Kilian Jornet – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Ralf Dujmovits: „Für mich ist das Lügen“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/ralf-dujmovits-fuer-mich-ist-das-luegen/ Mon, 29 May 2017 14:35:26 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36495

Ralf Dujmovits oberhalb des Nordsattels

Müde und enttäuscht. Ralf Dujmovits ist es nicht nur, er klingt auch so. Der 55 Jahre alte Bergsteiger spricht leise und langsam, als er mir per Satellitentelefon von seinem gescheiterten Gipfelversuch ohne Flaschensauerstoff am Mount Everest erzählt. Am Samstag hatte Ralf auf einer Höhe von 8580 Metern umgedreht, kurz vor dem Second Step, der markantesten Felsstufe auf dem Nordostgrat: „Das war bitter.“

Zehn Minuten in der Felsnische

Er sei wie geplant um 1 Uhr nachts zusammen mit dem Sherpa Namgyal Lama von Lager 3 auf 8300 Metern aus aufgebrochen und „zügig vorangekommen“, berichtet Ralf. Dann habe Schneefall eingesetzt und schließlich auch noch Wind. Er und sein Begleiter hätten in einer Felsnische Schutz gesucht. „Ich bin total schnell ausgekühlt. Zehn Minuten lang habe ich nachgedacht. Und mir war klar: Wenn ich weitermache, werde ich mir Erfrierungen zuziehen.“

„Extrem schwere Entscheidung“

Blick auf den Gipfel

Der Kopf sagte nein, und der Bauch? „Die Entscheidung ist mir extrem schwer gefallen. Schließlich hatte ich mich ja schon vorher festgelegt, dass es mein letzter Versuch sein sollte“, sagt Ralf. „Es war total enttäuschend, das Gegenteil von dem zu machen, was ich eigentlich vorhatte. Bis dahin hatte ja fast alles perfekt geklappt. Und dann spielt am entscheidenden Tag das Wetter einfach nicht mit.“

Flaschensauerstoff beim Abstieg

Frustriert kehrte Ralf wieder zurück nach Lager 3, wo er sich eine Stunde lang ausruhte. „Namgyal hat mir geraten, Flaschensauerstoff zu atmen, damit ich beim weiteren Abstieg konzentriert bleibe. Das habe ich dann auch getan, in dem Augenblick war es mir wirklich scheißegal. Der Versuch war ja sowieso gescheitert.“ Dujmovits stieg noch am Samstag bis ins vorgeschobene Basislager ab und dann am Sonntag ins Chinese Base Camp auf 5300 Metern. „Ich war extrem fertig, als ich dort eintraf. Das hing auch mit der Enttäuschung zusammen.“ Schließlich habe er vorher extrem viel Aufwand betrieben, um sich seinen großen Traum zu erfüllen. „Damit muss ich erst mal klarkommen.“

Jornet „von einem anderen Planeten“

Kilian Jornet am Everest

Seinen Hut zieht Ralf Dujmovits vor der Leistung des Spaniers Kilian Jornet, der innerhalb einer Woche zweimal den Everest bestiegen hat, alleine, ohne Flaschensauerstoff und im Eiltempo: „Der ist von einem anderen Planeten. Eine gigantische Leistung. Ich freue mich total für Kilian.“ Ganz anders stehe er zu Adrian Ballingers Aufstieg ohne Flaschensauerstoff. „Zwischen Jornet und Ballinger liegen Welten“, sagt Ralf. „Die Leistung zählt für mich nur, wenn der Gipfel selbstständig und aus eigener Kraft erreicht wurde. Ich muss noch Herr meines Körpers sein, und Herr meines Kopfs. Alles andere hat nichts mit Bergsteigen zu tun.“

„Am kurzen Seil“

Der US-Amerikaner Ballinger habe ein ganzes Team um sich herum gehabt – nicht nur seinen Partner Cory Richards, sondern auch noch einen ecuadorianischen Bergführer sowie zwei Sherpas, die das technische Equipment trugen, um in Echtzeit in den sozialen Netzwerken präsent zu sein: „Da geht es nur noch um Publizität.“ Beim Abstieg sei Ballinger von dem Ecuadorianer am kurzen Seil geführt worden. Davon habe er hinterher nichts gelesen, sagt Ralf Dujmovits: „So viel zum Thema Ehrlichkeit. Da werden Dinge in der öffentlichen Darstellung einfach weggelassen. Für mich ist das Lügen.“

Update 30. Mai: Das Ballinger-Team hat auf den Bericht reagiert. „Ich bin mit ihm den ganzen Weg vom Basislager auf den Everest hinauf und wieder herunter geklettert, und ich sage, dass er niemals während des Abstiegs am kurzen Seil ging, wie Ralf in diesem Interview fälschlicherweise behauptet“, schreibt der Ecuadorianer Esteban Mena. „Diese Information ist nicht korrekt und sollte sofort korrigiert werden.“ Aus meiner Sicht steht da erst einmal Aussage gegen Aussage.

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Gemischte Bilanz https://blogs.dw.com/abenteuersport/gemischte-bilanz/ Mon, 29 May 2017 10:36:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36477

Nordroute am Mount Everest

Der Everest hat am Wochenende noch einmal seine Zähne gezeigt – und das ausgerechnet an jenem Tag, als gleich acht Bergsteiger ohne Flaschensauerstoff den Aufstieg zum höchsten Punkt in Angriff nahmen. Anders als erwartet, erschwerten am Samstag starke Windböen und Schneefall im Gipfelbereich den Aufstieg. Die Bilanz: zwei Gipfelerfolge ohne Atemmaske auf der Nordseite, einer auf der Südseite. Zwei Bergsteiger, die doch noch zu Flaschensauerstoff griffen und ebenfalls den höchsten Punkt auf 8850 Metern erreichten. Und drei Gipfelaspiranten, die aus Sorge um ihre Gesundheit umkehrten.

Achter Achttausender für Wenzl

Latorre, Wenzl und Graziani (v.l.)

Alle diese Bergsteiger sind wohlbehalten in den Basislagern angekommen – was die wichtigste aller Nachrichten ist. Der einzige, der am Samstag von Süden her den Gipfel ohne zusätzlichen Sauerstoff erreichte, war der Österreicher Hans Wenzl. Für den 46 Jahre alten Kärntner war der Everest der achte Achttausender nach Broad Peak, Nanga Parbat, Gasherbrum I und II, Manaslu, Cho Oyu und Makalu. Allesamt hat er sie ohne Flaschensauerstoff bestiegen. Wenzl erreichte den Gipfel nach spanischen Medienberichten gegen Samstagmittag, einige Stunden nach Ferran Latorre, der wegen der widrigen Wetterverhältnisse – wie berichtet – doch noch zur Atemmaske gegriffen hatte. Der 46-Jährige Katalane komplettierte am Everest seine Achttausender-Sammlung. Die anderen 13 Achttausender hatte Ferran ohne Flaschensauerstoff bestiegen. Der Franzose Yannick Graziani kehrte auf 8500 Metern um – seine Landsfrau Elisabeth Revol „auf halbem Weg“ auf der Gipfeletappe, wie sie heute auf Facebook schreibt: „Aber es war ein unglaublich schönes und intensives Abenteuer.“

Doppelbesteigung ohne Atemmaske

Kilian Jornet am Everest

Auf der Nordseite stieg der Spanier Kilian Jornet am Samstag zum zweiten Mal innerhalb einer Woche ohne Flaschensauerstoff zum Gipfel auf: in einem Zug vom vorgeschobenen Basislager auf 6400 Metern aus. Nach 17 Stunden erreichte er den Gipfel. Es sei hart gewesen, sich bei dem Wind schnell zu bewegen, sagte der 29-Jährige: „Ich denke, den Everest zweimal innerhalb einer Woche ohne Sauerstoff bestiegen zu haben, eröffnet eine neuen Raum der Möglichkeiten im Alpinismus, und ich bin wirklich glücklich, es geschafft zu haben.“ Ohne Kilians großartige Leistung schmälern zu wollen – aber das Kunststück der Doppelbesteigung des Everest innerhalb einer Woche war 2007 auch schon Pemba Dorje Sherpa gelungen, damals ebenfalls von Norden aufsteigend.

