Himalayan Times – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Neue Everest-Regeln in Nepal? Abwarten und Dal Bhat essen! https://blogs.dw.com/abenteuersport/neue-everest-regeln-in-nepal-abwarten-und-dal-bhat-essen/ Wed, 06 Dec 2017 23:33:49 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38773

Dal Bhat

Dass diese Meldung alljährlich kommt, ist fast so sicher wie die Linsen im nepalesischen Nationalgericht Dal Bhat: Die Regierung in Kathmandu will die Bergsteiger-Regeln am Mount Everest ändern.  Die Betonung liegt dabei auf „will“. Am Ende bleibt es nämlich immer bei der Absichtsbekundung, weil die Vorlage in irgendeiner Abteilung hängen bleibt – oder die aktuelle Regierung durch eine neue ersetzt wird. Das Tourismusministerium verkündet nun zum x-ten Mal, dass die Regeln für die Vergabe von Everest-Permits verschärft werden sollen.

Déjà-vu

Erik Weihenmayer war 2001 der erste Blinde auf dem Everest

Die in Kathmandu erscheinende Zeitung „The Himalayan Times“ berichtet, beidseitig beinamputierte und blinde Bergsteiger sollten künftig nicht mehr den höchsten Berg der Erde besteigen dürfen – ebenso wenig solche, die „medizinisch belegt, unfähig sind zu klettern“, was immer auch darunter zu verstehen ist. Diese Reformvorschläge lagen bereits 2015 und 2016 auf dem Tisch und verliefen im Sande.

Gipfelurkunden auch wieder für Sherpas?

Südseite des Mount Everest

Neue Altersgrenzen für Everest-Gipfelaspiranten soll es angeblich nicht geben. Es bliebe also beim Verbot für unter 16-Jährige, für Senioren gäbe es keine Beschränkungen – es sei denn, sie sind, „medizinisch belegt, unfähig zu klettern“? Immerhin soll jetzt in den seit 2002 geltenden „Regeln für Expeditionen“ festgeschrieben werden, dass künftig auch jeder Sherpa, der den Gipfel erreicht, eine Urkunde der Regierung erhält. Die Gipfelzertifikate waren 2016 erstmals verweigert worden, weil, wie es damals hieß, Climbing Sherpas im Sinne des Gesetzes keine Expeditionsmitglieder seien.

Laut „Himalayan Times“ muss die Vorlage jetzt noch durch ein für Finanzen und Infrastrukturen zuständiges Komitee (warum eigentlich?), ehe sich die Minister (angeblich) abschließend damit beschäftigen wollen. Meine Empfehlung: Abwarten und in aller Ruhe Dal Bhat essen! Die nächste Ankündigung kommt bestimmt.

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Bergverbot für Everest-Schummler https://blogs.dw.com/abenteuersport/bergverbot-fuer-everest-schummler/ Fri, 19 Aug 2016 10:30:48 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33513 Mount Everest

Mount Everest

Keine Gnade für die Everest-Schummler. Nach einem Bericht der in Kathmandu erscheinenden Zeitung „The Himalayan Times“ empfahl eine dreiköpfige Untersuchungskommission der nepalesischen Regierung, den beiden indischen Bergsteigern Dinesh und Tarakeshwari Rathod ihre Gipfelurkunden zu entziehen und dem Ehepaar mindestens zehn Jahre lang zu untersagen, zum Bergsteigen nach Nepal zu kommen. Es gilt als Formsache, dass das zuständige Tourismusministerium die Empfehlung abnickt.

Verbindungsoffiziere nicht im Basislager

Original (1,2) und Fälschung (3,4) (© The Himalayan Times)

Original (1,2) und Fälschung (3,4) (© The Himalayan Times)

Die Kommission sah es als erwiesen an, dass die Rathods – wie berichtet – die Gipfelfotos eines anderen indischen Bergsteigers mit einem Bildbearbeitungsprogramm manipuliert und als Beleg für den eigenen Gipfelerfolg vorgelegt hatten. Auch die beiden Sherpas, die das indische Ehepaar beim Aufstieg begleitet hatten, sollen von der Gipfelliste gestrichen werden. Im Zuge des Skandals war auch bekannt geworden,  dass 15 der 32 nepalesischen Verbindungsoffiziere der Everest-Expeditionen im vergangenen Frühjahr nicht einmal im Basislager aufgetaucht waren, was sie jedoch nicht davon abgehalten hatte, Gipfelerfolge von Bergsteigern abzusegnen. Dass so gut wie jeder zweite Verbindungsoffizier zwar sein Geld kassierte, aber den Expeditionen fernblieb, überrascht kaum, ist vielmehr seit Jahren in Nepal eher gängige Praxis.

