Daniele Nardi – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Zwei Polen aus K2-Basislager ausgeflogen https://blogs.dw.com/abenteuersport/zwei-polen-aus-k2-basislager-ausgeflogen/ Tue, 29 Jan 2019 13:37:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=43385

Alex Txikon auf der Abruzzi-Route

Was für ein Pech! Erst mit Verspätung war der Pole Waldemar Kowalewski – wie berichtet – zum Team des Spaniers Alex Txikon gestoßen. Und jetzt ist die K 2- Winterexpedition  für den 45-Jährigen bereits beendet. Kowalewski sei auf dem Abstieg von Lager 1 auf rund 6100 Metern ins vorgeschobene Basislager von einem Stein oder Eisblock am linken Schlüsselbein getroffen worden. „Er konnte anschließend nur noch in langsamem Tempo absteigen. Sein Zustand jetzt im Basislager ist aber wieder besser“, teilte Txikons Team anschließend mit. Waldemar wurde am heute nach Skardu ausgeflogen. Anschließend holte der Rettungshubschrauber einen weiteren Polen aus Txikons Team ab: Marek Klonowski hatte Herzbeschwerden und konnte deshalb nicht länger im Basislager zu Füßen des zweithöchsten Berg der Welt bleiben. Er hofft, in rund zehn Tagen wieder zurückkehren zu können.

Zwei Spuren auf einer Route?

Bergsteiger aus dem Pivtsov-Team

Alex Txikon hat nun endgültig entschieden, auf einen zwischenzeitlich erwogenen Versuch durch die noch undurchstiegene Ostwand des K 2 zu verzichten. Der Aufstieg durch die Wand sei „unmöglich“, weil zu gefährlich, ließ der 37-Jährige wissen. Das Team habe auf der klassischen „Abruzzi-Route“ über den Südostgrat die Route hinauf nach Lager 2 auf 6700 Metern eingerichtet, hieß es. Es erschließt sich mir nicht, warum dies überhaupt nötig war. Schließlich hatte das von Vassiliy Pivtsov geleitete Team aus Kasachstan, Russland und Kirgisien bereits zuvor eben diese Route versichert. „In der Nähe legen Sherpas parallel zu uns Fixseile an“, teilte Pivtsovs Mannschaft am Sonntag mit. Will Txikons Team damit etwa signalisieren, dass man unabhängig voneinander unterwegs ist? Auf derselben Route? Das verstehe, wer will. Heute erreichten Pivtsov und Co. nach eigenen Angaben eine Höhe von 6800 Metern. Morgen wollen sie weiter aufsteigen.

Zelt verschwunden

Lager 2 nach dem Schneefall

Um eine mögliche Konkurrenzsituation müssen sich der Italiener Daniele Nardi, der Brite Tom Ballard am Nanga Parbat und ihre pakistanischen Begleiter Rahmat Ullah Baig und Karim Hayat keine Gedanken machen. Sie sind alleine am Berg. Die jüngsten heftigen Schneefälle – anderthalb Meter Neuschnee in drei Tagen – haben das Team in seinen Bemühungen zurückgeworfen, eine neue Route über die markante Mummery-Rippe in der Diamir-Wand zu eröffnen. Nachdem Nardi und Ballard gestern erneut Lager 3 auf 5700 Metern erreicht hatten, suchten sie vergeblich nach dem Zelt, das sie bei ihrem letzten Aufstieg dort hinterlassen hatten. Am heutigen Dienstag wollten sie zurück im Basislager sein, um dort über das weitere Vorgehen zu beraten.

Moro und Pemba Sherpa geben am Manaslu auf

Schaufeln, was das Zeug hält

Derweil haben Simone Moro und sein nepalesischer Partner Pemba Gyalje Sherpa ihre Winterexpedition am Achttausender Manaslu abgebrochen und sich mit dem Hubschrauber aus dem Basislager ausfliegen lassen. „In den letzten paar Tagen hat sich das Ziel, meinen fünften Gipfel im Winter zu erreichen, dahingehend geändert, diese Situation zu überleben“ , schreibt Simone heute auf Facebook. Es brauche mindestens zwei oder drei Wochen Sonnenschein, damit sich die sechs Meter Neuschnee setzten, so der Italiener. Die Wetterprognose sei jedoch alles andere als gut. Für Moro war es ein Deja-vu: Auch im Winter 2015 war Moro vor den Schneemassen am Manaslu geflohen, damals im Team mit der Südtirolerin Tamara Lunger.

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Winterexpeditionen: Warten auf Ende des Schneefalls https://blogs.dw.com/abenteuersport/winterexpeditionen-warten-auf-ende-des-schneefalls/ Tue, 22 Jan 2019 13:04:04 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=43323

Iglus im K2-Basislager

Schlechtes Wetter zwingt die Bergsteiger der Winterexpeditionen an den Achttausendern K 2 und Nanga Parbat in Pakistan und am Manaslu in Nepal zur Untätigkeit. Das von Vassiliy Pivtsov angeführte Team aus Kasachstan, Russland und Kirgisien kehrte gestern ins K2-Basislager zurück, nachdem die sieben Bergsteiger nach eigenen Angaben auf der Route über den Abruzzi-Sporn bis auf eine Höhe von 6300 Metern Fixseile gelegt hatten. Die Mannschaft des Spaniers Alex Txikon stieg noch nicht auf, sondern baute im Basislager drei Iglus, in denen insgesamt zehn bis 14 Personen schlafen können. Alex war nach seiner ersten Iglu-Nacht begeistert.

„Beste Nacht meiner acht Winterexpeditionen“

Alex Txikon vor seiner Schlafstätte

„Im Esszelt hatten wir Temperaturen von minus 13 Grad Celsius, im Zelt minus 26 Grad, im Iglu aber schliefen wir bei minus fünf Grad“, berichtete der 37-Jährige. „Ich muss sagen, es war die beste Nacht meiner acht Winterexpeditionen. Wenn du vom Esszelt zum Iglu gehst, frieren alle deine Muskeln ein, deine Hände versteifen sich und der Wind weht dir ins Gesicht. Betrittst du jedoch das Iglu, kehrt Stille ein, das Rauschen des Windes verschwindet.“ Das Team erwägt, auch im vorgeschobenen Basislager Iglus zu bauen.

Noch länger Schneefall am Nanga Parbat

Daniele Nardi im Aufstieg

Am K 2, dem zweithöchsten Berg der Erde, ist noch mindestens bis Mittwochvormittag Ortszeit Schneefall vorhergesagt, am Nanga Parbat möglicherweise sogar bis zum Wochenende. Dort waren der Italiener Daniele Nardi und der Brite Tom Ballard in der vergangenen Woche bei ihrem Versuch, erstmals die so genannte „Mummery-Rippe“, einen markanten Felssporn in der Diamirwand, komplett zu durchklettern, bis auf eine Höhe von 6200 Metern gelangt. „Was habt ihr erwartet? Es ist Winter am neunthöchsten Berg der Erde. Das ist kein Picknick“, schrieb Tom auf Facebook.