„Nur Schmerz und Dankbarkeit“

Ballinger auf dem Gipfel

Glücklich war auch der US-Amerikaner Adrian Ballinger, der am Samstag nach sechs Everest-Gipfelerfolgen mit Sauerstoff erstmals „oben ohne“ auf dem Dach der Welt stand. „Es gäbe so viel mehr zu sagen, aber mein Gehirn ist nicht bereit, irgendetwas anderes zu empfinden als Schmerz und Dankbarkeit“, schrieb der 41-Jährige auf Instagram. Sein Begleiter Cory Richards, der sich nicht wohl fühlte, hatte Flaschensauerstoff genutzt, um Ballinger weiter unterstützen zu können.

Umkehr kurz vor dem Second Step

Der Deutsche Ralf Dujmovits kehrte nach eigenen Angaben auf einer Höhe von 8580 Metern um, kurz vor dem Second Step, der markantesten Felsstufe auf dem Nordostgrat. Der 55-Jährige entschloss sich zum Abbruch des Gipfelversuchs, als er bei Wind und Schneefall begann, das Gefühl in den Händen und Füßen zu verlieren. Eine umsichtige Entscheidung. Ralf versuchte bereits zum achten Mal, den Gipfel ohne Flaschensauerstoff zu erreichen. Bei seiner erfolgreichen Besteigung im Herbst 1992 hatte der bisher einzige Deutsche, der auf allen 14 Achttausendern stand, bei schlechtem Wetter oberhalb des Südsattels Flaschensauerstoff geatmet. Die anderen Achttausender hatte Dujmovits ohne Atemmaske bestiegen.

Versucht es Kuriki noch einmal?

Der Japaner Nobukazu Kuriki stieg am Sonntag auf der Südseite erneut nach Lager 2 auf 6400 Metern auf. Der 34-Jährige hatte nach seinem auf dem Westgrat abgebrochenen Versuch in der vergangenen Woche erklärt, er wolle noch einmal aufsteigen. Der Wetterbericht sagt für die kommenden Tage leichten Schneefall und Wind mit Geschwindigkeiten zwischen 20 und 30 Stundenkilometern voraus.

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Ohne Atemmaske: Everest-Gipfelversuche von Dujmovits und Co. laufen https://blogs.dw.com/abenteuersport/ohne-atemmaske-everest-gipfelversuche-von-dujmovits-und-co-laufen/ Wed, 24 May 2017 11:18:24 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36401

Ralf Dujmovits am Everest

Wenn alles klappt, könnte es am Samstag am Gipfel des Mount Everest eine Party „oben ohne“ geben. Mehrere Bergsteiger, die sich vorgenommen haben, den höchsten Berg der Erde ohne Atemmaske zu besteigen, sind zu ihren Gipfelversuchen aufgebrochen. Unter denen, die vom vorgeschobenen Basislager auf der tibetischen Nordseite aus starteten, war auch Ralf Dujmovits. Der 55-Jährige, der als bisher einziger Deutscher alle 14 Achttausender bestiegen hat, will den Everest endlich im achten Versuch ohne Flaschensauerstoff schaffen. Bei seinem erfolgreichen Versuch im Herbst 1992 hatte Ralf bei schlechtem Wetter oberhalb des Südsattels zur Atemmaske gegriffen – was er als Scharte empfindet, die er auswetzen will. Sein Plan: heute Nordsattel (7050 Meter), morgen Lager 2 (7700 Meter), übermorgen Lager 3 (8300 Meter) und dann am Samstag „hoffentlich in Richtung Gipfel“ (8850 Meter), wie mir Ralf schreibt: „Ich bin zuversichtlich, fühle mich wohl und denke, dass mir die extrem warmen Temperaturen (voraussichtlich minus 20 Grad Celsius) helfen könnten.“

Noch ein Aufstieg des Speed-Spezialisten Jornet?

Darauf setzen auch die beiden US-Amerikaner Adrian Ballinger und Cory Richards, die denselben Zeitplan wie Dujmovits haben. Richards hatte bereits im vergangenen Jahr den Gipfel ohne Flaschensauerstoff erreicht, Ballinger hatte umkehren müssen. Hartnäckig hält sich auch die Vermutung, dass der Spanier Kilian Jornet einen zweiten Versuch startet, um seine Aufstiegszeit vom vergangenen Montag zu unterbieten. Trotz gesundheitlicher Probleme war der 29 Jahre alte Speed-Spezialist in nur 26 Stunden vom Kloster Rongbuk auf 5100 Metern bis zum Gipfel aufgestiegen – ohne Atemmaske.

Revol ist nicht zu stoppen

Südseite des Mount Everest

Auch auf der nepalesischen Südseite haben sich mehrere Bergsteiger, die auf Flaschensauerstoff verzichten wollen, den Samstag als Gipfeltag ausgeguckt. Der Spanier Ferran Latorre würde im Erfolgsfall seine Achttausender-Sammlung komplettieren und hätte dann alle 14 höchsten Berge der Erde ohne Atemmaske bestiegen. Ebenfalls „oben ohne“ wollen Yannick Graziani und Elisabeth Revol, beide aus Frankreich, aufsteigen. Elisabeth scheint in diesem Frühjahr gar nicht zu stoppen sein. Am Makalu hatte sie bereits den Vorgipfel erreicht, anschließend dann den Lhotse bestiegen.

Kuriki nicht auf-, sondern abgestiegen

Der Japaner Nobukazu Kuriki, der eigentlich den morgigen Donnerstag als Gipfeltag angepeilt hatte, ist wegen gesundheitlicher Probleme vom Westgrat aus wieder in ein tiefer gelegenes Lager abgestiegen. Das teilte das Team des 34-Jährigen mit, das Stunden zuvor noch verkündet hatte, Kuriki sei von seinem Lager auf 7200 Metern aus weiter aufgestiegen. Der Japaner hat sich die erste Solo-Begehung der „Hornbein-Route“ vorgenommen, ebenfalls ohne Atemmaske: über den Westgrat, in die Nordwand, durch das Hornbein-Couloir zum Gipfel. Es wäre die erste Wiederholung der Route, die 1963 die US-Amerikaner Tom Hornbein und Willy Unsoeld (mit Flaschensauerstoff) eröffnet hatten. Bei einem gescheiterten Solo-Versuch auf dieser Route im Herbst 2012 hatte sich Kuriki so schwere Erfrierungen zugezogen, dass neun seiner zehn Finger hatten amputiert werden müssen.

Weitere vier Tote

Am Südsattel wurden derweil nach Angaben der Zeitung „The Himalayan Times“ vier tote Bergsteiger in einem Zelt entdeckt – zwei ausländische Kunden und zwei Sherpas. Sie seien vermutlich erstickt, hieß es. Das erinnert an einen Zwischenfall im vergangenen Jahr am Makalu, als zwei Sherpas einer deutschen Expedition im Hochlager an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung gestorben waren. Damit hat sich die Zahl der Todesfälle am Everest in diesem Frühjahr auf zehn erhöht.