Nachlässiger Umgang auch in China

Der laxe Umgang mit Everest-Gipfelurkunden ist übrigens kein rein nepalesisches Phänomen. Auch die China Tibet Mountaineering Association genießt in der Szene den Ruf, Gipfelerfolge allzu nachlässig zu zertifizieren. Vielleicht wird eines nicht allzu fernen Tages tatsächlich der Gedanke der deutschen Bergsteigerin und Everest-Chronistin Billi Bierling Wirklichkeit, dass Gipfelanwärter am höchsten Berg – wie jetzt schon Langstreckenläufer oder auch Teilnehmer an Jedermann-Radrennen – mit elektronischen Chips ausgestattet werden. Doch auch Chips lassen sich bekanntlich hacken.

Update 17. November: Die indische Polizei hat Dinesh und Tarakeshwari Rathod wegen des Everest-Schummels bis auf weiteres suspendiert. Beide arbeiteten für die Polizei in der Stadt Pune.

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„Mückenstich“ Everest-Regeln https://blogs.dw.com/abenteuersport/mueckenstich-everest-regeln/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/mueckenstich-everest-regeln/#comments Fri, 22 Jul 2016 13:30:16 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33270 StechmueckeVerdammt, es juckt. Unvermeidlich wie der Mückenstich an einem schwülen Sommertag ist die alljährlich wiederkehrende Ankündigung der nepalesischen Regierung, neue Regeln für die Bergsteiger am Mount Everest aufzustellen. Wohlgemerkt die Ankündigung, nicht die Umsetzung. Auch dieses Jahr macht da keine Ausnahme. Sudarshan Prasad Dhakal vom nepalesischen Tourismus-Ministerium sagte dieser Tage der in Kathmandu erscheinenden Zeitung „The Himalayan Times“, die seit 2002 geltenden „Regeln für Bergsteiger-Expeditionen“ sollten geändert werden: Nach der Vorlage dürften Bergsteiger, die älter als 75 Jahre sind, den höchsten Berg der Erde künftig ebenso wenig besteigen wie beidseitig beinamputierte oder auch blinde Bergsteiger. Außerdem solle jeder Everest-Aspirant vorher mindestens schon einen Siebentausender bestiegen haben. Na, klingelt es? Déjà-vu?

Versandet

Genau! Im September 2015 hatte der damalige (inzwischen wieder ausgetauschte) Tourismusminister Kripasur Sherpa ziemlich genau diese Änderungen schon einmal ins Spiel gebracht. Wie eigentlich alle Everest-Reformvorschläge der Jahre zuvor war auch jener irgendwo auf dem weiten und beschwerlichen Weg durch die Regierungs-Instanzen hängen geblieben und versandet. Die Everest-Frühjahrssaison begann, ohne dass neue Regeln in Kraft getreten waren.

Dawa Steven Sherpa

Dawa Steven Sherpa

„Jedes Mal, wenn neue Bürokraten ihren Dienst antreten, bringen sie ihre eigene Interpretation der Politik ein und erlassen neue Regeln, fast immer irgendwelche Einschränkungen. Als wenn sie nun ihre Macht verspüren und ihre Spuren hinterlassen wollen“, schreibt mir Dawa Steven Sherpa, Geschäftsführer des nepalesischen Expeditionsveranstalters „Asian Trekking“. „Und üblicherweise rudert man irgendwann wieder zurück und findet einen Kompromiss. Das Traurige ist, dass man das Ganze auch erreichen könnte, indem man den Dialog mit den Interessenvertretern sucht und den nötigen Kompromiss erreicht, ohne weltweit Schlagzeilen zu machen und ohne das Bild einer rückwärts gewandten und törichten Regierung zu vermitteln.“

Keine Solos mehr?

