Everest-Lhotse-Traverse – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Warten auf erste Gipfelversuche an Everest und Lhotse https://blogs.dw.com/abenteuersport/warten-auf-die-erste-gipfelversuche-an-everest-und-lhotse/ Fri, 27 Apr 2018 15:14:32 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=40361

Hochlager oberhalb des Khumbu-Eisbruchs

Die Vorarbeiten an Mount Everest und Lhotse gehen in die finale Phase. Laut Mingma Gyalje Sherpa, Expeditionsleiter und Chef des nepalesischen Veranstalters „Imagine“, sollten heute zehn Sherpas zum Everest-Südsattel auf rund 8000 Meter Höhe aufsteigen, um dort Lager 4 einzurichten. „Kilu Pemba und ich selbst werden Fixseile nach Lager 4 am Lhotse legen“, schrieb Mingma gestern auf Facebook. Er will zwei chinesische Kunden auf den 8516 Meter hohen Gipfel des Lhotse führen. Fünf weitere Chinesen seines Teams haben sich den Mount Everest vorgenommen, darunter – wie berichtet – der doppelt beinamputierte 69 Jahre alte Xia Boyu. Mingma ist als Frühstarter an den Achttausendern bekannt. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir als erstes Team der Saison auf dem Lhotse stehen werden“, hatte er mir im März gesagt, als wir uns in Kathmandu getroffen hatten. „Wir planen den Gipfelvorstoß für Ende April oder die erste Maiwoche.“

Ziemlich sichere Route

Route durch den Eisfall

Die meisten kommerziellen Teams haben ihre erste Akklimatisierungsphase am Berg mit Übernachtungen in Lager 1 (6000 Meter) oder Lager 2 (6400 Meter) beendet und erholen sich im Basislager. Die Teamleiter loben einhellig die Qualität und Sicherheit der Route durch den Khumbu-Eisfall, die die „Icefall Doctors“ gelegt haben. Daran änderte auch ein Zwischenfall am Mittwoch nichts. Ein Serac stürzte zusammen, zwei Sherpas wurden leicht verletzt. „Vorkommnisse wie ein Eisabbruch oder kleine Lawinen sind an den Bergen normal“,  beruhigte Ang Dorjee Sherpa, Chef des Sagarmatha Pollution Control Commitee (SPCC) gegenüber der Zeitung „Himalayan Times“.

Lager 2 auf 7000 Metern

Am Samstag wollen der Rumäne Horia Colibasanu und der Slowake Peter Hamor vom Basislager aufbrechen, um ihr Lager zwei auf einer Höhe von 7000 Metern einzurichten und dort vier bis fünf Tage zu verbringen. Die beiden Europäer planen eine Überschreitung der Gipfel von Mount Everest und Lhotse, ohne Flaschensauerstoff, nach eigenen Angaben auf einer neuen Route. Die Traverse hatte sich 2017 auch Ueli Steck vorgenommen. Der Tag, an dem der Schweizer bei einem Akklimatisierungsanstieg am Nuptse in den Tod stürzte, jährt sich am Montag zum ersten Mal.

Update 28. April: „Heute haben wir am Lhotse bis auf eine Höhe von 8200 Metern Fixseile gelegt. Morgen erreichen wir hoffentlich den Gipfel“, schreibt Mingma Gyalje Sherpa auf Facebook.

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Zwei Teams versuchen Everest-Lhotse-Traverse https://blogs.dw.com/abenteuersport/zwei-teams-versuchen-everest-lhotse-traverse/ Fri, 13 Apr 2018 15:29:16 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=40197

Halo über dem Everest-Basislager

Die Basislager auf beiden Seiten des Mount Everest füllen sich langsam, aber sicher. Für die nepalesische Südseite hat die Regierung in Kathmandu bisher rund 275 Permits an ausländische Bergsteiger ausgestellt. Die Route durch den Khumbu-Eisfall steht. Mingma Gyalje Sherpa, Chef und Expeditionsleiter des Veranstalters „Imagine“, ist begeistert von der Arbeit der „Icefall Doctors“: „Die Route nach Lager 1 ist die bisher beste überhaupt. Normalerweise haben sie (die Mitglieder des Sherpa-Teams) an 20 Stellen Leitern über Gletscherspalten gelegt, doch diesmal mussten sie nur an drei Stellen maximal zwei Leitern verbinden.“ Wie der 32-Jährige auf Facebook mitteilt, gilt es allerdings noch, zwei große Spalten zwischen Lager 1 auf rund 6000 Metern und Lager 2 auf 6400 Metern zu überwinden. „Dafür müssen wahrscheinlich mindestens drei bis fünf Leitern zusammengebunden werden.“

