Felix Berg – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Gasherbrum IV-Gipfelversuche abgebrochen https://blogs.dw.com/abenteuersport/gasherbrum-iv-gipfelversuche-abgebrochen/ Thu, 02 Aug 2018 14:31:44 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41725

Gasherbrum IV

Die Wetterverhältnisse im Karakorum bleiben schwierig. Der Deutsche David Göttler und der Italiener Herve Barmasse mussten ihren Versuch am Fast-Achttausender Gasherbrum IV aufgeben. Die beiden hatten sich ursprünglich vorgenommen, erstmals die Südwestwand des 7932 Meter hohen Bergs im Karakorum zu durchsteigen. „Für den Augenblick muss der G IV ein Klettertraum bleiben“, schreibt David auf Facebook. „Traurig und frustriert wurden wir durch nicht vorhergesagten Schneefall ins Basislager zurückgetrieben. Die Lawinengefahr ist zu groß.“ Auch die Spanier Oriol Baro, Roger Cararach, Iker Madoz und Marc Toralles brachen ihren Gipfelversuch wegen des schlechten Wetters ab und kehrten aus Lager 2 auf 6500 Metern zurück.  Sie hatten sich vorgenommen, den Gipfel über den noch unbestiegenen Südpfeiler zu erreichen.

Tolle Tour

Felix Bergs Gipfel-Selfie auf dem Gasherbrum II

An den Gasherbrum-Gipfeln hat es in dieser Saison bisher nur zwei Erfolge gegeben. Der Deutsche Luis Stitzinger und der Italiener Gianpaolo Corona erreichten am 18. Juli den 8080 Meter hohen Gipfel des Gasherbrum I, „nach einem Aufstieg durch wadentiefen Neuschnee, im Alpinstil, und ohne Verwendung von künstlichem Sauerstoff“, wie Luis auf Facebook berichtete. Zwei Tage zuvor hatten der Pole Adam Bielecki und der Deutsche Felix Berg den höchsten Punkt des Gasherbrum II auf 8034 Meter erreicht, ebenfalls ohne Flaschensauerstoff. „Es war eine tolle Tour“, erzählt mir Felix, inzwischen wieder zurück bei seiner Familie in der Schweiz. „Und das an einem Berg, der normalerweise überlaufen ist. Insofern war es mit dem Wetter Glück um Unglück.“ Drei Wochen lang habe es zuvor fast ununterbrochen geschneit. Die kommerziellen Expeditionen seien nicht über Lager 1 auf 5900 Metern hinausgekommen, darüber habe es keine Fixseile gegeben.

Logische Linie

Adam Bielecki am Westgrat

Auch Bielecki und Berg hatten ursprünglich zusammen mit Jacek Czech, einem weiteren Polen, den Gasherbrum IV über eine neue Route durch die Ostwand versuchen wollen. Den Gasherbrum II hatten sie eigentlich nur besteigen wollen, um sich zu akklimatisieren. Wegen des anhaltend schlechten Wetters disponierten sie um und beschlossen, im oberen Bereich des Bergs eine neue Routen-Variante durch die Westwand zu versuchen. „Der Normalweg ist bis hinauf nach Lager 3 auf 6900 Metern eine schöne gerade Linie, knickt dann aber nach rechts weg“, erklärt Felix. „Die Westwand ist eigentlich die logische Verlängerung dieser Linie bis zum Gipfel.“ Die brüchigen Felsplatten in der Wand hätten ihnen zu schaffen gemacht, sagt der 37-Jährige. „Wir konnten uns nicht absichern. Wir sind am Seil gegangen, mit ein, zwei Pseudosicherungen zwischen uns. Keiner hätte ausrutschen oder stürzen dürfen.“

Spaltensturz beim Abstieg

Die Spalte, in die Felix stürzte

Berg und Bielecki erreichten den Gipfel, überschritten ihn und stiegen auf dem Normalweg ab. Jacek Czech und der Russe Boris Dedeshko hatten vorzeitig dort umkehren müssen. Auf dem Weg hinunter ins Basislager erlebte Felix Berg noch eine Schrecksekunden. Kurz vor dem Ziel stürzte er 15 Meter tief in eine Gletscherspalte. Glücklicherweise waren Boris und er zu diesem Zeitpunkt angeseilt. „Ich hatte ziemliches Glück“, sagt Felix. „Ich zog mir nur ein paar Prellungen zu und eine Schnittwunde, die genäht werden musste. Aber für einen 15-Meter-Sturz ist es glimpflich ausgegangen.“

P.S.: Ich bin jetzt mal für gut zwei Wochen weg – aktiv die Seele baumeln lassen in den Alpen. 🙂

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Eine rettende Drohne und weitere Gipfelerfolge im Karakorum https://blogs.dw.com/abenteuersport/eine-rettende-drohne-und-weitere-gipfelerfolge-im-karakorum/ Tue, 17 Jul 2018 12:17:09 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41401

