Tourismusministerium – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Everest-Gipfelfoto manipuliert? https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-gipfelfoto-manipuliert/ Thu, 30 Jun 2016 12:57:35 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33077 Vorgelegtes Gipfelfoto von Tarakeshwari Rathod

Vorgelegtes Gipfelfoto von Tarakeshwari Rathod

Am Everest gepfuscht? Dinesh und Tarakeshwari Rathod wurden in ihrer Heimat dafür gefeiert, am 23. Mai als erstes indisches Ehepaar gemeinsam den Gipfel des Mount Everest bestiegen zu haben.  Nun gibt es erhebliche Zweifel daran, dass die beiden 30-Jährigen wirklich den höchsten Punkt erreichten. Das vermeintliche Gipfelfoto von Tarakeshwari Rathod, das die beiden Inder dem nepalesischen Tourismusministerium vorlegten, um ihre Everest-Urkunde zu erhalten, entpuppte sich offenkundig als Fälschung. Per Bildbearbeitungsprogramm wurde anscheinend das Gesicht der Inderin in das Gipfelfoto ihres Landsmanns Satyarup Siddhanta kopiert.

„So unglaublich!“

Gipfelfoto von Satyarup Siddhanta

Gipfelfoto von Satyarup Siddhanta

Siddhanta hatte am 21. Mai den Gipfel erreicht. Die Eheleute Rathod bedienten sich nach Satyarups Worten eines zweiten seiner Fotos, um zu dokumentieren, dass beide angeblich den Gipfel erreicht hatten. Auf diesem Bild seien aber er und Malya Mukherjee abgebildet, sagte der 33-Jährige. „Das ist so unglaublich! Die nehmen einfach meine Bilder und photoshoppen sie zu ihren eigenen Gipfelfotos. Und kriegen auch noch ihre Urkunden“, schreibt Satyarap empört auf Facebook: „Wohin entwickelt sich nur das Bergsteigen?“

Keine Beanstandungen

Mount Everest

Mount Everest

Gyanendra Shrestha vom nepalesischen Tourismusministerium sagte der Zeitung „The Himalayan Times“, das Ehepaar Rathod habe am 10. Juni die Everest-Urkunden erhalten, nachdem die vorgelegten Dokumente und Gipfelbilder der beiden geprüft worden seien. Der Behördenvertreter räumte ein, dass es schwierig sei zu erkennen, ob Gipfelbilder manipuliert seien oder nicht. Hinterher habe es aber auch keine Beanstandungen gegeben. Der nepalesische Veranstalter Makalu Adventure Treks, der die Expedition des indischen Paar organisiert hatte, ließ wissen, an den Fotos sei nichts falsch gewesen. Außerdem hätten auch die beiden Sherpas Furba und Fursemba, die die beiden Rathods begleiteten, erklärt, sie seien am 23. Mai am Gipfel gewesen.

Schon wieder Pune

Die Polizei der westindischen Stadt Pune, bei der sowohl Dinesh als auch Tarakeshwari Rathod seit zehn Jahren arbeiten, kündigte eine Untersuchung an. Die Eheleute lehnten eine Stellungnahme zu den Vorwürfen ab. Sie hätten den Behörden alle Einzelheiten mitgeteilt und die Urkunden des nepalesischen Tourismusministeriums vorgelegt.

Auch nach der Everest-Saison 2012 hatte es Vorwürfe gegeben, Gipfelfotos seien gefälscht worden. Damals beschuldigt: zwei Bergsteiger aus Pune. Angezeigt von: Bergsteigern einer anderen Gruppe aus Pune. Das nepalesische Tourismusministerium sah damals nach Prüfung der Vorwürfe keinen Grund, den beiden Indern die Gipfelurkunden zu verweigern.

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Wenn am falschen Ende gespart wird https://blogs.dw.com/abenteuersport/wenn-am-falschen-ende-gespart-wird/ Sat, 19 Dec 2015 21:04:51 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31547 Piloten im Dauereinsatz

Teure Rettungseinsätze

„Ich bin nicht in der Regierung um abzuwarten“, sagte Ananda Prasad Pokharel Anfang November nach seiner Ernennung zum neuen Tourismusminister Nepals. „Ich bin hier, um Dinge zu verändern.“ Einer seiner ersten Vorstöße zum Bergtourismus zeugt jedoch nicht gerade von Weitblick, sondern wirkt eher wie eine Schnapsidee. Pokharels Ministerium plant, die Versicherungssummen für die nepalesischen Beschäftigten bei Expeditionen zu senken – um bis zu 60 Prozent an Bergen, die niedriger als 6500 Meter sind. Damit solle der Bergtourismus wieder angekurbelt werden, hieß es. Die Besucherzahlen waren nach dem verheerenden Erdbeben im April und zusätzlich wegen der immer noch bestehenden Blockade an der Grenze zu Indien drastisch eingebrochen.
Auch bei vielen Nepalesen löst der Plan der Regierung jedoch eher Kopfschütteln aus. „Als Inhaber des Expeditionsanbieters Dreamers Destination Trek würde ich natürlich jede Kostenreduzierung für Versicherungen begrüßen. Sie wären gut für mein Unternehmen und meine Kunden“, schreibt mir Mingma Gyalje Sherpa. „Aber als Bergsteiger und auch als jemand, der aus einer Bergsteiger-Familie stammt, wünsche ich mir, dass die Versicherungssummen nicht gesenkt, sondern sogar erhöht werden.“

