Klimawandel – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Zeitbombe Imja Tsho entschärft – vorerst https://blogs.dw.com/abenteuersport/zeitbombe-imja-tsho-entschaerft-vorerst/ Mon, 28 Nov 2016 16:24:38 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34313 Abflusskanal am Imja-Gletschersee

Abflusskanal am Imja-Gletschersee

Es ist wie bei einer Regentonne. Die Regenmenge ist nicht steuerbar. Willst du verhindern, dass die Tonne überläuft, musst du Wasser ablassen. Nach diesem Muster ist jetzt der Wasserspiegel des Imja Tsho über einen Zeitraum von zwei Monaten um insgesamt 3,40 Meter gesenkt worden. Der Gletschersee im Everest-Gebiet, der an einigen Stellen knapp 150 Meter tief ist, war in den vergangenen Jahren in Folge des Klimawandels immer weiter angewachsen und zu einer Bedrohung für die talwärts gelegenen Dörfer geworden, vor allem Chukhung und Dingboche. Ein Bruch des natürlichen Damms hätte verheerende Folgen haben können. Soldaten der nepalesischen Armee waren an den Bauarbeiten für den Kanal beteiligt, über den insgesamt knapp vier Milliarden Liter Wasser kontrolliert abgelassen wurden. Nach Angaben der Regierung in Kathmandu „profitieren geschätzte 96.562 Menschen, darunter auch Touristen“ – für diese exakte Schätzung gehört Nepal ins Guinness-Buch der Rekorde 😉 – von dem Projekt, das rund drei Millionen US-Dollar kostete und von den Vereinten Nationen finanziert wurde. Daene McKinney, Professor für Umwelttechnik und Wasserbau an der Universität von Texas in Austin, war vor Ort und hat mir meine Fragen beantwortet.

Professor McKinney, Sie waren in das Entwässerungsprojekt am Imja-Gletschersee in der Everest-Region eingebunden. Als wie gefährlich bewerteten Sie die Situation vor dem Beginn des Projekts?

Imja Tsho, fotografiert aus dem All

Imja Tsho, fotografiert aus dem All

Wir haben das Risiko des Imja-Sees nun schon ein paar Jahre lang erforscht. Das schloss Untersuchungen und Messungen vor Ort ein, Rücksprache mit den lokalen Dorf-Gemeinschaften und detaillierte Computersimulationen. Unsere letzte Publikation (David Rounce et. al., 2016), stuft den See in der Kategorie „mittleres Risiko“ ein.  Diese Kategorie ergibt sich aus dem derzeitigen Status eines „niedrigen“ Risikos, das von dem See ausgeht, und der künftigen Einordnung eines „sehr hohen“ Risikos aufgrund der zu erwartenden kontinuierlichen Vergrößerung des Sees, die sich ergibt, sollten sich Lawinen in den See ergießen(die Betonung dabei liegt auf künftig, nicht derzeit).

Denken Sie, dass die Situation nun unter Kontrolle ist?

Die gerade herbeigeführte Absenkung des Wasserspiegels um drei bis dreieinhalb Meter hat natürlich den hydrostatischen Druck des Sees auf die Endmoräne zu einem gewissen Grad reduziert, das hilft. Aber der See wird sich weiter ausdehnen, in der Zukunft werden wir ein Problem bekommen. Außerdem wird sich der Zustand der kleinen Seen verschlechtern, die den Abfluss bilden, und sie werden aufgrund des Eiskerns der Moräne irgendwann mit dem großen See zusammenwachsen. Das wird den Druck auf die Moräne erhöhen, damit steigt auch in gewissem Umfang das Risiko.

Daene McKinney am Imja Tsho

Daene McKinney am Imja Tsho

Die nepalesische Regierung bezeichnete die Absenkung des Imja Tsho als „Meilenstein nicht nur für Nepal, sondern weltweit“. Es war ein Pilotprojekt. Wie realistisch ist es, das Imja-Modell auf andere potentiell gefährliche Gletscherseen zu übertragen?