Südseite des Mount Everest

Südseite des Mount Everest

Nach dem „neuen“ Entwurf sollen Hubschrauberflüge oberhalb des Basislagers nur für Materialtransporte und Rettungsaktionen erlaubt sein. Letzteres war seit jeher so; Ersteres hatte die Regierung in der vergangenen Saison erstmals zugelassen.
Was die Verfasser der Vorlage damit meinen, dass jeder Everest-Bergsteiger nun auch einen Bergführer dabei haben müsse, erschließt sich nicht ganz. Sind damit nur Mitglieder kommerzieller Expeditionen gemeint oder wirklich alle? In dem Fall wären Solos wie das legendäre Reinhold Messners auf der Everest-Nordseite während des Monsuns 1980 auf der Südseite des Bergs für alle Zeiten ausgeschlossen.

Treppenwitz

Ach, und dann will die Regierung auch noch festschreiben, dass Sherpas, die den Everest bestiegen haben, ein Gipfelzertifikat erhalten. Das ist nun wirklich ein Treppenwitz. Bis zu diesem Jahr war genau das gängige Praxis – bis sich das Tourismusministerium plötzlich einfallen ließ, dass Sherpas nach den Buchstaben der geltenden Regeln keine regulären Expeditionsmitglieder seien und deshalb keinen Anspruch auf ein Zertifikat hätten. Und jetzt verkauft man es als großartige Neuerung, dass Sherpas doch ihre Urkunde erhalten sollen? Ganz ehrlich, ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Dieser „Mückenstich“ juckt wirklich entsetzlich.

P.S.: Ich verabschiede mich nun für ein paar Tage ans Meer. 🙂 Ab Mitte nächster Woche bin ich wieder für euch da.

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Schlag ins Gesicht: Keine Everest-Urkunden für Sherpas https://blogs.dw.com/abenteuersport/schlag-ins-gesicht-keine-everest-urkunden-fuer-sherpas/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/schlag-ins-gesicht-keine-everest-urkunden-fuer-sherpas/#comments Fri, 15 Jul 2016 14:28:09 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33238 Mount Everest

Mount Everest

Es gibt Dinge, die muss man nicht verstehen. Wie die jüngste Entscheidung des nepalesischen Tourismusministeriums. Nach Informationen der in Kathmandu erscheinenden Zeitung „The Himalayan Times“ hat es das Ministerium abgelehnt, den Climbing Sherpas, die in diesem Frühjahr den Mount Everest bestiegen haben, die obligatorischen Gipfelzertifikate auszustellen.

Keine Expeditionsmitglieder

Die Behörde beruft sich auf die seit 2002 in Nepal geltenden „Regeln für Expeditionen“.  Darin heißt es, ein Gipfelzertifikat stehe jedem „Team-Mitglied einer erfolgreichen Expedition“ zu. Climbing Sherpas, die die Route mit Fixseilen sichern oder Kunden zum Gipfel führen, seien im Sinne des Gesetzes jedoch keine Expeditionsmitglieder und erhielten deshalb keine Urkunden, sagte Laxman Sharma, Direktor im Tourismusministerium, der „Himalayan Times“. In diesem Frühjahr hatten mehr als 250 Sherpas am Everest den höchsten Punkt auf 8850 Metern erreicht. Sie sollen jetzt leer ausgehen, ebenso die Climbing Sherpas an allen anderen Bergen Nepals, die höher als 6500 Meter sind.

Bergsteiger zweiter Klasse?

Es ist das erste Mal, dass Sherpas die Gipfelzertifikate verweigert werden, obwohl das Gesetz bereits 14 Jahre alt ist. Was die Regierung dabei reitet, ist mir völlig schleierhaft. Sie setzt ein schlimmes Signal. Es ist ein Schlag ins Gesicht der Sherpas. Sind sie nach Meinung der Verantwortlichen in Kathmandu etwa Bergsteiger zweiter Klasse? Sollen die Sherpas dafür bestraft werden, dass sie am Everest ihr Geld verdienen? Dann dürfte das Ministerium auch westlichen Bergführern keine Gipfelurkunde mehr ausstellen dürfen.

