Kripasur Sherpa – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Die eigentlich Blinden am Everest sind die Unerfahrenen https://blogs.dw.com/abenteuersport/die-eigentlich-blinden-am-everest-sind-die-unerfahrenen/ Mon, 05 Oct 2015 14:31:39 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30765 Südseite des Mount Everest

Südseite des Mount Everest

Die nepalesische Regierung hat ein Fass aufgemacht, dessen Inhalt ihr jetzt um die Ohren spritzt. Vor einer Woche kündigte Tourismusminister Kripasur Sherpa schärfere Regeln zur Vergabe von Permits für den Mount Everest an. Die Regierung erwägt Altersgrenzen – ab 18, bis 75 Jahre – und will seltener als bisher Genehmigungen für behinderte Bergsteiger ausstellen. „Körper- oder sehbehinderte Menschen brauchen normalerweise jemanden, der sie hochträgt, das ist kein Abenteuer“, sagte der Minister. „Nur diejenigen, die selbstständig laufen können, werden künftig eine Erlaubnis erhalten.“ Der US-Amerikaner Erik Weihenmayer, der 2001 als erster Blinder den Mount Everest bestieg, ist empört. Das spreche für die Vorurteile, die in der nepalesischen Regierung verbreitet seien. „Es ist eine Schande, dass der Tourismusminister die Tragödien der letzten beiden Jahre dazu nutzt, um die verschwindend kleine Zahl behinderter Bergsteiger als Sündenböcke abzustempeln und eine Politik einzuleiten, die das Problem nicht lösen würde“, schreibt Weihenmayer auf Facebook. „Offen gesagt, sind Bergsteiger mit besonderen Einschränkungen wie einer Behinderung, Alter oder ähnlichem doch sogar gezwungen,  besser vorbereitet und vorsichtiger bei ihren Entscheidungen zu sein.“

Erst der Kibo, dann der Everest

Andy Holzer

Andy Holzer

Das sieht auch der blinde österreichische Bergsteiger Andy Holzer so. „Ich denke, dass sehr wenige Bergsteiger am Everest so exakt auf ihre ganz spezielle Herausforderung Everest vorbereitet sind wie das behinderte Abenteurer mit ihrem persönlichen Team sind bzw. sein müssen“, schreibt mir der 49-Jährige. „Das Problem sind wohl eher die Bergsteiger, die am Everest zum ersten Mal Steigeisen anziehen und darüber ganz erstaunt sind.“ Andy war im Frühjahr 2014 auf der nepalesischen Südseite und in diesem Jahr auf der tibetischen Nordseite des Mount Everest, um sich am höchsten Berg der Erde zu versuchen. Beide Male musste er unverrichteter Dinge wieder heimreisen: 2014 wegen des Lawinenunglücks im Khumbu-Eisbruch, 2015 wegen der Folgen des Erdbebens vom 25. April. In Nepal habe er im vergangenen Jahr Everest-Aspiranten getroffen, die ganz stolz verkündeten, sie hätten schon den Kilimandscharo bestiegen und der Everest würde jetzt der zweite Berg in ihrer Seven-Summits-Sammlung, sagt Andy: „Solche Tatsachen geben mir eher zu denken. Und da kann ich auch verstehen, dass nicht jeder jederzeit auf den Everest gehört.“

Kompetenz sollte entscheiden

Ins gleiche Horn stößt der Neuseeländer Mark Inglis, der 2006 als erster beidseitig Beinamputierter den Everest bestieg. „Wenn man die Daten über die Jahre analysiert, stellt man fest, dass nicht die behinderten oder älteren Bergsteiger das Problem sind, sondern die unerfahrenen“, sagte Mark dem kanadischen Sender CBC. „Wir sollten die Leute danach sortieren, wie kompetent sie am Berg sind.“ Er könne versichern, dass niemand ihn damals auf den Everest getragen habe. „Es so hinzustellen, dass jeder behinderte Bergsteiger hinaufgetragen werden muss, ist schlichtweg falsch. Es sollten nur Leute dort hinaufsteigen, die es aus eigener Kraft können.“

]]>
Strengere Regeln für Everest-Permits? https://blogs.dw.com/abenteuersport/strengere-regeln-fuer-everest-permits/ Mon, 28 Sep 2015 15:59:52 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30693 Tourismusminister Kripasur Sherpa bei seiner Rede am Sonntag

