Hillary Step – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Hillary Step, Klappe, die letzte! https://blogs.dw.com/abenteuersport/hillary-step-klappe-die-letzte/ Tue, 29 May 2018 12:35:41 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=40951

Die Stelle, früher bekannt als Hillary-Step

Ich gelobe, nach diesem Artikel nicht mehr über den Hillary-Step zu schreiben. Denn wo nichts mehr ist, muss auch nichts mehr berichtet werden. „Es steht hundertprozentig  fest, dass der Hillary-Step verschwunden ist“, schreibt mir Mingma Gyalje Sherpa, Expeditionsleiter des nepalesischen Anbieters „Imagine“. Der 32-Jährige war am 14. Mai bis zu einer Stelle zwischen dem Südgipfel (8750 Metern) und dem einstigen Hillary-Step (8790 Meter) aufgestiegen, hatte dort stundenlang auf die Rückkehr seines Gipfelteams gewartet und damit auch genügend Zeit gehabt, sich die Stelle genau anzusehen. Über den Hillary-Step, so Mingma, „muss in Zukunft nicht mehr diskutiert werden“. Da kann sich das nepalesische Tourismusministerium noch so querlegen. Die Behörde hatte doch tatsächlich vor der Saison allen Bergsteigern unter Strafandrohung untersagt, sich zum Hillary-Step öffentlich zu äußern. Was für ein Unsinn!

Zacken aus der Krone gebrochen

Hillary Step 2013

Berge verändern sich nun einmal – durch den Klimawandel sogar schneller und deutlicher erkennbar als bisher. Im Falle des Hillary-Step war es jedoch wahrscheinlich das verheerende Erdbeben in Nepal vom 25. April 2015, das der Felsstufe den Garaus machte. Der Everest-erfahrene britische Expeditionsleiter Tim Mosedale wies bereits 2017 darauf hin, dass die frühere Felskletterpassage nun nur noch ein schneebedeckter Hang sei, deutlich leichter zu überwinden als vorher. Mosedale belegte seine Behauptung mit Bildern. Die Regierung Nepals sah schon damals darin so etwas wie eine Majestätsbeleidigung. Dabei ist dem Everest doch nur ein kleiner Zacken aus der Krone gebrochen. Eigentlich müsste sich das Tourismusministerium über dieses vermeintliche Malheur sogar freuen: Ein Nadelöhr weniger, an dem sich früher häufig Staus bildeten, was sich nicht nur in puncto Sicherheit nachteilig auswirkte, sondern auch mit Blick auf das Everest-Marketing.

Zwölf Meter Fels

Everest-Erstbesteiger Edmund Hillary (l.) und Tenzing Norgay

Sir Edmund Hillary lacht sich wahrscheinlich oben im Bergsteiger-Himmel ein Loch in den Bauch über die lächerlichen Versuche der Regierung, totzuschweigen, was inzwischen Hunderte von Bergsteigern mit eigenen Augen gesehen haben: Der einst zwölf Meter hohe Felsblock, eine echte Hürde, die Hillary einst als Erster gemeistert hatte, existiert nicht mehr. Bei der Erstbesteigung 1953 hatte der Neuseeländer sein Herz in beide Hände nehmen müssen und war durch einen dünnen Riss zwischen Fels und Eis nach oben geklettert. „Danach realisierte ich erstmals, dass wir es auf den Gipfel schaffen würden“, sagte der Everest-Pionier über diese letzte Schlüsselstelle, die später nach ihm benannt wurde. Der Neuseeländer starb 2008 im Alter von 88 Jahren.

So viele Gipfelerfolge wie noch nie

Das kommerzielle Bergsteigen am Everest sah Sir Ed sehr kritisch. „Da sind Leute, die vom Bergsteigen kaum etwas verstehen“, sagte mir der Everest-Pionier, als ich ihn im Jahr 2000 dazu befragte. „Denen ist der Berg egal. Sie haben 65.000 Dollar bezahlt und alles, was sie wollen, ist: den Fuß auf den Gipfel setzen, nach Hause zurückkehren und damit angeben.“ Allein in der nun zu Ende gegangenen Frühjahrssaison 2018 – zehn Jahre nach Hillarys Tod – erreichten von der Süd- und der Nordseite her offenbar insgesamt mehr als 700 Bergsteiger den 8850 Meter hohen Gipfel. Auch wenn Billi Bierling und ihre Mitarbeiter bei der Chronik „Himalayan Database“ die Angaben noch bestätigen müssen, wird die Saison wohl, gemessen an der Zahl der Gipfelerfolge, als die bisher erfolgreichste in die Everest-Geschichte eingehen. Und als die dritte ohne Hillary-Step.

