Thamel – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Dawa Steven Sherpa: „Es gibt eine Menge Druck“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/dawa-steven-sherpa-es-gibt-eine-menge-druck/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/dawa-steven-sherpa-es-gibt-eine-menge-druck/#comments Wed, 30 Mar 2016 08:38:26 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32225 Dawa Steven Sherpa

Dawa Steven Sherpa

Eine 15 Meter hohe Kletterwand mitten im wuseligen Touristenviertel Thamel in Kathmandu, wer hätte das gedacht? „Die Wand ist der Kindergarten des Klettersports in Nepal“, erzählt mir Dawa Steven Sherpa. „Alle jungen ambitionierten Sherpa-Kletterer haben hier trainiert.“ Ich treffe den 32-Jährigen im Büro von „Asian Trekking“. Zusammen mit seinem Vater Ang Tshering Sherpa leitet Dawa Steven den führenden Expeditionsveranstalter Nepals. Ich spreche mit ihm über die anstehende Frühjahrssaison am Mount Everest – nach dem Lawinenunglück 2014 im Khumbu-Eisbruch mit 16 Toten und dem Erdbeben 2015, das eine Lawine am Siebentausender Pumori auslöste, die das Everest-Basislager traf und 19 Menschen in den Tod riss.

Dawa Steven, Asian Trekking bietet auch in diesem Frühjahr eine Öko-Everest-Expedition an. Wird sie stattfinden?

Ja, wir werden am 6. April von Kathmandu aus starten. Bisher haben wir 14 ausländische Mitglieder und 21 Sherpas, aber diese Zahl wird sich bis Ende des Monats noch ändern.

Stellst du eine niedrigere Nachfrage in diesem Jahr fest?

Es gibt keine niedrigere Nachfrage nach dem Everest, aber es sind diesmal dieselben Leute wie 2015 und 2014, die jetzt zurückkehren. Die große Frage stellt sich nicht in diesem, sondern im nächsten Jahr: Wird es dann immer noch eine so große Expedition geben?

Die Everest.-Südwestwand

Die Everest-Südwestwand

Wir hatten zwei Jahre mit Lawinenunglücken und ohne Gipfelerfolge von der Südseite des Everest aus. Was erwartest du von dieser Frühjahrssaison?

Naturkatastrophen lassen sich nicht voraussagen. Aber was die Stimmung angeht, spüren alle, die Bergsteiger, die Sherpas und auch die Expeditionsveranstalter, dass es einfach ein gutes Jahr werden muss, egal wie wir es anstellen. Drei Jahre in Serie würden der Tourismusbranche und dem Ruf des Everest dauerhaft schaden und damit auch der lokalen und nationalen Wirtschaft. Deshalb spürt man eine große Entschlossenheit. Die Expeditionen müssen erfolgreich sein, egal wie. Alle stehen in diesem Jahr unter großem Druck.

Dawa Steven Sherpa: Viel Druck in diesem Jahr

In dem Sinne, dass diese Saison über die Zukunft des Everest-Bergsteigens auf der nepalesischen Seite entscheidet?

Ich denke, dass schon jetzt viele Kunden, die in den letzten beiden Jahren in Nepal waren, für sich entschieden haben, dass China für sie sicherer ist. Viele Leute denken, dass die Nordseite weniger Gefahren birgt als die Südseite. Aber das ist nur eine Meinung. Die chinesische Seite hat ihre eigenen Herausforderungen, beispielsweise dass die Bergsteiger länger der großen Höhe ausgesetzt sind.

Die nepalesische Regierung hat die Gültigkeit der Permits, also der Besteigungsgenehmigungen von 2015 um zwei Jahre verlängert. Die Entscheidung fiel ziemlich spät – wie gewohnt?

Wie gewohnt. Das hat uns nicht überrascht. 2014 waren wir noch wirklich besorgt und auch gestresst, weil sich die Regierung so viel Zeit für ihre Entscheidung zu den Everest-Permits nahm. In diesem Jahr hatten wir schon diese Erfahrung von 2014 gemacht. Ich sagte zu meinen Kunden: „Macht euch keine Sorgen, die nepalesische Regierung macht ihre Arbeit immer erst auf die letzte Minute.“ Das ist nicht wie in Europa oder Amerika. Dinge werden nicht zeitig geregelt, sondern erst, wenn sie unbedingt erledigt werden müssen.

