Solo – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 David Lama: Lunag Ri, die Dritte! https://blogs.dw.com/abenteuersport/david-lama-lunag-ri-die-dritte/ Wed, 10 Oct 2018 14:26:09 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=42241

David Lama

Dreimal ist göttlich? David Lama versucht sich derzeit in Nepal erneut am noch unbestiegenen 6895 Meter hohen Lunag Ri – diesmal jedoch von Beginn an im Alleingang. Der technisch schwierige Berg liegt im Rolwaling Himal an der Grenze zwischen Nepal und Tibet, gut 35 Kilometer Luftlinie nordwestlich des Mount Everest. 2015 und 2016 war der 28 Jahre alte Topbergsteiger aus Österreich an dem Fast-Siebentausender gescheitert, jeweils rund 300 Meter unter dem Gipfel – beim ersten Anlauf über den Nordostgrat gemeinsam mit dem erfahrenen US-Amerikaner Conrad Anker. Auch beim zweiten Mal waren Lama und Anker zusammen angereist, doch Conrad hatte am Berg einen Herzinfarkt erlitten und die Expedition vorzeitig abbrechen müssen. David hatte daraufhin kurz entschlossen versucht, den höchsten Punkt solo über eine leicht abgewandelte Route zu erreichen – vergeblich. Zeit und Kraft waren ihm ausgegangen.

So wenig wie möglich im Rucksack

David 2016 mit Conrad Anker (r.)

„Für mich ging es nicht mehr darum zum Gipfel zu steigen – das käme einem Selbstmord gleich – für mich ging es lediglich darum, die Kraft aufzubringen, gesund runterzukommen“, bilanzierte David damals. So richtig wohl hatte er sich bei seinem Solo-Versuch nicht gefühlt: „Es fehlt das gemeinsame Erleben am Berg und das Teilen der Verantwortung für das Gelingen der Mission.“ Auch diesmal fragte Lama den von seinem Herzinfarkt genesenen Conrad Anker, ob er nicht wieder zum Lunag Ri mitkommen wolle. Doch der 55-Jährige sagte mit Rücksicht auf seine Familie ab. Also beschloss David, es erneut alleine zu versuchen – im Gegensatz zu 2016 jedoch geplant. Er will bei seinem Solo-Aufstieg zum Gipfel so wenig Material wie möglich mitnehmen. „Ich kann mehr seilfrei klettern, weil ich leichter unterwegs sein werde“, sagte David vor seiner Abreise im Interview mit der österreichischen Tageszeitung „Der Standard“.

Lieber scheitern als sich selbst betrügen

David (Bildmitte) am Nordostgrat des Lunag Ri

Lama ist zuversichtlich, dass er den Gipfel des Lunag Ri im dritten Versuch schaffen kann. Doch wenn nicht, bräche Davids Welt davon auch nicht zusammen. „Erfolg bedeutet für mich nicht einfach nur den Gipfel eines Berges zu erreichen“, hat er einmal geschrieben. „Es heißt viel mehr, dass ich meinen eigenen Ansprüchen gerecht werde. Wenn wir uns so leichtfertig mit bescheideneren Zielen zufrieden geben, betrügen wir uns nur selber. Denn es ist der gelebte Mut zu scheitern, der den Unterschied macht!“

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Hansjörg Auer gelingt Solo-Erstbegehung an 7000er https://blogs.dw.com/abenteuersport/hansjoerg-auer-gelingt-solo-erstbegehung-an-7000er/ Mon, 09 Jul 2018 17:30:26 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41347

Hansjörg Auer auf dem Lupghar Sar West

Das ist ein echter Meilenstein.  Dem Österreicher Hansjörg Auer ist nach eigenen Angaben an einem Siebentausender im Karakorum die Erstbegehung einer großen Wand gelungen – und das im Alleingang. „Ich habe erstmals die Westwand des Lupghar Sar West durchklettert“, schreibt der 34 Jahre alte Extrembergsteiger aus dem Ötztal auf Instagram. „Ich nahm eine Linie auf der linken Seite (der Wand) und beendete meine Route über den steilen Nordwestgrat mit sehr lockerem Fels hinauf zum Gipfel auf 7157 Metern.“ Hansjörg war Mitte Juni zu seinem Soloprojekt nach Pakistan gereist. Sein ursprünglich vorgesehener Kletterpartner und Freund Alexander Blümel hatte wegen gesundheitlicher Probleme absagen müssen.