Im Gedenken an Ueli Steck

In memoriam Ueli Steck (1976-2017)

Neben den kommerziellen Expeditionen, die allesamt über die Normalrouten aufsteigen werden, wollen sich gleich zwei Teams an einer Everest-Lhotse-Überschreitung ohne Flaschensauerstoff versuchen. Der 26 Jahre alte Tenjing Sherpa will den Traum seines im vergangenen Jahr verstorbenen Kletterpartners Ueli Steck vollenden. Der Schweizer war am 30. April 2017 bei einem Akklimatisierungs-Soloaufstieg am Nuptse in den Tod gestürzt. Ueli hatte mit Tenjing über den Westgrat zum Gipfel des Mount Everest und von dort via Südsattel auf den Lhotse steigen wollen. Der britische Bergsteiger Jon Griffith sollte das Projekt als Fotograf und Kameramann begleiten. Auch jetzt ist er wieder mit dabei. „Ich bin aufgeregt, Uelis Kletterpartner Tenjing Sherpa bei seinem Versuch zu filmen, das zu beenden, was Ueli begonnen hat, in seinem Stil“, schreibt Jon auf Facebook. „Für mich bedeutet es auch, die Erinnerung an einen meiner besten Freunde zu bewahren und gleichzeitig die nepalesische Klettergemeinde auf die große Bühne zu heben.“

Rumänisch-slowakisches Duo

Horia Colibasanu (r.) und Peter Hamor (l.)

Auch der 41 Jahre alte Rumäne Horia Colibasanu und der 53-jährige Slowake Peter Hamor haben sich in diesem Frühjahr die Everest-Lhotse-Überschreitung über den Everest-Westgrat vorgenommen, ebenfalls ohne Atemmaske. Beide sind inzwischen im Basislager eingetroffen. Colibasanu hatte im Mai 2017 als erster Bergsteiger in der Frühjahrssaison den Everest von der Nordseite aus ohne Flaschensauerstoff bestiegen. Es war sein achter Achttausender. Zur gleichen Zeit hatte Hamor am Dhaulagiri seine Sammlung der 14 Achttausender vervollständigt. Nur am Everest hatte Peter eine Atemmaske benutzt.

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Zum Tode Ueli Stecks: Einer der Besten, aber kein Hasardeur https://blogs.dw.com/abenteuersport/zum-tode-ueli-stecks-einer-der-besten-aber-kein-hasardeur/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/zum-tode-ueli-stecks-einer-der-besten-aber-kein-hasardeur/#comments Sun, 30 Apr 2017 13:57:58 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36009

Ueli Steck (1976-2017)

Ueli Steck ist tot. Abgestürzt irgendwo am Everest. Unglaublich, ich kann es gar nicht fassen. Was ist passiert? Die genauen Umstände sind noch nicht klar. Die Leiche des 40-Jährigen wurde irgendwo zwischen Lager 1 (6100 Meter) und 2 (6400 Meter) gefunden. Steck sei alleine am Nuptse geklettert, abgerutscht und rund 1000 Meter abgestürzt, berichtet die in Kathmandu erscheinende Zeitung „The Himalayan Times“. In der vergangenen Woche hatte Ueli noch via Facebook von einem „schnellen Tag“ berichtet, mal eben vom Basislager bis auf 7000 Meter und wieder zurück. Das angehängte Foto zeigte ihn mit Trailrunning-Schuhen. Typisch Ueli, twitterte ich mit einem Augenzwinkern – und dem Gedanken: Nur einer wie er kann das erlauben, „the Swiss Machine“, der „Speedy Gonzales“ unter den Höhenbergsteigern, unbestritten einer der Besten.

Risiko akzeptieren

Ueli am Everest oberhalb von Lager 2

Ich habe Ueli oft getroffen oder mit ihm telefoniert. Er scheute das Risiko nicht, aber er war auch kein Hasardeur. So hatte ihn wohl sein größter Coup, die Solo-Durchsteigung der Annapurna-Südwand im Herbst 2013, sogar in eine tiefe persönliche Krise gestürzt: Er hatte das Gefühl, bei diesem Projekt die Schraube überdreht zu haben, weil er das Risiko eigentlich nicht mehr kontrollieren konnte. Risikomanagement war ein Thema, das ihn beschäftigte. „Sobald wir in die Berge gehen, egal auf welchem Niveau du es betreibst, besteht ein gewisses Risiko, dass ein Unfall passiert“, sagte er mir einmal. „Da gibt es für mich nur Schwarz-Weiß. Entweder ich akzeptiere das oder eben nicht. Wenn ich es nicht akzeptiere, darf ich nicht mehr in die Berge fahren. Und da sind mir halt das Bergsteigen und die Erlebnisse, die ich dabei habe, einfach zu wichtig und geben mir zu viel. Deshalb akzeptiere ich das Risiko.“

Ueli Steck: An der Annapurna, das war zu viel

„Mein Traumding“

Schnell unterwegs

Vor fünf Wochen, bevor Ueli Richtung Nepal abreiste, haben wir noch miteinander telefoniert. Er freute sich darauf, zum Mount Everest zurückkehren. Sein traumatisches Erlebnis dort im Frühjahr 2013 – den Angriff wütender Sherpas gegen ihn, Simone Moro und Jonathan Griffith im Hochlager – hatte er abgehakt. Voller Optimismus schaute er nach vorn. Sein Projekt, die Everest-Lhotse-Überschreitung, hatte es in sich, typisch Ueli halt: Über den selten begangenen Westgrat und das Hornbein-Couloir den Gipfel erreichen, dann zum Südsattel ab- , und (über die vom gebürtigen Kasachen Denis Urubko 2010 eröffnete Variante) zum 8611 Meter hohen Gipfel des Lhotse aufsteigen – wie immer bei seinen Achttausender-Projekten ohne Flaschensauerstoff.  „Das wäre mein Traumding“, sagte Ueli und blieb doch Realist: „Es müssen perfekte Verhältnisse herrschen, das Wetter muss gut und stabil sein. Ich glaube, es ist wichtig, dass man Ideen hat, aber am Ende am Berg entscheidet, was möglich ist und was nicht.“

Auf der gleichen Frequenz

Auf schmalem Grat

Wir vereinbarten, wieder miteinander zu sprechen, wenn er seine Akklimatisationsphase am Everest beendet haben würde. Nun werden wir nie mehr miteinander sprechen können. Weder über seine Projekt und Träume, noch über alles andere. Das macht mich traurig. Nicht nur, weil er ein großartiger Bergsteiger war, sondern auch, weil ich das Gefühl hatte, dass wir auf der gleichen Frequenz funken. Ueli wird mir fehlen, meine Gedanken sind bei seiner Frau Nicole und seiner Familie.

Eine Katze hat sieben Leben, wie viele er denn habe, fragte ich Ueli einmal. Er nahm sich Zeit für die Antwort: „Ja, wie viele Leben habe ich? Ich habe jetzt schon ein paar Mal Glück gehabt. Aber ich zähle das nicht, da machst du dich nur verrückt.“

Ueli Steck: Hatte schon ein paar Mal Glück gehabt

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Zwei schnelle Männer am Everest: Jornet und Steck https://blogs.dw.com/abenteuersport/zwei-schnelle-maenner-am-everest-jornet-und-steck/ Tue, 25 Apr 2017 15:02:38 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35923

Kilian Jornet (r.) und Emilie Forsberg (l.) in Kathmandu

„Ich fühle mich wirklich akklimatisiert und stark in der Höhe“, sagte Kilian Jornet. Und das schon bevor er am Wochenende Richtung Himalaya startete. Als Training für seine Achttausender-Expedition war der Speed-Spezialist mit seiner schwedischen Freundin Emelie Forsberg in Norwegen geklettert und am Tag vor dem Abflug noch bei der Trofeo Mezzalama gestartet, einem der klassischen Rennen für Skibergsteiger. Dabei hatte Kilian im Team mit den Schweizern Martin Anthamatten und Werner Marti bei den Männern den zweiten Rang belegt, Emelie hatte den Wettbewerb der Frauen an der Seite der Schweizerin Jennifer Fiechter und der Französin Laetitia Roux gewonnen. Über die nepalesische Hauptstadt Kathmandu reisten Jornet und Forsberg nach Tibet. Innerhalb der nächsten zwei Wochen wollen sie den Cho Oyu besteigen, mit 8188 Metern der sechsthöchste Berg der Erde. „Wenn alles klappt, könnten wir etwa am 7. oder 8. Mai auf dem Gipfel stehen“, sagte Emelie, für die es die erste Erfahrung an einem Achttausender ist. Und Kilian ergänzte: „Für mich wird es eine gute Vorbereitung für den Everest, weil ich dann bei der Ankunft dort noch besser akklimatisiert sein werde.“

Leicht und schnell

Kilian Jornet 2016 am Everest

Der 29 Jahre alte Katalane präzisierte seinen Plan für eine Speed-Besteigung des höchsten Bergs der Erde. Die peilt er für Ende Mai an. Begleitet wird Jornet diesmal am Everest nur von Kameramann Sébastien Montaz-Rosset. Er wolle entweder über das Norton- oder das Hornbein-Couloir zum Gipfel aufsteigen, sagte Kilian, „natürlich abhängig von den Bedingungen am Berg“. Zunächst plant er weitere Akklimatisierungstouren vom vorgeschobenen Basislager auf 6300 Metern aus. Dann will Jornet für seinen Speedversuch zum Kloster Rongbuk auf 5000 Metern zurückkehren, der letzten dauerhaft bewohnten Siedlung unterhalb des Gipfels. Von dort aus will er den Berg, wenn möglich, in einem Zug besteigen, ohne Flaschensauerstoff. „Leicht und schnell. Es gibt Leute, die meinen, das ist Wahnsinn“, sagt Kilian. „Aber für mich ist der Berg ein Raum, in dem jeder frei sein sollte, das zu tun, was er meint, schaffen zu können. Ich mag es, leicht unterwegs zu sein. Auf diese Weise verbringt man weniger Zeit in der Höhe und wird nicht so schnell müde, auch wenn einem bewusst sein sollte, dass die Expedition risikoreicher wird.“ Im Herbst vergangenen Jahres hatten die Schneemassen am Everest verhindert, dass Jornet überhaupt einen ernsthaften Speed-Versuch machen konnte.

Steck: „Sehr gute Bedingungen“

Ueli Steck oberhalb von Lager 2

Auch Ueli Steck ist ein schneller Mann, der übrigens auch schon mit Jornet gemeinsam im Eiltempo bergsteigen war. Der Schweizer Topbergsteiger ist schon seit fast zwei Wochen auf der Südseite des Mount Everest. Gerade hat der 40-Jährige zwei Nächte in Lager zwei auf 6400 Metern verbracht. „Schönes Wetter und warm“, schreibt Ueli auf Facebook. „Ich habe die Chance ergriffen und einen Blick Richtung Westschulter geworfen. Bisher sind die Bedingungen sehr gut. Aber das kann sich innerhalb eines Monats natürlich ändern.“ Sein Kletterpartner Tenjing Sherpa hat sich nach Uelis Worten Erfrierungen zugezogen. „Hoffentlich heilen sie bald aus, so dass wir wieder gemeinsam am Berg unterwegs sein können.“ Steck hat sich für dieses Frühjahr die Everest-Lhotse-Überschreitung vorgenommen. Wenn es die Bedingungen zulassen, will er über den selten begangenen Westgrat und das Hornbein-Couloir den Gipfel erreichen, dann zum Südsattel ab- , und (über die vom gebürtigen Kasachen Denis Urubko 2010 eröffnete Variante) zum 8611 Meter hohen Gipfel des Lhotse aufsteigen – wie immer bei seinen Achttausender-Projekten ohne Flaschensauerstoff. In dieser Aneinanderreihung ist die Traverse noch nie versucht worden. „Das wäre mein Traumding“, sagte mir Ueli vor der Expedition. „Aber ich bin auch realistisch und habe genug Erfahrung, um zu wissen, dass es nur klappen kann, wenn sehr, sehr viel stimmt. Es müssen perfekte Verhältnisse herrschen, das Wetter muss gut und stabil sein. Ich glaube, es ist wichtig, dass man Ideen hat, aber am Ende am Berg entscheidet, was möglich ist und was nicht.“

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Gut gegen Winter-Depression https://blogs.dw.com/abenteuersport/gut-gegen-winter-depression/ Fri, 23 Dec 2016 15:22:43 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34541 Weihnachts_EverestDieser Tage erhielt ich die lustige Weihnachtskarte eines Expeditionsveranstalters. Sie zeigte einen Weihnachtsmann auf dem Mount Everest, mit dem Finger vor dem Mund: „Pst … für meine Rentiere definitiv zu hoch.“ Das erinnerte mich daran, dass ich eigentlich noch meinem alten Freund Chomolungma frohe Weihnachten wünschen wollte. Seit Jahren ist er ja per Handy zu erreichen. Beim ersten Klingeln hebt er ab.

Namaste, Chomo! Hier ist Stefan.

Lange nichts mehr von dir gehört.

Tschuldigung. Ich wollte mich mal deinem Befinden erkundigen.

Sonnenschein, minus 26 Grad Celsius, 65 Stundenkilometer am Gipfel, gute Fernsicht.

Klingt nach ruhigem Winterwetter.

Mir gefällt’s.

Hast du schon gehört, dass du bald Besuch bekommst?

Bestimmt ein paar winterharte Wanderer, die fluchend im Basislager stehen, weil wieder mal die Batterien ihrer Digikameras wegen der Kälte den Geist aufgegeben haben.

Falsch getippt! Zwei richtige Bergsteiger wollen versuchen, dich im Winter zu besteigen.

Haben wir schon den 1. April? Seit 1993 ist mir doch keiner mehr auf den Kopf gestiegen. Doch nicht schon wieder dieser Japaner, der sich schon fast alle Finger abgefroren hat und trotzdem jeden Herbst an mir herumkratzt?

Everest, Lhotse, Makalu (v.l.n.r.)

Everest, Lhotse, Makalu (v.l.n.r.)

Nein, weder Scherz noch Kuriki. Die Spanier Alex Txikon und Carlos Rubio machen sich am ersten Weihnachtstag auf den Weg nach Kathmandu und werden wohl in der ersten Januarwoche bei dir aufkreuzen. Wie findest du das?

Nicht schlecht, ein bisschen Ablenkung kann nicht schaden. Ist gut gegen Winterdepression, sagt mein Therapeut.

Und was verordnet er dir sonst noch?

Na, das Übliche bei Burnout. Viel Ruhe, vor allem keine Zeitung lesen.

Warum das?

Wegen der „faked news“.

Will Donald Trump jetzt auch noch auf den Everest?

Wer weiß? Nachdem die Chinesen jetzt auf der Nordseite ein großes Touristenzentrum bauen wollen, könnte er ja auf die Idee kommen, auf der Südseite ein Spielcasino zu eröffnen. Aber das meinte ich nicht mit „faked news“.

Sondern?

Original (1,2) und Fälschung (3,4) (© The Himalayan Times)

Original (1,2) und Fälschung (3,4) (© The Himalayan Times)

Na, diese Gipfelschwindler. Diese beiden Inder, die sich in die Gipfelfotos anderer kopiert haben und sich damit ein Everest-Zertifikat erschlichen haben.

Die sollten dir eigentlich nicht mehr den Schlaf rauben. Sie sind enttarnt, und als Polizisten dürfen sie in Indien auch nicht mehr arbeiten.

Das wäre ja auch noch schöner! Ich habe der nepalesischen Regierung nach dieser Geschichte übrigens einen Vorschlag gemacht.

Einen Vorschlag?

Sie sollten am Gipfel eine Blitzer-Anlage installieren, wie sie im Straßenverkehr eingesetzt wird, um Raser zu erwischen. Wenn jemand die Lichtschranke überschreitet, wird er abgelichtet. Das Ganze solarbetrieben.

Und, wie hat die Regierung in Kathmandu reagiert?

Sie hat den Vorschlag abgelehnt.

Mit welcher Begründung?

Diese Reform würde ja die Verbindungsoffiziere überflüssig machen, hieß es.

Everest-Basislager

Everest-Basislager

Aber die tauchen doch im Regelfall ohnehin nicht im Basislager auf, nachdem sie ihr Geld von den Expeditionen kassiert haben.

Eben. Bisher waren sie nicht da, weil sie es für überflüssig hielten. Nun wären sie nicht da, weil sie überflüssig wären.

Seltsame Logik.

Einiges ist seltsam, wenn sich die Leute mit mir befassen. Warum, meinst du wohl, brauche ich einen Therapeuten?

Aber du bist doch der GröBaZ, der Größte Berg aller Zeiten. Du müsstest doch vor Selbstvertrauen strotzen.

Alles Fassade. Und die bröckelt.

Ich dachte, der Klimawandel sei schuld am zunehmenden Eis- und Steinschlag an deinen Flanken.

Ist er ja auch. Ich meinte das mit der Fassade eher im übertragenen Sinne. Ich will endlich wieder respektiert werden.

Was kann ich denn tun, um dein Ego zu stärken?

Schicke mir weniger Egomanen, dafür ein paar Top-Bergsteiger!

Ueli Steck

Ueli Steck

Mit Txikon ist doch schon mal ein Anfang gemacht. Der hat immerhin den Nanga Parbat erstmals im Winter bestiegen. Und im Frühjahr kommt auch noch Ueli Steck.

Um sich wieder verhauen zu lassen? (lacht)

Stop, Chomo! Darüber macht mein keine Scherze. Er will die Everest-Lhotse-Überschreitung versuchen. Ohne Atemmaske.

Ui, da bleibt mir glatt die Luft weg. (lacht) Mensch, zweimal in einer halben Minute gelacht. Kannst  du nicht häufiger anrufen?

Okay, versprochen. Chomo, auch wenn du Buddhist bist: Frohe Weihnachten!

Selber!

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