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Billi Bierling zum Everest-Schwindel: “Es ist traurig” https://blogs.dw.com/abenteuersport/billi-bierling-zum-everest-schwindel-es-ist-traurig/ Wed, 06 Jul 2016 07:25:18 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33133 Mount Everest

Mount Everest

Lügen haben kurze Beine. Nach Informationen der in Kathmandu erscheinenden Zeitung „The Himalayan Times“ hat das nepalesische Tourismusministerium Sanktionen gegen das indische Ehepaar auf den Weg gebracht, das – wie berichtet – offenkundig gefälschte Gipfelfotos vorgelegt hatte, um seine Everest-Urkunden zu erhalten. Aller Voraussicht nach werden die Zertifikate annulliert, die beiden Schummel-Bergsteiger dürfen zudem möglicherweise zehn Jahre lang keine Berge in Nepal mehr besteigen. „Die Tourismus-Behörde wird außerdem die nötigen Schritte gegen den Verbindungsoffizier, die Climbing Sherpas und den Expeditionsveranstalter ergreifen“, sagte Sudarshan Prasad Dhakal, Direktor der Behörde, der “Himalayan Times”. Die beiden Sherpas, die Dinesh und Tarakeshwari Rathod am Everest unterstützt hätten, seien weiterhin nicht erreichbar, teilte der Veranstalter Makalu Adventure mit und beschuldigte die Sherpas, für den Schlamassel verantwortlich zu sein.

Die Mitarbeiter der Himalayan Database, der Bergsteiger-Chronik der legendären Elizabeth Hawley, prüfen ebenfalls den Fall. Ich habe Kontakt zu Billi Bierling aufgenommen. Die 49-jährige deutsche Journalistin und Bergsteigerin ist die designierte Nachfolgerin von Miss Hawley, die inzwischen 92 Jahre alt ist.

Billi, auch ihr seid bei eurem Interview mit den beiden indischen Bergsteigern allem Anschein nach getäuscht worden. Wie steht es um die gern beschworene Bergsteiger-Ehre?

Billi Bierling

Billi Bierling

Ich muss leider sagen: Ich glaube, es hat sich etwas in der Welt des Himalaya-Bergsteigens geändert. Früher waren Besteigungen etwas Besonderes und eine große Leistung. Doch mit der Kommerzialisierung, der Jagd nach Sponsoren und dem Drang, etwas Besonderes vorweisen zu wollen (einfach den Everest zu besteigen, scheint nicht mehr zu reichen), ist nach meiner Einschätzung die Zahl der Leute gestiegen, die nicht mehr hundertprozentig ehrlich sind.

Miss Hawley, Jeevan Shrestha (der das indische Ehepaar befragt hat) und ich selbst arbeiten auf Vertrauensbasis, und auch wenn ich immer noch glaube, dass die große Mehrheit der Bergsteiger ehrlich ist, hat es einige zweifelhafte Fälle gegeben. In solchen Fällen fragen wir weiter nach. Und wenn der Bergsteiger oder die Bergsteigerin weiterhin darauf besteht, den Gipfel erreicht zu haben, rechnen wir ihm die Besteigung an, allerdings mit dem Hinweis, dass sie nicht bestätigt oder sogar strittig ist.

In „normalen“ Everest-Saisons besteigen mehrere hundert Menschen den höchsten Berg der Erde. Ist es überhaupt noch möglich, jeden vermeldeten Gipfelerfolg intensiv zu überprüfen? Was könnte helfen?

Da Miss Hawley nicht länger arbeitet und im vergangenen Frühjahr nur Jeevan und ich die Teams getroffen haben, ist es beinahe unmöglich geworden, ausreichend Zeit mit jeder einzelnen Expedition zu verbringen, um alles zu kontrollieren, was sie angeben. Wie ich schon zuvor sagte, vertraue ich immer noch darauf, dass die meisten Menschen ehrlich sind. Aber für die anderen müssen wir uns ein neues System ausdenken. In der heutigen Zeit scheint doch jeder einen GPS-Tracker zu haben, den wir nachverfolgen können. Oder wir können uns die Gipfelfotos von allen ansehen, aber wie sich jetzt gezeigt hat, funktioniert das nicht mehr unbedingt.

Vielleicht sollten wir, wie bei Wettläufen, jeden Bergsteiger mit einem Chip ausrüsten, der piept, wenn er am Gipfel angekommen ist. Aber wo würde das hinführen? Ich bevorzuge es immer noch, den Leuten zu vertrauen.

