Indien – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Pech für Siegrist und Schild am Shiva https://blogs.dw.com/abenteuersport/pech-fuer-siegrist-und-schild-am-shiva/ Tue, 13 Nov 2018 15:04:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=42711

Der 6142 Meter hohe Shiva in Nordindien

Shiva hat Ecken und Kanten. Zum einen ist er für die Hindus der Gott der Schöpfung. Doch er wird auch dafür gefürchtet, dass er alles kurz und klein schlägt, wenn ihm eine Laus über die Leber gelaufen ist. Ähnliches gilt auch für den gleichnamigen 6142 Meter hohen Berg im nordindischen Bundesstaat Himachal Pradesh. Mal lockt der Shiva mit seinen steilen Wänden und seiner schönen Form die besten Kletterer der Welt an, dann wiederum gibt er sich widerspenstig – wie in diesem Herbst die Schweizer Bergsteiger Stephan Siegrist und Jonas Schild sowie ihr Fotograf Dominic Fischer erfahren mussten. Siegrist, 45 Jahre alt, und der 26-jährige Schild hatten sich eigentlich vorgenommen, die Nordwand des Bergs zu durchsteigen. Doch irgendwie lief alles schief.

Im Schneckentempo

Jede Menge Schnee

Erst schlug das voraus gereiste indische Küchenteam das Basislager irrtümlich auf der Süd- statt auf der Nordseite des Shiva auf. Die Bergsteiger verloren Zeit, weil sie den Berg umrunden mussten, um an den Fuß der Shiva-Nordwand zu gelangen. Dann schlug das Wetter um. Tagelang schneite es bis hinunter auf 2500 Meter Meereshöhe. „Wir saßen fest“, schreibt Stephan Siegrist. „Durch 60 Zentimeter Neuschnee erreichten wir schließlich am 26. September doch noch einen Platz auf 3900 Metern,  geeignet für ein Basislager.“ Zwei Tage später starteten sie zum Wandfuß. „Teilweise einsinkend bis zur Hüfte, kämpften wir uns wie Schnecken in Richtung Einstieg des Nordpfeilers. Ohne Rucksäcke erreichten wir, unterhalb eines Seracs querend, am selben Tag noch eine Höhe von 5000 Metern. Wir fühlten uns gut.“ Doch wieder begann es zu schneien. Tagelang. Lawinen donnerten ins Tal.

„Sinnlos, gefährlich, spaßfrei“

Stephan Siegrist beim Rissklettern

Die Verhältnisse am Berg hätten sich täglich verschlechtert, berichtet Stephan. Schließlich zog das Team die Reißleine und gab seinen Plan auf, die Nordwand des Shiva zu durchsteigen. „Bei der Neuschneemenge wäre es alles andere als Bergsteigen gewesen, ein sinnloses, gefährliches und nicht spaßiges Gewühle im Schnee“, sagt Siegrist. Das Trio startete noch einen Versuch in Richtung des unbegangenen Shiva-Westgrats, doch auch dort dasselbe Bild: „Wieder versanken wir im Tiefschnee. Die nächsten zwei Stunden gruben wir uns langsam vorwärts, bis es klar wurde, dass es auch hier sinnlos war. Es war frustrierend.“ Die Schweizer brachen ihre Zelte ab. Ein kleines Trostpflaster gab es am Ende der Expedition doch noch. Im tiefer gelegenen Jobri-Nala-Tal meisterte Jonas Schild an einer Felswand einen 20 Meter langen fingerbreiten, überhängenden Riss (den er anschließend mit dem Grad 8a+ auf der französischen Schwierigkeitsskala bewertete). „Ich denke, es ist aktuell die härteste Riss-Kletterroute in Indien“, schreibt Jonas auf Facebook.

Piolet d’Or 2013 für Shiva-Route von Fowler und Rampsten

Der Shiva, der sich in diesem Herbst so widerspenstig zeigte, wurde 1988 von einer japanischen Frauenexpedition von Süden her auf einer einfacheren Route erstbestiegen. Zu dem Team gehörte auch Junko Tabei, die erste Frau auf dem Mount Everest. Im November 2012 meisterten die beiden Briten Mick Fowler und Paul Ramsden den extrem schwierigen Nordostgrat des Shiva. Dafür wurden sie 2013 mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet, dem „Oscar der Bergsteiger“.