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Es war einmal … der Hillary Step https://blogs.dw.com/abenteuersport/es-war-einmal-der-hillary-step/ Tue, 13 Jun 2017 13:49:54 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36655

Hillary Step 2017

Der dicke Brocken ist weg. So viel steht fest. Tim Mosedale, sechsmaliger Everest-Besteiger aus Großbritannien, hat auf Facebook noch einmal einige Bilder nachgelegt, um seine These zu untermauern, dass der Hillary Step, jene markante, zwölf Meter hohe Felsstufe auf 8790 Meter Höhe, in seiner bisherigen Form nicht mehr existiert. Tims Bilder zeigen: Wo einst ein mächtiger Felsbrocken das letzte ernsthafte Hindernis vor dem Gipfel darstellte, liegen jetzt nur noch ein paar Bröckchen herum. Das hatte der britische Expeditionsleiter bereits Mitte Mai nach seinem erfolgreichen Gipfelversuch behauptet: „Es ist offiziell. Der Hillary Step ist nicht mehr.“

Regierung spricht von Missverständnis

Hillary Step 2009

Mosedale musste sich anschließend einiges anhören. Vor allem aus Nepal wurde ihm vorgeworfen, er verbreite „Fake News“. Die nepalesische Regierung äußerte sich sogar ganz offiziell. Man habe sich bei den „Icefall Doctors“, den hoch spezialisierten Sherpas am Everest, erkundigt, hieß es in einer Pressemitteilung des Tourismusministeriums: „Der Bericht der Icefall Doctors bestätigt, dass der Hillary Step noch intakt und mit Schnee bedeckt ist. Das Missverständnis mag entstanden sein, weil die neue Route rund fünf Meter rechts der Originalroute angelegt worden ist.“

Letzteres stimme, sagt Mosedale. „Aber es war nur weiter rechts, weil der Hillary Step nicht da war und wir stattdessen über den Schneegrat aufstiegen.“ Rückendeckung erhält der Brite von anderen Bergsteigern, die in diesem Frühjahr am Gipfel waren, wie dem US-Expeditionsleiter Garrett Madison. „Es ist ziemlich offensichtlich, dass der Brocken heruntergestürzt ist und jetzt an der Stelle Schnee liegt“, sagte Madison dem Magazin „Outside“. „Einige der Felsen darunter sehen aus wie vorher, aber der dicke Brocken fehlt jetzt.“

Folge des Erdbebens von 2015?

Hillary Step 2017 (Nahaufnahme)

Das erleichterte in der kürzlich zu Ende gegangenen Frühjahrsaison, in der im Gipfelbereich relativ viel Schnee lag, den Aufstieg. Welche Folgen die Veränderung des Geländes in schneearmen Jahren hat, in denen sich kein breiter Schneegrat bildet, wird sich zeigen.

Bereits 2016 hatten Bergsteiger berichtet, dass der Hillary Step anders aussehe als vor dem verheerenden Erdbeben, das Nepal vor zwei Jahren erschüttert hatte. Gut möglich, dass sich der dicke Brocken wirklich während des Bebens gelöst hat. Gipfelanwärter, die sich am 25. April 2015 im Tal des Schweigens aufhielten, beobachteten Steinschlag von Everest und Lhotse.

Letzte Schlüsselstelle vor dem Gipfel

Hillary Step 2013

Der Hillary Step ist mehr als nur ein Stück Berg, er ist ein Mythos. Kletterexperten ordnen die Felsstufe zwar nur irgendwo zwischen dem ersten und zweiten Schwierigkeitsgrad nach der Skala des Weltverbands der Bergsteiger und Kletterer (UIAA) ein. Doch in dieser extremen Höhe, wo der Sauerstoff nur noch mit einem Drittel des Drucks in die Lungen gepresst wird wie auf Meereshöhe, wird selbst diese Kletterei, die man in den Alpen unter Umständen belächeln würde, zu einer echten Herausforderung. Nicht umsonst bildeten sich früher am Hillary Step lange Schlangen, weil viele Kunden kommerzieller Expeditionen damit schlicht überfordert waren. Bei der Erstbesteigung 1953 hatte der Neuseeländer Edmund Hillary sein Herz in beide Hände genommen und war durch einen dünnen Riss zwischen Fels und Eis nach oben geklettert. „Danach realisierte ich erstmals, dass wir es auf den Gipfel schaffen würden“, sagte einst der Everest-Pionier über die letzte Schlüsselstelle, die nach ihm benannt wurde. Der Neuseeländer starb 2008 im Alter von 88 Jahren.

