Elisabeth Revol – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Nanga Parbat: Revols Zorn nach der Rettung https://blogs.dw.com/abenteuersport/nanga-parbat-revols-zorn-nach-der-rettung/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/nanga-parbat-revols-zorn-nach-der-rettung/#comments Thu, 08 Feb 2018 23:27:43 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=39531

Elisabeth Revol bei der Pressekonferenz in Chamonix

„Wir hätten  Tomek retten können.“ Mit diesem Satz hat die französische Bergsteigerin Elisabeth Revol eine Debatte ausgelöst. Könnte ihr polnischer Seilpartner Tomek Mackiewicz, den sie nach dem gemeinsamen Gipfelerfolg am Nanga Parbat schneeblind und schwer höhenkrank auf 7200 Metern hatte zurücklassen müssen, noch leben, wenn die Rettung Ende Januar schneller angelaufen  wäre? Am Abend des 25. Januar hatte Revol mehrere Notrufe abgesetzt.   „Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, wenn man eine solche Rettungsaktion startet“, sagte Elisabeth am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Chamonix. „Tatsächlich hat es aber 48 Stunden gedauert, bis etwas passierte. Deshalb trage ich eine Menge Wut in mir. Tomek hätte gerettet werden können, wenn es sich um eine echte Rettungsaktion gehandelt hätte, rechtzeitig ausgeführt und organisiert.“  

Preis in die Höhe getrieben

Der Zorn der 37-Jährigen richtet sich ausdrücklich nicht gegen die Bergsteiger der polnischen K 2-Winterexpedition, die ihr entgegengestiegen und sie in Sicherheit gebracht hatten, und auch nicht gegen die Hubschrauberpiloten, sondern gegen die pakistanischen Organisatoren der Rettungsaktion. Ludovic Giambiasi, ein Freund Revols, hatte von Frankreich aus versucht, die Suche nach den beiden in Not geratenen Bergsteigern anzuschieben. Er  sprach von „Verzögerungen und Problemen“.  So sei der Preis von 15.000 auf 40.000 Dollar hochgetrieben worden, „bar auf den Tisch“. Die Regierung der Provinz Gilgit-Baltistan setzte nach eigenen Angaben eine Kommission ein, die die Vorwürfe untersuchen soll.

In Not geratene Bergsteiger müssen nach unten

Revol wird mit dem Hubschrauber weggeflogen

Im Vergleich zu Nepal, wo die Hubschrauberrettung von den höchsten Bergen privat organisiert ist und mit westlicher Unterstützung inzwischen auch ziemlich professionell funktioniert, hinkt Pakistan noch hinterher. Das pakistanische Militär hält wegen der seit Jahrzehnten andauernden Spannungen mit Indien den Daumen auf den Luftverkehr im Norden des Landes. Das für Rettungseinsätze zuständige Unternehmen Askari Aviation ist eine Tochtergesellschaft des Army Welfare Trust. Die Hubschrauber werden von der Armee bereitgestellt und von ehemaligen Piloten der Luftwaffe geflogen.  Für eine Rettung am langen Seil aus Höhen von über 7000 Metern, wie sie inzwischen fast routinemäßig am Mount Everest praktiziert wird, fehlen sowohl die in Nepal eingesetzten entkernten Spezialhubschrauber, als auch das auf diese heikle Art der Rettung spezialisierte Personal. 2005 war es einem pakistanischen Hubschrauber-Team gelungen, den slowenischen Topbergsteiger Tomaz Humar am Seil aus 6000 Meter Höhe in der Rupalwand des Nanga Parbat in Sicherheit zu bringen. Routine sind solche Einsätze in Pakistan jedoch nicht. Expeditionen, deren Mitglieder in großer Höhe in Not geraten, werden von Askari Aviaton ausdrücklich dazu verpflichtet, einen Versuch zu unternehmen, die Bergsteiger bis auf eine sichere Hubschrauber-Landungshöhe unterhalb von 5500 Metern hinunterzubringen.

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Nanga Parbat: Triumph und Tragödie https://blogs.dw.com/abenteuersport/nanga-parbat-triumph-und-tragoedie/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/nanga-parbat-triumph-und-tragoedie/#comments Thu, 01 Feb 2018 17:18:33 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=39483

Elisabeth Revol im Krankenhaus

Der Grat ist schmal an den höchsten Bergen der Welt, zwischen Glück und Gefahr, zwischen Leben und Tod. Am Donnerstag vergangener Woche erreichten Elisabeth Revol und Tomek Mackiewicz den 8125 Meter hohen Gipfel des Nanga Parbat. Elisabeth war die erste Frau, der eine Winterbesteigung dieses Achttausenders gelang, Tomek der erste Pole, der seinen Fuß in der kalten Jahreszeit auf den höchsten Punkt des Nanga Parbat setzte. Im siebten Anlauf hatte Mackiewicz endlich seinen großen Traum verwirklicht. Für Revol war es der dritte Versuch, alle hatte sie gemeinsam mit Tomek unternommen. Zeit, sich auf dem Gipfel über die erst zweite Winterbesteigung des Nanga Parbat zu freuen, hatten die beiden nicht. Sie waren spät dran, es war bereits 18 Uhr Ortszeit und dunkel. Das war jedoch noch das kleinere Problem. „Tomek sagte mir dort: Ich kann nichts mehr sehen“, berichtet Elisabeth jetzt aus einem französischen Krankenhaus, wo ihre schweren Erfrierungen an Händen und Füßen behandelt werden. „Er hatte keine Skibrille benutzt, weil es während des Tages ein bisschen neblig war, und bei Einbruch der Dunkelheit hatte er eine Bindehautentzündung. Wir nahmen uns am Gipfel kaum eine Sekunde. Wir mussten uns beeilen, um hinunterzukommen.“

Tomeks Zustand verschlechterte sich rapide

Nanga Parbat

Revol stieg vorweg abwärts, Mackiewicz hielt sich an ihrer Schulter fest. Tomeks Zustand verschlechterte sich rapide. Der 43-Jährige hatte Atembeschwerden und litt an Erfrierungen. Er war nicht mehr in der Lage, ihr letztes Hochlager zu erreichen. Daher suchten die beiden Schutz in einer Gletscherspalte auf rund 7200 Metern. Bei Sonnenaufgang lief Blut aus Tomeks Mund – ein Zeichen für ein akutes lebensbedrohliches Höhenödem. Elisabeth setzte mehrere Notrufe ab, einige kamen durch. „Sie sagten mir: Wenn du bis auf 6000 Meter absteigst, können wir dich aufsammeln und können uns dann um Tomek auf 7200 Metern kümmern“, sagt Revol. „Es war nicht meine Entscheidung, sie wurde für mich getroffen.“ Zu Tomek habe sie nur gesagt: „Hör zu, der Hubschrauber trifft am späten Nachmittag ein. Ich muss runtergehen, sie werden kommen, um dich zu holen.“

Halluzinationen mit Folgen

Denis Urubko (l.) und Adam Bielecki (r.)