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Spektakuläre Erstbegehung am Cerro Kishtwar https://blogs.dw.com/abenteuersport/spektakulaere-erstbegehung-am-cerro-kishtwar/ Fri, 10 Nov 2017 08:00:31 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38405

In der Nordwestwand

Auf den Bildern wirkt es fast, als seien sie in den legendären Granitwänden des El Capitan geklettert – wären da nicht der Schnee und die verfrorenen Gesichter. Die beiden Schweizer Stephan Siegrist und Julian Zanker sowie der Deutsche Thomas Huber haben Mitte Oktober erstmals die zentrale Nordwestwand des 6150 Meter hohen Cerro Kishtwar im indischen Teil der Unruheprovinz Kaschmir durchstiegen. Zwei Anläufe brauchten die drei Topkletterer, ehe sie am 14. Oktober den Gipfel erreichten. Es war überhaupt erst die vierte Besteigung des entlegenen Bergs. Insgesamt war das Trio zehn Tage in der extrem steilen, teilweise überhängenden Wand unterwegs – drei Tage beim ersten Versuch, sieben beim erfolgreichen zweiten.

Schwierig von Anfang bis Ende

„Die Wand hat meine Erwartungen mehr als erfüllt“, schwärmt Stephan Siegrist. „Eine Wand in der Höhe mit so homogenen Schwierigkeiten gibt es wohl kaum ein zweites Mal.“ Der 44 Jahre alte Schweizer hatte sich in die zentrale Nordwestwand verguckt, als ihm 2011 zusammen mit seinem Landsmann Denis Burdet und dem Österreicher David Lama die zweite Besteigung des Cerro Kishtwar über eine neue Route rechts der Wand geglückt war. 1993 hatten der Brite Mick Fowler und der US-Amerikaner Steve Susted den Sechstausender erstmals bestiegen. Im Jahr zuvor hatten sich die beiden Engländer Andy Perkins und Brendan Murphy an der Nordwestwand versucht, nach 17 Tagen aber rund 100 Meter unter dem Gipfel erschöpft aufgeben müssen.

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Wand unterschätzt

Die Route durch die Wand

Siegrist, Zanker und Huber stiegen am 1. Oktober erstmals in die Wand ein, mit dem Ziel, in fünf Tagen den höchsten Punkt zu erreichen. „Rückblickend kann man sagen, wir hatten den Berg, die Wand und unser Vorhaben unterschätzt“, berichtet Thomas Huber. Nach drei Tagen hätten sie „nicht einmal ein Drittel Wandhöhe erreicht“. Das Team, so der 50-Jährige, habe dann die Taktik überdacht: „Entweder wir reduzieren radikal unsere Essensrationen, oder wir setzen alles auf einen neuen Versuch. Wir haben uns für den Rückzug entschieden.“

Erfrierungen an den Zehen

Mit neuer Kraft und Motivation startete das Trio am 8. Oktober seinen zweiten Versuch. Das Wetter war stabil, aber alles andere gemütlich: Morgens wolkenlos, nachmittags Schneefall, Temperaturen bis zu minus 20 Grad Celsius. Die extremen Herausforderungen hinterließen Spuren bei den Kletterern: Stephan kämpfte mit einer Sehnenscheidenentzündung an der linken Hand, alle drei froren sich die Zehen an. „Julian und Thomas erwischte es dabei ziemlich stark. Das wird die beiden bestimmt noch länger beschäftigen“, sagt Siegrist.

Einzigartiger Gipfelmoment

Am Ziel: Stephan Siegrist, Julian Zanker, Thomas Huber (v.l.)

