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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Wieder scheitert Burke an „seinem“ Berg

Bill Burke vor dem Burke Khang (niedrigerer Gipfel rechts)

Irgendwie steckt der Wurm in „seinem“ Berg. Das dritte Jahr in Folge wurde nichts aus der Erstbesteigung des 6942 Meter hohen Burke Khang durch den Mann, nach dem der Berg im Everest-Gebiet benannt ist. Bill Burke beendete die Expedition, diesmal sogar, ohne einen Fuß auf den Fast-Siebentausender gesetzt zu haben. Ein zwei Tage andauernder Schneesturm hatte für jede Menge Neuschnee im Gokyo-Tal gesorgt. Außerdem sagte der Wetterbericht für die restliche Zeit der Expedition Sturmböen bis zu Orkanstärke voraus. „Sich in großer Höhe bei einer extremen Steigung von 75 Grad und mehr durch hüfthohen Schnee zu wühlen, ist das eine“, schreibt Burke in seinem Blog. „Dies bei Windgeschwindigkeiten von 75 Meilen pro Stunde [ca. 120 km/h) und Minus-Temperaturen mit Windchill-Effekt zu tun, käme einem Selbstmord gleich.“

Trauerstimmung im Basislager

Bill am Eingang des Gokyo-Tals

Der 75 Jahre alte US-Amerikaner hatte es noch einmal wissen wollen. „Der Burke Khang hat mir zweimal in den Hintern getreten, wobei ich 2016 eine besonders unbarmherzige, demütigende Tracht Prügel bezogen habe“, hatte Bill vor Beginn der Expedition geschrieben. „Doch nun beginne ich, das Gelände zu verstehen und den Charakter des Bergs zu fühlen.“ Bevor Burke zum dritten Mal anreiste, hatte sein Sherpa-Team unter Leitung von Naga Dorjee Sherpa bereits per Helikopter die Route zum Gipfel erkundet. Als Bill schließlich nach zwei Tagen Schneesturm, die er selbst in Gokyo ausgesessen hatte, im Basislager eintraf, herrschte dort nach seinen Worten „Trauerstimmung“. Der Sturm hatte auch an der Moral gezehrt.

Berg der höchsten Liga

Puja (Gebetszeremonie) im Basislager

Trotzdem kämpften sich die Sherpas an den beiden folgenden Tagen dem Berg hinauf. „Fünf erfahrene Sherpas benötigten, über zwei Tage verteilt, 25 Stunden, um die Fixseile zu verlegen und Lager 1 einzurichten”, berichtet Bill. „Naga sagte, die Bedingungen am Berg seien wegen des tiefen Schnees, Steinschlags und starker Winde erbärmlich.“ Als dann auch noch der deprimierende Wetterbericht eintraf, blies Burke die Expedition ab. Allerdings ließ er sich noch einmal mit dem Hubschrauber über den Burke Khang fliegen. „Der Berg ist furchterregend, umwerfend, großartig und sehr gefährlich“, schildert Bill seine Eindrücke. „Ich sah riesige Spalten, Eisbrüche, Wechten und turmhohe Seracs. Sie grenzen direkt an den abgerundeten Gipfel, der fast unbesteigbar erscheint. Dieser Berg gehört definitiv in die höchste Liga, nur geeignet für Extrembergsteiger mit viel Erfahrung und der richtigen Ausrüstung.“

Vierter Versuch?

Bill Burke wurde erst im Seniorenalter, nach einer erfolgreichen Karriere als Jurist, zum Höhenbergsteiger. Mit 67 Jahren bestieg er den Mount Everest von der nepalesischen Südseite, mit 72 von der tibetischen Nordseite aus. Vier Tage vor seinem zweiten Everest-Coup verkündete die Regierung in Kathmandu, dass der noch unbestiegene Fast-Siebentausender nahe dem Mount Everest nun Burke Khang heiße. Den genauen Grund für diese Geste erfuhr Bill nicht. Ob er nach seinem dritten gescheiterten Anlauf noch einmal zum Burke Khang zurückkehren wird, ließ Burke offen: „Ich muss jetzt erst mal darüber nachdenken, wie es weitergeht.“

Datum

23. März 2017 | 17:22

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