Spalte stoppt Moro und Pemba

Hier geht es nicht weiter

Auch am Achttausender Manaslu in Nepal kein anderes Bild: „Schnee, Schnee, Schnee …“, schreibt Simone Moro heute aus dem Basislager. „Hoffentlich hört es bald auf, aber nach der Wettervorhersage von Karl Gabl wird es noch bis zum 29. schneien.“ Am Sonntag hatte der 51 Jahre alte Italiener wissen lassen, dass er und sein nepalesischer Kletterpartner Pemba Gyalje Sherpa wegen des schlechten Wetters gezwungen seien, sich auszuruhen und über einen neuen Plan nachzudenken: „Vielleicht gibt es ja einen Weg, die Probleme zu umgehen, denen wir heute begegnet sind.“ Die beiden waren hinauf auf 6400 Meter geklettert, dann aber von einer Spalte gestoppt worden, die, so Simone, „nur mit Leitern (die wir nicht haben und auch unter keinen Umständen benutzen würden) überwunden werden kann.“

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Nanga Parbat: Nardi und Co. erneut in Lager 3 https://blogs.dw.com/abenteuersport/nanga-parbat-nardi-und-co-erneut-in-lager-3/ Tue, 15 Jan 2019 19:01:33 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=43243

Daniele Nardi in Lager 3

Während die Winter-Expeditionsteams an den Achttausendern K 2 und Manaslu gerade erst ihre Basislager bezogen haben, sind der Italiener Daniele Nardi und seine drei Mitstreiter am Nanga Parbat schon deutlich weiter. Daniele stieg heute mit dem Briten Tom Ballard und den beiden pakistanischen Bergsteigern Rahmat Ullah Baig und Karim Hayat erneut nach Lager 3 auf 5700 Metern auf, direkt unterhalb der Mummery-Rippe. Vor fünf Tagen hatten die vier Bergsteiger dort ein Zelt deponiert und waren dann wieder ins Basislager abgestiegen.

Zweiter Anlauf

Position von Lager 3, darüber die markante Mummery-Rippe

Tom und Karim hätten gespurt, Daniele und Rahmat seien mit dem schweren Gepäck gefolgt, ließ Nardis Team heute auf Facebook wissen. „Es war heute wirklich schwer, von Lager 1 nach Lager 3 zu gelangen, mit einem 30 Kilogramm schweren Rucksack auf den Schultern und dem Wind, der uns nicht gerade half“, gab Daniele per Funk durch. „Als wir das Zelt erreichten, fanden wir es tief im Schnee vor. Wir arbeiteten hart daran, alles wieder in Ordnung zu bringen.“

Nardi und Co. wollen die Mummery-Rippe erstmals vollständig durchklettern. Der britische Pionier Albert Frederick Mummery hatte 1895 über den markanten Felssporn in der Diamir-Wand den ersten ernsthaften Besteigungsversuch überhaupt an einem Achttausender gewagt. Mit dem Gurkha Ragobir war er bis auf eine Höhe von 6100 Metern gelangt. Nardi versucht sich bereits zum zweiten Mal an dieser Route: Im Winter 2013 kletterte er mit der Französin Elisabeth Revol bis auf eine Höhe von rund 6400 Metern.

K2-Basislager erreicht

K2-Team aus Russland, Kasachstan und Kirgisien

Derweil haben die sieben Bergsteiger der K2-Winterexpedition aus Russland, Kasachstan und Kirgisien ihr Basislager auf rund 5200 Meter Höhe zu Füßen des zweithöchsten Bergs der Erde aufgeschlagen. Nachdem sie dort gestern eingetroffen waren, machten sich vier Teammitglieder auf den Weg Richtung vorgeschobenes Basislager, konnten den dafür vorgesehenen Platz wegen schlechten Wetters noch nicht erreichen.

Mit den beiden Polen Marek Klonowski und Pawel Dunaj haben heute auch die ersten beiden Bergsteiger aus dem Team des Spaniers Alex Txikon das Basislager erreicht. Das Gros der Teilnehmer, inklusive Txikon, wird am Mittwoch dort erwartet. Mit Waldemar Kowalewski wird in einigen Tagen ein dritter polnischer Bergsteiger zum Team stoßen. Der 45-Jährige hat bisher drei Achttausender bestiegen: 2014 den Mount Everest, 2017 den Lhotse und den Broad Peak. Am Manaslu erreichte er 2016 laut der Chronik „Himalayan Database“ den Vorgipfel auf 8125 Metern.

Moro und Pemba Sherpa im Manaslu-Basislager

Basislager am Manaslu

Der Italiener Simone Moro und der Nepalese Pemba Gyalje Sherpa haben ihr Basislager am Achttausender Manaslu im Westen Nepals bezogen. Nachdem sie zuvor den Sechstausender Mera Peak im Khumbu-Gebiet bestiegen hatten, um sich zu akklimatisieren, ließen sie sich gestern mit dem Hubschrauber von Kathmandu aus direkt ins Basislager auf 4800 Metern fliegen. „Wegen des Schnees können die Träger nicht hierhin gelangen”, schrieb Simone am Montag auf Facebook. „Die Wetterbedingungen sind gut, definitiv besser als 2015. Natürlich ist es ein bisschen kalt, heute minus 25 Grad Celsius. Möge das Abenteuer beginnen!“ 2015 war der 51-Jährige mit der Südtirolerin Tamara Lunger am Manaslu an den gewaltigen Schneemassen jenes Winters gescheitert.

Update 16. Januar: Daniele Nardi und Tom Ballard kletterten an der Mummery-Rippe bis auf eine Höhe von 6200 Metern und deponierten dort Material. Alex Txikon und Co. haben das K2-Basislager erreicht.

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Winterexpeditionen gestartet https://blogs.dw.com/abenteuersport/winterexpeditionen-gestartet/ Fri, 04 Jan 2019 12:20:52 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=43185

Alex Txikon (l.) und Simone Moro in Lhukla

Mehrere Winterexpeditionen im Himalaya und Karakorum sind in den ersten Tagen des Jahres angerollt. In Lhukla in Nepal trafen sich zwei der drei Wintererstbesteiger des Nanga Parbat von 2016, die diesmal unterschiedliche Ziele haben: Der Spanier Alex Txikon will sich am K 2 in Pakistan versuchen, dem letzten in der kalten Jahreszeit noch unbestiegenen Achttausender, den Italiener Simone Moro zieht es erneut zum Manaslu. An dem 8167 Meter hohen Berg im Westen Nepals war der 51-Jährige 2015 mit der Südtirolerin Tamara Lunger an den gewaltigen Schneemassen jenes Winters gescheitert. In diesem Jahr will Moro nach Informationen der in Kathmandu erscheinenden Zeitung „The Himalayan Times“ mit dem Nepalesen Pemba Gyalje Sherpa ohne Flaschensauerstoff über die Normalroute aufsteigen. Um sich zu akklimatisieren, wollten die beiden den 6476 Meter hohen Trekkinggipfel Mera Peak im Khumbu-Gebiet besteigen.

Auch zwei Polen in Txikons K2-Team

Alex Txikon reiste inzwischen mit seinem Sherpa-Team nach Islamabad. Dort trifft er seinen spanischen Kletterpartner Felix Criado und weitere Landsleute aus dem K2-Expeditionsteam – außerdem die Polen Marek Klonowski und Pawel Dunaj. Beide haben mehrmals an Winterexpeditionen zum Nanga Parbat teilgenommen. „Wir werden sicherlich nicht die erste Geige spielen, wenn wir überhaupt Geige spielen“, sagte Pawel in einem Interview des polnischen Radiosenders „RMF 24“. „Aber wir werden versuchen, so viel wie möglich zu helfen.“

Nur noch sieben Bergsteiger in Pivtsovs Mannschaft

Pivtsovs Team in Islamabad

Während Txikons Team also anwuchs, schrumpfte die Mannschaft der K 2-Winterexpedition aus Russland, Kirgisien und Kasachstan. Es fehlte an Geld, um – wie ursprünglich geplant – mit elf Bergsteigern den zweithöchsten Berg der Erde (8611 Meter) anzugehen. Nun wird der erfahrene Kasache Vassily Pivtsov, der bereits alle 14 Achttausender bestiegen hat, sechs weitere Kletterer anführen: die Russen Artem Brown, Roman Abildaev und Konstantin Shepelev, die Kasachen Tursunali Aubakirov und Dmitry Muraviov sowie den Kirgisen Mikhail Danichkin. Das Team aus den früheren GUS-Staaten hat sich auf den Weg nach Nordpakistan gemacht.

