Sherpa – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Schärfere Expeditionsregeln an den Achttausendern Tibets https://blogs.dw.com/abenteuersport/schaerfere-expeditionsregeln-an-den-achttausendern-tibets/ Tue, 04 Dec 2018 15:08:35 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=42879

Tibetische Everest-Nordseite

Da dürfte den Expeditionsveranstaltern in Nepal vor Schreck der Stift aus der Hand gefallen sein. In den neuen „Regeln für ausländische Expeditionen“ in Tibet (die mir vorliegen) heißt es unter Punkt sechs: „Um eine gesunde und geordnete Entwicklung des Bergsteigens zu gewährleisten und das Auftreten von Bergunfällen  zu minimieren, werden Bergsteiger-Teams, die in Nepal organisiert wurden, vorübergehend nicht akzeptiert.“ Wie ich aus zuverlässiger Quelle erfuhr, reiste eine Abordnung aus Nepal umgehend nach China, um zu erreichen, dass diese Vorschrift gestrichen oder wenigstens abgemildert wird. Offenbar waren die Delegierten der nepalesischen Veranstalter zumindest teilweise erfolgreich. Einige Agenturen sollen angeblich aber keine Genehmigung mehr erhalten. Die chinesische und die tibetische Bergsteiger-Vereinigung wollen nur noch mit Expeditionsveranstaltern zusammenarbeiten „die über einen guten sozialen Ruf verfügen, eine ausgeprägte Fähigkeit zur Teambildung, eine verlässliche Qualität der Dienstleistungen, ausgezeichnete fachliche Qualität, und die gesetzestreu sind“.

Pro Kunde ein Sherpa

Mülltonnen im Everest-Basislager

Vom Frühjahr 2019 an soll zudem an den Achttausendern Tibets die Regel gelten, dass jeder Kunde kommerzieller Expeditionen “von einem nepalesischen Bergführer“ begleitet werden muss. Neue Vorschriften gibt es auch in Sachen Umweltschutz und Bergrettung. So wird pro Everest-Anwärter künftig eine „Müll-Sammelgebühr“ von 1500 US-Dollar fällig, an Cho Oyu und Shishapangma müssen je 1000 Dollar berappt werden. Nepalesische Bergführer sind von dieser Gebühr ausgenommen, ebenso wie das Basislagerpersonal. Alle Expeditionsteilnehmer werden zudem verpflichtet, pro Person acht Kilogramm Müll vom Berg bei den zuständigen chinesischen Verbindungsoffizieren im Basislager abzugeben.

Rettungsteam im ABC

Für die Bergrettung an Everest, Cho Oyu und Shishapangma soll künftig ein Team zuständig sein, das von den tibetischen Behörden und dem örtlichen Expeditionsveranstalter „Tibet Yarlha Shampo Expedition“ gestellt wird. Während der Zeit der Gipfelversuche sollen sich vier bis sechs Rettungskräfte ständig in den vorgeschobenen Basislagern aufhalten.  Pro Expedition werden die chinesisch-tibetischen Behörden eine Kaution von 5000 US-Dollar einkassieren, die nur zurückgezahlt wird, wenn es innerhalb der Gruppe keine Unfälle gegeben hat und wenn alle Umweltschutzauflagen erfüllt worden sind.

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Ralf Dujmovits: „Mein definitiv letzter Everest-Versuch“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/ralf-dujmovits-mein-definitiv-letzter-everest-versuch/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/ralf-dujmovits-mein-definitiv-letzter-everest-versuch/#comments Tue, 28 Mar 2017 13:05:48 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35601

Ralf Dujmovits

Sag niemals nie! Das ist nicht nur der Titel eines alten James-Bond-Films, sondern könnte auch über der persönlichen Geschichte Ralf Dujmovits‘ am Mount Everest stehen. Dabei hatte der erste und bisher einzige Deutsche, der auf allen 14 Achttausendern stand, den höchsten Berg der Erde gleich bei seinem ersten Versuch im Herbst 1992 bestiegen. Wegen des schlechten Wetters hatte er oberhalb des Südsattels jedoch zu Flaschensauerstoff gegriffen. „Ich war damals noch sehr jung. Es war ein Fehler“, sagt Ralf heute.

Die anderen 13 Achttausender bestieg er schließlich allesamt ohne Atemmaske. Und so versuchte er hinterher immer wieder, diese Everest-Scharte auszuwetzen. Vergeblich. 1996, 2005, 2010, 2012, 2014 und 2015 kehrte er, aus unterschiedlichen Gründen, ohne Gipfelerfolg zurück. In diesem Frühjahr will es der 55-Jährige noch einmal wissen. Zum achten Mal reist er zum Mount Everest, zum fünften Mal auf die tibetische Nordseite des Bergs. Zuvor will er sich in Nepal mit seiner kanadischen Lebensgefährtin Nancy Hansen bei einer Besteigung des 6501 Meter hohen Cholatse im Khumbu-Gebiet vorakklimatisieren. Ralf ist inzwischen in Kathmandu eingetroffen. Ich habe unmittelbar vor seiner Abreise mit ihm gesprochen.

Ralf, der Everest und du – man könnte fast sagen, ihr habt eine Beziehung.

Ralf und der Mount Everest (Südseite, 2012)

Ja, klar. Wenn man so oft dort unterwegs war – es wird jetzt das achte Mal sein –, dann entsteht ein fast schon persönliches Verhältnis. Aber ich genieße das auch ein Stück weit. Ich bin immer gerne am Everest unterwegs gewesen. Ich freue mich auch jetzt. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich bin ein bisschen nervös, weil ich mir wirklich fest vorgenommen habe, dass es diesmal definitiv das letzte Mal ist. Das habe ich auch meinen Freunden gesagt.

Und alle haben gelacht.

Zunächst ja. Aber dann haben sie mich doch noch für voll genommen, als ich es wieder und wieder bestätigt habe: das definitiv letzte Mal! Insofern möchte ich mir jetzt mit meinem Partner Everest noch mal alle Mühe geben und dann hoffentlich auch hinauf kommen.

Dujmovits: Definitiv das letzte Mal

Du wirst jetzt zum achten Mal dort sein. Wird man da lockerer oder verkrampfter?

Obwohl ich derzeit etwas angespannt bin, werde ich wohl bei der Besteigung etwas lockerer sein. Ich hatte einige Jahre, in denen ich schon mit einer gewissen Verkrampftheit an die Nordwand gegangen bin. Das hat aus verschiedenen Gründen nicht geklappt. Anschließend wollte ich in den letzten Jahren unbedingt die Messner-Variante. [Bei seiner Solo-Besteigung 1980 querte Reinhold Messner ins Norton-Couloir und stieg von dort aus zum Gipfel.] Auch das hat nicht geklappt. Ich habe mir jetzt gesagt, ich gehe ganz entspannt über den tibetischen Normalweg. Und alles Weitere wird man dann sehen.

Aber du wirst diesmal nicht alleine aufsteigen.