Tourismusminister Kripasur Sherpa

Die nepalesische Regierung will dafür sorgen, dass der Mount Everest wieder ernst genommen wird. Bei einer Veranstaltung in Kathmandu anlässlich des Welt-Tourismustages sagte Tourismusminister Kripasur Sherpa am Sonntag, neue Altersgrenzen und andere strengere Vorschriften für die Vergabe von Everest-Besteigungsgenehmigungen (Permits) seien in Arbeit. Es werde daran gedacht, nur noch Bergsteiger im Alter zwischen 18 und 75 Jahren auf den höchsten Berg der Erde zu lassen.

Everest-Besteiger zwischen 13 und 80

Die bisher gültige Regelung besagt, „dass keine Permits für Personen jünger als 16 Jahre erteilt werden“. Eine obere Altersgrenze gibt es bisher nicht. Der jüngste Everest-Besteiger aller Zeiten war der US-Amerikaner Jordan Romero, der den Gipfel 2010 im Alter von 13 Jahren und zehn Monaten erreichte, der älteste im Jahr 2013 der Japaner Yuichiro Miura mit 80 Jahren und sieben Monaten. Vor kurzem hatte die Familie des noch elfjährigen Amerikaners Tyler Armstrong angekündigt, dass er im nächsten Frühjahr versuchen werde, den Everest zu besteigen.

Keine Permits für alle, „die nicht selbst gehen können”

Südseite des Mount Everest

Südseite des Mount Everest

Kripasur Sherpa brachte auch mögliche Einschränkungen für körperbehinderte Bergsteiger ins Spiel. „Wir werden keine Permits mehr für Leute mit schweren Behinderungen ausstellen, die nicht in der Lage sind, selbst auf den Everest zu steigen“, sagte der Minister. Der zuständige Abteilungsleiter Govinda Karki wurde noch deutlicher. „Wir denken nicht, dass wir Permits an Leute ausgeben sollten, die nicht sehen oder gehen können oder die keine Arme haben“, sagte Karki der Nachrichtenagentur AFP. „Den Everest zu besteigen, ist schließlich kein Scherz. Es handelt sich nicht um Diskriminierung. Wie kann man ohne Beine klettern? Irgendwer muss dich hoch ziehen.” Körperbehinderten Bergsteigern dürften diese Worte nicht schmecken. Es haben in der Vergangenheit bereits einige Bergsteiger trotz Blindheit oder auch mit Arm- oder Beinprothesen den Gipfel des Mount Everest erreicht.

Mindestens einmal über 6500 Metern

Die Regierung will auch sehr unerfahrene Bergsteiger vom Everest fernhalten. Jeder sollte eine Höhe von mindestens 6500 Metern erreicht haben, bevor er sich am Everest versuche, sagte Karki.
Ähnliche Ankündigungen strengerer Permit-Regeln hat es auch in früheren Jahren schon gegeben, am Ende jedoch geschah nichts. Also, abwarten und Tee trinken!

]]>
PR mit Permit https://blogs.dw.com/abenteuersport/pr-mit-permit/ Tue, 25 Aug 2015 20:06:25 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30425 Begeisterung in Nepal um Bergsteiger Kuriki

Begeisterung in Nepal um Bergsteiger Kuriki

Die Verzweiflung in Nepal muss groß sein. Anders ist nicht zu erklären, dass die Regierung in Kathmandu dieser Tage eine Pressekonferenz einberufen hat, nur um ein Permit für eine Expedition zu übergeben. Aus der Hand von Tourismusminister Kripasur Sherpa erhielt der Japaner Nobukazu Kuriki die schriftliche Erlaubnis, in diesem Herbst den Mount Everest zu besteigen. „Kuriki geht in einer Zeit bergsteigen, in der es in der Welt Verwirrung über die Sicherheit des Landes nach dem Erdbeben gibt“, sagte der Minister. „Er gibt ein Beispiel dafür ab, das Land wieder zu besuchen.“ Ins gleiche Horn stieß auch der 33 Jahre alte japanische Bergsteiger: „Ich besteige den Berg, um Nepal in dieser schwierigen Zeit beizustehen und die Botschaft zu verbreiten, dass das Land für Touristen sicher ist.“