Vier Jahre davon geträumt

Der Berg, vom Hunza-Tal aus gesehen

„Diese Besteigung bedeutet mir unheimlich viel, weil ich davon in den letzten vier Jahren geträumt habe“, schreibt Auer. „Seit dem Kunyang Chhish East 2013 (damals gelang ihm mit seinem Bruder Matthias Auer und dem Schweizer Simon Anthamatten die Erstbesteigung dieses 7400 Meter hohen Bergs im Karakorum) wollte ich immer wissen, wie es sich anfühlt, alleine in großer Höhe unterwegs zu sein. Und ich bin glücklich, dass ich diese Erfahrung jetzt gemacht habe.“

In memoriam Gerry Fiegl

Gerry Fiegl (1988-2015)

Hansjörg Auer widmet die Erstbegehung der Westwand seinem verstorbenen Freund Gerry Fiegl.  Auer, Blümel und Fiegl hatten im Herbst 2015 die Südwand des 6839 Meter hohen Nilgiri South im Westen Nepals erstmals gemeistert. Gerry hatte im Gipfelbereich Symptome der Höhenkrankheit gezeigt und war beim Abstieg in den Tod gestürzt.

Der selten versuchte Siebentausender Lupghar Sar – übersetzt „Spitze des großen Felsens“ – hat drei fast gleich hohe Gipfel und liegt im Hunza-Gebiet im Norden Pakistans. Der Westgipfel wurde am 18. Juni 1979 erstmals bestiegen: von den deutschen Brüdern Hans und Sepp Gloggner, die zu einem achtköpfigen Expeditionsteam vom Tegernsee gehörten.

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Hansjörg Auer: 7000er-Soloprojekt in Pakistan https://blogs.dw.com/abenteuersport/hansjoerg-auer-7000er-soloprojekt-in-pakistan/ Wed, 20 Jun 2018 17:22:06 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41193

Lupghar Sar in Nordpakistan

„Ich erwarte ganz sicher einige intensive Augenblicke“, sagt Hansjörg Auer. Der 34 Jahre alte Extrembergsteiger aus dem Ötztal in Österreich ist am vergangenen Wochenende zu einem Soloprojekt nach Pakistan gereist. Hansjörg hat sich vorgenommen, durch die Westwand des 7181 Meter hohen Lupghar Sar West zu klettern. „Ich bin gespannt, ob ich den nächsten Schritt in meiner Kletterkarriere machen kann“, sagte Hansjörg in einem vor seiner Abreise aufgenommenen Video auf Facebook.

Kletterpartner Blümel sagte ab

Hansjörg Auer

Eigentlich hatte er vor, erneut mit seinem Freund und Kletterpartner Alexander Blümel auf Expedition zu gehen. Doch Alex hatte wegen gesundheitlicher Probleme absagen müssen. Im November 2016 war es den beiden gelungen, im Osten Nepals erstmals  die Nordwand des 7005 Meter hohen Gimmigela East zu durchsteigen, und das im Alpinstil, also ohne feste Hochlager, ohne Sherpa-Unterstützung und unter Verzicht auf Flaschensauerstoff. Im Herbst 2015 hatten die beiden im Westen Nepals zusammen mit ihrem Landsmann Gerry Fiegl auch die Südwand des 6839 Meter hohen Nilgiri South erstmals gemeistert. Fiegl hatte im Gipfelbereich Symptome der Höhenkrankheit gezeigt und war beim Abstieg in den Tod gestürzt.