Die Erfahrung der Bauarbeiten am Imja-See ist für die Region nützlich, zeigt sie doch, dass man solche Arbeiten überhaupt an entlegenen Orten im Hochgebirge ausführen kann. Allerdings wurden die Bemessungsgrundlagen für die Absenkung des Sees (mindestens drei Meter) willkürlich gewählt, ohne wissenschaftliche oder technische Grundlage. Das entsprach der Vorgehensweise am Tsho Rolpa (im Rolwaling Tal), dem bis dahin einzigen See in Nepal, der abgesenkt wurde. Man kann nur hoffen, dass bei Überlegungen für Absenksysteme an weiteren Seen, z.B. dem Thulagi-See (nahe dem Achttausender Manaslu gelegen), eine systematischere und wissenschaftlichere Methode gewählt wird, um zu entscheiden, welcher Wasserspiegel eines Sees als „sicher“ gilt.  

Es ist anzunehmen, dass der Klimawandel zu noch mehr Gletscherseen im Himalaya führen oder die Lage an bereits existierenden Seen verschärfen wird. Glauben Sie, dass man das Problem in den Griff kriegen kann?

Definitiv bilden sich Jahr für Jahr im Himalaya neue Seen und dehnen sich aus. Das wird auch in absehbarer Zukunft so bleiben. Einige dieser Seen werden auf Dauer die stromabwärts lebenden Dorfbewohner und die Infrastruktur bedrohen. Dieses Risiko muss eingeschätzt werden (daran arbeiten wir gerade). Um Menschen und Güter stromabwärts zu schützen, muss eine Definition her, welches Gefahrenniveau annehmbar ist. Wenn das Risiko zu hoch ist, müssen neue Sicherheitssysteme für die Seen mit dem entsprechenden Know-how entwickelt und umgesetzt werden.

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Wenn der Wasserturm leer ist https://blogs.dw.com/abenteuersport/wenn-der-wasserturm-leer-ist/ Thu, 10 Dec 2015 15:24:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31467 Gletscherschmelze am Mount Stanley in Uganda (© www.25zero.com)

Gletscherschmelze am Mount Stanley in Uganda (© www.25zero.com)

Es ist nicht mehr als ein Zufall, aber ein passender. In diesem Jahr fällt der seit 2002 alljährlich am 11. Dezember wiederkehrende „Internationale Tag der Berge“ genau mit dem Abschlusstag der Weltklimakonferenz in Paris zusammen – bei der morgen hoffentlich endlich einmal mehr herauskommt als nur heiße Luft. Die Berge gelten als Frühwarnsystem für den Klimawandel (s. Video unten). Wer viel in den Bergen unterwegs ist, müsste schon blind sein, um die Veränderungen nicht wahrzunehmen. Die Gletscher schmelzen fast überall im Rekordtempo. So werden mehr als zwei Dutzend Berge in Asien, Afrika und Südamerika, die in Äquatornähe liegen und einst vergletschert waren, wohl innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahrzehnte komplett eisfrei sein. Auch der Permafrost ist in den Bergen auf dem Rückzug: Böden, die sonst dauerhaft gefroren waren, tauen auf. Vermehrter Steinschlag, häufigere Erdrutsche oder Schlammlawinen sind die Folge – nicht nur im Himalaya.

Mehr als nur Umweltprobleme

„Den Himalaya zu schützen, bedeutet, uns selbst und auch künftige Generationen zu schützen“, sagte Ang Tshering Sherpa, der Präsident des Nepalesischen Bergsteiger-Verbands (NMA), dieser Tage bei einem Besuch der Klimakonferenz in Paris.  „Der Himalaya ist wie ein Wasserturm für drei Milliarden Menschen in Asien, also fast die Hälfte der Weltbevölkerung. Wenn er leer ist, wird es nicht nur Umweltprobleme geben, sondern eine humanitäre und politische Krise.“

DAV fordert neue Ideen im Tourismus

Der Deutsche Alpenverein (DAV) weist anlässlich des „Internationalen Tags der Berge“ auf die Folgen des Klimawandels für die Alpen hin. Selbst bei einem erfolgreichen Abschluss des Gipfels in Paris könnten diese „allenfalls abgemildert, aber nicht mehr aufgehalten werden“. Neben Gletscherschmelze und weniger Permafrost müsse mit mehr extremen Wettereignissen und Schneemangel gerechnet werden. „Wir brauchen neue Ideen im Tourismus“, sagt DAV-Vizepräsident Rudolf Erlacher. „Leider reicht die Fantasie vielerorts nur bis zum Bau von Beschneiungsanlagen.“ Die Urlauborte müssten ihre Angebote nachhaltiger und vielfältiger gestalten, so Erlacher: „Die Alpen bieten einzigartige Wintererlebnisse auch abseits der Piste.“

Update 11.12.: Nun fallen die beiden Termine doch nicht zusammen. Die UN-Konferenz in Paris ist bis Samstag verlängert worden. Das klingt nicht gerade nach einem guten Omen.

