Mick Fowler – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Paul Ramsden: „Beim Klettern ist der Stil alles“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/paul-ramsden-beim-klettern-ist-der-stil-alles/ Thu, 14 Dec 2017 14:16:44 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38839

Paul Ramsden

Er ist alles andere als ein Selbstdarsteller. Paul Ramsden gehört nicht zu den Extrembergsteigern, die sich vermarkten wollen und darauf aus sind, ständig im Rampenlicht zu stehen. Dabei hätte er es durchaus verdient – die Liste seiner Erstbegehungen im Himalaya ist lang. So durchstieg der Brite im Herbst 2016 zusammen mit seinem Landsmann Nick Bullock erstmals die extrem anspruchsvolle Nordwand des 7046 Meter hohen Nyainqentangla South in Tibet. Dafür wurde er kürzlich mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet. Es war bereits das vierte Mal, das Ramsden den „Oscar der Kletterer“ erhielt. Und das, obwohl der 48-Jährige kein Profibergsteiger ist. Er verdient sein Geld als selbständiger Arbeitshygieniker, der Unternehmen berät und Gutachten erstellt.

Paul, du bist kein Profibergsteiger, hast einen Job und eine Familie. Was motiviert dich, Jahr für Jahr in entlegene Regionen des Himalaya aufzubrechen, um unbestiegene Berge, Wände oder Grate anzugehen?

Ich liebe die Berge, so einfach ist das. Aber da ich nicht in den Bergen lebe oder arbeite, verbleibt meine Begeisterung für die Zeit, in denen ich sie besuche. Kurioserweise finde ich es schwieriger, bei all den Verpflichtungen durch Familie und Arbeit einfach mal am Wochenende zum Klettern zu fahren, als einmal im Jahr auf Expedition zu gehen.

Was macht für dich echtes Abenteuer aus?

Gipfelselfie von Paul (l.) mit Nick Bullock (r.)

Echtes Abenteuer bedeutet, nicht zu wissen, wie es ausgeht. Wenn der Erfolg ungewiss ist, erlebst du ein Abenteuer. Allerdings ist für mich das Abenteuer so eng mit dem Kletterstil verbunden, dass diese beiden Dinge untrennbar sind. Die britische Klettertradition ist immer so gewesen.

Wie wichtig ist es für dich, in sauberem Stil zu klettern?

Stil ist alles, ohne einen sauberen Stil wird Klettern zu einer bedeutungslosen körperlichen Aktivität. Guter Stil bedeutet für mich, im reinen Alpinstil zu klettern, kleines Team, keine Bohrhaken, keine Fixseile, keine Unterstützung von außen.

Wieviel Risiko bist du bereit einzugehen?

Ich bemühe mich wirklich, die Risiken auf ein Minimum zu reduzieren. Ich bin sehr wählerisch, wenn ich mich für eine Route entscheide. Dafür schätze ich immer die objektiven Gefahren ein, und die Möglichkeiten, wieder herunterzukommen. Das Risikomanagement in meinem Kopf ist ein stetiger Prozess und schwierig zu beschreiben, aber ich bin schon auf vielen Routen umgekehrt.

Die Route am Nyainqentangla South East

Worin liegt dein Erfolgsgeheimnis?

Wenn ich ehrlich sein soll, ich weiß es nicht. Ich denke, es ist vielleicht eine Kombination aus Erfahrung, Urteilsvermögen und Klettern in einem Stil, der meinen Fähigkeiten und meinem Temperament entspricht.

Du bist über viele Jahre mit Mick Fowler geklettert, nun mit Nick Bullock. Welche Kriterien muss ein perfekter Teampartner erfüllen?

Der perfekte Teampartner ist sicherheitsbewusst, hat eine gute Portion Humor (der britische Humor hilft in den Bergen sehr), ist aber auch darauf vorbereitet, das Maximum zu geben, wenn es darauf ankommt.