Besondere Note

Free Solo in der Marmolada-Südwand

Über die Szene hinaus bekannt wurde Auer durch seine spektakulären Free-Solo-Klettereien in den Alpen. So gelang ihm  2007 in den Dolomiten mit der ersten seilfreien Solo-Begehung der Route „Weg durch den Fisch“ in der Marmolada-Südwand ein Paukenschlag. Für Hansjörg ist es also nichts Neues, alleine zu klettern.  Doch auf Expedition? „Diesmal kann ich nicht auf meine Freunde zählen, die mir dabei helfen, Entscheidungen am Berg zu treffen“, sagte Auer in einem Interview von „planetmountain.com“. „Das gibt dem Projekt eine ganz besondere Note. Und wenn ich mich ehrlich frage, warum ich das mache, ist es genau diese Note, die eigentlich immer gesucht habe.“ Er werde sich sicher „noch exponierter fühlen“, so Hansjörg: „Ich bin gespannt, ob es mir großen Spaß macht oder mir einen solchen Schrecken einjagt, dass ich nach drei Wochen wieder heimkehre. Es wird eine völlig neue Erfahrung.“ Lediglich im Basislager warten ein Koch und ein pakistanischer Begleiter auf Auer.

Brüchiger Fels

Der Berg, vom Hunza-Tal aus gesehen

Der selten versuchte Siebentausender Lupghar Sar – übersetzt „Spitze des großen Felsens“ – hat drei fast gleich hohe Gipfel und liegt im Hunza-Gebiet im Norden Pakistans.  Der Westgipfel wurde am 18. Juni 1979 erstmals bestiegen: von Hans und Sepp Gloggner, die zu einem achtköpfigen Expeditionsteam vom Tegernsee gehörten. Die Brüder stiegen über den Südwestgrat auf, „über unglaublich brüchigen Fels“, wie Hans Gloggner später im „American Alpine Journal“ berichtete. „Felsplatten und -blöcke wackelten auf der Bergflanke, gehalten von einem unsicheren Mörtel aus Eis. Wir erreichten den Gipfel so spät, dass wir dort oben ein miserables Biwak machen mussten. Der Aufstieg war so gefährlich, dass es (bei dieser Expedition) keine weiteren Gipfelvorstöße gab.“ Hansjörg Auer hat sich also für sein Solo-Abenteuer ein äußerst ambitioniertes Ziel gewählt.

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Kuriki dreht am Everest um https://blogs.dw.com/abenteuersport/kuriki-dreht-am-everest-um/ Sun, 27 Sep 2015 12:44:43 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30671 Nobukazu Kuriki

Nobukazu Kuriki

Es wäre ein echter Paukenschlag gewesen. Und die Schlagzeile war sicher schon vorbereitet: „Historischer Everest-Aufstieg mit nur einem kompletten Finger“. Doch diese Schlagzeile verschwindet zunächst einmal wieder in der Schublade. Nobukazu Kuriki hat seinen ersten Gipfelversuch am Mount Everest abgebrochen. „Ich habe alle meine Kraft zusammengenommen, aber es dauerte einfach zu lange, mich durch den tiefen Schnee hindurch zu wühlen“, twitterte der 33-Jährige. „Mir wurde klar, dass ich nicht lebend zurückkehren würde, wenn ich weitermachte. Deshalb beschloss ich abzusteigen.“ Welche Höhe er genau erreichte, ist noch unklar. Nach Angaben seines GPS-Signalgebers stieg er nicht bis zum Südsattel auf. Sein, wie er schrieb, „letztes Lager“ hatte Kuriki auf 7700 Metern aufgeschlagen, also etwa auf Höhe des Genfer Sporns aufgeschlagen, 200 Meter unterhalb des Südsattels. Von dort wäre es noch eine echte Marathonetappe bis auf den 8850 Meter hohen Gipfel gewesen – zumal der Japaner oberhalb von Lager 2 allein aufstieg, auf Flaschensauerstoff verzichtete und die Route weder gespurt noch gesichert war.