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Jornet und Holzer auf dem Everest, Revol auf dem Lhotse https://blogs.dw.com/abenteuersport/jornet-und-holzer-auf-dem-everest-revol-auf-dem-lhotse/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/jornet-und-holzer-auf-dem-everest-revol-auf-dem-lhotse/#comments Mon, 22 May 2017 10:01:23 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36327

Mount Everest

Heute dürfte es richtig voll am Gipfel des Mount Everest gewesen sein. Allein von der Nordseite hätten  möglicherweise 60 Bergsteiger versucht, den höchsten Punkt der Erde auf 8850 Metern zu erreichen, schreibt Ralf Dujmovits auf Instagram. Die Zahl der Gipfelanwarter auf der nepalesischen Südseite sollte noch deutlich höher gewesen sein. Dujmovits, der bisher einzige Deutsche, der alle 14 Achttausender bestiegen hat, plant, den Gipfel des Everest ohne Flaschensauerstoff zu erreichen. Der 55-Jährige will nach eigenen Worten den aktuellen Ansturm abwarten und erst danach seinen Versuch auf der Nordroute starten: „In meinem Alter ohne Flaschensauerstoff muss man in sehr gleichmäßigem Tempo aufsteigen. Ich kann nicht einfach beschleunigen, um andere zu überholen (und dabei Körperwärme einbüßen) und kann auch nicht an den typischen Staustellen warten (und damit auch Körperwärme verlieren).“

Mit Bauchschmerzen zum Gipfel

Kilian Jornet beim Aufstieg

Bereits gegen Mitternacht hat der Spanier Kilian Jornet nach eigenen Angaben den Gipfel des Mount Everest erreicht – „alleine, ohne Sauerstoff-Unterstützung und Fixseile“, wie sein Team auf Facebook wissen lässt. 38 Stunden nach dem Start seines Speed-Aufstiegs am Kloster Rongbuk auf 5100 Metern Höhe sei der 29-Jährige wieder zurück im vorgeschobenen Basislager gewesen. Dort habe er sich entschlossen, nicht, wie ursprünglich geplant, zum Kloster Rongbuk zurückzulaufen, sondern wegen gesundheitlicher Probleme sein Speed-Projekt zu beenden. „Bis auf eine Höhe von 7700 Metern fühlte ich mich gut, alles lief nach Plan. Aber dann bekam ich Bauchschmerzen, ich vermute einen Virus“, sagte Kilian. „Von dort aus habe ich mich nur noch langsam bewegt, alle paar Schritte musste ich stoppen, um mich zu erholen. Dennoch habe ich um Mitternacht den Gipfel erreicht.“

Holzer im dritten Anlauf erfolgreich

Am Sonntag hatten nach Angaben der in Kathmandu erscheinenden Zeitung „The Himalayan Times“ mehr als 70 Bergsteiger auf dem höchsten Punkt gestanden. Darunter war das Team des österreichischen Veranstalters Furtenbach Adventures. Ihm gehörten unter anderen der blinde Bergsteiger Andy Holzer und seine beiden Begleiter Wolfgang Klocker und Klemens Bichler an. „Wir sind so glücklich. Es ist gelungen“, schrieb Andy per Email an seine Frau Sabine.  „War extrem hart. Acht Stunden Aufstieg und fünf Stunden Abstieg bis Camp 3.“

Andy Holzer (2.v.r.) mit seinen Begleitern

Der 50-Jährige war bereits 2014 auf der Südseite und 2015 auf der Nordseite des Everest gewesen. Beide Saisons waren vorzeitig zu Ende gegangen, 2014 wegen des Lawinenunglücks im Khumbu-Eisbruch mit 16 Toten, 2015 wegen des verheerenden Erdbebens in Nepal.  „Wir sind brutal stolz, das war wirklich ein vier Jahre langes Programm“, sagte Holzer. „Dreimal hergefahren. Es hat viel Geld gekostet, viele Enttäuschungen, und jetzt sind wir endlich am Gipfel gewesen.“ Er ist der erste blinde Bergsteiger, der den Gipfel des Mount Everest von der tibetische Nordseite aus erreicht hat. Der erste Blinde überhaupt auf dem höchsten Berg der Erde, der US-Amerikaner Erik Weihenmayer, war 2001 von Süden her aufgestiegen.

Zum erfolgreichen Furtenbach-Team gehörte auch die 26 Jahre alte Anja Blancha. Sie wird künftig als jüngste deutsche Bergsteigerin auf dem Everest in den Listen geführt wird. Bis dahin war es laut Billi Bierling von der „Himalayan Database“ Claudia Bäumler, die 2002 als 33-Jährige aufgestiegen war.

R.I.P.

Vier Tote

Am Sonntag wurden vom Everest jedoch nicht nur Gipfelerfolge, sondern auch Todesfälle gemeldet. Ein US-Amerikaner und ein Slowake, beide 50 Jahre alt, starben auf der Südseite, ein 54-jähriger Australier auf der Nordseite. Ein zunächst vermisster indischer Bergsteiger wurde inzwischen nahe dem Südsattel tot aufgefunden.

 

Polnische Gipfelerfolge, Revol auf dem Lhotse

Polnische Medien berichten, am Sonntag habe Janusz Adamski alleine und ohne Flaschen-Sauerstoff den Mount Everest bestiegen. Er sei von Norden gekommen und dann auf der Südseite abgestiegen. Sein Landsmann Rafal Fronia hat laut Meldungen aus Polen ohne Atemmaske den Lhotse bestiegen.

Die Französin Elisabeth Revol hat nach eigenen Angaben bereits am Samstag den Gipfel des Lhotse erreicht. „Ich war am Gipfel, konnte aber nur von 30 Metern unterhalb eine Nachricht senden, weil oben zu viel Wind war“, schreibt Elisabeth auf Facebook. „Ich habe sogar meinen Handschuh verloren. Er flog weg. Jetzt bin ich glücklich!“ Vor nicht einmal zwei Wochen hatte Revol versucht, den Makalu zu besteigen, hatte aber wegen zu viel Wind am 8445 Meter hohen Vorgipfel umkehren müssen.

Update 24. Mai: Der Pole Adamski hat inzwischen eingeräumt, dass Sherpas für ihn Zelte nach Lager 1 und 2 trugen und er ab Lager 3 Flaschensauerstoff benutzte. Offenbar hatte er auch kein Permit für seine Überschreitung des Gipfels hinüber auf die nepalesische Südseite.

Update 9. Juni: Ich habe die Information entfernt, dass Andy Holzer die Seven Summits vervollständigt habe. Der Österreicher bestätigte Berichte, dass er 2008 am Denali, dem höchsten Berg Nordamerikas, bei schlechtem Wetter nicht den Hauptgipfel, sondern nur das Kahiltna Horn erreicht habe, den rund 70 Meter niedrigeren Vorgipfel. „Die Temperatur war weit unter 40 Grad minus und für mich war damals wie heute bekannt, dass dieser Punkt als ‚Schlechtwettergipfel‘ Gültigkeit hat und hatte, schrieb Holzer an bergsteiger.com. Seltsame Argumentation.

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https://blogs.dw.com/abenteuersport/jornet-und-holzer-auf-dem-everest-revol-auf-dem-lhotse/feed/ 2
Kuriki ändert seinen Everest-Plan https://blogs.dw.com/abenteuersport/kuriki-aendert-seinen-everest-plan/ Wed, 17 May 2017 17:12:49 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36249

Nobukazu Kuriki

Nobukazu Kuriki hat die Everest-Seite gewechselt. Der 34 Jahre alte Japaner meldete sich heute via Facebook aus Gorak Shep, der 5207 Meter hoch gelegenen, letzten bewohnten Siedlung unterhalb des Everest auf der nepalesischen Südseite. Die nötigen Formalitäten mit den nepalesischen Behörden hat Kuriki offenbar erledigt. Zuvor hatte Nobukazu sein Zelt auf der tibetischen Nordseite aufgeschlagen: auf dem Zentralen Rongbuk-Gletscher unterhalb der Everest-Nordwand. Grund für seinen Ortswechsel, so Kuriki, sei, dass er seinen Aufstiegsplan geändert habe. Ursprünglich hatte der Japaner die Nordwand solo und ohne Flaschensauerstoff über die so genannte „Supercouloir-Route“ –  ein Rinnensystem, das sich fast durch die komplette Wand zieht – zum höchsten Punkt aufsteigen wollen.