Bei Mick wurde in diesem Jahr Krebs diagnostiziert. Was hast du empfunden, als du davon erfahren hast?

Das war ein richtiger Schlag, eine totale Überraschung, weil er sehr gesund zu sein schien und mir immer unverwüstlich vorkam. Er hat seine Krebstherapie gerade abgeschlossen, und hoffentlich wird alles wieder gut. Da machst du dir schon Gedanken über die Zukunft und führst dir all die Dinge vor Augen, die du noch nicht geschafft hast.

Piolet-d’Or-Gewinner Ramsden (l.) und Mick Fowler (r.)

Du bist schon viermal mit dem Piolet d’Or, dem „Oscar der Bergsteiger”, ausgezeichnet worden, damit bist du der Rekordgewinner (mit Marko Prezelj). Bedeutet dir das irgendetwas?

Auf der einen Seite ist es ganz angenehm, von euch Kollegen wahrgenommen zu werden, andererseits hat es praktisch keinen Einfluss auf mein Leben. Da ich kein Profi, sondern ein Teilzeit-Kletterer bin, brauche ich wirklich weder Sponsoring noch Öffentlichkeit. Allerdings unterstütze ich den Piolet d’Or als ein Instrument, um Ethik und Stil im Bergsteigen zu fördern.

Hast du dir schon ein Kletterziel für das nächste Jahr gesetzt?

Ja, ich werde 2018 erneut mit Nick Bullock auf Expedition gehen. Allerdings bevorzuge ich es, meine Ziele geheim zu halten!

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Mick Fowler: „Nein, ich sterbe nicht“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/mick-fowler-nein-ich-sterbe-nicht/ Tue, 12 Dec 2017 15:30:41 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38797

Mick Fowler

Ich musste erst einmal schlucken. Er hat Krebs? Das darf noch nicht wahr sein. „Für uns im ‚Club der Halbhunderter‘ wirken Leute wie Mick Fowler wie ein Antidepressivum“, habe ich einmal über den britischen Extrembergsteiger geschrieben. Wie kaum ein Zweiter steht der inzwischen 61-Jährige in meinen Augen dafür, dass wahres Abenteuer keine Altersgrenzen kennt. Alljährlich macht sich Mick immer noch in abgelegene Regionen des Himalaya auf, um Kletter-Neuland zu betreten. Und das mit großem Erfolg: Schon dreimal wurde Mick mit dem Piolet d’Or, dem „Oscar der Bergsteiger“, ausgezeichnet. Auch in diesem Jahr plante er wieder eine Erstbegehung im indischen Himalaya, wie schon 2016 mit seinem Landsmann Victor Saunders, einem anderen „Oldie, but Goldie“, 67 Jahre alt. Doch dann erhielt Fowler vor einigen Monaten die niederschmetternde Diagnose: „‘Du hast Krebs‘ war gleichzeitig ein Schock und eine Erleichterung“, schreibt Mick zurückblickend. „Die Unsicherheit war vorbei. Kein Zaudern mehr. Die Reise musste abgesagt werden. Aber was würde vor mir liegen?“

Alles fühlte sich merkwürdig an

Mick während der Chemo

Begonnen hatte es damit, dass Mick zweimal Blut im Stuhl und einen geringen Gewichtsverlust registriert hatte. Doch der Bergsteiger fühlte sich damals eigentlich fitter und gesünder als teilweise in früheren Zeiten. Zudem galt es, die Expedition zu organisieren. „Ich hatte mich in einer ‚Situation beobachten‘-Mentalität gemütlich eingerichtet“, schreibt Mick. Seine Frau Nicki war es, die ihn dazu drängte, die Sache nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und zum Arzt zu gehen. Eine Darmspiegelung mit Gewebeentnahme brachte es an den Tag: Fowler litt an Darmkrebs. „Ich fühlte mich gut, aber die Ärzte sagten mir, ich sei sehr krank“, erinnert sich Mick. „Aber sie sagten mir auch, dass ich, wenn alles glatt liefe (alle Krebszellen vernichtet), in sechs Wochen wieder auf dem Damm sein könnte. Aber ich würde mich schlecht fühlen (nach Strahlen- und Chemotherapie). Das alles fühlte sich merkwürdig an.“

Positive Prognose

Fowler (r.) und Saunders auf dem Gipfel des 6000ers Sersank (2016)

Inzwischen liegt die Behandlung in einem Krankenhaus in Sheffield hinter Fowler. „All jenen, die fragen, ob ich dabei bin zu sterben, möchte ich versichern, dass es nicht so ist“, schreibt Mick. „Die Prognose ist positiv. Und Victor und ich stellen gerade unsere geplante Himalaya-Reise für 2018 neu auf die Beine.“ Fowler hat wieder mit leichtem Lauf- und Klettertraining begonnen. Mick rät allen, sorgfältig auf den eigenen Körper zu achten. „Und gehe direkt zum Arzt, wenn du irgendetwas Ungewöhnliches wahrnimmst. Nichts (nicht einmal eine Reise in den Himalaya) ist wichtiger.“ Darüber hinaus gibt es ja auch regelmäßige Krebs-Vorsorgeuntersuchungen, die jeder in Anspruch nehmen kann und auch unbedingt sollte. Bergsteiger haben schließlich kein Anti-Krebs-Gen, es kann jeden erwischen. Alles Gute, Mick! Ich drücke die Daumen.

P.S. An dieser Stelle möchte ich noch einmal auf die von der deutschen Journalistin und Bergsteigerin Petra Thaller gegründete Initiative „Outdoor against Cancer“ (OAC) hinweisen. Sie bietet Outdoor-Aktivitäten für Krebspatienten an. „Ich habe einfach gemerkt, dass die sportliche Aktivität meiner Psyche sehr gut getan hat“, erzählte mir Petra auf der Messe ISPO im vergangenen Februar. Bei ihr war nach einer Expedition zur Carstensz-Pyramide in Papua-Neuguinea Ende 2014 Brustkrebs diagnostiziert worden.

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Fowler/Ramsden: Diesmal getrennt erfolgreich https://blogs.dw.com/abenteuersport/fowlerramsden-diesmal-getrennt-erfolgreich/ Wed, 12 Oct 2016 12:59:06 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33893 Piolet-d'Or-Gewinner Mick Fowler (r.) und Paul Ramsden

Piolet-d’Or-Gewinner Mick Fowler (r.) und Paul Ramsden

Die Nimmermüden haben es wieder getan. Die Briten Mick Fowler und Paul Ramsden haben erneut alpinistische Glanzlichter gesetzt, zur Abwechslung jedoch einmal getrennt, mit anderen Kletterpartnern. Fowler, inzwischen 60 Jahre (!) alt, gelang nach eigenen Angaben zusammen mit seinem Landsmann Victor Saunders die Erstbegehung des Nordpfeilers am 6100 Meter hohen Sersank im nordindischen Himalaya. Paul Ramsden durchstieg mit Nick Bullock erstmals die Nordwand des 7046 Meter hohen Nyainqentangla South East in Tibet. Im vergangenen April hatten Fowler und Ramsden für ihre Erstbesteigung des 6571 Meter hohen Gave Ding, eines abgelegenen Bergs im Nordwesten Nepals, den Piolet d’Or gewonnen, den „Oscar der Bergsteiger“. Es war bereits der dritte für das erfolgreiche britische Zweier-Team.