Kaum über die Runden gekommen

Mingma Gyalje Sherpa

Mingma Gyalje Sherpa

Der 29-Jährige, der bereits sieben Achttausender bestiegen hat und zuletzt mit einer schwierigen Erstbegehung am 6685 Meter hohen Chobutse für Furore gesorgt hatte, beschreibt das Schicksal seines Vaters: Der sei als junger Mann auch ein Spitzenbergsteiger gewesen, ehe er 1983 am Mount Everest acht Finger wegen Erfrierung verloren habe. Danach habe sein Vater nie mehr die Chance erhalten, an großen Expeditionen teilzunehmen und gutes Geld zu verdienen. Er sei kaum noch über die Runden gekommen. „Solche Umstände sollten jene Leute berücksichtigen, die Vorschriften erlassen.“

„Das ist doch nichts in der heutigen Zeit“

Mingma am Chobutse

Mingma am Chobutse

Für viel zu niedrig hält Mingma die Versicherungsummen, die im Todesfall an die Familien der Verunglückten gezahlt werden: bei Expeditionen an Bergen, die höher als 6500 Meter sind, 15.000 US-Dollar für Hochträger und Bergführer sowie 8.000 Dollar für Basislager-Personal. „Das ist doch nichts in der heutigen Zeit“, sagt Mingma. Er plädiert dafür, nicht nur diese Versicherungssummen, sondern auch jene für Hubschrauber-Rettungsaktionen anzuheben, statt sie zu senken. 10.000 Dollar an hohen Bergen reichten bei weitem nicht aus, um im Falle eines Unglücks die Kosten zu decken. So würden bei einem Rettungsflug über 7000 Metern deutlich mehr als 15.000 Dollar fällig. Am Chobutse war Mingma beim Abstieg im schlechten Wetter in Not geraten und hatte sich per Hubschrauber in Sicherheit bringen lassen. „Die Rechnung belief sich auf 15.400 Dollar. Ich werde wohl kaum 10.000 Dollar von der Versicherung kriegen. Und den Rest darf ich dann aus der eigenen Tasche bezahlen.“

2016 entscheidet über die Zukunft

Es gebe deutlich wirksamere Mittel, um den Tourismus in Nepal wieder anzukurbeln, als die Versicherungssummen zu beschneiden, findet der Sherpa. So sollte sich die Regierung lieber darum kümmern, „für eine stabile politische Lage“ zu sorgen, sagt Mingma. Außerdem sei es sinnvoll, die Gültigkeit der Permits (Besteigungsgenehmigungen) von 2015 um zwei bis drei Jahre zu verlängern. „Es gibt Bergsteiger, die 2014 und 2015 nach Nepal gekommen sind, um Everest oder Lhotse zu besteigen. Sie habe in diesen beiden Jahren viel Geld ausgegeben und sind sicher sehr frustriert.“
Das Tourismusministerium solle sich darauf konzentrieren, zu vermitteln, dass Nepal ein in jeder Hinsicht sicheres Reiseland sei, meint Mingma. „Nur wenn es 2016 gut läuft, wird es auch in den folgenden Jahren so sein.“

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Nepal ruft. Wer kommt? https://blogs.dw.com/abenteuersport/nepal-ruft-wer-kommt/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/nepal-ruft-wer-kommt/#comments Thu, 21 May 2015 12:29:58 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=29629 Trümmer, wo einst Langtang Village stand

Trümmer, wo einst Langtang Village stand

Etwa 100 Sekunden reichten, um Nepal von einem Traumland in ein Alptraumland zu verwandeln. Das Erdbeben am 25. April hinterließ eine Spur der Verwüstung. In einigen Gebirgsregionen lösten die Erdstöße Geröll-, Matsch-, Eis- oder Schneelawinen aus, die ganze Dörfer dem Erdboden gleich machten. Nach Angaben der Regierung Nepals wurden bei dem Haupt- und den zahlreichen Nachbeben rund 500.000 Häuser komplett zerstört. Die Behörden registrierten bisher mehr als 8600 Tote, unter den Opfern waren auch fünf deutsche Touristen. Vier weitere Deutsche würden noch vermisst, bestätigte mir heute ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. Viele Tote, die tief unter Schutt- oder Geröllbergen begraben liegen, werden wohl niemals geborgen werden können. Eine Tragödie.

Über eine Million Jobs im Tourismus

„Das Leben muss weitergehen“, sagt Ganga Sagar Pant, Geschäftsführer des Verbandes der nepalesischen Trekkingagenturen (TAAN). „Unsere touristischen Attraktionen sind immer noch da: die Berge, die Flora und Fauna, der Dschungel, die Trekkingpfade.“

Auf der Annapurna-Runde

Auf der Annapurna-Runde

In Nepal, das zu den 20 ärmsten Ländern der Welt zählt, ist der Tourismus eine der wichtigsten Einnahmequellen. Mehr als eine Million Jobs hängen direkt oder indirekt am Geschäft mit den Urlaubern. Das deutsche Außenministerium rät derzeit noch von „nicht notwendigen Reisen nach Nepal ab, da Infrastruktur und Versorgung infolge der Erdbebenkatastrophe nach wie vor überlastet sind. Dies gilt insbesondere für Reisen in das Langtang-Tal und Gebiete des Annapurna, die anhaltend von weiteren Erdrutschen bzw. Schneelawinen bedroht sind.“

Regierung: Hauptziele „sicher und intakt“

Die Regierung in Kathmandu hat eine Kampagne gestartet, um zu verhindern, dass der Tourismus vollends einbricht. Mit Blick auf die diesjährige Herbstsaison habe man die wichtigsten Reiseziele des Landes auf Erdbebenschäden überprüft, teilte das Tourismusministerium mit: „Sie sind sicher und intakt.“ Das gelte auch für die beliebtesten Trekkingrouten wie die Annapurna-Runde oder jene im Everest-Gebiet. „Wir ermutigen alle Touristen, Nepal zu besuchen und damit den Menschen in Nepal zu helfen, die durch die Verwüstung in Not geraten sind.“

Die meisten Routen sind passierbar

Leben in Trümmern

Leben in Trümmern

„Wir sehen das ganz differenziert und bewerten jede Region und Route einzeln“, schreibt mir Manfred Häupl, Chef des deutschen Trekking- und Expeditionsveranstalters Hauser Exkursionen. „Man kann nicht einfach sagen, Nepal ist sicher und intakt – dafür sind die Schäden zu groß. Allerdings wird an manchen Stellen auch übertrieben. Mir liegen Zahlen zwischen 25 und 70 Prozent Zerstörung der UNESCO-Weltkulturerbe-Stätten in Nepal vor. Welcher soll man glauben?“ Dominik Müller, Chef des Veranstalters Amical alpin, verweist auf Informationen aus Nepal, nach denen nur zwei der 35 populärsten Trekkingrouten nach dem Beben unpassierbar seien. Eine davon sei jene im besonders schwer getroffenen Gebiet Langtang. Um welche andere es sich handle, wisse er noch nicht sicher, sagt Dominik. „Ich warte noch auf Rückmeldung aus Nepal.“ Dort halten sich derzeit auch zwei führende Vertreter des Veranstalters DAV Summit Club auf, um sich vor Ort ein Bild von der Lage nach dem Erdbeben zu machen. Anfang Juni wolle der Summit Club dann die Kunden informieren, schreibt mir Christoph Schnurr, Leiter des Produktmanagements.

Bisher wenige Stornierungen

Die Chefs von Hauser und Amical gehen davon aus, dass sie die meisten der für den Herbst angebotenen Trekkingtouren auch umsetzen können – wenn nicht zu viele Kunden abspringen. Einen solchen Trend gebe es derzeit aber noch nicht. „Wir haben sehr wenige Stornierungen. Viele warten noch ab, wie sich ihre Region darstellt“, schreibt Hauser-Inhaber Manfred Häupl. Es gebe auch Neubuchungen unter ausdrücklichem Hinweis der Kunden auf ihre Solidarität mit Nepal. Die meisten würden jedoch erst im Sommer buchen. „In den letzten Tagen häufen sich die Rückfragen bei uns im Büro“, sagt Amical-Chef Dominik Müller. „Die Stimmung ist geteilt. Die einen sehen es eher kritisch, sie wollen sich dem Leid in Nepal nicht aussetzen. Die anderen –  und das ist der größere Teil – wollen auf alle Fälle im Herbst und auch in Zukunft in das Land reisen. Ich persönlich denke, dass man Nepal am besten helfen kann, wenn man die geplante Reise im Herbst antritt bzw. durchführt. Damit gibt man den Menschen in Nepal wieder eine Aufgabe, Hoffnung und letzten Endes auch dem ‚kleinen Mann‘ auf direktem Wege finanzielle Mittel.“

P.S.: Nepal braucht auch weiterhin Spenden. Drei Kontoverbindungen findet ihr auf der rechten Seite meines Blogs, wenn ihr auf das Bild mit der Aufschrift „Don’t forget Nepal“ drückt.

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Weitermachen am Everest? Bitte nicht! https://blogs.dw.com/abenteuersport/weitermachen-am-everest-bitte-nicht/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/weitermachen-am-everest-bitte-nicht/#comments Thu, 30 Apr 2015 16:12:45 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=29311 Rettungsaktion im Basislager nach der Lawine vom Pumori

Rettungsaktion im Basislager nach der Lawine vom Pumori

Business as usual am Mount Everest, wenige Tage nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal? Die Regierung des Landes scheint wild entschlossen, die Klettersaison am höchsten Berg der Erde nicht abzubrechen, sondern fortzusetzen – trotz der chaotischen Situation überall im Land. „Die Leitern (auf der Route durch den Khumbu-Eisbruch) werden in den nächsten zwei bis drei Tagen repariert sein, dann kann wieder geklettert werden. Es gibt für niemanden einen Grund, die Expedition abzubrechen“, sagte Tulsi Gautam, Generaldirektor des nepalesischen Tourismusministeriums, der französischen Nachrichtenagentur AFP. Gyanendra Shrestha, ein anderer Beamter der Behörde, bestätigte: „Wir haben die Expeditionen nicht abgeblasen. Einige Teams haben uns mitgeteilt, dass sie gerne weitermachen würden.“ Wenn die Route vom Basislager nach Lager 2 wiederhergestellt sei, könnten alle Teams, die wollten, den Aufstieg versuchen. „So ist Abenteuer“, sagte Shrestha. „Es ist unvorhersehbar. Jeder muss selbst für seine Sicherheit sorgen. Die Regierung kann Katastrophen nicht verhindern.“

Wie gestern berichtet, will unter anderen das Expeditionsteam des neuseeländischen Veranstalters Himalayan Experience in den nächsten Tagen noch im Basislager bleiben. „Phurba (der Sirdar der Sherpas) sagt mir, dass die Sherpas bereit sind, wieder ins Basislager zu kommen, die Bedingungen in den nächsten Tagen zu begutachten und dann gemeinsam eine Entscheidung zu treffen“, schrieb Himex-Chef Russell Brice in seinem Newsletter.

Ich finde: Das geht gar nicht!

Aber sollten die Bergsteiger wirklich wieder damit beginnen, auf dem Everest herumzukraxeln? Nachdem am Samstag eine Lawine 19 Menschen im Basislager getötet hat? Während in Nepal jede Hilfe und jedes Material benötigt wird, während Tausende von Verletzten behandelt werden müssen, während ganze Regionen immer noch von der Außenwelt abgeschnitten sind? Können Bergsteiger das alles wirklich ausblenden? Ich finde: Das geht gar nicht! Ich fände es geradezu zynisch. Natürlich brauchen die Sherpas ihre Jobs, um ihre Familien zu ernähren. Aber es sollte doch andere Möglichkeiten geben, dies sicherzustellen, als in diesem Frühjahr auf den Everest zu steigen. Die Expeditionsteilnehmer könnten zum Beispiel denjenigen, die es am schlimmsten getroffen hat, Geld zukommen lassen. Sie könnten noch Tage oder Wochen im Khumbu oder in anderen Regionen Nepals bleiben, mit anpacken, um die zerstörten Häuser wieder aufzubauen und ihre Zelte jenen Einheimischen zur Verfügung stellen, die ihr Dach über dem Kopf verloren haben. Und sie könnten im nächsten Jahr wieder zurückkehren, um den Everest zu besteigen. Der Berg läuft nicht weg. Und Nepal wird weiter an der Nabelschnur des Tourismus hängen, erst recht in den Jahren nach der Erdbebenkatastrophe.