Broad Peak

Drohne kommt für mich gleich nach Laubbläser. Das Geräusch, das die immer beliebter werdenden Fluggeräte erzeugen, nervt mich extrem. Drohnen klingen in meinen Ohren wie genmutierte Riesenhummeln. Gehörfolter. Aber selbst ich muss einräumen: Am Achttausender Broad Peak im Karakorum in Pakistan haben eine Drohne und derjenige, der sie gesteuert hat, Großartiges geleistet. Vor acht Tagen, am 9. Juli, startete der 64 Jahre alte Brite Rick Allen alleine zu einem Gipfelversuch. Seine Teamgefährten blieben in Lager drei auf 7000 Metern. Als Rick nicht zurückkehrte, schlugen sie Alarm, weil sie fürchteten, Allen könnte verletzt worden oder sogar ums Leben gekommen sein. Sandy Allan, der wegen des starken Winds im Gipfelbereichs zuvor schon ins Basislager abgestiegen war, nahm Kontakt zu den polnischen Bargiel-Brüdern im nicht weit entfernten K 2-Basislager auf. Andrzej Bargiel hat sich vorgenommen, in diesem Sommer den zweithöchsten Berg der Erde erstmals vom Gipfel bis ins Basislager mit Skiern abzufahren, sein Bruder Bartek dokumentiert das Projekt – unter anderem mit einer Drohne.

Dank an Dan Mazur und Co.

Sandy Allen (l.) und Rick Allan 2012 am Nanga Parbat

Die ließ Bartek nun aufsteigen. Mit Hilfe der auf der Drohne montierten Kamera konnten Sandy, Andrzej und Bartek am 10. Juli die genaue Position Rick Allens ermitteln und nach Lager 3 funken. Ein siebenköpfiges Rettungsteam, bestehend  aus Bergsteigern des Expeditionsveranstalters „Summit Climb“, gelang es aufgrund der exakten Informationen, zu Rick aufzusteigen und ihn im Dunkeln nach Lager 3 zurückzubringen. „Dank Dan Mazur (Summit-Climb-Expeditionsleiter) und seiner Sherpas kehrte Rick am 12. Juli sicher ins Basislager zurück“, hieß es im Blog von Allens Expedition. „Nachdem ihn ein Arzt im Basislager untersucht hat, geht es Rick den Umständen entsprechend gut. Er hat ein paar oberflächliche Schnittwunden und eine Frostbeule.“

Die beiden Briten Sandy Allan und Rick Allen hatten im Sommer 2012 für einen Paukenschlag im Karakorum gesorgt.  Damals hatten sie als Erste den Gipfel des Nanga Parbat über den rund zehn Kilometer langen Mazeno-Grat erreicht. 18 Tage lang hatten sich Allan und Allen damals in sehr großer Höhe aufgehalten. Für ihren Coup waren sie 2013 mit dem Piolet d’Or geehrt worden, dem „Oscar  der Bergsteiger“.

Bielecki und Berg auf dem G II

Lager 3 am Gasherbrum II

Derweil werden weitere Gipfelerfolge aus dem Karakorum gemeldet: So erreichten nach polnischen Medienberichten am Montag der 35-jährige Pole Adam Bielecki und der 37 Jahre alte Deutsche Felix Berg den 8034 Meter hohen Gipfel des Gasherbrum II. „Es gelang uns, den Gipfel  zu überschreiten – wir erreichten ihn über die brüchige und erstaunlich schwierige Westwand und stiegen über die Normalroute (über den Südwestgrat) ab“, schrieb Adam auf Facebook. Ihre Teamgefährten Jacek Czech, ebenfalls aus Polen, und Boris Dedeshko aus Kasachstan hätten über die Normalroute aufsteigen wollen, seien aber auf 7500 bzw. 7800 Metern umgekehrt. Für Adam Bielecki war es der fünfte Achttausender, für Felix Berg nach Mount Everest (2004), Broad Peak (2014) und Cho Oyu (Frühjahr 2018) der vierte Erfolg an einem der 14 höchsten Berge der Welt.

Auch erster Saisonerfolg am Broad Peak

Am Broad Peak erreichte gestern ein zehnköpfiges Team des österreichischen Expeditionsveranstalters „Furtenbach Adventures“ nach eigenen Angaben den Gipfel auf 8051 Metern. Die Gruppe hatte in der vergangenen Woche einen ersten Versuch abgebrochen, weil zu dieser Zeit die Lawinengefahr noch zu groß gewesen war. Auch am K 2 haben inzwischen die ersten Gipfelversuche der Sommer-Saison begonnen.

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Italienischer Bergsteiger stirbt am Gasherbrum IV https://blogs.dw.com/abenteuersport/italienischer-bergsteiger-stirbt-am-gasherbrum-iv/ Wed, 11 Jul 2018 12:50:44 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41379

Maurizio Giordano (1986 – 2018), R.I.P.

Dritter Todesfall der Sommersaison im Karakorum: Die italienische Nachrichtenagentur ANSA berichtet, Maurizio Giordano sei heute am 7925 Meter hohen Gasherbrum IV von einem Eisbrocken erschlagen worden. Das Unglück habe sich auf einer Höhe von rund 6300 Metern ereignet, als der 32-Jährige mit seinen Teamgefährten Marco Majori, Marco Farina und Daniele Bernasconi von Lager 2 aus abgestiegen sei. Die vier Mitglieder der italienischen Armee hatten sich vorgenommen, als Erste die Route ihrer Landsleute Walter Bonatti und Carlo Mauri über den Nordostgrat zu wiederholen, die vor 60 Jahren den Gasherbrum IV erstbestiegen hatten.