Als sie schließlich den Gipfel erreichten, sei dies, so Stephan, ein Moment gewesen, der „emotional jedem von uns tief unter die Haut ging.“ Das bestätigt auch Thomas Huber: „An dem Tag hatten wir, wie durch ein Wunder, bestes Wetter. Wir hatten fast das Gefühl, dass wir nicht alleine wären und wurden für all das, was wir durchgemacht haben, mit einem einzigartigen Moment belohnt. 500 Meter über uns zogen die Schleierwolken im Jetstream, und wir standen hier in der Sonne, bei Windstille. Wir wussten alle, dass wir es nur schaffen konnten, weil wir uns als mutige Gemeinschaft gefühlt haben!“

„Reiss di zam!“

Durchbeißen angesagt

Julian Zanker, der am Sonntag seinen 27. Geburtstag feiert, war der mit Abstand Jüngste im Team. Es sei für ihn „eine riesengroße Chance“ gewesen, mit den Routiniers Siegrist und Huber unterwegs sein zu dürfen, sagt Julian. „Für mich waren es sechs Wochen gefüllt mit schönen Momenten, neuen Erfahrungen und dazu noch einer wunderschönen neuen Linie an einem unglaublichen eindrucksvollen Berg.“ Die drei Kletterer tauften ihre Route nach dem Titel eines populären Hindu-Lieds „Har-Har Mahadev“, was laut Thomas Huber ins Bayrische übersetzt so viele heißt wie „Reiss di zam!“ (für alle Nicht-Bayern: Reiß dich zusammen!) Der Cerro Kishtwar habe sein Leben „mit einer wilden Geschichte bereichert“, bilanziert der ältere der beiden Huberbuam. Für Stephan Siegrist ist der Berg nach zwei Besteigungen auf neuen Routen jetzt abgearbeitet. „Doch Kaschmir allgemein ist für mich noch nicht abgeschlossen“, schiebt der Schweizer hinterher. Die entlegene Region bietet eben noch viele unberührte Gipfel und Wände. Wenn da nur nicht dieser endlos schwelende Konflikt zwischen Indien und Pakistan wäre.

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Spannender Versuch am Cerro Kishtwar https://blogs.dw.com/abenteuersport/spannender-versuch-am-cerro-kishtwar/ Wed, 27 Sep 2017 14:02:07 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=37977

Westwand des Cerro Kishtwar (© Stefan Schlumpf)

Seit drei Wochen sind sie unterwegs und dürften inzwischen am Ziel ihrer Expedition eingetroffen sein. Die Schweizer Bergsteiger Stephan Siegrist und Julian Zanker sowie der deutsche Top-Kletterer Thomas Huber haben sich vorgenommen, erstmals die Westwand des 6155 Meter hohen Cerro Kishtwar zu meistern. Der Berg, abgelegen im indischen Teil der Unruheprovinz Kaschmir, wurde erst dreimal bestiegen. Die Erstbesteigung gelang 1993 dem Briten Mick Fowler und dem US-Amerikaner Steve Susted über die Nordwestwand.  2011 standen Siegrist und sein Schweizer Landsmann Denis Burdet sowie der Österreicher David Lama als zweite Seilschaft auf dem Gipfel des Cerro Kishtwar, nachdem sie eine neue Route am Rand der Westwand eröffnet hatten. Die dritte Besteigung gelang 2015 den Slowenen Marko Prezelj und Urban Novak sowie dem Amerikaner Hayden Kennedy und dem Franzosen Manu Pellisier. Für ihre Erstbegehung der Südwand wurden sie mit dem Piolet d’Or, dem „Oscar der Bergsteiger“, ausgezeichnet.

Nicht mehr aus dem Kopf gegangen

Die Westwand, „die größte unbestiegene Felswand im Kashmir Himalaya“, sei ihm seit 2011 einfach nicht mehr aus dem Kopf gegangen, schrieb mir Stephan Siegrist vor der Abreise des Teams. „Wir sind damals eine Eisroute rechts der Hauptwand geklettert. Immer wieder habe ich diese geniale Wand betrachtet. Die Idee, diese Linie anzugehen, ließ mich nicht mehr los.“ Laut Stephan will das Trio versuchen, einige Seillängen frei zu klettern. Der 44-Jährige hat mit seiner Begeisterung auch Thomas Huber angesteckt. Der ältere der Huberbuam schwärmte mir gegenüber von „einer der schönsten, geilsten undurchstiegenen Wände der Welt“ mit bestem Granit: „Als ich Bilder von der Cerro-Kishtwar-Westwand gesehen habe, habe ich gesagt: Eigentlich ist das der zweite Cerro Torre “, sagte der 50-Jährige.