Dawa-Steven-Sherpa-IIWie steht es mit den angekündigten neuen Regeln für das Everest-Bergsteigen wie Alterslimits, keine Permits mehr für schwerbehinderte Bergsteiger und so weiter? Werden diese Regeln kommen?

Sie werden nicht kommen, zumindest nicht jetzt. Ich denke, es ist wichtig, Kriterien zu haben, Auswahlprozesse, wer am Berg unterwegs sein soll, nicht nur für Bergsteiger, sondern auch für Veranstalter, Bergführer und Sherpas. Aber die Regeln, die du erwähnst, das war nur eine Äußerung des Tourismusministers bei einer öffentlichen Veranstaltung, ohne gesetzlichen Hintergrund. Es gab keinen Schriftsatz, es folgte auch nichts darauf. Aber die Medien griffen die Äußerung auf, und sie schadete dem Ruf Nepals als Ziel für Bergsteiger sehr.

Dawa Steven Sherpa zu den neuen Everest-Regeln

Meiner Ansicht nach ist es ein falsches Kriterium zu sagen, dass eine behinderte Person nicht klettern darf. Ich finde, das ist Diskriminierung. Ich kenne viele Behinderte, die bessere Kletterer sind, als ich es bin. Und dann gibt es auch noch die Diskriminierung bezüglich des Alters. Alter ist doch kein Faktor. Ich verstehe, dass man Minderjährige nicht zum Klettern anhalten sollte. Kinder sollten nicht einer gefährlichen Umgebung ausgesetzt werden. Aber es ist falsch zu sagen, dass ein 60-, 70- oder 80-Jähriger generell nicht leistungsfähig sei. Es gibt Leute in ihren Sechzigern, die sind fitter als ich. Solange ein Arzt ihnen bescheinigt, dass sie fit genug sind, um auf den Berg zu steigen, wäre das doch eine gute Grundlage, ihnen das Klettern zu erlauben.

Aber auch der nepalesische Bergsteigerverband NMA fordert strengere Regeln für den Everest. Denkst du, dass es wichtig ist einzugreifen, damit nicht die falschen Leute am Berg unterwegs sind?

Es gibt definitiv die Notwendigkeit zu regulieren, wer auf den Berg geht. Aber gleichzeitig müssen wir es sehr vorsichtig angehen, weil es eine wirtschaftliche Angelegenheit ist und so viele Jobs dranhängen. Um es sicherer zu machen, muss man sich vor allem auf die Bergsteiger fokussieren. Es sollten bessere Kletterer sein. Aber nach meiner eigenen Erfahrung sind es in der Regel nicht einmal die Amateure, sondern vielmehr die erfahrenen Bergsteiger, die in Schwierigkeiten geraten. Sie kennen den Berg nicht, viele kommen aus den Alpen und den Anden und kennen sich nicht wirklich mit großer Höhe aus. Sie wählen preisgünstige Anbieter und suchen nicht nach leistungsfähigen Sherpas, die sie unterstützen könnten. Im Gegensatz zu einer Felskletterei oder einem niedrigen Gipfel ist der Everest jedoch eine richtige Expedition. Er erfordert ganz unterschiedliche Fertigkeiten, logistischer Art, beim Bergführen, natürlich auch beim Klettern. Die Mischung dieser Fähigkeiten muss stimmen.

Viel Verkehr auf der Normalroute

Viel Verkehr auf der Normalroute

Aber Amateurbergsteiger sind häufig sehr langsam und verantwortlich für die Staus an den Schlüsselstellen der Route.