Kuriki will – wie berichtet – versuchen, den Everest über die nepalesische Seite zu besteigen, nachdem die chinesischen Behörden allen Expeditionen in Tibet die kalte Schulter gezeigt hat. Heute ist Kuriki von Kathmandu aus ins Khumbu-Gebiet geflogen, um sich dort zu akklimatisieren. Bei seinem letzten Versuch, den Everest im Herbst zu besteigen, hatte sich der Japaner 2012 schwere Erfrierungen zugezogen, neun Fingern hatten amputiert werden müssen. Wie damals will Kuriki auch diesmal alleine und ohne Flaschensauerstoff aufsteigen. Die „Icefall doctors“ präparieren für ihn den Weg durch den Khumbu-Eisfall.

Eine Handvoll Expeditionen

Trekkingroute zum Mount Everest

Trekkingroute zum Mount Everest

Die PR-Offensive der nepalesischen Regierung hat nichts damit zu tun, dass sie Kurikis Versuch angesichts seiner Vorgeschichte für besonders bewundernswert oder sportlich herausragend und deshalb unterstützungswürdig hielte. Die Verantwortlichen in Kathmandu befürchten vielmehr, dass der Tourismusmarkt nach dem Erdbeben in der Herbstsaison um die Hälfte einbricht. Nicht viel mehr als eine Handvoll Permits hat sie für Herbst-Expeditionen ausstellen müssen. Das alleine wäre noch nicht dramatisch, doch auch die Nachfrage nach Trekkingtouren in Nepal, Haupteinnahmequelle in der Nach-Monsun-Zeit, war mäßig.

Licht am Horizont

Das bestätigt auch meine Anfrage bei deutschen Veranstaltern. Amical Alpin verzeichnet für den Herbst einen Rückgang der Buchungen von Trekkingreisen nach Nepal von etwa 30 Prozent, bei Expeditionen von 50 Prozent. Auch der DAV Summit Club beziffert den Markteinbruch für Nepal auf etwa 50 Prozent. Beide Agenturen sehen jedoch Licht am Horizont. „Seit einigen Wochen können wir feststellen, dass Nepal und hier vor allem die Annapurna-Region und das Everest-Gebiet wieder verstärkt nachgefragt werden“, schreibt mir Marcus Herrmann, Produktmanager beim Summit Club. „Für das Frühjahr 2016 gehen wir von einer deutlichen Belebung aus.“ Auch Amical registriert seit Anfang August wieder Buchungen für Nepal und ist für die nächste Saison „guter Dinge“. Dem gebeutelten Land und seinen von der Katastrophe geschlagenen Menschen wäre es zu wünschen. Vielleicht ist die Regierung in Kathmandu dann auch nicht mehr gezwungen, Presserummel um Permits zu veranstalten.

]]>
Jetzt nach Nepal? Unbedingt! https://blogs.dw.com/abenteuersport/jetzt-nach-nepal-unbedingt/ Thu, 20 Aug 2015 12:12:46 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30395 Nepal-nowDas finanzielle Nachbeben ist wohl unausweichlich. Doch es gilt, die Erschütterungen für Nepal in Grenzen zu halten. Die herbstliche Trekking-Saison steht vor der Tür, und es zeichnet sich ein dramatischer Einbruch der Besucherzahlen um 50 Prozent ab. “Die Zahl ausländischer Touristen ist nach dem Erdbeben zurückgegangen“, sagt Tourismusminister Kripasur Sherpa. „Dies stellt eine große Belastung dar, denn der Tourismus ist für die nepalesische Wirtschaft und das Volk sehr wichtig.“ Die Regierung weist darauf hin, dass internationale Experten die beliebtesten Trekkingrouten des Landes, die Annapurna-Runde und den Everest Base Camp Trek, für unbedenklich erklärt haben. „Touristen setzen sich nun keinem erhöhten Risiko mehr aus“, erklärt Kripasur Sherpa. „Fast 80 Prozent Nepals und die meisten touristischen Ziele waren vom Erdbeben nicht betroffen.“

Falsche Eindrücke

Das Erdbeben vom 25. April und die zahlreichen Nachbeben haben den Himalaya-Staat, der ohnehin schon zu den ärmsten Ländern der Welt gehört, ins Mark getroffen. Nach offiziellen Angaben kamen fast 9000 Menschen kamen ums Leben, mehr als 22.000 wurden verletzt, über 500.000 Häuser wurden zerstört, zahlreiche Straßen und Wege sind noch heute unpassierbar. Das Beben lenkte zunächst die geballte internationale Aufmerksamkeit auf Nepal. Dann aber geschah, was häufig nach Katastrophen passiert: Die Erdbeben-Folgen verschwinden aus den Hauptnachrichten, das Interesse lässt nach, die Welle der Hilfsbereitschaft und Solidarität ebbt ab. Und es verfestigen sich Eindrücke, die mit der Wirklichkeit oft wenig oder gar nichts zu tun haben.