Drei Expeditionen am G IV

Gasherbrum IV

Im Jubiläumsjahr versuchen sich zwei weitere Expeditionen an dem technisch äußerst anspruchsvollen Berg im Karakorum. Die beiden Polen Adam Bielecki und Jacek Czech sowie der Deutsche Felix Berg wollen eine neue Route durch die Ostwand eröffnen. Der Deutsche David Göttler und der Italiener Hervé Barmasse planen, erstmals durch die Südwestwand zu klettern. – Am vergangenen Samstag war am K 2, dem zweithöchsten Berg der Erde, der Kanadier Serge Dessureault in den Tod gestürzt. Eine Woche zuvor war der Österreicher Christian Huber am Siebentausender Ultar Sar bei einem Lawinenunglück ums Leben gekommen.

 

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„Schönwetter-Störung“ im Karakorum https://blogs.dw.com/abenteuersport/schoenwetter-stoerung-im-karakorum/ Thu, 05 Jul 2018 14:28:23 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41307

Viel Schnee am Gasherbrum II

Kurze Schneepause im Karakorum –oder, wie es Felix Berg am Gasherbrum II mit einem Augenzwinkern beschreibt, eine „kleine Schönwetter-Störung“.  Zeit für die Bergsteiger, die Nase endlich mal wieder in den Wind zu halten und die eigenen Pläne zu überdenken. Dominik Müller, Chef und Expeditionsleiter des deutschen Veranstalters Amical Alpin hat beschlossen, die Zelte am 8051 Meter hohen Broad Peak abzubrechen und heimzukehren. „Das gesamte Material aus Lager 1 konnte geborgen werden“, schreibt Dominik heute auf Facebook. „Im Moment schneit es schon wieder, und im Aufstieg gingen einige Lawinen ab!“ Für Sonntag seien die Träger bestellt.

Stitzinger: „Zu viel Schnee in den Flanken und Rinnen“

Auch das von Luis Stitzinger geleitete Amical-Team, das den 7082 Meter hohen Urdok Kangri II erstmals besteigen wollte, hat das Handtuch geworfen. „Seit unserer Ankunft im BC hat es tagelang durchgeschneit. Es liegt nun ein halber Meter Neuschnee, auf 6.000 oder 7.000 m Höhe bis eineinhalb Meter“, schreibt Luis auf Facebook. „Die Route sieht elegant aus, aber es liegt viel zu viel Schnee in Flanken und Rinnen.“ Für die nächsten drei Tage werde nochmals über ein halber Meter Neuschnee erwartet, so Luis. Deshalb werde die Expedition frühzeitig  beendet: „So eine Saison mit derart beständigem Schlechtwetter habe ich im Karakorum noch nicht erlebt.“

Wie Russisch Roulette

Alex Gavan (l.) und Tunc Findik

Auch an den anderen Achttausendern Pakistans haben die Schneefälle die Lawinengefahr erhöht. Ein weiterer Aufstieg sei derzeit wie „Russisches Roulette“, schrieb etwa der Rumäne Alex Gavan vor drei Tagen. Alex hatte mit seinem türkischen Teampartner Tunc Findik die Aktivitäten am Nanga Parbat unterbrochen. Die beiden wollen den 8125 Meter hohen Berg ohne Flaschensauerstoff besteigen.

Bargiel und Golab ziehen zum K 2 um

Am Achttausender Gasherbrum II erklärten die Polen Andrzej Bargiel und Janusz Golab ihre Akklimationsphase dort „wegen des heftigen Schneefalls“ für beendet. „Es wird Zeit, ins K 2-Basislager umzuziehen und uns auf unser Hauptziel zu fokussieren“, schreibt Bargiel auf Instagram. Der 30-Jährige plant die erste komplette Skiabfahrt vom 8611 Meter hohen Gipfel des K 2. Im vergangenen Jahr war Bargiel mit diesem Vorhaben am zweithöchsten Berg der Erde gescheitert – wegen zu schlechten Wetters.

Göttler und Barmasse wollen G IV-Südwestwand durchsteigen

Gasherbrum IV

Der deutsche Bergsteiger David Göttler und der Italiener Hervé Barmasse werden froh sein, sich erst spät auf den Weg in den Karakorum gemacht zu haben. Die beiden befinden sich noch auf dem Anreise-Trekking. Verpasst haben sie definitiv nichts. Göttler und Barmasse wollen am 7925 Meter hohen Gasherbrum IV erstmals die Südwestwand durchsteigen – im Alpinstil, also ohne Flaschensauerstoff, Hochlager und Hochträger.

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Achttausender-Saison in Pakistan läuft https://blogs.dw.com/abenteuersport/achttausender-saison-in-pakistan-laeuft/ Wed, 13 Jun 2018 14:20:49 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41135

Nanga Parbat

Fast nahtlos ist die Frühjahrssaison an den höchsten Bergen Nepals in die Sommersaison an den Achttausendern Pakistans übergegangen. Die ersten Expeditionsteams haben die Basislager erreicht. So traf der südafrikanische Abenteurer Mike Horn bereits vor einer Woche auf der Diamir-Seite des Nanga Parbat ein. Inzwischen sind der 51-Jährige und seine Mitstreiter bereits einmal bis auf 5900 Meter aufgestiegen. Ebenfalls an dem 8125 Meter hohen Berg versucht sich Maya Sherpa. Im Mai hatte die 40 Jahre alte Sherpani am Kangchendzönga auf rund 8500 Metern umkehren müssen. Weniger als 100 Höhenmeter hatten Maya noch bis zum Gipfel gefehlt. Mit dem Rumänen Alex Gavan und dem Türken Tunc Findik haben sich zwei weitere bekannte Bergsteiger auf den Weg zum Nanga Parbat gemacht. Der 36 Jahre alte Gavan, im Frühjahr am Dhaulagiri gescheitert, hat bisher sechs Achttausender bestiegen.  Für den 46 Jahre alten Findik, den erfolgreichsten Höhenbergsteiger der Türkei, wäre der Nanga Parbat im Erfolgsfall sein zwölfter der 14 Achttausender.

Ziel: Gasherbrum-Neuland betreten

Die Gasherbrum-Gruppe

Die beiden Polen Adam Bielecki und Jacek Czech sowie der Deutsche Felix Berg werden im Gasherbrum-Massiv unterwegs sein. Akklimatisieren will sich das Trio am 8035 Meter hohen Gasherbrum II. Anschließend wollen die drei Bergsteiger versuchen, eine neue Route durch die Ostwand des 7925 Meter hohen Gasherbrum IV zu eröffnen.  Ein weiteres mögliches Ziel ist der noch unbestiegene 6955 Meter hohe Gasherbrum VII. Felix Berg hatte im Mai den Achttausender Cho Oyu in Tibet ohne Flaschensauerstoff bestiegen. Im Frühjahr 2017 hatten Bielecki und Berg gemeinsam mit dem Kanadier Louis Rousseau und dem Briten Rick Allen die selten begangene Annapurna-Nordwestwand durchsteigen wollen, hatten aber wegen schlechten Wetters aufgeben müssen.

Achttausender Nr. 8 für von Melle und Stitzinger?

Alix von Melle und Luis Stitzinger

Auch das deutsche Höhenbergsteiger-Ehepaar Alix von Melle und Luis Stitzinger – beide haben sieben bestiegene Achttausender auf dem Konto – steuern die Gasherbrum-Gruppe an. Die 46-Jährige und ihr drei Jahre älterer Ehemann wollen im Alpinstil den 8080 Meter hohen Gasherbrum I, auch Hidden Peak genannt, von Süden her besteigen. Ihre Ski haben sie mit im Gepäck. Zuvor versuchen Alix und Luis, mit einer Gruppe des Expeditionsveranstalters Amical Alpin den 7082 Meter hohen Urdok Kangri II erstmals zu besteigen.  Luis leitet die Gruppe.

Am K 2 (8611 Meter) und dem benachbarten Broad Peak (8051 Meter) schlagen mehrere Expeditionsteams ihre Zelte auf. So hat sich – wie schon im Sommer 2017 – der Pole Andrzej Bargiel die erste komplette Skiabfahrt vom Gipfel des K 2 vorgenommen, des zweithöchsten Berg der Erde.

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Todesfall am Cho Oyu https://blogs.dw.com/abenteuersport/todesfall-am-cho-oyu/ Thu, 07 Jun 2018 14:22:50 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41099

Gipfelregion des Cho Oyu

Die gute Nachricht zuerst: Die zu Ende gegangene Frühjahrssaison im Himalaya hat gezeigt, dass auch in Tibet koordinierte Rettungsaktionen für in Not geratene Bergsteiger möglich sind. So gestatteten die chinesischen Behörden im Falle des am Achttausender Shishapangma vermissten Bulgaren Boyan Petrov sogar, dass nepalesische Rettungshubschrauber eingesetzt wurden. Parallel dazu suchte ein Team, bestehend aus drei Sherpas und drei chinesischen Bergsteigern, direkt am Berg nach Boyan. Leider vergeblich. Doch die Zusammenarbeit zwischen nepalesischen und tibetischen Rettern könnte Maßstäbe für die Zukunft gesetzt haben. Auch am 8188 Meter hohen Cho Oyu war ein dreiköpfiges chinesisch-tibetisches Rettungsteam unmittelbar nach einem Notruf im Einsatz. Nun zur schlechten Nachricht: Wie schon bei Petrov gab es auch in diesem Fall kein Happy End. Und die Welt erfuhr nichts davon – bis heute.

„Sein Körper ist immer noch da“

Atanas Skatov am Cho Oyu

Der bulgarische Bergsteiger Atanas Skatov informierte mich darüber, dass am 15. Mai ein südkoreanisches Mitglied seines Teams in Lager 1 gestorben sei. Skatov hatte den Cho Oyu am 13. Mai ohne Flaschensauerstoff bestiegen – für den 40-Jährigen war es sein sechster der 14 Achttausender. Wie er habe auch der junge Koreaner zum Team des nepalesischen Veranstalters „Satori“ gehört, schreibt mir Atanas. „Ich war der letzte, der mit ihm am 14. Mai um 13 Uhr im Lager 2 auf 7150 Metern gesprochen hat.“ Zu diesem Zeitpunkt sei der Koreaner in guter Verfassung gewesen und habe gesagt, dass er Skatov später nach Lager 1 folgen wolle. Dort, so Atanas, sei er aber nicht eingetroffen. Daraufhin habe der Expeditionskoch des Teams den Chinesisch-Tibetischen Bergsteigerverband CTMA alarmiert. Noch am selben Abend seien drei Retter eingetroffen und am 15. Mai nach Lager 2 aufgestiegen. Skatov war zu diesem Zeitpunkt schon in die tibetische Stadt Tingri gefahren. „Am Abend erfuhr ich, dass die Retter den Koreaner in Lager 2 gefunden und ihm geholfen hätten, nach Lager 1 abzusteigen. Dort ist er gestorben. Und sein Körper ist immer noch da“, schreibt Skatov.

Expeditionsveranstalter bestätigt Berichte

R.I.P.

Auch ein französischer Bergsteiger bestätigte gegenüber Billi Bierling von der Chronik „Himalayan Database“ diese Angaben weitgehend: Dem Koreaner sei es „sehr schlecht gegangen“, und „offenbar“ sei er am 15. Mai in Lager 1 gestorben. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der deutsche Expeditionsleiter Felix Berg vom Veranstalter „Summit Climb“ nach seinem Gipfelerfolg (ebenfalls ohne Atemmaske) bereits auf der Rückreise. Doch auch seine Gruppe hatte den Koreaner noch am Berg getroffen. „Als wir vom Gipfel herunterkamen, hat er auf ca. 7850 Metern umgedreht“, schreibt mir Felix. Später habe es dann geheißen, der Koreaner sei noch immer in Lager 2. Es hätten zwei Versionen kursiert: Ihm sei die Kraft ausgegangen und er habe Probleme abzusteigen. Die andere, so Felix, habe gelautet: „Er möchte nochmal zum Gipfel – ohne Abstieg!“ Ich habe mehrfach den Expeditionsveranstalter Satori um eine Stellungnahme gebeten und erhielt heute endlich eine Antwort. Der 28 Jahre alte Koreaner Park Shin-yong sei am 16. Mai am Cho Oyu gestorben, schreibt Rishi Bhandari, Chef des Unternehmens: “Wir konnten ihn nicht retten, weil er so schwach und müde war.”

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Doppelt beinamputierter Chinese auf dem Everest https://blogs.dw.com/abenteuersport/doppelt-beinamputierter-chinese-auf-dem-everest/ Mon, 14 May 2018 11:37:26 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=40711

Xia auf der Everest-Südseite

Im fünften Anlauf hat es Xia Boyu geschafft. Wie Mingma Gyalje Sherpa, Expeditionsleiter und Chef des nepalischen Veranstalters „Imagine Trek and Expedition“, auf Facebook mitteilte, gehörte der 69 Jahre alte Chinese zu 14 Mitgliedern seines Teams, die heute den Gipfel des Mount Everest auf 8850 Metern erreichten. Ebenfalls dabei war Nima Jangmu Sherpa, die als erste nepalesische Bergsteigerin innerhalb einer Saison den Everest und den benachbarten Lhotse bestieg. Sie hatte auch zu dem von Mingma angeführten Team gezählt, das am 29. April am Lhotse für den ersten Achttausender-Gipfelerfolg der Frühjahrssaison gesorgt hatte.

Nicht aufgegeben

Für Xia Boyu erfüllte sich heute endlich sein Lebenstraum, auf dem Dach der Welt zu stehen. Bei seinem ersten Versuch 1975 auf der tibetischen Nordseite war Xias Team rund 250 Meter unterhalb des Gipfels in einen Wettersturz geraten. Zwei Tage und drei Nächte mussten die chinesischen Bergsteiger auf einer Höhe von 8600 Metern bei Temperaturen von minus 25 Grad Celsius verbringen. In der folgenden Nacht auf 7600 Metern überließ Xia einem in Not geratenen Teamkollegen seinen Schlafsack. Seine Selbstlosigkeit bezahlte er mit schweren Erfrierungen, beide Beine mussten ihm amputiert werden. Später erkrankte er auch an Lymphdrüsenkrebs. Doch Xia gab die Hoffnung, den Everest zu besteigen, nicht auf. Mit Prothesen begann er wieder zu klettern – und kehrte 2014 zum Everest zurück. Wegen des Lawinenunglücks im Khumbu-Eisbruch mit 16 Toten musste Xia damals unverrichteter Dinge  heimkehren, genauso wie 2015 nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal. Im Frühjahr 2016 scheiterte Xia wegen schlechten Wetters rund 100 Meter unterhalb des Gipfels.