Saunders (l.) und Fowler 1987 auf dem Gipfel des Spantik

Saunders (l.) und Fowler 1987 auf dem Gipfel des Spantik

Nach 29 Jahren wieder vereint

„Der Sersank ist abgehakt”, meldete jetzt Fowler aus der nordindischen Stadt Manali im Bundesstaat Himachal Pradesh. „Fünf Tage, um den Nordpfeiler zu klettern und ein Acht-Tage-Rundtrip vom Basislager aus. Absolut brilliant.“ Fowler und Saunders waren vor 29 Jahren zuletzt gemeinsam geklettert. 1987 war ihnen die Erstbegehung des so genannten „Golden Pillar“ (der im Sonnenlicht wirklich golden wirkt), des Nordwest-Pfeilers am 7027 Meter hohen Spantik in Pakistan gelungen. Danach hatten sich ihre Wege getrennt. Saunders hatte später als Bergführer unter anderem sechsmal den Mount Everest bestiegen. Über ein Buchprojekt hatten Mick und Vic wieder zusammengefunden und beschlossen, erneut gemeinsam loszuziehen.

Monster-Matterhorn

Gipfelselfie von Ramsden und Bullock (r.)

Gipfelselfie von Ramsden und Bullock (r.)

Ramsden (geboren 1969) und der 50-jährige Bullock benötigten fünf Tage, um die Nordwand des Nyainqentangla South East zu durchklettern. „Es ist fast unmöglich, diese Wand ohne Superlative zu beschreiben“, berichtet Nick auf seiner Internetseite. „Sie war ein Traum, sie hatte Wasserrinnen, Eis, Schneefelder, scharfe Grate – in der Art eines krummen Riesen-Monster-Matterhorns. Eine 1600-Meter-Wand, die uns das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ.“ Am fünften Tag nach Verlassen des Basislagers erreichten Paul und Nick den Gipfel, anderthalb weitere Tage benötigten sie für den Abstieg über den Ostgrat. Die Erstbesteigung des Nyainqentangla South East war 2001 den Österreichern Stefan und Erich Gatt über die Südseite des Bergs gelungen.

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Mr. Piolet d’Or wider Willen https://blogs.dw.com/abenteuersport/mr-piolet-dor-wider-willen/ Wed, 20 Apr 2016 11:58:53 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32419 Marko Prezelj

Marko Prezelj

Eigentlich findet er es Quatsch, dass Bergsteiger Preise gewinnen. „Es ist unmöglich Klettereien zu vergleichen, weil jede ihre eigenen Emotionen hat“, sagte mir Marko Prezelj vor einem Jahr bei der damaligen Verleihung der „Piolet d’Ors“, der „Oscars der Bergsteiger“. „Es ist bizarr. Als ob du Liebe machen und einen Artikel darüber schreiben würdest. Wenn es Poesie ist, mag es noch gutgehen. Aber der Grat zwischen einem romantischen Gedicht und Pornographie ist schmal.“ Wie 2015 wurde Marko auch 2016 wieder ein Goldener Eispickel überreicht. Am vergangenen Wochenende erhielt der Slowene die Auszeichnung in La Grave in den französischen Alpen, zusammen mit seinem Landsmann Urban Novak, dem US-Amerikaner Hayden Kennedy und dem Franzosen Manu Pellissier – für ihre erste Durchsteigung der Südwand des 6176 Meter hohen Cerro Kishtwar im indischen Himalaya. Damit hält Marko nun einen Rekord, den er eigentlich gar nicht haben will.  

Festival statt Wettbewerb

Erfolgreiches Team vom Cerro Kishtwar: Hayden Kennedy, Marko Prezelj, Manu Pellissier, Urban Novak (v.l. mit Wojciech Kurtyka 3.v.l.)

Erfolgreiches Team vom Cerro Kishtwar: Hayden Kennedy, Marko Prezelj, Manu Pellissier, Urban Novak (v.l. mit Wojciech Kurtyka 3.v.l.)