Das schlechte Wetter verzögerte jedoch die Rettungsaktion. Elisabeth verbrachte auch die nächste Nacht in einer Spalte, auf 6800 Metern. Sie war inzwischen so entkräftet, dass sie halluzinierte: Sie war überzeugt, jemand werde ihr heißen Tee bringen, wenn sie dafür im Tausch einen Schuh gebe. Fünf Stunden lang verbrachte sie deshalb in ihrem eiskalten Refugium ohne Schuh und zog sich schwere Erfrierungen zu. Als Revol einen Hubschrauber hörte, jedoch feststellen musste, dass er wegen des starken Windes nicht landen konnte, beschloss sie, weiter abzusteigen – mit nassen Handschuhen und Erfrierungen an den Füßen. Sie habe nicht gewusst, dass ihr Denis Urubko und Adam Bielecki entgegenstiegen, berichtet die 37-Jährige. Gegen drei Uhr nachts habe sie einen Lagerplatz auf der Kinshofer-Route erreicht. „Und dann sah ich die sich nähernden Lichter zweier Stirnlampen. Ich begann zu schreien. Und ich sagte mir, jetzt wird alles gut“, erinnert sich Elisabeth. „Es war unglaublich emotional.“

Entscheidung über Leben und Tod

Tomek Mackiewicz, R.I.P.

Das galt auch für die beiden Retter. „Es war ein Wunder“, sagt Denis Urubko in einem Interview von desnivel.com. Zunächst versorgten sie Revol in einem Zelt und ruhten sich bis zum Morgengrauen von ihrem anstrengenden Speed-Aufstieg aus. Das Rettungsteam stand laut Denis vor einem Dilemma: „In diesem Moment mussten wir eine Entscheidung treffen: entweder Elisabeth helfen zu überleben oder aber weitermachen, mit der äußerst geringen Hoffnung, Tomek zu finden.“ Nachdem sie von Revol über Tomeks Zustand informiert worden waren und zudem für den anbrechenden Tag noch schlechteres Wetter erwartet wurde, beschlossen die Retter schweren Herzens, nicht weiter aufzusteigen und sich stattdessen auf die Rettung der Französin zu konzentrieren. Sie geleiteten Revol weiter nach unten. Auf 4800 Metern landete ein Hubschrauber und brachte Elisabeth endgültig in Sicherheit. Die Suche nach Tomek wurde für beendet erklärt, weil das Rettungsteam keine Chance sah, den 43 Jahre alten Polen noch lebend zu finden. Sie wolle sich jetzt „so schnell wie möglich erholen“ und dann Tomeks Kinder besuchen, sagt Elisabeth. Mackiewicz hinterlässt seine Frau und drei Kinder. Für Tomeks Familie wurde eine Spendenaktion ins Leben gerufen.

Alles gegeben

Sicher wird jetzt eine Diskussion entbrennen. Fragen werden gestellt, wie diese: Hätten Elisabeth und Tomek auf den Gipfel verzichten und früher umkehren sollen? Hätte die Rettungsaktion zeitiger beginnen können? Hätte nicht doch eine Chance bestanden, Mackiewicz lebend zu bergen? Viele, die niemals an einem hohen Berg unterwegs waren, werden sich zu Wort melden und die moralische Keule schwingen. Ihnen sei schon jetzt geantwortet: Elisabeth Revol und Tomek Mackiewicz haben eigenverantwortlich ihre Entscheidungen getroffen und erst nach Hilfe gerufen, als klar wurde, dass sie sich nicht aus eigener Kraft würden retten können. In kurzer Zeit und sehr unbürokratisch wurde daraufhin eine Rettungsaktion organisiert. Die pakistanischen Hubschrauberpiloten und die ingesamt vier Bergsteiger der polnischen K 2-Winterexpedition, die zum Nanga Parbat geflogen wurden, haben viel riskiert und alles in ihrer Macht stehende getan, um Revol und Mackiewicz zu retten. Allen an der Aktion beteiligten Personen gebürt Dank. Dass am Ende nur die Französin überlebt hat, Tomek aber für immer am Berg seines erfüllten Traums blieb, ist tragisch, war aber unter den gegebenen Umständen wohl nicht zu verhindern. Der Grat ist eben schmal an den höchsten Bergen der Welt.

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Rettungsaktion am Nanga Parbat https://blogs.dw.com/abenteuersport/rettungsaktion-am-nanga-parbat/ Sat, 27 Jan 2018 18:03:02 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=39453

Elisabeth Revol (l.) und Tomek Mackiewicz

Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Ein Rettungsteam aus Bergsteigern der polnischen K 2-Winterexpedition versucht, die Französin Elisabeth Revol und den Polen Tomek Mackiewicz zu retten, die bei ihrem Gipfelversuch am Nanga Parbat in Bergnot geraten sind. Nach den vorliegenden Informationen hält sich der 43 Jahre alte Tomek – schneeblind und mit Erfrierungen – in einem Zelt auf rund 7200 Metern auf. „Ich steige weiter ab, bitte morgen Hubschrauber“, schrieb Elisabeth Revol in einer SMS von ihrem Satellitentelefon. Die 37-Jährige soll sich angeblich irgendwo zwischen 6200 und 6400 Metern befinden.

Finger weg von Adams GPS-Tracker

 

Hut ab vor Denis Urubko (l.) und Adam Bielecki (r.)

Denis Urubko und Adam Bielecki aus dem polnischen K 2-Team stiegen ihr auf der Kinshofer-Route entgegen, auch in der Dunkelheit. Die beiden „sprinteten“ geradezu die Wand hinauf. In fünfeinhalb Stunden überwanden sie 1000 Höhenmeter. Um ca. 18.45 Uhr MEZ waren sie bereits auf knapp 5900 Metern. Eine wahnsinnige Leistung der beiden! Es wird dringend darum gebeten, nicht (!) Adams GPS-Tracker abzurufen. Der Server war zuletzt überlastet. Das Team benötigt den Tracker für die Rettungsaktion, also Finger weg!

Daumen drücken!

Weiter unten steigen Jaroslaw Botor und Piotrek Tomala mit Rettungsmaterial hinterher. Die vier Bergsteiger des Rettungsteams waren heute mit dem Hubschrauber vom K 2-Basislager abgeholt und zum Nanga Parbat geflogen worden. Die Wetterverhältnisse an dem 8125 Meter hohen Berg sind schwierig: je höher, desto windiger. Also Daumen drücken oder beten oder beides für Elisabeth, Tomek und das mutige Rettungsteam!

Update 22.30 Uhr: Denis Urubko und Adam Bielecki haben Elisabeth #Revol auf ca. 6100 Metern erreicht. Sie soll jetzt heruntergebracht werden. Super gemacht, Denis und Adam!

R.I.P.

Update 28. Januar: Elisabeth wurde mit dem Hubschrauber nach Islamabad geflogen, wo sie wegen Erfrierungen an Fingern und Zehen im Krankenhaus behandelt wurde. Die Suche nach Tomek wurde abgebrochen, das schlechte Wetter machte eine Rettung aus 7200 Meter Höhe unmöglich. Es hieß, der 43-Jährige habe bereits mit dem Tod gerungen, als Elisabeth ihn verließ, um abzusteigen. Angeblich hatten beide zuvor den Gipfel erreicht. R.I.P., Tomek.

P.S.: Ich werde euch leider nicht auf dem Laufenden halten können, weil ich ab Sonntag für eine Woche unterwegs sein werde. Ihr müsst euch also andernorts informieren.