Zu viel Blankeis in der Nordwand

Geplante Route Kurikis

Im unteren Wandbereich gebe es derzeit jedoch sehr viel Blankeis, schreibt Kuriki auf Facebook. Da er bei seinem Everest-Versuch im Herbst 2012 neun seiner zehn Finger wegen Erfrierung verloren habe, sei es für ihn zu gefährlich, dort zu klettern. Deshalb wolle er nun auf der Südseite bis zum Westgrat aufsteigen, erst von dort aus in die Nordwand queren und über das Hornbein-Couloir zum Gipfel steigen. „Tatsächlich ist es genau die Route, die ich schon im Herbst 2012 versucht habe“, schreibt Kuriki. „Ich fühle mich gerade, als wäre ich immer noch damals dort.“ Er werde am Freitag von Gorak Shep aus aufbrechen und hoffe, am 23. Mai, also am Dienstag kommender Woche, den Gipfel zu erreichen. Dann werde laut Wettervorhersage der Wind aus Westen abgeflaut sein. Für Kuriki ist es bereits der siebte Anlauf am Everest. Sechsmal hatte er zuvor, jeweils im Herbst, vergeblich versucht, den Gipfel zu erreichen, fünfmal von der nepalesischen, einmal – im vergangenen Jahr – von der tibetischen Seite aus.

Mehr als 2000 Höhenmeter in sechs Stunden

Kilian Jornet am Everest

Kilian Jornet, der wie Kuriki im Herbst 2016 auf der Nordseite gescheitert war, akklimatisiert sich derzeit auf der tibetischen Normalroute für seinen Versuch einer Speedbesteigung ohne Flaschensauerstoff. Am Montag ließ der Spanier auf Facebook wissen, dass er innerhalb von sechs Stunden vom vorgeschobenen Basislager auf 6300 Metern bis auf eine Höhe von 8400 Metern aufgestiegen sei. „Good vibrations“, gute Schwingungen, konstatierte der 29-Jährige. Kilian hatte sich mit einem Aufstieg auf den Achttausender Cho Oyu auf sein Everest-Projekt vorbereitet – bei Schneefall und äußerst schlechter Sicht: „Ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich der Gipfel war, weil ich nur bis zu meinen Füßen sehen konnte.“

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Dujmovits am Everest: „Ich bin zuversichtlich“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/dujmovits-am-everest-ich-bin-zuversichtlich/ Tue, 09 May 2017 17:14:38 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36125

Ralf Dujmovits oberhalb des Nordsattels

Alle Welt schreibt, wie voll es am Mount Everest ist. „Der Berg ist fast komplett ausgestorben“, erzählt mir heute Ralf Dujmovits per Satellitentelefon. Der einzige Deutsche, der bisher alle 14 Achttausender bestiegen hat, ist gerade von seinem zweiten Akklimatisierungs-Anstieg auf der tibetischen Nordseite des Everest zurückgekehrt. Eine Nacht hat er in Lager 2 auf 7700 Metern verbracht, anschließend stieg er wieder, wie geplant, zum vorgeschobenen Basislager (ABC) auf 6300 Metern Höhe ab.

Fixseile bis 8300 Meter

Sherpas im Abstieg von Lager 3

Das ABC ist natürlich nur vorübergehend verwaist. „Fast alle sind nach weiter unten abgestiegen“, erzählt Ralf. Die Teams der meisten kommerziellen Expeditionen wollten im so genannten „Chinese Base Camp“ auf 5200 Metern Höhe oder sogar noch weiter unten vor dem ersten Gipfelversuch noch einmal „dickere Luft“ tanken. Die Route, so Dujmovits, sei inzwischen bis Lager drei auf 8300 Metern mit Fixseilen gesichert, am Donnerstag oder Freitag sollten die Arbeiten bis zum Gipfel abgeschlossen werden. Auf der Nordseite halten sich derzeit rund 140 ausländische Bergsteiger auf, dazu etwa ebenso viele Sherpas. In der Summe sind es nur halb so viele Gipfelaspiranten wie auf der nepalesischen Südseite des Everest, wo insgesamt rund 750 ausländische und einheimische Bergsteiger unterwegs sind.

Regeneration auf 6300 Metern

Blick hinunter auf den Nordsattel (links der Cho Oyu)

„Ich mache jetzt erst mal drei bis vier Tage Pause, um mich komplett zu regenerieren“, sagt Ralf. „Ich werde hier im ABC bleiben und nicht weiter absteigen. Dafür sehe ich keinen Grund. Ich fühle mich echt wohl. Mal sehen, wie sich das Wetter entwickelt.“ Der 55-Jährige will noch einen letzten Versuch – seinen inzwischen achten – machen, den Everest ohne Flaschensauerstoff zu besteigen. Bei seinem Gipfelerfolg im Herbst 1992 hatte er bei schlechtem Wetter oberhalb des Südsattels zur Atemmaske gegriffen. Die anderen 13 Achttausender hatte Dujmovits ohne zusätzlichen Sauerstoff bestiegen. Nur am Everest scheiterte er immer wieder – aus unterschiedlichen Gründen. Bei seinem nach eigenen Worten „definitiv letzten“ Versuch gönnt er sich eine Absicherung:  Ralf hat Mingma Sherpa, einen Sherpa aus dem Khumbu-Gebiet, engagiert, der für den Deutschen eine Flasche Sauerstoff mitträgt – nur für den Notfall. Sollte er gezwungen sein, zur Flasche zu greifen, will Ralf sofort absteigen.

Seit Tagen kaum Wind

Abendstimmung in Lager 2

Danach sieht es derzeit nicht aus. „Ich bin ganz zuversichtlich“, sagt Ralf. Nach seiner Vorakklimatisierung im Khumbu, wo er mit seiner Partnerin Nancy Hansen den Sechstausender Cholatse bestiegen hatte, fühle er sich „überdurchschnittlich fit“.  Die Nacht auf 7700 Metern sei allerdings „etwas durchwachsen“ gewesen, räumt Dujmovits ein. „Ich hatte wohl zuvor irgendetwas Falsches gegessen.“ Heute Morgen habe er dann im Schneetreiben zusammengepackt und sei abgestiegen: „Wir haben hier seit Tagen quasi Windstille. Deshalb bilden sich immer wieder Wolken, und es beginnt zu schneien.“

Sicht bis zu den Füßen

Die teilweise heftigen Schneefälle im Himalaya haben bereits einige Gipfelversuche an Achttausendern durchkreuzt. So kehrte der Deutsche Thomas Lämmle, der den Makalu ohne Flaschensauerstoff besteigen will, heute in Lager 3 auf knapp 7500 Metern um. Der Spanier Kilian Jornet, inzwischen auf dem Weg zum Everest, erreichte nach eigenen Worten am Sonntag in dichtem Schneetreiben am Achttausender Cho Oyu einen Punkt, den er für den höchsten hielt: „Ganz ehrlich, ich bin mir nicht sicher, ob es der Gipfel war, weil ich nur meine Füße sehen konnte. Aber ich war irgendwo in der Nähe.“

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Zwei schnelle Männer am Everest: Jornet und Steck https://blogs.dw.com/abenteuersport/zwei-schnelle-maenner-am-everest-jornet-und-steck/ Tue, 25 Apr 2017 15:02:38 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35923