Alleine sowieso nicht. Am Everest bist du nie alleine. Ich werde am Berg gemeinsam mit dem Rumänen Horia Colibasanu unterwegs sein. Wir werden uns wahrscheinlich dort oben auch das Zelt teilen. Ich habe zudem einen Sherpa engagiert, der für mich eine Flasche Sauerstoff mitträgt. Wenn ich merken sollte, dass es für mich dort oben ungesund wird, würde ich unter Umständen auch Sauerstoff nehmen und dann aber auch sofort absteigen. Das heißt, der Sauerstoff ist wirklich nur für den Abstieg, auf keinen Fall für den weiteren Aufstieg.

Tibetische Nordseite des Mount Everest

Wäre es eine Variante, ohne Flaschensauerstoff auf- und dann mit Atemmaske abzusteigen?

Nein, mein Ziel ist natürlich, ohne Sauerstoff hinauf und wieder herunter. Aber ich will mir einfach diese Option offen halten. Der Italiener Abele Blanc war 2010 ein paar Tage älter, als er damals bei seiner Besteigung mit über 55 Jahren ohne Sauerstoff auf dem Gipfel war. Ich wäre, wenn es klappen sollte, der Zweitälteste. Ich merke inzwischen: Das ist für mich in meinem Alter ein wirklicher Grenzgang. Ich will einfach eine gewisse Reserve, beziehungsweise ein kleines Backup mit dabei haben.

Dujmovits: Kleines Backup

Ist das ein bisschen wie Autofahren mit Sicherheitsgurt?

(lacht) Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Ich glaube, Autofahren mit Sicherheitsgurt ist allgemein üblich geworden. Das gilt inzwischen auch für das Bergsteigen mit Sauerstoff an den Achttausendern. Leider. Ich sehe es eher so, dass ich bewusst versuche, den Sicherheitsgurt wegzulassen. Ich werde die Hand aber am Gurt haben und würde ihn mir im letzten Moment noch ziemlich schnell umschnallen.

Empfindest du das selbst als Stilbruch?

Es mit Sicherheit ein Stilbruch, ein Backup mitzunehmen. Es ist nicht die gängige Variante, aber es ist mir jetzt egal, weil ich diesen Weg für mich zu Ende bringen will. Ich freue mich darauf und kann es für mich akzeptieren. Ich habe eine Weile mit mir gerungen, aber inzwischen ist es für mich so in Ordnung. Da kann mir hinterher oder vorher oder wann auch immer jemand erzählen, was er will. Für mich passt das so. Und da ich niemandem damit weh tue, sollte das auch in Ordnung sein.

Dujmovits: Stilbruch, aber für mich passt das so

Cholatse (Bildmitte, vom Gokyo Ri aus)

Alle erwarten, dass es in diesem Frühjahr am Everest richtig voll wird. Nicht nur auf der nepalesischen, auch auf der tibetischen Seite werden wohl deutlich mehr Bergsteiger unterwegs sein als sonst. Du kennst das. Es wird dich wahrscheinlich nicht großartig beeindrucken, oder?

Ich werde mich zuvor noch mit meiner Partnerin an einem Sechstausender in Nepal in Ruhe vorakklimatisieren. Ich will den großen Massen damit ein wenig entkommen. Ich reise dann relativ spät ins vorgeschobene Basislager und werde wahrscheinlich damit von dem großen Massenaufstieg gar nicht mehr so viel mitbekommen. Natürlich werden, wenn es Richtung Gipfel geht, parallel sehr viele unterwegs sein. Aber auch das wird mich nicht sehr scheren, weil ich nicht so früh starten kann, wie es die meisten machen, die mit Sauerstoff unterwegs sind. Inzwischen sind ja Startzeiten von zehn, elf Uhr abends üblich. So früh kann ich einfach nicht starten, sonst würde ich dort oben zu sehr auskühlen. Ich muss die Sonne in Anspruch nehmen, die mich hoffentlich ein bisschen unterstützen wird.

Das klingt, als würdest du dieselbe Taktik wie Ueli Steck wählen, der auf der Südseite das erste Wetterfenster verstreichen lassen will, damit es nicht mehr ganz so voll am Berg ist.

Wenn sich nur in Ansätzen abzeichnet, dass sich ein zweites Wetterfenster entwickelt, würde ich wahrscheinlich auch darauf spekulieren. In aller Regel war es wirklich so, dass während des ersten Wetterfensters einfach zu viel Betrieb war. Und ich muss einfach genau mein Tempo gehen können. Zu langsam wäre nicht gut, da kühle ich aus. Zu schnell kann ich auch nicht gehen, weil ich dabei zu viel Wärme abatmen würde. Ich muss genau meinen Stiefel gehen. Und das kann ich nur, wenn ich mir mein Tempo aussuchen kann.

2014 im Everest-Hochlager

Bei deinem letzten Versuch 20142015 mit dem Erdbeben in Nepal lasse ich jetzt mal außen vor – bist du bis nach Lager drei auf 8300 Metern gekommen. Damals hast du selbst gesagt: „Ich habe Fehler gemacht.“ Hast du daraus gelernt?

Ich denke schon. Ich hatte damals ein zu leichtes Zelt mit dabei, ein einwandiges, das gerade mal ein Kilo gewogen hat. Es hat in der Nacht ziemlich stark geblasen. Ein weiteres Problem war, dass ich ein nasses Feuerzeug hatte und mir deshalb nicht genug zu trinken machen konnte. Gescheitert ist es dann aber letztlich daran, dass es morgens zu starken Wind gab. Darauf werde ich keinen Einfluss haben. Aber für alle anderen Dinge, die ich damals gelernt habe, habe ich hoffentlich diesmal die richtige Variante in petto und hoffe dann, dass zumindest von meiner Seite her alles passt.

Du hast eben gesagt, das ist mein definitiv letzter Versuch am Everest. Ich kann mir das Lächeln nicht verkneifen. Gehen wir also mal davon aus, dass es wirklich das letzte Mal ist. Bist du unter Umständen versucht, deswegen mehr zu riskieren?

Ich glaube nicht. Ich kenne mich sehr gut. Ich weiß auch, dass ich umdrehen kann. Das habe ich oft bewiesen, und würde es auch diesmal so machen, wenn es nötig ist. Meine Gesundheit ist für mich nach wie vor das allerhöchste Gut. Diesen Grundsatz, dass ich gesund zurückkommen möchte, werde ich auch bei diesem allerletzten Versuch – selbst wenn du schmunzelst, es wird wirklich der letzte sein – nicht aufgeben.  

Dujmovits: Möchte gesund zurückkommen

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Im Sturm gescheitert https://blogs.dw.com/abenteuersport/lhotse-sung-taek-hong/ Thu, 03 Dec 2015 08:58:58 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31387 Keine Chance

Keine Chance

Sein Traum von der Lhotse-Südwand wurde wieder einmal vom Winde verweht. Wie schon 2014 kehrt Sung Taek Hong mit leeren Händen von der mächtigen Wand am vierthöchsten Berg der Erde nach Südkorea zurück. Nach zwei Monaten am Berg bricht er seine Zelte ab. Bei ihrem letzten Gipfelversuch kamen Sung und seine vier Sherpa-Bergsteiger nicht weit. In Lager 1 mussten sie aufgeben. Sung versuchte noch, weiter aufzusteigen, doch Sturmböen von bis zu 150 Stundenkilometern machten es unmöglich. Ein Teil des Materials wurde schlicht aus der Wand geweht. Zudem wurde einer der Sherpas von einem herabfallenden Stein getroffen und verletzt.