 

 

 

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Noch keine Nachrichten vom Nanga Parbat https://blogs.dw.com/abenteuersport/noch-keine-nachrichten-vom-nanga-parbat/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/noch-keine-nachrichten-vom-nanga-parbat/#comments Thu, 25 Jan 2018 22:08:14 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=39407

Tomek Mackiewicz

Das Internet ist schuld. Heute sind wir es gewohnt, Expeditionen an den höchsten Bergen und in den entlegensten Regionen der Welt fast in Echtzeit via Facebook, Twitter, Instagram oder in Blogs verfolgen zu können. Damit hat sich auch unsere Wahrnehmung verändert: Viel schneller als früher nehmen wir an, es müsse etwas passiert sein, wenn wir länger als erwartet nichts erfahren. Also, was ist los mit Tomek Mackiewicz und Elisabeth Revol, die doch an diesem Donnerstag den Gipfel des Nanga Parbat erreichen wollten? Die Antwort lautet schlicht: Wir wissen es noch nicht.

Keine Panik!

Ich habe Tomeks Ehefrau kontaktiert. „Noch keine Nachrichten“, antwortete sie mir. Meldungen auf Twitter, dass Mackiewicz und Revol die 8000-Meter-Marke hinter sich gelassen hätten und weiter aufstiegen, könne sie nicht bestätigen. „Ich nehme an, sie sind auf dem Weg nach unten. Ob mit Gipfel oder ohne.“ Vielleicht sei ja die Batterie des Satellitentelefons leer. Dann würden wir unter Umständen erst in einigen Tagen etwas erfahren, wenn sie das Basislager erreicht hätten. Sie verweist darauf, dass es sich um eine Low-Budget-Expedition handele, ohne Ersatzakku, ohne Funkgerät. In Panik verfällt Tomeks Frau nicht. „Ich kenne ihn, und ich weiß, dass keine Nachrichten eher gute Nachrichten bedeutet …“ Also abwarten und ruhig bleiben!

P.S.: Ich werde morgen den ganzen Tag unterwegs und aller Voraussicht nach offline und damit internettechnisch stumm bleiben. Zieht daraus bitte keine voreiligen und falschen Schlüsse, sondern versucht, euch aus anderen Quellen über Tomek und Elisabeth am Nanga Parbat zu informieren!

Update 26.1.: Nach Angaben von Janusz Majer, einem Altmeister des polnischen Himalaya-Bergsteigens, steckten Tomei  und Elisabeth gestern auf 7400 Metern fest. Er beruft sich auf Informationen aus Frankreich. Eine Rettungsaktion werde organisiert.

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Nanga-Parbat-Gipfelvorstoß am Donnerstag https://blogs.dw.com/abenteuersport/nanga-parbat-gipfelvorstoss-am-donnerstag/ Wed, 24 Jan 2018 15:07:21 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=39353

Tomek Mackiewicz am Nanga Parbat

Jetzt aber. „Wir sind auf 7300 (Metern). Furchtbarer Kampf“, wird Tomek Mackiewicz auf seiner Facebookseite im Telegrammstil zitiert. „Wenn das Wetter mitspielt, morgen Gipfel.“ Wenn nicht jetzt, wann dann, könnte man hinzufügen. Für diesen Donnerstag werden für den 8125 Meter hohen Gipfel des Nanga Parbat die mit Abstand niedrigsten Windgeschwindigkeiten in dieser Woche erwartet: 20 bis 25 Stundenkilometer. Dazu leichte Bewölkung und Temperaturen von minus 42 Grad Celsius. Danach soll der Wind wieder auffrischen und am Wochenende Sturmstärke erreichen.

Kühlen Kopf bewahren!

Der 43 Jahre alte Pole Mackiewicz und seine 37 Jahre alte französische Kletterpartnerin Elisabeth Revol, beide ohne Flaschensauerstoff unterwegs, stiegen über die noch unvollendete Messner-Route auf. Im Winter 2015 waren die beiden am Nanga Parbat schon einmal bis auf eine Höhe von 7800 Metern vorgedrungen, dort aber wegen des zu kalten und windigen Wetters umgekehrt. „Ich konnte den Gipfel fast schon mit meinen Fingern ‚spüren‘. Er war so nahe“, berichtete Elisabeth später. „Mein Herz schlug schneller, aber wir mussten abgeklärt bleiben.“ Kühlen Kopf sollten die beiden auch bei ihrem aktuellen Versuch bewahren.

Unruhige Nacht in Lager 2 am K 2

Denis Urubko in Lager 2

Das polnische Team am K 2, dem mit 8611 Metern zweithöchsten Berg der Erde, hat auf der Cesen-Route Lager 2 eingerichtet. Denis Urubko war der Erste, der den dafür vorgesehenen Felsvorsprung auf 6300 Metern erreichte und dort eine Nacht verbrachte: „Das Zelt wurde vom Sturm hin und her geschüttelt, aber irgendwie gelang es mir, genug zu schlafen.“ Anschließend stieg Denis ins Basislager ab. Drei weitere Teamkollegen werden die Nacht auf Donnerstag ebenfalls in Lager 2 verbringen, um sich so weiter zu akklimatisieren. Das Team unter Leitung von Altmeister Krzysztof Wielicki hat sich die erste Winterbesteigung des K 2 vorgenommen. Er ist der letzte verbliebene Achttausender, der noch niemals in der kalten Jahreszeit bestiegen wurde.

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Entscheidung am Nanga Parbat vertagt, Urubko am K 2 in Lager 2 https://blogs.dw.com/abenteuersport/entscheidung-am-nanga-parbat-vertagt-urubko-am-k-2-in-lager-2/ Mon, 22 Jan 2018 13:18:23 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=39309

Tomek Mackiewicz am Nanga Parbat

Habt ihr schon Muskelkater vom Daumendrücken? Der dürfte noch stärker werden. Denn der eigentlich bereits für Sonntag erwartete Gipfelvorstoß des Polen Tomek Mackiewicz und der Französin Elisabeth Revol verzögert sich. „Wir sind in Lager 3, der Wind bläst mit rund 100 Stundenkilometern“, lässt Tomek heute auf seiner Facebookseite wissen. „Morgen Lager 4, Gipfelvorstoß am 25. Januar. An diesem Tag wird das Wetter gut sein.” In der Tat sagt der Wetterbericht für Donnerstag für den Gipfel auf 8125 Metern die niedrigsten Windgeschwindigkeiten in dieser Woche voraus: zwischen 15 und 25 km/h. Angenommen diese Prognose stimmt, wäre es zwar fast windstill, dafür mit minus 42 Grad Celsius aber ziemlich kalt, zudem werden einige Wolken erwartet. Mackiewicz und Revol steigen ohne Flaschensauerstoff auf.

Urubko als Erster in Lager 2

K 2

Derweil machen die Bergsteiger der polnischen Winterexpedition am K 2 Fortschritte. Denis Urubko habe auf der Cesen-Route Lager 2 auf 6300 Metern erreicht und werde dort die Nacht verbringen, heißt es auf der Facebookseite „Polski Himalaim Zimowy 2016-2020“ (Polnisches Winterbergsteigen im Himalaya 2016-2020). Artur Malek und Marek Chmielarski seien in Lager 1 auf 5900 Metern. Der K 2, mit 8611 Metern der zweithöchste Berg der Erde, ist der einzige noch verbliebene Achttausender, der noch nie im Winter bestiegen worden ist.