Kilian Jornet (r.) und Emilie Forsberg (l.) in Kathmandu

„Ich fühle mich wirklich akklimatisiert und stark in der Höhe“, sagte Kilian Jornet. Und das schon bevor er am Wochenende Richtung Himalaya startete. Als Training für seine Achttausender-Expedition war der Speed-Spezialist mit seiner schwedischen Freundin Emelie Forsberg in Norwegen geklettert und am Tag vor dem Abflug noch bei der Trofeo Mezzalama gestartet, einem der klassischen Rennen für Skibergsteiger. Dabei hatte Kilian im Team mit den Schweizern Martin Anthamatten und Werner Marti bei den Männern den zweiten Rang belegt, Emelie hatte den Wettbewerb der Frauen an der Seite der Schweizerin Jennifer Fiechter und der Französin Laetitia Roux gewonnen. Über die nepalesische Hauptstadt Kathmandu reisten Jornet und Forsberg nach Tibet. Innerhalb der nächsten zwei Wochen wollen sie den Cho Oyu besteigen, mit 8188 Metern der sechsthöchste Berg der Erde. „Wenn alles klappt, könnten wir etwa am 7. oder 8. Mai auf dem Gipfel stehen“, sagte Emelie, für die es die erste Erfahrung an einem Achttausender ist. Und Kilian ergänzte: „Für mich wird es eine gute Vorbereitung für den Everest, weil ich dann bei der Ankunft dort noch besser akklimatisiert sein werde.“

Leicht und schnell

Kilian Jornet 2016 am Everest

Der 29 Jahre alte Katalane präzisierte seinen Plan für eine Speed-Besteigung des höchsten Bergs der Erde. Die peilt er für Ende Mai an. Begleitet wird Jornet diesmal am Everest nur von Kameramann Sébastien Montaz-Rosset. Er wolle entweder über das Norton- oder das Hornbein-Couloir zum Gipfel aufsteigen, sagte Kilian, „natürlich abhängig von den Bedingungen am Berg“. Zunächst plant er weitere Akklimatisierungstouren vom vorgeschobenen Basislager auf 6300 Metern aus. Dann will Jornet für seinen Speedversuch zum Kloster Rongbuk auf 5000 Metern zurückkehren, der letzten dauerhaft bewohnten Siedlung unterhalb des Gipfels. Von dort aus will er den Berg, wenn möglich, in einem Zug besteigen, ohne Flaschensauerstoff. „Leicht und schnell. Es gibt Leute, die meinen, das ist Wahnsinn“, sagt Kilian. „Aber für mich ist der Berg ein Raum, in dem jeder frei sein sollte, das zu tun, was er meint, schaffen zu können. Ich mag es, leicht unterwegs zu sein. Auf diese Weise verbringt man weniger Zeit in der Höhe und wird nicht so schnell müde, auch wenn einem bewusst sein sollte, dass die Expedition risikoreicher wird.“ Im Herbst vergangenen Jahres hatten die Schneemassen am Everest verhindert, dass Jornet überhaupt einen ernsthaften Speed-Versuch machen konnte.

Steck: „Sehr gute Bedingungen“

Ueli Steck oberhalb von Lager 2

Auch Ueli Steck ist ein schneller Mann, der übrigens auch schon mit Jornet gemeinsam im Eiltempo bergsteigen war. Der Schweizer Topbergsteiger ist schon seit fast zwei Wochen auf der Südseite des Mount Everest. Gerade hat der 40-Jährige zwei Nächte in Lager zwei auf 6400 Metern verbracht. „Schönes Wetter und warm“, schreibt Ueli auf Facebook. „Ich habe die Chance ergriffen und einen Blick Richtung Westschulter geworfen. Bisher sind die Bedingungen sehr gut. Aber das kann sich innerhalb eines Monats natürlich ändern.“ Sein Kletterpartner Tenjing Sherpa hat sich nach Uelis Worten Erfrierungen zugezogen. „Hoffentlich heilen sie bald aus, so dass wir wieder gemeinsam am Berg unterwegs sein können.“ Steck hat sich für dieses Frühjahr die Everest-Lhotse-Überschreitung vorgenommen. Wenn es die Bedingungen zulassen, will er über den selten begangenen Westgrat und das Hornbein-Couloir den Gipfel erreichen, dann zum Südsattel ab- , und (über die vom gebürtigen Kasachen Denis Urubko 2010 eröffnete Variante) zum 8611 Meter hohen Gipfel des Lhotse aufsteigen – wie immer bei seinen Achttausender-Projekten ohne Flaschensauerstoff. In dieser Aneinanderreihung ist die Traverse noch nie versucht worden. „Das wäre mein Traumding“, sagte mir Ueli vor der Expedition. „Aber ich bin auch realistisch und habe genug Erfahrung, um zu wissen, dass es nur klappen kann, wenn sehr, sehr viel stimmt. Es müssen perfekte Verhältnisse herrschen, das Wetter muss gut und stabil sein. Ich glaube, es ist wichtig, dass man Ideen hat, aber am Ende am Berg entscheidet, was möglich ist und was nicht.“

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Everest-Herbstlinge im Frühjahr https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-herbstlinge-im-fruehjahr/ Thu, 20 Apr 2017 19:01:14 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35857

Kuriki (2.v.l.) im Everest-Basislager

Eigentlich wollten beide erst im Herbst zum höchsten Berg der Erde zurückkehren. Doch die Chinesen machten ihnen einen Strich durch die Rechnung. Im kommenden Herbst werden die chinesischen Behörden nämlich keine Permits für den Mount Everest ausstellen. Aus diesem Grund reihen sich sowohl der Japaner Nobukazu Kuriki als auch der Spanier Kilian Jornet in die Schar derer ein, die den Everest in diesem Frühjahr von der tibetischen Nordseite aus besteigen wollen. Der 34 Jahre alte Kuriki ist bereits im „Chinese Base Camp“ auf 5200 Metern eingetroffen. Kuriki hat angekündigt, auf der Normalroute bis auf eine Höhe von 7500 Metern aufzusteigen, um sich zu akklimatisieren. Anschließend will er erneut versuchen, im Alleingang und ohne Flaschensauerstoff durch die Nordwand zu klettern.

Siebter Anlauf

Kuriki im Herbst 2016 in der Everest-Nordwand

Im Herbst 2016 hatte Kuriki auf einer Höhe von 7400 Metern vor den Schneemassen in der Wand kapituliert. Es war sein erster Versuch auf der Nordseite des Bergs gewesen. Zuvor war er auf der nepalesischen Südseite fünfmal gescheitert, immer im Herbst. 2012 hatte er sich bei einem Versuch über den Westgrat so schwere Erfrierungen zugezogen, dass neun Finger fast auf ganzer Länge hatten amputiert werden müssen. „Es ist noch nicht vorbei“, verkündete Kuriki fast trotzig vor seinem nun schon siebten Versuch.

Im Eiltempo auf den Gipfel?

Kilian Jornet 2016 am Everest

Kilian Jornet hat noch alle seine Finger. Der 29 Jahre alte Katalane war im vergangenen Herbst bei seinem ersten Anlauf am Everest gescheitert. Kilian hatte ursprünglich vorgehabt, nach erfolgter Akklimatisierung den höchsten Berg in einem Zug zu besteigen,vom Kloster Rongbuk aus (das rund 30 Kilometer vom vorgeschobenen Basislager unterhalb des Nordsattels entfernt liegt), im Eiltempo, ohne Flaschensauerstoff und Sherpa-Unterstützung. Zu einem Speedversuch war es gar nicht erst gekommen. Auf der Normalroute war er nach eigenen Angaben mit seinen Begleitern bis auf eine Höhe von 7950 Metern aufgestiegen, ehe auch ihn die Schneemassen am Everest gestoppt hatten.