Solo ab 6400 Metern

Südseite des Mount Everest

Südseite des Mount Everest

Streng genommen wäre es dennoch kein Everest-Alleingang gewesen, da Kuriki auf einer von den „Icefall Doctors“ präparierten Route durch den Khumbu-Eisbruch stieg und erst ab einer Höhe von etwa 6400 Metern seine Begleiter zurückließ. Doch wann überhaupt ist schon einmal ein Kletterer wirklich allein am Everest unterwegs, und dann auch noch auf der Normalroute? Insofern kam Kurikis Versuch einem Solo schon recht nahe. Den bisher einzigen reinen Alleingang am Everest ohne Flaschensauerstoff darf nach wie vor Reinhold Messner für sich beanspruchen. Der Südtiroler bestieg im August 1980 mitten im Monsun, also außerhalb der Klettersaison, solo und auf einer neuen Route über die Nordseite den höchsten Berg der Erde.

Nur noch ein kompletter Finger

Kuriki nach seinem gescheiterten Versuch 2012

Kuriki nach seinem gescheiterten Versuch 2012

Es war bereits Kurikis fünfter Versuch, den Mount Everest im Herbst zu besteigen. Im Oktober 2012 hatte der Japaner weltweit für Schlagzeilen gesorgt, als er über den selten begangenen Westgrat aufgestiegen war. Der damals 30-Jährige musste wegen Sturms nach eigenen Angaben auf etwa 8000 Meter Höhe umkehren. Beim Abstieg sandte Kuriki einen Notruf. Sherpas stiegen ihm entgegen, der Japaner wurde von Lager 2 auf 6400 Metern mit einem Rettungshubschrauber ausgeflogen. Kuriki bezahlte sein Abenteuer mit schweren Erfrierungen. Neun Finger mussten fast auf ganzer Länge amputiert werden, ihm blieben nur Stummel – und lediglich ein kompletter Finger.

Noch ein Versuch?

Wagt Kuriki jetzt noch einen weiteren Versuch? Zeit hätte er noch. Doch es stellt sich die Frage, ob er sich für einen zweiten Anlauf ausreichend erholen und noch einmal die nötige Spannung und Konzentration aufbauen kann. Die letzte Besteigung im Herbst ohne Flaschensauerstoff liegt schon 22 Jahre zurück.  Sie gelang am 9. Oktober 1993 dem Franzosen Hubert Giot. Der erste, der im Nach-Monsun ohne Atemmaske den Gipfel des Everest erreichte, war übrigens ein Deutscher: Hans Engl, am 14. Oktober 1978.

Update 28. September: Kuriki will es angeblich erneut versuchen. „Er wird ein paar Tage im Basislager bleiben und am 1. Oktober wieder Richtung Gipfel aufbrechen“, sagte Tikaram Gurung, Geschäftsführer des nepalesischen Expeditionsveranstalters Bochi-Bochi Trek, gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. „Er ist in guter körperlicher Verfassung und sehr erfahren. Er hatte während des Aufstiegs keine nennenswerten Probleme.“ Bochi-Bochi Trek organisiert die Expedition Kurikis.

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Das Annapurna-Video https://blogs.dw.com/abenteuersport/das-annapurna-video/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/das-annapurna-video/#comments Thu, 17 Oct 2013 09:03:23 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=23841 Unter den Lesern meines Blogs ist eine kleine Diskussion darüber entflammt, ob Ueli Stecks Solo-Durchsteigung der Annapurna-Südwand ausreichend belegt ist, da er seine Kamera – wie berichtet – beim Aufstieg verloren hatte. Ich zweifle nicht an Uelis Angaben. Bei seiner Klasse hat er es nicht nötig, etwas vorzuflunkern. Expeditionsgefährte Don Bowie hat nach eigenen Worten den Schweizer noch dabei beobachtet, wie er auf 6500 Metern einen Platz für sein Zelt vorbereitete. Dann habe die Dunkelheit Ueli verschluckt, schreibt Don. Er sei dann schlafen gegangen, habe aber in der Nacht immer wieder mal aus dem Zelt in die Wand geschaut. Die Wolken hätten sich verzogen und Wind und Spindrift nachgelassen. Am nächsten Morgen, so Don, habe er Ueli erstmals wieder gesehen, beim Abstieg unterhalb der Headwall. Das Video, das Ueli und Don auf ihre Homepages gestellt haben, ist eher atmosphärisch gehalten:

