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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Weltmeister Momo

Mit 15 Jahren Weltmeister, wer kann das von sich behaupten? Maurice Wiese aus Frankfurt am Main darf sich seit gestern abend „erster Slackline-Weltmeister der Geschichte“ nennen. Wie viel der Titel aus sportlicher Sicht wert ist, mag dahingestellt bleiben. Doch „Momo“, wie Maurice von allen anderen Slacklinern gerufen wird, vergoss Freudentränen.


Die besten Slackliner: Andy Lewis, Maurice Wiese, Bernd Hassmann (v.l.)

Bei zwei Vorausscheidungen in München und Friedrichshafen waren aus 16 Bewerbern die besten acht ausgesiebt worden. Und die maßen sich nun beim Slackline-Worldcup im Rahmen des International Mountain Summit in Brixen.

Bass im Bauch

Gut, dass ich vorher nicht viel gegessen hatte. Denn die bassgeladene Techno-Musik, die während des gesamten Wettkampfs aus den Boxen dröhnte, brachte meine Eingeweide ziemlich durcheinander. Die überwiegend jungen Zuschauer schien der laute Musikteppich, der über der gut gefüllten Brixener Handballhalle lag, dagegen nicht zu stören. Ganz im Gegenteil. Sie nickten im Takt.


Fast aus dem Bild sprang hier Halbfinalist Luis Meier

Buddha auf der Leine

Die acht Finalisten – vier Deutsche, ein US-Amerikaner, ein Japaner, ein Pole und ein Niederländer – traten paarweise gegeneinander an. Eine Jury entschied, wer von beiden Kontrahenten ausschied und wer die nächste Runde erreichte. Je näher es auf das Finale anging, desto mehr stieg die Stimmung, nicht zuletzt dank der immer spektakuläreren akrobatischen Kunststücke der Slackliner.


Mit der Nummer könnte Andy Lewis auch im Zirkus auftreten

Die Fachausdrücke für die diversen Übungen habe ich mir nicht merken können. Bis auf den „Buddha“, bei dem man mit gekreuzten Beinen auf der stramm gespannten Leine hockt und die Hände wie zum Gebet vor dem Bauch oder – noch spektakulärer – hinter dem Rücken faltet. Doch richtig laut wurde es erst, als die beiden Finalisten, „Momo“ und Andy Lewis aus den USA, jeweils nach einem Salto rückwärts auf der Leine landeten und sich auf ihr auch hielten.

Baff

Gut gefiel mir, wie freundschaftlich die acht Slackliner miteinander umgingen. Das wirkte eher wie eine Party als ein Wettkampf. Jeder klatschte jeden ab. Selbst beim direkten Duell feuerte der Wartende seinen Konkurrenten auf der Leine an. Und hinterher umarmten sich beide.


Weltmeister “Momo“ in Aktion

„Wir sind wie eine Familie“, sagte mir anschließend „Momo“ (das kurze Gespräch könnt ihr unten nachhören). Der 15-Jährige konnte noch gar nicht fassen, dass er sich jetzt Weltmeister nennen darf: „Ich bin baff.“

Kurzinterview mit Slackline-Weltmeister Maurice Wiese

Datum

6. November 2010 | 6:26

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