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Everest-Permits verlängert https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-permits-verlaengert/ Fri, 20 Mar 2015 15:27:18 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28739 Südseite des Mount Everest

Südseite des Mount Everest

Diese Entscheidung war wirklich überfällig. Die nepalesische Regierung hat sich endlich dazu durchgerungen, dass die so genannten „Permits“, die Besteigungsgenehmigungen, für den Mount Everest von 2014 bis zum Jahr 2019 gültig bleiben. Kurz nach dem Lawinenunglück im Khumbu-Eisbruch am 18. April 2014, bei dem 16 nepalesische Bergsteiger ums Leben gekommen waren, war die Frühjahrssaison de facto beendet worden. Mehr als 300 ausländische Bergsteiger verließen den höchsten Berg der Erde, ohne auch nur einen Fuß auf ihn gesetzt zu haben. Schon damals kündigten Regierungsvertreter in Kathmandu an, die ausgestellten Permits für die 39 Expeditionsgruppen behielten fünf Jahre ihre Gültigkeit. Den Worten folgten jedoch keine Taten. Stattdessen hieß es später, die Regierung plane, die Permits nur gruppenweise zu verlängern. Die Bergsteiger waren zu Recht empört. Hätte in diesem Fall etwa nur ein Bergsteiger einer Gruppe das Permit von 2014 genutzt, um 2015 aufzusteigen, wäre die Genehmigung für die anderen nicht anwesenden Gruppenmitglieder verfallen. Diese Regelung ist jetzt offenbar vom Tisch.

Von wegen billiger!

Everest-Basislager

Everest-Basislager

Die Bergsteiger, die wegen der Ereignisse im letzten Jahr abreisen mussten,  könnten bis 2019 “mit irgendeinem Veranstalter ihrer Wahl zurückkehren“, sagte Mohan Krishna Sapkota, Sprecher des nepalesischen Tourismusministeriums. Dass schon in der Anfang April beginnenden  Frühjahrssaison viele Everest-Anwärter des Vorjahrs in Nepal auftauchen, erscheint eher unwahrscheinlich. Viele dürften die Entscheidung der Regierung abgewartet haben. Schließlich hatten sie für das Permit von 2014 pro Nase 10.000 Dollar bezahlt. Auf jeden Fall werden nun 1000 Dollar zusätzlich fällig, da die Regierung ab 2015 die Summe für jeden Everest-Bergsteiger, egal ob er alleine oder in einer Gruppe unterwegs ist, auf 11.000 Dollar festgeschrieben hat. Die Verantwortlichen in Kathmandu verkauften die Neuregelung als Preisnachlass, viele Medien folgten brav und sprachen von „Dumpingpreisen“ am Everest. Für Solo-Bergsteiger mag das stimmen, sie zahlten bisher 25.000 Dollar. Für Gruppen ab sieben Teilnehmern, und das ist der Regelfall am Everest, ist es seit diesem Jahr jedoch teurer, eben um besagte 1000 Dollar pro Mitglied.

Warten auf Entscheidung zu Hubschrauber-Einsätzen

Auch unter Verweis auf das Hin und Her der nepalesischen Regierung in der Frage der Permits hatten der kanadische Anbieter Peak Freaks und der US-Veranstalter High Adventure Expeditions ihre Everest-Expeditionen für 2015 abgesagt. Der US-Anbieter Alpenglow Expeditions war von der nepalesischen Süd- auf die tibetische Nordseite des Mount Everest gewechselt. Im vergangenen Jahr hatten die Veranstalter auch gefordert, Hubschrauber für den Materialtransport nach Lager 1 oder 2 einsetzen zu dürfen. Bisher schweigt die Regierung dazu. „Mein Gefühl ist, dass sie nein sagen werden“, schreibt mir Guy Cotter, Chef des neuseeländischen Expeditionsveranstalters Adventure Consultants. Bisher dürfen Hubschrauber am Everest nur für Rettungseinsätze genutzt werden.

 

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Schlechter Everest-Witz https://blogs.dw.com/abenteuersport/schlechter-witz/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/schlechter-witz/#comments Tue, 01 Jul 2014 13:28:36 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=26553 Wang Jing mit Zertifikat

Wang Jing mit Zertifikat

Als wäre nichts gewesen. Die chinesische Bergsteigerin Wang Jing hat in Kathmandu aus den Händen nepalesischer Regierungsvertreter ihr Everest-Zertifikat erhalten. Damit wird der 41-Jährigen bescheinigt, dass sie den höchsten Berg der Erde am 23. Mai bestiegen hat. Hochoffiziell und vor allem ohne jede Einschränkung. Merkwürdig.

Herzlich gelacht

Nach Informationen der Zeitung „The Himalayan Times“ behauptete Wang gegenüber dem zuständigen Tourismusministerium, sie habe sich zwar am 10. Mai mit dem Hubschrauber nach Lager zwei fliegen lassen. Am 14. Mai sei sie aber zum Basislager abgestiegen und nach einer zweitägigen Rast wieder aufgestiegen. Mit anderen Worten: Sie habe die komplette Route zu Fuß zurückgelegt. Die Zeitung berichtet über einen „Icefall doctor“, der darüber herzlich gelacht habe. Nach dem Lawinenunglück am 18. April, bei dem 16 nepalesische Bergsteiger um Leben gekommen waren, so der Sherpa, sei definitiv niemand mehr durch den Eisbruch geklettert. Auch ein Mitglied aus Wangs Team, das nicht namentlich genannt werden will, habe bestritten, dass die Chinesin noch einmal ins Basislager abgestiegen sei.

