SPCC – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Selbst ein Icefall Doctor https://blogs.dw.com/abenteuersport/selbst-ein-icefall-doctor/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/selbst-ein-icefall-doctor/#comments Wed, 11 Jan 2017 13:13:03 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34673 Alex Txikon mit Aluleiter auf dem Rücken

Alex Txikon mit Aluleiter auf dem Rücken

Ein bisschen wie Edmund Hillary darf sich derzeit Alex Txikon am Mount Everest fühlen. Wie der Erstbesteiger aus Neuseeland und seine Mitstreiter 1953 muss auch der Baske aktiv dabei mithelfen, einen Weg durch den gefährlichen Khumbu-Eisbruch oberhalb des Basislagers zu finden und Material zu transportieren, das zur Sicherung der Route benötigt wird. Etwa Aluminiumleitern, um die tiefen Spalten des Eisbruchs zu überwinden. So eine Leiter ist mit etwa fünf Kilogramm Gewicht nicht allzu schwer, aber verdammt sperrig, wenn es gilt, damit durchs Eis zu klettern. Richtige Knochenarbeit, wie das Video zeigt, das der 35-Jährige heute aus dem Basislager geschickt hat:

Wie berichtet, will Alex mit seinem spanischen Landsmann Carlos Rubio versuchen, den Mount Everest erstmals seit 1993 wieder einmal im Winter zu besteigen – und das ohne Flaschensauerstoff. Zusammen mit neun Sherpas bahnen sich die beiden zunächst den Weg durch den Eisbruch. Bis zu vier Wochen Zeit hat Txikon für diese Arbeit veranschlagt.

Ziemlich exklusive Erfahrung

Wie zu Hillarys Zeiten ist die spanische Expedition derzeit die einzige am höchsten Berg der Erde. Was für ein Kontrast zum Frühjahr, wenn mehrere hundert Bergsteiger aus Dutzenden von kommerziellen Expeditionen das Basislager in eine Zelt-Kleinstadt verwandeln!

Gefährlicher Eisbruch

Gefährlicher Eisbruch

Wenn die zahlenden Kunden dort im April auf gut 5300 Metern Höhe eintreffen, haben die so genannten „Icefall Doctors“ die Route durch den Eisfall normalerweise bereits vorbereitet und gesichert. Dieses Team von meist acht Sherpas sorgt bis zum Ende der Saison Anfang Juni auch dafür, dass der Weg durch das Eislabyrinth begehbar bleibt. Ausgewählt und bezahlt werden diese Sherpas vom Sagarmatha Pollution Control Commitee (SPCC), einer Organisation, die sich ursprünglich nur um den Umweltschutz im Everest-Nationalpark kümmerte. Seit 2000 ist das SPCC im Auftrag der Regierung Nepals auch für die Route durch den Khumbu-Eisbruch zuständig. Im Frühjahr 2014 waren bei einer Lawine im Eisbruch 16 nepalesische Bergsteiger ums Leben gekommen.

Selbst wenn Alex Txikon den Gipfel auf 8850 Metern in diesem Winter nicht erreichen sollte – die Erfahrung, als Nicht-Sherpa als Icefall Doctor gearbeitet zu haben, hat er schon jetzt ziemlich exklusiv.

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Everest-Permits hier und dort https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-permits-hier-und-dort/ Wed, 06 May 2015 14:04:29 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=29385 Südseite des Mount Everest

Südseite des Mount Everest

Die Basislager auf beiden Seiten des Mount Everest haben sich elf Tage nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal geleert. Die Bergsteiger sind auf der Rückreise. Was geschieht nun mit ihren Permits, den Besteigungsgenehmigungen, wo sie doch nicht einmal einen Versuch machen konnten, den höchsten Berg der Erde zu besteigen? In Nepal hat das Sagarmatha Pollution Control Commitee (SPCC) die Regierung aufgefordert, die Permits von 2015 auch im kommenden Jahr anzuerkennen.

Zu hohes Risiko

Das SPCC ist dafür zuständig, das ein Team darauf spezialisierter Sherpas die Route durch den Khumbu-Eisbruch einrichtet und instand hält. Das Komitee verteidigte seinen Beschluss, die „Icefall Doctors“ nicht mehr ins Basislager zurückgeschickt zu haben. Das Erdbeben am 25. April hatte eine Lawine vom Pumori ausgelöst, die 19 Menschen im Basislager das Leben gekostet hatte. „Das Risiko ist in der gegenwärtigen Situation nicht verantwortbar“, heißt es in der Erklärung des SPCC. Außerdem sei das Zeitfenster bis zum Beginn des Monsuns inzwischen zu knapp. „Viele Icefall Doctors und andere Sherpas, die für die Expeditionen arbeiteten, beklagen in ihren Familien Tote oder Verletzte“, teilt das SPCC mit.

Regierung prüft

Die Permits in Nepal gelten bis Ende Mai. Die Verantwortlichen in Kathmandu halten sich in der Frage bedeckt. „Die Regierung prüft, ob es besser ist, das Geld [11.000 US-Dollar je Expeditionsteilnehmer] zurückzuerstatten oder die Gültigkeit der Permits zu verlängern“, sagte Tulsi Prasad Gautam, Generaldirektor des nepalesischen Tourismusministeriums. Das werde mindestens zwei Monate dauern. Nachdem die Everest-Saison 2014 wegen des Lawinenunglücks mit 16 Toten vorzeitig zu Ende gegangen war, hatten die Behörden die Permits bis 2019 verlängert – für diese Entscheidung allerdings elf Monate benötigt.

China reagiert unbürokratisch

Everest-Nordseite

Everest-Nordseite

Wie man unbürokratisch und schnell reagiert, haben die chinesischen Behörden vorgemacht – bisher nicht gerade für ein solches Verhalten bekannt. Nachdem sie in der vergangenen Woche alle Aktivitäten an den Bergen Tibets gestoppt hatten, verkündeten sie, dass die Permits für den Everest sowie die beiden anderen tibetischen Achttausender Cho Oyu und Shishapangma drei Jahre lang gültig bleiben. Es werde nur eine Bearbeitungsgebühr von 500 bzw. 300 Dollar fällig.  Die Expeditionen erhielten zudem ein Schreiben, in dem der chinesisch-tibetische Bergsteiger-Verband CTMA seine Entscheidung begründet, die Saison abzubrechen: „Das verheerende Erdbeben in Nepal hat die Beschaffenheit von Eis und Schnee im ganzen Himalaya verändert. Die Auflage wird instabil und gefährlich, zu jeder Zeit können Lawinen abgehen. Die Nachbeben dauern an, dazu gibt es schlechtes Wetter. Weitere Unglücke werden folgen. Das Risiko beim Bergsteigen steigt erheblich.“ Viele Sherpas aus Nepal wollten in ihre Heimat zurückkehren, so die CTMA. Und schließlich zeige der Beschluss, die Saison zu beenden, auch den „Respekt vor den Toten“ auf der Südseite des Mount Everest.

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Ziemlich weit rechts https://blogs.dw.com/abenteuersport/ziemlich-weit-rechts/ Wed, 08 Apr 2015 10:25:26 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28885 Rechts die neue Route, links die von 2014 (© madisonmountaineering.com)

Rechts die neue Route, links die von 2014 (© madisonmountaineering.com)

Offenbar ist die neue Route durch den Khumbu-Eisbruch doch mehr als nur eine kleine Kurskorrektur. Die Bilder, die der US-Amerikaner Garrett Madison in seinem Blog veröffentlich hat, sprechen jedenfalls dafür. Mitglieder seines Teams von Madison Mountaineering waren mit dem Hubschrauber über den Eisbruch oberhalb des Everest-Basislagers geflogen und hatten sich aus der Luft angesehen, wo die so genannten „Icefall Doctors“ die Route für diese Frühjahrs-Saison eingerichtet haben. Danach führt sie – von unten gesehen – deutlich weiter rechts durch das Eislabyrinth als erwartet: Näher am Nuptse, weiter weg von der Everest-Westschulter, von der sich am 18. April letzten Jahres die Eislawine gelöst hatte, bei der 16 Nepalesen ums Leben gekommen waren. „Es scheint, als müssten die Bergsteiger wie zuvor mit gebrochenem Eis zurecht kommen, und vielleicht mit mehr senkrechten Leitern“, schreibt Garrett. An einer Stelle hätten die „Icefall Doctors“ vier Leitern zusammengebunden, um eine Eisstufe zu überwinden. In diesem Jahr hat der fünfmalige Everest-Besteiger und Filmemacher David Breashears aus den USA die acht Sherpas dabei beraten, einen möglichst sicheren Weg durch den Eisbruch zu finden.

Umweltschutzorganisation mit besonderer Aufgabe  

Gefährlicher Eisbruch

Gefährlicher Eisbruch

Die „Icefall Doctors“ richten die Route nicht nur ein, sondern sorgen auch dafür, dass sie die gesamte Saison über begehbar bleibt. Ohne ihre Arbeit wäre der Massenansturm am Everest nicht zu bewältigen. Ausgewählt und bezahlt werden diese Sherpas vom Sagarmatha Pollution Control Commitee (SPCC), einer Organisation, die sich ursprünglich nur um den Umweltschutz im Everest-Nationalpark kümmerte. Seit 2000 ist das SPCC im Auftrag der Regierung Nepals auch für die Route durch den Khumbu-Eisfall zuständig. Dafür kassiert das SPCC 600 US-Dollar je Expeditionsmitglied, ein inzwischen sehr wichtiger Bestandteil seiner Einkünfte.

Unverzichtbar, gefährdet, unterbezahlt

„Unglücklicherweise wird dieses Geld nicht dafür genutzt, um die ‚Icefall Doctors‘ angemessen zu bezahlen oder um es in Material für den Eisbruch zu stecken“, monierte der neuseeländische Expeditionsveranstalter Russell Brice im vergangenen Jahr.  Jene Sherpas, die das größte Risiko tragen, weil sie sich täglich im Gletscher bewegen müssen, verdienen umgerechnet rund 2000 Dollar pro Saison. Zum Vergleich: Climbing Sherpas können es inklusive Gipfelprämien und Trinkgelder auf 4000 bis 6000 Dollar bringen, jene, die mehrfach den höchsten Punkt erreichen, auf bis zu 10.000 Dollar. „Sherpa-Stars“ tragen in einer erfolgreichen Everest-Saison angeblich sogar 25.000 Dollar nach Hause.

Nachfrage nicht eingebrochen

Die Regierung in Kathmandu hat nach eigenen Angaben in diesem Jahr für 30 Expeditionen Permits ausgestellt, rund 300 ausländische Bergsteiger werden sich am höchsten Berg der Erde versuchen und von der nepalesischen Südseite her aufsteigen. Damit steht schon jetzt fest, dass der Everest-Markt in Nepal trotz des Lawinenunglücks vor einem Jahr und des darauf folgenden vorzeitigen Endes der Klettersaison 2014 nicht eingebrochen ist.

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