Nardi und Ballard in Lager 1

Daniele Nardi am Nanga Parbat

Noch im alten Jahr waren der Italiener Daniele Nardi und der Brite Tom Ballard im Basislager zu Füßen des Nanga Parbat eingetroffen. Sie wollen – wie berichtet – zusammen mit den beiden pakistanischen Bergsteigern Rahmat Ullah Baig und Kareem Hayat den 8125 Meter hohen Berg auf neuer Route besteigen – über die bisher noch nicht gemeisterte Mummery-Rippe in der Diamir-Wand. Die Bergsteiger stiegen bereits zu Lager 1 auf 4700 Metern auf.

 

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Ihr Ziel: Nanga Parbat im Winter, auf neuer Route https://blogs.dw.com/abenteuersport/ihr-ziel-nanga-parbat-im-winter-auf-neuer-route/ Thu, 20 Dec 2018 23:08:14 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=43033

Daniele Nardi (l.) und Tom Ballard in Islamabad

Daniele Nardi kann noch nicht vom Nanga Parbat lassen. Bereits zum fünften Mal versucht sich der 42 Jahre alte Bergsteiger aus Italien im Winter an dem 8125 Meter hohen Berg in Pakistan. Nardi und sein 30 Jahre alter britischer Kletterpartner Tom Ballard trafen in der Hauptstadt Islamabad ein, von wo aus sie in den Norden des Landes weiterreisen. Zum Team werden außerdem die beiden pakistanischen Bergsteiger Rahmat Ullah Baig und Kareem Hayat gehören. Das gemeinsame Ziel: eine neue Route auf den achthöchsten Berg der Erde über die so genannte „Mummery-Rippe“. Der britische Pionier Albert Frederick Mummery hatte 1895 über den Felssporn in der Diamir-Wand den ersten ernsthaften Besteigungsversuch überhaupt an einem Achttausender gewagt. Mit dem Gurkha Ragobir war er bis auf eine Höhe von 6100 Metern gelangt. Nardi versucht sich bereits zum zweiten Mal an dieser Route: Im Winter 2013 kletterte er mit der Französin Elisabeth Revol bis auf eine Höhe von rund 6400 Metern.

„Ein Traum, keine Besessenheit“

Die Mummery-Rippe in der Diamir-Wand (Pfeil)

Zuletzt war Nardi 2016 im Winter am Nanga Parbat gewesen, hatte sich jedoch mit den anderen dort aktiven Bergsteigern heillos zerstritten. Nach seiner vorzeitigen Abreise war dem Italiener Simone Moro, dem Spanier Alex Txikon und dem Pakistaner Muhammad Ali „Sadpara“ die erste Winterbesteigung des Achttausenders gelungen. „Ist der Nanga für mich zu einer Obsession geworden?“ fragte sich Daniele jüngst in einem Radiointerview. „Nein, das sage ich ganz offen. Meine Gedanken konzentrieren sich viel eher auf den Mummery-Sporn, auf diesen innovativen Weg. Es ist mein großer Traum, keine Besessenheit. Vielmehr ist es die Liebe zu einer Idee, und noch mehr zu einem Stil, um den Berg und das Leben zu verstehen.“ Nardi, Ballard und Co. wollen nach eigenen Angaben im Alpinstil aufsteigen, also ohne Hochlagerkette und Flaschensauerstoff.

Die sechs großen Alpen-Nordwände im Winter durchstiegen

Ballard (l.) und Nardi am Link Sar

Der Italiener und der Brite waren im Sommer 2017 erstmals gemeinsam auf Expedition in Pakistan. Am noch unbestiegenen 7041 Meter hohen Link Sar waren sie in der Nordostwand bis auf eine Höhe von 5700 Metern gestiegen, ehe eine Lawine ihr Zelt getroffen hatte. Daraufhin hatten sie ihren Versuch abgebrochen. Tom Ballard ist der Sohn der britischen Bergsteiger Jim Ballard und Alison Hargreaves. Seine Mutter hatte 1995 ohne Flaschensauerstoff erst den Mount Everest bestiegen, dann drei Monate später den K 2. Beim Abstieg vom zweithöchsten Berg der Erde war die 33-Jährige – wie fünf weitere Bergsteiger, die den höchsten Punkt erreicht hatten – in einem Sturm ums Leben gekommen. Hargreaves hatte 1993 als erster Mensch die sechs großen Nordwände der Alpen (Eiger, Grand Jorasses, Matterhorn, Petit Dru, Piz Badile und Große Zinne) in einem Sommer durchstiegen. Ihr Sohn Tom wiederholte 2015 dieses Kunststück als Erster im Winter.

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Nächste Folge der Seifenoper am Nanga Parbat https://blogs.dw.com/abenteuersport/naechste-folge-der-seifenoper-am-nanga-parbat/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/naechste-folge-der-seifenoper-am-nanga-parbat/#comments Thu, 11 Feb 2016 16:46:21 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31879 Lawine am Nanga Parbat

Lawine am Nanga Parbat

Es schneit und schneit und schneit am Nanga Parbat. An einen Aufstieg in größere Höhen ist derzeit nicht zu denken. 25 Zentimeter Neuschnee seien an einem Tag gefallen, schreibt der Spanier Alex Txikon auf Facebook. Entsprechend hoch sei die Lawinengefahr. Alex, der Pakistaner Muhammad Ali – genannt Ali „Sadpara“ (er kommt aus dem gleichnamigen Dorf) – der Italiener Simone Moro und die Südtirolerin Tamara Lunger sind also weiterhin gezwungen, im Basislager Däumchen zu drehen. Selbst bei einer Wetterbesserung müsste sich das internationale Team nach der langen Zwangspause erst einmal wieder neu akklimatisieren, um ernsthaft an einen Gipfelversuch denken zu können – ganz zu schweigen von der neuerlich notwendigen Spurarbeit. Dafür, dass es am Nanga Parbat nicht langweilig wird, sorgt weiterhin der Streit zwischen Txikon und dem inzwischen abgereisten Italiener Daniele Nardi, der fast schon an einen „Rosenkrieg“ nach einer Scheidung erinnert.

„Ernstes Vergehen“

Freischaufeln ist angesagt

Freischaufeln ist angesagt

Txikon schickte Emails an die italienische Botschaft in Islamabad und an den Pakistanischen Alpinklub. Darin warf er Nardi vor, seinen „finanziellen Verpflichtungen in Pakistan“ noch nicht nachgekommen zu sein. „Das ist keine Beschuldigung, das ist die Wahrheit“, antwortet mir Txikons Freundin Igone Mariezkurrena (die für ihn die Öffentlichkeitsarbeit erledigt) aus dem Basislager auf meine Frage nach den Hintergründen. Nardi habe „seinen Anteil an den Kosten der Agentur noch nicht beglichen und das Basislager verlassen, ohne Ali ‚Sadpara‘ auch nur eine Rupie für seine Arbeit bezahlt zu haben (im letzten Jahr hat er es ebenfalls versäumt). Alex fühlte sich verpflichtet, über diese Situation zu berichten. Ruhig zu bleiben hätte bedeutet, sein (Nardis) ernstes Vergehen zu unterstützen, Menschen gegenüber, die für ihn ehrliche Arbeit abgeliefert haben.“

„Fassungslos“

Danieles Antwort ließ nicht lange auf sich warten. „Ich bin fassungslos“, sagte Nardi. „Ich verstehe weder die Feindseligkeit noch die Wahl der Mittel, den Zeitpunkt, die Art und Weise sowie den Inhalt seines Schreibens.“ Nur der Expeditionsleiter habe mit der pakistanischen Agentur verhandelt, er selbst habe seine Anteile in den letzten Monaten bezahlt. Bei seiner Abreise habe er versprochen, alle noch offenen finanziellen Angelegenheiten nach seiner Heimkehr zu regeln.
Man fragt sich allmählich wirklich, was schlechter ist, das Wetter oder die Seifenoper am Nanga Parbat?