Zorn der Götter

Südseite des Mount Everest

Berge sind seismischen Aktivitäten und dem Klima ausgesetzt, können sich somit auch verändern. Felsstürze kommen überall auf der Welt vor. So verlor der Mount Cook, der höchste Berg Neuseelands, 1991 deutlich an Höhe, als Fels und Eis im Gipfelbereich abbrachen. Warum also sollte es nicht auch den Mount Everest erwischen können? Die Sherpas nennen den höchsten aller Berge Chomolungma, „Göttinmutter der Erde“. Naturereignisse wie Felsstürze oder Lawinen werden in ihrem Glauben als Zeichen dafür gewertet, dass die Menschen den Zorn der Götter auf sich gezogen haben. Vielleicht erklärt das, warum sich viele in Nepal so schwer damit tun, dass der Hillary Step nicht mehr so aussieht wie zuvor.

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Everest-Saison: Erfolge, Rekorde, Todesfälle und mehr https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-saison-erfolge-rekorde-todesfaelle-und-mehr/ Wed, 07 Jun 2017 12:10:25 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36587

Everest-Nordseite im letzten Tageslicht

Wenn ein Berg aufatmen könnte, der Mount Everest würde es wahrscheinlich jetzt tun. Insgesamt mehr als 1000 Bergsteiger auf beiden Seiten des höchsten Bergs der Erde haben die Basislager geräumt und sind heimgekehrt. Es kehrt wieder Ruhe ein am Chomolungma, wie die Sherpas den Everest nennen. Zeit, Bilanz zu ziehen. Die genauen Zahlen liegen noch nicht vor, aber geschätzt dürften in diesem Frühjahr rund 600 Gipfelerfolge gelungen sei, insgesamt wurde der Everest damit seit der Erstbesteigung im Jahr 1953 mehr als 8000-mal bestiegen.

Diskussion um Jornets Doppelbesteigung

Kilian Jornet am Everest

Für die wohl spektakulärste Leistung sorgte der spanische Bergläufer Kilian Jornet, der zweimal innerhalb einer Woche ohne Flaschensauerstoff zum Gipfel aufstieg, beim ersten Mal sogar in einem Zug vom Kloster Rongbuk aus, mit nur einem kurzen Zwischenstopp im vorgeschobenen Basislager (ABC) auf 6400 Metern. Dorthin kehrte er nur 38 Stunden nach dem Aufbruch wieder zurück. Wenige Tage später ließ er einen zweiten Aufstieg folgen. 17 Stunden brauchte er vom ABC bis zum Gipfel auf 8850 Metern. Hinterher entbrannte eine Diskussion, weil der 29-Jährige zunächst weder Gipfelfotos noch GPS-Informationen vorlegte, um seine Aufstiege zu dokumentieren. Jornet versprach, die Daten seiner GPS-Uhr nachzureichen. Bereits 2007 hatte Pemba Dorje Sherpa eine Everest-Doppelbesteigung ohne Atemmaske innerhalb einer Woche geschafft.

Drei Achttausender in fünf Tagen?

Nirmal Purja

Auch Nirmal Purja, ein Soldat des britischen Gurkha-Regiments bestieg den Everest in diesem Frühjahr zweimal, wenn auch mit Flaschensauerstoff: am 15. und 27. Mai. Acht Stunden nach seinem zweiten Gipfelerfolg stand der 34-Jährige auf dem Lhotse – und am 1. Juni auch noch auf dem Makalu. Drei Achttausender innerhalb von fünf Tagen? Die Angaben würden noch geprüft, heißt es beim nepalesischen Tourismusministerium.