Auch die Freundin ist dabei

Kilian Jornet

An seinem Plan hat sich nichts geändert. Wie Jornet die geplante Speedbesteigung umsetzen will, wenn so viele Gipfelaspiranten am Berg sein werden wie in diesem Frühjahr, bleibt vorerst noch sein Geheimnis. Erneut wird Jornet von dem spanischen Topbergsteiger Jordi Tosas begleitet. Zum Team gehört diesmal auch Kilians Freundin, die schwedische Bergläuferin und Skibergsteigerin Emelie Forsberg. Am Wochenende geht es los.

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Jornet bricht Everest-Expedition ab https://blogs.dw.com/abenteuersport/jornet-bricht-everest-expedition-ab/ Thu, 15 Sep 2016 15:10:13 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33591 Kilian Jornet

Kilian Jornet

Da lag ich mit meinem Gefühl gestern doch richtig: Wegen der Schneemassen am Everest gibt der Spanier Kilian Jornet auf. Der 28-Jährige kündigt an, er werde vom höchsten Berg der Erde zurückkehren, ohne ihn bestiegen zu haben. Die schlechten Wetterbedingungen hätten ihn gezwungen, seinen Plan einer Speed-Besteigung über die Nordwand aufzugeben, sagt Jornet: “In den ersten Wochen haben wir uns gut akklimatisiert, und auch die Bedingungen waren gut. Doch gerade als wir uns für den Versuch bereit machten, begann sich das Wetter zu ändern. Es gab einige heftige Schneestürme, jede Menge Schnee wurde abgeladen. Die Folge war hohe Lawinengefahr. Weil sichere Bedingungen fehlten, war es unmöglich zu klettern – obwohl wir in guter körperlicher Verfassung waren.“

„Wir würden einige Dinge ändern“

Verschneite Everest- Nordwand

Verschneite Everest- Nordwand

Jornet sagt, er sei trotz “einer gewissen Frustration, weil wir gut akklimatisiert waren und uns auch gut fühlten” mit seinen Erfahrungen am Everest zufrieden: “Dort alleine unterwegs zu sein, ist unglaublich. Nun kehren wir heim, um uns zu erholen und für die Zukunft zu planen. Ich denke, dass wir einige Dinge ändern würden, sollten wir zurückkommen. Aber es war eine großartige Erfahrung und eine gute Lektion für das nächste Mal.“ Jornet verbrachte drei Wochen im Basislager, um sich auf seine Besteigung vorzubereiten. Wie berichtet, wollte Kilian den Everest im Eiltempo besteigen: in einem Zug vom Kloster Rongbuk bis zum Gipfel, ohne Flaschensauerstoff und Sherpa-Unterstützung. Jetzt verbleibt nur noch der 34-jährige Japaner Nobukazu Kuriki am Everest. Er hat ebenfalls einen Versuch über die Nordwand angekündigt hat, im Alleingang und ohne Atemmaske.

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Verschneiter Everest https://blogs.dw.com/abenteuersport/verschneiter-everest/ Wed, 14 Sep 2016 18:15:02 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33575 Everest Nordwand (gestern)

Everest Nordwand (gestern)

Den Blick kenne ich. Doch wie anders sieht der Mount Everest jetzt im Herbst aus. Der Japaner Nobukazu Kuriki hat sein vorgeschobenes Basislager (ABC) genau dort aufgeschlagen, wo auch unsere Zelte standen. Im Frühjahr 2005 begleitete ich die Österreicherin Gerlinde Kaltenbrunner, den Deutschen Ralf Dujmovits und den Japaner Hirotaka Takeuchi zur Everest-Nordwand und berichtete vom ABC aus 5500 Metern auf für DW Radio und im Internet über den Fortgang der Expedition.

Hirnödem überlebt

Nordwand (2005)

Nordwand (2005)

Ursprünglich hatte sich das Trio damals vorgenommen, über die so genannte „Supercouloir“-Route zum 8850 Meter hohen Gipfel zu klettern: im unteren Teil durch das „Japaner-Couloir“ (1980 von den Japanern Shigehiro und Ozaki erstmals durchstiegen), im oberen Teil der Wand durch das „Hornbein-Couloir“ (benannt nach dem US-Bergsteiger Hornbein, der sich 1963 mit seinem Landsmann Unsoeld auf rund 7600 Metern Höhe als Erster in die steile Nordwand wagte). Die Verhältnisse ließen es nicht zu, die drei Profibergsteiger wichen auf die Normalroute aus. Die Expedition scheiterte schließlich, weil sich Hiro auf über 7000 Metern ein Höhenhirnödem zuzog, das er mit Glück überlebte. 2012 sollte Takeuchi der erste Japaner werden, der alle 14 Achttausender bestieg.

Hohe Lawinengefahr

Im Frühjahr 2005 war die Wand deutlich weniger verschneit als jetzt. Nobukazu Kuriki hat angekündigt, er wolle versuchen, den Gipfel des Everest über das „Große Couloir“ erreichen, solo und ohne Flaschensauerstoff. Die Australier Tim Macartney-Snape und Greg Mortimer hatte die Route „White Limbo“ durch das Norton-Couloir im Herbst 1984 eröffnet, auch sie verzichteten auf Atemmasken. Damals war die Wand ebenfalls tief verschneit. Seitdem wurde die Route nie wiederholt.

Der 34 Jahre alte Japaner war bereits am Wandfuß und berichtete über hohe Lawinengefahr. Kuriki versucht sich – wie berichtet – bereits zum sechsten Mal in der Nachmonsun-Zeit am höchsten Berg der Erde, zum ersten Mal jedoch auf der Nordseite. In die Nordwand hatte er 2012 schon einmal hineingeschnuppert. Bei seinem gescheiterten Versuch über den Westgrat hatte er sich so schwere Erfrierungen zugezogen, dass neun Finger fast auf ganzer Länge hatten amputiert werden müssen.

Jornet: „Eine Menge Schnee“

Deutlich sparsamer als Kuriki informiert der Spanier Kilian Jornet die Öffentlichkeit über den Fortgang seiner Everest-Expedition, ebenfalls auf der Nordseite. „Wir akklimatisieren uns weiterhin“, twitterte der 28-Jährige vor knapp einer Woche. „Hier liegt eine Menge Schnee, aber alles ist okay.“ Seitdem herrscht Funkstille. Kilian will – wie ihr ebenfalls hier im Blog lesen konntet – im Eiltempo auf den Everest laufen: in einem Zug vom Kloster Rongbuk bis zum Gipfel, ohne Flaschensauerstoff und Sherpa-Unterstützung. Gut möglich, dass sowohl Kuriki als auch Jornet im Schnee stecken bleiben. Vielleicht wühlen sie sich aber auch durch. Es bleibt spannend.

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Der Everest-Herbst-Mann ist wieder da https://blogs.dw.com/abenteuersport/der-everest-herbst-mann-ist-wieder-da/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/der-everest-herbst-mann-ist-wieder-da/#comments Tue, 16 Aug 2016 02:37:31 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33497 Nobukazu Kuriki

Nobukazu Kuriki

Er macht das halbe Herbst-Dutzend voll. Zum sechsten Mal will sich der Japaner Nobukazu Kuriki in der Nach-Monsun-Zeit am Mount Everest versuchen. Der 34-Jährige plant nach eigenen Worten, den höchsten Berg der Erde im Alleingang zu besteigen, ohne Flaschensauerstoff, diesmal über die tibetische Nordseite. Im vergangenen Jahr hatte Kuriki es von der nepalesischen Südseite aus versucht – und war zum insgesamt fünften Mal am Everest gescheitert: Er gelangte bis auf eine Höhe von 8150 Meter gelangt, rund 200 Meter oberhalb des Südsattels, ehe er seinen Gipfelversuch wegen tiefen Schnees und starker Winde abbrach. 