Thomas Huber: Der zweite Cerro Torre

Spürnase gefordert

Thomas Huber (l.) und Stephan Siegrist

Dritter im Bunde ist der Schweizer Kletterer und Bergführer Julian Zanker, der bereits im Herbst 2016 mit Siegrist im indischen Kashmir unterwegs war. Beide waren damals von der indischen Polizei vorübergehend festgesetzt worden, weil man ihnen fälschlicherweise vorwarf, ein Satellitentelefon benutzt zu haben. Die Benutzung privater Satellitengeräte ist in Indien wegen der Angst vor Terroranschlägen verboten. „Da muss man sich wieder auf die alte Spürnase verlassen, wie das Wetter wird. Das wird total spannend“, sagte Huber. „Wir haben uns eine Taktik zurechtgelegt und ich glaube, sie wird auch aufgehen.“ Er sei unglaublich gerne mit Stephan Siegrist unterwegs, so Thomas: „Stef ist ein unglaublich toller Seilpartner. Mit ihm hast du immer Spaß im Basislager und am Berg. Es gibt immer etwas zu lachen. Er weiß auch genau, wann es ernst wird. Und dann wird durchgezogen.“

Thomas Huber: Mit Stef hat man immer Spaß

„Lebe so intensiv wie möglich!“

Eine weniger erfreuliche Gemeinsamkeit verbindet Siegrist und Huber. Beide erlitten bei Abstürzen Schädelbrüche. Stephan musste wegen der Spätfolgen der Verletzung, die er vor einigen Jahren erlitt, 2013 einen Versuch am Achttausener Makalu abbrechen. Seitdem sucht er sich eher seine Ziele an schwierigen Sechstausendern. Thomas hatte sich Anfang Juli 2016 bei einem 16-Meter-Sturz im Berchtesgadener Land einen Schädelbruch zugezogen und war anschließend notoperiert worden. Bereits gut einen Monat später war er zu einer Siebentausender-Expedition nach Pakistan aufgebrochen. „Ich habe einfach dieses unfassbare Glück angenommen. Ich hinterfrage das nicht. Und dadurch geht es mir gut“, versicherte mir Thomas unlängst. „Ich habe jetzt keine Angst mehr vor meinem Tod. Das Wichtige ist vielmehr: Lebe jetzt, so gut, so intensiv und so schön wie möglich!“

Thomas Huber_Keine Angst mehr vor dem Tod

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Fowler/Ramsden: Diesmal getrennt erfolgreich https://blogs.dw.com/abenteuersport/fowlerramsden-diesmal-getrennt-erfolgreich/ Wed, 12 Oct 2016 12:59:06 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33893 Piolet-d'Or-Gewinner Mick Fowler (r.) und Paul Ramsden

Piolet-d’Or-Gewinner Mick Fowler (r.) und Paul Ramsden

Die Nimmermüden haben es wieder getan. Die Briten Mick Fowler und Paul Ramsden haben erneut alpinistische Glanzlichter gesetzt, zur Abwechslung jedoch einmal getrennt, mit anderen Kletterpartnern. Fowler, inzwischen 60 Jahre (!) alt, gelang nach eigenen Angaben zusammen mit seinem Landsmann Victor Saunders die Erstbegehung des Nordpfeilers am 6100 Meter hohen Sersank im nordindischen Himalaya. Paul Ramsden durchstieg mit Nick Bullock erstmals die Nordwand des 7046 Meter hohen Nyainqentangla South East in Tibet. Im vergangenen April hatten Fowler und Ramsden für ihre Erstbesteigung des 6571 Meter hohen Gave Ding, eines abgelegenen Bergs im Nordwesten Nepals, den Piolet d’Or gewonnen, den „Oscar der Bergsteiger“. Es war bereits der dritte für das erfolgreiche britische Zweier-Team.