Kuriki will wiederkommen

Insgesamt gab es in dieser Saison mindestens fünf erfolgreiche Everest-Aufstiege ohne Flaschensauerstoff, möglicherweise sogar neun: Nach indischen Medienberichten erreichten auch vier Mitglieder einer indischen Armee-Expedition den Gipfel, ohne zur Flasche zu greifen. Andere Bergsteiger scheiterten, wie der Deutsche Ralf Dujmovits in seinem achten und nach seinen Worten „definitiv letzten“ Everest-Versuch ohne Atemmaske. Auch der Japaner Nobukazu Kuriki kehrte ohne Gipfelerfolg zurück, von seinem inzwischen siebten Versuch. Er hatte über den Westgrat und das Hornbein-Couloir zum Gipfel steigen wollen. „Ich komme wieder“, verkündete der 34-Jährige.

Sieben Todesfälle

Insgesamt sieben Menschen kehrten in diesem Frühjahr nicht vom Everest zurück. Sechs Bergsteiger und ein Basislager-Koch starben. Vor allem der Tod des Schweizer Topbergsteigers Ueli Steck sorgte weltweit für Schlagzeilen. Der 40-Jährige stürzte bei einem Akklimatisierungs-Anstieg vom Nuptse in den Tod. Als Falschmeldung erwies sich die Nachricht, am Südsattel seien in einem Zelt vier tote Bergsteiger gefunden worden.

Zum 21. Mal auf dem Everest

Kami Rita Sherpa auf dem Gipfel

Für Rekorde sorgten zwei Sherpas. Der 46 Jahre alte Kami Rita Sherpa aus dem Dorf Thame im Khumbu-Gebiet bestieg den Everest zum 21. Mal. Damit zog er mit Apa Sherpa (ebenfalls in Thame geboren), und Phurba Tashi Sherpa aus dem Dorf Kumjung gleich, die ebenfalls 21-mal auf dem Dach der Welt standen. Lhakpa Sherpa war auch bisher schon die Frau mit den meisten Everest-Besteigungen. Die 43 Jahre alte Nepalesin, die in den USA lebt, setzte ihren achten Gipfelerfolg drauf.

Und sonst? Als zweiter blinder Bergsteiger nach dem US-Amerikaner Erik Weihenmayer erreichte der Österreicher Andy Holzer den Gipfel des Everest. Die 26 Jahre alte Britin Mollie Hughes reihte sich als Nummer 15 in den Kreis der Bergsteigerinnen ein, die den höchsten Berg der Erde von beiden Seiten bestiegen haben.

10-Jahre-Bann für Bergsteiger ohne Permit

Dass es mit der Moral am Everest nicht gerade zum Besten gestellt ist, zeigte sich auch in dieser Saison. Einige Bergsteiger vermissten Sauerstoffflaschen, die sie zuvor in Hochlagern deponiert hatten. Der Südafrikaner Ryan Sean Davy wurde auf der Südseite bei dem Versuch ertappt, den höchsten Berg der Welt ohne Permit zu besteigen. Auch der Pole Janusz Adamski, der von Norden her zum Gipfel aufstieg und dann über die Südroute abstieg, hatte für die nepalesische Seite keine Genehmigung. Beide dürfen in den nächsten zehn Jahren nicht mehr zum Bergsteigen nach Nepal kommen. Die eigentlich fällige Strafe von 22.000 Dollar wurde beiden erlassen. Warum, blieb offen.

Wo ist der Hillary Step?

Ja, wo ist er denn?

Viel diskutiert wurde in diesem Frühjahr auch über das Wetter am Everest, das nach Aussagen der Meteorologen so schwer vorhersehbar war wie noch niemals zuvor. Und natürlich über den Hillary Step, der nach Ansicht des sechsmaligen Everest-Besteigers Tim Mosedale schlichtweg verschwunden ist. Sherpas widersprachen, und die nepalesische Regierung meinte, feststellen zu müssen: „Der Hillary Step ist noch intakt und mit Schnee bedeckt.“ Bereits im vergangenen Jahr war darüber spekuliert worden, dass das schwere Erdbeben von 2015 die markante Felsstufe im Gipfelbereich verändert haben könnte.