Nach dem Pumori der Everest

Am Mount Everest kehrten der Spanier Alex Txikon, der Pakistani Muhammad Ali „Sadpara” und die beiden Nepalesen Nuri Sherpa und Temba Bhote von ihrer Besteigung des 7161 Meter hohen Pumori zurück – im Gepäck dieses kleine, aber feine Video:

Txikon und Ali, 2016 zwei der drei Wintererstbesteiger des Nanga Parbat, wollen in diesem Winter den 8850 Meter hohen Gipfel des Everest ohne Atemmaske besteigen.

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Gipfelvorstoß am Nanga Parbat, Txikon auf Pumori https://blogs.dw.com/abenteuersport/gipfelvorstoss-am-nanga-parbat-txikon-auf-pumori/ Sat, 20 Jan 2018 20:51:21 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=39295

Gipfeltrapez des Nanga Parbat

An diesem Sonntag gilt es für den Polen Tomek Mackiewicz und die Französin Elisabeth Revol. Nach polnischen Medieninformationen wollten die beiden um 2 Uhr Ortszeit (Samstag 22 Uhr MEZ) von ihrem letzten Hochlager auf 7200 Metern Richtung Gipfel aufbrechen. Es werde ihr erster und auch letzter Versuch sein, hieß es. Für Sonntag wird für den höchsten Punkt des Nanga Parbat auf 7125 Metern klares Wetter mit Temperaturen von minus 33 Grad Celsius und mit Windgeschwindigkeiten von ca. 60 Stundenkilometern erwartet. Mackiewicz und Revol sind ohne Flaschensauerstoff unterwegs.

Gipfel des Pumori erreicht

Txikon und Co. auf dem Gipfel des Pumori

Der Spanier Alex Txikon und der Pakistani Muhammad Ali „Sadpara“ haben derweil am Samstag vis-à-vis dem Mount Everest den Siebentausender Pumori bestiegen. Gemeinsam mit den nepalesischen Teammitgliedern Nuri und Temba Bothe erreichten sie nach eigenen Angaben gegen Mittag Ortszeit den 7161 Meter hohen Gipfel. „Der Wind war sehr stark, aber es geht uns allen gut“, ließ Alex wissen. „Ein sehr technischer und in einigen Augenblicken auch gefährlicher Berg.“ Nach der Rückkehr ins Basislager wollen sich Txikon und Co. wieder ihrer eigentlichen Mission widmen, der Winterbesteigung des Everest ohne Flaschensauerstoff.

Polen am K 2 oberhalb von 6000 Metern

Am K 2, dem zweithöchsten Berg der Erde, arbeitet sich die polnische Winterexpedition langsam aufwärts. Am Samstag war ein mehrköpfiges Team damit beschäftigt, die Cesen-Route oberhalb von 6000 Metern mit Fixseilen zu sichern.

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Gipfelversuch am Nanga Parbat? https://blogs.dw.com/abenteuersport/gipfelversuch-am-nanga-parbat/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/gipfelversuch-am-nanga-parbat/#comments Thu, 18 Jan 2018 13:36:39 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=39247

Elisabeth Revol (l.) und Tomek Mackiewicz am Nanga Parbat

„Wir sind akklimatisiert. Wir versuchen, den Gipfel zu erreichen.” Mit diesen Worten wird Tomek Mackiewicz auf seiner Facebook-Seite zitiert. Nach rund zwei Wochen mit starkem Wind habe sich das Wetter am Nanga Parbat gebessert, die Bedingungen seien gut. Tomek und seine Kletterpartnerin Elisabeth Revol seien wahrscheinlich heute in Richtung ihres Materialdepots auf 6700 Metern aufgebrochen, heißt es weiter.

Abflauender Wind

Nanga Parbat

Der 43 Jahre alte Pole und die 37 Jahre alte Französin wollen die so genannte Messner-Route vollenden – „die einzige Route, die im Winter im Alpinstil möglich ist“, wie mir Tomek im vergangenen November schrieb. Diesen Weg durch die Nordostwand hatten im Jahr 2000 die Südtiroler Reinhold und Hubert Messner, Hanspeter Eisendle und Wolfgang Tomaseth bis auf eine Höhe von 7500 Metern erstmals begangen. Die Meteorologen sagen für die kommenden Tage am Nanga Parbat klares Wetter mit abnehmendem Wind voraus. So werden für Samstag am Gipfel auf 8125 Metern Temperaturen von minus 31 Grad Celsius und Windgeschwindigkeiten von rund 40 Stundenkilometern erwartet. Ab kommendem Dienstag soll der Wind noch weiter abflauen, dann soll es jedoch wieder etwas kälter werden.

K 2: Polen wollen Lager 1 einrichten

Einstieg zur Cesen-Route

Das polnische Team am K 2, dem ebenfalls in Pakistan gelegenen zweithöchsten Berg der Erde, blieb heute im Basislager. Am Freitag und Samstag wollen die Bergsteiger die Cesen-Route weiter sichern und Lager 1 auf 6200 Metern einrichten. Der 8611 Meter hohe K 2 ist der letzte noch verbliebene Achttausender, der noch nie im Winter bestiegen worden ist. Die polnische Expedition unter Leitung von Altmeister Krzysztof Wielicki will das ändern.

Zur Vorbereitung auf den Pumori

Alex Txikon im Anstieg am Pumori – im Hintergrund Everest, Lhotse und Nuptse (v.l.)

In Nepal hat derweil der Spanier Alex Txikon sein Basislager zu Füßen des Mount Everest in entgegengesetzter Richtung verlassen. Der 36 Jahre alte Baske stieg heute mit dem Pakistani Muhammad Ali „Sadpara“ sowie den Nepalesen Nuri and Temba Bhote am 7161 Meter hohen Pumori nach Lager 2 auf 6200 Metern auf. Das Trio will den Berg laut Alex in „minimalistischem und schnellem Stil“ besteigen, um sich weiter zu akklimatisieren. Anschließend werden sich Txikon und Co. wieder dem eigentlichen Ziel zuwenden, der Besteigung des Everest ohne Flaschensauerstoff. Der Spanier war am Montag mit fünf Sherpas nach Lager 2 auf 6500 Metern aufgestiegen.

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Lager 2 am Everest erreicht, Sturm an K 2 und Nanga Parbat https://blogs.dw.com/abenteuersport/lager-2-am-everest-erreicht-sturm-an-k-2-und-nanga-parbat/ Tue, 16 Jan 2018 11:13:18 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=39157

Alex Txikon im Everest-Hochlager (im Hintergrund rechts der Pumori)

Alex Txikon ist zufrieden mit den bisherigen Fortschritten auf seiner Winterexpedition am Mount Everest. Am Sonntag stieg der Spanier mit fünf Sherpas vom Basislager aus durch die zuvor angelegte Route durch den Khumbu-Eisbruch, übernachtete in Lager 1 auf 6050 Metern und erreichte am Montag Lager 2. „Ich bin sehr glücklich. Ich hätte nicht gedacht, dass wir insgesamt nur einen Tag brauchen würden, um Lager 2 auf 6500 Metern zu erreichen – und das mit einem kleinen Team von nur sechs Leuten“, sagt der 36-Jährige.

Fuß vom Gaspedal

Alex (l.) und seine Mitstreiter

„Ich denke, ich muss jetzt meinen Fuß vom Gaspedal nehmen und die Geschwindigkeit dosieren. Schließlich ist das kein 100-Meter-Lauf, sondern ein langer Marathon. Sechs sehr harte Tage liegen hinter uns, auf die wir sehr stolz sind.“ Txikon will zusammen mit dem pakistanischen Bergsteiger Muhammad Ali „Sadpara“ den Everest ohne Flaschensauerstoff besteigen. Gemeinsam mit dem Italiener Simone Moro war den beiden im Februar 2016 die prestigeträchtige Wintererstbesteigung des Nanga Parbat gelungen.