Auch Fixseilteam vom Norden aus auf dem Gipfel

Nordseite des Mount Everest

Am Sonntag hatten acht Sherpas für den ersten Everest-Gipfelerfolg der Saison gesorgt. Sie hatten Fixseile bis zum höchsten Punkt gelegt und damit den Weg für die Teams der kommerziellen Expeditionen freigemacht. Mingmas Mannschaft war die erste, die ihnen folgte. Auch auf der Everest-Nordseite sind jetzt die Seile bis zum höchsten Punkt fixiert. Das berichtet der Veranstalter „Climbalaya“. Mit dabei im erfolgreichen Team sei auch der nepalesische Pfadfinder Anish Luitel gewesen. Der 26-Jährige wollte den Everest im Namen aller Pfadfinder weltweit besteigen. Für Anish war es der zweite Everest-Gipfelerfolg nach 2016.

Gipfelerfolg am Cho Oyu

Cho Oyu

Eine weitere erfolgreiche Besteigung wird auch vom Cho Oyu gemeldet, wo der deutsche Expeditionsleiter des Veranstalters „Summit Climb“, Felix Berg, einer seiner Kunden und Dawa Jangbu Sherpa den Gipfel erreichten. Im Vorfeld hatte mir Felix geschrieben, dass sie ohne Atemmasken aufsteigen wollten. Vor gut einer Woche hatte bereits ein Team des US-Veranstalters Alpenglow Expeditions unter Leitung von Adrian Ballinger den höchsten Punkt des Cho Oyu erreicht – mit Flaschensauerstoff.

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Felix Berg: „Extrem spontane Expedition“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/felix-berg-extrem-spontane-expedition/ Fri, 02 Jun 2017 06:52:39 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36541

Gipfel der Annapurna

Unwägbarkeit ist ein wesentlicher Bestandteil des Abenteuers. Und je ambitionierter ein Bergprojekt ist, desto größer ist auch die Unsicherheit, ob es wirklich mit einem Erfolg endet. So mussten die Italiener Tamara Lunger und Simone Moro, die sich die Überschreitung der vier Gipfel des Kangchendzönga-Massivs ohne Atemmaske vorgenommen hatten, umkehren, ohne auch nur einen einzigen der Gipfel erreicht zu haben. Zwei Vorstöße endeten auf 7200 Metern, weil Simone an Bauchschmerzen litt. Vom Makalu kehrte der Deutsche Thomas Lämmle mit leeren Händen zurück, nach vier (!) gescheiterten Gipfelversuchen ohne Flaschensauerstoff und Sherpa-Unterstützung, immer wieder vom schlechten Wetter zurückgeschlagen. Und auch an der Nordwestwand der Annapurna mussten der 33 Jahre alte Pole Adam Bielecki, der 63-jährige Brite Rick Allen und der 36 Jahre alte Deutsche Felix Berg auf halber Strecke kapitulieren. „Es war komplett die richtige Entscheidung umzudrehen“, erzählt mir Felix. „Am Tag unseres Abstiegs hat es heftig geschneit. Mit den Wetterverhältnissen wäre es nicht möglich gewesen.“

Ersatzziel gesucht und gefunden

Bielecki, Berg, Rousseau, Allen (v.l.)

Die Expedition hatte von Beginn an unter keinem guten Stern gestanden. Nach der Ankunft in Kathmandu musste das Team, zu dem damals noch der 40 Jahre alte Kanadier Louis Rousseau gehörte, kurzfristig umdisponieren. Eigentlich hatten die vier Bergsteiger eine neue Route durch die Cho-Oyu-Nordwand eröffnen wollen, doch die Chinesen verweigerten allen, die sich in den vergangenen drei Jahren länger als einen Monat am Stück in Pakistan aufgehalten hatten, das Einreisevisum für Tibet. Die schwierige Suche nach einem Ersatzziel begann. „Wo findet man an einem Achttausender noch eine schöne Wand?“, fragten sich Felix und Co. Sie entschieden sich für die selten begangene Nordwestwand der Annapurna, mit dem Ziel, auch dort einen neuen, direkten Weg zum Gipfel zu finden. Ein erster Versuch, zur Akklimatisierung den Siebentausender Tilicho Peak nahe der Annapurna zu besteigen, schlug wegen schlechten Wetters fehl. Dann musste Rousseau heimkehren, weil sein Zeitbudget erschöpft war. Bielecki, Allen und Berg schafften es im zweiten Anlauf, den Gipfel des Tilicho Peak zu erreichen und wandten sich der Annapurna-Nordwestwand zu.