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Everest-L(e)it(er)anei https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-leiteranei/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-leiteranei/#comments Fri, 24 Oct 2014 11:13:43 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=27557 Südseite des Mount Everest

Südseite des Mount Everest

Eine Leiter am Hillary Step? Diese Geschichte ist einfach nicht totzukriegen. Im Frühjahr hatte – wie berichtet – ein nepalesischer Regierungsvertreter Journalisten gesteckt, dass es in Kathmandu entsprechende Überlegungen gebe. Der diesjährigen Generalversammlung des Weltverbands der Bergsteiger und Kletterer (UIAA) in Flagstaff in den USA war das Thema sogar Punkt 1 ihrer Abschluss-Pressemitteilung wert. „Als eines der symbolträchtigsten Wahrzeichen gehört der Mount Everest der gesamten Menschheit“, heißt es in der Erklärung der UIAA. „Deshalb sollte die Besteigung dieses großartigen Bergs jenen vorbehalten sein, die sich das nötige Können und die Erfahrung erarbeitet haben, um den höchsten Punkt der Erde zu erreichen.“

Und die Leiter auf der Nordseite?

Die UIAA lehne „dauerhafte Strukturen“ auf den Aufstiegsrouten ab, „weil sie den Wert der Leistung herabsetzen, das Abenteuer verderben und den Missbrauch dieses heiligen Platzes, den wir Mount Everest nennen, fördern würden“. Fallen darunter auch die ständigen Materialdepots, die die Veranstalter der kommerziellen Expeditionen gerne oberhalb des gefährlichen Khumbu-Eisbruchs anlegen würden, damit die Sherpas nicht Jahr für Jahr dieselben Ausrüstungsteile hinauf- und hinuntertragen müssen? Und was ist mit der Leiter am Second Step, die bereits seit 1975 die Schlüsselstelle auf dem Nordostgrat entschärft? Hätte die UIAA gerne, dass die Chinesen die Leiter entfernen oder gilt sie nach fast 40 Jahren bereits als mit dem Berg verwachsen?

Zwei Wege an den Schlüsselstellen

Derzeit spricht nicht viel dafür, dass Nepals Regierung in Sachen Hillary-Step wirklich Entscheidungshilfe benötigt. Im Frühjahr 2013 verlegten die Sherpas an den Engpässen der Route erstmals je zwei Fixseile und entschärften damit die Staugefahr – auch am Hillary-Step, ganz ohne Leiter. Nimmt man die Erklärung der UIAA wörtlich, stünde das gesamte kommerzielle Bergsteigen am Mount Everest zur Debatte. Denn wie viele unter den Hunderten von Gipfelanwärtern haben sich wirklich das von der UIAA geforderte „nötige Können und die Erfahrung“ für den Everest erarbeitet? Darüber ließe sich trefflich diskutieren.

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Das leidige Thema Leiter https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-leiter/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-leiter/#comments Tue, 18 Mar 2014 22:18:51 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=25517 Everest-mit-LeiterEine Nachricht wird nicht dadurch wahrer, dass man sie stets neu auflegt. Wieder geistert die Meldung durch die Gazetten, am Hillary Step, der Schlüsselstelle der Everest-Normalroute auf der nepalesischen Seite, sollten Leitern angebracht werden, um Staus zu verhindern. Daraus werden dann Schlagzeilen wie „Nepal will Gipfelbesteigung des Everest erleichtern“. Blicken wir auf die Fakten:  Mohan Krishna Sapkota, Sprecher des Tourismusministerium in Kathmandu, hat einem Agenturjournalisten gesagt, dass man für die Zukunft erwäge, Leitern am Hillary Step zu befestigen. Wann das sein solle, ließ er offen. Das ist nicht neu.

Ein Vorschlag von vielen

Eine Stelle, zwei Wege (© IMG/Mike Hamill)

Eine Stelle, zwei Wege (© IMG/Mike Hamill)

Schon im letzten Jahr war mit dicken Lettern verkündet worden, bald gebe es eine Leiter an der Schlüsselstelle im Gipfelbereich. Auch auf der Generalversammlung des Weltverbands der Bergsteiger und Kletterer (UIAA) in im Oktober in Pontresina in der Schweiz wurde heftig darüber getuschelt – sehr zum Ärger der nepalesischen Delegation. Die Leiter sei nur ein Vorschlag von vielen, sagte damals UIAA-Ehrenmitglied Ang Tshering Sherpa, der inzwischen auch wieder zum Präsidenten des Nepalesischen Bergsteiger-Verbands (NMA) gewählt worden ist. Der 60-Jährige verwies darauf, dass im Frühjahr 2013 erstmals an den Engpässen der Route zwei Fixseile verlegt worden seien, auch am Hillary Step. Das habe „zu einer sicheren Klettersaison geführt, ohne Berichte über Staus an den Schlüsselstellen.“

