Karnicar bläst K2-Skiabfahrt ab
Der Slowene Davo Karnicar, bekannt für seine spektakulären Skiabfahrten von den höchsten Bergen der Welt, hat seine Expedition am K 2 abgebrochen. Der 52-Jährige begründete seine Entscheidung mit einer leichten Rückenverletzung, die er sich bereits zu Beginn der Expedition zugezogen habe. Sie erlaube es ihm nicht, am Hang mit seinen Skiern zu springen, um die Richtung zu ändern. Probeweise war Karnicar zuvor von Lager 1 ins Basislager abgefahren. „Der K 2 ist zu anspruchsvoll für Improvisationen und halbe Sachen“, sagte Davo. Karnicar verwies außerdem darauf, dass die Schlüsselstelle der Südwand derzeit schneefrei sei und daher eine komplette Skiabfahrt vom Gipfel bis ins Basislager, wie er sie geplant habe, nicht möglich sei. Der Slowene wollte über die Cesen-Route abfahren.
Erste komplette Skiabfahrt vom Everest
Davo Karnicar war 1995 mit seinem Bruder Andrej am Achttausender Annapurna in Nepal eine Skiabfahrt vom Gipfel über die Nordseite des Bergs gelungen. Im Jahr 2000 war Davo der Erste, der vom höchsten Punkt des Mount Everest bis ins Basislager auf der Südseite abfuhr, ohne die Ski einmal abschnallen zu müssen. Zudem wird er in den Rekordlisten als erster Skibergsteiger geführt, der die Seven Summits, die höchsten Berge aller Kontinente, komplett hinunterfuhr (Variante mit dem Mount Kosciusko, dem höchsten Berg Australiens).
Stitzinger: „Anspruchsvollster und gefährlichster Ski-Achttausender“
Bisher sind alle Versuche einer Skiabfahrt vom 8611 Meter hohen Gipfel des K 2 bis ins Basislager gescheitert. Karnicar war bereits 1993 mit leeren Händen und ohne Ski vom zweithöchsten Berg der Erde zurückgekehrt, als ein Sturm seine Ski auf knapp 8000 Metern in die Tiefe geblasen hatte. „Der K 2 ist sicher der anspruchvollste und auch gefährlichste Achttausender, den man mit Skiern befahren kann“, sagt mir Luis Stitzinger. Der 48 Jahre alte Deutsche war 2011 an dem Berg in Pakistan aus einer Höhe von 8050 Metern bis ins Basislager gefahren. „Am K 2 musst du ein guter Steilwandfahrer sein und immer hundert Prozent Einsatz bringen, weil es nicht einen flachen Meter gibt.“ Ein weiterer Gefahrenfaktor seien die immer wärmeren Temperaturen im Karakorum als Folge des Klimawandels. „Da fährst du oben auf knackhartem Schnee los und kommst unten im butterweichen an. Gerade im unteren Bereich drohen dann auch Nassschneelawinen, die durch die Rinnen donnern.“ Um die Gefahren zu reduzieren, wäre es eigentlich ratsam, die Skiabfahrt auf zwei Tage zu verteilen, meint Luis. „Aber das geht bei den Puristen dann nicht mehr als Abfahrt in einem Zug durch.“
Auch Bargiel plant Skiabfahrt
In diesem Sommer hat sich auch der Pole Andrzej Bargiel vorgenommen, den K 2 mit Skiern hinunterzufahren. Der 29-Jährige hat bereist drei Skiabfahrten von Achttausender-Gipfeln auf dem Konto: Shishapangma (2013), Manaslu (2015) und Broad Peak (2015). „Ich glaube, dass es auch am K 2 eine Linie gibt, die sich vom Gipfel bis ins Tal fahren lässt“, sagt Luis Stitzinger. „Aber dafür muss wirklich alles perfekt passen: gute Wetter- und Schneeverhältnisse, das Können und auch das Durchhaltevermögen des Skifahrers.“