Seven Summits – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Tima Deryan: Eine starke arabische Frau auf dem Weg zum Everest https://blogs.dw.com/abenteuersport/tima-deryan-eine-starke-arabische-frau-auf-dem-weg-zum-everest/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/tima-deryan-eine-starke-arabische-frau-auf-dem-weg-zum-everest/#comments Thu, 24 Jan 2019 09:38:09 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=43363

Tima Deryan

Sie passt so gar nicht in das Klischee, das viele Menschen im Westen von arabischen Frauen haben. Fatima, genannt Tima, Deryan steht nicht im Schatten eines Mannes. Sie ist weltoffen, selbstbewusst und selbstständig. Sie hat in Dubai, wo sie lebt, ein Unternehmen gegründet – und sie ist Bergsteigerin: Fünf der „Seven Summits“, der höchsten Berge aller Kontinente, hat Tima bereits bestiegen. Der Mount Everest und der Mount Vinson in der Antarktis fehlen ihr noch in ihrer Sammlung.

Am 23. März wird die 26-Jährige nach Nepal fliegen, um den höchsten Berg der Erde zu besteigen. Auf dem Trekking ins Everest-Basislager wird Tima sicher besonders auf die Yaks achtgeben. Als sie im Oktober 2017 auf dem Weg zum Island Peak zwischen Phakding und Namche Bazaar gerade eine Brücke über den Dudh Kosi überquert hatte, wurde sie von einem Yak angegriffen und zu Boden geworfen. Die Hörner trafen sie am Oberschenkel, Deryan wurde leicht verletzt.

Tima, wie kamst du überhaupt zum Bergsteigen?

Auf dem Gipfel des Aconcagua (2017)

Ich wurde in Kuwait geboren. Meine Familie zog in den Libanon, als ich zwei Jahre alt war, und dann nach Dubai, als ich neun war. Ich habe eigentlich immer Sport getrieben. Als Teenager habe ich Bodybuilding gemacht, mit 16 Bungee- Jumping. Dann begann ich zu tauchen, später Fallschirm zu springen.

2015 hörte ich einen Vortrag Omar Samras, des ersten Ägypters, der den Everest bestieg. Das erinnerte mich an ein Ziel, das ich schon lange mit mir herumtrug: Seit ich 14 Jahre alt war, wollte ich immer den Everest besteigen. Ich habe fünfmal Nepal besucht, bin zweimal über den Everest geflogen und habe immer gesagt: Eines Tages stehe ich auf dem Gipfel dieses Bergs. Also machte ich den ersten Schritt, um zu sehen, ob mir Bergsteigen gefällt oder nicht: Ich bestieg den Elbrus in Russland. Danach war ich süchtig, und mein Weg als Bergsteigerin begann.

Wie würdest du selbst deinen Charakter beschreiben?

Ich bin eine starke Frau, sowohl physisch, als auch mental. Ich lache gerne und genieße die einfachen Dinge des Lebens. Für mich geht es vor allem um Erfahrung, nicht um das Materielle. Ich habe zwei Jobs, wenn ich nicht in den Bergen bin – den einen im Finanzsektor, dazu mein eigenes Unternehmen. Das bedeutet, ich arbeite hart für mein Geld.

Ich bin ein lauter Mensch, wenn ich glücklich bin und versuche, das einigermaßen unter Kontrolle zu halten. In meiner aktuellen Lebensphase würde ich sagen, ich bin sowohl extro-, als auch introvertiert. Ich glaube an „Mind over Matter“ (frei übersetzt: Alles eine Sache des Willens). Ich versuche, zu jeder Zeit ein positives, ausgeglichenes und glückliches Leben zu führen.

Auf der Leiter über die Spalte (am Island Peak)

Welche deiner Eigenschaften helfen dir in den Bergen am meisten?

Der Glaube an meine Stärke, meine positive Lebenseinstellung, das Lachen (besonders wenn die Höhe zuschlägt) und natürlich, dass sich alles um „Mind over Matter“ dreht. Um mich daran zu erinnern, habe ich es auch auf meine Hand tätowiert.

Was bedeutet dir das Bergsteigen heute?

Ganz ehrlich, ich würde mir wünschen, Bergsteigen wäre mein Beruf, aber das funktioniert in meiner Welt nicht. Meine Träume sind groß und ich muss eine Menge Geld verdienen, um sie zu erfüllen. Bergsteigen ist für mich eine Flucht aus dem normalen Leben in der Stadt und aus der Mainstream-Welt. Es bedeutet für mich, meine positive Energie wieder aufzufüllen und mein Selbstvertrauen zu stärken. Es bedeutet, mit mir selbst in Einklang zu sein, Grenzen zu verschieben und dabei glücklich zu sein. Es bedeutet, meine Gedanken wieder ins Gleichgewicht zu bringen und mental zu gesunden. Bergsteigen ist für mich im wahrsten Sinne des Wortes mein Himmel auf Erden und mein Glücksplatz.

Wie bereitest du dich auf den Everest vor?

Beim Felsklettern

Obwohl ich so lange vom Everest geträumt habe, wurde mir erst in dem Augenblick, als ich mich entschloss, ihn anzugehen, richtig bewusst, dass die Expedition zwei Monate dauern wird! Als Neuling bin ich erst einmal drei Jahre Bergsteigen gegangen. Erst dann hatte ich ausreichend Selbstvertrauen und genug gelernt, um so eine Entscheidung zu treffen.

Zum Training: Von sechs bis sieben Uhr morgens mache ich Krafttraining, dann folgt ein langer Arbeitstag. Wenn ich abends nach Hause komme, mache ich mein HIIT (Hochintensives Intervalltraining). Ein- oder zweimal pro Woche laufe ich zehn Kilometer, zwei-, dreimal die Woche trainiere ich in der Kletterhalle. Und am Wochenende gehe ich immer wandern.

Wie finanzierst du die Expedition?

Ich bin ein Minimalist. Ich lebe bei meiner Familie, deshalb gebe ich wirklich nicht viel von dem aus, was ich verdiene. Ich investiere alles in die Berge und für Reisen. Der Everest ist auch eine Art Start-Event für meine neue Firma „Yalla Cleaning(ein Online-Portal für die Reinigungsbranche). Ein Teil meiner Initiative ist es, dazu beizutragen, den Everest sauberer zu machen. Deshalb stehe ich aktuell mit den Nepalesen in Verbindung, um zu klären, wie ich dabei helfen kann, ein System zu entwickeln, um den Müll vom Berg zu bringen.

Nepalesische Südseite des Mount Everest

Mit welchen Erwartungen gehst du an den Everest?

Ich denke, jeder, der sich an einem Berg versucht, hat auch das Ziel, den Gipfel zu erreichen. Am Everest will ich definitiv ganz oben stehen, bin mir aber durchaus bewusst, dass die Dinge ganz anders laufen können, als ich erwarte. Es ist bereits schön, dass ich überhaupt die Chance habe, rund 50 Tage auf diesem Berg zu verbringen und meine Erfahrungen zu sammeln. Aber das Sahnehäubchen wäre natürlich, mit einem Gipfelerfolg heimzukehren. Ich habe nicht allzu viele Erwartungen – außer Kälte, Aluminiumleitern, Khumbu-Eisfall, Gletscherspalten und dem epischen Basislagerleben!

Eine Frau als Bergsteigerin – davon gibt es nicht viele in der von Männern dominierten arabischen Welt. Welche Widerstände musstest du überwinden?

Ich weise ständig darauf hin, dass sich die arabische Welt in einer Übergangsphase befindet. Es ist wahr, dass sie von Männern dominiert wird, aber Frauen steigen allmählich in allen Bereichen auf. Sie erreichen, was früher für unmöglich gehalten wurde, ob im Fitnessbereich, im Geschäftsleben, der Kultur, der Musik oder in der Unterhaltungsbranche.

Nepal, ich komme!

Als ich mit dem Bergsteigen begann, war es für mich schwierig, meine Familie davon zu überzeugen, alleine unterwegs zu sein, möglicherweise auch von der Außenwelt abgeschlossen, sodass sie eine Weile nichts von mir hören. Es war hart für sie, dies zu akzeptieren, aber letztlich gelang es mir, sie zu überzeugen. Ansonsten habe ich wirklich nicht viele Schwierigkeiten überwinden müssen, um meine Leidenschaft ausleben zu können.

Was die Gesellschaft anbelangt, erfahre ich normalerweise viel Respekt sowohl von Männern als auch von Frauen. Wie in jeder anderen Ecke der Welt, gibt es auch hier Leute, die denken, dass ich verrückt bin und vor einer komplizierten Zukunft stehe. Ich mache mir nicht wirklich die Mühe, es zu erklären. Ich klettere einfach mehr und beweise so, dass sie sich irren. Am Ende des Tages dreht sich doch alles um Taten.

Wie reagieren arabische Männer auf deine Bergerfolge? Wie arabische Frauen?

Sowohl arabische Männer als auch Frauen reagieren auf eine sehr schöne Weise. Es macht mich so glücklich zu hören: „Wir sind stolz auf dich.“ Einige Männer fordern mich auch heraus, um zu beweisen, dass sie mir in puncto Fitness überlegen sind. Aus Spaß mache ich mit. Aber es spielt keine Rolle, ob ich dabei gewinne oder verliere. Wichtig ist, dass meine Botschaft durchdringt: Frauen sind starke Geschöpfe mit einer hohen Schmerzgrenze.

Gibt es auch eine Botschaft, die du arabischen Frauen mit auf den Weg geben willst, indem du auf den Everest steigst?

Auf Expedition (zum Denali)

Ja. Mit meiner Everest-Besteigung möchte ich zeigen, dass eine arabische Frau in der Lage ist, alle Arten von Einschränkungen zu bekämpfen, die ihr die Gesellschaft auferlegt. Sie kann sich ihre Freiheit nur durch Taten verdienen. Wenn sie etwas will, muss sie wirklich hart arbeiten, um es zu bekommen! Stark zu sein, bedeutet nicht, nicht feminin genug zu sein. Stark zu sein, ist viel attraktiver als „weich“ zu sein.

Arabische Frauen befinden sich immer noch in der Phase, in der sie ihre Unabhängigkeit erlangen und Dinge selbst in Angriff nehmen. Die meisten Frauen empfinden es noch immer als schwer, auf eigenen Füßen zu stehen. Wenn ich also den Everest besteigen kann und nur von mir selbst abhängig bin, signalisiert es ihnen, dass auch sie alles schaffen können. Alles, was man dazu braucht, ist Mut und harte Arbeit.

Ich möchte, dass arabische Frauen wissen, dass sie schön sind, dass sie stark sind und dass sie die Welt erobern können. Aber nur mit der richtigen Einstellung.

P.S. Die erste arabische Frau auf dem Everest war übrigens die Palästinenserin Suzanne Al Houby, die im Frühjahr 2011 den höchsten Punkt auf 8850 Metern erreichte.

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Shutdown stoppt Kobusch am Denali https://blogs.dw.com/abenteuersport/shutdown-stoppt-kobusch-am-denali/ Wed, 16 Jan 2019 14:45:37 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=43277

Jost Kobusch in Alaska

US-Präsident Donald Trump hat mit seinem Shutdown, der Stilllegung der Bundesverwaltung, auch Jost Kobusch ausgebremst. Der deutsche Bergsteiger stand im Ort Talkeetna in Alaska plötzlich vor einer verschlossenen Tür. Das Büro der Ranger sei geschlossen, „weil die Finanzierung des Regierungshaushalts aussteht“, las Jost auf einem Schild hinter der Glasscheibe. Per Email informierte die Denali-Nationalparkverwaltung den 26-Jährigen außerdem darüber, dass er wegen des Shutdowns wohl vorerst keine Nachricht mehr erhalten werde. „Schau einfach die Nachrichten“, lautete die Empfehlung.

„Regierungsscheiß“

Kobusch hatte sich vorgenommen, in diesem Winter den 6190 Meter hohen Denali im Alleingang zu besteigen, den höchsten Berg Nordamerikas. Alle Formalitäten hatte er erledigt – bis auf den Besuch in der Ranger-Station in Talkeetna. Anderthalb Jahre Vorbereitung für die Katz. „Es hat schon etwas von einem sehr großen Fehlschlag“, sagte Jost im kanadischen Fernsehsender KTVA (s. Video unten). „Es ist eine Sache, wenn du dich bei starkem Wind auf einem Berg befindest und gezwungen bist, im Sturm umzudrehen.  Aber es ist eine ganz andere Sache, wenn dich so ein Regierungsscheiß zur Umkehr zwingt.“ Um nicht mit ganz leeren Händen nach Deutschland heimreisen zu müssen, wollte Kobusch wenigstens den 3773 Meter hohen Berg Kahiltna Queen besteigen. Doch auch daraus wurde nichts, die Lawinengefahr war zu groß. „Im nächsten Jahr komme ich wieder“, kündigte Jost an.

2015 war Kobusch auf einen Schlag weltweit bekannt geworden. Der junge Deutsche hatte ein Video der Riesenlawine gedreht, die – ausgelöst durch das verheerende Erdbeben am 25. April 2015 – das Basislager auf der nepalesischen Seite des Mount Everest verwüstet hatte. 19 Menschen waren damals zu Füßen des Everest ums Leben gekommen. Im Frühjahr 2016 bestieg Kobusch mit der Annapurna seinen ersten Achttausender – ohne Flaschensauerstoff. Im Herbst 2017 gelang ihm im Alleingang die Erstbesteigung des 7296 Meter hohen Nangpai Gosum II im Osten Nepals. Im vergangenen Herbst eröffnete Jost nach eigenen Angaben solo eine neue Route auf die 4884 Meter hohen Carstensz-Pyramide, den höchsten Berg Ozeaniens. Der Denali sollte sein nächster Alleingang an einem der „Seven Summits“, der höchsten Gipfel aller Kontinente, werden. Doch Bergsteiger sind Trump so was von schnuppe. Aber wer eigentlich nicht?

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Whiteout am Mount Vinson https://blogs.dw.com/abenteuersport/whiteout-am-mount-vinson/ Sat, 22 Dec 2018 17:57:25 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=43063

Mount Vinson, einer der „Seven Summits“

Weihnachten mit der Familie unter dem Christbaum – daraus wird möglicherweise nichts für rund 40 Bergsteiger in der Antarktis. Seit rund einer Woche sitzen mehrere Teams im Basislager zu Füßen des 4852 Meter hohen Mount Vinson fest, des höchsten Bergs des Kontinents. Schwere Stürme mit Geschwindigkeiten von rund 100 Stundenkilometern und heftiger Schneefall verhindern seit Tagen, dass Flugzeuge dort starten oder landen können. „Wir haben das Essen auf eine warme Mahlzeit am Tag rationiert“, schreibt mir Manuel Möller, mit dem ich 2014 zusammen auf Expedition am 7129 Meter hohen Kokodak Dome war, wo uns die Erstbesteigung gelang. Eigentlich hatte Manuel am 21. Dezember wieder zu Hause sein wollen: „Wir stellen uns inzwischen darauf ein, auch Weihnachten noch hier zu verbringen.“

150 Meter und dem Gipfel umgekehrt

Das Vinson-Massiv

Jürgen Landmann, der wie Manuel zum fünfköpfigen Team des deutschen Expeditionsveranstalter Amical alpin gehört, schreibt auf Facebook von einem möglichen „Mini-Schönwetterfenster“ am 27. Dezember: „Hoffen wir mal, dass wir dann hier wegkommen!“ Nach seinen Worten hatte das Team bei seinem Gipfelversuch 150 Meter unter dem höchsten Punkt umkehren müssen. Eine Teilnehmerin habe sich beim Aufstieg Erfrierungen an Nase und Wange zugezogen, ergänzt Manuel, „es sieht aber schon wieder besser aus.“  Insgesamt habe die Gruppe nur an zwei von zehn Tagen am Berg schönes Wetter gehabt.

Stimmung im Basislager noch ruhig

„Die Saison hier ist komplett crazy“, schreibt Manuel. „Die Ranger meinten, sie hätten noch nie so viel schlechtes Wetter gesehen. Gestern gab es 15 Zentimeter Neuschnee. Normalerweise schneit es hier einen Zentimeter pro Jahr.“ Die Stimmung im Basislager sei trotz der Hängepartie ruhig. Das Essen reiche wohl noch für zwei Wochen, auch Benzin sei noch vorhanden. „Es besteht also keine direkte Gefahr, zu verhungern oder zu verdursten“, beruhigt Manuel. „Trotzdem ist es irgendwie blöd, da nicht absehbar ist, wann sich die Bedingungen verbessern.“ Also Daumen drücken!

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Fingerlos auf die Annapurna? https://blogs.dw.com/abenteuersport/fingerlos-auf-die-annapurna/ Wed, 25 Apr 2018 14:49:28 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=40331

Kim und Co., im Hintergrund die Annapurna

„Der Mann ohne Finger“ will sich seinen zwölften Achttausender holen. Kim Hong-bin ist der einzige ausländische Bergsteiger, dem die Regierung Nepals in diesem Frühjahr ein Permit für den Achttausender Annapurna erteilt hat. Das bedeutet jedoch nicht, dass der 53-jährige Koreaner alleine unterwegs sein wird. Auf dem Bild von der Nordseite des 8091 Meter hohen Bergs, das die südkoreanische Zeitung No Cut News veröffentlichte, zähle ich neben Hong-bin 20 weitere Personen. „Er hat wohl ein großes Basislager-Unterstützungsteam dabei“, schreibt mir Billi Bierling von der Bergsteiger-Chronik Himalayan Database. Am Berg werde der Koreaner von vier Sherpas begleitet.

Unfall am Denali    

Kim Hong-Bin

Kim Hong-bin hatte sich 1991 am 6190 Meter hohen Denali in Alaska, dem höchsten Berg Nordamerikas, so schwere Erfrierungen zugezogen, dass alle zehn Finger hatten amputiert werden müssen. 2017 bestieg er im Frühjahr den Lhotse und im Sommer den Nanga Parbat. Es waren seine Achttausender Nummer zehn und elf. Neben der Annapurna fehlen Kim in seiner Sammlung nur noch der Gasherbrum I und der Broad Peak, beide in Pakistan gelegen. Bei optimalem Verlauf könnte er alle drei Berge noch in diesem Jahr besteigen.

Paralympics-Starter

Der 1,76 Meter große Südkoreaner, der in der Stadt Gwanju im Süden des Landes lebt, hat sich von seiner Behinderung nie bremsen lassen. Kim fährt auch Skirennen. So startete er 2002 für Südkorea bei den Paralympischen Spielen in Salt Lake City und belegte in Slalom und Super G jeweils den neunten Platz. Noch im Winter 2017 gewann er – mit 52 Jahren – bei den koreanischen alpinen Ski-Meisterschaften der Behindertensportler Gold im Slalom.

Auf den Seven Summits

2012 auf dem Gipfel des K 2

Den Mount Everest bestieg Kim Hong-bin im Frühjahr 2007. Knapp zwei Jahre später, Anfang 2009, komplettierte er mit dem Mount Vinson in der Antarktis seine Sammlung der „Seven Summits“, der höchsten Berge aller Kontinente. „Wenn der Unfall am Denali nicht passiert wäre, wäre ich ein ganz normaler Bergsteiger geblieben“, sagte Hong-bin einmal. „Die Not ließ mich das scheinbar Unmögliche versuchen. Ich habe die Behinderung, die mir ein Berg beibrachte, dadurch überwunden, dass ich Berge bestieg.“

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Helga Hengge: „Der Everest hat mir viel gegeben“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/helga-hengge-everest-hat-mir-viel-gegeben/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/helga-hengge-everest-hat-mir-viel-gegeben/#comments Wed, 17 Jan 2018 20:21:04 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=39187

Helga Hengge in Köln

Du hast einen Berg erst erfolgreich bestiegen, wenn du nach dem Gipfel auch wieder sicher das Tal erreichst. In diesem Sinne war Helga Hengge die erste erfolgreiche deutsche Bergsteigerin am Mount Everest. Als Mitglied eines kommerziellen Expeditionsteams erreichte sie im Frühjahr 1999, von der tibetischen Nordseite aufsteigend, den 8850 Meter hohen Gipfel. Hannelore Schmatz war im Herbst 1979 zwar als erste deutsche Frau auf den höchsten Punkt des Everest gelangt, beim Abstieg jedoch auf 8300 Metern an Erschöpfung gestorben.

2011 komplettierte Hengge als erste deutsche Bergsteigerin die Sammlung der „Seven Summits“, der höchsten Berge aller Kontinente. Inzwischen ist Helga 51 Jahre alt. Sie lebt mit ihrem Mann, ihrer zwölfjährigen Tochter und ihrem elfjährigen Sohn in München – und geht immer noch in die Berge. Im vergangenen Herbst versuchte sie sich am 6543 Meter hohen Shivling im indischen Himalaya. Ich habe sie am Rande eines Vortrags in Köln getroffen.

Helga, es ist jetzt fast 19 Jahre her, dass du auf dem Mount Everest warst. Hast du noch eine besondere Beziehung zu dem Berg?

1999 auf dem Gipfel des Everest

Ja, ganz sicher. Ich dachte immer, dass würde nach einer Weile verschwinden. Aber ich finde sogar, dass diese Beziehung stärker wird. Ich spüre erst jetzt, wie viel ich von diesem Berg für mich und mein Leben mitgenommen habe.

Was denn konkret?

Eine ganz tiefe Gelassenheit, die in mich eingezogen ist. Sehr viel Zuversicht. Und Glauben an eine Kraft von innen und auch an eine göttliche Kraft in den Bergen. 

Helga Hengge: Was mir der Everest gegeben hat

Verfolgst du noch immer, was am Everest geschieht, z.B. jetzt die Winterexpedition von Alex Txikon?

Ja, und das mit großer Faszination. Nach Weihnachten kommt diese eher ruhige Zeit im Januar. Ich habe dann immer das Gefühl, alle gehen zum Everest, nur ich nicht. (lacht) Leute aus dem Freundes- oder Bekanntenkreise brechen auf, oder andere Bergsteiger, die twittern und auf Instagram oder Facebook posten. Da ist so viel Energie und große Vorfreude. Und das erinnert mich immer an meine Vorfreude damals.

Was hat sich denn aus deiner Sicht seit 1999 am Everest verändert?

Auf der Nordseite war es damals noch relativ ruhig. Wir waren insgesamt rund 150 Menschen am Berg, inklusive Küchencrews und Base-Camp-Managern. Das hat sich nicht so voll angefühlt. Wenn ich jetzt die Bilder sehe, ist dort sehr viel mehr los. Aber so ist es halt auf unserer Welt. Überall wird immer mehr los sein, natürlich auch am Everest.

Hast du das Gefühl, dass der Berg dadurch seine Würde verliert?

Nein, das kann er nicht. Ich finde es auch ganz schwierig zu sagen, wie es jetzt die nepalesische Regierung wieder versucht: Die einen dürfen, die anderen dürfen nicht. Menschen dort auszuschließen, sie nicht hinaufsteigen zu lassen, das finde ich ganz schwer und immer ungerecht. Der Berg hat eine wahnsinnige Ausstrahlung und Anziehungskraft. Es gibt halt unheimlich viele Menschen, die dort unbedingt hinaufsteigen wollen. Ich kann das ganz gut nachvollziehen.

Helga Hengge: Schwierig, irgendwen vom Everest auszuschließen

Everest-Nordseite

Träumst du manchmal noch von deinem Aufstieg?

Nein. Aber ich hatte eine ganze Weile so etwas wie einen Horrortraum vom Everest – vielleicht hervorgerufen durch die Bilder von den Unglücken oder auch von den riesigen Menschenschlangen, wo Hunderte auf einer Aufstiegsroute unterwegs waren. Das ist schon erschreckend. Damals träumte ich, dass die Chinesen einen Aufzug von der Mitte des Berges bis kurz unterhalb des Gipfels gebaut hätten. Oben gab es ein Häuschen, in dem man Pause machen konnte. Von dort zogen sie dann alle los, mit Turnschuhen! Ich war dann im Traum ganz aufgeregt: Die können doch nicht mit Turnschuhen aufsteigen, das ist viel zu gefährlich. Ich muss sie zurückhalten!

Helga Hengge: Mein Horrortraum vom Everest

Du warst die erste deutsche Frau, die auf dem Gipfel des Everest war und auch wieder lebendig heruntergekommen ist. Hast du  das Gefühl, dass diese Botschaft in der Öffentlichkeit überhaupt angekommen ist?

Ich glaube schon. Bei meinen Vorträgen werde ich jedenfalls häufig darauf angesprochen. Ich lebte damals in New York und bin einfach zum Everest gefahren. Ich hatte keine Sponsoren. Mir war damals nicht bewusst, dass ich die erste Deutsche sein würde. Das habe ich erst hinterher erfahren. Wenn ich es vorher gewusst hätte, hätte ich mich wahrscheinlich mehr angestrengt und weniger gejammert. Das wäre sicher meinem Team zugutegekommen.

Mussten sie dich dort hinaufschleppen?

Nein, ganz so schlimm war es nicht. Aber ohne die Sherpas, die Tiger des Himalaya, wäre ich ganz sicher nicht dort hinaufgestiegen.

Für manche ist der Everest ja der Höhepunkt, nach dem sie kürzer treten. Bei dir war es eher eine Initialzündung, so richtig zu den Bergen der Welt aufzubrechen.

Zunächst schon. Ich habe danach noch vier Achttausender probiert und einen geschafft, die Shishapangma (Sie erreichte 2001 den 8008 Meter hohen Mittelgipfel). Anschließend habe ich meinen Mann kennengelernt, eine Familie gegründet. Mit zwei kleinen Kindern kannst du nicht einfach aufbrechen. Später habe ich mich auf die Seven Summits besonnen, die ich dann bis 2011 komplettiert habe. Jedes Jahr einen.

Tiefblick am Shivling

Im vergangenen Herbst warst du wieder im Himalaya, im indischen Teil, am Sechstausender Shivling, einem prestigeträchtigen Berg. Was hat dich dorthin gezogen?

Es ist der heilige Berg Indiens. Er hat mich schon sehr lange fasziniert. Es ist ein technisch sehr schwieriger Berg, sicherlich an der Grenze meines Könnens. Aber der Aufstieg war gar nicht so wichtig für mich. Ich wollte unbedingt diese Pilgerreise machen und Zeit dort verbringen. Es ist wirklich einer der beeindruckendsten Berge, bei denen ich jemals war. Aus ihm strahlt ein ganz großes Glück heraus. Immer wenn ich an die Expedition zurückdenke, muss ich lächeln, weil es so schön war.

Obwohl ihr 400 Meter unterhalb des Gipfels wegen Eisschlaggefahr umkehren musstest?

Wir sind schon schweren Herzens umgekehrt, weil wir so viel Arbeit in diesen Berg gesteckt hatten. Drei Tage später sind wir zurückgewandert. Nahe dem Gletschertor von Gaumukh, wo die heilige Quelle des Ganges entspringt, begegneten wir einem Sadhu [„Heiliger Mann“ im Hinduismus], der den Pilgerpfad hinaufgewandert kam. Er fragte mich: „Woher kommt ihr?“ Ich antwortete: „Vom Shivling.“ Wir waren zerzaust, sonnenverbrannte Gesichter, wir sahen schon wild aus. Dann sagte er: „Ihr Glücklichen!“ Erst da habe ich gemerkt, wie recht er eigentlich hatte. Es war ja nur der eine Tag, der uns vielleicht gefehlt hat. Aber es war ein ganz besonderes Glück, dass wir diese Reise überhaupt machen konnten.

Helga Hengge über die Begegnung mit einem Sadhu nahe dem Shivling

Damavand

Gibt es noch andere große Bergträume, die du hegst?

Einen nach dem anderen. Ich würde gerne noch einmal zum Damavand [5611 Meter, höchster Berg im Iran] reisen, wo wir im letzten Jahr wegen eines wilden Sturms nicht aufsteigen konnten. Und dann gibt es im Iran noch einen weiteren heiligen Berg, den Sabalan [4811 Meter, dritthöchster Berg des Iran]. Den möchte ich auch besuchen.

Das klingt so, als wärest du nicht nur mehr auf die Höhe aus, sondern hättest deine Kriterien geändert.

Sehr sogar. Nach dem Everest bin ich erst einmal in ein Loch gefallen. Drei Jahre Vorbereitung und ich habe mich nie gefragt: Was mache ich eigentlich, nachdem ich am Everest war? Das war schon schwer. Anschließend mühevoll die anderen Achttausender, das war nicht meins. Dann habe ich Gott sei Dank die Seven Summits entdeckt. Doch als die vorbei waren, war es für mich wieder sehr schwer. Es war schließlich ein Projekt über 14 Jahre. Plötzlich steht man auf dem letzten Berg und sollte eigentlich der glücklichste Mensch auf Erden sein. Doch nun hat man keinen Grund mehr, sich auf etwas vorzubereiten. Aber jetzt habe ich die heiligen Berge und die sind endlos. Es gibt sie auf allen Kontinenten, in allen Religionen und Kulturen. Das ist eigentlich das viel schönere Ziel.

P.S. Nochmals zurück zum Everest: Eine Leserin meines Blogs untersucht für ihre Bachelorarbeit an der Universität Gießen, wie Bergsteiger und andere Bergtouristen den Klimawandel im Everest-Nationalpark wahrnehmen. Hier geht es zu ihrem Fragebogen.

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Andy Holzer: „Unsere Everest-Chance lebt“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/andy-holzer-unsere-everest-chance-lebt/ Fri, 03 Mar 2017 08:08:33 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35221

Andy Holzer 2015 auf dem Rongbuk-Gletscher am Everest

Sechs der „Seven Summits“, der höchsten Berge aller Kontinente, hat Andy Holzer bereits bestiegen. Nur der allerhöchste fehlt noch in der Sammlung des blinden Bergsteigers aus Österreich. Zum dritten Mal will sich der 50-Jährige aus Lienz in Osttirol in diesem Frühjahr am Mount Everest versuchen. Bei seinem ersten Anlauf 2014 war die Saison nach dem Lawinenunglück im Khumbu-Eisbruch, bei dem 16 Nepalesen ums Leben gekommen waren, abgebrochen worden. Im Frühjahr 2015 hatte das verheerende Erdbeben in Nepal mit fast 9000 Toten dafür gesorgt, dass der Everest weder von Süden, noch von Norden aus bestiegen worden war. Wir vor zwei Jahren plant Holzer,  auch diesmal über die tibetische Nordseite aufzusteigen. Begleitet wird er von seinen (sehenden) Osttiroler Freunden Wolfgang Klocker und Klemens Bichler.

Andy, wieder reist du zum Mount Everest – nach zwei Anläufen 2014 und 2015, bei denen dir aus unterschiedlichen Gründen gar nicht erst die Möglichkeit gegeben wurde, dich am höchsten aller Berge zu versuchen. Dreimal ist göttlich?

Andy Holzer

Einmal, zweimal, dreimal, viermal, das haben die Menschen erfunden. Ich gehe nochmal dorthin, weil ich zu wissen glaube: Wenn alles stimmt, meine Verfassung an diesem Tag, die Verfassung meiner Freunde dort, das Wetter, die Verhältnisse am Berg … dann könnte es für uns klappen.

Wie schon 2015 willst du von der tibetischen Nordseite aus aufsteigen. Warum über diese Seite?

Weil mir meine kleine Erfahrung, die ich bei meinen vorherigen Versuchen am Everest machen konnte, eindeutig gezeigt hat, dass der Khumbu-Eisbruch wie Russisches Roulette ist. Die steileren Felsen und die Routenanlage an der Nordseite sind, abgesehen von einem Erdbeben, relativ statisch. Ich habe es lieber etwas abweisender, etwas „unfreundlicher“, aber eben verlässlicher, als die – neben den beschriebenen objektiven Gefahren – doch einfachere Route an der nepalesischen Seite zu nehmen.

Wie hast du dich auf die Expedition vorbereitet?

Mir kommt es langsam vor, dass mein ganzes Leben eine Vorbereitung auf so manche Prüfung ist. Viele davon konnte ich positiv abschließen, einiges ist mir nicht gelungen. Je älter ich werde, desto klarer wird mir, es geht gar nicht um die Anzahl der bestandenen Prüfungen. Es geht für mich immer mehr um diesen freien Geist, wie ihn heute fast nur noch die Kinder haben: einfach aufzubrechen, ohne Erfolgsgarantie in der Tasche. Zu diesem freien, unverdorbenen Aufbruchsgeist noch etwas Lebenserfahrung, etwas rationales Denken, das mir jetzt mit fünfzig Lebensjahren gegeben wurde, und dann fühle ich mich vorbereitet.

Andy Holzer in der Nordwand der Großen Zinne (Foto: Martin Kopfsguter)

Ganz pragmatisch noch die technische Antwort auf deine Frage: Meine Natur, mein Team, meine Freunde sind meine Basis. Wir sind ein eingespieltes Team, wie es wohl nur wenige haben können. Und das noch teils aus dem eigenen Dorf.

Wie seit 30 Jahren bin ich an rund 200 Tagen pro Jahr in den Bergen. Speziell jetzt im Winter haben wir sehr viele ausgedehnte Skitouren im Block ohne Ruhetage gemacht. Außerdem absolvieren wir ein Hypoxie-Programm. Jeder von uns schläft schon Wochen vor unserem Aufbruch zu Hause im Schlafzimmer in einem „Höhensimulationszelt“. Damit können wir nachts durch Sauerstoffentzug eine große Meereshöhe simulieren und den Körper schon anregen, rote Blutkörperchen zu bilden.

Bisher hat als blinder Bergsteiger nur der US-Amerikaner Erik Weihenmayer 2001 den Everest bestiegen – über die Südseite. Wie hoch schätzt du deine Chancen ein?

Ich kenne Erik seit Jahren, und wir sind lange Freunde geworden. Natürlich habe ich ihn über den Everest ausgequetscht. Aber in der Art, wie es Erik am 25. Mai 2001 mit seinem Team geschafft hat, werde und kann ich es nicht angehen. Damals stand ein ganzes Land hinter dem ersten Versuch eines Blinden am Everest. Erik hatte eine vielfache Zahl von Partnern, Freunden und Teammitgliedern an seiner Seite, die sich mit der Unterstützung abwechseln konnten. In unserem Fall können sich nur Wolfi und Klemens von Zeit zu Zeit abwechseln, um mir die Schwierigkeiten beim Auf- und Abstieg anzusagen. Beim Gipfelgang werden wir nur zu dritt jeweils mit unseren Sherpas den höchsten Punkt des Mount Everest anpeilen. Aber das heißt für mich nicht, dass wir geringere Chancen haben. Wir sind ein kompaktes Team, flexibel und schnell bei Entscheidungen. So denke und hoffe ich: Unsere Chance lebt ganz fest.

Du steigst mit Begleitern, mit Flaschensauerstoff. Viele rechnen für dieses Jahr mit einer Rekordzahl von Everest-Anwärtern, es könnte also voll werden auf den Normalrouten. Welche Taktik habt ihr euch überlegt?

Dies war auch noch ein kleinerer Grund, die Everest-Nordseite zu wählen. Dort werden es derzeit im Vergleich zur Südseite nur ca. ein Drittel an Permits ausgegeben. Aber mal ganz ehrlich: Wenn ich zum Everest gehe und mich dort dann über die zu vielen anderen Bergsteiger beklage, dann gehe ich am besten gleich wieder heim. Dann ist am Everest schon wieder einer weniger. 🙂

Andy 2011 an der Shishapangma

Es stimmt, wir werden beim Gipfelgang Flaschensauerstoff benutzen. Ich möchte den Berg der Berge so erleben, dass ich da oben auch noch etwas mitbekomme, dass ich vielleicht sogar noch etwas genießen kann und mich richtig freuen kann. Außerdem gibt uns der künstliche Sauerstoff ja überhaupt erst die Möglichkeit, gemeinsam im exakt selben Rhythmus aufzusteigen. Das wissen vielleicht zu wenige Menschen: Als Reinhold Messner und Peter Habeler 1978 als Erste ohne Flaschensauerstoff den Everest bestiegen und anschließend jeder für sich alleine abstiegen, hatte das nichts mit Egoismus zu tun, sondern mit der Tatsache, dass der extreme Sauerstoffmangel in großer Höhe jedem Menschen seinen eigenen Geh- und Leistungsrhythmus aufzwingt. Gehst du einen Schritt zu schnell, dann erliegst du der Sauerstoffschuld. Gehst du einen Schritt zu langsam, vielleicht aus Rücksicht auf deinen Partner, erfrierst du da oben.

Sauerstoffmangel bedeutet in erster Linie nicht. dass man keine Luft bekommt, sondern vielmehr, dass die Erfrierungsgefahr extrem erhöht wird, weil der Körper weniger Sauerstoff für die „Eigenheizung“ bzw. Verbrennung zur Verfügung hat.

Everest-Nordseite im letzten Tageslicht

Wenn Wolfgang (oder Klemens) vor mir immer einen Tick langsamer gehen muss, weil ich viele Fehltritte korrigieren muss und deshalb langsamer bin, dann wird er es zu kalt und ich es zu heiß haben. Und wenn mein Partner vor mir sein eigenes Tempo gehen würde, dann würde sich der Abstand zwischen uns vergrößern. Bei mehr als ca. fünf Meter Abstand kann ich seine Steigeisen nicht mehr exakt hören und muss daher mein Tempo noch mal drosseln, weil ich selbst die Tritte suchen muss.

Aber für mich und meine „Buam“ ist das ja alles schon lange klar. Wir stellen uns auf ein vielleicht nicht weniger schwieriges Abenteuer ein, als den Berg ohne künstlichen Sauerstoff zu ersteigen. Wir versuchen, diesen großen Berg mit einer Person ohne Licht zu ersteigen. Und das verlangt aus meiner „Sicht“ enormes Zusammenhalten und Gefühl für den Anderen.

Warum überhaupt muss es der Everest sein? Was zieht dich dorthin?

Wenn du mehrfach ein Projekt geplant, finanziert hast und angegangen bist, bekommst du einfach einen großen Bezug zu diesem Projekt. Genauso geht es mir gemeinsam mit Wolfi und Klemens dort auch. Wir wissen natürlich, dass es so viele andere schöne Berge gibt, und, und, und … Aber den Everest dann wirklich zu besteigen, bedeutet ja nicht, dass man sich den zahllosen anderen schönen Bergen nicht ebenso nähern kann.

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Der Rücken stoppt Fiennes am Aconcagua https://blogs.dw.com/abenteuersport/der-ruecken-stoppt-fiennes-am-aconcagua/ Thu, 19 Jan 2017 16:32:53 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34785 Ranulph Fiennes am Aconcagua

Ranulph Fiennes am Aconcagua

Er wird doch wohl nicht alt werden. Sir Ranulph Fiennes hat Rücken. Großbritanniens bekanntester Abenteurer musste Anfang der Woche mit dem Rettungshubschrauber vom Aconcagua ausgeflogen werden. Am höchsten Berg Südamerikas hatte den 72-Jährigen sein Rücken derart geschmerzt, dass er den Aufstieg zum höchsten Punkt auf 6962 Metern nicht fortsetzen konnte. „Mir fehlten nur noch ein paar Stunden bis zum Gipfel“, sagte Fiennes. „Ich bin sehr frustriert. Aber ich habe gelernt, dass man in meinem Alter Schmerzen nicht mehr einfach ignorieren kann.“

Über die Pole und Gipfel

Fiennes wollte den Aconcagua im Rahmen eines Projekts besteigen, das er „The Global Reach Challenge“ (Herausforderung globale Reichweite) getauft hat. Der Brite will der Erste werden, der nicht nur den arktischen Ozean und die Antarktis durchquert, sondern auch noch die „Seven Summits“ bestiegen hat, die höchsten Berge aller Kontinente. Für diese Sammlung fehlen ihm neben dem Aconcagua noch der Denali (6194 Meter) in Alaska und die Carstensz-Pyramide (4884 Meter) in Indonesien. Über sein Projekt wirbt Fiennes um Spenden für die britische Hilfsorganisation „Marie Curie“, die sich um Todkranke und ihre Familien kümmert.

Neues Hindernis

Aconcagua

Aconcagua

Der Brite will nun erst einmal nach Hause zurückkehren und sich gründlich untersuchen lassen, bevor er irgendetwas Neues unternimmt. „Ein neues Hindernis, mit dem ich mich auseinandersetzen muss, ist, dass die Dinge nicht mehr sind, wie sie einmal waren“, räumt der Abenteurer ein: „Bei gleichem Trainingsaufwand kann der Körper nicht mehr Gleiches leisten, deshalb ist der Erfolg keineswegs mehr garantiert.“

Schwer zu bremsen

Seinem Körper hat Sir Ranulph Fiennes, der wegen seiner zahlreichen Expeditionen und Wohltätigkeitsaktionen 1993 zum Ritter geschlagen wurde, viel abverlangt. Als erster Mensch erreichte er 1982 (gemeinsam mit dem 2002 verstorbenen Charles Burton) beide Pole auf dem Landweg. Fiennes umrundete die Erde entlang des Nullmeridians. 2003 absolvierte er – nur vier Monate nach einer Bypass-Operation – innerhalb von sieben Tagen auf sieben Kontinenten sieben Marathonrennen über die volle Distanz. 2009 bestieg Fiennes als 65-Jähriger den Mount Everest. Anfang 2013 musste er beim Versuch, die Antarktis erstmals im Winter zu durchqueren, gerettet werden, weil er sich Erfrierungen zugezogen hatte. Ein weiterer für diesen Winter geplanter Versuch wurde vom britischen Außenministerium nicht genehmigt.  Dieser Mann ist nur schwer zu bremsen.

P.S. Bevor ihr jetzt anfangt zu googeln: Sir Ranulph Fiennes ist ein Cousin dritten Grades der britischen Schauspieler Ralph und Joseph Fiennes.

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Maxuts neuer Everest ist höher als 8848 Meter https://blogs.dw.com/abenteuersport/maxut-zhumayev/ Thu, 06 Feb 2014 14:17:05 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=25261 Maxut Zhumayev

Maxut Zhumayev

„Als ich mich dem höchsten Punkt näherte, sah ich Vassiliy im Schnee sitzen, zehn Meter vom Gipfel entfernt. Ich freute mich sehr, dass mein Freund auf mich gewartet hatte“, erinnert sich Maxut an den Gipfeltag auf dem K 2, den 23. August 2011. „Das war etwas ganz Besonderes.“ An diesem Tag komplettierten Maxut Zhumayev und Vassiliy Pivtsov ihre Achttausender-Sammlung, zehn Jahre und zehn Tage, nachdem sie auf dem Gasherbrum I gestanden hatten, ihrem ersten Achttausender. Die beiden Kasachen bestiegen 13 der 14 höchsten Gipfel der Welt gemeinsam, nur am Manaslu waren sie in getrennten Expeditionen unterwegs. Das sei einzigartig, sagt Maxut: „In der Geschichte des Bergsteigens hat es das noch nicht gegeben, dass zwei Kletterer so viele Achttausender-Gipfel gemeinsam erreicht haben.“  

Hartes Stück Arbeit am K 2

Maxut und Vassiliy auf den letzten Metern zum Gipfel des K 2

Maxut und Vassiliy auf den letzten Metern

Ich treffe den 37-Jährigen auf der ISPO in München, wo es auch ein Wiedersehen mit anderen Teammitgliedern von 2011 gibt: Maxut spricht mit Gerlinde Kaltenbrunner, die an besagtem Tag ebenfalls den K 2 bestieg, den letzten Achttausender, der ihr noch fehlte. Und mit ihrem Mann Ralf Dujmovits, der auch zum Team gehörte, auf den entscheidenden Gipfelvorstoß aber verzichtete. „Der K 2 war wirklich hart“, sagt Maxut. „Es war mein sechster und Vassiliys siebter Versuch.“ Die anderen Achttausender hatte Zhumayev gleich im ersten Anlauf bestiegen. Bei allen Besteigungen verzichtete er auf Flaschen-Sauerstoff.

Aus der Ebene auf die Gipfel

Maxut wurde in der Steppe Westkasachstans geboren und fand erst spät zum Bergsteigen: „Ich begann zu klettern, als ich 20 Jahre alt war. Damals arbeitete ich als eine Art Sherpa, als Träger. Ich schulterte das Gepäck einer Trekkinggruppe aus Frankreich.“ Maxut freundete sich mit einigen Kletterern an, die zu der Gruppe gehörten. „Ich bin glücklich, dass ich ihre Philosophie und ihren Lebensstil kennengelernt habe. Sie sind schuld, dass ich immer noch in den Bergen unterwegs bin und klettere.“ Wie sein Freund Vassiliy Pivtsov verdient auch Zhumayev sein Geld als Leutnant der kasachischen Armee.

Kasachischen Alpinverein gegründet

Zhumayev 2007 auf dem Everest

Zhumayev 2007 auf dem Everest

Nachdem er alle Achttausender bestiegen hatte, fiel Maxut zunächst in ein mentales Loch. „Ich brauchte ungefähr ein Jahr, um neue Träume und neue Ziele zu finden“, erzählt Maxut. Anfang 2013 gründete Zhumayev den Kasachischen Alpinverein. Er will die Einstellung seiner Landsleute zu den Bergen ändern: „Es geht um die Philosophie, wie man mit der Natur umgeht. Für mich ist die Natur kein Spielzeug, sondern meine Heimat.“ Maxut ist sich bewusst, dass er nicht von heute auf morgen in Kasachstan Strukturen wie jene westeuropäischer Alpenvereine schaffen und dazu noch seine Bergphilosophie verbreiten kann: „Das ist mein neuer Everest. Er ist höher als 8848 Meter, weil meine Lebenszeit nicht ausreichen wird, um dieses Projekt zu vollenden.“

Weniger Gefahr

Aus Verantwortung für seine Frau, seine vierjährige Tochter und den fünfjährigen Sohn macht Maxut jetzt einen Bogen um gefährliche Klettereien. Zhumayev hat sich vorgenommen, die „Seven Summits“ zu besteigen, die höchsten Gipfel aller Kontinente. Auf dem Mount Everest (Asien) stand er schon, auf dem Kilimandscharo (Afrika) auch. Für dieses Jahr hat er sich im Mai den Denali (Nordamerika) vorgenommen und im Herbst den Aconcagua (Südamerika). Wenn es ihm gelingt, Sponsoren zu gewinnen, will er sich anschließend auch noch am Mount Vincent (Antarktis) versuchen.

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Andy Holzer: „Auf 7500 Metern ist jeder behindert“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/interview-andy-holzer/ Sat, 23 Nov 2013 13:26:04 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=24245

Der blinde Kletterer Andy Holzer

Blinde können sehen, nur anders. Das beweist der Österreicher Andy Holzer. Der 47-Jährige aus Lienz in Osttirol ist seit seiner Geburt blind. Das hindert ihn aber nicht, im Fels zu klettern, Skitouren zu machen und selbst Berge im Himalaya zu besteigen. Der 16. August 1975 war ein besonderer Tag in Andys Leben. Mit seinen Eltern durfte der damals Neunjährige erstmals einen felsigen Berg besteigen. Nachdem er sich erst stundenlang durchs Geröll geschuftet hatte, war ihm plötzlich beim Klettern im Fels der Vater zu langsam, die Mutter kam nicht mehr hinterher. „Das war für mich ein Gefühl, als ob mir jemand die Fesseln abnimmt“,  erinnert sich Andy, als wir uns kürzlich beim International Mountain Summit in Brixen treffen.

Andy, die erste Frage ist wahrscheinlich immer dieselbe. Wie machst du das, in einer Felswand zu klettern, ohne wirklich zu sehen?

Ich klettere nicht, ohne es zu sehen. Das würde nicht funktionieren.

Das musst du erklären.

Ich generiere die topographischen Details einer Felswand mit anderen Sinneseindrücken, etwa wenn ich den Griff anfasse, der wenig später zum Tritt wird. Das ist einfach ein intuitives Klettern. Auch sehende Spitzenkletterer trainieren – natürlich im geschützten Rahmen – blind zu klettern, weil es ganz andere Bewegungsabläufe sind. Du greifst nicht nach einem Griff, weil du ihn siehst, sondern du greifst dorthin, wo es dein Körperschwerpunkt gerne hätte. Das ist der Unterschied, wenn du blind kletterst. Das habe ich ausgefeilt, mittlerweile bald schon 25 Jahre lang. Es ist kein Spitzenklettern, kein Riesending, aber ein Riesenspaß.

Im Fels der Carstensz-Pyramide (Foto: Andreas Unterkreuter)

Du musst ein gigantisches Gedächtnis haben, wenn du die topographischen Details in deinem Kopf zu diesem 3-D-Bild zusammenbastelst.

Mir ist das gar nicht bewusst. Ich merke immer nur, dass ich einen wesentlich höheren Stoffwechsel habe als meine Freunde oder andere Bergsteiger. Das ist ein ganz anderer Aufwand an Energie. Ich muss mir viel mehr vorstellen, viel mehr Geisteskraft investieren, um auf demselben Level zu klettern wie die sehenden Freunde. Die Schwierigkeiten liegen für mich zwei, drei oder vier Klettergrade höher. Es ist einfach eine andere Dimension.

Du kletterst mit sehenden Seilpartnern. Kannst du eine Route anschließend auch alleine bewältigen?

Das ist für mich überhaupt die Motivation, steile Berge zu besteigen. Ich möchte wissen: Wie schaut das aus? Was sehen die Sehenden? Welche Formen und Strukturen hat der Berg? Das kann ich eben nicht mit den Augen. Auch nicht mit den Ohren. Du kannst noch so gut in die Natur hinaus lauschen, du wirst den Berg nicht in seinen Details hören. Dafür habe ich den Tastsinn. Der reicht gerade so weit wie der Arm lang ist. Ich muss den Berg hinaufklettern, um ihn zu sehen. Das ist eine Riesenmotivation. Die Route anschließend im Gedächtnis abzuspeichern, ist nicht anstrengend, sondern eher eine emotionale Regung, so wie sich Sehende Gesichter merken oder Sonnenuntergänge.

Im Vorstieg (Foto: Martin Kopfsguter)

Erlebst du auch Adrenalin-Ausstoß wie andere, die in der Wand hängen, nach unten schauen und plötzlich einfach überwältigt sind von dem, was sie da gerade anstellen?

Viele Menschen verwechseln Blindheit mit Torheit. Blindheit ist nur der Ausfall eines von fünf Sinnesnerven. Du hast immer noch vier, 80 Prozent Wahrnehmung sind da. Wenn ich klettere und sich ein 600 Meter tiefer Abgrund unter meinen Beinen auftut, dann nehme ich die gähnende Leere wahr, die mich fast herunterziehen will. Es ist gewaltig. Das Wissen darum genügt vollkommen, um dieses Gefühl der Ausgesetztheit zu bekommen, das Wissen, dass der nächste Schritt über Untergang oder Gipfelsieg entscheidet. Da gibt es keinen Unterschied. Zu mir wird immer gesagt, du bist doch sicher schwindelfrei, du siehst ja nicht hinunter. Da muss ich antworten: Es ist schon eine wilde Geschichte hinunterzustürzen, wenn du siehst, wo es hingeht. Aber in die Dunkelheit, in die Ungewissheit zu stürzen, ist noch viel schlimmer.

Andy Holzer: Das Wissen um den Abgrund genügt

Andy in der Nordwand der Großen Zinne (Foto: Martin Kopfsguter)

Du hast schon sechs der „Seven Summits“ bestiegen, der höchsten Gipfel aller Kontinente. Jetzt fehlt dir nur noch der Mount Everest. Er ist bereits einmal von einem Blinden bestiegen worden, dem US-Amerikaner Erik Weihenmayer. Du bist mit ihm auch schon geklettert, als „doppel-blinde“ Seilschaft. Hat er dich angespornt, den Everest zu wagen?

Die „Seven Summits“ sind für mich weniger eine geplante Aktion. Bis zum vierten Gipfel ist mir überhaupt nicht bewusst gewesen, dass es diese Sammlung gibt. Ich steige auf 200 Berge pro Jahr, nicht nur hier. Von Grönland bis in die Antarktis. Überall bin ich unterwegs. Diese „six of seven“ waren eben dabei. Ich habe auch schon an zwei Achttausendern meine Spuren hinterlassen, an der Shishapangma und am Cho Oyu, leider Gottes ohne Gipfelsieg. Ich weiß, wie es sich in Tibet, Nepal, im Himalaya anfühlt.

Andy Holzer: Everest-Reise ist ein geiler Gedanke

Wagnis Everest? Jeder weiß, dass der Everest der sicherste aller Achttausender ist. Das ist keine Expedition, sondern eine Reise. Wenn ich jetzt mit 47 Jahren morgen zusammenpacken und mit meinen Freunden zum höchsten Berg der Erde aufbrechen könnte, wäre das schon reizvoll. Eigentlich cool, andere machen eine Reise nach Venedig oder aufs Kitzsteinhorn, und wir fahren gerade mal zum Everest. Das ist ein geiler Gedanke. Denn ich glaube, wer nicht seine Tränen in den Augen spürt, wenn er den Hillary Step hinaufsteigt und die letzten Meter zum höchsten Punkt dieser Erde geht, der hat auf keinem Berg etwas verloren. Wenn da keine Emotion ist! Schauen wir, ob es noch passiert. Es kann ohne weiteres sein. Aber der Everest ist jetzt nicht das absolut fokussierte Ziel.

Es gibt also keinen konkreten Plan, ihn im nächsten Jahr anzugreifen. Die biologische Uhr tickt auch bei dir. Man weiß, so ab 50 wird es in der Höhe schwieriger.

Das ist absolut ein Thema und mir ganz bewusst. Ich höre immer wieder von meinen Freunden, ein 70-, ein 80-Jähriger ist auch hochgestiegen. Aber das ist eigentlich nur ein Kompliment meiner Freunde mir gegenüber. Die steigen alle mit Stirnlampe hoch. Ich bin der einzige, der in der vollkommenen Dunkelheit klettert. Das ist rein körperlich, vom Stoffwechsel, vom Energiehaushalt her, eine komplett andere Nummer. Da hast du mit 50 Jahren wahrscheinlich nichts mehr verloren, und ich bin wahrscheinlich schon jetzt schon ziemlich an der Kippe. Der Everest ist für mich einfach ein anderer Berg als für einen Sehenden. Darüber brauchen wir überhaupt nicht zu diskutieren.

Du warst an zwei Achttausendern. War das für dich eine andere Selbsterfahrung in dieser großen Höhe?

Dort oben gleichen die Sehenden und ich uns immer mehr an, weil die Geschwindigkeit reduziert wird. Langsamer zu gehen, bedeutet für mich als Blinden, dass ich für jeden Schritt einige Millisekunden mehr Zeit habe, zu analysieren, ob ich hinten links oder vorne rechts am Steigeisen mehr Druck geben muss, um im Balance zu bleiben. Hier unten, wo die Höhe keine Rolle spielt, muss ich die Schritte ganz schnell hintereinander setzen, um das Tempo halten zu können. Da ist jeder Schritt wie ein Lottotipp. Das ist auf die Dauer extrem anstrengend. Wenn du plötzlich zwei Sekunden Zeit für einen Schritt hast, ist es geradezu ein Spiel. Die große Höhe reizt mich so, weil es mir da oben gut geht.

Auf Skitour auf dem 3358 Meter hohen Schneebigen Nock (Foto: Erwin Reinthaler)

Mir hat einmal ein Paralympics-Sieger gesagt, er möge den Begriff Behindertensportler nicht. Fühlst du dich auch in eine Schublade geschoben, wenn dich jemand so nennt.

Nein. Ich höre das auch relativ selten, weil ich nicht im Wettbewerb stehe. Außerdem: Oben auf 7500 Metern ist jeder behindert. Da habe ich noch nie einen Nicht-Behinderten getroffen. Und wenn beim Felsklettern in den Dolomiten mein sehender Seilpartner nicht behindert ist, haben wir wohl die falsche Route ausgesucht. Dann war es zu einfach, keine Herausforderung. Wir gehen ja gerade deshalb bergsteigen, um uns zu behindern. Um den asphaltierten Wegen zu entkommen, den Schienen auszuweichen, um die Hinderung zu suchen. Das ist ja das Geniale beim Bergsteigen.

Andy Holzer: Auf 7500 Metern ist jeder behindert

Du gehst auch auf Skitouren.

In den letzten zehn Jahren bin ich pro Winter mindestens hundert Tage auf meinen Tourenskiern unterwegs gewesen, im letzten Winter sogar noch mehr. Das Element Schnee kommt mir entgegen. Den Schnee kannst du mit Schwung und Balance formen, bei Steinen geht das nicht. Natürlich musste ich auch Techniken entwickeln. Auch hier ist das Ohr extrem wichtig. Durch die Schwünge meines Freundes höre ich sofort die Neigung. Er braucht auch nicht zurückzurufen: Andy, pass‘ auf, da kommt ein Eisfleck! Ich höre das ja schon lange. Wenn er da vorne ausrutscht, passiert mir das tausendprozentig nicht. Das Hörbild funktioniert ähnlich wie beim restlichen Leben. Was dazu kommt, ist die Geschwindigkeit. Wenn du im Tiefschnee oder Bruchharsch kein gewisses Tempo hast, säufst du ab. Daran habe ich in den letzten zehn Jahren gearbeitet und mich extrem entwickelt, so dass ich es jetzt wirklich in vollen Zügen genieße.

Ich bin von der Shishapangma aus 7100 Metern Höhe mit den Skiern abgefahren, auch vom Mount McKinley oder vom Ararat in der Türkei. Nicht weil ich besonders gescheit sein will, sondern weil es für mich eine Erleichterung ist, die Schwünge zu ziehen, zentrisch auf dem Ski zu stehen. Dafür brauchst du keine Augen, das ist eine Gefühlssache. Ich muss mich auch auf das Material einstellen. Meine Ski sind sehr kurz und ganz breit, damit die Wendigkeit erhalten bleibt. Wenn der Ski 1,80 Meter lang ist, hast du mehr Chancen einzufädeln oder einen Stein zu treffen, als wenn er nur 1,40 Meter lang ist.

Das hört sich an, als sei dein Leben immer auch Werkstatt.

Ha! Ich würde jedem wünschen, dass sein Leben eine Werkstatt ist. Denn wenn es keine ist, dann entwickelst du dich nicht. Ich bin ständig in Entwicklung meines Werkes. Was ich jeden Tag lebe, ist eine Lebenswerkstatt. Das hast du wunderschön festgestellt.

Andy Holzer: Meine Lebenswerkstatt

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Helgas Everest-Alptraum https://blogs.dw.com/abenteuersport/helga-hengge-everest/ Wed, 17 Apr 2013 14:03:32 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=21079

1999 auf dem Everest

Eigentlich war sie die Zweite und doch auch irgendwie die Erste. Am 27. Mai 1999 bestieg Helga Hengge den Mount Everest. Als zweite deutsche Frau nach Hannelore Schmatz. Im Gegensatz zu dieser kehrte Hengge jedoch heil ins Basislager zurück. Schmatz war nach ihrem Gipfelerfolg am 2. Oktober 1979 beim Abstieg auf der Südseite des Bergs auf etwa 8300 Meter Höhe an Erschöpfung gestorben. Jahrelang passierten Bergsteiger auf dem Weg zum Gipfel die als „German woman“ bekannte, im Schnee sitzende Leiche, ehe der Wind ein Einsehen hatte und sie in die Tiefe wehte. Helga Hengge erreichte fast 20 Jahre nach Schmatz den höchsten Punkt auf 8850 Metern, von der tibetischen Nordseite aus. „Ich habe mich gefühlt wie eine Göttin“, sagte sie später, „als hätte ich schweben können“. 32 Jahre alt war Hengge, als sie auf dem Dach der Welt stand. Heute bereite ihr der Mount Everest manchmal Alpträume, schreibt mir die 46-Jährige, nachdem ich sie um ihre Gedanken zum 60-Jahr-Jubiläum der Erstbesteigung gebeten habe.

Aufzug zum Grat

„Da träume ich, dass es unten am Gletscher einen Eingang gibt, eine Art Höhle, in deren Tiefe man mit dem Aufzug zum Grat hinauffahren kann.“ Über Eisenleitern am Second Step, so Hengge weiter, drängten die Massen aufwärts. Am Gipfel warte ein Restaurant mit einer großen Terrasse, Tee und Kuchen würden serviert. „ Wolken ziehen auf, ein Sturm bricht heran. Die Menschen in ihren bunten Turnschuhen steigen weiter auf, am Grat entlang. Sie lachen, scherzen. Ich muss sie aufhalten, ihnen sagen, dass es zu gefährlich ist, dass sie sterben werden. Aber dann klettern sie auf die lange Rutsche und sausen glücklich hinunter, und ich wache schweißgebadet auf.“ Ganz so weit ist es am Everest in der Realität noch nicht gekommen, aber grundlos träumt Helga diesen Alptraum nicht. „Wenn es im Basislager dann noch eine Tapferkeitsmedaille und Zuckerwatte für jeden gäbe, würden sich wahrscheinlich nur die Bergsteiger beschweren – und das finde ich irgendwie traurig.“

Vom Sportklettern zum Höhenbergsteigen

Helga Hengge

Helga Hengges Leben spielte sich zwischen Deutschland und den USA ab. Geboren wurde sie in Chicago, wuchs aber in Bayern auf. Im beschaulichen Deining, das zwischen Nürnberg und Regensburg liegt und von dem aus man bei gutem Wetter die Alpenkette sehen kann. Mit 25 Jahren zog Helga nach New York, wo sie studierte und als Modejournalistin arbeitete. Über das Sportklettern fand sie zum Höhenbergsteigen. 1997 stand sie auf dem Gipfel des Aconcagua, des mit 6962 Metern höchsten Bergs Südamerikas. Weitere Sechstausender folgten. Im Herbst 1998 erreichte Helga am Achttausender Cho Oyu eine Höhe von 7500 Metern. Im folgenden Frühjahr war sie dann am Everest erfolgreich, als einzige Frau im Team des kommerziellen Anbieters Russell Brice aus Neuseeland.

Zum 60. Jahrestag der Erstbesteigung wünscht Helga dem Mount Everest, dass „er bis zum Ende der Zeit den Menschen, die zu seinen Füßen leben, ein gutes Leben beschert. Und dass er die, die zu seinem Gipfel streben, inspiriert, über sich selbst hinauszuwachsen zum Wohle aller Menschen.“ (Die vollständigen Äußerungen Helga Hengges findet ihr auf den beiden Everest-60-Pinnwänden auf der rechten Seite des Blogs).

Aha-Erlebnis in der Buchhandlung

Inzwischen lebt die zweifache Mutter wieder in Bayern, in Grünwald vor den Toren Münchens. Auch nach dem Everest ging Hengge weiter auf Expeditionen. So erreichte sie 2001 den 8008 Meter hohen Mittelgipfel der Shishapangma in Tibet. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie jedoch schon ihr nächstes großes Ziel als Bergsteigerin vor Augen: Sie wollte als erste Deutsche die Seven Summits besteigen, die höchsten Berge aller Kontinente. In einer New Yorker Buchhandlung war sie über ein Buch von Richard („Dick“) Bass gestolpert. Der Amerikaner hatte 1985 als Erster diese Gipfelsammlung vervollständigt – allerdings mit dem Mount Kosciuszko in Australien und nicht, wie heute allgemein üblich, mit der Carstensz-Pyramide in Ozeanien.

„Was für eine Idee! Damals war das natürlich ein fantastischer Traum, viel zu groß um je in Erfüllung zu gehen, aber das tat meiner Begeisterung, ihn zu träumen, keinen Abbruch“, schreibt Helga. „Und heute bin ich sehr glücklich, dass der Schatz, den ich damals gefunden habe, ein Teil meines Lebens geworden ist.“ Am 23. Mai 2011 stand sie auf dem Mount McKinley, dem höchsten Berg Nordamerikas, dem letzten noch fehlenden Gipfel. Damit hatte Helga Hengge die Seven Summits bestiegen. Als erste Deutsche. 

P.S. Manchmal wird auch Maria Gisela Hoffmann als erste deutsche Frau auf den Seven Summits angeführt. Sie komplettierte die Sammlung am 21. Mai 2011, also zwei Tage vor Hengge. Hoffmann wurde jedoch als Junge geboren und bestieg die ersten ihrer Seven Summits noch als Mann.

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Helga’s Everest nightmare https://blogs.dw.com/abenteuersport/helga-hengge-everest-english/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/helga-hengge-everest-english/#comments Wed, 17 Apr 2013 12:52:42 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=21101 In fact she was the second but in a way the first too. Helga Hengge summited Mount Everest on 27th May 1999. As second German woman after Hannelore Schmatz. But Hengge also survived the descent – in contrast to Schmatz who died from exhaustion on 8300 meters on the south side of the mountain on 2nd October 1979. For years climbers passed the corpse called „The German woman” which was sitting in the snow. Later the storm blew it into the depth. Almost twenty years after Schmatz Helga Hengge reached the highest point on 8850 metres after she had climbed up from the Tibetan north side. „I felt like a goddess”, Helga later said, „as if I could float.” Hengge was 32 years old when she stood on top of the world. Today Mount Everest sometimes gives her a nightmare, Helga, aged 46 now, wrote to me after I had asked her for her thoughts on occasion of the 60th anniversary of the first ascent.

Elevator to the ridge

At the summit of Everest in 1999

„I dream that there is an entrance at the bottom of the glacier, a kind of cave where you can use an elevator from its depth up to the ridge.” The crowds push upwards using steep iron ladders via the Second Step, Helga continues. „At the summit there is a restaurant with a large terrace. Tea and cake are served. Suddenly the wind is getting stronger, clouds are gathering, a storm is coming up. The people with their colourful sneakers continue to climb up on the ridge. They are laughing, joking. I have to stop them, to tell them that it’s too dangerous, that they will die – but then they enter a long slide and rush down happily. And I wake up drenched in sweat.” In reality we’re not there yet, but Helga’s nightmare is initiated by what’s currently happening on Everest. „If everybody in addition would get a bravery medal and candy floss at basecamp only the mountaineers would be left to complain. This make me sad”, Helga writes.

From sport climbing to high-altitude mountaineering

Helga Hengge spent her life alternately in Germany and USA. She was born in Chicago and grew up in Bavaria. From the village of Deining, located between the cities of Nürnberg and Regensburg, on clear days she could see the Alps in the distance. Aged 25 Helga moved to New York, studied and worked as a fashion journalist. In her leisure time she did freeclimbing and later turned to high-altitude mountaineering. In 1997 she reached the summit of Aconcagua (6962 metres), the highest mountain of South America. Afterwards she climbed several other 6000-metre-peaks. In autumn 1998 Hengge reached 7500 metres on Cho Oyu. The following spring she succeeded on Everest, as the only woman in the commercial expedition team of the New Zealander Russell Brice.

On occasion of the 60th anniversary of the first ascent Helga wishes Mount Everest, that „year by year it shall grow a little bit higher in the sky with the objective to give a good life to the local people. And to inspire the climbers to push their limits, for the benefit of all.” (You find Helga Hengge’s  full statements on the two Everest-60-pinboards on the right side of the blog.) 

Eureka moment in a library 

Helga Hengge

Meanwhile she is a mother of two children and is living in Bavaria again, in Grünwald near Munich. After she had climbed Everest she continued going on expeditions. Among other things she reached the central summit of Shishapangma (8008 metres). At that time Helga already had her next major goal in mind: She wanted to climb the Seven Summits, the highest mountains of all continents, as first German woman. She had found a book of Dick Bass in a New York library. The American had firstly completed the collection of the Seven Summits in 1985 – however with Mount Kosciuszko in Australia and not as mostly common today with the Carstensz Pyramid in Ozeania. „What a great idea! At that time I regarded it as being a fantastic dream far away from realization. But that didn’t minimize my enthusiasm to dream that dream”, Helga writes. „Today I’m happy that this treasure has become a part of my life.” On 23th May 2011 she reached the top of Mount McKinley, the highest mountain of North America. Helga Hengge had managed to climb the Seven Summits. As first German woman. 

P.S. Sometimes Maria Gisela Hoffmann is called the first German woman on the Seven Summits. She completed her climbs on 21th May 2011, two days ahead of Hengge. But Hoffman was born as a boy and climbed the first of her Seven Summits as a man.

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https://blogs.dw.com/abenteuersport/helga-hengge-everest-english/feed/ 1
Nr. 14 auf allen sieben https://blogs.dw.com/abenteuersport/nr-14-auf-allen-sieben/ Tue, 29 Jan 2013 17:39:13 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=19347

Richie auf dem Mount Vinson

Noch ist der Kreis der Deutschen, die auf den Gipfeln der „Seven Summits“, der höchsten Berge aller Kontinente, standen, übersichtlich. Richard Stihler reihte sich jetzt als 14. ein. Am 16. Januar vervollständigte der 44 Jahre alte Architekt aus Lahr in Baden seine Sammlung: Er bestieg den 4897 Meter hohen Mount Vinson, den höchsten Berg der Antarktis. „Das war eher ein Spaziergang, technisch keine große Herausforderung“, erzählt mir Richie nach seiner Rückkehr. „Den Berg packst du auch mit zehn Kilogramm Übergewicht.“ 

Langer Weg 

1994, also vor 19 Jahren, hatte Richie noch als Student mit dem 6962 Meter hohen Aconcagua, dem höchsten Gipfel Südamerikas, den ersten seiner „Seven Summits“ bestiegen. Es folgten 2001 der Elbrus (5642 Meter/Europa), 2002 der Denali (auch Mount McKinley genannt, 6194 Meter/Nordamerika), 2006 der Kilimandscharo (5895 Meter/Afrika), 2010 die Carstensz-Pyramide (4884 Meter/Ozeanien) und schließlich – wie hier im Blog berichtet – 2012 der Mount Everest (8850 Meter/Asien). Erst nachdem er den höchsten Berg der Erde bestiegen hatte, sagt Richie, habe er ernsthaft daran gedacht, auch noch den Mount Vinson anzugehen. Nach seinem Erfolg am Everest hätten sich dafür auch Sponsoren gefunden. „Vorher wäre eine Antarktis-Expedition für mich viel zu teuer gewesen.“

Im Chelsea-Trikot auf den Gipfel 

… und dann noch auf dem Point Charlie

Am Gipfeltag zeigte das Thermometer minus 27 Grad Celsius, dazu blies ein kräftiger Wind mit etwa 50 Stundenkilometern. „Die Bedingungen sind schon menschenfeindlich“, räumt Richie ein. „Wenn du nicht aufpasst, friert dir das Gesicht ab.“ Ein paar Tage nach ihm sei auch ein einbeiniger Kolumbianer auf den Vinson gestiegen. Der habe dann am Gipfel eine halbe Stunde lang mit dem Präsidenten seines Landes telefoniert. In anderen Ländern würden die „Seven Summits“ viel wichtiger genommen als in Deutschland, meint Richie. Nicht immer seien die Gipfelanwärter aber wirklich Alpinisten. „Ich habe eine Australierin kennengelernt, die schon einige der Gipfel abgehakt hat, immer im Trikot des FC Chelsea. Im Frühjahr will sie auch den Mount Everest im Chelsea-Dress besteigen – und anschließend den Clubbesitzer Roman Abramowitsch um eine Dauerkarte bitten.“ 

Und hinterher noch einer 

Point Charlie aus der Luft

Seinen eigenen Erfolg will mein alter Kumpel vom Manaslu nicht allzu hoch hängen. Mindestens genauso sehr habe er sich darüber gefreut, dass ihm anschließend noch eine Erstbesteigung in der Antarktis gelungen sei, berichtet Richie. Mit einem US-Amerikaner und einem Briten erklomm er den nach seiner Schätzung etwa 2300 Meter hohen „Point Charlie“, acht Kilometer vom Vinson-Basislager entfernt. 

Die Antarktis hat es Richie angetan. „Landschaftlich war das der Hammer.“ Vor seinem Heimflug traf er dort auch Roland Krüger, der – wie hier berichtet – als erster Deutscher solo auf Skiern den Südpol erreicht hatte. „So eine Ski-Expedition würde mich schon mal reizen“, sagt Richie. „Aber auch den Himalaya habe ich noch nicht abgehakt. Da habe ich schon noch einige Ideen.“ Zunächst aber will Richie es etwas lockerer angehen lassen, zu Hause mit seiner Lebensgefährtin Felicitas und Sohn Fritz. „Ich habe meinem Körper in letzter Zeit nicht viele Pausen gegönnt.“

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Traumhaft

Umkehren fällt schwer. Nicht nur am Berg, sondern auch aus den Bergen. Meine einwöchige Auszeit in Osttirol ist leider Geschichte. Eine Woche lang haben wir die Skipisten der Hohen Tauern genossen, die gemütlichen Berghütten und die Gastfreundschaft der Einheimischen. So wenig gefroren habe ich selten bei einem Urlaub zur Jahreswende. An unserem letzten Skitag stieg das Thermometer im Tal auf frühlingshafte 13 Grad, wohlgemerkt plus. Es goss wie aus Kübeln, doch oberhalb von 1200 Metern bescherte uns Frau Holle zum Abschluss noch einmal ein paar Stunden Tiefschneefahren – bis der starke Föhn die neue Pracht wieder beiseite gepustet hatte. Apropos Wind. Der bewegte auch den Antarktisabenteurer Eric Larsen dazu, seine Fahrradtour zum Südpol abzubrechen.

Faustschlag in den Schnee

Weit vor dem Ziel umgekehrt

„Als ich mich letztendlich dazu entschloss umzukehren, weinte ich lange Zeit in meinem Zelt“, schrieb Eric in seinem Blog. Am zehnten Tag war Schluss, nahe dem 82. Breitengrad. Der ständig wehende Gegenwind und die zahlreichen Schneelöcher zogen Eric schließlich den Zahn. “Ich machte einen letzten Versuch, nach Süden zu radeln. Als ich wieder einmal in den weichen Schnee stürzte, brüllte ich vor Zorn auf und schlug meine Faust in den Schnee. Der Wind war aufgefrischt, überall Schnee. Eigentlich wie immer. Die Antarktis. Ich lachte in mich hinein. Das war wirklich nicht das erste Mal, dass dieser eisige Ort eine Expedition scheitern ließ.“ Larsen kehrte zum Ausgangspunkt zurück, ohne Frostbeulen und alles andere als verbittert: „Klar, für Erfolge erntest du Lob, aber alle meine gescheiterten Unternehmungen haben mich Demut, Ernsthaftigkeit und Mitgefühl gelehrt – Eigenschaften, die ich über alle Maßen schätze.“

Vom Blitz erschlagen

Der Kilimandscharo, 5895 Meter hoch

Irland trauert um einen seiner bekanntesten Bergsteiger. Ian McKeever wurde bei einer Expedition am Kilimandscharo von einem Blitz erschlagen. Der 42-Jährige leitete am höchsten Berg Afrikas eine Gruppe von 20 Bergsteigern, zu denen auch seine Verlobte gehörte. Mehrere Expeditionsmitglieder erlitten bei dem Blitzeinschlag leichte Verletzungen.

McKeever hielt vorübergehend den Rekord für die schnellste Besteigung der „Seven Summits“. Der Ire hatte 2007 innerhalb von 156 Tagen die höchsten Gipfel aller Kontinente erreicht. Seit 2010 wird in der Rekordliste Vernon Tejas, ein überaus erfahrener Bergsteiger aus Alaska, mit 134 Tagen als schnellster Seven-Summits-Mann geführt.

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Tod auf dem Rad https://blogs.dw.com/abenteuersport/tod-auf-dem-rad/ Fri, 28 Dec 2012 16:16:00 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=18863

Haruhisa Watanabe (1981-2012)

Der japanische Abenteurer Haruhisa Watanabe ist bei einem Verkehrsunfall im Norden Russlands ums Leben gekommen. Nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur TASS wurde Watanabe nahe dem Polarkreis südlich der Stadt Murmansk auf seinem Fahrrad von einem Auto erfasst. Der 31-Jährige starb noch an der Unfallstelle an seinen schweren Verletzungen. Watanabe war im Juni in China zu einer extremen Fahrrad-Tour aufgebrochen, die ihn durch Zentralasien nach Russland geführt hatte.

Jüngster Japaner auf den Seven Summits

Watanabe bestieg mit 22 Jahren die „Seven Summits“, die höchsten Berge aller Kontinente – allerdings nach der umstrittenen Variante mit dem Mount Kosciusko, dem höchsten Gipfel Australiens, und nicht nach jener mit der mehr als doppelt so hohen und bergsteigerisch deutlich anspruchsvolleren Carstencz-Pyramide, dem höchsten Punkt Ozeaniens. Am 24. Mai 2004 stand Watanabe auf dem Gipfel des Mount Everest. Er war der jüngste Japaner auf den „Seven Summits“.

Gegenwind und Schneekuhlen

Eric hat seinen Humor noch nicht verloren

In der Antarktis kämpft sich derweil der US-Amerikaner Eric Larsen mit seinem dickreifigen Geländerad über das Eis Richtung Südpol. Jetzt erreichte er sein Zwischendepot nahe dem 82. Breitengrad. „Nach derzeitigem Stand bin ich nicht allzu optimistisch, am Pol anzukommen“, schreibt Eric in seinem Blog. Zu schaffen machen ihm nach eigenen Worten vor allem der starke Gegenwind und Senken mit weichem Schnee. „Ich fahre ungefähr 1,5 Meilen pro Stunde (1,61 km/h) langsamer als ich erwartet hatte. Wenn ich das hochrechne, bin ich mir nicht sicher, dass ich den Pol innerhalb der Zeitspanne schaffe, für die ich genug Nahrung und Brennstoff zur Verfügung habe.“ Bei seiner Expedition „Cycle South“ will Larsen – wie berichtet – als Erster auf einem Fahrrad den südlichsten Punkt der Erde erreichen.

P.S. Ich werde von morgen an wieder für eine gute Woche die Osttiroler Berge unsicher machen. Wundert euch also nicht, wenn ich mich in dieser Zeit selten bis gar nicht melde.

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Seven Summits https://blogs.dw.com/abenteuersport/seven-summits/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/seven-summits/#comments Tue, 02 Nov 2010 21:11:04 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/11/02/seven-summits/ Ralf Dujmovits hat gemeinsam mit seiner Frau Gerlinde Kaltenbrunner und allen Mitgliedern der von ihm geleiteten Expedition den 4884 Meter hohen Gipfel der Carstensz Pyramide in Indonesien erreicht, des höchsten Bergs von Ozeanien. Glückwunsch!


Gerlinde und Ralf

Damit hat Ralf nun die „Seven Summits“ komplett, die höchsten Gipfel aller Kontinente. Einige davon bestieg er mehrfach wie den Denali in Alaska, auch bekannt als Mount McKinley, oder den Aconcagua in Argentinien. Apropos Gipfel, ich fahre morgen zum International Mountain Summit nach Brixen in Südtirol, einem großen Treffen von Bergsteigern aus aller Welt. Von dort werde ich mich melden.

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