Saunders (l.) und Fowler 1987 auf dem Gipfel des Spantik

Saunders (l.) und Fowler 1987 auf dem Gipfel des Spantik

Nach 29 Jahren wieder vereint

„Der Sersank ist abgehakt”, meldete jetzt Fowler aus der nordindischen Stadt Manali im Bundesstaat Himachal Pradesh. „Fünf Tage, um den Nordpfeiler zu klettern und ein Acht-Tage-Rundtrip vom Basislager aus. Absolut brilliant.“ Fowler und Saunders waren vor 29 Jahren zuletzt gemeinsam geklettert. 1987 war ihnen die Erstbegehung des so genannten „Golden Pillar“ (der im Sonnenlicht wirklich golden wirkt), des Nordwest-Pfeilers am 7027 Meter hohen Spantik in Pakistan gelungen. Danach hatten sich ihre Wege getrennt. Saunders hatte später als Bergführer unter anderem sechsmal den Mount Everest bestiegen. Über ein Buchprojekt hatten Mick und Vic wieder zusammengefunden und beschlossen, erneut gemeinsam loszuziehen.

Monster-Matterhorn

Gipfelselfie von Ramsden und Bullock (r.)

Gipfelselfie von Ramsden und Bullock (r.)

Ramsden (geboren 1969) und der 50-jährige Bullock benötigten fünf Tage, um die Nordwand des Nyainqentangla South East zu durchklettern. „Es ist fast unmöglich, diese Wand ohne Superlative zu beschreiben“, berichtet Nick auf seiner Internetseite. „Sie war ein Traum, sie hatte Wasserrinnen, Eis, Schneefelder, scharfe Grate – in der Art eines krummen Riesen-Monster-Matterhorns. Eine 1600-Meter-Wand, die uns das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ.“ Am fünften Tag nach Verlassen des Basislagers erreichten Paul und Nick den Gipfel, anderthalb weitere Tage benötigten sie für den Abstieg über den Ostgrat. Die Erstbesteigung des Nyainqentangla South East war 2001 den Österreichern Stefan und Erich Gatt über die Südseite des Bergs gelungen.

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Siegrist: „Abenteuer, verbunden mit Leistung“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/siegrist-abenteuer-verbunden-mit-leistung/ Fri, 06 Nov 2015 10:16:49 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31095 Stephan Siegrist

Stephan Siegrist

Da sage einer, es gebe nichts mehr zu entdecken. Die Schweizer Bergsteiger Stephan Siegrist, Dres Abegglen und Thomas Senf haben in diesem Herbst bei ihrer Expedition in Nordindien gleich drei knapp unter 6000 Meter hohe, formschöne Berge erstbestiegen: den Bhala (auch „Spear“, also Speer genannt, 5900 Meter), den Tupendeo (5700 Meter) und den Te (übersetzt „Kristall“, 5900 Meter), jeweils auf anspruchsvollen Routen. Das indische Kaschmir gilt noch immer als Geheimtipp unter Bergsteigern. Wegen des Konflikts mit Pakistan war die Bergregion lange für ausländische Besucher gesperrt, erst 2003 wurde sie wieder geöffnet. „Man hat das Gebiet schlicht ein bisschen vergessen“, erzählt mir Stephan Siegrist. Der 42-Jährige Spitzenbergsteiger hat sich in den letzten Jahren fast schon zum Kaschmir-Experten gemausert.

Stephan, drei Erstbesteigungen bei einer einzigen Expedition, das können nicht viele Bergsteiger von sich behaupten. Hattet ihr einfach einen Lauf?

Die Motivation war wirklich sehr hoch. Die ersten zwei Gipfel gelangen uns relativ schnell. Es ist ein großer Vorteil, dass die Akklimatisationsphase bei Höhen bis 6000 Meter wesentlich kürzer ist, sogar eigentlich fast ausfällt. Das Wetter hat auch mitgespielt.