Nur ein komplette Finger

Kuriki nach seinem gescheiterten Versuch 2012

Nach seinem gescheiterten Versuch 2012

Im Herbst 2012 hatte sich Kuriki bei einem Versuch über den Everest-Westgrat schwere Erfrierungen zugezogen. Neun Finger hatten fast auf ganzer Länge amputiert werden müssen, ihm blieben nur noch Stummel – und ein intakter Daumen. Im vergangenen Frühjahr hatte sich der Japaner auf den Weg zur Annapurna-Südwand gemacht, war dort aber wegen schlechten Wetters nicht weit vorgedrungen. Um sein neues Everest-Abenteuer zu finanzieren, startete Kuriki ein „Crowdfunding“, sprich eine Geldsammlung im Internet. Die angepeilte Summe von umgerechnet knapp 160.000 Euro wurde deutlich übertroffen.

Geduld ist nötig

Kuriki 2015 am Everest

Kuriki 2015 am Everest

Der Spanier Kilian Jornet ist bereits vor gut einer Woche in den Himalaya gereist, um den Everest – wie berichtet – ebenfalls von Norden aus zu besteigen, im Eiltempo, ohne Flaschensauerstoff. Er peilt einen Aufstieg Mitte September an. „Man muss es einfach versuchen“, sagt Kilian. „Wenn also die Bedingungen passen und ich mich gut fühle, sollte ich es probieren. Aber es ist wichtig, die Geduld zu habe, auf diesen richtigen Moment zu warten.“ Das sollte auch Nobukazu Kuriki beherzigen. Die letzten Everest-Aufstiege im Herbst liegen schon sechs Jahre zurück: Im Oktober 2010 erreichten der US-Amerikaner Eric Larsen und fünf Sherpas den höchsten Punkt auf 8850 Metern.

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Steck: „Grundsätzlich traue ich es Kilian zu“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/steck-grundsaetzlich-traue-ich-es-kilian-zu/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/steck-grundsaetzlich-traue-ich-es-kilian-zu/#comments Wed, 03 Aug 2016 14:26:51 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33366 Kilian Jornet (l.) und Ueli Steck auf dem Eiger (2015)

Kilian Jornet (l.) und Ueli Steck (r.) auf dem Eiger

Ambitioniert oder überdreht? Die Bergsteiger-Szene diskutiert über das bevorstehende Everest-Projekt des Spaniers Kilian Jornet. Der 28 Jahre alte Katalane will – wie berichtet – am Sonntag nach Tibet aufbrechen, um im Rahmen seines Projekts „Summits of my life“ den höchsten Berg der Erde von der Nordseite aus zu besteigen, besser gesagt hinaufzurennen. Der Plan hört sich verrückt an: Wenn möglich in einem Zug vom Kloster Rongbuk zum 8850 Meter hohen Gipfel; ohne Flaschensauerstoff und Sherpa-Unterstützung; wenn es die Verhältnisse am Berg zulassen, über eine selten begangene Route (Norton- oder Hornbein-Couloir); und als würde das alles noch nicht reichen, im Monsun. Natürlich weckt das Erinnerungen an Reinhold Messners legendäres Solo im Jahr 1980. Doch Jornet wird nicht alleine unterwegs sein. Und er ist auch ein komplett anderer Typ Bergsteiger als einst der Südtiroler.

Hart trainiert

Everest-Nordseite

Everest-Nordseite

Jornets Stärke liegt nicht in der Klettertechnik, sondern vor allem in Ausdauer und Geschwindigkeit. Als Skibergsteiger, Trailrunner und Skyrunner stellte Kilian zahlreiche Rekorde auf – unter anderem am Aconcagua, dem mit 6962 Meter höchsten Berg Südamerikas. Doch der Everest ist noch einmal 1888 Meter höher, und der Spanier war noch niemals zuvor über 8000 Metern. Er habe für das Projekt im Himalaya hart trainiert, schreibt Jornet auf Facebook: „In diesem Jahr habe ich eine Menge alpines Bergsteigen gemacht. Und während der letzten Monate habe ich versucht, mich möglichst oft in großer Höhe aufzuhalten, von den Alpen bis zu den Bergen Colorados.“

Gemeinsam durch die Eiger-Nordwand

Treffen im Khumbu 2015 (mit Hélias Millerioux, 2.v.r.)

Treffen im Khumbu (2.v.r. Hélias Millerioux)

„Ich kenne Kilian ein bisschen“, schreibt mir Ueli Steck, den ich gebeten habe, Jornets Chancen am Everest einzuschätzen: „Er ist extrem fit und stark. Und er ist realistisch. Er weiß, worauf er sich einlässt.“ Die Wege des Schweizer Topbergsteiger und des spanischen Skyrunners kreuzten sich im Herbst 2015 im Himalaya. Steck wartete – wie sich später herausstellen sollte, vergeblich – auf bessere Verhältnisse am 7804 Meter hohen Nuptse East, um die extrem schwierige Route über den Südostpfeiler erstmals im Alpinstil zu klettern. Jornet war zu dieser Zeit ebenfalls im Khumbu unterwegs. Die beiden liefen und kletterten ein wenig gemeinsam. Nach der Rückkehr aus Nepal trafen sich Ueli und Kilian in der Schweiz, um die Eiger-Nordwand zu durchsteigen, Steck voraus, Jornet hinterher.

Späte Liebe zum Berglauf

Ueli nach dem Eiger Ultra Trail

Ueli nach dem Eiger Ultra Trail

Im Gegensatz zum Spanier hat Ueli das Berglaufen eher spät für sich entdeckt, seitdem aber ist er Feuer und Flamme für diesen Bergsport. Während der Akklimatisierungs-Phase im Khumbu für seine Shishapangma-Südwand-Expedition im vergangenen Frühjahr spulte Steck – gemeinsam mit seinem Kletterpartner David Göttler – viele Kilometer in großer Höhe ab. Mitte Juli lief der 39-Jährige dann erstmals eine Bergstrecke von über 100 Kilometern: Beim Eiger Ultra Trail (101 km, 6700 Höhenmeter) belegte Ueli einen beachtlichen 26. Rang.

„Wenn nötig, mehrmals probieren“

„Es ist klar, bei einem solchen Projekt braucht man gute Bedingungen und auch etwas Glück“, sagt Steck zu Jornets Everest-Vorhaben. „Wenn du solche ambitionierte Projekte versuchst, ist die Chance zu scheitern deutlich höher, als wenn du auf der Normalroute mit Sauerstoff aufsteigst.“ Ein Erfolg des Spaniers am Everest sei aber durchaus möglich. „Grundsätzlich traue ich es Kilian zu“, schreibt Ueli. „Er muss es jetzt einfach mal probieren, und wenn es nicht klappt, halt nächstes Jahr noch einmal. So realistisch ist Kilian, das weiß ich.”

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https://blogs.dw.com/abenteuersport/steck-grundsaetzlich-traue-ich-es-kilian-zu/feed/ 2
„Forrest Gump der Berge“ will auf den Everest https://blogs.dw.com/abenteuersport/forrest-gump-der-berge-will-auf-den-everest/ Fri, 29 Jul 2016 09:01:13 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33328 Kilian Jornet

Kilian Jornet

Es klingt, als würde sich da jemand gnadenlos übernehmen. Der Spanier Kilian Jornet will am Sonntag kommender Woche (7. August) Richtung Tibet starten, um den Mount Everest zu besteigen. Nicht einfach so, sondern im Eiltempo, in einem Zug, ohne Flaschensauerstoff und Sherpa-Unterstützung, auf einer selten begangenen Route und auch noch während der Monsunzeit. Das Ganze, ohne dass der 28-Jährige bisher ein einziges Mal oberhalb von 8000 Metern unterwegs war. Jede Menge Gründe, skeptisch zu sein. Der Verdacht liegt nahe, es könnte sich nur um einen geschickt eingefädelten PR-Gag handeln – wären da nicht Kilian Jornet und sein Partner am Berg, Jordi Tosas.