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https://blogs.dw.com/abenteuersport/naechste-folge-der-seifenoper-am-nanga-parbat/feed/ 2
Lunger: „Der Prinz muss lange kämpfen“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/tamara-lunger-der-prinz-muss-lange-kaempfen/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/tamara-lunger-der-prinz-muss-lange-kaempfen/#comments Sat, 06 Feb 2016 16:10:27 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31837 Tamara Lunger

Tamara Lunger

Die Hängepartie am Nanga Parbat geht weiter. 15 Zentimeter Neuschnee bedecken das Basislager auf der Diamir-Seite. Möglicherweise müssen Alex Txikon, Ali Sadpara, Simone Moro und Tamara Lunger ihren eigentlich für Sonntag geplanten Aufstieg verschieben, mit dem sie sich neuerlich akklimatisieren wollten. Das Tischtuch zwischen dem Spanier Txikon und dem Italiener Daniele Nardi scheint endgültig zerschnitten zu sein. „JA, die Zusammenarbeit ist beendet“, schreibt mir Alex aus dem Basislager. „Obwohl ich dieser Kooperation mehr als eine Chance gegeben habe, war es letztlich unmöglich, sie fortzusetzen.“ Der Streit belastet auch Tamara Lunger. Die 29 Jahre alten Südtirolerin hat bereits zwei Achttausender bestiegen: 2010 als jüngste Frau den Lhotse (mit Flaschensauerstoff) und 2014 den K 2 (ohne Atemmaske). Am Nanga Parbat ist sie erneut mit dem Italiener Simone Moro unterwegs. Im vergangenen Jahr hatten die beiden ihren Versuch am Manaslu wegen starker Schneefälle abbrechen müssen. Ich habe Tamara im Nanga-Parbat-Basislager kontaktiert.

Tamara, das schlechte Wetter hält euch nun schon seit Tagen im Basislager fest. Wie vertreibst du dir die Zeit und dich selbst fit?

Ich selbst hatte mit der Gesundheit zu kämpfen, da ich starken Husten hatte. Also war es für mich nicht mal so schlecht, dass alles so gelaufen ist. Und dann haben wir natürlich versucht, jeden Tag abwechselnd unseren Weg zum Lager 1 offen zu halten. Es ist schon so, wenn man nur hier im Basislager herum sitzt und nichts macht, dann geht es dem Körper nicht besser. Er wird immer schwerfälliger. An den Tagen wo man wirklich nichts macht, habe ich immer die Möglichkeit, an meinem Buch zu schreiben, zu waschen, zu filmen, einfach nur die Sonne genießen, oder mit den ganzen Männern hier über Frauen zu sprechen.

Bei Winterexpeditionen ist Geduld noch mehr gefragt als bei Expeditionen in den anderen Jahreszeiten. Fällt dir das Warten sehr schwer?

Ich muss ehrlich sagen: ja. Aber dieser Gipfel jetzt im Winter ist mir dermaßen wichtig, dass ich dafür wirklich diese drei Monate hernehme und mir keinen Druck mache. Ich bin hier mit dem Ziel, auf den Gipfel zu kommen. Ich werde alles versuchen, und ich weiß, dass ich mit Simone Moro als Kletterpartner den Besten habe. In dieser letzten Zeit habe ich schon sehr viel von ihm gelernt, vor allem was den Winter anbelangt. Wir verstehen uns super gut, und ich bin glücklich hier zu sein und diese Chance zu haben.

Spurarbeit vonnöten

Spurarbeit vonnöten

Ihr habt euren Plan aufgegeben, über die Messner-Route aufzusteigen. Tomek Mackiewicz und Elisabeth Revol waren auf dieser Route immerhin auf Schlagdistanz zum Gipfel gestiegen. Was hat euch bewogen, euren Plan zu ändern?

Als Tomek und Elisabeth Richtung Gipfel gegangen sind, waren auch wir gemeinsam mit ihnen auf Lager 2. Wir mussten zwei Tage dort ausharren wegen des Wetters, und uns ist blöderweise das Essen ausgegangen. Trotz des Gutwetterfensters haben wir uns dazu entschlossen, herunterzugehen.
Nach ihrer Rückkehr haben sie uns von einem Aufstieg eher abgeraten, weil der Serac dermaßen gefährlich ist, dass er jederzeit bereit ist einzustürzen.

Welche Verhältnisse erwartet ihr nun auf der Kinshofer-Route?

Es soll recht gut und hart sein. Bis Lager 1 haben wir uns um die Spur bemüht, und von Lager 1 bis 3 ist es ziemlich eisig. Der starke Wind war uns hier sehr behilflich. 😉

Simone und du habt euch mit Alex Txikon und Co. zu einem Team zusammengeschlossen. Bedeutet das, ihr würdet auch einen Gipfelvorstoß gemeinsam angehen? Oder würdet ihr dann wieder als getrennte Seilschaften unterwegs sein?

Dazu kann ich jetzt noch nichts sagen. Jedenfalls starten wir gemeinsam, und wir freuen uns jetzt schon richtig drauf. Alle sind gut drauf und haben Spaß zusammen.

Drei Teams sind bereits wieder abgereist, wie viel Zeit gebt ihr euch?

Bis zum Ende des Winters. Ich spüre ganz viel Positives. Bis jetzt hatten wir mit vielen Problemen zu kämpfen, aber hier ist es mehr eine Liebesgeschichte. Der Prinz muss lange kämpfen, bis er seine Prinzessin bekommt. Aber alles mit der Ruhe. 😉

Lunger, Moro, Sadpara und Txikon (v.l.)

Lunger, Moro, Sadpara und Txikon (v.l.)

Viele Berichterstatter in den Medien – ich übrigens nicht – schreiben von einem Wettlauf am Nanga Parbat. Wie siehst du das?

Wenn es einen gegeben hat, dann ist er jetzt vorbei! Und ich bin sehr glücklich darüber und freue mich auf alles, was kommt. Und die Medien machen es sich wirklich einfach. Teilweise reimen sie sich Dinge zusammen, hören nur eine Meinung an oder spekulieren, wissen aber nicht, was sie hier alles anrichten. Viele der Auseinandersetzungen, Meinungsverschiedenheiten und Streitereien hier im Basislager sind nur dank und für die Medien entstanden. Bergsteiger hier werden von außen als gut oder böse dargestellt, verhalten sich falsch oder richtig, und man selber, wie man hier im Basislager sitzt, ist nur mehr am Staunen, hat aber keinen Einfluss auf manches Geschehen.

Aber mir hat das auch sehr die Augen geöffnet, muss ich sagen. Sobald die Bergsteiger nur mehr hierher kommen, um der Welt da draußen zu gefallen, um Aufregendes zu berichten, damit man so viele Likes, Klicks und weiß Gott was sonst noch bekommt, dann ist das nicht der richtige Platz. Hier geht es unter anderem auch ums Überleben. In der Eiseskälte genügt ein blöder Fehler und man ist bei Gott. Da können auch seine Kameraden nur mehr schwer helfen. Das alles, was wir hier machen, hat seinen Wert. Aber auch wir selbst haben einen gewissen Wert, der manchmal wirklich zerbrechlich scheint.

Wie gehst du mit den Meinungsverschiedenheiten zwischen Alex und Daniele um, die der Spanier öffentlich gemacht hat?

