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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Moro und Lunger planen Kangchendzönga-Traverse

Tamara Lunger (l.) und Simone Moro

„Es ist ein wunderbares Projekt”, schwärmt Simone Moro. „Es ist die höchstmögliche Traverse auf dem Planeten.“ Via Facebook live aus Kathmandu haben der 49 Jahre alte Italiener und seine 30 Jahre alte Südtiroler Teampartnerin Tamara Lunger gestern das Geheimnis um ihr neuestes Projekt gelüftet. Und das hat es wirklich in sich: Simone und Tamara wollen in diesem Frühjahr die vier Gipfel des Kangchendzönga-Massivs, die höher als 8000 Meter sind, überschreiten: vom West- (8505 Meter) zum Hauptgipfel (8586 Meter) und dann über den Mittel- (8473 Meter) zum Südgipfel (8476 Meter). Das Ganze im Alpinstil, also ohne Hochlager, ohne Sherpa-Unterstützung und ohne Flaschensauerstoff. 1989 war einer russischen Expedition die Traverse erstmals geglückt, allerdings mit Atemmaske.

Erinnerung an Boukreev

Er wolle mit dem Projekt auch an seinen „besten Freund und Kletterpartner“ Anatoli Boukreev erinnern, sagt Moro. Boukreevs Todestag, 1997 während einer Winterexpedition mit Simone an der Annapurna, jährt sich am 25. Dezember zum 20. Mal. Der Russe hatte acht Jahre zuvor zu dem erfolgreichen Team am Kangchendzönga gehört, war aber nach der Besteigung des ersten Gipfels von seinem Expeditionsleiter gedrängt worden, Flaschensauerstoff zu benutzen. „Anatoli sagte mir damals, es sei vielleicht eines Tages auch möglich, alle vier Gipfel ohne Atemmaske zu besteigen“, erinnert sich Simone.

Fünfeinhalb Kilometer

West-, Haupt-, Mittel- und Südgipfel des Kangchendzönga (v.l.n.r.)

Moro und Lunger wollen über eine neue Route durch die Flanke des 7902 Meter hohen Kangbachen auf den Grat und dann zum Gipfel des 8505 Meter hohen Yalung Kang steigen, dem Westgipfel des Massivs. „Ganz ehrlich, schon das wäre ein Riesenprojekt“, sagt Simone. „Wir könnten schon feiern, wenn wir im Alpinstil eine neue Route auf den Yalung Kang eröffnet haben. Aber wir haben uns entschieden, das Spiel auch danach offen zu halten.“ Mindestens drei Tage haben die beiden für die fünfeinhalb Kilometer lange Gratwanderung veranschlagt, permanent auf einer Höhe von über 8200 Metern. „Das Projekt ist wirklich eines auf des Messners Schneide, sehr, sehr, sehr schwierig. Mal sehen, wie weit wir kommen“, sagt Moro.

Entschlossen und fähig zu träumen

Zumal Tamara Lunger noch immer an den Folgen einer Schulterverletzung laboriert, die sie sich beim Skifahren zugezogen hat. Doch die Südtirolerin hat schon häufig bewiesen, dass sie „beißen“ kann. Ein Erfolg am Kangchendzönga, dem dritthöchsten Berg der Erde, wäre Tamara wirklich zu gönnen, da sie Ende Februar 2016 am Nanga Parbat knapp unterhalb des Gipfels hatte umdrehen müssen. Simone Moro, Alex Txikon und Muhammad Ali (auch „Ali Sadpara) hatten ohne sie den höchsten Punkt erreicht und damit die erste Winterbesteigung dieses Achttausenders geschafft.  „Alles Trainieren und Planen dieser Welt kann dich nicht auf ein Abenteuer wie dieses vorbereiten“, sagt Tamara über ihre „Kangchendzönga Skyline Expediton“ mit Moro. „Aber Simone und ich haben die nötige Entschlossenheit und Fähigkeit zu träumen, um so ein Projekt erfolgreich abzuschließen.“

Datum

7. April 2017 | 13:19

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