Der "Kristall" mit dem markanten Nebelgipfel

Der „Kristall“ mit dem markanten Nebelgipfel

Wie kam es, dass ihr gleich drei Berge angegangen seid?

Zuerst haben wir den Spear bestiegen, von dem wir von der Nordseite aus ein Bild hatten. Er war technisch wesentlich einfacher, als wir uns das vorgestellt hatten. Dann wollten wir auch gerne auf dem Tupendeo stehen. Wir hatten noch Zeit, das Wetter war gut. Also haben wir es drei Tage später versucht und hatten Erfolg. Es stellte sich heraus, dass es genau der Berg war, der uns im letzten Jahr, als wir am Kishtwar Shivling waren, aufgefallen war und den wir von dort aus fotografiert hatten. Nach diesen zweieinhalb Wochen endete das gute Wetter und es schneite eine Woche lang. Aber wir hatten immer noch Zeit, wir hatten uns für die Expedition sechs Wochen frei genommen. Weiter hinten im Tal gab es noch einen weiteren sehr ästhetischen, markanten Berg, den „Kristall“. Unser vorrangiges Ziel war nicht der Hauptgipfel, sondern eben dieser Kristall. Der hat von allen Seiten steilen Fels, bis oben dann der Schneegipfel kommt. Wir haben diesen Gipfel bestiegen, anschließend abgeseilt und dann erst den Hauptgipfel bestiegen.

Siegrist, Senf und Abegglen (v.l.)

Siegrist, Senf und Abegglen (v.l.)

Das klingt nach echtem Abenteuer. Habt ihr euch auch als Entdecker gefühlt?

Ja, genau daran sind wir drei interessiert. Es geht uns nicht nur um die Leistung, sondern auch um das Abenteuer, das Erlebnis. Wir haben nicht nach den möglichst einfachen Routen gesucht, es hätte durchaus einfachere gegeben. Wir wollten uns auch testen. Dann kann es auch mal passieren sein, dass es in die Hose geht. Ich denke, wir sind eher auf der Entdeckerschiene, wo es auch noch Leistung dazu braucht.

Es gibt in dem abgeschiedenen Tal nur ein Dorf. Ich nehme an, dass dort nicht allzu häufig westliche Bergsteiger auftauchen. Wie haben euch die Menschen aufgenommen?

Das Abenteuererlebnis ist an Orten wie dort im Dorf Kaban noch sehr ausgeprägt. Vor allem die Kinder sehen ja wahrscheinlich zum ersten Mal überhaupt solche Westler mit komischer Kleidung und Ausrüstung. Wir versuchen, uns immer ausreichend Zeit für diese Kontakte zu nehmen. Wir hatten einen Verbindungsoffizier mit dabei, der ihre Sprache spricht. Die Leute sind extrem hilfsbereit. Du wirst sofort eingeladen, im Dorf zu essen und zu schlafen. Die Menschen interessieren sich auch dafür, was du machst. Sie können aber nicht ganz nachvollziehen, warum du jetzt auf diesen oder jenen Gipfel steigen willst.

Stephan in Aktion

Stephan in Aktion

Ihr wart ja im indischen Kashmir unterwegs, einer Gegend, die sicher auch deshalb so verlassen ist, weil es sich um ein politisches Konfliktgebiet handelt. Habt ihr euch keine Sorgen um eure Sicherheit gemacht?

Ich war jetzt seit 2011 schon zum dritten Mal in der Region. Es gibt dort die drei Religionsrichtungen, die alle in ihren jeweiligen Tälern absolut friedlich leben. Auf unserer Rückfahrt hat es jedoch wieder einen Konflikt zwischen Moslems und Hindus gegeben. Du musst einfach wissen, dass du in einer nicht ganz stabilen Region unterwegs bist. Wenn du dich nicht arrogant, sondern ganz normal und zurückhaltend verhältst, kannst du davon ausgehen, dass du als Besucher aus dem Westen und Christ nicht davon betroffen bist. Aber es ist nicht mehr wirklich gefährlich. Da ist es in Kathmandu nicht weniger gefährlich. Ich würde sogar mit meiner Familie dorthin fahren.