Ich, oder besser gesagt, alle, die noch hier sind, leiden unter diesen Meinungsverschiedenheiten. Eine Person hat hier wirklich mit schmutzigen Mitteln gespielt und muss jetzt halt auch dafür gerade stehen.

Ist es für dich eine besondere Situation, als einzige Frau unter Männern auf der Diamir-Seite?

Ich habe noch Igone (Mariezkurrena) als Unterstützung hier, die Freundin von Alex. Manchmal ist es recht angenehm, nur unter Frauen zu sein. Mit den Männern kann man immer nur über dieselben zwei Themen reden: Frauen und das Gehänge zwischen den Beinen.

Update 8.2.: Der Italiener Daniele Nardi hat seine Zelte im Basislager abgebrochen und hat die Heimreise angetreten.

 

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Tomeks Comeback? https://blogs.dw.com/abenteuersport/tomeks-comeback/ Thu, 04 Feb 2016 13:48:33 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31819 Tomek Mackiewicz

Tomek Mackiewicz

Wird aus seinem “Nie mehr Nanga Parbat” ein “Jetzt erst recht”? Der Pole Tomek Mackiewicz hat angekündigt, dass er zum Basislager auf der Diamir-Seite zurückkehren werde. Nach ihrem vor knapp zwei Wochen auf rund 7300 Metern gescheiterten Gipfelversuch waren Tomek und seine französische Seilpartnerin Elisabeth Revol abgereist. Mackiewicz hatte in einem Interview gesagt, er werde sich nach nun sieben vergeblichen Anläufen definitiv nicht mehr an der ersten Winterbesteigung des neunthöchsten Bergs der Erde versuchen, vielleicht sogar endgültig dem Himalaya-Bergsteigen Adieu sagen.

Stehaufmännchen

Einige Erholungstage später klingt das ganz anders: „Es gibt immer noch eine Chance und ich bin super akklimatisiert“, schreibt Tomek aus der knapp 50 Kilometer vom Nanga Parbat entfernten, am Indus gelegenen Stadt Chilas. Was genau er plant, lässt Mackiewicz offen: „Geheim, 😉 “. Seine Motivation hat der polnische „Ice Warrior“ (so werden die polnischen Winterbergsteiger an den höchsten Bergen der Welt seit Jahrzehnten genannt) offenbar wiedergefunden. Allerdings fehlt dem „Stehaufmännchen“ das nötige Kleingeld. Tomek startete eine Crowdfunding-Aktion mit dem Ziel, umgerechnet rund 25.000 Euro zusammenzubekommen.

„Gute Kommunikation“

Im Basislager auf der Diamir-Seite hat der Italiener Daniele Nardi derweil bestritten, dass es unüberbrückbare Differenzen zwischen ihm und dem Spanier Alex Txikon gebe. „Wir haben eine gute Kommunikation“, schreibt Daniele auf Facebook. Schließlich sei er mit Alex bereits viermal auf Expedition gewesen, im letzten Jahr hätten sie am Nanga Parbat gemeinsam eine Höhe von 7830 Meter erreicht. „In diesem Jahr habe ich in ihm mehr als nur einen Partner gesehen“, so Nardi. „Wir werden die beste Lösung finden.“

Heute löste sich auf der Diamir-Seite eine beeindruckende Lawine, aber seht selbst! Simone Moro hat sie gefilmt:

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Zoff am Nanga Parbat https://blogs.dw.com/abenteuersport/zoff-am-nanga-parbat/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/zoff-am-nanga-parbat/#comments Wed, 03 Feb 2016 13:53:11 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31799 Nanga-txikon

Aufwärts mit Schneeschuhen

Da hat es wohl gescheppert, im Diamir-Basislager am Nanga Parbat. „Die Zusammenarbeit zwischen [dem Spanier] Alex Txikon und dem Italiener Daniele Nardi ist unmöglich geworden, wegen offensichtlicher und fortwährender Meinungsverschiedenheiten darüber, wie die Expedition weitergehen soll“, heißt es auf Txikons Internetseite. Es habe „unterschiedliche Arbeitsrhythmen und Prioritäten“ gegeben, außerdem „widersprüchliche Darstellungen einiger Vorkommnisse und auch Differenzen über das Verhalten im Basislager“. Ob sich die Streithähne noch einmal zusammenraufen oder der Bruch nicht mehr zu kitten ist, bleibt abzuwarten. Es fällt jedenfalls auf, dass Nardi beim letzten Ausflug des Teams fehlte. Txikon, Tamara Lunger, Simone Moro und Ali Sadpara hatten am Montag eine Windpause genutzt, um mit Schneeschuhen bis auf eine Höhe von 5100 Metern aufzusteigen.

Starker Wind und Schneefall

Cleo Weidlich (2.v.r.) mit Bergsteigern des "Nanga Dream"-Teams

Cleo Weidlich (2.v.r.) mit Bergsteigern des „Nanga Dream“-Teams

Eine durchgreifende Wetterbesserung ist in den nächsten sieben Tagen nicht in Sicht. Neben heftigem Wind werden fast täglich neue Schneefälle erwartet. Die Bergsteiger werden das schlechte Wetter aussitzen müssen. Keine leichte Aufgabe, wenn zwei Bewohner des Basislagers auf der Diamir-Seite schon jetzt Probleme miteinander haben. Von der Rupal-Seite hört man nichts Neues von Cleo Weidlichs Team. Die in Brasilien geborene US-Amerikanerin war – wie berichtet – vor anderthalb Wochen mit den Nepalesen Pema Tshiring Sherpa, Temba Bhote und Dawa Sangay Sherpa erst am Berg eingetroffen, als sich das polnische „Nanga Dream“-Team bereits auf die Abreise vorbereitete.

Kein Zuckerschlecken

Ein Riese allein auf weiter Flur

Ein Riese allein auf weiter Flur

Vielleicht mag sich der eine oder andere gefragt haben, warum gerade am Nanga Parbat schon so viele Expeditionen gescheitert sind. Zunächst einmal ist Winterbergsteigen an den Achttausendern ohnehin schon eine extreme Herausforderung. Gerade einmal 40 Gipfelerfolge (davon 22 von polnischen „Ice Warriors“) wurden bisher im kalendarischen Winter verbucht, 43 weitere im meteorologischen, der bereits am 1. Dezember beginnt. Winterbergsteiger müssen sich nicht nur mit Eiseskälte herumschlagen, sondern auch mit noch dünnerer Luft, weil der Sauerstoffpartialdruck in großer Höhe im Winter niedriger ist als in den anderen Jahreszeiten. Zudem sind die Tage kürzer und die Nächte so kalt, dass ein sehr früher Aufbruch selten möglich ist. Es schneit häufiger – und dann bläst auch noch der Jet-Stream. Der Nanga Parbat ist gerade in dieser Hinsicht ein schlimmer Finger. Rund 7000 Meter erhebt sich dieser Achttausender über das nur rund 25 Kilometer entfernte Industal, weit und breit keine anderen sehr hohen Berge, die den Wind abfangen könnten.