Abwarten im K2-Basislager

Windfahne am K 2

An den Achttausendern Pakistans wütet derzeit der Jetstream. Für den K 2 wurden heute am Gipfel auf 8611 Metern Windgeschwindigkeiten von bis zu 125 Kilometer pro Stunde erwartet, am höchsten Punkt des Nanga Parbat auf 8125 Metern von bis 110 km/h. Erst zum Wochenende hin soll sich der Sturm legen. Das bedeutet für die Winterexpeditionen an beiden Achttausendern: Abwarten im Basislager. Am Sonntag waren mehrere Bergsteiger des polnischen Teams am zweithöchsten Berg der Erde auf der Cesen-Route bis auf eine Höhe von 5700 Metern vorgedrungen. Für den heutigen Dienstag war eigentlich geplant, Lager 1 auf 5900 Metern anzulegen. Der GPS-Tracker der Expedition regte sich jedoch nicht. Der K 2 ist der letzte verbliebene Achttausender, der noch niemals im Winter bestiegen worden ist.

Nanga Parbat: Materialdepot auf 6700 Metern

Elisabeth Revol (l.) und Tomek Mackiewicz am Nanga Parbat

Vom Nanga Parbat meldete der pakistanische Expeditionsveranstalter „Alpine Adventure“, dass der Pole Tomek Mackiewicz und die Französin Elisabeth Revol wegen des starken Winds und extremer Kälte ins Basislager zurückgekehrt seien. Zuvor hätten sie ein Materialdepot auf 6700 Metern angelegt. Sie würden wieder aufsteigen, sobald es die Verhältnisse zuließen. Das sollte wohl gegen Ende der Woche sein.

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Winterexpeditionen: Kurz vor, über, weit über dem Basislager https://blogs.dw.com/abenteuersport/winterexpeditionen-kurz-vor-ueber-weit-ueber-dem-basislager/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/winterexpeditionen-kurz-vor-ueber-weit-ueber-dem-basislager/#comments Mon, 08 Jan 2018 15:53:18 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=39087

Polnisches K 2-Team am Concordiaplatz

Drei Winterexpeditionen zu Achttausendern, drei unterschiedlichen Phasen. In Pakistan erreichte das polnische Team unter Leitung von Krzysztof Wielicki heute nach dem Trekking über den Baltoro-Gletscher den Concordiaplatz und dürfte am morgigen Dienstag im Basislager zu Füßen des K 2, des letzten im Winter noch unbestiegenen Achttausenders, seine Zelte aufschlagen. Bereits vor sechs Tagen bezogen der Spanier Alex Txikon, der Pakistani Muhammad Ali „Sadpara“ und ihr nepalesisches Sherpa-Team das Basislager auf der Südseite des Mount Everest. Sie sind dabei, eine Route durch den Khumbu-Eisbruch zu legen. Wie schon im letzten Jahr beteiligt sich auch Alex an den Arbeiten (wie das Video unten zeigt).

Wie hoch waren Revol und Mackiewicz?

Die neuesten Informationen zur Winterexpedition am Nanga Parbat sind noch nicht bestätigt. Die russische Internetseite „russianclimb.com“ twitterte gestern, der Pole Tomek Mackiewicz und die Französin Elisabeth Revol hätten auf der so genannten „Messner-Route“ bereits Lager 3 auf 7300 Metern erreicht. Die Information stammt laut russianclimb von einem Mitarbeiter der pakistanischen Agentur, die für die beiden Bergsteiger aus dem Westen die Expedition organisiert hat.

Starker Wind

Nanga Parbat

Die Ehefrau Tomeks konnte mir gegenüber diese Angaben nicht bestätigen. Sie habe am Freitag erfahren, dass Mackiewicz und Revol bis auf eine Höhe von 6600 Meter aufgestiegen und dann wieder ins Basislager zurückgekehrt seien. Dort wollten sie warten, bis in einigen Tagen die starken Winde abgeflaut seien. Das würde sich mit der aktuellen Wettervorhersage für den Nanga Parbat decken. Die sagte für heute am 8125 Meter hohen Gipfel Windgeschwindigkeiten von 80 bis 90 Stundenkilometern voraus, für die kommenden drei Tage sogar von 100 bis 135 km/h. Das polnisch-französische Duo hatte bereits vor Weihnachten das Basislager auf der Diamir-Seite des Bergs erreicht.

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Mackiewicz will wieder auf den Nanga Parbat https://blogs.dw.com/abenteuersport/mackiewicz-will-wieder-auf-den-nanga-parbat/ Fri, 17 Nov 2017 16:22:54 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38581

Tomasz Mackiewicz

Tomeks Liebe zum Nanga Parbat grenzt fast schon an Manie. Sechs Winter in Folge, von 2011 bis 2016, hat der 8125 Meter hohe „Nackte Berg“ in Pakistan Tomasz Mackiewicz abgewiesen. Doch der 42 Jahre alte Pole gibt einfach nicht auf. Im kommenden Winter will er sich zum siebten Mal auf den Weg zum Nanga Parbat machen – wenn er das Geld zusammenbekommt. Tomek hat dafür im Internet erneut eine Crowdfunding-Aktion gestartet. „Geld ist immer ein Problem“, schreibt mir Mackiewicz. „Ich bin arm.“

Winter-Erstbesteigung gelang anderen

Gruppenbild 2016 – mit Tomek (r.)

Auch vor und während seiner letzten Nanga-Parbat-Expedition im Winter 2015/2016 hatte der vierfache Vater, der sein Geld als Automechaniker verdient, im Internet Spenden für sein Projekt gesammelt. Damals hatte er mit seiner französischen Teampartnerin Elisabeth Revol eine Höhe von 7500 Metern erreicht. Nachdem Mackiewicz und Revol ihre Expedition abgebrochen hatten, war dem Spanier Alex Txikon, dem Italiener Simone Moro und dem Pakistani Muhammad Ali „Sadpara“ am 26. Februar 2016 die historische Winter-Erstbesteigung des Nanga Parbat gelungen. Mackiewicz hatte hinterher den Gipfelerfolg angezweifelt und zudem Moro beschuldigt, dieser habe Tomeks Expedition in Pakistan boykottieren wollen.