Im letzten Jahr habt ihr das Ziel für dieses Jahr ausgeguckt. Habt ihr denn schon ein neues Ziel für 2016 entdeckt?

Es gibt im Norden noch sehr interessante Berge.

Daraus schließe ich, dass du nicht zum letzten Mal dort warst.

(Lacht) Das ist sehr gut möglich.

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Erst das Beben, jetzt die Blockade https://blogs.dw.com/abenteuersport/erst-das-beben-jetzt-die-blockade/ Sat, 10 Oct 2015 21:36:17 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30835 Run auf den knapp gewordenen Sprit

Run auf den knapp gewordenen Sprit

Na endlich! Viele westliche Regierungen haben jetzt ihre nach dem Erdbeben vom 25. April verhängten generellen Reisewarnungen für Nepal aufgehoben. Sie raten jetzt nur noch von Reisen in bestimmte Gebiete des Himalaya-Staates ab. So nennt das Auswärtige Amt in Berlin die Trekkingregionen Langtang und Manaslu als problematische Gebiete, zu denen der Zugang „gar nicht oder nur unter erheblichen Schwierigkeiten möglich“ sei. Auch das britische Außenministerium rät von Reisen in diese Regionen ab und nennt zusätzlich noch die Bezirke Sindhupalchowk und Dolakha. Aus Sicht der deutschen Regierung ist bei Reisen in diese und andere von dem Beben hart getroffenen Bezirke „besondere Vorsicht geboten“. Das US-Außenministerium stellt fest, dass die Häufigkeit und Stärke der Nachbeben deutlich nachgelassen habe, rät aber Reisenden dazu, sich gründlich bei den lokalen Reise- und Trekkingagenturen über die konkreten Gefahren schlau zu machen. Alle genannten Regierungen verweisen auf ein neues Problem Nepals – ein politisches.

Alles wird knapp

Seit zwei Wochen sind die Grenzübergänge nach Indien als Folge von Protesten in den Distrikten des Terai quasi dicht. Benzin, Gas, Grundnahrungsmittel, Medikamente – alles wird knapp in Nepal. „Etliche Hotels servieren nur noch Sandwiches und Salat. Viele kleine Restaurants mussten schon schließen“, schreibt Michi Münzberg aus der Hauptstadt Kathmandu. „Zu den Essenszeiten wabern dicke Rauchfahnen durch die Gassen, da die Menschen sich offene Feuerstellen angelegt haben.“

In Kathmandu gestrandet

Michi Münzberg (r.) in Kathmandu

Michi Münzberg (r.) in Kathmandu

Vor drei Jahren reiste die Deutsche, die in der Kleinstadt Wilthen in Sachsen lebt, zum ersten Mal nach Nepal. Seitdem ist das Land für sie so etwas wie eine zweite Heimat geworden. Michi gründete ein privates Hilfsprojekt, „Hope for Nepal“. Sie vermittelt Schulpatenschaften für nepalesische Kinder und unterstützt ein Kinderhaus in Kathmandu. Jetzt reiste Michi erneut nach Nepal, um den Erdbebenopfern zu helfen. Doch seit zwei Wochen sitzt sie wegen der Grenzblockade im Terai in Kathmandu fest.

Keine Materialtransporte möglich

„Klar, wir könnten uns eines der wenigen noch fahrenden Taxis chartern, aber das würde eine dermaßen horrende Summe kosten, dass es einfach sinnlos wäre. Der Transport der Baumaterialien wäre letztendlich damit auch noch nicht bewerkstelligt“, schreibt Michi. „Mir tun die Menschen in diesen Gebieten unendlich leid. Hofften sie doch alle, dass es nach dem Monsun gut vorangehen wird. Es müssen noch dringend wintertaugliche Hütten und sanitäre Einrichtungen gebaut werden. Wie sollen wir das bloß schaffen?“

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Millardenversprechen an Nepal https://blogs.dw.com/abenteuersport/millardenversprechen-an-nepal/ Thu, 25 Jun 2015 13:43:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30073 Ministerpräsident Koirala (2.v.l.) bei einer Gedenkminute für die Erdbebenopfer