Nächster Versuch im Frühjahr?

Bei seinem erfolgreichsten Versuch hatte das Team auf einer teilweise neuen Route eine Höhe von 8200 Metern erreicht, nur noch gut 300 Höhenmeter fehlten zum Gipfel auf 8516 Metern. Für Sung war es die dritte Herbstsaison in Serie am Lhotse. 2013 war er mit einem Soloversuch auf der Normalroute gescheitert, nun folgten zwei erfolglose Versuche in der Südwand. Doch der 49-Jährige hat wieder bewiesen, dass er Stehvermögen hat und sich nicht so schnell wie manch anderer entmutigen lässt. Es ist also wahrscheinlich, dass wir ihn bald am Lhotse wiedersehen werden. Er hoffe, im Frühjahr zurückkehren zu können, sagte Sung.

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Mingma Sherpa: „Es war mein schlimmster Fehler“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/mingma-sherpa-es-war-mein-schlimmster-fehler/ Mon, 02 Nov 2015 15:10:08 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31021 Mingma beim Anstieg auf den Chobutse

Mingma beim Anstieg auf den Chobutse

Keine Spur von Euphorie. Am Mittwoch vergangener Woche erreichte Mingma Gyalje Sherpa – wie hier berichtet – im Rolwaling-Tal in Nepal gegen 17 Uhr Ortszeit den 6685 Meter hohen Gipfel des Chobutse: erstmals über die Westwand und im Alleingang. Ein neuer Meilenstein in der Geschichte des Sherpa-Bergsteigens. Doch anstatt sich ausgelassen über seinen Coup zu freuen, ist der 29-Jährige einfach nur froh, seine Solo-Besteigung überlebt zu haben.

Mingma, du hast schon den Mount Everest, den K 2 und fünf andere Achttausender bestiegen. Wie groß war die Herausforderung bei deiner Solo-Besteigung des Chobutse?

Ich habe den Everest mit Flaschensauerstoff und die anderen sechs Achttausender ohne Atemmaske bestiegen. Dabei kletterte ich jeweils mit Teamgefährten und auf Routen, die mit Fixseilen gesichert waren. Bei einem Alleingang gibt es kein Fixseil und auch keinen Partner, der dich retten kann, wenn du einen Fehler machst. Ein Fehler bedeutet das Ende deines Lebens. Deshalb ist eine Solobesteigung an sich schon eine Herausforderung. Ich habe drei Jahre mit mir gerungen, ehe ich mich für den Solo-Aufstieg entschied. Jetzt habe ich ihn durchgezogen. Den Chobutse zu besteigen, war meine schlechteste Entscheidung und mein schlimmster Fehler. Ich hätte fast mein Leben verloren. Nach meinem Gipfelerfolg verbrachte ich zwei Nächte und Tage ohne Essen, Wasser und Zelt. Zwei bedrohliche Nächte und einen Tag lang verharrte ich im Whiteout an derselben Stelle in der Wand und wartete darauf, dass das Wetter endlich aufklarte. Das einzige, was mich zufrieden macht, ist, dass ich es bis auf den Gipfel geschafft habe, obwohl es die härteste Klettertour meines Lebens war.

Chobutse

Chobutse

Innerhalb eines Monats haben du und deine Sherpa-Freunde zwei ambitionierte Projekte vollendet: Erst eine Trilogie von Erstbesteigungen durch ein Team, das nur aus Sherpas bestand, und dann deine erste Solobesteigung durch einen nepalesischen Kletterer. Welche Botschaft wollt ihr damit in die Bergsteiger-Welt senden?

Erstens leidet Nepal seit dem Erdbeben an einer Wirtschaftskrise, und der Tourismus ist die Haupteinnahmequelle des Landes. Weniger Touristen heißt, dass wir leiden. Deshalb war es unser Hauptziel, die Nachricht zu verbreiten, dass Nepal wieder ein sicheres Land ist, um dort auf Trekkingtour oder bergsteigen zu gehen. Dies nur in den sozialen Netzwerken oder auf Internetseiten zu verbreiten, reicht nicht aus, weil es zu wenige Menschen glauben. Deshalb dachten wir, es wäre eine gute Idee, die Botschaft mit Aktion am Berg zu belegen. Wir planten die Projekte in der ersten Septemberwoche und setzten sie dann im Oktober um.
Zweitens wollten wir unter den Jugendlichen in Nepal das Interesse für das Bergsteigen wecken. Normalerweise arbeiten nepalesische Bergsteiger für ausländische Bergsteiger, aber das ändert sich gerade. Wir klettern auch für uns selbst. Man kann sagen, wir machen den Beruf zum Hobby.
Drittens stammen wir alle aus dem Rolwaling-Tal in Nepal. Das Rolwaling ist eine sehr entlegene Gegend ohne Strom, Verkehrswege, Schule und Krankenstation. Normalweise lebten dort mehr als 300 Menschen, jetzt sind es nur noch ungefähr 50. Wenn sich nichts ändert, wird das Tal in zehn Jahren menschenleer sein. Wegen der schwierigen Lebensverhältnisse wandert die Bevölkerung in die Haupstadt ab. Unser Anliegen ist es, das Rolwaling-Tal bekannter zu machen. Es gibt dort tolle Plätze zum Eis- und Felsklettern. Wenn das Tal bekannter wird, wollen es auch mehr Leute besuchen. Das bedeutet mehr Arbeitsmöglichkeiten. Wir hoffen, dass die Einheimischen dann auch wieder zurückkehren.

Empfindest du, dass viele westliche Bergsteiger einen falschen Eindruck von den Sherpas haben und dass sich ihr Verhalten den Sherpas gegenüber ändern müsste?

Zweifellos haben westliche Bergsteiger einen guten Eindruck von den Sherpas. Andernfalls würden sie keine Sherpas anheuern, um sicher zu klettern. Die Nachfrage steigt. Heute laden viele westliche Bergsteiger Sherpas aus Nepal ein, mit ihnen in den Alpen, in Pakistan oder sonstwo zu klettern.

Du leitest auch ein Unternehmen, das Expeditionen veranstaltet. Ist es schwierig für dich, das Geschäft und deine eigenen sportlichen Ziele als Bergsteiger unter einen Hut zu bringen?

Ich führe das Unternehmen Dreamers‘ Destination. Aber meistens bin ich in den Bergen unterwegs und leite Expeditionen. Meine Leute glauben an mich und daran, mit mir zu klettern, deshalb muss ich einfach in die Berge. Ich wähle meine Ziele und bedenke gleichzeitig das Geschäft. Und ich habe Angestellte, die sich um das Unternehmen kümmern, wenn ich unterwegs bin. Insofern habe ich keine Probleme.

Wie sehen deine nächsten Pläne aus?

Eigentlich wollte ich versuchen, den Nanga Parbat erstmals im Winter zu besteigen. Aber nach meiner Solobesteigung weigern sich meine Eltern, mich dorthin gehen zu lassen. Deshalb werde ich im April und Mai 2016 eine Expedition zum Kangchendzönga leiten. Ich habe ihn schon 2013 bestiegen. Deshalb haben mich ein paar Freunde gebeten, auch 2016 wieder eine Expedition dorthin zu leiten. Anschließend werde ich im Juni und Juli zum Nanga Parbat und Gasherbrum reisen, um weitere Achttausender zu besteigen, die noch in meiner Sammlung fehlen.

Gibt es einen aktuellen oder früheren Bergsteiger, den du als Vorbild siehst?

Ich bin ein großer Fans meines Cousins Lopsang Jangbu Sherpa, der bei der Everest-Expedition von Scott Fischer im Frühjahr 1996 Bergführer war. (Lopsang versuchte, den entkräfteten Fischer vom Südgipfel herunterzubringen, konnte ihn aber nicht dazu bewegen aufzustehen.) Er bestieg den Everest viermal, dreimal ohne Flaschensauerstoff. Er war damals sehr bekannt. Wenn er heute noch leben würde (Lopsang starb im September 1996 in einer Lawine am Everest), hielte er sicher viele Rekorde am Everest. Die Menschen reden immer noch über ihn und seine Leistungen in jener Zeit.

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Sherpa-Zeitenwende https://blogs.dw.com/abenteuersport/sherpa-zeitenwende/ Sat, 31 Oct 2015 19:16:59 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30999 Mingma Sherpas geplante Route am Chobutse

Mingma Sherpas geplante Route am Chobutse

Der nächste Sherpa-Coup im Himalaya, wieder im Rolwaling-Tal. Nachdem Anfang des Monats Nima Tenji Sherpa, Tashi Sherpa und Dawa Gyalje Sherpa – wie berichtet – innerhalb von drei Tagen drei Sechstausender erstbestiegen hatten, gelang Mingma Gyalje Sherpa jetzt eine spektakuläre Solo-Besteigung. Der 29-Jährige erreichte nach eigenen Angaben im Alleingang den 6685 Meter hohen Gipfel des Chobutse (manchmal auch Tsoboje genannt) und kletterte dabei erstmals durch die Westwand. Dabei verbrachte er nach eigenen Angaben zwei kalte Biwaknächte in der Wand und zog sich Erfrierungen am Bein zu. Der Chobutse war im Frühjahr 1972 von den deutschen Bergsteigern Wolfgang Weinzierl, Peter Vogler, Gustav und Klaus Harder erstmals bestiegen worden, über den Nordostgrat. Mehrere Versuche in der Westwand waren gescheitert.

Auf sieben Achttausendern

Mingma Gyalje Sherpa

Mingma Gyalje Sherpa

Mingma Gyalje Sherpa ist im Rolwaling aufgewachsen. Er leitet in Kathmandu den nepalesischen Expeditionsveranstalter Dreamers‘ Destination und gehört zu den stärksten Bergsteigern Nepals. Die Liste seiner Gipfelerfolge ist lang. Viermal stand er auf dem Mount Everest, je zweimal erreichte er den Gipfel über die tibetische Nord- (2007, 2010) und die nepalesische Südseite (2011, 2012). Sechs weitere Achttausender hat Mingma bestiegen: gleich dreimal den Manaslu, dazu Lhotse, Cho Oyu, Kangchendzönga, K 2 und Annapurna. An den Sechstausendern Cheki-Go und Bamongo eröffnete er anspruchsvolle neue Routen.

Bergsteiger aus Leidenschaft

Den Solo-Aufstieg auf den Chobutse bezeichnete der 29-Jährige schon vorher als „bisher wichtigsten meines Lebens“. Es habe noch nie eine Solobesteigung durch einen nepalesischen Bergsteiger gegeben, schrieb Mingma: „Sherpas sind als harte Arbeiter im Himalaya bekannt. Die Zeiten ändern sich. Jetzt gibt es viele nepalesische Kletterer, die nur für sich selbst bergsteigen.“ Auch der Schweizer Topbergsteiger Ueli Steck hatte kürzlich von den starken jungen Sherpa-Kletterern geschwärmt. „Es ist schön zu sehen, wie eine ‚neue‘ Generation Sherpas heranwächst, die sich wirklich fürs Bergsteigen interessieren und nicht nur fürs Business“, sagte Ueli. „Ich denke, das ist genial!“ Finde ich auch.

P.S.: Ueli Steck ist inzwischen aus Nepal ins Berner Oberland zurückgekehrt – nach einem auf 6900 Metern abgebrochenen Versuch in der Nuptse-Südwand. „Die Winde waren zu stark. Auf 7000 Metern lag zudem sehr viel verwehter Schnee. Es war aussichtlos“, schreibt mir Ueli.

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Baumann: „Familien der Everest-Lawinenopfer brauchen Hilfe“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/baumann-everest-jahrestag-lawine/ Sat, 18 Apr 2015 15:03:04 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=29021 Baumann bei der Familie des Lawinenopfers Chhiring Sherpa

Baumann bei der Familie des Lawinenopfers Chhiring Sherpa

Das Bergsteigen am Mount Everest ruhte an diesem Samstag. Die mehr als 300 westlichen Bergsteiger und ebenso viele Sherpas gedachten im Basislager auf 5300 Metern der 16 Nepalesen, die vor genau einem Jahr bei einer Lawine im Khumbu-Eisbruch ums Leben gekommen waren. Es war das schlimmste Lawinenunglück in der Geschichte des Everest. Der deutsche Bergsteiger und Arzt Matthias Baumann hatte die Tragödie im Basislager miterlebt. Später besuchte er die Familien der Opfer und startete eine Hilfsaktion für sie. Im März reiste der 43 Jahre alte Unfallchirurg aus Tübingen erneut nach Nepal. Er verteilte Geld an die Familien der Opfer und brachte finanzielle Patenschaften auf den Weg, mit denen die Schulbildung der betroffenen Kinder gesichert wird.

Matthias, du warst vor einem Jahr im Basislager des Mount Everest, als die Lawine im Khumbu-Eisbruch abging und hast als Arzt die Verletzten mit erstversorgt. Verfolgt dich dieser 18. April 2014 auch heute noch?

In den vergangenen Tagen und natürlich besonders heute am Jahrestag habe ich immer wieder daran gedacht. Es verfolgt mich nicht traumatisch, weil ich auch in meinem Beruf mit Leid konfrontiert bin. Aber es bewegt mich emotional, zum einen vor dem Hintergrund meiner eigenen Leidenschaft fürs Bergsteigen, zum anderen weil es sich bei den Opfern der Lawine um Sherpas handelte, die ich ohnehin besonders mag.

Du hast insgesamt 100.000 Euro für die Familien der Lawinenopfer gesammelt und warst gerade in Nepal, um das gespendete Geld zu verteilen. Wie geht es den Familien heute?

Ich habe den Eindruck, dass sie sich ein bisschen stabilisiert haben, aber noch nicht komplett. Als ich vorbeikam, sind die meisten Frauen der Lawinenopfer in Tränen ausgebrochen. Das war im letzten Jahr nicht der Fall. Da standen sie vielleicht noch unter Schock, oder sie wollten vor ihren Kindern Stärke zeigen. Diesmal war es viel emotionaler.