Moro kritisiert Low-Budget-Taktik

Mackiewicz im Aufstieg

Der Italiener wies den Vorwurf in einem Interview der polnischen Webseite „mountainportal.com“ entschieden zurück – mit dem Hinweis, Tomek stehe bei einigen seiner Erklärungen offenbar unter Medikamenten- und/oder Alkoholeinfluss. Eine nicht ganz feine Replik, schließlich macht Mackiewicz kein Geheimnis daraus, dass er als junger Erwachsener heroinabhängig war und Jahre der Rehabilitation brauchte, um von der Droge loszukommen. In seinem kürzlich erschienenen Buch „Nanga im Winter“ kritisierte Moro zudem die Low-Budget-Taktik des Polen, der „fanatisch auf jeglichen Komfort“ verzichte: „Es hat nicht viel Sinn, bei schlechtem Wetter aufzubrechen, sich in die Bredouille zu bringen und zum Beispiel eine Woche in einem Notbiwak im Schnee ohne Nahrung zu verbringen, wenn man es vermeiden kann.“

„Reiner Alpinstil“

Beste Freunde werden Moro und Mackiewicz wohl nicht mehr. Als ich den Polen nach seiner Motivation frage, nachdem sich Txikon, Moro und Ali „Sadpara“ doch schon als Winter-Erstbesteiger des Nanga Parbat verewigt haben, antwortet Tomek mit einem Seitenhieb gegen den Italiener: „Meine Motivation, den Nanga Parbat zu besteigen, existierte schon lange, bevor Simone dort eintraf. Seine Motivation war, der Erste zu sein, meine ist es, den Berg im reinen Alpinstil im Winter zu besteigen.“

Auf Buhls Spuren

Hermann Buhl

Wie schon 2014/2015 und 2015/2016 will Mackiewicz bei seinem siebten Anlauf erneut versuchen, die so genannte „Messner“-Route zu vollenden, laut Tomek „die einzige Route, die im Winter im Alpinstil möglich ist“. Diesen Weg durch die Nordostwand hatten im Jahr 2000 die Südtiroler Reinhold und Hubert Messner, Hanspeter Eisendle und Wolfgang Tomaseth bis auf eine Höhe von 7500 Metern erstmals begangen. Weiter oben gebe es zwei Möglichkeiten, sagt Tomek: „Mein Traum ist es, über die Hermann-Buhl-Route (der Österreicher Buhl bestieg 1953 als Erster den Nanga Parbat, die letzten 1300 Meter im Alleingang) weiter zum Gipfel zu steigen.“ Als Alternative komme in Frage, nach rechts in Richtung der Kinshofer-Route zu queren und auf dem Normalweg zum höchsten Punkt zu gelangen.

Hermann Buhl über seinen Alleingang zum Gipfel des Nanga Parbat

Wieder mit Revol?

Elisabeth und Tomek

Mackiewicz will wie bei seinen letzten beiden Versuchen mit Elisabeth Revol aufsteigen. Dass die Französin wirklich zugesagt habe, wollte (oder durfte) mir Tomek nicht bestätigen. Auch Revol verriet mir nicht, was sie für den kommenden Winter plane. Wenn ich jedoch wetten müsste, würde ich darauf setzen, dass es erneut ein Team Mackiewicz/Revol am Nanga Parbat geben wird. In diesem Jahr hatte Elisabeth zunächst vergeblich versucht, im Winter den Manaslu zu besteigen. Im Frühjahr war sie dann am Makalu bis zum 8445 Meter hohen Vorgipfel aufgestiegen, hatte den 8516 Meter hohen Gipfel des Lhotse erreicht und war am Mount Everest – wie immer ohne Flaschensauerstoff aufsteigend – bei schlechtem Wetter auf halbem Weg zwischen dem knapp 8000 Meter hohen Südsattel und dem höchstem Punkt auf 8850 Metern umgekehrt.

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Gemischte Bilanz https://blogs.dw.com/abenteuersport/gemischte-bilanz/ Mon, 29 May 2017 10:36:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36477

Nordroute am Mount Everest

Der Everest hat am Wochenende noch einmal seine Zähne gezeigt – und das ausgerechnet an jenem Tag, als gleich acht Bergsteiger ohne Flaschensauerstoff den Aufstieg zum höchsten Punkt in Angriff nahmen. Anders als erwartet, erschwerten am Samstag starke Windböen und Schneefall im Gipfelbereich den Aufstieg. Die Bilanz: zwei Gipfelerfolge ohne Atemmaske auf der Nordseite, einer auf der Südseite. Zwei Bergsteiger, die doch noch zu Flaschensauerstoff griffen und ebenfalls den höchsten Punkt auf 8850 Metern erreichten. Und drei Gipfelaspiranten, die aus Sorge um ihre Gesundheit umkehrten.

Achter Achttausender für Wenzl

Latorre, Wenzl und Graziani (v.l.)

Alle diese Bergsteiger sind wohlbehalten in den Basislagern angekommen – was die wichtigste aller Nachrichten ist. Der einzige, der am Samstag von Süden her den Gipfel ohne zusätzlichen Sauerstoff erreichte, war der Österreicher Hans Wenzl. Für den 46 Jahre alten Kärntner war der Everest der achte Achttausender nach Broad Peak, Nanga Parbat, Gasherbrum I und II, Manaslu, Cho Oyu und Makalu. Allesamt hat er sie ohne Flaschensauerstoff bestiegen. Wenzl erreichte den Gipfel nach spanischen Medienberichten gegen Samstagmittag, einige Stunden nach Ferran Latorre, der wegen der widrigen Wetterverhältnisse – wie berichtet – doch noch zur Atemmaske gegriffen hatte. Der 46-Jährige Katalane komplettierte am Everest seine Achttausender-Sammlung. Die anderen 13 Achttausender hatte Ferran ohne Flaschensauerstoff bestiegen. Der Franzose Yannick Graziani kehrte auf 8500 Metern um – seine Landsfrau Elisabeth Revol „auf halbem Weg“ auf der Gipfeletappe, wie sie heute auf Facebook schreibt: „Aber es war ein unglaublich schönes und intensives Abenteuer.“

Doppelbesteigung ohne Atemmaske

Kilian Jornet am Everest

Auf der Nordseite stieg der Spanier Kilian Jornet am Samstag zum zweiten Mal innerhalb einer Woche ohne Flaschensauerstoff zum Gipfel auf: in einem Zug vom vorgeschobenen Basislager auf 6400 Metern aus. Nach 17 Stunden erreichte er den Gipfel. Es sei hart gewesen, sich bei dem Wind schnell zu bewegen, sagte der 29-Jährige: „Ich denke, den Everest zweimal innerhalb einer Woche ohne Sauerstoff bestiegen zu haben, eröffnet eine neuen Raum der Möglichkeiten im Alpinismus, und ich bin wirklich glücklich, es geschafft zu haben.“ Ohne Kilians großartige Leistung schmälern zu wollen – aber das Kunststück der Doppelbesteigung des Everest innerhalb einer Woche war 2007 auch schon Pemba Dorje Sherpa gelungen, damals ebenfalls von Norden aufsteigend.

„Nur Schmerz und Dankbarkeit“

Ballinger auf dem Gipfel

Glücklich war auch der US-Amerikaner Adrian Ballinger, der am Samstag nach sechs Everest-Gipfelerfolgen mit Sauerstoff erstmals „oben ohne“ auf dem Dach der Welt stand. „Es gäbe so viel mehr zu sagen, aber mein Gehirn ist nicht bereit, irgendetwas anderes zu empfinden als Schmerz und Dankbarkeit“, schrieb der 41-Jährige auf Instagram. Sein Begleiter Cory Richards, der sich nicht wohl fühlte, hatte Flaschensauerstoff genutzt, um Ballinger weiter unterstützen zu können.

Umkehr kurz vor dem Second Step

Der Deutsche Ralf Dujmovits kehrte nach eigenen Angaben auf einer Höhe von 8580 Metern um, kurz vor dem Second Step, der markantesten Felsstufe auf dem Nordostgrat. Der 55-Jährige entschloss sich zum Abbruch des Gipfelversuchs, als er bei Wind und Schneefall begann, das Gefühl in den Händen und Füßen zu verlieren. Eine umsichtige Entscheidung. Ralf versuchte bereits zum achten Mal, den Gipfel ohne Flaschensauerstoff zu erreichen. Bei seiner erfolgreichen Besteigung im Herbst 1992 hatte der bisher einzige Deutsche, der auf allen 14 Achttausendern stand, bei schlechtem Wetter oberhalb des Südsattels Flaschensauerstoff geatmet. Die anderen Achttausender hatte Dujmovits ohne Atemmaske bestiegen.