Kommission empfiehlt: Nur Rettungsflüge

Die Regierung scheint das alles nicht zu stören. „Es ist jetzt nicht die Zeit, neue Regeln aufzustellen, weil Wangs Besteigung in eine Phase der Krise und Ungewissheit fiel“, sagte Unterstaatssekretär Madhu Sudan Burlakoti bei der Feier in Kathmandu. Kein Wort von dem Untersuchungsbericht der Luftfahrtbehörde Nepals, die den Hubschrauber-Einsatz am Everest untersucht hatte. Die Kommission empfiehlt, Hubschrauber oberhalb des Basislagers weiterhin nur bei Rettungsaktionen einzusetzen – und nicht, um Material oder sogar Bergsteiger in die Hochlager zu transportieren.

P.S. Am Sonntag endet die Vorwahl zum „Online-Star 2014“. Wenn ihr mögt (und es noch nicht getan habt), könnt ihr für meinen Blog abstimmen. So geht’s: Auf die Wettbewerbsseite (hier) gehen und den Button „Zur Vorwahl“ drücken. Der Rest ergibt sich eigentlich von selbst. Die Kategorie wäre „Private blogs“ (im Gegensatz zu Commercial Blogs). Da müsstet ihr dann die Blog-Adresse http://blogs.dw.com/abenteuersport eingeben. Tausend Dank!

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Russell Brice klagt an https://blogs.dw.com/abenteuersport/russell-brice-klagt-an/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/russell-brice-klagt-an/#comments Wed, 04 Jun 2014 19:46:58 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=26401 Russell Brice

Russell Brice

Er hat wochenlang geschwiegen, jetzt findet er deutliche Worte. „Das ist mein zwanzigstes Jahr als Expeditionsveranstalter für Himalayan Experience, aber niemals zuvor habe sich so unterschiedliche Emotionen durchlebt wie in diesem Jahr“, schreibt Russell Brice zu Beginn seiner fünfteiligen Serie über das, was am und um den Mount Everest in diesem Frühjahr geschehen ist. In meinem Blog kann ich den Inhalt nur kurz zusammenfassen, aber ich empfehle wirklich, euch die Zeit zu nehmen, um Russells Berichte aus erster Hand in voller Länge zu lesen. Der Neuseeländer befand sich im Everest-Basislager, als am 18. April die verheerende Lawine über dem Khumbu-Eisbruch niederging und 16 Nepalesen tötete. „Offenbar gab es in diesem Bereich zur Zeit der Lawine einen Stau, so dass es nicht überrascht, dass so viele getötet und verletzt wurden.“

Wo floss das Geld hin?

Mehr als 150 Menschen hätten sich zu dieser Zeit im Eisbruch befunden, schätzt Brice. Er lobt alle, die sich bei der Rettungsaktion engagierten, die unmittelbar nach der Lawine begann. „So viele Menschen zu sehen, die ohne zu zögern den Berg hinauflaufen und sich selbst in Gefahr bringen, um anderen zu helfen, das kann gar nicht hoch genug bewertet werden.“ Russell wirft dem nepalesischen Tourismusministerium vor, dass sich am Tag der Lawine nur drei der 39 Verbindungsoffiziere wirklich im Basislager aufgehalten hätten. „Zur Erinnerung: Jeder Verbindungoffizier erhält 2500 Dollar plus Reisespesen, so dass wir als Expeditionsteams fast 100.000 Dollar für nichts gezahlt haben, was zu der Frage führt: Wohin ist das Geld eigentlich geflossen?“

„Korrupte Leute“

Rettungshubschrauber über dem Khumbu-Eisbruch

Rettungshubschrauber über dem Khumbu-Eisbruch

„Ohne Absprache“ habe das Ministerium einen großen Militärhubschrauber nach Pheriche geschickt, um die Leichen der Lawinenopfer abzuholen und nach Lukla zu fliegen, wo sie von der Polizei identifiziert werden sollten, berichtet der 61-Jährige. „Eine Aufgabe, die auch die Verbindungsoffiziere im Basislager hätten erledigen können. Dann hatte der Militärhubschrauber einen technischen Defekt und musste über Nacht am Boden bleiben, was zu großer Empörung unter den trauernden Familien führte.“ Russell lässt kein gutes Haar am Ministerium, vor allem an Unterstaatssekretär Madhu Sudan Burlakoti: „Manchmal sitzt auf diesem Posten ein guter Mensch, der verständnisvoll ist. Manchmal aber haben wir dort, wie jetzt gerade, auch korrupte Leute, die nicht helfen wollen. Nachdem ich in der letzten Woche verschiedene Treffen mit dem Unterstaatssekretär hatte, bin ich entsetzt über seinen absoluten Mangel an Verständnis und über das aufgeblasene und ausfällige Auftreten dieses Mannes gegenüber meinen Mitarbeitern und gegenüber anderen Menschen mit beachtlichem Ruf.“