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Rätselraten am Nanga Parbat https://blogs.dw.com/abenteuersport/raetselraten-am-nanga-parbat/ Fri, 22 Jan 2016 14:56:15 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31701 Elisabeth Revol und Tomek Mackiewicz

Elisabeth Revol und Tomek Mackiewicz

Der Himmel über dem Nanga Parbat ist klar, aber ich stochere im Nebel. Aus den wild umherwirbelnden Informationen im Internet versuche ich mir zusammenzureimen, welche Bergsteiger am neunthöchsten Berg der Erde gerade wo sind. Die Sonne ist in Pakistan längst untergegangen, ich gehe also davon aus, dass die Bergsteiger inzwischen in ihren Zelten Schutz gesucht haben. Wie weit der Pole Tomek Mackiewicz und die Französin Elisabeth Revol bei ihrem ersten Gipfelverstoß gekommen sind, ist unklar. Der Pakistaner Arslan Ahmed, der zum Team gehört hatte, wegen gesundheitlicher Probleme aber vorzeitig abgereist war, hatte um 10.30 Uhr Ortszeit zum letzten Mal Kontakt zu Tomek. „Da waren sie auf 7400 Metern und er sagte mir, wir sind nahe dran“,  schreibt mir Arslan. Seitdem seien alle Versuche, Mackiewicz und Revol per Satellitentelefon zu erreichen, erfolglos geblieben. Angeblich hatten die beiden die Messner-Route verlassen und waren auf der Buhl-Route Richtung Gipfel gestiegen, also auf dem langen Weg, den Hermann Buhl bei der Erstbesteigung 1953 nahm. Bei seinem legendären Alleingang hatte Buhl am Gipfeltag 1300 Höhenmeter überwunden und anschließend ein Biwak auf knapp 8000 Metern im Stehen überlebt.

„Nanga Dream“-Team auf 7200 Metern

Auf der anderen Seite des Bergs, der Rupalseite, hat das polnische „Nanga Dream“-Team heute auf der Schell-Route gute Fortschritte gemacht. Ihr GPS-Ortungsgerät zeigt, dass sie bis auf eine Höhe von 7200 Metern aufgestiegen sind – sprich bis zum Mazenograt, von wo aus sie auf die Diamir-Seite des Bergs hinunterblicken können. Das Team könnte, wenn alles perfekt läuft, am morgigen Samstag den Gipfel erreichen.
So weit sind der Spanier Alex Txikon, der Italiener Daniele Nardi und der Pakistaner Ali Sadpara noch nicht. Sie stiegen heute auf der Kinshofer-Route in einem Zug vom Basislager bis Lager 2 auf 6100 Meter auf. Die Italiener Simone Moro und Tamara Lunger, die auf der Messner-Route aufgestiegen waren, sind inzwischen ins Basislager zurückgekehrt. Der Grund: Der Wind habe wieder aufgefrischt, der Wetterumschwung komme möglicherweise früher als erwartet. Eigentlich sollte das stabile Winterwetter am Nanga Parbat noch bis Sonntag halten. Es bleibt spannend.

Update 17.30 Uhr: Tomek and Elisabeth sind unversehrt in Lager 4 auf 7200 Metern. „Sie sind sehr müde und ruhen sich aus“, twittert Arslan Ahmed und ergänzt, dass er keine weiteren Informationen bekanntgeben darf.

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Sturz mit glimpflichem Ausgang https://blogs.dw.com/abenteuersport/sturz-mit-glimpflichem-ausgang/ Thu, 14 Jan 2016 11:17:47 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31657 Gruppenbild - mit Spaßvogel Tomek Mackiewicz

Gruppenbild – mit Spaßvogel Tomek Mackiewicz (r.)

Wieder ist es ein zähes Ringen um die erste Winterbesteigung des Nanga Parbat – und ein gefährliches. An der Rupalflanke, der Südwestseite des Bergs, arbeitet sich das polnische „Nanga Dream“-Team auf der Schell-Route langsam, aber sicher nach oben. „Die Jungs sind auf dem Grat [dem Südsüdwestgrat] und versuchen, Lager 3 einzurichten“, schreibt mir heute das Team. „Sie arbeiten sich höher Richtung 7000 Meter.“ Lager 2 liegt auf 6200 Metern. Auf der Diamirseite, der Nordwestseite des Nanga Parbat, ist derweil „einer der wenigen Tage, wenn nicht sogar der einzige, an dem wir alle zur selben Zeit im Basislager sind“, schreibt der Spanier Alex Txikon auf Facebook.

Fixseil gerissen

Die Bergsteiger der vier Expeditionen dort nutzten die Gelegenheit zu einem „Familienfoto“. „Wir sitzen im Basislager, lecken unsere Wunden, verfolgen den Wetterbericht und grübeln über unsere Optionen“, sagt Adam Bielecki. Der Pole überstand einen 80-Meter-Sturz mit leichten Verletzungen an der rechten Hand. Auf dem Weg hinauf nach Lager 2 auf 6100 Metern auf der Kinshofer-Route hatte Adam den Halt verloren, als ein Fixseil gerissen war. „Glücklicherweise sicherte mich Daniele [Nardi] mit einem zweiten Seil“, schreibt Bielecki auf Facebook und resümiert: „Der Nanga ist kein Genussberg.“ Nicht umsonst blieben in den vergangenen Jahrzehnten mehr als zwei Dutzend Versuche erfolglos, diesen Achttausender in Pakistan erstmals im Winter zu besteigen.

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Aus fünf mach‘ vier https://blogs.dw.com/abenteuersport/aus-fuenf-mach-vier/ Mon, 11 Jan 2016 14:23:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31621 Nanga Parbat

Nanga Parbat

Kräfte bündeln ist ein Erfolgsrezept – auch beim Bergsteigen. Erinnert sei nur an die legendäre Erstbegehung der Eiger-Nordwand 1938, als sich die beiden Deutschen Anderl Heckmair und Ludwig Vörg sowie die Österreicher Heinrich Harrer und Fritz Kasparek erst in der Wand zu einer Viererseilschaft zusammentaten und erfolgreich waren. Auch am Nanga Parbat haben sich jetzt zwei der fünf Expeditions-Teams zusammengeschlossen, um größere Chancen auf die erste Winterbesteigung des neunthöchsten Bergs der Erde zu haben. „Unser Plan A, eine schnelle Besteigung im Alpinstil, scheiterte am Wetter. Plan B, sich erneut zu akklimatisieren und ‚annähernd‘ im Alpinstil zu klettern, scheiterte an Jaceks Gesundheit – er ist jetzt übrigens wieder der Alte. Jetzt ist es Zeit für Plan C“, schreibt der Pole Adam Bielecki auf Facebook.
Bielecki und sein Landsmann Jacek Czech arbeiten nun mit dem Spanier Alex Txikon, dem Italiener Daniele Nardi und dem Pakistani Ali Sadpara zusammen. Das internationale Trio hatte angekündigt, über die Kinshofer-Route, sprich die Normalroute auf der Diamir-Seite des Bergs, auf den Gipfel gelangen zu wollen – im traditionellen Stil, also mit Hochlagern. Innerhalb der nächsten drei Tage solle der Weg bis hinauf nach Lager 3 auf 6700 Metern mit Fixseilen gesichert werden, schreibt Bielecki.

„Nanga-Träumer“ auf 6200 Metern

In ihrer Heimat Polen wurde Adam und Jacek übrigens in der vergangenen Woche bei einer ironischen Bergsteiger-Ehrung das „Bronzene Ei“ zugeteilt. Sie hätten ihr Winter-Projekt „Nanga Revolution“ genannt hatten, ohne klar zu machen, was sie damit eigentlich meinten – „eine bergsteigerische oder islamische Revolution“. Da erscheint die Bezeichnung des polnischen Teams auf der Rupal-Seite eindeutiger. „Nanga Dream“, also der Nanga-Parbat-Traum, ist nachvollziehbar – weniger allerdings der Zusatz „Justice for all“, Gerechtigkeit für alle. Die „Nanga-Träumer“ haben inzwischen auf der Schell-Route eine Höhe von rund 6200 Metern erreicht.