Original (1,2) und Fälschung (3,4) (© The Himalayan Times)

Original (1,2) und Fälschung (3,4) (© The Himalayan Times)

Es wird in diesen Tagen viel über eine mögliche Dunkelziffer erschlichener Everest-Urkunden diskutiert. Muss man damit leben, dass es überall im Sport solche Übeltäter gibt, also auch im Höhenbergsteigen?

Ja, es ist traurig. Miss Hawley hat immer darauf hingewiesen, dass wir weder Richter noch Detektive sind – wir sind einfach Reporter, die Daten für die Himalayan Database sammeln. Wenn wir nun jede Besteigung anzweifeln und untersuchen müssen, ob die Bergsteiger wirklich die Wahrheit sagen, finde ich wirklich, dass der Geist, mit dem Miss Hawley ihre Chronik begonnen hat, überholt ist. Auch wenn sie immer hart nachgefragt hat, hat sie in der Regel nicht geurteilt. Erst wenn es ganz klare Beweise gegen die Aussagen der Bergsteiger (wie im Fall der Inder) gab, hat sie es abgelehnt, die Besteigung anzuerkennen.

Wir werden es also in Zukunft schwer haben, und im Augenblick weiß ich wirklich nicht, wie diese Zukunft aussehen wird. Aber bevor nicht der endgültige Beweis vorliegt, wie könnten wir darüber entscheiden, ob jemand oben war oder nicht, ohne ihn oder sie selbst am Berg begleitet zu haben? Und ich denke, es wird noch zwei weitere Generationen dauern, bis die Himalayan Database auf allen Gipfeln von Expeditionsbergen Leute stationiert hat, die die Besteiger abhaken. Ich hoffe also, dass ich mit meinem Bauchgefühl richtig liege und dass trotz dieser unfassbaren Geschichte des indischen Ehepaares die meisten Bergsteiger ehrlich bleiben und die Wahrheit sagen!

 

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Everest-Gipfelfoto manipuliert? https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-gipfelfoto-manipuliert/ Thu, 30 Jun 2016 12:57:35 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33077 Vorgelegtes Gipfelfoto von Tarakeshwari Rathod

Vorgelegtes Gipfelfoto von Tarakeshwari Rathod

Am Everest gepfuscht? Dinesh und Tarakeshwari Rathod wurden in ihrer Heimat dafür gefeiert, am 23. Mai als erstes indisches Ehepaar gemeinsam den Gipfel des Mount Everest bestiegen zu haben.  Nun gibt es erhebliche Zweifel daran, dass die beiden 30-Jährigen wirklich den höchsten Punkt erreichten. Das vermeintliche Gipfelfoto von Tarakeshwari Rathod, das die beiden Inder dem nepalesischen Tourismusministerium vorlegten, um ihre Everest-Urkunde zu erhalten, entpuppte sich offenkundig als Fälschung. Per Bildbearbeitungsprogramm wurde anscheinend das Gesicht der Inderin in das Gipfelfoto ihres Landsmanns Satyarup Siddhanta kopiert.

„So unglaublich!“

Gipfelfoto von Satyarup Siddhanta

Gipfelfoto von Satyarup Siddhanta

Siddhanta hatte am 21. Mai den Gipfel erreicht. Die Eheleute Rathod bedienten sich nach Satyarups Worten eines zweiten seiner Fotos, um zu dokumentieren, dass beide angeblich den Gipfel erreicht hatten. Auf diesem Bild seien aber er und Malya Mukherjee abgebildet, sagte der 33-Jährige. „Das ist so unglaublich! Die nehmen einfach meine Bilder und photoshoppen sie zu ihren eigenen Gipfelfotos. Und kriegen auch noch ihre Urkunden“, schreibt Satyarap empört auf Facebook: „Wohin entwickelt sich nur das Bergsteigen?“

Keine Beanstandungen

Mount Everest

Mount Everest

Gyanendra Shrestha vom nepalesischen Tourismusministerium sagte der Zeitung „The Himalayan Times“, das Ehepaar Rathod habe am 10. Juni die Everest-Urkunden erhalten, nachdem die vorgelegten Dokumente und Gipfelbilder der beiden geprüft worden seien. Der Behördenvertreter räumte ein, dass es schwierig sei zu erkennen, ob Gipfelbilder manipuliert seien oder nicht. Hinterher habe es aber auch keine Beanstandungen gegeben. Der nepalesische Veranstalter Makalu Adventure Treks, der die Expedition des indischen Paar organisiert hatte, ließ wissen, an den Fotos sei nichts falsch gewesen. Außerdem hätten auch die beiden Sherpas Furba und Fursemba, die die beiden Rathods begleiteten, erklärt, sie seien am 23. Mai am Gipfel gewesen.