Dieselben Gesichter, dieselben Probleme

Südseite des Mount Everest

Südseite des Mount Everest

Der Expeditionsveranstalter aus Neuseeland bestätigt, dass es im Basislager einige gewaltbereite Sherpas gab. Russell fragte seinen Sirdar, Phurba Tashi, ob die Sherpas weiter bereit seien, auf Everest und Lhotse zu klettern. „Er sagte mir, dass sie alle bereit seien. Aber er meinte auch, dass es nicht klug sei, wenn Himalayan Experience die Expedition fortsetze, da darüber geredet werde, dass andere Sherpas unseren Mitarbeitern die Beine brechen und unsere Büroräume in Kathmandu in Brand setzten würden, falls wir weitermachten. Mit großer Sorge und widerwillig entschied ich schließlich, dass es das Beste wäre, unsere Expeditionen zu beenden.“ Brice benennt einige Sherpas, die er beschuldigt, die Atmosphäre nicht nur in diesem Frühjahr vergiftet zu haben, sondern auch schon nach der Lawine am Manaslu im Herbst 2012, bei der elf Bergsteiger ums Leben gekommen waren, und im Streit mit Simone Moro und Ueli Steck im Frühjahr 2013. „Ich sehe dieselben Gesichter, die für Probleme sorgen.“

Diese Sherpas  hätten sich nicht an die Vereinbarungen gehalten, dass jedes Team selbst entscheiden können sollte, ob es weitermacht oder nicht, und dass kein Druck auf die Teams ausgeübt werden sollte, sagt Russell. „Deshalb habe ich vor genau diesen Sherpas, die sich durchgesetzt und die Everest Saison gekidnappt haben, jeden Respekt verloren.“

Vor schweren Zeiten

Nach wochenlangen Verhandlungen mit dem Tourismusministerium in Kathmandu ist der Neuseeländer ernüchtert. „Es war die beste Gelegenheit, die das Ministerium jemals gehabt hat, um sinnvolle und fortschrittliche Reformen einzuleiten, die von den Sherpas geschätzt worden wären und die der internationalen Gemeinschaft gezeigt hätten, dass die Regierung das wichtige Tourismusgeschäft seriös verwaltet“, schreibt Russell Brice. „Aber nein, sie haben nichts getan, das ist enttäuschend. Noch schlimmer aber ist, dass die Mitarbeiter des Ministeriums in Korruption, Lügen und Täuschung verwickelt sind.“

Russell sieht schwierige Zeiten für Nepal aufziehen. „Bergsteigern und Sponsoren fällt es jetzt schwer, Vertrauen in die für den Bergtourismus in Nepal zuständigen Behörden zu haben. Die langfristigen Folgen werden wahrscheinlich ziemlich drastisch sein. Und das wird sich darauf auswirken, wie viele Nepalesen Arbeit haben: nicht nur Sherpas, sondern auch Angestellte von Hotels, Lodges, Fluglinien und Lebensmittelherstellern, Träger, Taxifahrer, selbst Postkartenverkäufer.“

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Schleichendes Ende der Everest-Saison in Nepal https://blogs.dw.com/abenteuersport/das-schleichende-ende-der-everest-saison-in-nepal/ Thu, 24 Apr 2014 16:16:57 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=25953 Basislager zu Füßen des Mount Everest

Basislager zu Füßen des Mount Everest

Das Basislager auf der nepalesischen Seite des Mount Everest leert sich. Regierungsvertreter bestritten, dass die Klettersaison am höchsten Berg der Erde offiziell beendet sei. „Diejenigen, die gehen wollen, werden gehen. Und jene, die weiter klettern wollen, werden nicht gestoppt oder bedroht“, sagte Tourismusminister Bhim Acharya nach einem Krisentreffen im Basislager, bei dem er nach eigenen Angaben versucht hatte, die Beteiligten davon zu überzeugen, die Expeditionen fortzusetzen. Die Sherpas hätten ihm versichert, dass es keine Schwierigkeiten geben werde.

Drohungen einer kleinen Gruppe Sherpas

Zuvor war über Drohungen einiger Sherpas berichtet worden. „Die Stimmung im Basislager wird immer angespannter“, schrieb Monica Piris, Ärztin im Team des Veranstalters Alpenglow, der seine Expedition schon vor dem Eintreffen der Regierungsdelegation für beendet erklärt hatte. „Es gibt eine kleine Gruppe abtrünniger Sherpas aus kleineren Teams, die all jenen Gewalt androhen, die sich dafür entscheiden, zu bleiben und weiter zu klettern.“ Ähnlich äußerte sich die NDR-Reporterin Juliane Möckinghoff, die den blinden österreichischen Kletterer Andy Holzer begleitet, in ihrem Everest-Tagebuch.

Weitere Teams brechen die Zelte ab

Mit den International Mountain Guides (IMG), Adventure Consultants, RMI Expeditions, Jagged Globe und Peak Freaks ziehen weitere Veranstalter die Notbremse und brechen ihre Zelte ab. Alle bekunden ihr Mitgefühl mit den Sherpas über den Tod der 16 Nepalesen bei einer Lawine im Khumbu-Eisbruch am Freitag vergangener Woche. Gleichzeitig verweisen sie auf die organisatorischen Schwierigkeiten, die entstanden sind, weil viele Sherpas das Basislager bereits verlassen haben oder sich weigern, zum Berg zurückzukehren.

Zu wenig Sherpas übrig

„Die Route durch den Eisbruch bleibt unsicher, wenn sie nicht von den ‚Eisfall-Doktoren‘ (Sherpa-Spezialisten, die die Route anlegen, sichern und instandhalten) repariert wird. Sie werden ihre Arbeit in dieser Saison nicht wieder aufnehmen können“, begründet Eric Simonson das Ende der IMG-Expedition. „Wir haben alle Möglichkeiten geprüft und sehen keinen Weg, die Expedition sicher fortzusetzen.“ Ins gleiche Horn stoßen David Hamilton und Tom Briggs von Jagged Globe: „Wir brechen die Expedition ab, weil es keine Aussicht darauf gibt, unsere Sherpas zu ersetzen, und weil jetzt im Basislager einfach nicht mehr genügend Sherpas sind, um die Fixseile am Berg zu legen und damit das Klettern sicher zu machen.“ Laut Angaben des nepalesischen Tourismusministeriums bleiben die Besteigungsgenehmigungen der Teams, die abreisen, fünf Jahre lang gültig.

