Urubko – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Polnische K 2-Winterexpedition: Eine Frage der Ehre https://blogs.dw.com/abenteuersport/polnische-k-2-winterexpedition-eine-frage-der-ehre/ Thu, 21 Dec 2017 14:10:33 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38939

K 2, vom Basislager aus gesehen

Die „Ice Warriors“, wie die polnischen Winter-Bergsteiger im Himalaya und Karakorum einst ehrfurchtsvoll genannt wurden, wollen es noch einmal wissen. Die letzte noch verbliebene Wintererstbesteigung eines Achttausenders soll unter allen Umständen eine polnische werden. Der Staat sponsert das Prestigeprojekt am K 2,  dem mit 8611 Metern zweithöchsten Berg der Erde: Das Sport- und Tourismusministerium Polens hat mit einer Geldspritze von einer Million Zloty (knapp 240.000 Euro) den größten Batzen der Kosten übernommen. „Weil wir das Geld bekamen, mussten wir auch die Idee einer nationalen Expedition umsetzen“, sagte Expeditionsleiter Krzysztof Wielicki gegenüber desnivel.com (s. Video unten). Alle Bergsteiger des K 2-Winter-Teams sind Polen – selbst Denis Urubko, ein eifriger Pässe-Sammler: Der gebürtige Kasache erhielt 2013 die russische und 2015 zusätzlich auch noch die polnische Staatsangehörigkeit.  

Winter- und K 2-Experten

Denis Urubko

Expeditionsleiter Wielicki ist ein Pionier des Winter-Bergsteigens an den höchsten Bergen der Welt. Mit seinem polnischen Landsmann Leszek Cichy bestieg er 1980 mit dem Mount Everest den ersten Achttausender überhaupt in der kalten Jahreszeit. Zwei weitere Wintererstbesteigungen ließ er noch folgen: 1986 mit Jerzy Kukuczka am Kangchendzönga und 1988 im Alleingang am Lhotse. Der inzwischen 67-Jährige hat für den K 2 eine Mannschaft von zehn Bergsteigern zusammengestellt, die mehr Winterexpertise vereint als jede andere Expedition zuvor. Ihn selbst mitgerechnet, sind gleich fünf Wintererstbesteiger von Achttausendern mit von der Partie: außer Wielicki noch Urubko (Makalu, Gasherbrum II), Adam Bielecki (Gasherbrum I, Broad Peak), Artur Malek (Broad Peak) und Janusz Golab (Gasherbrum I). Und auch K 2-Erfahrung ist in dem polnischen Team reichlich vorhanden: Fünf  der zehn polnischen Bergsteiger, die sich am 29. Dezember auf den Weg nach Pakistan machen, standen bereits – jeweils im Sommer – auf dem Gipfel des „Chogori“, wie die einheimischen Balti den Berg nennen.

Flaschensauerstoff nur für den Notfall

Drei ernsthafte Versuche gab es bisher, den K 2 im Winter zu besteigen, alle scheiterten unterhalb von 8000 Metern an schlechtem Wetter. Am weitesten kamen noch Teammitglieder einer internationalen Expedition, die ebenfalls von Wielicki geleitet wurde, im Winter 2002/03 auf der chinesischen Nordseite. Beim einzigen Gipfelversuch war für Denis Urubko und Marcin Kaczkan (er gehört ebenfalls zum diesjährigen Team) in Lager 4 auf 7650 Metern Endstation.  Diesmal will Wielicki es auf der pakistanischen Südseite über die Cesen-Route (Südsüdostgrat) versuchen, „wenn es die Verhältnisse zulassen“. Als Alternative kommt der Abruzzi-Sporn (Südostgrat) in Frage. Atemmasken sind nur für den Notfall vorgesehen. Flaschensauerstoff sei „nicht nötig, wenn du gut akklimatisiert bist. Das ist der Schlüssel“, sagte mir Krzysztof, als wir im Februar auf der Messe ISPO in München über die anstehende Winterexpedition zum K 2 sprachen.