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Dawa Steven Sherpa: „Chancen gehen zur Neige“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/interview-dawa-steven-sherpa-cop21/ Thu, 03 Dec 2015 10:30:08 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31357 Der Imja Tsho, ein Gletschersee im Everest-Gebiet

Der Imja Tsho, ein Gletschersee im Everest-Gebiet

Es ist fünf vor zwölf, vielleicht sogar später. Die Zeit wird knapp, um den von Menschen verursachten Klimawandel zu bekämpfen. Die Auswirkungen der globalen Erwärmung lassen sich auch im Himalaya nicht mehr verleugen, etwa in Nepal. US- und einheimische Wissenschaftler schlagen Alarm: „Vor allem wegen des Klimawandels sowie der jüngsten Auswirkungen des Erdbebens und der Nachbeben ist Nepal in eine Phase häufig auftretender katastrophaler Ereignisse eingetreten, die sich in den kommenden Jahren auf die Bevölkerung des Landes, ihre Lebensumstände und ihre Lebensgrundlage auswirken wird.“ Die Wissenschaftler hatten die Folgen des verheerenden Erdbebens am 25. April auf die größten und gefährlichsten Gletscherseen in Nepal untersucht.
In diesen Tagen diskutieren Delegierte aus aller Welt in Paris über ein neues Klimaschutzabkommen. Aus diesem Anlass habe ich Dawa Steven Sherpa in Kathmandu angerufen. Zusammen mit seinem Vater Ang Tshering Sherpa, dem Präsidenten des Nepalesischen Bergsteigerverbands (NMA)  führt der 31-Jährige den Expeditionsveranstalter„Asian Trekking“. Dawa Steven bestieg zweimal den Everest (2007 und 2008) und auch die Achttausender Cho Oyu (2006) und Lhotse (2009). Seit Jahren engagiert er sich für Umwelt- und Klimaschutz, unter anderem ist er Botschafter des WWF für den Klimawandel.

Gefährlicher Khumbu-Eisbruch

Gefährlicher Khumbu-Eisbruch

Dawa Steven, welche Veränderungen durch die globale Erwärmung stellst du in Nepal fest, besonders in der Everest-Region?

Alle Bergregionen Nepals wandeln sich, selbstverständlich auch die Everest-Region. Als Bergsteiger siehst du die Veränderungen. Neue Routen müssen gesucht werden, so wie es in diesem Jahr die „Icefall Doctors“ im Khumbu-Eisbruch gemacht haben. Auch die Gefahrenlage ändert sich. Wir registrieren mehr Steinschlag, weil Schnee und Eis fehlen, die früher dafür gesorgt haben, dass sich Steine und Felsbrocken nicht von den Hängen lösten. Wir notieren ebenfalls mehr Lawinen und Zusammenbrüche von Seracs. Natürlich sind das natürliche Prozesse, die an hohen Bergen einfach vorkommen. Aber sie sind noch nie so häufig aufgetreten und in diesem Umfang.

Worin siehst du die größten Gefahren der Zukunft für die Menschen im Himalaya?

Über die Gefahren für Bergsteiger habe ich ja gerade gesprochen, aber es gibt noch viele, viele andere Probleme. Die Gletscher schmelzen und verwandeln sich in riesige Seen, deren natürliche Dämme zu brechen drohen. Die Wassermassen würden tiefer liegende bewohnte Täler treffen. Das ist eine unmittelbare Auswirkung, aber es gibt auch noch andere. Zum Beispiel ändert sich das Wettergeschehen. Es ist kaum noch möglich vorherzusagen, wann es regnet, wann die Niederschläge aufhören, wie trocken oder kalt es wird. Früher konnte man sich auf gewisse historische Wettermuster verlassen, heute funktioniert das nicht mehr. Deshalb wird es für Menschen, die auf Landwirtschaft angewiesen sind, immer schwerer, nicht nur in den Bergen, auch in den Tälern.
Außerdem können wegen der steigenden Temperaturen immer mehr Insekten in großen Höhen überleben. Es tauchen Schädlinge an Orten auf, an denen man sie früher gar nicht kannte. Auch Mücken und Parasiten werden in immer höheren Lagen angetroffen. Sie zerstören die Ernten und gefährden die Gesundheit.

