner.“

Jagd auf die 14

Jetzt am K 2 war Stangl ohne Zweifel nicht als Bergläufer, sondern als Bergsteiger unterwegs. Im Gipfelbereich musste er selbst spuren – vor ihm war dort seit zwei Jahren niemand mehr. Sein Ziel, als Erster nicht nur die höchsten, sondern dazu auch noch die zweithöchsten Berge aller Kontinente zu besteigen, hat Christian nun fast erreicht. Ihm fehlt nur noch der 4852 Meter hohe Mount Tyree in der Antarktis, den er Ende des Jahres angehen will. Über Sinn oder Unsinn dieser „Jagd auf die 14“, wie Stangl sein Vorhaben nennt, lässt sich diskutieren. Der 2005 verstorbene Gerhard Schmatz, der erste Deutsche auf den „Seven Summits“, ersann einst die Variante 7+7: die Besteigung der höchsten Berge der Kontinente und der sieben größten Inseln der Welt – und war, welch Wunder, weltweit der erste, dem das Kunststück gelang.


Christian auf dem Mount Vinson in der Antarktis, rechts der Mount Tyree

Tierisch

Bei seiner geglückten Besteigung des K 2 hatte Christian Stangl übrigens auch eine Begegnung der besonderen Art. Als er nach einem Nickerchen unter einem Felsvorsprung aufwachte, so der Österreicher, habe er sich einem unerwarteten Besucher gegenüber gesehen: „Ein Tier – ähnlich wie eine Katze. Im Basislager haben sie mir gesagt, dass das ein Schneeleopard gewesen sein könnte, ich glaubte schon, ich bin deppert.“ Das Tier sei offenbar über eine schneefreie Rinne bis auf eine Höhe von 5600 Meter aufgestiegen. Christian scheint prädestiniert für Tiererlebnisse. Als wir 2004 einige Tage gemeinsam im Karakorum unterwegs waren, erzählte er mir von einem unfreiwilligen Treffen mit einem Braunbären, als er mit gebrochenem Oberschenkel im Basislager am Siebentausender Ogre auf Hilfe wartete. Der Bär schnappte sich eine Ziege, nicht den verletzten Stangl (Unten könnt ihr Christians Schilderung nachhören).

Schon für die Flutopfer gespendet?

Und hier noch eine Bitte: Wenn ihr ein paar Euro locker machen könnt, spendet sie doch bitte möglichst schnell an die Opfer der verheerenden Flutkatastrophe in Pakistan! Ich weiß, dass sich viele mit dem Land schwer tun, weil sie aufgrund der politischen Berichterstattung der vergangenen Zeit mit Pakistan fast nur noch Taliban verbinden. Doch jetzt geht es nicht um Politik, sondern um humanitäre Hilfe: 20 Millionen Obdachlose sind dringend darauf angewiesen. Lasst euer Herz sprechen, spendet z.B. an das „Bündnis Entwicklung hilft“, Kontonummer 5151, Bank für Sozialwirtschaft, Bankleitzahl 370 205 00!

Datum

18. August 2010 | 13:18

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