Versucht es Kuriki noch einmal?

Der Japaner Nobukazu Kuriki stieg am Sonntag auf der Südseite erneut nach Lager 2 auf 6400 Metern auf. Der 34-Jährige hatte nach seinem auf dem Westgrat abgebrochenen Versuch in der vergangenen Woche erklärt, er wolle noch einmal aufsteigen. Der Wetterbericht sagt für die kommenden Tage leichten Schneefall und Wind mit Geschwindigkeiten zwischen 20 und 30 Stundenkilometern voraus.

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Dujmovits kehrt am Everest auf 8500 Metern um https://blogs.dw.com/abenteuersport/dujmovits-kehrt-auf-8500-metern-auf/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/dujmovits-kehrt-auf-8500-metern-auf/#comments Sat, 27 May 2017 10:42:40 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36461

Ralf Dujmovits

Wie schade! Ralf Dujmovits hat sich seinen Traum nicht erfüllen können, im achten Anlauf doch noch den Mount Everest ohne Flaschensauerstoff zu erfüllen. Der 55-Jährige kehrte auf 8500 Metern um. Von Lager 3 auf 8300 Metern aus rief er per Satellitentelefon seine Lebensgefährtin, die kanadische Bergsteigerin Nancy Hansen an. „Er musste auf 8500 m umkehren, weil ein Sturm aufzog: 40 km/h Windböen mit Schnee. Er war dabei, das Gefühl in seinen Händen und Füßen zu verlieren“, schrieb Nancy auf Facebook. Er werde zusammenpacken und so weit wie möglich herunter steigen. „Wie ihr euch vorstellen könnt, ist er extrem enttäuscht. Das Wetter hat einen Gipfelerfolg einfach nicht zugelassen.“ Ralf umsichtige Entscheidung verlangt Respekt und zeigt, dass er noch Herr seiner Sinne war.

Noch alle Finger und Zehen

Gipfel des Mount Everest (vom Nordostgrat aus gesehen)

Dujmovits bestieg als bisher einziger Deutscher alle 14 Achttausender, lediglich am Everest griff er im Herbst 1992 oberhalb des Südsattels bei schlechtem Wetter zur Atemmaske. Das hat Ralf immer als Makel seiner bergsteigerischen Bilanz empfunden, den er so gerne beseitigen wollte. Doch dieser achte Versuch sollte nach seinen Worten sein „definitiv letzter“ sein. Ziemlich knapp hat er heute sein sportliches Ziel verpasst, doch seiner Grundmaxime ist er treu geblieben: Wichtiger ist es, gesund wieder herunterzukommen. Mit einem gewissen Stolz verweist Ralf darauf, dass er auch nach über drei Jahrzehnten Expeditionen zu den Achttausendern noch alle Finger und Zehen hat – ganz zu schweigen davon, dass er – im Gegensatz zu einigen Weggefährten – seine Abenteuer überlebt hat.

Später Griff zur Flasche

Die US-Amerikaner Adrian Ballinger und Cory Richards erreichten heute über die Nordroute den 8850 Meter hohen Gipfel. Cory griff beim Aufstieg jedoch zu Flaschensauerstoff, weil er sich nicht wohl fühlte, seinen Freund Adrian aber weiter unterstützen wollte. Richards hatte 2016 den Gipfel ohne Atemmaske erreicht, Ballinger hatte damals umdrehen müssen.

Latorre macht die 14 voll

Everest-Südseite

Von der Südseite aus erreichten nach spanischen Medienberichten der Spanier Ferran Latorre und der Österreicher Hans Wenzl den Gipfel. Latorre sagte nach seiner Rückkehr zum Südsattel, er habe im Gipfelbereich Flaschensauerstoff benutzt: „Es war zu hart.“ Ob auch Wenzl zur Atemmaske griff, ist noch nicht bekannt. Latorre hat mit seinem Erfolg am Everest seine Achttausender-Sammlung vervollständigt. Die anderen 13 Gipfel hatte er ohne zusätzlichen Sauerstoff erreicht.

Graziani und Sangay drehen um

Der Franzose Yannick Graziani und der Sherpa Dawa Sangay waren auf 8500 Metern umgekehrt. „Zu viel Schnee, zu viel Wind, man friert fast an Ort und Stelle ein. Zu riskant ohne Sauerstoff“, sagte Yannick hinterher. Noch gibt es keine Informationen, ob die Französin Elisabeth Revol den Gipfel erreicht hat. Auch sie wollte heute ohne Atemmaske auf den höchsten Berg der Erde steigen. In diesem Frühjahr hatte Elisabeth bereits am Achttausender Makalu den Vorgipfel erreicht und anschließend den Lhotse bestiegen.

P.S. Ich werde für den Rest des Tages offline sein und kann deshalb am heutigen Samstag keine weiteren Updates liefern. (15 Uhr MESZ)

Update, 28. Mai: Nachtrag zu den Ereignissen am Everest: Hans Wenzl hat gestern als einziger auf der Südseite den Gipfel ohne Flaschensauerstoff erreicht. Ferran Latorre hatte weit oben zur Atemmaske gegriffen. Beide übernachteten am Südsattel und sind heute abgestiegen. Elisabeth Revol hat gestern wegen der widrigen Wetterverhältnisse „nicht weit vom Gipfel“, wie sie schreibt, umgedreht. Auf der Nordseite erreichte Kilian Jornet zum zweiten Mal innerhalb einer Woche den Gipfel ohne Atemmaske. Ralf Dujmovits stieg gestern den ganzen Weg von seinem Umkehrpunkt auf 8500 Metern bis in vorgeschobene Basislager ab, heute ging es weiter zum Chinese Base Camp. Auch Adrian Ballinger und Cory Richards erreichten nach ihrem Gipfelerfolg noch gestern das ABC.

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https://blogs.dw.com/abenteuersport/dujmovits-kehrt-auf-8500-metern-auf/feed/ 3
Nächste Station: Everest, Gipfel https://blogs.dw.com/abenteuersport/naechste-station-everest-gipfel/ Fri, 26 May 2017 14:56:22 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36437

Everest-Gipfel von Norden aus

Ralf Dujmovits ist seinem großen Ziel ganz nahe. Im achten Anlauf will der 55-Jährige endlich den Mount Everest ohne Flaschensauerstoff besteigen. Rund acht Stunden Aufstieg trennen Ralf noch vom höchsten Punkt der Erde auf 8850 Metern – wenn alles passt. Heute erreichte Dujmovits nach Angaben seiner Lebensgefährtin Nancy Hansen auf der tibetischen Normalroute Lager 3 auf 8300 Metern, von wo er sich per Satellitentelefon bei ihr meldete. Eine Stunde lang habe dort oben ein Gewitter gewütet, berichtete Ralf der Kanadierin. Er habe für die 600 Höhenmeter von Lager 2 aus fünf Stunden gebraucht. „Er fühlt sich ein bisschen müde, aber er klingt sehr präsent und normal“, schreibt Nancy auf Facebook. „Er wird nun eine Menge trinken, sich dann ein paar Stunden ausruhen und am Samstag um 1 Uhr nepalesischer Zeit (in Deutschland 21.15 Uhr am Freitag) Richtung Gipfel aufbrechen.“

Wenig Wind am Gipfeltag erwartet

Der Wetterbericht sagt für Samstag früh wenig Wind und leichten Schneefall voraus, bei Temperaturen um minus 25 Grad Celsius. Am Nachmittag soll der Schneefall stärker werden. Dujmovits hat als bisher einziger Deutscher alle 14 Achttausender bestiegen, einzig am Everest griff er im Herbst 1992 bei schlechtem Wetter oberhalb des Südsattels zur Atemmaske. Das wurmt ihn noch heute. Der aktuelle Everest-Versuch ohne Flaschensauerstoff soll, so Ralf zu mir vor der Abreise, sein „definitiv letzter“ sein. Ich drücke ihm ganz fest die Daumen.