Amateurbergsteiger können langsam sein, aber das kann genauso für die Erfahrenen gelten, denn es nicht die technische Schwierigkeit des Everest, die die Leute langsam macht, sondern die Höhe. Du kannst ein fantastischer Felskletterer oder ein fantastischer Bergsteiger aus den Schweizer Alpen sein. In dem Augenblick, in dem du die 8000 Meter knackst, arbeitet dein Körper nicht mehr wie gewohnt. Deshalb ist es nicht notwendigerweise richtig zu sagen, dass die Amateurbergsteiger diejenigen sind, die die anderen ausbremsen. Aber natürlich stimmt es, dass du die Leute ausbremst, wenn dir die technischen Fertigkeiten fehlen und du dazu noch Schwierigkeiten mit der Höhe hast.

Die zweite Sache ist das Management am Berg. Staus passieren, wenn zu viele Leute zur selben Zeit an derselben Stelle unterwegs sind. Gründe sind schlechtes Management von der Regierungsseite und schlechte Koordination zwischen den Teams. Zunächst einmal müssen wir uns die Wettervorhersagen anschauen. Wie viele Wetterfenster werden wir im Mai haben, vielleicht fünf, vier oder auch nur zwei? Entsprechend können sich die Leute aufteilen. Wetterfenster dauern zwischen zwei und manchmal sogar fünf Tagen. Es müssen also nicht alle Leute am gleichen Tag starten, sie können es zeitversetzt tun. So kann das Ganze gemanagt werden. An einem schönen Sommertag stehen mehr Menschen auf dem Mont Blanc als auf dem Everest im ganzen Jahr. Es wird einen Punkt geben, an dem wir sagen müssen, es sind zu viele Leute. Aber diesen Punkt haben wir meiner Meinung nach noch nicht erreicht. Lass uns erst einmal diese Leute und ihre Gipfelaufstiege managen und erst dann über Quoten oder ähnliches reden!

Basislager zu Füßen des Mount Everest

Basislager zu Füßen des Mount Everest

Einige westliche Veranstalter haben angekündigt, dass sie keine Everest-Expeditionen mehr anbieten wollen, weil sich der Konkurrenzkampf mit den nepalesischen Anbietern zu einem regelrechten Preiskrieg entwickelt hat. Kannst du sie verstehen?

Absolut. Aber dieser Wettbewerb kommt ja nicht nur von den nepalesischen, sondern auch von den internationalen Veranstaltern selbst. Es gibt viele nepalesische Unternehmen, die billigere Angebote machen. In der Vergangenheit hatten sie gar nicht die Möglichkeit, Expeditionen zu organisieren und zu leiten. Inzwischen haben wir sie. Jetzt haben wir nepalesische Bergsteiger, die Bergführer mit internationalen Zertifikaten sind. Es gibt Unternehmen, sie sehr leistungsfähig sind, die dieselbe Infrastruktur, dasselbe Kapital und Personal haben wie die westlichen Veranstalter. Dazu sind sie auch noch vor Ort, ihre Fixkosten sind niedriger, und deshalb können sie günstigere Preise anbieten.

Die westlichen Veranstalter verlieren also die Kunden, die auf den Preis gucken, an diese Unternehmen. Gleichzeitig gibt es immer noch viele ausländische Bergsteiger, die ihren Seelenfrieden finden und zufriedener sind, wenn sie mit einem Anbieter aus dem eigenen Land unterwegs sind. Diese Leute kümmern sich nicht so um den Preis und suchen eher nach internationalen Veranstaltern, die teurer sind, aber einen besseren Ruf haben. Es wird also so kommen, dass die internationalen Anbieter aus dem preislichen Mittelfeld ihre preisbewussten Kunden an die nepalesischen Unternehmen verlieren und die eher teuer orientierten an die hochpreisigen internationalen Veranstalter. Das ist der Grund, warum sie nicht mehr mithalten können.

Würdest du sagen, dass eine neue Ära bevorsteht, in der nur noch nepalesische Veranstalter Everest-Expeditionen abwickeln?