Doppelte Fixseile an kritischen Stellen

Erfahrung bedeutet, Bewährtes zu bewahren. Der Verband der Everest-Expeditionsveranstalter (EOA) kündigte an, dass auch in diesem Jahr an kritischen Stellen zwei Fixseile angebracht würden. Dawa Steven Sherpa, Leiter der Eco Everest Expedition 2014 und EOA-Mitglied, nannte neben dem Hillary Step das „Gelbe Band“ (7600 Meter) und den „Genfer Sporn“ (7900 Meter) in der steilen Lhotseflanke sowie den „Balkon“ (8500 Meter) im Gipfelbereich. Von Leitern war nicht die Rede. Die werden jetzt erst einmal von den Sherpas im Khumbu-Eisbruch oberhalb des Basislagers benötigt. Die  so genannten „Icefall doctors“ haben damit begonnen, eine Route durch das gefährliche Eislabyrinth zu legen und sie abzusichern.

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Everest barrierefrei https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-barrierefrei/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-barrierefrei/#comments Tue, 18 Jun 2013 15:38:47 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=22259 2000 Dollar kostet die Genehmigung, vom Gipfel des Mount Everest aus mit dem Smartphone ein Video-Live-Interview zu geben. Das wissen wir, seitdem der Brite Daniel Hughes auf 8850 Metern als Erster auf diese Weise der BBC Rede und Antwort stand – schwarz, wie sich später herausstellte. Das fand das nepalesische Tourismusministerium gar nicht witzig. Im schlimmsten Fall drohen Hughes ein Einreiseverbot für fünf Jahre oder eine zehnjährige Sperre für die genehmigungspflichtigen Bergriesen Nepals. Doch inzwischen haben sich beide Seiten sicher gütlich auf einen speziellen Everest-Smartphone-Tarif geeinigt. Wie gut, dass ich meinen alten Freund Chomolungma aus 50 Metern Meereshöhe anrufe. Ganz legal, nur die NSA hört mit. Erst im dritten Anlauf bin ich erfolgreich.

Namasté, Chomo! Hier ist Stefan! Wo hast du denn gesteckt?

Auch Namasté! Ich war unter der Schneedusche! Herrlich, dieser Monsun!

Hattest du die Dusche nach dieser Frühjahrssaison so nötig?

Na, du machst mir Spaß. Lebst du eigentlich hinter dem Mond?

Kurz davor. Aber von hier aus sah es aus, als hättest du alles in allem in diesem Jahr eine bessere Presse als 2012 gehabt – vielleicht auch wegen des 60-Jahr-Jubiläums der Erstbesteigung.

Da wurde mir aber anderes zugetragen. Ich sage nur: Die Keilerei in Lager zwei.

Stimmt, das kam natürlich nicht ganz so gut herüber. Was war da eigentlich los?

Das musst du die Beteiligten fragen. Ich sage nur so viel: Hooligans gibt es auch am Berg. Und wer ist wieder mal der Leidtragende? Ich.

Das musst du mir erklären.

Erstens werde ich wieder mal für einen Exzess verantwortlich gemacht, zu dem ich nicht mal einen Steinschlag beigetragen habe. Und zweitens kehren mir jetzt wieder ein paar Topbergsteiger mehr den Rücken. Keine Leckerbissen, nur Fast Food, wenn du verstehst, was ich meine.

Aber dafür hast du jetzt am Gipfel einen 80-Jährigen begrüßen dürfen.

Sehr witzig. Hatte ich vielleicht eine Alternative? Es wäre ein Leichtes für mich gewesen, ihn wegzupusten. Aber dann hätte es hinterher wieder geheißen: Chomo, der Killerberg! Jetzt hat er es sogar auf Senioren abgesehen.

Warst du nicht einmal versucht?

Yoga.

Yoga?

Ich habe mir einen Knoten in die Lawinenhänge gemacht, die Luft angehalten und so lange verharrt, bis der Alte oben war. Hinterher hatte ich einen Krampf.

In der Hillary-Wade oder im Südpo?

(Lacht) Der war nicht schlecht. Aber nein, ich hatte einen Weinkrampf. Und ich habe mir etwas geschworen.

Jetzt bin ich aber neugierig.

Wenn die erste Seniorentruppe mit Rollator auf dem Südsattel einrollt, werde ich zum Vulkan.