Für Prezelj war es bereits der vierte Piolet d’Or nach 1992, 2007 und 2015. Kein Bergsteiger wurde häufiger ausgezeichnet als er. Bergabenteuer, sagt Marko, bestünden für ihn vor allem aus drei Komponenten: „Unbekanntes Terrain, ungewisser Ausgang und Ausgesetztsein.“ Das führt ihn immer wieder zu außergewöhnlichen Zielen – und kommt offenbar bei den wechselnden Juroren an, angefangen bereits bei der ersten Verleihung der Goldenen Eispickel im Jahr 1992. „Es ist wie bei einer alten Ehe“, meint Prezelj über dem Piolet d’Or. „Ich war der Erste und seitdem halte ich ein wenig Distanz. Das Verlangen ist verlorengegangen. Deshalb habe ich eine kritischere Perspektive dazu.“ Markos Botschaft im letzten Jahr – „Macht keinen Wettbewerb, sondern ein Festival!“ – scheint angekommen zu sein. Mit fast denselben Worten kündigte das britische Jurymitglied Victor Saunders die diesjährige Veranstaltung an.

Dritter Piolet d’Or für Fowler und Ramsden

Mick Fowler (r.) und Paul Ramsden

Mick Fowler (r.) und Paul Ramsden

Die neunköpfige Jury, zu der auch die Topkletterer Silvo Karo aus Slowenien, Valeri Babanov aus Russland und Raphael Slawinsky aus Kanada gehörten, wählten drei weitere außergewöhnliche Projekte aus: Ihren bereits dritten Piolet d’Or erhielten die Briten Mick Fowler und Paul Ramsden für ihre Erstbesteigung des 6571 Meter hohen Gave Ding, eines abgelegenen Bergs im Nordwesten Nepals. Die beiden Ukrainer Mikhail Fomin und Nikita Balabanov wurden für ihre neue Route über den Nordwest-Pfeiler des 7348 Meter hohen Talung in Nepal ausgezeichnet. Und schließlich erhielten noch der US-Amerikaner Jerome Sullivan, der Argentinier Diego Simari, sowie Lise Billon und Antoine Moineville, beide aus Frankreich, den Goldenen Eispickel, für ihre Erstbegehung des Nordost-Pfeilers am schwer zugänglichen 2550 Meter hohen Cerro Riso Patron in Patagonien.

Mit einem Piolet d’Or für sein Lebenswerk wurde der großartige polnische Bergsteiger Wojciech Kurtyka geehrt. Der inzwischen 68-Jährige hatte vor allem in den 1980er Jahren mit zahlreichen extrem schwierigen Routen Meilensteine an den höchsten Bergen der Welt gesetzt.

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Fowler: „Noch kein Gedanke ans Aufhören!“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/mick-fowler-interview-gave-ding/ Wed, 02 Dec 2015 08:23:26 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31345 Mick Fowler (l.) und Paul Ramsden

Mick Fowler (l.) und Paul Ramsden

Echte Abenteurer sollten jung sein? Quatsch mit Soße. Der Brite Mick Fowler und sein langjähriger Kletterpartner und Landsmann Paul Ramsden beweisen regelmäßig, dass man auch jenseits der 50 noch extrem anspruchsvolle Kletterrouten im Himalaya eröffnen kann. Mick feiert im nächsten Jahr seinen 60. (!) Geburtstag. Unglaublich! Viele junge Bergsteiger würden vor Neid erblassen, wenn sie ihre Erfolge mit den Pioniertaten vergleichen, die Mick und Paul in den vergangenen Jahren hingelegt haben. Immer wieder kletterten sie als Erste auf schwierigsten Routen auf Sechstausender in Nepal, Indien, China oder sonstwo. Zweimal wurden sie bereits mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet, dem „Oscar der Bergsteiger“: 2003 für ihre neue Route durch die Nordwand des 6250 Meter hohen Siguniang im Westen Chinas, 2013 für ihre Erstbegehung des Nordostgrats der 6142 Meter hohen Shiva im indischen Bundesstaat Himachal Pradesh. Fowler und Ramsden dürften nach ihrer jüngsten Expedition eine gute Chance haben, im nächsten Jahr zum dritten Mal den Goldenen Eispickel zu gewinnen. Im Oktober gelang ihnen die Erstbesteigung des Gave Ding, eines formschönen Sechstausenders in einem abgelegenen Tal weit im Westen Nepals.