Rekorde pulverisiert

Extrem schnell unterwegs

Extrem schnell unterwegs

Der Katalane ist so etwas wie der „Forrest Gump der Berge“. Er läuft und läuft und läuft – und feiert Erfolge in Serie, ob als Skibergsteiger, Trailrunner oder Skyrunner. Jornet stellte diverse Rekorde auf. So benötigte er Ende 2014 für die Normalroute von Horcones auf 2900 Metern bis zum 6962 Meter hohen Gipfel des Aconcagua, des höchsten Bergs Südamerikas, acht Stunden und 45 Minuten, für die Strecke bergab rund vier Stunden. Nach zwölf Stunden und 49 Minuten erreichte Jornet wieder den Ausgangspunkt. Jornet bricht nicht nur Rekorde, er pulverisiert sie geradezu. So benötigte der 1,71 Meter große Spanier 2013 von Chamonix aus für Auf- und Abstieg auf den Mont Blanc nur vier Stunden und 57 Minuten, das Matterhorn lief er von der italienischen Seite aus in zwei Stunden und 52 Minuten hinauf und wieder herunter. Elf Stunden und 48 Minuten brauchte er im Sommer für 2014 Aufstieg und Skiabfahrt vom Denali, dem mit 6194 Metern höchsten Berg Nordamerikas.

Vorakklimatisierung in den Alpen

Jetzt hat er sich im Rahmen seines Projekts „Summits of my life“ den höchsten aller Gipfel vorgenommen. „Der Everest wird wahrscheinlich einer der anspruchsvollsten Besteigungen, die ich jemals in Angriff genommen habe“, sagt Kilian. „Ich werde jede Menge lernen, angefangen davon, wie mein Körper in großer Höhe reagiert bis zu der Frage, wie ich meinen alpinen Ansatz auf diesen Berg anwenden kann. Ich habe mich monatelang auf diese Herausforderung vorbereitet und ich freue mich darauf loszulegen.“ Jornet und sein Team werden sich einige Tage lang in den Alpen in Höhen oberhalb von 4000 Metern aufhalten, ehe sie nach Asien starten. „Es macht dich unter Umständen schwächer, wenn du einige Tage damit verbringst, dich am Berg zu akklimatisieren“, sagt Kilian. „Mit dieser Art der Akklimatisierung können wir uns der Herausforderung mit mehr Energie und einer größeren Erfolgschance stellen.“

Mit allen Wassern gewaschen

Jordi Tosas

Jordi Tosas

Begleitet wird Jornet von dem spanischen Spitzen-Bergsteiger Jordi Tosas. Der 48-Jährige bezeichnet sich selbst als „Nomaden, der sein Leben in den Bergen unseres Planeten verbringt“. Jordi ist mit allen Himalaya- und Karakorum-Wassern gewaschen. 2004 gehörte er zum spanischen Team, dem am K 2 die erste Wiederholung der 1986 erstbegangenen „Magic Line“ über den Südsüdwestgrat gelang, einer der schwierigsten Routen am zweithöchsten Berg der Erde.  Später eröffnete Tosas unter anderem neue Routen an den Siebentausendern Palung Ri (2006) und Jannu (2007) sowie in der Nordwand des Achttausenderes Cho Oyu (2011), jeweils im Alleingang. „Wir denken, dass am Tag unseres Gipfelversuchs niemand sonst am Everest sein wird“, sagt Jordi, „Dank Monsun werden die Fixseile mit Schnee bedeckt sein, und der Everest wird uns nur eine einzige Chance gewähren.“ Außerdem gehören die französischen Kameraleute und Bergführer Sébastien Montaz-Rosset und Vivian Bruchez zum Team.

Leicht und schnell

Tibetische Nordseite des Everest

Tibetische Nordseite des Everest

Kilian Jornet will in der letzten dauerhaft bewohnten Ansiedlung auf der Everest-Nordseite starten, am Kloster Rongbuk. Von dort sind es rund 30 Kilometer zum vorgeschobenen Basislager unterhalb des Nordsattels. Je nach den Verhältnissen am Berg planen Jornet und Tosas, durch das Norton- oder das Hornbein-Couloir zum höchsten Punkt auf 8850 Metern aufzusteigen. Beide wollen so wenig wie möglich mitnehmen. „Mit leichter Ausrüstung kommen wir schneller voran, auch wenn wir wissen, dass dies das Risiko erhöht“, sagt Kilian. „Wir nehmen es bewusst in Kauf, weil es letztlich die Art und Weise ist, in der wir uns dem Berg nähern wollen.“ Egal wie es ausgeht, es klingt extrem spannend.

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Schnell, schneller, Jornet https://blogs.dw.com/abenteuersport/schnell-schneller-jornet/ Wed, 31 Dec 2014 11:18:37 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=27975 Kilian Jornet auf dem Aconcagua (© summitsofmylife.com)

Kilian Jornet auf dem Aconcagua (© summitsofmylife.com)

„Ich habe Kilian noch nie so leiden sehen“, sagt Sebastien Montaz-Rosset. Der französische Dokumentarfilmer gehörte zum Team des spanischen Bergläufers Kilian Jornet bei dessen Rekordlauf auf den Aconcagua. Für die Normalroute von Horcones auf 2900 Metern bis zum 6962 Meter hohen Gipfel des höchsten Bergs Südamerikas benötigte der 27-Jährige am 23. Dezember acht Stunden und 45 Minuten, für die Strecke bergab rund vier Stunden. Nach zwölf Stunden und 49 Minuten erreichte Jornet wieder den Ausgangspunkt. So schnell war definitiv noch niemand auf dem Aconcagua und wieder herunter. Die dokumentierte bisherige Bestzeit hatte der Portugiese Carlos Sa 2013 mit 15 Stunden und 42 Minuten aufgestellt. 2006 behauptete der Spanier Jorge Egocheaga, für Auf- und Abstieg 13 Stunden und 46 Minuten gebraucht zu haben. Auch diese Zeit unterbot Jornet nun um knapp eine Stunde. Kilian räumt ein, dass er im Gipfelbereich Probleme mit der dünnen Luft bekam. Er sei für den Bereich oberhalb von 6600 Metern nicht ausreichend akklimatisiert gewesen, sagt der Katalane. Für die Zukunft müsse er daraus lernen.

Jetzt auf den Everest

Jornet hat sein Berglauf-Projekt „Summits of my life“ getauft, Gipfel meines Lebens. Er will die Prestigeberge der Welt in Rekordzeit hinauf- und herunterlaufen. Der Spanier hält bereits zahlreiche Bestzeiten. Jornet bricht nicht nur Rekorde, er pulverisiert sie geradezu. So benötigte er 2013 von Chamonix aus für Auf- und Abstieg auf den Mont Blanc nur vier Stunden und 57 Minuten, das Matterhorn lief er von der italienischen Seite aus in zwei Stunden und 52 Minuten hinauf und wieder herunter. Elf Stunden und 48 Minuten brauchte er im vergangenen Sommer für Aufstieg und Skiabfahrt vom Denali, dem mit 6194 Metern höchsten Berg Nordamerikas.  Für das Frühjahr 2015 hat Jornet sich den höchsten aller Berge vorgenommen. Starten will Kilian nicht im Everest-Basislager, sondern weiter unten, möglicherweise in Gorak Shep, der letzten bewohnten Siedlung auf der nepalesischen Seite. Details hat der Spanier noch nicht preisgegeben. Für die Akklimatisierung am Mount Everest sollte Kilian Jornet jedenfalls ausreichend Zeit einplanen. Andernfalls könnte sein Speedversuch tödlich enden.

P.S. Rutscht gut hinüber ins neue Jahr 2015!

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