Ministerpräsident Koirala (2.v.l.) bei einer Gedenkminute für die Erdbebenopfer

30 Sekunden, die Nepal um Jahre zurückwarfen. Heute vor zwei Monaten bebte die Erde und verwüstete viele Gebiete des Himalaya-Staates. Bis jetzt registrierte die Regierung Nepals mehr als 8800 Tote und über 22.000 Verletzte. Wie viele Menschen genau am 25. April ihr Leben verloren, wird möglicherweise nie geklärt werden können. Viele Opfer liegen unter Schlamm und Geröll begraben. Sie alle zu bergen, ist unmöglich. In entlegenen Bergregionen haben zudem die Überlebenden die Toten schnell bestattet oder verbrannt, lange bevor die ersten Hilfsteams die Katastrophengebiete erreichten. Erst eine neue Volkszählung könnte annähernd Aufschluss über die genaue Zahl der Toten geben. Der letzte Zensus in Nepal liegt gerade einmal vier Jahre zurück. Eine Volkszählung dürfte allerdings auf der aktuellen Prioritätenliste ganz weit unten stehen. 6,7 Milliarden US-Dollar benötigt Nepal für den Wiederaufbau nach dem Erdbeben. Das sagte Außenminister Mahendra Bahadur Pandey heute bei einer Geberkonferenz in Kathmandu, an der Vertreter von mehr als 60 Staaten teilnahmen.

Koirala: „Null Toleranz“ in Sachen Korruption

„Nepal steht nicht alleine da“, versicherte Indiens Außenministerin Sushma Swaraj und versprach ein Hilfspaket von einer Milliarde Dollar, 250 Millionen davon als Geschenk, der Rest in Form von Krediten mit niedrigen Zinsen. Insgesamt wurden am ersten Tag der Konferenz rund drei Milliarden Dollar Hilfe zugesagt. „Ich garantiere Ihnen, dass wir alle Hebel in Bewegung setzen werden, um sicherzustellen, dass die Hilfe auch bei den Bedürftigen ankommt“, versprach Ministerpräsident Sushil Koirala. Es werde „null Toleranz“ in Sachen Korruption geben. Vielleicht sollte er zunächst einmal dafür sorgen, dass wirklich keine Zölle auf Hilfsgüter erhoben werden.

Jamie McGoldrick, Vertreter des UN-Nothilfebüros (OCHA) in Kathmandu, wies darauf hin, dass immer noch 2,8 Millionen Menschen in Nepal auf humanitäre Hilfe angewiesen seien und sich daran auch bis zum Ende der Monsunzeit Ende September nichts ändern werde. Das Beben hat über 700.000 Häuser zerstört oder stark beschädigt.

„School up!“ jetzt auch auf Twitter

Schule muss abgerissen werden

Schule muss abgerissen werden

Auch rund 10.000 Schulen sind seit dem Beben nicht mehr nutzbar. Eine davon ist die „Gerlinde-und-Ralf-Schule“ der Nepalhilfe Beilngries im entlegenen Bergdorf Thulosirubari, rund 40 Kilometer westlich von Kathmandu. Die vor allem von den Bergsteigern Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits finanzierte Schule war erst 2009 eröffnet worden. Dort waren zuletzt 700 Schüler unterrichtet worden. Wegen der schweren Erdbebenschäden muss das Gebäude abgerissen werden. Um die Schule so schnell wie möglich wieder aufzubauen, habe ich die Initiative „School up“ gestartet. Seit heute hat das Projekt auch einen eigenen Twitter-Account, (@ProjectSchoolup). Er soll als Forum dienen, über ihn werde ich euch über „School up!“ und auch über die Lage im Erdbebengebiet Nepals auf dem Laufenden halten werde. Ich lade euch ausdrücklich zu Aktionen ein, um „School up“ zu unterstützen. Denkbar wären etwa Sponsorenläufe. Eurer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

P.S. Die Kontoverbindung der Spendenaktion findet ihr auf der rechten Seite des Blogs.

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