Akklimatisieren auf über 7000 Metern

Elisabeth Revol im eisigen Hochlager

Elisabeth Revol im eisigen Hochlager

Am höchsten von allen Expeditionen sind bisher der Pole Tomek Mackiewicz und die Französin Elisabeth Revol gelangt. Die beiden „Rubber Ducks“ – sprich Badeenten, noch so ein seltsamer Team-Name – übernachteten auf der Messner-Route auf der Diamir-Seite auf gut 6700 Metern und wollten zwecks weiterer Akklimatisierung heute bis auf 7200 Meter aufsteigen. Im vergangenen Winter hatten die beiden eine Höhe von etwa 7800 Metern erreicht. In diesen Bereich waren im März 2015 auch Txikon, Nardi und der Pakistaner Muhammad Ali vorgedrungen. Sie hatten sich damals allerdings auf der Kinshofer-Route verstiegen und dann absteigen müssen, weil Muhammad höhenkrank geworden war.

Winter-Weltmeister Polen

Zwölf der 14 Achttausender wurden schon im Winter bestiegen, nur der K 2 und der Nanga Parbat widersetzten sich bisher allen Versuchen. Winter-Weltmeister der Bergsteiger sind eindeutig die Polen. Neun Erstbesteigungen von Achttausendern gingen auf das Konto rein polnischer Expeditionen. An einer weiteren war ein polnischer Bergsteiger beteiligt (Piotr Morawski 2005 an der Shishapangma).
Denis Urubko hat dafür gesorgt, dass man jetzt sogar mit Fug und Recht behaupten kann, an allen (!) Winter-Erstbegehungen an Achttausendern seien Polen beteiligt gewesen. Der gebürtige Kasache, dann Russe und neuerdings auch Besitzer eines polnischen Passes gehörte zu den Winter-Erstbesteigern des Makalu und Gasherbrum II – in nicht-polnischen Teams. Bei der erwähnten augenzwinkernden Bergsteiger-Ehrung in Polen wurde Urubko mit Blick auf dessen neue Staatsbürgerschaft und sein Faible für Winterbesteigungen ebenfalls mit einem Preis bedacht: dem „Roten Ei mit Hammer und Sichel“.

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Schockfrosten am Nanga Parbat https://blogs.dw.com/abenteuersport/schockfrosten-am-nanga-parbat/ Thu, 07 Jan 2016 15:39:37 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31597 Jacek Czech auf eisigem Untergrund

Jacek Czech auf eisigem Untergrund

Rekordtemperaturen wird es in diesem Winter am Nanga Parbat wohl kaum geben, jedenfalls nicht nach oben. „Leider ist das Januar-Wetter am Nanga extrem schlecht verglichen mit den vergangenen beiden Jahren”, schreibt der Pole Adam Bielecki, der mit seinem Landsmann Jacek Czech im Alpinstil – also ohne Flaschensauerstoff und feste Hochlager – auf der Diamir-Seite des Bergs über die Kinshofer-Route auf den 8125 Meter hohen Gipfel steigen will. „Bisher gab es noch keinen einzigen Tag, an dem das Wetter gut genug für einen Gipfelversuch gewesen wäre.“ Die Quecksilbersäule sank in den vergangenen Tagen auf minus vierzig Grad Celsius, manchmal sogar darunter. Dazu wehte ein kräftiger Wind und es schneite. Bielecki und Czech wollen nach eigenen Angaben in diesen Tagen auf eine Höhe von mindestens 7000 Metern aufsteigen, „um die Akklimatisierung wiederzuerlangen, die es uns erlaubt, auf besseres Wetter zu waren“. Das klingt, als könnten sich die beiden Polen auch vorstellen, vor ihrem ersten Gipfelversuch nicht mehr ins Basislager abzusteigen. Adam und Jacek hatten sich vor ihrer Reise nach Pakistan schon am 6893 Meter hohen Vulkan Ojos del Salado in Chile vorakklimatisiert.

Noch mal erholen

Nanga Parbat

Nanga Parbat

Eine weitere Erholungsphase im Basislager haben sich dagegen der Pole Tomek Mackiewicz und die Französin Elisabeth Revol fest vorgenommen, die derzeit in ihrem Lager auf 6000 Metern bei eisiger Kälte vor sich hin bibbern. Wenn die Zustände es zulassen, wollen sie am Freitag auf der Messner-Route bis auf eine Höhe von 7000 Metern vordringen und dann wieder absteigen. Der Pakistani Arslan Ahmed, der Dritte im Bunde des „Rubber Duck“ (Badeenten)-Teams, hat sich wegen gesundheitlicher Probleme bisher noch etwas zurückgehalten. Das Trio will, ebenfalls im Alpinstil, die Messner-Route vollenden, auf der im Jahr 2000 die Südtiroler Reinhold und Hubert Messner, Hanspeter Eisende und Wolfgang Tomaseth eine Höhe von 7500 Metern erreicht hatten.

Vereist

Simone Moro auf dem Ganalo

Simone Moro auf dem Ganalo-Grat

Auch das italienische Duo Tamara Lunger und Simone Moro plant, über diese Flanke auf den Gipfel des bisher noch nie im Winter bestiegenen Achttausenders zu gelangen. Die beiden haben inzwischen ihre Akklimatisierung am 6608 Meter Ganalo im Nanga-Parbat-Massiv abgeschlossen. Das vierte Team auf der Diamirseite des Bergs – der Spanier Alex Txikon, der Italiener Daniele Nardi und der Pakistani Ali Sadpara – hat auf der Kinshofer-Route sein Lager eins auf 4850 Metern aufgeschlagen. „Die höchsten und steilsten Hänge sehen deutlich eisiger aus als im letzten Jahr“, schreibt Alex. Auf der Rupalseite des Nanga Parbat ist das polnische „Nanga Dream“-Team unter der Leitung von Marek Klonowski auf der so genannten „Schell-Route“ bis auf knapp 6000 Meter aufgestiegen.

Kein Wettlauf?

Für das kommende Wochenende wird am neunthöchsten Berg der Erde ruhiges Winterwetter erwartet: kein Schneefall mehr, deutlich weniger Wind, Temperaturen um minus 30 Grad – eine gute Chance, sich weiter Richtung Gipfel vorzuarbeiten. Von einem Wettlauf der Teams um die erste Winterbesteigung des Nanga Parbat will Simone Moro nicht sprechen: “Jeder von uns hat dasselbe Ziel und es ist nicht, der erste auf dem Gipfel zu sein, sondern schlicht zu versuchen, es bis zum höchsten Punkt zu schaffen. Wer immer es schafft – ob als Erster, Zweiter oder Zehnter – würde einen Traum erfüllen, den die besten Höhenbergsteiger der letzten 30 Jahre geträumt haben.“ Das würden wahrscheinlich alle Bergsteiger am Nanga Parbat unterschreiben, aber ob sie auch wirklich so denken? Kaum einer wird bestreiten, dass mit jeder gescheiterten Winterexpedition – und es waren schon mehr als zwei Dutzend – der Prestigewert des Projekts gestiegen ist. Und damit auch sein Marktwert.

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Wenn das Murmeltier am Nanga Parbat grüßt https://blogs.dw.com/abenteuersport/wenn-das-murmeltier-am-nanga-parbat-gruesst/ Sat, 05 Dec 2015 13:00:37 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31401 Andie MacDowell mit einem echten Murmeltier

Andie MacDowell mit echtem Murmeltier

Was machen eigentlich Bill Murray und Andie MacDowell in diesem Winter? Vielleicht reisen die beiden Hollywood-Stars ja nach Pakistan, um in der Welt der Höhenbergsteiger ein Remake ihres Klassikers „Und täglich grüßt das Murmeltier“ zu drehen. Denn auch am Nanga Parbat wiederholt sich alljährlich dasselbe Spiel: Mehrere Expeditionsteams treffen dort ein, um den „Nackten Berg“ erstmals im Winter zu besteigen. Und regelmäßig kehren sie zwei Monate später erschöpft und mit leeren Händen heim. 27 Expeditionen erging es bisher so. Auch in diesem Winter werden sich wieder fünf Teams an dem 8125 Meter hohen Berg versuchen, der neben dem K 2 der einzige Achttausender ist, der noch nie in der kalten Jahreszeit bestiegen wurde. Zwei der Teams tragen sogar das Murray/MacDowell-Muster – auch wenn der Name der einen Expedition eher nach einem Disney-Film klingt.