Schon wieder Pune

Die Polizei der westindischen Stadt Pune, bei der sowohl Dinesh als auch Tarakeshwari Rathod seit zehn Jahren arbeiten, kündigte eine Untersuchung an. Die Eheleute lehnten eine Stellungnahme zu den Vorwürfen ab. Sie hätten den Behörden alle Einzelheiten mitgeteilt und die Urkunden des nepalesischen Tourismusministeriums vorgelegt.

Auch nach der Everest-Saison 2012 hatte es Vorwürfe gegeben, Gipfelfotos seien gefälscht worden. Damals beschuldigt: zwei Bergsteiger aus Pune. Angezeigt von: Bergsteigern einer anderen Gruppe aus Pune. Das nepalesische Tourismusministerium sah damals nach Prüfung der Vorwürfe keinen Grund, den beiden Indern die Gipfelurkunden zu verweigern.

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Neue Everest-Hürde? https://blogs.dw.com/abenteuersport/neue-everest-huerde/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/neue-everest-huerde/#comments Wed, 12 Nov 2014 16:30:14 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=27751 Südseite des Mount Everest

Südseite des Mount Everest

Die nepalesische Regierung hat ein seltenes Talent, Kopfschütteln hervorzurufen. Die Zeitung „Himalayan Times“ berichtet, dass die Everest-Permits aus dem Frühjahr 2014 nur für komplette Gruppen fünf Jahre gültig bleiben, nicht für einzelne Bergsteiger. Mit anderen Worten: Schert nur ein Expeditionsmitglied aus und besteigt vor den übrigen Bergsteigern des Teams von 2014 den Mount Everest, verfallen automatisch die Genehmigungen der anderen. Nach dem Lawinenunglück im vergangenen April mit 16 Toten und dem anschließenden vorzeitigen Ende der Frühjahrssaison am Everest hatte die Regierung angekündigt, dass die 318 abgereisten Bergsteiger ihre Permits auch noch innerhalb der nächsten fünf Jahre nutzen könnten. „Es ist doch nahezu unmöglich, noch einmal dieselben Bergsteiger für eine neue Expedition zusammenzutrommeln, weil sie verstreut über die ganze Welt leben“, kritisiert Dambar Parajuli, Präsident des nepalesischen Verbands der Expeditionsveranstalter (EOAN). „Es ist höchste Zeit, die Bergsteiger zu unterstützen anstatt mit Vorschriften neue Hürden aufzubauen.“ Und nochmals abzukassieren.

Laut Himalayan Times sind die Mitglieder eines achtköpfigen Himalayan-Experience-Teams unter Leitung des Neuseeländers Mark Wynton Woodward ihre Everest-Genehmigungen bereits los. Auf ihr Gruppenpermit lief nämlich auch Wang Jing. Die Chinesin erreichte am 23. Mai mit fünf Sherpas von der nepalesischen Südseite aus den Gipfel – nachdem sich Wang mit dem Hubschrauber nach Lager 2 hatte fliegenlassen. Da die Regierung ihr das ganz normale Everest-Zertifikat überreichte, gilt die Besteigung nach Lesart der Verantwortlichen in Kathmandu als regulär. Und damit erlischt das Gruppenpermit – nach dem Motto „Mitgehangen, mitgefangen“. Gerecht ist das nicht. Aber wer fragt schon danach?

Update 13.11.: Vielleicht wird diese Suppe doch nicht so heiß gegessen, wie sie gekocht wurde. „Ich habe mich noch gestern mit Vertretern der EOAN getroffen“, schreibt mir der Neuseeländer Russell Brice, Chef des Expeditionsveranstalters Himalayan Experience. „Offenbar haben alle neuen Verantwortlichen des Ministeriums mündlich zugesagt, dass die Einzel-Permits fünf Jahres gelten. Zur Zeit liegt das Schriftstück in der Rechtsabteilung der Regierung, von dort wandert es in die Finanzabteilung und dann ins Parlament. Der Prozess dauert also noch an und es wird eine Weile dauern, bis wir definitiv wissen, wie er ausgeht.“

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