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Uelis erfolgreiche Annapurna-Mission https://blogs.dw.com/abenteuersport/uelis-erfolgreiche-annapurna-mission/ Fri, 11 Oct 2013 14:11:27 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=23683

Ueli im Zelt an der Annapurna

Ueli hat es getan. Nur was genau? Der Schweizer Ueli Steck spannt uns nach seinem Abenteuer an der Annapurna weiter auf die Folter. „Mission erfolgreich!“, heißt es wieder einmal äußerst knapp auf seiner Homepage. „Don (Bowie) und Ueli sind auf dem Weg nach Pokhara. Updates folgen in den nächsten Tagen.“ Ganz ehrlich, wenn ich könnte, würde ich den beiden auf dem Trekkingpfad entgegenlaufen. Ich platze vor Neugier. Ist Ueli wirklich solo auf direktem Weg durch die Südwand zum 8091 Meter hohen Gipfel der Annapurna gestiegen? Stimmt das Gerücht, dass der Schweizer, der vor einer Woche an dem Achttausender seinen 37. Geburtstag feierte, für Auf- und Abstieg nur 28 Stunden benötigte?

Der Schweizer nimmt sich Zeit

Mein Bauchgefühl sagt mir, dass Ueli an der Annapurna ein weiterer Husarenstreich gelungen ist. Mit Sicherheit ist ihm zugetragen worden, dass seit 24 Stunden das Internet heiß läuft, mit Eilmeldungen über seinen Solo-Aufstieg. Wäre das Ganze eine Ente, hätte er bestimmt per SMS widersprochen. Und in einer Hinsicht bestätigt Steck das Klischee des betulichen Schweizers: So flink Ueli auch am Berg unterwegs ist, so langsam informiert er häufig die Öffentlichkeit. Auch vor zwei Jahren, als er solo durch die Shishapangma-Südwand stieg, ließ er sich viel Zeit, ehe er die Details seiner spektakulären Tour veröffentlichte.

Großartiges Comeback

Camp 1 in der Südwand

Schon jetzt gratuliere ich Ueli ganz herzlich, auch wenn ich noch nicht ganz genau weiß wozu. Ich freue mich, dass er seine schrecklichen Erlebnisse am Mount Everest vom vergangenen April offenkundig gut verarbeitet hat und wieder Schlagzeilen als Topbergsteiger liefert. Nach dem Sherpa-Angriff gegen ihn, Simone Moro und Jonathan Griffith war ja sogar spekuliert worden, dass Ueli sich ganz aus dem Himalaya-Bergsteigen zurückziehen würde. Jetzt hat er sein Comeback geliefert – und ich bin fast sicher, dass es ein großartiges war. Jon Griffith, Uelis Teamgefährte und Leidensgenosse vom Everest, bringt es via Facebook recht drastisch auf den Punkt: „Ach du Scheiße. Wenn die Nachrichten von der Annapurna stimmen, dann, Ueli Steck, bist du wirklich eine Höllenmaschine. Ich glaube kaum, dass jemand einschätzen kann, was das für eine Leistung ist.“

Update 12.10.: Robert Bösch, der Schweizer Fotograf und Bergsteiger, hat nach eigenen Angaben mit Ueli Steck nach dessen Annapurna-Besteigung telefoniert. Ueli sei solo auf einer neuen Route durch die Südwand direkt zum Gipfel gestiegen, sagt Robert. Für Auf- und Abstieg habe Steck 28 Stunden gebraucht.  Bösch spricht von einer „neuen Dimension im Höhenbergsteigen“. Eine erste Skizze der Route findet ihr hier.