Treffen mit Sherpa-Familien in Kathmandu

Treffen mit Sherpa-Familien in Kathmandu

Die Familien haben ihren Ernährer verloren. Kommen sie überhaupt über die Runden?

Es ist schwierig. Wie immer in so einem Fall in Nepal, müssen andere Angehörige helfen. Die Frauen haben dort oben in der Bergregion keine Chance, Geld zu verdienen. In Kathmandu geht das ein bisschen besser. Die nepalesische Regierung hat die Soforthilfe für die Familien von 400 auf 5000 US-Dollar aufgestockt und das Geld auch ausgeliefert. Einige Expeditionsveranstalter, bei denen die Lawinenopfer beschäftigt waren, z.B. Alpine Ascents International, haben ebenfalls Geld gegeben. Die Familien sind also nicht komplett auf sich alleine gestellt, aber ich habe den Eindruck, dass sie sehr auf die Hilfe angewiesen sind.

Ich habe im Khumbu auch einer Sherpa-Familie eine Geldspende zukommen lassen, deren Ernährer 2012 ums Leben gekommen war [Namgyal Tshering Sherpa starb bei einem Spaltensturz nahe Lager 1]. Dessen Familie hat nur die damals übliche Soforthilfe von 400 Dollar erhalten, sonst nichts. Das war schon brutal. Die Lawinenkatastrophe vom letzten Jahr hat immerhin ein wenig Aufmerksamkeit auf die Familien der Everest-Opfer gelenkt.

Hattest du das Gefühl, dass sich innerhalb der Sherpa-Gemeinschaft die Atmosphäre durch das Unglück verändert hat?

Definitiv. Es gab ja diese unterschiedlichen Gruppierungen unter den Sherpas. Das hat man bei dem tätlichen Angriff gegen Simone Moro und Ueli Steck 2013 gesehen. Und auch im letzten Jahr habe ich selbst erlebt, wie aggressiv eine kleine Gruppe von Sherpas aufgetreten ist, während die Mehrheit eigentlich gerne weitergemacht hätte. Ich habe den Eindruck, dass die Sherpas durch das Lawinenunglück wieder ein Stück weit zusammengerückt sind. Es hat sich eine kleine positive Wirkung ergeben, auch wenn längst nicht alle Forderungen der Sherpas erfüllt wurden.

Südseite des Mount Everest

Südseite des Mount Everest

Derzeit halten sich wieder mehr als 300 ausländische Bergsteiger im Basislager auf der nepalesischen Seite des Everest auf. Herrscht wieder „business as usual“?

Ich bin der Meinung, dass man die Zahl der Bergsteiger eigentlich reduzieren müsste. Aber das ist ein zweischneidiges Schwert. Andererseits hängen eben auch so viele Verdienstmöglichkeiten für die lokale Bevölkerung daran. Deshalb herrscht dort wieder weitgehend „business as usual“, bis auf die Tatsache, dass die Permits 1000 Dollar teurer sind [Die Besteigungsgenehmigung kostet jetzt 11.000 Dollar pro Person, unabhängig von der Anzahl der Expeditionsmitglieder] und die Mehreinnahmen in einen Hilfsfond fließen sollen. Außerdem wurde die Route durch den Eisbruch ein Stück weit verlegt. Aber ansonsten ist alles gleich geblieben.

Die Regierung hat beschlossen, dass die Permits von 2014 bis 2019 gültig bleiben, also auch deines. Juckt es dich, den Everest noch einmal zu versuchen?

Träume verschwinden nicht, auch nicht die Leidenschaft für das Bergsteigen. Bei mir hat es dieses Jahr nicht geklappt, weil ich den Job gewechselt habe. Ich hatte eher auf die Nordseite geschaut, weil dort so viele deutsche Höhenbergsteiger unterwegs sind. Das hätte mich auch als Mediziner interessiert, weil viele von ihnen ohne Flaschensauerstoff aufsteigen wollen. Ganz ehrlich, ich wäre super gerne dabei gewesen.

Matthias Baumann  im Khumbu-Eisbruch (2014)

Matthias Baumann im Khumbu-Eisbruch (2014)

Würdest du mit einem anderen Gefühl zum Mount Everest zurückkehren?

Ich war den Sherpas schon immer nahe. Aber nach den Erfahrungen von 2014 habe ich noch mehr Respekt vor ihnen und ihrer Leistung. Sie sind für mich die Helden am Everest.

Bei vielen anderen Bergsteigern am Everest scheint dieser Respekt noch unterentwickelt zu sein.

Das glaube ich auch. Viele sehen die Sherpas als Hilfsarbeiter. Dabei sind sie teilweise viel bessere Bergsteiger als die Masse der westlichen Gipfelanwärter. Das macht es doch viel interessanter, wenn du gemeinsam mit ihnen unterwegs bist. Ich respektiere sie auf Augenhöhe, und das merken sie. Sie erzählen sie mir viel über ihre Kultur, und wir haben viel Spaß zusammen. Das ist für mich eine echte Bereicherung. Respekt ist manchmal fast mehr wert als Geld.

P.S. Matthias Baumann sammelt weiter Geld für Sherpa-Familien, die von Bergunfällen betroffen sind: Himalayan Project e.V., Kreissparkasse Biberach, IBAN DE45 6545 0070 0007 0581 89, BIC  SBCRDE66, Kennwort: „Sherpa Lawinenopfer“

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Russell Brice klagt an https://blogs.dw.com/abenteuersport/russell-brice-klagt-an/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/russell-brice-klagt-an/#comments Wed, 04 Jun 2014 19:46:58 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=26401 Russell Brice

Russell Brice

Er hat wochenlang geschwiegen, jetzt findet er deutliche Worte. „Das ist mein zwanzigstes Jahr als Expeditionsveranstalter für Himalayan Experience, aber niemals zuvor habe sich so unterschiedliche Emotionen durchlebt wie in diesem Jahr“, schreibt Russell Brice zu Beginn seiner fünfteiligen Serie über das, was am und um den Mount Everest in diesem Frühjahr geschehen ist. In meinem Blog kann ich den Inhalt nur kurz zusammenfassen, aber ich empfehle wirklich, euch die Zeit zu nehmen, um Russells Berichte aus erster Hand in voller Länge zu lesen. Der Neuseeländer befand sich im Everest-Basislager, als am 18. April die verheerende Lawine über dem Khumbu-Eisbruch niederging und 16 Nepalesen tötete. „Offenbar gab es in diesem Bereich zur Zeit der Lawine einen Stau, so dass es nicht überrascht, dass so viele getötet und verletzt wurden.“

Wo floss das Geld hin?