Maske, um Luft zu befeuchten

Eigenwillige Maske

Auch die US-Amerikaner Adrian Ballinger und Cory Richards haben bei ihrem Versuch ohne Flaschensauerstoff auf der Nordseite Lager 3 erreicht. „Es war hart, hierhin zu kommen. Jetzt habe ich Angst“, räumt Adrian auf Instagram ein. Auf dem Bild trägt Ballinger eine Maske vor dem Mund, die nach seinen Worten dafür sorgen soll, dass die Atemluft befeuchtet wird.

 

Latorre und Co. auf dem Südsattel

Sangay, Wenzl, Latorre, Graziani (v.l.n.r.)

Auch auf der Südseite des Everest laufen die Gipfelversuche der Bergsteiger, die ohne Flaschensauerstoff aufsteigen, bisher nach Plan. Der Spanier Ferran Latorre, der Franzose Yannick Graziani und der Österreicher Hans Wenzl erreichten den Südsattel auf 7950 Metern. Begleitet werden sie von dem Sherpa Dawa Sangay. Ein kurzes Video, das Ferran auf Twitter postete, zeigt starke Böen und Schneefall. Darüber berichtete auch die Französin Elisabeth Revol, die bei ihrem Versuch ohne Atemmaske heute von Lager 2 auf 6400 Metern bis zum Südsattel aufstieg.

Klein drehte um

Die heute noch recht widrigen Wetterverhältnisse stoppten den Gipfelversuch des Ungarn David Klein, der – wie ich erst gestern erfuhr – auf der Südseite ohne Atemmaske aufgestiegen war. Auf einer Höhe von etwa 8100 Metern kehrten David und zwei Sherpas, die ihn filmen sollten, um, weil der Wind zu stark wurde. Es war bereits Davids neunter Everest-Versuch ohne Flaschensauerstoff. Bei seinem bisher erfolgreichsten war der Ungar 2014 auf der Nordseite bis auf eine Höhe von 8650 Metern gelangt.

Erste Bilanz

Auch wenn noch einige wenige kommerzielle Teams am Berg unterwegs sind, haben die nepalesischen Behörden bereits eine erste Bilanz der Frühjahrssaison am Everest gezogen. Nach Angaben des Tourismusministeriums in Kathmandu erreichten bisher mehr als 450 Menschen, von Süden her aufsteigend, den Gipfel, darunter rund 200 ausländische Bergsteiger aus 29 Ländern.

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Everest ohne Flaschensauerstoff: Alles nach Plan https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-ohne-sauerstoff-alles-nach-plan/ Thu, 25 May 2017 12:42:54 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36417

Ralf Dujmovits oberhalb des Nordsattels

Bisher laufen die Gipfelversuche der Bergsteiger, die in diesen Tagen den Mount Everest ohne Flaschensauerstoff angehen, nach Plan (bis auf eine Ausnahme, dazu später). Ralf Dujmovits erreichte heute nach Angaben seiner Lebensgefährtin Nancy Hansen auf der tibetischen Nordseite des höchsten Bergs der Erde Lager 2: „Er hat mich gerade aus einer Höhe von 7700 Metern angerufen, er wird dort die Nacht verbringen“, schreibt die kanadische Bergsteigerin auf Facebook. „Im Augenblick ist es stürmisch, aber der Wind soll abflauen. Morgen wird er bis auf eine Höhe von 8300 Metern aufsteigen. Er fühlt sich gut.“ Der 55-Jährige hat bereits – als einziger Deutscher bisher – alle 14 Achttausender bestiegen. Lediglich am Everest hatte er 1992 zur Atemmaske gegriffen. Der aktuelle Versuch ohne Flaschensauerstoff ist sein achter und nach eigenen Worten „definitiv letzter“.

Wenig überraschendes Unwohlsein

Everest-Nordseite

Auch die beiden US-Amerikaner Adrian Ballinger und Cory Richards sind auf der Nordroute in Lager 2 eingetroffen. „Ich fühle mich gerade ein bisschen unwohl (Kopfschmerzen, Übelkeit), aber das war zu erwarten“, schreibt Adrian auf Instagram. Ballinger, Chef des Veranstalters Alpenglow Expeditions hat den Everest bereits sechsmal mit Kunden bestiegen, immer mit Atemmaske. Einen Versuch ohne Flaschensauerstoff im Frühjahr 2016 hatte er abbrechen müssen – im Gegensatz zu Richards, der bis zum Gipfel aufgestiegen war.

Chillen auf 7300 Metern

Everest-Südseite

Auf der nepalesischen Südseite verbringen der Franzose Yannick Graziani und der Spanier Ferran Latorre die Nacht auf Freitag in Lager 3 auf 7300 Metern. „Das Wetter ist schön und sehr warm“, sagte Yannick. Und auch Ferran fühlt sich wohl: „Ich chille in Lager 3. Dem Gipfel des Everest ein Stück näher und damit meinem Traum.“ Erreicht Latorre den höchsten Punkt auf 8850 Metern, hat er alle Achttausender ohne Flaschensauerstoff bestiegen. Begleiter werden Graziani und Labore vom Österreicher Hans Wenzl und vom Sherpa Daway Sangay. Für Wenzl wäre der Everest der neunte Achttausender, allesamt ohne  ohne Flaschensauerstoff bestiegen. Elisabeth Revol meldete sich derweil aus Lager 2 auf 6400 Metern. „Mir geht es gut“, schrieb die Französin auf Facebook. Morgen will sie bis zum Südsattel auf 7950 Metern aufsteigen, wo sie dann voraussichtlich auf Graziani, Labore, Wenzl und Sangay treffen wird.

Kuriki kündigt neuen Versuch an

Der Japaner Nobukazu Kuriki hat seinen Gipfelversuch über die Hornbein-Route – also über den Westgrat und durch das Hornbein-Couloir in der Nordwand zum Gipfel – abgebrochen und ist ins Basislager auf der nepalesischen Südseite abgestiegen. Der 34-Jährige kündigte für die kommenden Tage einen weiteren Versuch an. „Es ist noch nicht vorbei“, sagte Nobukazu.

Wer sind die vier Toten?

Verwirrung herrscht um die Identität der vier Bergsteiger, die gestern in einem Zelt am Südsattel tot aufgefunden worden waren. Möglicherweise handele es sich bei ihnen um Vermisste aus dem Vorjahr, mutmaßten nepalesische Offizielle. Die vier Bergsteiger, die man eigentlich für die Opfer gehalten hatte, sollen wohlbehalten im Basislager eingetroffen sein.

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