Update 25. April: Offenkundig haben jetzt auch die Veranstalter Himalayan Experience und Altitude Junkies ihre Everest-Expeditionen abgebrochen. Und auch Asian Trekking kehrt dem Everest den Rücken: „Wir haben uns auch entschieden, das Basislager zu verlassen“, schreibt mir Dawa Steven Sherpa. „Wir gehören zu den letzten, die noch hier sind.gehen.“

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Müllabfuhr am Everest https://blogs.dw.com/abenteuersport/muellabfuhr-am-everest/ Wed, 05 Mar 2014 18:12:16 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=25449 Müll am Südsattel

Müll am Südsattel

Wann endlich wird in den Redaktionen ein Phrasenschwein aufgestellt, in das jeder fünf Euro einzahlen muss, der den Mount Everest als „höchste Müllkippe der Welt“ bezeichnet? Das Geld könnte dann für Umweltschutz-Projekte in Nepal gespendet werden. In diesen Tagen geistert die Formulierung wieder inflationär durch die Gazetten. Und kaum einer macht sich die Mühe, genauer hinzusehen. Was ist geschehen? Es gibt eine neue Müll-Vorschrift am Mount Everest, nicht mehr und nicht weniger.

Acht-Kilo-Portionen für Absteigende?

Müllsammeln am Everest

Müllsammeln am Everest

Madhu Sudan Burlakoti vom nepalesischen Tourisministerium teilte mit, dass von April an jeder Bergsteiger einer Expedition, der oberhalb des Basislagers unterwegs sei, acht Kilogramm Müll vom Berg zurückbringen müsse. Den solle er dann im Regierungsbüro im Basislager abgeben. Wer sich nicht daran halte, werde bestraft, sagte Burlakoti, ohne dies näher auszuführen.

Der Außenposten der Regierung entsteht in dieser Frühjahrssaison erstmals in der Zeltstadt auf 5300 Metern Höhe. Gedacht war er als Schiedsstelle, um handfeste Auseinandersetzungen zwischen Sherpas und Bergsteigern wie im letzten Jahr zu verhindern. Jetzt soll das Büro also auch Müllsammelstelle werden. Wie das Ganze praktisch umgesetzt wird, kann ich mir noch nicht richtig vorstellen. Sollen die Bergsteiger nach erfolgreichem oder gescheitertem Gipfelversuch am Südsattel ausschwärmen, um, wenn sie nicht genügend Abfall produziert haben, ihre acht Kilo vollzumachen? Oder werden Sherpas abkommandiert, die den Müll an bestimmten Stellen zusammentragen und in abgewogenen Portionen an die Absteigenden verteilen?

Alter Unrat

Was in den meisten Berichten verschwiegen wird, ist, dass es schon seit Jahrzehnten Müll-Vorschriften für Everest-Expeditionen gibt. Die Bergsteiger sind verpflichtet, ihren Bio-Abfall zu vergraben oder verbrennen. Recycelbares Material wie Plastik oder Glas muss ebenso nach Kathmandu zurückgebracht werden wie verbrauchte Sauerstoffflaschen oder leere Batterien. Wer gegen die Auflagen verstößt, riskiert, seine Umweltkaution in Höhe von 4000 US-Dollar nicht zurückzuerhalten. Die Regierung will auch dafür sorgen, dass alter Unrat vom Mount Everest verschwindet. Der liegt teilweise schon seit Jahrzehnten dort oben und stammt aus einer Zeit, als Bergsteiger am höchsten Berg der Erde noch so selten waren, dass sich kaum jemand Gedanken um Umweltschutz machte.

Klimawandel bringt es an den Tag

Müllsammlung, Sammelmüll

Müllsammlung, Sammelmüll

Seit 2008 hat sich Dawa Steven Sherpa verdient gemacht, weil er dieses Müllproblem ernsthaft angeht. Jahr für Jahr bringt er bei seinen „Öko-Everest-Expeditionen“ nicht nur zahlende Kunden auf den Berg, sondern anschließend auch jeweils rund 5.000 Kilogramm Unrat zurück nach Kathmandu. „Man kann nicht sagen, wie viel Müll noch auf dem Everest liegt“, sagt Dawa Steven. Die große Unbekannte sei, wie viel das Eis verberge. In den letzten Jahren hat der Klimawandel auch am höchsten Berg der Erde seine Spuren hinterlassen. Die Gletscher schmelzen, unter dem Eis liegender Müll und auch Leichen von Bergsteigern treten wieder zu Tage. Es gibt also genügend einzusammeln.

P.S. Werft doch noch mal einen Blick auf die Bildergalerie von 2012. Damals wurden in Kathmandu Kunstobjekte aus Everest-Müll ausgestellt.

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Nanga-Parbat-Versuche und Everest-Gebühren https://blogs.dw.com/abenteuersport/nanga-parbat-versuche-und-everest-gebuehren/ Mon, 17 Feb 2014 15:09:53 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=25315 Yoga im Basislager

Yoga im Basislager (© The North Face)

Der Nanga Parbat wehrt sich. Auch die zweiten Gipfelversuche auf der Rupal-Seite des Achttausenders in Pakistan blieben erfolglos. Der Italiener Simone Moro und sein deutscher Teampartner David Göttler stiegen in der vergangenen Woche (meiner Skiurlaubswoche in Osttirol) bis Lager drei auf 6800 Meter auf. „Aber das Wetter war wieder einmal nicht auf unserer Seite“, schreibt David auf Facebook. „Schneefall und null Sicht waren die Mischung, die uns diesmal umkehren ließen.“ Die beiden Polen Tomasz Mackiewicz und Pawel Dunaj hatten bereits vorher umgedreht. Das polnische Expeditionsteam harrt schon seit über acht Wochen am Nanga Parbat aus. Simone und David waren zur Jahreswende im Basislager eingetroffen, sind nun also auch schon gut sechs Wochen vor Ort. „Solange es auf dem Berg stürmt und ungefähr minus 50 Grad Celsius kalt ist, versuche ich die Körperspannung mit täglichen Yoga-Übungen aufrechtzuerhalten”, schreibt David aus dem Basislager.