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Ueli solo auf der Annapurna? https://blogs.dw.com/abenteuersport/ueli-solo-auf-der-annapurna/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/ueli-solo-auf-der-annapurna/#comments Thu, 10 Oct 2013 20:06:19 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=23663

Ueli Steck

Die Nachricht verbreitet sich im Internet wie ein Lauffeuer. Ueli Steck hat angeblich die gefährliche Südwand des Achttausenders Annapurna im Alleingang durchstiegen. Er habe seinen Sponsoren eine kurze SMS geschickt mit den Worten „Summit, alone, South Face (Gipfel, alleine, Südwand)“, heißt es in übereinstimmenden Berichten. Einer von Uelis Sponsoren bestätigte die Nachricht via Facebook. Auf der Homepage des Schweizer Topbergsteigers gibt es noch keine Meldung über den vermeintlichen Coup. Das wäre ein echter Paukenschlag. Die 1970 erstmals von den Briten Dougal Haston und Don Whillans durchstiegene Südwand ist noch niemals zuvor solo bewältigt worden – jedenfalls nicht zum Hauptgipfel hin. (Der Slowene Tomaz Humar kletterte 2007 alleine durch die Südwand zum 8013 Meter hohen Ostgipfel.) Da werden Erinnerung wach an Ueli Stecks Meisterstück an der Shishapangma im April 2011. Damals hatte er im Alleingang in nur zehneinhalb Stunden die Südwand des Achttausenders in Tibet durchstiegen. „Eine der schönsten Begehungen, die ich je gemacht habe“, hatte Ueli diese Besteigung mir gegenüber genannt. Auch bei diesem Projekt war der Schweizer – wie jetzt an der Annapurna – mit dem gebürtigen Kanadier Don Bowie aufgebrochen. Damals hatte sich Don nicht gut gefühlt, Ueli war deshalb alleine geklettert. Ob es sich diesmal genauso verhalten hat, ist eine der spannenden Fragen, auf die wir sicher bald Antworten erhalten werden.

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Roland Krüger: „Abbrechen gibt es nicht“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/interview-roland-krueger-suedpol/ Fri, 18 Jan 2013 16:38:03 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=19113

Im Zelt (© Roland Krüger)

Ich erreiche ihn am Satellitentelefon, noch im Zelt in der Antarktis. Auf dem Union-Gletscher wartet Roland Krüger – bei lauen minus drei Grad Celsius – auf seinen Rückflug nach Punta Arenas in Chile. Der 47-Jährige hatte, wie berichtet, als erster Deutscher im Alleingang und ohne jegliche Unterstützung den Südpol erreicht. Erstmals war das 1993 dem Norweger Erling Kagge gelungen.

„Roland Krüger, zunächst einmal einen ganz herzlichen Glückwünsch. Als Sie nach 49 Tagen auf dem Eis den Südpol erreichten, was war das für ein Gefühl, was ging Ihnen da durch den Kopf?

Das ist schwierig in Worte zu fassen. Es ist ein ganz außergewöhnliches Gefühl, so etwas erreicht zu haben, nach so langer Zeit – auch der Vorbereitungen – an den Südpol zu kommen. Ein tolles Gefühl.

49 Tage allein auf dem Eis, das bedeutet auch 49 Tage Entbehrungen. Auf was haben Sie sich am meisten gefreut?

Vor allem darauf, zu meiner Familie zurückzukehren. Und kurz vor dem Pol habe ich hauptsächlich daran gedacht, endlich etwas Vernünftiges zu essen. Ich war zum Schluss sehr, sehr hungrig. 

Haben Sie bei Ihrer Skiwanderung zum Pol auch andere Abenteurer getroffen?

Bei 84 Grad Süd habe ich per Zufall eine Kolonne von Pistenraupen gesehen, die ein Depot für Flugzeuge angelegt haben. Die waren aber sehr weit weg und nur als kleine schwarze Punkte zu erkennen. Und bei 89 Grad 20 Minuten habe ich, auch in der Distanz, mehrere Last-degree-Skigruppen (Erklärung: Sie laufen „nur“ die letzten 111 Kilometer vom 89. bis zum 90. Breitengrad, so wie ich 2009 zum Nordpol) gesehen. Die habe ich etwas weiter östlich überholt und bin vor ihnen am Pol angekommen.

Allein auf weiter Eisflur (© Roland Krüger)

Wie waren das Wetter und die äußeren Bedingungen während Ihres Trips?