Ja, diese Ära wird kommen, aber es gibt immer noch eine Nische für internationale Wettbewerber. Nur die Besten werden überleben. Letztendlich werden die nepalesischen Veranstalter die westlichen überholen, weil sie von Jahr zu Jahr besser werden. Das kann in fünf Jahren geschehen oder in zehn. Das bedeutet aber nicht, dass die internationalen Veranstalter bedeutungslos werden. Wir sehen schon jetzt, dass westliche Unternehmen, die ihre Expeditionen in Nepal bisher gewöhnlich selbst organisierten, jetzt ihre Kunden zu nepalesischen Anbietern schicken. Sie übernehmen nur noch das Marketing, die nepalesischen Unternehmen wickeln die Expeditionen ab. Das Geschäft ändert sich ständig. Wenn du dich nicht anpasst, wirst du nicht überleben.

Dawa Steven Sherpa: Vor einer neuen Ära

Einige Experten erwarten, dass es bald nur noch High-End-Expeditionen auf der einen und Discount-Expeditionen auf der anderen Seite geben wird und nichts mehr dazwischen. Teilst du diese Einschätzung?

Nein, das glaube ich nicht. Es kommt auf das ganze Spektrum an. Wenn ein Profibergsteiger zu uns kommt und sagt, er brauche nur einen Koch und ein Zelt im Basislager, alles andere werde er selbst machen, dann organisiere ich seine Expedition dementsprechend. Wenn ein reicher Anwalt aus Hongkong aufschlägt, der drei Sherpas haben will, keinen Rucksack tragen möchte und will, dass alles für ihn getan wird, kann ich ihm auch weiterhelfen. Aber die meisten Leute bewegen sich irgendwo dazwischen. Ich denke, es wird immer die ganze Bandbreite geben. In der Vergangenheit haben die Nepalesen den Niedrigpreis-Bereich abgedeckt. In der Mitte und an der Spitze der Preisskala standen die westlichen Veranstalter. Jetzt haben die Nepalesen das untere und das Mittelfeld übernommen, und nur noch die teureren Expeditionen werden von westlichen Unternehmen angeboten. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Nepalesen auch diesen Bereich übernehmen werden.

Was hältst du von diesen Luxus-Expeditionen: Akklimatisierung in Sauerstoffzelten in niedrigeren Bereichen, Flug mit dem Helikopter ins Basislager, nur Lebensmittel aus westlichen Ländern, ein Kunde, ein Sherpa und so weiter? Kannst du mit dieser Art Expedition leben?

Absolut. Ich denke, es ist für alles Platz. Wenn wir über die Philosophie des Bergsteigens reden, ist das große Problem, dass wir es meistens aus einer westlichen Perspektive tun, in der Bergsteigen eine Freizeitbeschäftigung ist, eine philosophische Übung. Die Leute reden über die richtige oder falsche Art zu klettern. In Nepal aber ist Bergsteigen eine wirtschaftliche Angelegenheit. Jeder Bergsteiger sorgt für Jobs, für Sherpas, Köche, Träger, Bauern. Es ist also ein komplett anderer Ansatz. Warum sollte Nepal das Bergsteigen an Ausländer verkaufen, wenn das Land nicht davon profitiert? Da muss man ganz vorsichtig sein. Sherpas sind schnell dabei zu sagen: Wenn wir keine Jobs mehr am Berg bekommen, warum kommen die Ausländer dann überhaupt hierher und besteigen einfach unsere heiligen Berge? Wenn jemand aus dem Westen sagt, das ist gegen die Philosophie des Bergsteigens, dann ist es vielleicht gegen die westliche Philosophie, aber ist es auch gegen die nepalesische? Das fragt sich niemand.

Dawa Steven Sherpa über die Philosophie des Bergsteigens

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Erschütterungen, die nachwirken https://blogs.dw.com/abenteuersport/erschuetterungen-die-nachwirken/ Fri, 11 Mar 2016 17:40:10 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32075 Bauarbeiten im Touristenviertel Thamel

Bauarbeiten im Touristenviertel Thamel

„Ich bin jetzt 57 Jahre alt“, sagt Sunil. „Und das war das einschneidendste Erlebnis, das ich bisher hatte.“ Der Nepalese spricht über den 25. April vergangenen Jahres, als in Nepal die Erde bebte. Fast 9000 Menschen kamen ums Leben. Sunil nahm gerade in einer Halle in der Hauptstadt Kathmandu an einer Veranstaltung mit 2500 Gästen teil. „Plötzlich schaukelte das gesamte Gebäude. Alle strebten dem Ausgang zu, der viel zu klein für den Ansturm war“, erinnert sich Sunil. „Die Leute fielen übereinander, es gab eine Panik. Ich dachte, es hat keinen Zweck. Ich muss hier drinnen bleiben. Wenn ich es nicht überlebe, sollte es eben so sein.“ Die Halle hielt den Erschütterungen stand. Sunil kam mit dem Schrecken davon.