Geht das denn?

Ich stehe deswegen bereits in Verhandlungen mit dem Klimawandel-Beauftragten der Vereinten Zornberge.

Du wirst albern.

Albern, mein Lieber, ist, wenn jemand daran denkt, am Hillary Step eine Leiter zu fixieren.

Was ist daran albern?

Dass sie nicht gleich einen Aufzug bauen. Schließlich leben wir im 21. Jahrhundert. Auch Berge müssen barrierefrei werden.

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Ruhe vor dem Everest-Sturm https://blogs.dw.com/abenteuersport/ruhe-vor-dem-everest-sturm/ Mon, 13 May 2013 15:32:17 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=21641

Bald dürfte es wieder voll werden

Es ist angerichtet zum großen Ansturm auf den Gipfel des Mount Everest. Am vergangenen Freitag legte eine Gruppe von Sherpas die letzten Fixseile bis hinauf zum Gipfel auf 8850 Metern. Neben 13 Sherpas aus verschiedenen Expeditionen erreichte auch der Brite David Tait den höchsten Punkt. Der Investmentbanker stand bereits zum fünften Mal auf dem Dach der Welt. Tait will mit seinen Everest-Expeditionen auf das Schicksal sexuell missbrauchter Kinder aufmerksam machen und sammelt Geld für eine Kinderschutzorganisation. Unter den ersten Gipfelstürmern dieser Saison war auch Phurba Tashi. Der 1971 in Khumjung im Everest-Gebiet geborene Sherpa stand bereits zum 20. Mal auf dem höchsten Punkt. Phurba Tashi schickt sich an, den Rekord von Apa Sherpa zu knacken, der in seiner inzwischen beendeten Karriere 21 Mal den Gipfel erreicht hatte.

Umleitung am Hillary Step

Hier lang bitte! (© IMG/Mike Hamill)

Noch verhindert schlechtes Wetter die erste große Gipfelwelle. Um einen Stau wie in den vergangenen Jahren am Hillary Step auf 8760 Metern zu verhindern, haben die Sherpas einige Meter abseits der Normalroute in den Fels eine Reihe Bohrhaken gesetzt. Dort sollen die Bergsteiger, die von oben kommen, abseilen und damit den noch Aufsteigenden aus dem Weg gehen können.

Drei weitere Todesfälle

Inzwischen ist die Zahl der Todesfälle in dieser Frühjahrssaison auf vier gestiegen. Nach dem tödlichen Spaltensturz des 47 Jahre alten „Icefall Doctors“ Mingma Sherpa Anfang April waren seit Sonntag vergangener Woche drei weitere Tote zu beklagen. Der 37 Jahre alte DaRita Sherpa starb im Zelt in Lager drei auf gut 7000 Metern – ob höhenkrank oder aus anderer Ursache, ist unklar. Lobsang Sherpa, 22 Jahre alt, stürzte in der Lhotse-Flanke rund 700 Meter tief ab und verschwand in einer Gletscherspalte. Er konnte nur noch tot geborgen werden. Auf der tibetischen Nordseite des Bergs brach kurz hinter dem vorgeschobenen Basislager auf 6500 Metern der russische Bergsteiger Sergej Ponomarev zusammen. Alle Rettungsversuche blieben erfolglos.

Steck: Sherpas sehen in uns Parasiten

Der Schweizer Topbergsteiger Ueli Steck ist nach seiner Rückkehr vom Everest erst einmal auf Tauchstation gegangen. Vorher gab er dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ noch ein lesenswertes Interview zum Angriff der Sherpas gegen ihn, Simone Moro und Jonathan Griffith. „Es waren die schlimmsten Minuten meines Lebens, ich hatte mit allem abgeschlossen. Es gab keinen Ausweg, ich war machtlos“, sagt Ueli. „Ich dachte: Mann, als Extremsportler hast du so viele gefährliche Situationen am Berg gemeistert, und jetzt stirbst du, weil dich eine Horde Sherpas totschlägt. Das ist so dumm.“ Steck glaubt nicht, dass der Angriff gegen die Profibergsteiger ein einmaliger Ausraster bleibt. „Viele Sherpas sehen in uns Parasiten, die an ihrem Berg sind, ohne den Profit zu steigern. Es wird in Zukunft noch mehr Bergsteiger geben, die eine Abreibung bekommen.“

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