Mehr als 150 Menschen hätten sich zu dieser Zeit im Eisbruch befunden, schätzt Brice. Er lobt alle, die sich bei der Rettungsaktion engagierten, die unmittelbar nach der Lawine begann. „So viele Menschen zu sehen, die ohne zu zögern den Berg hinauflaufen und sich selbst in Gefahr bringen, um anderen zu helfen, das kann gar nicht hoch genug bewertet werden.“ Russell wirft dem nepalesischen Tourismusministerium vor, dass sich am Tag der Lawine nur drei der 39 Verbindungsoffiziere wirklich im Basislager aufgehalten hätten. „Zur Erinnerung: Jeder Verbindungoffizier erhält 2500 Dollar plus Reisespesen, so dass wir als Expeditionsteams fast 100.000 Dollar für nichts gezahlt haben, was zu der Frage führt: Wohin ist das Geld eigentlich geflossen?“

„Korrupte Leute“

Rettungshubschrauber über dem Khumbu-Eisbruch

Rettungshubschrauber über dem Khumbu-Eisbruch

„Ohne Absprache“ habe das Ministerium einen großen Militärhubschrauber nach Pheriche geschickt, um die Leichen der Lawinenopfer abzuholen und nach Lukla zu fliegen, wo sie von der Polizei identifiziert werden sollten, berichtet der 61-Jährige. „Eine Aufgabe, die auch die Verbindungsoffiziere im Basislager hätten erledigen können. Dann hatte der Militärhubschrauber einen technischen Defekt und musste über Nacht am Boden bleiben, was zu großer Empörung unter den trauernden Familien führte.“ Russell lässt kein gutes Haar am Ministerium, vor allem an Unterstaatssekretär Madhu Sudan Burlakoti: „Manchmal sitzt auf diesem Posten ein guter Mensch, der verständnisvoll ist. Manchmal aber haben wir dort, wie jetzt gerade, auch korrupte Leute, die nicht helfen wollen. Nachdem ich in der letzten Woche verschiedene Treffen mit dem Unterstaatssekretär hatte, bin ich entsetzt über seinen absoluten Mangel an Verständnis und über das aufgeblasene und ausfällige Auftreten dieses Mannes gegenüber meinen Mitarbeitern und gegenüber anderen Menschen mit beachtlichem Ruf.“

Dieselben Gesichter, dieselben Probleme

Südseite des Mount Everest

Südseite des Mount Everest

Der Expeditionsveranstalter aus Neuseeland bestätigt, dass es im Basislager einige gewaltbereite Sherpas gab. Russell fragte seinen Sirdar, Phurba Tashi, ob die Sherpas weiter bereit seien, auf Everest und Lhotse zu klettern. „Er sagte mir, dass sie alle bereit seien. Aber er meinte auch, dass es nicht klug sei, wenn Himalayan Experience die Expedition fortsetze, da darüber geredet werde, dass andere Sherpas unseren Mitarbeitern die Beine brechen und unsere Büroräume in Kathmandu in Brand setzten würden, falls wir weitermachten. Mit großer Sorge und widerwillig entschied ich schließlich, dass es das Beste wäre, unsere Expeditionen zu beenden.“ Brice benennt einige Sherpas, die er beschuldigt, die Atmosphäre nicht nur in diesem Frühjahr vergiftet zu haben, sondern auch schon nach der Lawine am Manaslu im Herbst 2012, bei der elf Bergsteiger ums Leben gekommen waren, und im Streit mit Simone Moro und Ueli Steck im Frühjahr 2013. „Ich sehe dieselben Gesichter, die für Probleme sorgen.“

Diese Sherpas  hätten sich nicht an die Vereinbarungen gehalten, dass jedes Team selbst entscheiden können sollte, ob es weitermacht oder nicht, und dass kein Druck auf die Teams ausgeübt werden sollte, sagt Russell. „Deshalb habe ich vor genau diesen Sherpas, die sich durchgesetzt und die Everest Saison gekidnappt haben, jeden Respekt verloren.“

Vor schweren Zeiten

Nach wochenlangen Verhandlungen mit dem Tourismusministerium in Kathmandu ist der Neuseeländer ernüchtert. „Es war die beste Gelegenheit, die das Ministerium jemals gehabt hat, um sinnvolle und fortschrittliche Reformen einzuleiten, die von den Sherpas geschätzt worden wären und die der internationalen Gemeinschaft gezeigt hätten, dass die Regierung das wichtige Tourismusgeschäft seriös verwaltet“, schreibt Russell Brice. „Aber nein, sie haben nichts getan, das ist enttäuschend. Noch schlimmer aber ist, dass die Mitarbeiter des Ministeriums in Korruption, Lügen und Täuschung verwickelt sind.“

Russell sieht schwierige Zeiten für Nepal aufziehen. „Bergsteigern und Sponsoren fällt es jetzt schwer, Vertrauen in die für den Bergtourismus in Nepal zuständigen Behörden zu haben. Die langfristigen Folgen werden wahrscheinlich ziemlich drastisch sein. Und das wird sich darauf auswirken, wie viele Nepalesen Arbeit haben: nicht nur Sherpas, sondern auch Angestellte von Hotels, Lodges, Fluglinien und Lebensmittelherstellern, Träger, Taxifahrer, selbst Postkartenverkäufer.“

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https://blogs.dw.com/abenteuersport/russell-brice-klagt-an/feed/ 1
Everest-Boykott oder weitermachen? https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-boykott-oder-weitermachen/ Wed, 23 Apr 2014 13:42:57 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=25941 Basislager für Everest-, Lhotse- und Nuptse-Anwärter

Basislager auf der Südseite des Mount Everest

Ein Krisentreffen jagt das andere, sowohl im Basislager auf 5300 Meter Höhe, zu Füßen des Mount Everest, als auch am Sitz der nepalesischen Regierung in Kathmandu. Noch ist unklar, ob es in diesem Frühjahr überhaupt Versuche geben wird, über die nepalesische Südseite den höchsten Berg der Erde zu besteigen. „Die meisten Teams verlassen das Basislager. Sie haben Angst, dass wieder etwas passiert (hier gehen weiterhin viele Lawinen runter), aber auch, dass andere Sherpas sie bestrafen, wenn sie weitermachen“, schreibt NDR-Reporterin Juliane Möcklinghoff, die den blinden österreichischen Kletterer Andy Holzer begleitet, heute in ihrem Everest-Tagebuch. „Es hat einige Treffen zwischen verschiedenen Teamleitern, Sirdars und Sherpas gegeben, aber es bleibt unklar, wie letztlich die Entscheidung ausfallen wird“, meint Eric Simonson vom Expeditionsveranstalter International Mountain Guides (IMG). Seit dem Lawinenunglück im Khumbu-Eisbruch am Karfreitag, bei dem 16 Nepalesen ums Leben kamen, ruhen alle Aktivitäten am Berg.

Furcht vor finanzieller Not

Unter den Sherpas wird derweil heftig diskutiert. „Die Mehrheit würde lieber nicht zum Berg zurückkehren, weil eine überwältigende Trauer über den Verlust so vieler Mitglieder ihrer eng verbundenen Gemeinschaft herrscht. Das ist das Gefühl, dass die jüngeren Sherpas bei den Versammlungen lautstark zum Ausdruck bringen“, beschreibt David Hamilton, Expeditionsleiter des britischen Jagged-Globe-Teams die Atmosphäre. „Die älteren Sherpas sind sich jedoch bewusst, dass viele der Climbing Sherpas ohne die Löhne der Frühjahrssaison im kommenden Jahr in finanzielle Not geraten.“ Hochträger können in einer Klettersaison am Mount Everest rund 5000 US-Dollar verdienen, Climbing Sherpas, die zahlende Kunden bis auf den 8850 Meter hohen Gipfel führen und dafür Extraprämien kassieren, sogar bis zu 10.000 Dollar.

Einige Forderungen erfüllt

„In ein oder zwei Tagen werden die Kletteraktivitäten sicher wieder aufgenommen“, versucht Madhu Sudhan Burlakoti vom nepalesischen Tourismusministerium, Optimismus zu verbreiten. Die Regierung ist inzwischen auf einige Forderungen der Sherpas eingegangen. So will sie einen Hilfsfond für Opfer von Bergunfällen und deren Familien einrichten, in den auch ein Teil der Besteigungsgebühren einfließen soll. Außerdem soll die Versicherungssumme für Sherpas, die im Todesfall ausgezahlt wird, von einer Million auf 1,5 Million Rupien (rund 11.000 Euro) erhöht werden.

Transportflüge mit dem Heli?

Rettungsflug am Everest

Rettungsflug am Everest

Das reicht den Sherpas im Basislager offenbar noch nicht. Die Regierung kündigte an, eine hochrangige Delegation zum Everest zu schicken, um am Donnerstag vor Ort weiter zu verhandeln. Das Tourismusministerium überdenkt nach eigenen Angaben auch sein Verbot von Hubschrauber-Transportflügen oberhalb des Basislagers. Bisher sind nur Rettungsflüge erlaubt. Die Nepalesen, die von der Lawine verschüttet worden waren, hatten Material und Lebensmittel in die Hochlager bringen sollen. Doch auch ohne schwere Last hätten sie wahrscheinlich kaum eine Chance gehabt, den tödlichen Eismassen zu entkommen. „Die Verhältnisse am Berg haben sich in den letzten drei Jahren durch die globale Erwärmung rapide verschlechtert, der Verfall im Khumbu-Eisbruch ist dramatisch, besonders im oberen Bereich“, berichtet Tim Rippel von Peak Freaks Expeditions. „Tag für Tag sitzen wir hier und hören, wie der Gletscher ächzt und zusammenbricht. Politische Missstände einmal beiseite gelassen, wir sind nicht hier, um Menschen zu töten.“

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Todesfalle Khumbu-Eisbruch https://blogs.dw.com/abenteuersport/todesfalle-khumbu-eisbruch-everest/ Sat, 19 Apr 2014 15:17:50 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=25881 Lawinenträchtiges Eislabyrinth

Lawinenträchtiges Eislabyrinth

Schon die Erstbesteiger hatten Respekt vor dem Khumbu-Eisbruch. Das bezeugen die Spitznamen, die die Mitglieder der erfolgreichen britischen Everest-Expedition 1953 den besonders heiklen Passagen durch das Eislabyrinth gaben: „Hillary’s Horror“, „Mike’s Horror“, „Atom Bomb area“. Der Eisbruch sei „der Schlüssel zu allen Versuchen auf der Südseite des Everest“, schrieb Sir Edmund Hillary, der Neuseeländer, der gemeinsam mit dem Sherpa Tenzing Norgay erstmals auf dem 8850 Meter hohen Gipfel stand. Rund 40 Bergsteiger kamen seitdem im Khumbu-Eisbruch durch Lawinen von der Westschulter oder einstürzende Eistürme, so genannte Seracs, ums Leben, die meisten Opfer waren Sherpas. In den vergangenen Jahren hatten zeitweise hohe Temperaturen die Lawinengefahr noch erhöht. Aus diesem Grund hatte 2012 der neuseeländische Expeditionsveranstalter Russell Brice seine Expedition abgebrochen.

Keine Hoffnung mehr für Vermisste

Das Unglück am Freitag war das folgenreichste in der gesamten Geschichte des Mount Everest. 13 Tote wurden inzwischen aus den Eis- und Schneemassen geborgen, für die drei noch Vermissten besteht nach Angaben eines Sprechers des Tourismusministeriums keine Hoffnung mehr. Bei allen Opfern handelt es sich um Nepalesen, die meisten gehörten der Volksgruppe der Sherpa an. Sie waren dabei, Material und Lebensmittel aus dem Basislager in das Lager oberhalb des Eisbruchs zu transportieren, als die Eislawine sie traf. Sie hatten keine Chance, sich in Sicherheit zu bringen.

Doppelte Tragödie

Die Familien der Opfer sind doppelt geschlagen. Sie haben nicht nur einen Angehörigen verloren, sondern auch einen Ernährer. Hochträger am Mount Everest können in einer Saison rund 5000 US-Dollar verdienen. Das durchschnittliche Einkommen in Nepal liegt bei nur 692 Dollar, damit gehört das Land weiterhin zu den 20 ärmsten der Welt. Die nepalesische Regierung kündigte für die Familien der Lawinenopfer eine Soforthilfe von 40.000 Rupien (rund 400 Dollar) an. Das ist kaum mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.

Die Expeditionsveranstalter sind verpflichtet, ihre nepalesischen Mitarbeiter zu versichern. Im vergangenen Sommer hatte die Regierung in Kathmandu beschlossen, die noch aus dem Jahr 2002 stammenden Versicherungssummen für das einheimische Personal von Expeditionen in etwa zu verdoppeln. So stehen den Angehörigen von Sirdars (Chefs des einheimischen Team-Personals), Bergführern und Hochträgern, die oberhalb des Basislagers unterwegs sind, seit Anfang 2014 im Todesfall eine Summe von einer Million Rupien (gut 10.000 Dollar) zu, für die Familien von Personal im Basislager 500.000 Rupien (ca. 5000 Dollar). Der American Alpine Club hat für die Familien der Lawinenopfer vom Everest einen Hilfsfonds gegründet, an den gespendet werden kann.

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Video: Messner über den Everest https://blogs.dw.com/abenteuersport/video-messner-everest/ Tue, 07 May 2013 15:03:13 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=21517 Für alle unter euch, die Reinhold Messners Gedanken zum Mount Everest 60 Jahre nach der Erstbesteigung nicht nur lesen oder hören wollen, sondern ihn dabei auch anschauen wollen, habe ich einige seiner Aussagen zusammengeschnitten.

 

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Moro und Steck am Everest angegriffen https://blogs.dw.com/abenteuersport/moro-steck-everest-angriff/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/moro-steck-everest-angriff/#comments Mon, 29 Apr 2013 09:09:42 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=21317

Simone Moro (l.), Ueli Steck

Eigentlich, denkt man, ist doch am Mount Everest schon alles Erdenkliche geschehen. Doch dass drei Bergsteiger im Hochlager von einer aufgebrachten Sherpa-Menge geschlagen, getreten, mit Steinen beworfen und mit dem Tod bedroht werden, ist eine traurige Premiere. Getroffen hat es die beiden Topbergsteiger Simone Moro aus Italien und Ueli Steck aus der Schweiz sowie ihren britischen Fotografen Jonathan Griffith. „Etwas aus einer anderen Welt“ sei das gewesen, was ihnen widerfahren sei, sagte Simone fassunglos

Streit auf über 7000 Metern 

Moro, Steck und Griffith waren am Samstag auf dem Weg nach Lager 3 auf 7200 Metern, als sie eine Gruppe von 17 Sherpas erreichten, die dabei waren, Fixseile zu verlegen. Die Sherpas forderten das Trio auf, nicht vorbeizusteigen, während sie bei der Arbeit seien. Moro, Steck und Griffith machten nach eigenen Angaben einen großen Bogen um die Gruppe. Als sie oberhalb wieder den Hang querten, um ihr Zelt zu erreichen, stürmte der Anführer der Sherpas, wild seinen Eispickel schwingend, auf Ueli Steck los. Er warf ihm vor, Eisbrocken losgetreten und einen Sherpa verletzt zu haben. Simone Moro versuchte, zu schlichten. Vergeblich. Wutentbrannt stiegen die Sherpas schließlich nach Lager 2 auf 6500 Metern ab. 