Visum im Eiltempo

Das Leben in Kathmandu wirkt fast wie immer: chaotisch, laut, bunt. Doch es fällt auf, dass deutlich weniger Touristen in der Stadt sind als sonst üblich. Im Flugzeug, mit dem ich anreiste, saßen nur ungefähr ein Dutzend Urlauber, sonst nur nepalesische Gastarbeiter aus der Golfregion. Noch niemals zuvor erhielt ich mein Visum am Flughafen so schnell wie diesmal. Keine Schlangen vor den Schaltern, bereits nach zehn Minuten stand ich am Gepäckband. Auch Thamel, das Touristenviertel der Stadt, wirkt mittags fast, als hätte bereits die Sperrstunde eingesetzt. Ein paar Backpacker verlieren sich in den Gassen. Wie sollen nur all die Ladenbesitzer über die Runden kommen?

Tod in der Mittagspause

Stupa von Swayambhunath

Stupa von Swayambhunath

Oben in Swayambhunath, einer der ältesten buddhistischen Tempelanlagen überhaupt, zeugen noch einige Trümmer von dem Beben vor fast einem Jahr. „Ein Klostergebäude ist eingestürzt. Sechs Bauarbeiter, die dort arbeiteten, waren gerade zur Mittagspause gegangen“, erzählt einer der selbsternannten Fremdenführer auf dem Tempelhügel, die sich jedem Touristen an die Fersen heften, um ein paar Rupien Trinkgeld abzustauben. „Einer der Arbeiter wollte nicht mitkommen. Er starb in den Trümmern.“ Das Zentrum der Anlage, der buddhistische Stupa, blieb unversehrt. Nur einer der beiden hinduistischen Türme, die ihn flankieren, stürzte ein.

Kopflos

Wegen Wiederaufbaus gesperrt

Wegen Wiederaufbaus gesperrt

Am anderen Ende der Stadt hat es den Stupa in Boudhanath, der zum Weltkulturerbe gehört, schlimmer erwischt. Die komplette Spitze mit den markanten Augen des Bhudda brach ab. Die Aufbauarbeiten haben vor kurzem begonnen. Überhaupt wird viel gebaut in Kathmandu. Die Erdbebenschäden sollen so schnell wie möglich beseitigt werden, damit die Urlauber zurückkehren. Der Himalaya-Staat hängt schließlich an der Nabelschnur des Tourismus. Nach offiziellen Angaben kamen im letzten Jahr ein Drittel weniger Urlauber nach Nepal als 2014. In Wahrheit sei der Tourismusmarkt noch viel deutlicher eingebrochen, erzählt eigentlich jeder, den ich in Kathmandu darauf anspreche.

Zwei Monate im Garten gezeltet

In der Nähe des Flughafens, direkt neben dem riesigen Gelände eines Luxushotels, leben noch immer rund 450 Menschen in einer Zeltstadt. Ihre Häuser waren bei dem Beben zusammengebrochen. Sunil hatte mehr Glück. Nur eine Begrenzungsmauer seines Grundstücks stürzte ein. „Trotzdem haben wir zwei Monate im Zelt im Garten übernachtet – und mit uns viele Nachbarn, die keinen Garten haben“, erzählt Sunil. „Wir sind nur ins Haus gegangen, wenn wir etwas dringend benötigten.“ Auch wenn es jetzt nur noch wenige und sehr schwache Nachbeben gibt, die Angst sei immer noch da. „Schließlich gibt es Wissenschaftler, die für unsere Gegend in naher Zukunft ein noch stärkeres Erdbeben erwarten.“

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