Dawa Steven Sherpa

Dawa Steven Sherpa

Der Klimawandel hat auch Auswirkungen auf den für Nepals Wirtschaft so wichtigen Tourismus. Im Jahr 2013 etwa blieb der Flughafen Lukla [das Eingangstor für Bergsteiger und Trekking-Touristen ins Khumbu-Gebiet] im Oktober 12 Tage lang geschlossen. Eigentlich ist der Oktober für den Tourismus in Nepal der stärkste Monat. Aber wenn mehr als ein Drittel der Tage wegen des schlechten Wetters für Reisen ausfallen, hat das gravierende Auswirkungen auf die Lebensgrundlage der Menschen vor Ort, auf die Situation der lokalen Wirtschaft – und auch der ganzen Nation. Denn so etwas schadet dem Ruf Nepals als verlässliches und seriöses Urlaubsziel.

Nepal kämpft derzeit mit anderen großen Problemen: den Folgen des verheerenden Erdbebens, Engpässen wegen der Blockade der Grenze zu Indien, dazu gibt es noch eine neue Regierung. Bleibt da im öffentlichen Bewusstsein überhaupt noch Platz für die Problematik des Klimawandels?

Wir müssen zwischen dringenden und wichtigen Bedürfnissen unterscheiden. Im Augenblick gibt es dringendere Bedürfnisse in Nepal, etwa dass die Blockade endlich aufgehoben wird. Vor diesem Hintergrund beschäftigen sich die Menschen selbstverständlich weniger mit den langfristigen Folgen des Klimawandels. Aber ob Klimawandel, Blockade oder Erdbeben, sie alle haben einen direkten Einfluss auf den Lebensunterhalt der Menschen. Nach dem Erdbeben konnten Hunderttausende Menschen nicht in ihre Häuser zurückkehren, weil aufgrund der Blockade keine Hilfe mehr eintrifft und die Bauarbeiten zum Stillstand gekommen sind. Diese Menschen wissen nicht mehr, was sie tun sollen. Sie können nicht auf ihre Felder gehen, weil ihre Ernte zerstört wurde. Es ist nicht einfach schwarz-weiß, hier der Klimawandel, dort das Erdbeben. Am Ende des Tages hängt alles irgendwie zusammen und schränkt die Fähigkeit der Menschen vor Ort ein, für sich selbst zu sorgen.

KlimakonferenzWas erwartest du vom Klimagipfel in Paris?

Ich hoffe, dass nicht nur die mächtigen, sondern alle Nationen eine Vereinbarung treffen, um den Kohlendioxid-Ausstoß so weit zu reduzieren, dass die globale Erwärmung deutlich unter zwei Grad Celsius gehalten werden kann. Außerdem muss das Abkommen rechtsverbindlich sein. Sollte man einem Land nachweisen, dass es sich nicht an die Regeln hält, muss es dafür haften. Es geht hier schließlich nicht nur um unsere, sondern jedermanns Zukunft. Ich hoffe, dass diejenigen, die am Verhandlungstisch sitzen und dann die Papiere unterzeichnen, nicht nur durch die ökonomische Brille blicken. Ich denke, am Ende des Tages, wenn die Erde wirklich beginnen sollte zu kollabieren, sind ökonomische Gründe nur noch ein Witz. Niemand wird dann noch auf diese Entscheidung zurückblicken. Die Delegationen in Paris sollten an künftige Generationen denken und nicht nur an ihre Wirtschaft.

Denkst du, es ist eine der letzten Chancen, weil die Zeit knapp wird?

Die Chancen gehen zur Neige, es wird immer schlimmer. Vielleicht mag es ja in einigen entwickelten, hoch industrialisierten Gebieten der Welt auch Menschen geben, die vom Klimawandel profitieren würden. Aber für die Menschen in Nepal oder in anderen Entwicklungsländern schwinden die Chancen sehr schnell dahin. Sie spüren bereits jetzt die Auswirkungen des Klimawandels.