Nicht gerade up to date

Gorak Shep nahe dem Everest-Basislager

Gorak Shep nahe dem Everest-Basislager

So scheinen viele zu glauben, dass ganz Nepal am Boden liegt, in absehbarer Zeit nicht mehr aufsteht und dass man deshalb einen großen Bogen um das Land machen sollte. Dazu trugen auch die Reisewarnungen vieler westlicher Regierungen für Nepal bei, die ungebührlich lange in unveränderter Form bestehen blieben. Inzwischen wurden die meisten Warnungen aufgehoben oder abgeschwächt – doch das bedeutet nicht unbedingt, dass sie auf wirklich aktuellem Stand sind. So rät das Auswärtige Amt in Berlin weiter von „nicht notwendigen Reisen in die vom Erdbeben am schwersten betroffenen Gebiete“ ab und führt dabei auch das „Solokhumbu (inkl. Everest Base Camp und Trekkingrouten in der Everest-Region)“ und die Annapurna-Region an. Dabei hatten die auf Erdbebenschäden spezialisierten unabhängigen Experten der US-Agentur Miyamoto International zuletzt weitgehend Entwarnung für beide Gebiete gegeben.

Ralf Dujmovits

Ralf Dujmovits

Ich habe Ralf Dujmovits, den bisher einzigen deutschen Bergsteiger, der auf allen 14 Achttausendern stand, nach seiner Meinung gefragt. Die nepalesische Regierung hat den 53-Jährigen zusammen mit anderen Topbergsteigern zum Tourismus-Sonderbotschafter ernannt:

Ralf, wurdest du jemandem, der dich fragt, dazu raten, im Herbst auf Trekking in Nepal zu gehen?

Ja, unbedingt! Aber nicht uneingeschränkt. Das heißt, vor dem Hintergrund der inzwischen vorliegenden Gutachten für die Trekking-Gebiete würde ich meine Empfehlung etwas differenzierter ausdrücken. Zum Beispiel sind Trekkingtouren im Khumbu oder Mustang gut durchführbar, im Rolwaling-Gebiet oder auf der Manaslu-Runde nur eingeschränkt möglich. Touren im Langtang-Gebiet sollte man zurückstellen.

Die meisten westlichen Regierungen inklusive der deutschen haben ihre Reisewarnung aufgehoben oder abgemildert, raten aber immer noch von Reisen in einige beliebte Trekkinggebiete ab. Was hältst du davon?

Die nach wie vor sehr undifferenzierten bzw. falschen Darstellungen sollten schnellstmöglich den tatsächlichen Gegebenheiten angepasst werden. Es gibt inzwischen Gutachten von unabhängigen Fachleuten, die Gebiete, vor denen das Auswärtige Amt warnt, durchaus positiv sehen. Die aktuellen Reisewarnungen sind leider grundlos weiterhin zum Schaden des ohnehin schon sehr gebeutelten Landes.

Die nepalesische Regierung erwartet 50 Prozent Umsatzeinbußen im Herbst im Vergleich zum Vorjahr. Was bedeutet das für das Land?

Devisenbringer und Arbeitgeber Nummer eins in Nepal ist der Tourismus. Neben dem sowieso fehlenden Geld zum Wiederaufbau des Landes werden mit der voraussichtlichen Entwicklung im Herbst weitere wichtige Einnahmequellen massiv schrumpfen. Es bleibt nur zu hoffen, dass möglichst viele Menschen ihren Urlaub in Nepal verbringen werden.

P.S. Auch auf die Gefahr hin, dass ich nerve: Bitte unterstützt unsere Aktion „School up!“ zum Wiederaufbau der vom Erdbeben zerstörten Schule in Thulosirubari! Details findet ihr auf der rechten Seite des Blogs oder in der Leiste oben unter „School up!“.

]]>