„Die Tore schießen andere“

„König der Achttausender“

Er selbst will auch am Berg unterwegs sein, wohl aber nicht bis zum Gipfel steigen. Er werde beim Klettern „nicht die erste Geige“ spielen, meinte Wielicki im polnischen Rundfunk. „Die Tore schießen andere.“ In erster Linie ist der Pole, der als fünfter Mensch weltweit alle 14 Achttausender bestieg, am K 2 als Expeditionsleiter gefordert. So wird er die schwere Entscheidung fällen müssen, wer aus seinem Team aus Topbergsteigern, wenn sich die Gelegenheit bietet, das Gipfelteam bilden soll. „Die größten Chancen haben sicherlich Denis Urubko, Janusz Golab und Adam Bielecki“, sagte Wielicki der „Neuen Zürcher Zeitung“.

Kreis würde sich schließen

Neun der 13 bisherigen Wintererstbesteigungen von Achttausendern gingen auf das Konto ausschließlich polnischer Gipfelteams. An einer weiteren war ein polnischer Bergsteiger beteiligt: Piotr Morawski 2005 mit dem Italiener Simone Moro an der Shishapangma. Die Wintererstbesteigung des Makalu 2009 ließe sich, wenn man ein Auge zudrückt, ebenfalls noch dazuzählen, auch wenn der heutige Pole Denis Urubko (damals an der Seite Moros erfolgreich) zu dieser Zeit noch Kasache war. Nachdem die prestigeträchtige erste Winterbesteigung des Nanga Parbat 2016 nicht auf das Konto polnischer Bergsteiger ging, ist es aus Sicht der „Ice Warriors“ geradezu eine Frage der Ehre, dass sich dies am K 2 nicht wiederholt. Für Altmeister Krzysztof Wielicki würde sich mit einem Erfolg der Kreis für die polnischen „Eiskrieger“ schließen: „Das wäre eine nette Geschichte. Wir starteten mit dem höchsten, dem Everest, und könnten dem zweithöchsten, dem K 2, aufhören.“

P.S.: Der Spanier Alex Txikon will am Freitag seine Pläne für den kommenden Winter bekanntgeben. Wenn ich Geld setzen sollte, würde ich auf eine Everest-Expedition mit Simone Moro, Tamara Lunger und Muhammad Ali „Sadpara“ wetten. 😉

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Everest-Winterpionier Wielicki: „Akklimatisation ist der Schlüssel“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-winterpionier-wielicki-akklimatisation-ist-der-schluessel/ Wed, 08 Feb 2017 20:25:31 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35007 Krzysztof Wielicki

Krzysztof Wielicki

Krzysztof Wielicki wirkt skeptisch. „Ich glaube, dass sie ein Problem kriegen, weil sie bisher nur in Lager 3 übernachtet haben und nicht auf 8000 Metern“, antwortet mir der Pole, als ich ihn auf der Sportartikelmesse ISPO in München treffe und ihn nach den Chancen des Basken Alex Txikon am Mount Everest frage. Txikon, der den höchsten Berg der Erde in diesem Winter ohne Flaschensauerstoff besteigen will, hockt im Basislager in den Startlöchern für seinen ersten Gipfelversuch. „Meiner Meinung nach sollte man vorher am Südsattel geschlafen haben“, sagt Wielicki. „Ich wünsche ihm viel Glück und hoffe, dass nichts passiert. Hauptsache, sie kommen sicher zurück. Ob mit oder ohne Gipfelerfolg.“

Wielicki about Txikon: They can have a problem

Am Gipfel Flasche leer

Wielicki (l.) und Cichy nach ihrem Gipfelerfolg

Wielicki (l.) und Cichy nach ihrem Gipfelerfolg

Der inzwischen 67-Jährige weiß, wovon er spricht. Mit seinem Landsmann Leszek Cichy gelang Wielicki am 17. Februar 1980 am Everest die erste Winterbesteigung eines Achttausenders überhaupt. Oberhalb des Südsattels nutzten sie Flaschensauerstoff, “weil wir nicht wussten, dass es ohne geht”, erzählt Krzysztof. „Unser Expeditionsleiter [Andrzej Zawada] sagte, hier ist die Flasche. Die müsst ihr tragen. Eine Flasche, neun Kilo! Als wir den Gipfel erreichten, stellten wir fest, dass die Flaschen leer waren.“