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Bergsteigen für den Klimaschutz https://blogs.dw.com/abenteuersport/bergsteigen-fuer-den-klimaschutz/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/bergsteigen-fuer-den-klimaschutz/#comments Wed, 25 Nov 2015 11:01:39 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31313 Heidi Sand (© AthletenWerk/Bob Berger)

Heidi Sand (© AthletenWerk/Bob Berger)

Heidi Sand weiß, wie es ist, einen aussichtslos erscheinenden Kampf anzunehmen. „Seit meiner Krebserkrankung habe ich ein besonderes Verhältnis zu Wahrscheinlichkeiten und Chancen“, schreibt mir die 49 Jahre alte deutsche Bergsteigerin und Bildhauerin. „Man muss an sich glauben und sollte die Chance auch noch so gering sein, alles daran setzen, sie zu nutzen.“ 2010 wurde bei Heidi Darmkrebs in fortgeschrittenem Stadium diagnostiziert. Sie nahm den Kampf an. Zwei Jahre später bestieg sie den Mount Everest. 2013 ließ sie mit dem Cho Oyu ihren zweiten Achttausender folgen. Im Jahr danach waren Sand und Billi Bierling die beiden ersten deutschen Frauen auf dem Gipfel des Makalu. Jetzt engagiert sich Heidi für das Klimaschutz-Projekt „25zero”. Das Team um den australischen Abenteurer Tim Jarvis will während des bevorstehenden Klimagipfels in Paris auf die Folgen des Klimawandels für 25 noch vergletscherte Gipfel am nullten Breitengrad, sprich dem Äquator, aufmerksam machen. Wenn jetzt nichts geschehe, so Jarvis, werde auf diesen Bergen spätestens in 25 Jahren kein Eis oder Schnee mehr liegen. Deshalb „25Null“.

Sechs Gipfel auf drei Kontinenten

Mount Stanley

Mount Stanley

Wenn ab Montag kommender Woche in Paris über ein neues Klimaschutzabkommen verhandelt wird, steigen mehrere Teams für das Projekt auf sechs der Gipfel in Äquatornähe mit schwindenden Eisflächen: die Carstensz-Pyramide (4884 Meter) in Indonesien, den Mount Stanley (5109 Meter) in Uganda, den Mount Kenya (5199 Meter) und den Kilimandscharo (5895 Meter) in Tansania sowie den Chimborazo (6268 Meter) in Ecuador und den Nevado del Tolima (5215 Meter) in Kolumbien. Mit Liveberichten und Bildern von diesen Bergen wollen die Abenteurer den Entscheidungsträgern in Paris vor Augen führen, wie dramatisch die Lage bereits ist. “Ich habe mich für den Mount Stanley entschieden, da das Ruwenzori-Gebirge besonders schlimm vom Klimawandel betroffen ist”, sagt Heidi. Mit ihr werden „25zero”-Gründer Jarvis und der Brite Ed Wardle aufsteigen. Jarvis gelang 1999 mit seinem australischen Landsmann Peter Treseder die damals schnellste Expedition zum Südpol ohne Unterstützung von außen. Auch danach sorgte der Australier mit verschiedenen Expeditionen in der Arktis und Antarktis für Schlagzeilen. Wardle ist ein Filmemacher und Bergsteiger, der  schon dreimal auf dem Everest stand.

Gletscher auf dem Rückzug

Es dürfe keine weitere Zeit verschenkt werden, meint Heidi Sand. „Wenn man in unseren Alpen z. B. in Grindelwald unterwegs ist, sieht man es ganz deutlich. Vor 100 Jahren zog sich der große Grindelwald-Gletscher noch bis ins Dorf. Heute ist der Gletscher so weit abgeschmolzen, dass man vom Dorf sechs Stunden hinaufwandern muss“, sagt Heidi. „Auch die Nordwände in den Alpen glichen dieses Jahr eher Südwänden – so gut wie kein Eis oder Schnee in den Wänden. Deshalb musste ich auch mein großes Projekt, die Eiger-Nordwand, auf nächstes Jahr verschieben.“

Optimistin

Immer wieder sind in der Vergangenheit Klimakonferenzen gescheitert. Viel mehr als heiße Luft kam am Ende nicht heraus. Was macht Heidi zuversichtlich, dass es in Paris anders enden könnte? „Wenn ich nicht an den Erfolg glauben würde und nicht eine optimistische Grundeinstellung hätte, die mir das Erreichen meiner Ziele ermöglicht, wäre ich nicht Teil von ‚25zero‘“, antwortet Heidi Sand. „Wir alle haben den Glauben daran und den Optimismus, unseren Teil zu einer besseren Welt beizutragen.“

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