Vom Mont Blanc zu Tränen gerührt
Das war kein Ski-, sondern Softeisfahren. So ist das halt, wenn du im April bei Sonnenschein auf die Bretter steigst. Da sich das Programm in Chamonix zur Verleihung der Piolet d’Ors, der „Oscars der Bergsteiger“, auf die Abendstunden konzentriert, nutze ich die freie Zeit, um ein paar Schwünge zu machen und den Mont Blanc von der gegenüberliegenden Seite zu bestaunen. Ich fahre mit der Gondel hinauf auf den 2550 Meter hohen Brevent. Oben setze ich mich erst einmal auf die Sonnenterrasse und genieße das Panorama – wie Greg und Susan, zwei Kanadier, die Urlaub in Europa machen. Ihr Programm: Genf, Chamonix, Rom.
Alles auf einem Fleck
Während Greg mich mit dem Mont Blanc im Hintergrund fotografiert, laufen Susan Tränen über die Wangen. „It’s so beautiful, amazing!“ Die 40-Jährige (geschätzt, Frauen fragt man nicht nach dem Alter) ist hin und weg, dass Chamonix direkt zu Füßen dieser wilden Bergwelt liegt. „Unsere Rockies sind ja auch wild, aber eben viel einsamer.“ Es stört sie überhaupt nicht, dass das ganze Tal zugebaut ist, im Gegenteil: „Hier ist alles auf einem Fleck. Nicht nur in Chamonix, sondern in ganz Europa. Ich finde das toll.“ Alles eine Frage der Perspektive.
Ich sage ihr noch voraus, dass sie auch in Rom Tränen vergießen wird. Dann stürze ich mich in die schwarze Abfahrt oder sagen wir eher: in die weiße Pampe. Für den Genussfaktor sorgt allein die Aussicht. Überzeugt euch selbst: