Seven Summit Treks – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Kommerzielle Everest-Winterexpedition abgeblasen https://blogs.dw.com/abenteuersport/kommerzielle-everest-winterexpedition-abgesagt/ Wed, 05 Dec 2018 10:30:57 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=42885

Mount Everest (l.)

Im kommenden Winter wird es nun doch keine kommerzielle Winterexpedition zum höchsten Berg der Erde geben. Der nepalesische Veranstalter „Seven Summit Treks“ (SST) verschob nach eigenen Angaben sein Everest-Projekt um ein Jahr auf den Winter 2019/2020. „Wir sind in diesem Winter personell ausgelastet“, schreibt mir Vorstandsmitglied Chhang Dawa Sherpa. Ein starkes SST-Team werde den Spanier Alex Txikon auf dessen anstehender Winterexpedition zum K 2 in Pakistan begleiten.

Interessenten abgesprungen

Alex Txikon im Winter 2017 am Everest

Zuvor hatte der US-Bergsteiger und Blogger Alan Arnette unter Berufung auf SST-Geschäftsführer Tashi Lakpa Sherpa berichtet, dass zwei der ursprünglich fünf Interessenten für die Winterexpedition abgesagt hätten und das Projekt deswegen um ein Jahr vertagt worden sei. Erstmals überhaupt war – wie berichtet – eine Everest-Winterexpedition als kommerzielle Veranstaltung ausgeschrieben worden. Alex Txikon hatte mit Hinweis darauf seinen ursprünglichen Plan aufgegeben, den dritten Winter in Folge zum höchsten Berg der Erde aufzubrechen, um zu versuchen, ihn ohne Flaschensauerstoff zu besteigen. „Ganz ehrlich, die Aussicht, eine kommerzielle Expedition mit am Berg zu haben, hat mich abgeschreckt“, hatte der 36-Jährige gesagt.

Letzter Erfolg vor 25 Jahren

Die Bergsteiger-Chronik „Himalayan Database“ verzeichnete bisher erst 15 Everest-Gipfelerfolge im meteorologischen Winter. Für die Wetterforscher beginnt die kalte Jahreszeit bereits am 1. Dezember, während der kalendarische Winter erst mit der Wintersonnenwende am 21. oder 22. Dezember startet. Die erste Winterbesteigung gelang am 17. Februar 1980 den beiden Polen Krzysztof Wielicki und Leszek Cichy. Der Einzige, der den höchsten Berg der Erde im Winter ohne Atemmaske bestieg, war Ang Rita Sherpa am 22. Dezember 1987. Das Wetter an jenem Tag war ungewöhnlich gut. Die große Kälte im Winter sorgt normalerweise dafür, dass der Luftdruck im Gipfelbereich noch weiter absinkt. Ein Aufstieg ohne Atemmaske liegt dann im absoluten Grenzbereich des Möglichen.

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Erste kommerzielle Winterexpedition am Mount Everest? https://blogs.dw.com/abenteuersport/erste-kommerzielle-winterexpedition-am-mount-everest/ Wed, 24 Oct 2018 15:24:08 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=42515

Mount Everest

Winterbergsteigen an den Achttausendern, das war bisher nur den Besten und Härtesten vorbehalten. „Ice Warriors“, Eiskrieger, nannte man etwa in den 1980er-Jahren, der Blütezeit der Winterexpeditionen zu den höchsten Bergen der Welt, die polnischen Experten für die kalte Jahreszeit. Ihnen gelangen in jenem Jahrzehnt die sieben ersten Wintererstbesteigungen von Achttausendern. Den Auftakt machten Krzysztof Wielicki und Leszek Cichy am 17. Februar 1980 gleich am höchsten aller Berge, dem Mount Everest. Schon kurios, dass ausgerechnet dort nun möglicherweise erstmals eine kommerzielle Winter-Expedition ihre Zelte aufschlagen wird.

Fünf Kunden bereits Ende Mai

Wielicki (l.) und Cichy nach der Wintererstbesteigung des Everest 1980

Wobei das Ganze etwas geheimnisumwittert ist. Am 28. Mai verkündete Tashi Lakpa Sherpa, Chef  von „14 Peak Expedition“ und Geschäftsführer von „Seven Summit Treks“, erstmals auf Facebook, dass es eine Everest-Winterexpedition geben werde, zwischen dem 1. Dezember 2018 und dem 28. Februar 2019. Fünf Kunden stünden bereits fest, für alle weiteren Interessierten sei die „Plattform jetzt offen“. Insgesamt werde das Team mehr als 30 Mann stark sein, so Tashi. Wenig später schrieben auch „Seven Summit Treks“ und der als „Co-Partner“ genannte Veranstalter „Arnold Coster Expeditions“ das Winterprojekt aus. Interessant war, dass die einleitende Passage abgeändert wurde: „Herzlich willkommen, aber du solltest erfahren sein“, hieß es zunächst , dann „Herzlich willkommen, wenn du einen weniger bevölkerten Everest und ein größeres Abenteuer erleben willst“. Als Preis nannte Tashi Lakpa Sherpa Anfang Juli auf Facebook 38.000 Dollar pro Person. Das Permit für eine Besteigung des Everest ist übrigens im Winter deutlich billiger als im Frühjahr: 2750 statt 11.000 Dollar pro ausländischem Bergsteiger.

Txikon: „Es hat mich abgeschreckt“

Alex Txikon will am Everest Einsamkeit erleben dürfen

Danach wurde es still um die geplante kommerzielle Everest-Winterexpedition – bis der Spanier Alex Txikon vor einer Woche der Internetplattform „explorersweb.com“ ein Interview zu seinen Winterplänen gab. Er werde diesmal einen Bogen um den Everest machen, sagte der 36 Jahre alte Spanier, der 2016 zu den Wintererstbesteigern des Nanga Parbat gehört hatte und in den vergangenen beiden Wintern vergeblich versucht hatte, den Mount Everest ohne Flaschensauerstoff zu besteigen. „Ganz ehrlich, die Aussicht, eine kommerzielle Expedition mit am Berg zu haben, hat mich abgeschreckt“, so Alex. „Es ist die absolute Einsamkeit, die den Everest im Winter so einzigartig macht und seine Besteigung so herausfordernd. Deshalb, bei allem Respekt, werde ich mich lieber nach einem anderen Ziel für meine nächste Winterexpedition umsehen.“

Noch keine Antwort

Arnold Coster

Txikon bezog sich ganz offensichtlich auf die Ankündigung Ende Mai, da auch er von bisher fünf Kunden sprach, die als Teilnehmer der kommerziellen Expedition feststünden. Ich habe versucht, mehr herauszufinden. Auf den Internetseiten von „Seven Summit Treks“ und „14 Peak Expedition“ sucht man vergeblich nach Hinweisen auf die Winterexpedition. Bei „Arnold Coster Expeditions“ wurde ich fündig. “Begleite mich in diesem Winter auf den Everest, um ihn abseits der Massen zu besteigen … ein wahres Abenteuer“, steht dort geschrieben. Die weiteren Informationen, zu denen ein Link führt, scheinen jedoch der Ausschreibung zu einer ganz „normalen“ Everest-Expedition entnommen zu sein und enthalten keinen Hinweis auf die besonderen Herausforderungen im Winter. Meine Fragen an Mingma Sherpa, den Chef von „Seven Summit Treks“, und an Arnold Coster nach dem aktuellen Stand des Projekts blieben bisher unbeantwortet.

Letzter Erfolg vor 25 Jahren

Während der Mount Everest inzwischen mehr als 9000-mal bestiegen worden ist, nehmen sich die bisher 15 Gipfelerfolge im meteorologischen Winter eher bescheiden aus. Für die Wetterforscher beginnt die kalte Jahreszeit bereits am 1. Dezember, während der kalendarische Winter erst mit der Wintersonnenwende am 21. oder 22. Dezember startet.

Everest-Südwestwand

29 Everest-Winterexpeditionen sind bisher in der Bergsteiger-Chronik „Himalayan Database“ verzeichnet, 21 davon vor 1990. So versuchten sich alleine im Winter 1985 gleich vier Expeditionen am höchsten Berg der Erde: drei südkoreanische auf unterschiedlichen Routen (Normalweg über den Südsattel, Westgrat und Südwestwand) und ein japanisches Team (Hornbein-Couloir). Insgesamt waren nur fünf Winterexpeditionen am Everest erfolgreich – zuletzt 1993, als sechs Bergsteiger eines japanischen Teams die Südwestwand durchstiegen und am 18. Dezember den höchsten Punkt auf 8850 Metern erreichten.

Der Einzige, der den höchsten Berg der Erde bisher im Winter ohne Atemmaske bestieg, war Ang Rita Sherpa am 22. Dezember 1987. Das Wetter an jenem Tag war ungewöhnlich gut. Die große Kälte im Winter sorgt normalerweise dafür, dass der Luftdruck im Gipfelbereich noch weiter absinkt. Ein Aufstieg ohne Atemmaske liegt dann im absoluten Grenzbereich des Möglichen.

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Luo Jing macht die 14 Achttausender voll https://blogs.dw.com/abenteuersport/luo-jing-macht-die-14-achttausender-voll/ Sat, 29 Sep 2018 20:55:26 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=42121

Luo Jing (2016)

Auch vom Achttausender Shishapangma in Tibet wurden am heutigen Samstag die ersten Gipfelerfolge der Herbstsaison gemeldet. Ein Team des russischen Expeditionsveranstalters „7 Summits Club“ erreichte nach eigenen Angaben den 8027 Meter hohen Gipfel, ebenso ein Team des nepalesischen Anbieters „Seven Summit Treks“. Laut dessen Vorstandsmitglied Dawa Sherpa stand auch die Chinesin Luo Jing auf dem Gipfel der Shishapangma. Es war der letzte der 14 Achttausender, der der 42-jährigen noch in ihrer Sammlung fehlte.

Alle 14 in knapp sieben Jahren

Luo (r.) 2014 auf dem K 2

Luo ist damit nach der Südkoreanerin Oh Eun-sun, der Spanierin Edurne Pasaban, der Österreicherin Gerlinde Kaltenbrunner und der Italienerin Nives Meroi die fünfte Frau, die alle 14 Achttausender bestiegen hat. Kaltenbrunner und Meroi hatten bei allen ihren Aufstiegen auf Flaschensauerstoff verzichtet. Ihren ersten Achttausender bestieg Luo Jing im Herbst 2011, den Manaslu. Seitdem verging bei ihr kaum ein Jahr ohne Achttausender-Erfolg. In weniger als sieben Jahren machte sie die 14 voll: 2012 ließ sie den Makalu folgen, 2013 Kangchendzönga, Gasherbrum I und II. 2014 bestieg die Chinesin Dhaulagiri und K 2, 2016 Annapurna, Mount Everest und Cho Oyu. 2017 war der Lhotse dran, im Sommer 2018 dann Nanga Parbat, Broad Peak und jetzt im Herbst zum Abschluss die Shishapangma.

„Berge haben mich akzeptiert“

„Nachdem ich so viele Berge bestiegen habe, habe ich verstanden, dass ich nicht die Berge erobert habe, sondern dass die Berge mich akzeptiert haben“, sagte die Computer-Expertin aus Peking der Zeitung „China Daily“, im Sommer nach dem Erfolg am Broad Peak. Luo Jing ist die erste Frau aus China im „14-Achttausender-Klub“.

Ihr Landsmann Zhang Liang hatte die Achttausender-Sammlung als erster Chinese 2017 komplettiert. In diesem Sommer gelang ihm als zweitem Mensch nach dem Südkoreaner Park Joung-Seok der sogenannte „True Explorers Grand Slam“: Er bestieg den Denali, den höchsten Berg Nordamerikas, und damit den letzten ihm noch fehlenden Berg der „Seven Summits“. Damit hatte der 54-Jährige sowohl alle Achttausender, als auch die höchsten Berge aller Kontinente bestiegen – und zudem noch Nord- und Südpol erreicht.

Update 4.10.: Laut einem spanischen Bergsteiger, der zur gleichen Zeit an der Shishapangma war, erreichte Luo Jing „nur“ den 8008 Meter hohen Mittelgipfel, nicht den Hauptgipfel. Sollte sich dies bestätigen, hätte sie die 14 Achttausender noch nicht komplett.

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Erster Gipfelerfolg am Manaslu vermeldet https://blogs.dw.com/abenteuersport/erste-gipfelerfolge-am-manaslu-vermeldet/ Tue, 25 Sep 2018 14:04:43 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=42067

Manaslu (l.) und Pinnacle East (r.)

Vom 8163 Meter hohen Manaslu wird der erste Gipfelerfolge der Herbstsaison an den Achttausendern gemeldet. Dawa Sherpa von Seven Summit Treks berichtet auf Facebook, vier Sherpas des nepalesischen Veranstalters hätten die Fixseile bis zum höchsten Punkt gelegt. Neben Mingma Tenjing Sherpa, Gyaljen Sherpa, Tenjing Chhombi Sherpa und Temba Bhote hätten der Spanier Sergi Mingote und der Brasilianer Moeses Fiamoncini den Gipfel erreicht. Mingote bestätigte – ebenfalls auf Facebook – den Gipfelerfolg und ergänzte: „Mir geht es gut.“ Im vergangenen Sommer hatte Sergi in Pakistan erst den Broad Peak und anschließend den K 2 bestiegen, jeweils ohne Flaschensauerstoff. Nach dem Manaslu will der 47 Jahre alte Profibergsteiger in diesem Herbst auch noch den Achttausender Dhaulagiri besteigen, ebenfalls im Westen Nepals.

Fast 200 ausländische Gipfelanwärter

Da jetzt die Fixseile bis zum Gipfel liegen, dürfte es in den nächsten Tagen jede Menge Erfolgsmeldungen vom Manaslu hageln. Fast 200 ausländische Bergsteiger haben für diese Saison ein Permit für die Besteigung des achthöchsten Bergs der Erde erhalten. Damit setzt sich der Trend der vergangenen Jahre fort: Unter den Kunden kommerzieller Expeditionen ist der Manaslu in Sachen Beliebtheit  der „Herbst-Everest“.

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Strafe für gefälschtes Everest-Permit https://blogs.dw.com/abenteuersport/strafe-fuer-gefaelschtes-everest-permit/ Fri, 31 Aug 2018 14:34:47 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41911

Mount Everest

Wenn es um eigene Einnahmen geht, versteht die Regierung Nepals keinen Spaß. Nach Informationen der Zeitung „The Himalayan Times“ verhängte das Tourimusministerium jetzt eine Geldstrafe von 44.000 US-Dollar gegen den nepalesischen Expeditionsveranstalter „Seven Summit Treks“ wegen der Fälschung eines Permits für den Mount Everest. Die Behörde hatte im Frühjahr einer von „Seven Summit Treks“ gemanagten Expedition unter Leitung des Chinesen Sun Yiguan die Genehmigung erteilt, den höchsten Berg der Erde zu besteigen. Auf dem Originaldokument standen zwölf Teilnehmer. Später tauchte eine gefälschte Version auf, in der ein australischer und ein chinesischer Bergsteiger hinzugefügt worden waren.

Mingma Sherpa weist Schuld von sich

Mingma Sherpa

Da ein Permit pro Expeditionsteilnehmer 11.000 Dollar kostet, entgingen der Regierung so Einnahmen von 22.000 Dollar. Die doppelte Summe wurde jetzt als Strafe festgesetzt. Zudem forderte das Tourismusministerium die Polizei auf, die Schuldigen für den Betrug zu ermitteln. Ihnen drohen sieben Jahre Gefängnis. Mingma Sherpa, Chef des Veranstalters „Seven Summit Treks“ wies alle Schuld von sich und versicherte, er werde dabei helfen, die Betrüger vor Gericht zu bringen. Verantwortlich sei einer seiner früheren Angestellten. Mingma verwies darauf, dass sein Unternehmen der größte Expeditionsveranstalters Nepals sei und Saison für Saison große Summen für Permit überweise. „Wir denken nicht einmal daran, solche Dinge zu tun.“

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„Everest-Sicherheit hat ihren Preis“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-sicherheit-hat-ihren-preis/ Mon, 06 Jun 2016 15:02:30 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32885 Andreas Friedrich auf dem Gipfel des Everest

Andreas Friedrich auf dem Gipfel des Everest

Glück ist nicht planbar, die Voraussetzungen dafür bis zu einem gewissen Grad schon. „Ich kam auf den Gipfel und hatte ihn für mich und meinen Sherpa Son Dorjee alleine“, erzählt mir Andreas Friedrich, der am 13. Mai als erster Deutscher in dieser Saison auf dem Gipfel des Mount Everest stand. „Es war ein unglaublicher Luxus, dort oben alleine zu stehen. Da hatte ich Riesenglück.“ Zu verdanken habe er es der Weitsicht seines erfahrenen Expeditionsleiters Russell Brice. Der „alte Fuchs“ aus Neuseeland, Chef des Veranstalters Himalayan Experience, war mit seiner Gruppe im Basislager geblieben, als fast alle Gruppen sich per Hubschrauber in niedrigere Regionen fliegen ließen, um sich für einen Gipfelversuch um den 20. Mai herum noch einmal in „dickerer“ Luft zu erholen. „So hatten wir einen Vorsprung von einigen Tagen und erreichten als erstes Team eines kommerziellen Veranstalters den Gipfel“, sagt Andreas Friedrich.

„Erfahrungen waren Erfrierungen wert“

andreas friedrich everest II„Das Wetter war zwar hundsmiserabel, minus 30 bis 35 Grad, ein absolut böiger Wind. Aber ich war dort oben komplett aufgedreht.“ Nach einigen Gipfelfotos habe er sich noch eine Viertelstunde Zeit genommen und „diese Bilder in mich eingesogen: die plötzlich zur Miniaturgröße geschrumpften Berge um mich herum, die Gletscher, die nur noch Pinselstriche waren.“ Der 54 Jahre alte Flugkapitän aus München zog sich am Gipfeltag Erfrierungen zweiten bis dritten Grades an allen Fingerspitzen zu. „Die Hand wird lebenslang empfindlich bleiben“, sagt Andreas. „Aber das war es mir absolut wert. Die Erfahrungen, die ich gemacht, die Lektionen, die ich gelernt habe, alle diese neuen Gefühle überwiegen bei weitem das Theater, das die fünf Finger künftig machen werden.“

Andreas Friedrich: Ich hatte den Gipfel für mich alleine

Wie in den 1970er Jahren

Mehr als 400 Bergsteiger erreichten in diesem Frühjahr von Nepal aus den Gipfel des Everest, über 100 von Tibet aus. Das klingt fast schon wieder normal – nach einem Jahr 2015 ganz ohne Gipfelerfolge auf beiden Seiten des Bergs wegen des verheerenden Erdbebens in Nepal und der vorzeitig beendeten Saison 2014 auf der Südseite nach dem Lawinenunglück im Khumbu-Eisbruch. Doch es sei diesmal im Khumbu-Gebiet schon anders gewesen, findet Andreas Friedrich: „Die Teehäuser waren leer, Namche Bazaar glich einer Geisterstadt.“ Mit rund 290 ausländischen Bergsteigern sei es auch im Basislager leerer gewesen als sonst. „Die Atmosphäre im Basislager war gefühlt wie in den 60er, 70er Jahren: sehr entspannt. Es war Platz auf dem Gletscher. Und das setzte sich am Berg fort.“