Mick, Jahr für Jahr entdeckst du mit deinem Kletterpartner Paul Ramsden anspruchsvolle Gipfel oder Routen, ihr versucht euch an ihnen und schafft es. Wie lautet euer Erfolgsgeheimnis?

Eine Menge ernsthafte Nachforschungen, eine gute Partnerschaft und der gemeinsame Willen, nicht aufzugeben, es sei denn, es gibt einen wirklich sehr guten Grund dafür.

Micks und Pauls Route am Gave Ding

Micks und Pauls Route am Gave Ding

In diesem Herbst habt ihr den 6571 Meter hohen Gave Ding im Westen Nepals über die steile Nordwand bestiegen. Wie seid ihr auf dieses Ziel gekommen?

Wir hatten ein gutes Bauchgefühl, nachdem wir Bilder gesehen hatten, die Freunde von uns aus der Ferne von der Westseite aus gemacht hatten. Dieses Gefühl verstärkte sich, als wir auf Google Earth den langen Schatten sehen konnten, den die Nordwand warf.

Wie habt ihr die Erstbesteigung erlebt?

Es war eine wunderbare Erfahrung. Eine großartige Kletterei, ein tolles Team, ein schönes Tal, das vorher noch niemals von Leuten aus dem Westen betreten worden war. Niemand sonst dort, ein unbestiegener Gipfel, eine andere Abstiegs- als Aufstiegsroute, eine herausfordernde Mixed-Kletterei – all das, wonach wir suchen.

Nichts für Angsthasen

Nichts für Angsthasen

Der Berg liegt in einer sehr abgelegenen Gegend. Fühltet ihr euch auch ein bisschen wie Entdecker?

Ja, in dem Sinne, dass wir nicht wussten, welche Wand uns erwarten würde, bis zu dem Zeitpunkt, an dem wir sie wirklich sahen. Es hätte auch kompletter Unsinn sein können.

Vor einiger Zeit habe ich Bergsteiger wie dich und Paul in meinem Blog als „Antidepressivum“ für alle Ü50er bezeichnet. Wie lange, glaubst du, kannst du noch auf diesem hohen Niveau klettern?

Solange ich Spaß daran habe und mein Körper mitspielt. Ich verschwende noch keinen Gedanken ans Aufhören.

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Micks Tipps https://blogs.dw.com/abenteuersport/mick-fowler-tipps/ Tue, 09 Dec 2014 16:28:55 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=27903 Mick Fowler

Mick Fowler

Für uns im „Club der Halbhunderter“ wirken Leute wie Mick Fowler wie ein Antidepressivum. Der 1956 (!) geborene britische Extrembergsteiger beweist alljährlich, dass einem auch noch jenseits der 50 großartige sportliche Projekte gelingen können. Der Zenit der körperlichen Leistungsfähigkeit mag überschritten sein. Gott mag uns auch – wie Bruce Willis einst treffend bemerkte – die Haare vom Kopf genommen und in die Ohren gesteckt haben. Aber uns bleibt immer noch die Erfahrung als Pfund, mit dem wir wuchern können. An seinem reichen Erfahrungsschatz lässt Fowler nun alle teilhaben. Der 58-Jährige hat zehn Tipps für erfolgreiche Expeditionen zu den höchsten Bergen der Welt zusammengetragen.