Das Wetter war ungewöhnlich für die Jahreszeit. Am Anfang hatte ich viel Wind, dann Perioden von Whiteout. Die Wolken hängen dann sehr tief, die Sonne dringt nicht mehr durch, man hat keinen Kontrast mehr. Alles ist nur noch weiß, der Horizont verschwimmt mit der Oberfläche. Dazu erschwerten so genannte Sastrugis, sehr hohe und harte Winderosionen im Schnee, das Laufen und Schlittenziehen. Das hat mich sehr viel Zeit gekostet. Danach hat es geschneit. Das ist ungewöhnlich, weil in der Antarktis normalerweise nicht so viel Schnee fällt. Ich habe meinen Schlitten teilweise durch Tiefschnee gezogen. Durch die Temperaturen ist der Schnee hier im Prinzip wie Sandpapier. Roald Amundsen hat es einmal „fish glue“, Fischleim, genannt. Man zieht seinen Schlitten wie einen schweren Stein, da geht gar nichts mehr.

Wie tief ist das Thermometer gesackt?

Die tiefste Temperatur, die ich gemessen habe, lag bei etwa minus 24 Grad, allerdings ohne Windchill-Faktor. Zum Schluss war es mit Windchill-Faktor etwa minus 40 Grad kalt.

Wie oft waren Sie versucht, ihren Versuch abzubrechen?

Abbrechen gibt es nicht. Es geht darum, mit den Verhältnissen zurechtzukommen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Um den Pol zu erreichen, muss man einfach Geduld beweisen, Durchhaltevermögen und dann hinkommen.

Knapp zwei Monate allein mit den eigenen Gedanken, ohne Ansprechpartner. Womit haben sie sich in ihren Ruhezeiten die Zeit vertrieben?

Zum einen habe ich auf meinem IPod Musik gehört. Zum anderen ist es so, dass man kaum Zeit hat, weil man z.B. Sachen reparieren muss, die kaputt gegangen sind. Außerdem muss man versuchen, viel zu schlafen und sich auszuruhen.

Was haben Sie bei dieser Expedition gelernt?

Es ist ganz wichtig, nicht nur die Expedition selbst durchzuführen, sondern sie vorher auch vernünftig vorzubereiten. Ich habe das Projekt jetzt vier Jahre lang geplant, die Ausrüstung getestet und verändert, bis sie so war, wie ich sie brauchte. Das hat sehr gut geklappt. Ich habe weder Blasen an den Füßen noch Frostbeulen. Es hat alles hervorragend funktioniert. Die Wetter- und Oberflächenbedingungen waren in diesem Jahr einfach extrem schwierig. Auch andere Expeditionen, die aus der Luft versorgt wurden, hatten ähnliche Probleme. Sie waren noch langsamer, hatten ebenfalls kaputte Schlitten. Dieses Jahr war es extrem schwierig, das ist vorher natürlich nicht absehbar.

Sie sind ja Wiederholungstäter, waren schon einmal am Südpol, 2005 mit einem Team. Natürlich fragen sich viele, warum macht der eigentlich ständig so etwas?

Eine gute Frage. Erstens macht es mir einfach Spaß. Zweitens ist es eine tolle Sache, so ein Projekt anzufangen, auszuplanen, durchzuziehen und am Südpol erfolgreich abzuschließen. Das gibt einem viel Kraft.

Einen Schlitten mit 130 Kilogramm Gewicht zieht man nicht mal eben so übers Eis. Wie haben Sie für die Expedition trainiert?

Ich trainiere ohnehin regelmäßig, laufe viel. Das Wichtigste ist, mit einem Hüftgurt Autoreifen hinter sich herzuziehen, durch den Wald oder über einen Feldweg. So simuliert man das Schlittenziehen und bekommt Kraft in den Oberschenkeln. Man geht, wenn man einen Schlitten zieht, 20 bis 30 Grad nach vorne gebeugt. Auch darauf muss der Körper trainiert werden. Das braucht Zeit.

Sie hatten ursprünglich vor, die gesamte Antarktis solo zu durchqueren – waren dafür aber zeitlich zu sehr im Verzug. Ist dieser Plan aufgehoben oder nur aufgeschoben?

