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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Doch keine Everest-Besteigungen ohne Atemmaske

Mount Everest (l.) im ersten Tageslicht

Eigentlich ist es doch ganz einfach. Ein Everest-Gipfelerfolg ohne Flaschensauerstoff bedeutet, dass der Bergsteiger nicht zur Atemmaske gegriffen hat. Und genau deshalb waren die beiden einzigen in dieser Frühjahrssaison vom höchsten Berg der Erde vermeldeten Besteigungen ohne Flaschensauerstoff zwar Gipfelerfolge, mehr aber nicht! Die deutsche Bergsteigerin und Journalistin Billi Bierling, Chefin der Chronik „Himalayan Database“, informierte mich heute darüber, dass Tenjing Sherpa (oft auch „Tenji“ genannt) am 24. Mai am Südgipfel auf 8750 Metern, also 100 Meter unterhalb des Hauptgipfels, zur Flasche gegriffen habe. Es sei windig gewesen, der 26-Jährige habe keine Erfrierungen riskieren wollen, so Billi nach dem „Debriefing“ mit Tenji und dessen britischem Kletterpartner Jon Griffith. Lakpa Dendi Sherpa sei sogar schon vom knapp 8000 Meter hohen Südsattel aus mit Flaschen-Sauerstoff aufgestiegen, informierte mich die Chronistin.

Keine Richtigstellung

Am Gipfeltag hatte das noch ganz anders geklungen. Da hatte Iswari Poudel, Chef des nepalesischen Expeditionsveranstalters „Himalayan Guides“ noch gegenüber der Zeitung „Himalayan Times“ erklärt, sowohl Tenjing, als auch Lakpa Dendi Sherpa hätten bei ihren Aufstiegen auf Flaschensauerstoff verzichtet. War bei der Kommunikation über Funk etwas falsch verstanden worden? Hatte man gar nicht darüber gesprochen, ob die Bergsteiger Atemmasken verwendet hatten? Oder wurde hier bewusst eine Falschmeldung lanciert, um den Erfolg schlagzeilenträchtig zu vermarkten? Wie auch immer, die Information, dass Tenjing und Lakpa Dendi ohne Atemmaske den Everest bestiegen hätten, verbreitete sich weltweit. Und weder die beiden genannten Bergsteiger, noch der Expeditionsveranstalter stellten die Sache anschließend richtig. Das finde ich nicht nur unsportlich, sondern auch unredlich.

Falschmeldung auch vom Makalu

Makalu

Ungewöhnlich ist es leider nicht mehr. So wurde in dieser Woche auch vermeldet, dass der 69 Jahre alte polnische Bergsteiger Lech Flaczynski und sein Sohn Wojciech den Gipfel des Achttausenders Makalu erreicht hätten. Laut Billi Bierling war jedoch nur der Sohn, nicht aber der Vater ganz oben. Der hatte später per Rettungshubschrauber ausgeflogen werden müssen, weil er sich wegen starker Bauchschmerzen kaum noch bewegen konnte.

Die Fälle häufen sich, in denen es vor allem Expeditionsveranstalter mit der Wahrheit nicht so genau nehmen oder wichtige Details unterschlagen. Ich finde diese Entwicklung bedenklich. Und schade. Wie wär’s mit ehrlich?

Update 20 Uhr: Ich muss mich insofern korrigieren, dass Tenji Sherpa vor drei Tagen auf Instagram gepostet hat, dass er vom Südgipfel an Flaschensauerstoff nutzte. Vom Expeditions-Veranstalter war jedoch nichts dergleichen zu hören.

Datum

1. Juni 2018 | 14:22

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