Keine Spielwiese

Gefährlicher Khumbu-Eisbruch

Gefährlicher Khumbu-Eisbruch

Erst beim Abstieg vom Gipfel gerieten Andreas und seine Teamkollegen in einen Stau – ausgerechnet im gefährlichen Eisbruch, weil ihnen dort die vielen Gipfelanwärter entgegen kamen, die sich für den 19. oder 20. Mai als Gipfeltag entschieden hatten. Unter ihnen seien auch einige gewesen, die den Anforderungen des Everest eigentlich nicht gewachsen waren, erzählt Andreas, der vor dem Everest schon den Achttausender Manaslu (2012) und andere hohe Berge im Himalaya bestiegen hatte: „Leute, die nicht wussten, wie man im Eisfall mit Steigeisen geht und Leitern überquert oder wie man einen Jümar (Steigklemme) benutzt. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen und den Kopf geschüttelt. Der Everest ist doch kein Berg zum Üben, keine Spielweise.“

Notfall-Sauerstoff fehlte

Dass in dieser Saison fünf Bergsteiger am Everest ihr Leben ließen, habe ihn nicht sonderlich überrascht, sagt Andreas Friedrich. „Ich denke, es wäre vermeidbar gewesen, wenn man wie Russell Brice am Südsattel oder in Lager 3 genügend Sauerstoff für Notfälle gebunkert hätte.“ Doch lokale Billiganbieter wie Seven Summit Treks hätten aus Kostengründen darauf verzichtet. „Jeder, der für 18.000 Euro einen lokalen Anbieter bucht, mag sich fünf Minuten lang die Hände reiben wegen des Schnäppchens. Aber es hat auch seinen Preis. Man bezahlt dafür mit viel weniger Knowhow und Extras, die dazugekauft werden müssen.“

Brice: „Bei mir wären sie früher zurückgerufen worden“

Russell Brice

Russell Brice

Auch Expeditionsleiter Russell Brice legt den Finger in diese Wunde. „Einmal mehr waren in diesem Jahr für die Todesfälle die billigeren Anbieter aus Nepal verantwortlich, die kaum für zusätzliche Absicherung sorgen und die immer noch ungeeignete Bergsteiger mitnehmen, die viel zu viel Zeit brauchen, um auf den Gipfel zu kommen, und dann Probleme kriegen.“ Bei seiner Expedition, so der Himex-Chef, wären solche Kunden schon viel früher zurückbeordert worden. „Alle Kunden, sie sich für billigere lokale Teams entscheiden, sollten sich bewusst sein, dass es für den niedrigeren Preis auch einen Grund gibt und dass sie sehr wenig Unterstützung erhalten werden.“

Andreas Friedrich: Sicherheit hat ihren Preis

Das sieht auch Andreas Friedrich so, der für sein Abenteuer Everest zwar tief in die Tasche gegriffen hat, das viele Geld aber für gut angelegt hält: „Wenn ich Bockmist baue oder irgendetwas passiert, kann ich mich auf das Risiko- und Krisenmanagement Russells und seiner Sherpas hundertprozentig verlassen. Und das hat nun einmal seinen Preis.“

P.S.: Everest-Besteiger Andreas Friedrich ist auch Gründer der Hilfsaktion „MountainProjects“, die sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat, im 2200 Meter hoch gelegenen nepalesischen Dorf Kagate eine Schule zu bauen.

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