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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Umleitung zum Manaslu

Manaslu, der „Berg der Seele“

Der „Berg der Seele“ wird in diesem Herbst seine eigene Seele wohl nicht baumeln lassen können. Der Achttausender Manaslu in Nepal ist nämlich zu einem beliebten Ausweichziel für Expeditionen in der Nach-Monsun-Zeit geworden. Grund ist die nach wie vor unklare Situation in Tibet. Wie hier im Blog berichtet, hatten die chinesischen Behörden Anfang Juni zunächst eine generelle Einreisesperre für ausländische Touristen in die seit 1951 besetzte Himalaya-Region verfügt, um sie dann wieder etwas zu lockern. Nach wie vor werden Visa jedoch nur für Gruppen ab sechs Personen mit derselben Staatsangehörigkeit ausgestellt. Weiter schlechte Chancen hat darüber hinaus jemand, der aus einem Land kommt, über das sich die Führung in Peking geärgert hat.

Ungewissheit zu groß

Die Frage etwa, ob Österreicher nun nach Tibet einreisen dürfen oder nicht, sei nicht ganz klar, schreibt mir Dominik Müller, Chef von Amical Alpin. Österreich war bei den chinesischen Machthabern durch den Besuch des Dalai Lama in der Alpenrepublik in Ungnade gefallen. Doch es trifft auch andere und nicht nur bei geplanten Reisen nach Tibet: „Uns liegen auch Fälle von deutschen Staatsbürgern vor, die ohne Begründung kein Visa für den Muztagh Ata in China erhalten haben“, berichtet Dominik. „Trotz mehrmaliger Versuche und Anfragen wurden die Ausweise ohne Angabe und Informationen zurückgesandt.“ Statt der ursprünglichen Expedition zum Achttausender Cho Oyu in Tibet organisiert Amical nun eine Besteigung des Manaslu in Nepal. „Uns ist die Ungewissheit zu groß, an der Grenze zu China/Tibet zu stehen und abgewiesen zu werden“, begründet Dominik seine Entscheidung.

Cho-Oyu-Expeditionen abgesagt

Einsamer Cho Oyu im Herbst

Damit steht er nicht allein. „Aufgrund der derzeit brüchigen Lage in Tibet ist der Zugang für unsere Expeditionen nicht garantiert“, heißt es bei Himalayan Experience, dem Unternehmen des neuseeländischen Bergführers Russell Brice. „Deshalb bieten wir keine Expedition zum Cho Oyu an, sondern zum Manaslu.“ Der Veranstalter Adventure Consultants, ebenfalls aus Neuseeland, erklärt zum ursprünglich geplanten Cho-Oyu-Trip kurz und bündig: „Tibetische Grenzen geschlossen, 2012er Trip abgesagt, ersatzweise Manaslu, 8163 Meter.“ Und auch im Herbstangebot des Schweizer Veranstalters Kari Kobler fehlen diesmal die Achttausender Tibets, der Manaslu dagegen gehört zum Portfolio.

Munter an der Preisschraube gedreht

Die Veranstalter scheinen den Ärger mit den Chinesen langsam, aber sicher leid zu sein. Neben der ungeklärten Frage der so genannten Permits, also der Erlaubnis einzureisen und die hohen Berge Tibets zu besteigen, müssen sie sich mit immer weiter steigenden Gebühren herumschlagen. Ende 2011 sollten Expeditionen zu den 7000ern und 8000ern Tibets um 30 Prozent, zur Nordseite des Everest gar um 60 Prozent teurer werden. Ganz so schlimm kam es zwar nicht, doch die Preise stiegen. Amical-Chef Dominik Müller hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass die Chinesen „sich wieder ihrer Bergwelt besinnen und zu einer verlässlichen Partnerschaft zurückkehren.“ Es könne doch nicht sein, dass „unterzeichnete Verträge kurzfristig für nichtig erklärt werden und wir als Veranstalter jeden Monat nachverhandeln müssen.“

Datum

17. August 2012 | 17:28

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