Todesdrohungen 

Als Simone, Ueli und Jonathan später ebenfalls das untere Lager erreichten, eskalierte die Lage völlig. Die drei Bergsteiger aus Europa sahen sich einem wütenden Mob von mehreren Dutzend Sherpas gegenüber. Steine flogen, es hagelte Schläge und Tritte.  Andere westliche Bergsteiger stellten sich zwischen beide Parteien. Auch sie wurden angegriffen. Erst nach etwa 50 Minuten beruhigte sich die Lage etwas. Steck, Moro und Griffith wurden aufgefordert, das Lager innerhalb einer Stunde zu verlassen. Andernfalls würden sie getötet. Die drei stiegen ins Basislager ab. Die nepalesische Polizei untersucht den Zwischenfall. 

Nacht im Krankenhaus 

Ueli, der von einem Stein am Mund verletzt wurde, ließ sich mit dem Hubschrauber nach Kathmandu fliegen und verbrachte die Nacht in einem Krankenhaus in der Nähe des Flughafens. Inzwischen ist der Schweizer wieder zurück im Basislager, um dort mit Simone Moro zu entscheiden, wie es weitergehen soll. Die beiden Topbergsteiger hatten über ihren konkreten Plan am Mount Everest bisher wenig verlauten lassen: nur dass sie ohne Flaschensauerstoff aufsteigen würden und etwas Neues probieren wollten. Um sich zu akklimatisieren, waren sie bereits bis zur Westschulter auf 7500 Metern aufgestiegen.

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https://blogs.dw.com/abenteuersport/moro-steck-everest-angriff/feed/ 6
Ueli und der Everest https://blogs.dw.com/abenteuersport/ueli-und-der-everest/ Sat, 24 Nov 2012 20:31:03 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=18275

Uelis Blick geht meist nach oben

Das war erst der Anfang. Ueli Steck bestieg am 18. Mai mit seinem Kletterpartner, dem Sherpa Tenzing, den Mount Everest ohne Flaschensauerstoff – eine absolute Ausnahme unter den 565 Gipfelerfolgen in diesem Frühjahr. „Ich wollte mich an die großen Höhen herantasten“, sagt Ueli (das Gespräch könnt ihr euch unten anhören). „Diese Erfahrung habe ich jetzt. Ich weiß, wie mein Körper funktioniert.“ Er wolle nun Sachen probieren, „wo du danach keine Diskussion hast, ob da Fixseile sind oder nicht.“

„Technisch einfach“

Der Topbergsteiger aus der Schweiz stieg auf der nepalesischen Südseite des Bergs über den Normalweg zum 8850 Meter hohen Gipfel auf. Er habe sich nicht in die Fixseile eingehängt, sagt der 36-Jährige. „Der Berg ist technisch so einfach. Wenn du ein bisschen gescheit mit Steigeisen gehen kannst, brauchst du kein einziges Fixseil. Auch am Hillary-Step kannst du rechts vorbeigehen, wenn du ein bisschen klettern kannst.“

Ueli füllt Hallen

Überhang, na und?!

Ich treffe Ueli in einer Kölner Kletterhalle. Hier will er sich noch ein bisschen bewegen, bevor er am Abend einen Vortrag hält. Die Veranstaltung ist ausverkauft. Längst ist Steck nicht mehr nur Insidern bekannt. Schon seine Solo-Durchsteigung der Shishapangma-Südwand 2011 in nur zehneinhalb Stunden sorgte für viel Aufsehen. Und seit seiner Besteigung des Mount Everest ohne Atemmaske ist Ueli erst recht gefragt – vor allem wegen der diesjährigen Todesfälle am Everest und deren Begleitumstände: Lange Schlangen von Gipfelanwärtern, Stau an den Schlüsselstellen.

Massen umgangen

Hoch hinaus

„Mich hat dieser Trubel gar nicht gestört, weil ich immer azyklisch unterwegs war“, erzählt Ueli. „Wir haben bewusst probiert, die Massen zu umgehen.“ Mit Erfolg. Beim ersten Aufstieg zum knapp 8000 Meter hohen Südsattel zwecks Akklimatisierung seien Tenzing und er ganz alleine dort oben gewesen. Und auch am Gipfeltag „mit perfekten Wetterverhältnissen“ hätten sie einen Tag Vorsprung vor den vielen anderen gehabt. Erst im Abstieg passierte Ueli die schier endlose Schlange. „Ich habe nur gedacht, zum Glück war ich schon oben und kann jetzt runtergehen.“

Gehen, bis sie tot umfallen

Sicher herunter

Ihm sei zu diesem Zeitpunkt schon klar gewesen, dass einige der Gipfelanwärter nicht zurückkehren würden. „Da sind viele Leute, die den Mount Everest unbedingt besteigen wollen, aber keine Bergsteiger sind“, sagt Ueli. „Die verlassen sich auf den Sauerstoff, die Sherpas und die Infrastruktur. Und wenn das Kleinste passiert, sterben sie halt. Viele sind auch einfach nicht fit und gehen wirklich, bis sie tot umfallen.“ Die Kanadierin Shriya Shah-Klorfine etwa, die später ihren Gipfelversuch mit dem Leben bezahlte, habe schon für den Aufstieg nach Lager zwei etwa sieben bis acht Stunden gebraucht. „Da bist du, wenn du gemütlich läufst, in dreieinhalb Stunden oben. Diese Leute sind einfach fehl am Platz.“

„Everest gehört niemandem“

Kein Problem!

Ueli hält trotzdem nichts vom Vorschlag, den Zugang zum Mount Everest zu beschränken: „Das finde ich absoluten Schwachsinn. Der Berg gehört niemandem.“ Wen die Massen auf dem Normalweg störten, solle eben auf eine andere Route ausweichen. „Da ist kein Mensch, da kannst du für dich alleine gehen.“ Die Kommerzialisierung des Everest-Bergsteigens, findet Ueli, habe nicht nur Nachteile. „Viele einheimische Sherpas und Träger können gut davon leben, die sonst vielleicht nichts zu essen hätten.“

Im nächsten Frühjahr will Ueli zum Everest zurückkehren. Was genau er plant, verrät er nicht. „Man soll über das sprechen, was man gemacht hat und nicht, was man vorhat. In meinem Kopf habe ich noch so viele Ideen. Die werde ich nie alle umsetzen können.“

Ueli Steck und der Everest

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