Mein Traum ist es immer noch, den Axel-Heiberg-Gletscher herunterzugehen. Im Moment aber möchte ich zu meiner Familie. Die Expedition war sehr erfolgreich und ist bis zum Pol gut gegangen. Es war mir zu risikoreich, bei diesen extremen Bedingungen in nur 15 Tagen noch einmal 500 Kilometer weiterzulaufen. Vielleicht gibt es ja ein nächstes Mal, aber das ist noch nicht beschlossen.

Sie treten demnächst einen neuen Managerposten an. Profitieren Sie dabei von den extremen Erfahrungen in der Antarktis?

Wie ich schon sagte: Aus einer erfolgreichen Expedition kann man sehr viel innere Kraft ziehen. Und man lernt, mit schwierigen Umständen in aller Ruhe umzugehen. Eine Management-Position verlangt auch, in schwierigen Situationen mit klarer Umsicht und Ruhe Dinge durchzuziehen, um seine Ziele zu erreichen.“

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Erster Deutscher solo am Südpol https://blogs.dw.com/abenteuersport/erster-deutscher-solo-am-sudpol/ Tue, 15 Jan 2013 13:41:38 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=19067

Geschafft! (© Roland Krüger)

Chapeau! Roland Krüger hat als erster Deutscher im Alleingang den Südpol erreicht: auf Skiern, „unassisted“, also ohne fremde Hilfe von außen, etwa durch die Anlage von Lebensmitteldepots aus der Luft, und auch „unsupported“, sprich nur mit Muskelkraft, nicht mit Unterstützung von Schlittenhunden, Lenkdrachen oder Motorkraft. 49 Tage brauchte Krüger für die Strecke von rund 890 Kilometern. Eigentlich hatte der 47-Jährige sogar vor, die gesamte Antarktis zu durchqueren.

Monster-Sastrugis 

„Die Mischung aus Monster-Sastrugis (also riesigen Windgangeln) und Whiteout (Lichtverhältnissen, die dazu zu führen, dass Kontraste verschwimmen und alles weiß erscheint) war wirklich sehr problematisch. Zeitweise musste ich mich richtig durchwühlen“, beschreibt Roland in einem Gespräch mit explorersweb.com, warum er sich nahe dem 88. Breitengrad entschloss, nur bis zum Südpol und nicht, wie ursprünglich geplant, bis zum Axel-Heiberg-Gletscher weiterzuwandern. Die Sastrugis seien häufig so hoch gewesen, dass sie ihn überragt hätten. „Da habe ich zu viel Zeit verloren. Es war ziemlich frustrierend.“

Ohne Frostbeulen

Unterwegs auf dem Eis (© Roland Krüger)

Schließlich zog Krüger einen Schlitten hinter sich her, der inklusive Material und Vorräten für gut zwei Monate 130 Kilogramm wog. Ende November war er am Filchner-Ronne-Schelfeis aufgebrochen. Tag für Tag wanderte der Polar-Abenteurer im Schnitt siebeneinhalb bis achteinhalb Stunden auf Skiern. Er habe darauf geachtet, dass er immer je zwölf Stunden Ruhezeit im Zelt verbracht habe, sagt Roland. „Das erwies sich als wichtige Regel, um den Körper bei Laune zu halten.“ Von Frostbeulen oder gar Erfrierungen blieb er verschont. „Nichts, nicht einmal eine Blase.“

Immer ein Ass im Ärmel

Krüger bezeichnet die Expedition „Ice-Walk“ als sein bisher größtes Abenteuer, bei dem er auch viel gelernt habe: „Sei geduldig, überschätze dich nicht, sei offen und flexibel. Und nehme nichts für selbstverständlich, denn die Antarktis scheint immer noch ein Ass im Ärmel zu haben.“ Roland weiß, wovon er redet. Bereits 2005 hatte er im Team mit vier Mitstreitern den Südpol erreicht, auch damals schon mit Skiern und Schlitten. Für seine nun beendete Solo-Expedition nahm Krüger eine berufliche Auszeit von vier Monaten. Im März wird der BMW-Manager neuer Vertriebchef für Deutschland. Ob er dann noch Zeit hat, vom Eis zu träumen?

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