Für die einen billiger, für die anderen teurer

Everest heute: Viel Verkehr auf der Normalroute

Viel Verkehr auf der Normalroute

Nepal hat derweil angekündigt, die Besteigungsgebühren für den Everest vom kommenden Jahr an zu verändern. Einzelne Bergsteiger zahlen nach Angaben des Tourismusministeriums in Kathmandu vom 1. Januar 2015 an für den Aufstieg über die Normalroute auf der Everest-Südseite in der Frühjahrssaison nur noch 11.000 statt wie bisher 25.000 US-Dollar. Teurer wird es dagegen für Gruppen. Schlossen sich bis dato sieben Bergsteiger zusammen, zahlte das Team insgesamt 70.000 Dollar. Ab 2015 werden nun siebenmal 11.000, also 77.000 Dollar fällig.

Wirklich gut für ernsthafte Kletterer?

„Die neuen Gebühren werden all die künstlich zusammengewürfelten Gruppen entmutigen, in denen die Expeditionsleiter nicht einmal jedes Mitglied kennen“, meint Tilakram Pandey vom Tourismusministerium. „Unterstützt werden die verantwortungsvollen und ernsthaften Kletterer.“ Der Schuss könnte jedoch auch nach hinten losgehen, etwa wenn sich unerfahrene Bergsteiger einen Bergführer nehmen und sich als Kleinteam deutlich preiswerter als bisher am höchsten Berg der Erde versuchen. An den anderen Achttausendern Nepals sinken die Gebühren für Solo-Bergsteiger von 5500 auf 1800 Dollar. 2013 waren die Einnahmen Nepals aus den Besteigungsgenehmigungen im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent gesunken. 

Free Solo

Nach so vielen Zahlen nun noch ein Video zum Entspannen (oder Verspannen): Der 29 Jahre alte US-Amerikaner Alex Honnold klettert in Mexiko free solo durch eine gut 750 Meter hohe, steile Felswand. „El sendero luminoso“ (Der leuchtende Pfad) gehört zu den schwierigsten Routen, die jemals ohne Seilsicherung gemeistert wurden.

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Weniger Expeditionen, weniger Geld https://blogs.dw.com/abenteuersport/weniger-expeditionen-weniger-geld/ Thu, 30 Jan 2014 09:28:13 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=25195 Nepal hängt am Nabel des Mount Everest

Nepal hängt am Nabel des Mount Everest

Nepal sieht seine Bergfelle davonschwimmen. „Die Regierung muss Maßnahmen ergreifen, um einen Wettbewerbsvorteil zu erreichen“, fordern die Autoren eines Berichts, den laut der Zeitung „Himalayan Times“ das Tourismusministerium in Kathmandu vorlegte. Die Nachbarländer hätten aggressive Werbekampagnen gestartet, um mehr Bergsteiger anzulocken. So habe Indien im vergangenen September bei den Gebühren für Besteigungen 50 Prozent Rabatt angeboten. Pakistan verlange nur noch Geld für Berge, die höher als 6500 Meter sind. In Nepal werden schon für deutlich niedrigere Berge Gebühren fällig, etwa für den beliebten, 5550 Meter hohen Trekkinggipfel Chhukung Ri im Khumbu-Gebiet.

Visa-Anträge für Nepal jetzt auch online

Im vergangenen Jahr kamen 298 Expeditionen nach Nepal, zwölf weniger als 2012. Die Einnahmen aus den Besteigungsgebühren sanken um gut sieben Prozent auf 3,91 Millionen US-Dollar. Ang Tshering Sherpa, langjähriger Präsident des Nepalesischen Bergsteigerverbands, sieht die Ursache dafür in den  Parlamentswahlen vom vergangenen November. Die Expeditionsveranstalter, so Ang Tshering, fürchteten im Umfeld von Wahlen in einigen Staaten Asiens Streiks oder sogar Gewalt, was dazu führen könnte, dass ihre Kunden tagelang festsäßen. Einen ersten Schritt in Sachen Kundenfreundlichkeit hat die Regierung in Kathmandu bereits gemacht. Touristen können Visa für Nepal jetzt auch online zu beantragen.

Everest lässt die Kassen klingeln

Wie sehr das Land von Expeditionen zum Mount Everest abhängt, belegen die Zahlen von 2013. Danach machten die Genehmigungsgebühren für den höchsten Berg der Erde 80 Prozent der Einnahmen aus. Auf Platz zwei und drei lagen mit riesigem Abstand die Achttausender Lhotse (4,5 Prozent) und Manaslu (4,2 Prozent). Bei der überragenden Bedeutung des Everest verwundert es kaum, dass die Diskussionen in Nepal über neue, schärfere Regeln für die Bergsteiger seit Jahren im Sande verlaufen.

Ein Sechstausender vor dem Everest

So wird sich nach den Worten von Ang Tshering Sherpa in diesem Jahr für ausländische Everest-Anwärter kaum etwas ändern. Sie müssten lediglich Rekordversuche vorher vom Tourismusministerium genehmigen lassen. Das habe jedenfalls eine Kommission, der er angehöre, der Regierung empfohlen, sagte Ang Tshering kürzlich in einem Interview der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Die Kommission habe außerdem vorgeschlagen, dass Bergsteiger aus Nepal mindestens einen Sechstausender bestiegen haben müssten, bevor sie eine Genehmigung für den Mount Everest erhielten. In den vergangenen Jahren hatte es Klagen über einige Sherpas am Everest gegeben, die nicht über ausreichende Erfahrung als Bergsteiger verfügten.

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