Richtiger Partner, richtiges Ziel

Mick (r.) und Paul Ramsden

Mick (r.) und Paul Ramsden

„Du brauchst jemand, der dieselbe Einstellung zu Risiko und Wagnis hat wie du selbst“, sagt Mick. (Tipp 1) Er hat den idealen Seilpartner in seinem Landsmann Paul Ramsden gefunden, mit dem er regelmäßig wilde Touren zu Sechstausendern im Himalaya unternimmt. Zweimal (2002 und 2013) wurden Mick und Paul dafür bereits mit dem  Piolet d’Or ausgezeichnet, dem Oscar der Bergsteiger. “Suche dir ein Ziel aus, an dem du eine realistische Erfolgschance hast”, rät Mick. (2) Dabei gelte es, einige Faktoren zu berücksichtigen, etwa die verfügbare Zeit, die Höhe und die Entfernung vom Basislager bis zum Einstieg der Route. „Und beurteile, soweit möglich, schon im Vorfeld die wahrscheinlich auftretenden objektiven Gefahren.“ Wichtig sei ferner, was eigentlich auf der Hand liege: eine vernünftige Akklimatisierung. (3) Die Versuchung sei groß, an der Zeit zu sparen, sagt Fowler. Er selbst verbringe vor dem Gipfelversuch mindestens drei Nächte in der Zone tausend Meter unterhalb des höchsten Punkts und lege dann einen Ruhetag im Basislager ein, bevor er Richtung Gipfel aufbreche. „Dann habe ich eine gute Erfolgschance – sofern ich nicht zu schnell vorankomme und mich noch auf der Route weiter akklimatisieren kann.“

In der Ruhe liegt die Kraft

Apropos Geschwindigkeit: Mick rät dazu, früh aufzubrechen und nicht zu lange unterwegs zu sein. (4) „Früh aufzuhören, ist kein Verbrechen. Beeile dich nicht! Genieße es, in den Bergen zu sein! Genau dafür bist du doch dort!“ Ruhe und Geduld seien unabdingbar für anspruchsvolle Touren im Himalaya, schließlich seien Wetterumschwünge jederzeit möglich. „Denke nicht gleich an den Abstieg, wenn erste Vorboten schlechten Wetters auftauchen, sondern sei darauf vorbereitet, es auszusitzen!“, empfiehlt der Brite. „Nimm eine zusätzliche Gaskartusche mit und ein Buch, um die Zeit totzuschlagen!“ (5) Am Gipfeltag sollten Bergsteiger nach Meinung Fowlers der Versuchung widerstehen, den Großteil der Ausrüstung im letzten Lager zurückzulassen, um mit möglichst wenig Gewicht aufzusteigen (6): „Allzu oft ist der Weg zum Gipfel weiter als erwartet, und du musst ein unplanmäßiges Biwak ohne Ausrüstung einlegen. Und das führt allzu oft zu einem Rückzug und einem Team, das zu müde ist, um es am nächsten Tag noch einmal zu versuchen. Aus diesem Grund habe ich meine gesamte Ausrüstung immer dabei.“

Tröstende Worte

Ausrüstung ist das halbe (Über-) Leben

Ausrüstung ist das halbe (Über-) Leben

Und hier sind Micks übrige vier Tipps in Kürze:

(7) Denke auch an die mögliche Hitze im Himalaya!
(8) Trinke viel und nimm etwas zum Essen mit, das du nicht aufwärmen musst!
(9) Packe nicht nur einen Biwaksack ein, sondern zumindest ein leichtes Zelt!
(10) Spare nicht an der Ausrüstung!

Für alle, die sich jetzt an zahlreiche Fehler im Hochgebirge erinnern und sich für die großen Bergtrottel halten, hat Fowler noch ein paar tröstliche Worte parat: „Über die Jahre habe ich alle erwähnten Fehler selbst gemacht. Ich hoffe, dass euch meine Tipps dabei helfen, einige zu vermeiden und dass ihr die Freude erlebt, Erfolge im Himalaya zu feiern.“ Wie Mick, unser Ü50-Antidepressivum.

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