Zelt gerissen, Schlafsack verloren

Am zweiten Tag in der Wand

„Wir hatten Essen für acht Tage mit, als wir einstiegen“, erzählt Felix. „Die Wand hatte fast durchgängig eine Steigung von 50 Grad, nie weniger als 40 Grad. Wir hatten Mühe, Biwakplätze zu finden.“ Für die erste Nacht gelang es dem Trio, auf einer kleinen Plattform ihr Zelt so aufzustellen, dass sie wenigstens in einer Reihe nebeneinander sitzen konnten. Für das zweite Biwak  musste ein schmaler, abschüssiger Felsvorsprung auf 6500 Meter Höhe herhalten. „Dagegen war das Sitzbiwak der vorherigen Nacht Luxus“, schreibt der Brite Rick Allen. „Ein Portaledge wäre eher angebracht gewesen als ein Zelt“, sagt Felix. Das Zelt riss, und durch das Loch verschwand einer der Schlafsäcke in der Tiefe. Das war das endgültige Signal zur Umkehr. Zurück im Basislager wollten sich die drei Bergsteiger nach Kathmandu ausfliegen lassen. Doch zunächst gab es keine Hubschrauber. „Die waren alle am Everest, für Rettungsflüge“, sagt Felix Berg.

Schließlich fand sich doch noch ein Helikopter, der Bielecki, Allen und Berg zurück nach Kathmandu brachte. „Es war eine extrem spontane Expedition“, bilanziert Felix. „Aber obwohl wir ein ziemlich bunt zusammengewürfelter Haufen waren, haben wir uns gut verstanden und bestens zusammengearbeitet. Wir waren bestimmt nicht zum letzten Mal gemeinsam unterwegs.“

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Gipfelversuch in der Annapurna-Nordwestwand läuft https://blogs.dw.com/abenteuersport/gipfelversuch-in-der-annapurna-nordwestwand-laeuft/ Fri, 19 May 2017 14:53:46 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36295

Nordwestansicht der Annapurna (links der Hauptgipfel)

Das für das kommende Wochenende vorhergesagte Schönwetterfenster hat nicht nur am Mount Everest dazu geführt, dass zahlreiche Teams ihre Gipfelversuche gestartet haben. Auch an anderen Achttausendern haben Bergsteiger die Basislager verlassen. So hat am Makalu der Deutsche Thomas Lämmle, der allein und ohne Flaschensauerstoff unterwegs ist, heute sein Zelt bereits ziemlich weit oben, am Makalu La auf gut 7400 Metern aufgestellt. Am Dhaulagiri peilen der 78 Jahre alte Spanier Carlos Soria und seine Mitstreiter für Sonntag den Gipfel an. An der Annapurna sind der Pole Adam Bielecki, der Brite Rick Allen und der Deutsche Felix Berg am Mittwoch zu ihrem Gipfelversuch aufgebrochen.

„Schwierige Aktion“

Annapurna-Nordwestwand

Das Trio will – wie berichtet – eine neue Route durch die selten begangene Nordwestwand des 8091 Meter hohen Bergs eröffnen. Der Vierte im ursprünglichen Bunde, der Kanadier Louis Rousseau, war Anfang Mai in seine Heimat zurückgekehrt, weil sein Zeitbudget für die Expedition aufgebraucht war. Anschließend gelang es Adam, Rick und Felix im zweiten Anlauf, den 7134 Meter hohen Tilicho Peak zu besteigen, um sich weiter zu akklimatisieren. „Dabei erhaschten wir auch einen Blick auf die Annapurna-Nordwestwand, unser nächstes Ziel“, schrieb Felix Berg in seinem Blog.

Nach Angaben von Felix‘ Freundin war das Wetter gestern „nicht ideal“ mit viel Wind. Außerdem berichteten die drei Kletterer über viel Schnee und Lawinen. Sie biwakierten auf einem kleinen Eisplateau in der Wand auf etwa 6000 Metern Höhe. „Schwierige Aktion, wie erwartet“, hieß es. „Gut spannend.“ Also Daumen drücken!

Gheychisaz besteigt den Lhotse

Der Iraner Azim Gheychisaz hat heute nach eigenen Angaben ohne Flaschensauerstoff den 8516 Meter hohen Gipfel des Lhotse erreicht, des vierthöchsten Bergs der Erde. Damit habe er alle 14 Achttausender ohne Atemmaske bestiegen, ließ das Team des Iraners auf Facebook wissen. Laut der Bergsteiger-Internetseite „Altitude Pakistan“ stehen hinter der Besteigung des Manaslu im Jahr 2012 noch Fragezeichen.

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Annapurna-Nordwestwand statt Cho-Oyu-Nordwand https://blogs.dw.com/abenteuersport/annapurna-nordwestwand-statt-cho-oyu-nordwand/ Fri, 14 Apr 2017 16:26:49 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35801

Annapurna-Nordwestwand

Plan B musste her. Weil China in diesem Frühjahr Bergsteigern, die sich innerhalb der vergangenen drei Jahre mehr als einen Monat am Stück in Pakistan aufgehalten haben, kein Visum für Tibet erteilt, mussten der Kanadier Louis Rousseau, der Brite Rick Allen, der Pole Adam Bielecki und der Deutsche Felix Berg umdisponieren. Das Team wurde in Kathmandu von der neuen Vorschrift überrascht. Bielecki hatte sich unter anderem 2015/2016 vergeblich an der Winterbesteigung des Nanga Parbat versucht, Berg war im Sommer 2016 am Mustagh Tower im Karakorum geklettert. Nichts wurde daher aus dem Vorhaben, eine neue Route durch die in Tibet gelegene Nordwand des Cho Oyu zu legen. Das Quartett suchte nach einem Alternativziel in Nepal und wurde fündig.

