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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Viele Fragezeichen nach dem Erdbeben

Rettungsflüge am Everest

Rettungsflüge am Everest

Tag drei nach dem verheerenden Beben in Nepal. Die Zahl der Toten in dem Land liegt mittlerweile bei fast 4000, und sie steigt unaufhörlich. Ein Ende der Hiobsbotschaften ist nicht in Sicht. Noch immer konzentrieren sich die Meldungen auf die besonders stark getroffene Hauptstadt Kathmandu und die Region um den Mount Everest. Aus den übrigen Regionen des Landes tröpfeln nur einzelne Nachrichten ein. Trekkingtouristen berichten, dass am Samstag nach dem Beben auch auf der Annapurna-Runde Gerölllawinen niedergegangen seien. Auf dem Trekkingpfad um den Achttausender Manaslu warten offenbar zahlreiche Wanderer darauf, mit dem Hubschrauber evakuiert zu werden. Das Basislager zu Füßen der Annapurna wurde nach den Erdstößen am Samstag von einer Lawine getroffen. „Sie begrub uns in den Zelten. Wir schnitten uns mit unseren Messern den Weg nach draußen frei. Danach mussten zwei Sherpas und ich einen Teamkameraden befreien“, berichtete der kanadische Bergsteiger Al Hancock.

Hubschrauber-Luftbrücke ins Hochlager

Am Mount Everest nähert sich die Rettungsaktion für die in Lager 1 auf über 6000 Metern festsitzenden Bergsteiger dem Ende. Nur noch 15 Kletterer warten darauf, mit dem Hubschrauber ins Tal geflogen zu werden. Den ganzen Montag hatte es eine regelrechte Luftbrücke nach Lager 1 gegeben, wo ursprünglich rund 150 Bergsteiger gestrandet waren. Pausenlos waren die Hubschrauberpiloten im Einsatz. Die „Icefall Doctors“ haben ihre Arbeiten an der Route durch den Khumbu-Eisbruch aus Angst vor Nachbeben gestoppt. Angeblich kamen bei einem Nachbeben am Sonntag in dem Eislabyrinth drei Sherpas ums Leben. Wie viele Bergsteiger die riesige Lawine getötet hat, die am Samstag als Folge des Erdbebens vom Siebentausender Pumori abgegangen war und das Everest-Basislager getroffen hatte, ist immer noch unklar. Die Angaben schwanken derzeit zwischen 16 und 19. Zu den Überlebenden zählte der deutsche Bergsteiger Jost Kobusch. Der 22-Jährige drehte ein Video, das einem schon beim Anschauen buchstäblich den Atem nimmt:

Stopp auf der tibetischen Everest-Nordseite?

Die Nordseite des Mount Everest

Die Nordseite des Mount Everest

Unklar ist die Lage auf der tibetische Nordseite des Mount Everest. Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua meldet, dass China alle Expeditionen in diesem Frühjahr abgeblasen hat. Die Agentur beruft sich auf einen hochrangigen Beamten, der die Entscheidung damit begründet habe, dass im Mai weitere Nachbeben drohten. Im „Chinese Basecamp“ diskutierten heute Regierungsvertreter mit den Expeditionsleitern. Nach meinen Informationen soll es am Dienstagmorgen ein weiteres Treffen geben. Das deutsche Bergsteiger-Ehepaar Alix von Melle und Luis Stitzinger hat aus eigenen Stücken seine Everest-Expedition auf der Nordseite abgebrochen. „Wir können und wollen unsere Augen vor dem Leid, das sich (in Nepal) zugetragen hat, nicht verschließen“, schreiben Alix und Luis auf ihrer Homepage. „Darüber hinaus möchten wir nicht der Grund dafür sein, weshalb nepalische Helfer, Köche und Climbing Sherpas weiterhin vor Ort gehalten werden und nicht zu ihren Familien nach Hause können, um dort nach dem Rechten zu sehen.“

P.S.: Der deutsche Arzt und Bergsteiger Matthias Baumann ist nach Nepal gereist, um dort als Unfallchirurg den Erdbebenopfern zu helfen. Er hat auch eine Spendenaktion gestartet: Himalayan Project e.V., Kreissparkasse Biberach, IBAN DE45 6545 0070 0007 0581 89, BIC: SBCRDE66, Kennwort: „Erdbeben Opfer“

Datum

27. April 2015 | 18:51

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