Badeenten

Elisabeth Revol im Lager 4 auf 7000 Metern

Elisabeth Revol in Lager 4 auf 7000 Metern

Die männliche Hauptrolle im „Rubber duck“ (Badeenten) -Team spielt Tomek Mackiewicz. Der Pole versucht sich bereits den sechsten Winter in Serie am Nanga Parbat. Zum dritten Mal ist er mit der Französin Elisabeth Revol unterwegs. Im vergangenen Winter erreichten die beiden auf der Diamir-Seite des Bergs gemeinsam eine Höhe von etwa 7800 Metern, ehe sie wegen zu großer Kälte und zu starken Windes umkehren mussten. „Ich konnte den Gipfel fast schon mit meinen Fingern ‚spüren‘. Er war so nahe“, sagte Revol damals. In diesem Jahr vervollständigt der Pakistani Arslan Ahmed Ansari das Team. Die „Badeenten“ wollen, im Alpinstil kletternd, die so genannte „Messner“-Route vollenden. Diesen Weg hatten im Jahr 2000 die Südtiroler Reinhold und Hubert Messner, Hanspeter Eisendle und Wolfgang Tomaseth bis auf eine Höhe von 7500 Metern erstmals begangen.

Starker Motor

Tamara (l.) und Simone im Manaslu-Basislager

Tamara und Simone im Manaslu-Basislager

In etwa diesen Aufstiegsweg hat sich auch das andere „Und täglich grüßt das Murmelteier“-Team vorgenommen. „Ich möchte sehen, ob die Route, die Denis Urubko und ich im Winter 2012 als möglich erkannt haben, die richtige ist“, sagt Simone Moro. Der Italiener ist ein echter Winterspezialist. Drei Winter-Erstbesteigungen von Achttausendern gehen auf sein Konto: Shishapangma (2005), Makalu (2009) und Gasherbrum II (2011). Am Nanga Parbat versucht sich der 48-Jährige bereits zum dritten Mal. Die weibliche Rolle spielt in diesem Team die 29 Jahre alte Südtirolerin Tamara Lunger. Im vergangenen Winter waren Tamara und Simone erstmals gemeinsam auf Expedition gegangen. Die Schneemassen am Manaslu hatten das Duo nicht höher als Lager 1 auf 5700 Metern aufsteigen lassen. Tamara sei dennoch mit einem Lächeln im Gesicht heimgekehrt, sagt Moro und lobt die Leistungsfähigkeit seiner Seilpartnerin in höchsten Tönen: „Tamara verfügt über einen Motor, wie ich ihn bisher nur bei sehr wenigen Männern gefunden habe.“

Alte Bekannte

Nanga Parbat

Nanga Parbat

Über einen Nanga-Parbat-Motor verfügen einige der Bergsteiger aus den drei anderen Teams am Berg. So sind unter den neun Mitgliedern der polnischen „Justice for all“-Expedition, die auf der Rupal-Seite des Bergs über die Schell-Route aufstiegen will, mehrere Wiederholungstäter. Auch der Spanier Alex Txikon, der Italiener Daniele Nardi und der Pakistani Ali Sadpara sind alte Bekannte am Nanga Parbat. Sie haben sich die Kinshofer-Route auf der Diamir-Seite vorgenommen – im traditionellen Stil, also mit Hochlagern. Vierter im Bunde ist der Pole Janusz Golab, dem 2012 zusammen mit seinem Landsmann Adam Bielecki die Winter-Erstbesteigung des Achttausenders Gasherbrum I gelang.
Seinen damaligen Seilpartner wird Janusz im Basislager wiedertreffen. Bielecki, der 2013 auch zu den Winter-Erstbesteigern des Broad Peak gehörte, reist mit Jacek Czech an. Die beiden Polen wollen den Nanga Parbat ebenfalls über die Kinshofer-Route besteigen, allerdings im Alpinstil.
Es ist angerichtet für eine neue Episode von „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Vielleicht gibt es ja diesmal das Happy-End, das Bill Murray und Andie MacDowell in ihrem Hollywood-Erfolgsfilm vorgelegt haben.

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Am Nanga Parbat verstiegen https://blogs.dw.com/abenteuersport/am-nanga-parbat-verstiegen/ Tue, 17 Mar 2015 15:49:55 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28709 Umkehrpunkt des Trios

Umkehrpunkt des Trios

Und täglich grüßt das Murmeltier. Wieder geht ein Winter zu Ende, ohne dass der Nanga Parbat bestiegen worden ist. Der neunthöchste Berg der Erde behält seine „weiße Winterweste“. Noch nie stand ein Bergsteiger in der kalten Jahreszeit auf dem 8125 Meter hohen Gipfel in Pakistan. Der Nanga Parbat und der K 2 sind die einzigen der 14 Achttausender, die noch ohne Winterbesteigung sind. Immerhin, viel fehlte diesmal nicht zum Gipfelerfolg. Der Pole Tomek Mackiewicz und die Französin Elisabeth Revol schafften es Mitte Januar bis auf eine Höhe von etwa 7800 Metern, ehe sie wegen zu großer Kälte und zu starken Windes umkehren mussten. Noch einige Meter höher (geschätzt 7830 Meter) stiegen am vergangenen Wochenende der Baske Alex Txikon, der Italiener Daniele Nardi und der Pakistaner Muhammad Ali. Der Gipfelerfolg war greifbar nahe, doch ein Fehler machte alle Chancen zunichte.

Höhenkrankheit verhindert weiteren Versuch

Das Trio verpasste den richtigen Zustieg zum Gipfel und steckte plötzlich in einer Sackgasse. Alex, Daniele und Muhammad blieb nichts anderes übrig, als wieder zum letzten Lager auf 7200 Metern abzusteigen. Eigentlich wollten sie einen Tag später einen weiteren Versuch wagen, doch Muhammad Ali zeigte Symptome, die auf ein lebensbedrohliches Höhenhirnödem hindeuteten. „Als wir morgens aufbrechen wollten, sahen wir, wie er seinen Handschuh als Socke anziehen wollte und umgekehrt“, berichtet Alex in seinem Blog. „Wir fragten ihn nach seinem Alter und seinen Kindern, und er erzählte Unsinn.“ Damit war klar: der Pakistaner musste so schnell wie möglich in tiefere Regionen. Ein weiterer Gipfelversuch hätte wohl seinen Tod bedeutet. Es gelang Alex und Daniele, Muhammad ins Basislager zurückzubringen. Sein Zustand besserte sich zusehends, je tiefer sie kamen.

Orientierungslos

Die Höhenkrankheit des pakistanischen Bergsteigers könnte auch der Grund gewesen sein, warum sich die Seilschaft bei ihrem Gipfelversuch verstieg. Die beiden Europäer überließen Muhammad die Routenwahl. “Wir vertrauten ihm während des Vorstoßes, weil er den Gipfel (im Sommer) schon zweimal erreicht hatte“, sagt Alex. „Doch er bewegte sich orientierungslos, als ob er Angst hätte. Bis er uns dann plötzlich sagte, dass wir auf dem falschen Weg seien und keine andere Wahl hätten, als nach Lager 4 zurückzukehren.“

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