Direkter Weg bis zum Gipfel

Rousseau und Co. entschieden sich für einen Versuch in der selten begangenen Nordwestwand der 8091 Meter hohen Annapurna. 1985 waren Reinhold Messner und Hans Kammerlander durch einen Großteil der Wand geklettert, waren dann aber im oberen Bereich über den Nordwestgrat zum Gipfel gestiegen. Auch bei späteren Versuchen, die Wand direkt zu durchsteigen, blieb das obere Dreieck unberührt. „Nun wollen wir zum Gipfel“, sagt Felix Berg.

Perfekter Teamgeist“

Zum Akklimatisieren auf den Tilicho Peak

Die Tage der Ungewissheit seien anstrengend gewesen, schreibt mir der 36 Jahre alte Deutsche: „Sobald die Entscheidung fiel, ging alles sehr schnell. Die Wand ist eindrücklich, wohl höher als am Cho Oyu, die Annapurna legendär – damit kommt die Motivation ja schnell von selbst.“ Alle im Team seien „sehr begeistert“. Das bestätigt auch Louis Rousseau. Die Stimmung sei gut, es werde viel gescherzt. „Wir sind wirklich motiviert“, schreibt mir der 40-Jährige. „Perfekter Teamgeist. Alle Konzentration jetzt auf die Annapurna!“ Um sich zu akklimatisieren, wollen Louis, Felix, Rick und Adam zuvor den 7134 Meter hohen Tilicho Peak im Annapurna-Gebiet besteigen.

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Rousseau und Co. gehen Cho-Oyu-Nordwand an https://blogs.dw.com/abenteuersport/rousseau-und-co-gehen-cho-oyu-nordwand-an/ Thu, 13 Apr 2017 13:51:50 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35787

Nordwand des Cho Oyu

Auch an den „Verkaufsschlagern“ unter den Achttausendern gibt es noch Potential, bergsteigerische Ausrufezeichen zu setzen. Das gilt nicht nur für den Mount Everest (bisher mehr als 7500 Gipfelerfolge), sondern auch für den am zweithäufigsten bestiegenen Achttausender, den Cho Oyu (über 3500 Gipfelerfolge). Für dieses Frühjahr hat sich ein vierköpfiges internationales Team unter Leitung von Louis Rousseau vorgenommen, im Alpinstil eine neue Route durch die Nordwand des sechsthöchsten Bergs der Erde zu eröffnen. Für den 40-jährigen Kanadier ist es nach fünf Jahren Auszeit sein Comeback an den Achttausendern. 2012 hatte Rousseau am Gasherbrum I nach seinem langjährigen Kletterpartner Gerfried Göschl aus Österreich gesucht, der beim Versuch einer Winterbesteigung verschollen geblieben war. 2011 hatte Rousseau den Gasherbrum II bestiegen, seinen dritten Achttausender nach dem Broad Peak (2007) und dem Nanga Parbat (neue Route mit Göschl 2009). 

In Erinnerung an Göschl

Louis Rousseau

Die in Tibet gelegene Nordwand des Cho Oyu wurde erstmals im Herbst 1988 von slowenischen Bergsteigern gemeistert. Seitdem gab es nur zwei weitere erfolgreiche Versuche über die Nordseite. „Die geplante Route führt vom Fuß der Nordwand in direkter Linie durch einen noch unberührten Teil in der Mitte der Wand“, schreibt mir Louis. „Ich weiß es echt nicht“, antwortet Rousseau auf meine Frage nach den Erfolgsaussichten. Die 2000 Meter hohe Nordwand sei steil und größtenteils unerschlossen. „Wir werden mehr wissen, wenn wir die Wand zum ersten Mal in Augenschein genommen haben. Und natürlich hängt es vor allem vom Wetter und den Bedingungen am Berg ab.“ Louis widmet das Projekt schon jetzt seinem verstorbenen Freund Göschl: „Ich habe noch immer die Ideen, die wir zusammen entwickelt hatten, im Kopf – wie ein Erbe.“

Alter Haudegen

Neben Rousseau bilden der Pole Adam Bielecki, der Brite Rick Allen und der Deutsche Felix Berg das Team. Der 33 Jahre alte Adam Bielecki gehörte zu den Winter-Erstbesteigern der Achttausender Gasherbrum I (2012) und des Broad Peak (2013). Rick Allen ist ein mit allen Bergwassern gewaschener Haudegen. Dem 63-jährigen Schotten gelang 2012 gemeinsam mit Sandy Allan die Traverse des rund zehn Kilometer langen Mazeno-Grats am Nanga Parbat. Für diesen Meilenstein wurden die beiden Briten später mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet, dem „Oscar der Bergssteiger“. Der inzwischen 36 Jahre alte Felix Berg war 2004 der damals jüngste deutsche Besteiger des Mount Everest. „Wir haben ein tolles internationales Team zusammen“, schreibt mir Felix. „Für mich persönlich motivierend ist das Entdecken von Neuland, das Abenteuer umso erstaunlicher, dass sich dies am hochfrequentierten Cho Oyu bietet.“

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