Nie wieder Atemmaske

Trotz einer Durchflussmenge von nur zwei Litern pro Minute habe der Sauerstoff nur für drei, vier Stunden gereicht. „Die Maske war gefroren. Ich habe überhaupt nicht gemerkt, dass ich Sauerstoff atme“, erzählt Wielicki. „Es war schrecklich. Ich habe danach nie wieder Flaschensauerstoff benutzt.“ Auch ohne Atemmaske blieb der Pole ein Pionier. 1986 gelang ihm mit seinem Landsmann Jerzy Kukuczka die erste Winterbesteigung des Kangchendzönga (8586 Meter). 1988 bestieg Krzysztof den Lhotse (8516 Meter) nicht nur erstmals im Winter, sondern auch als Erster solo. 1996 wurde Wielicki der fünfte Mensch, der auf allen 14 Achttausendern gestanden hatte.  Flaschensauerstoff sei „nicht nötig, wenn du gut akklimatisiert bist“, findet der Pole. „Das ist der Schlüssel.“

Wielicki: It was horrible

Immer noch Finanzierungsprobleme

K 2

K 2

Im Winter 2017/2018 will Krzysztof Wielicki eine polnische Winterexpedition zum K 2 leiten, dem einzigen Achttausender, der noch nicht in der kalten Jahreszeit bestiegen wurde. Noch immer ist die geplante Finanzierung durch polnische Regierungsunternehmen nicht endgültig unter Dach und Fach. „Wir sind schon etwas enttäuscht von der Regierung“, sagt Wielicki. „Aber wir werden kämpfen, und ich hoffe, dass wir die Probleme überwinden können.“ Derzeit stünden 14 Namen auf seiner Kandidatenliste, am Ende werde er voraussichtlich ein Achterteam zusammenstellen.

Wielicki: I hope we can overcome the problem

„Die schwierigste Herausforderung“

Denis Urubko

Denis Urubko

Adam Bielecki, dem 2012 die erste Winterbesteigung des Gasherbrum I (8080 Meter) und 2013 des Broad Peak (8051 Meter) gelang, werde sicher dazugehören, sagt Wielicki. Und auch Denis Urubko, Wintererstbesteiger des Makalu (8485 Meter) und des Gasherbrum II (8034 Meter): „Er möchte mit. Und wir wollen ihn auch. Ich denke, er wird uns begleiten.“ Urubko ist zwar in Kasachstan geboren, hat inzwischen aber einen russischen und einen polnischen Pass. Wielicki und Urubko waren im Winter 2002/2003 schon einmal gemeinsam am K 2, dem mit 8611 Metern zweithöchsten Berg der Erde. Auch damals leitete Wielicki die Expedition, bei der das Team über die chinesische Nordseite aufstieg. Urubko erreichte eine Höhe von 7650 Metern, ehe er und sein Seilpartner vom schlechten Wetter gestoppt wurden und die Expedition abgebrochen wurde. Diesmal ist ein Versuch über die pakistanische Seite des K 2 geplant. „Entweder über den Abruzzengrat oder über die Cesen/Basken-Route, je nach den Verhältnissen in der Wand“, sagt Krzysztof Wielicki. „Ich denke, wenn wir von Winterexpeditionen an den Achttausendern reden, ist es die letzte und schwierigste Herausforderung.“

Wielicki: K 2 the last and most difficult challenge

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Gipfelerfolge an Kantsch und Co. https://blogs.dw.com/abenteuersport/gipfelerfolge-an-kantsch-und-co/ Mon, 19 May 2014 16:08:42 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=26143 Denis Urubko am Kangchendzönga

Denis Urubko am Kangchendzönga

Der Mount Everest harrt noch der ersten Besteigung in diesem Frühjahr. Von anderen Achttausendern laufen dagegen Erfolgsmeldungen ein. So verkündete der russische Bergsteiger Denis Urubko, dass er heute morgen um 9.40 Uhr Ortszeit alleine von Norden her den 8586 Meter hohen Gipfel des Kangchendzönga, des dritthöchsten Bergs der Erde, erreicht habe. Seine Mitstreiter, der Pole Adam Bielecki, der Spanier Alex Txikon und die Russen Artjom Braun und Dmitri Sinev, sollen inzwischen wie Urubko den Abstieg angetreten haben. Bielecki, Txikon und Sinev waren zuvor auf 8350 Metern umgekehrt. Ursprünglich hatten Urubko und Co. angekündigt, eine neue Route durch die Nordwand eröffnen zu wollen. Offenkundig wurde daraus eher eine Variante der britischen Nordgrat-Route, die 1979 Doug Scott, Peter Boardman und Joe Tasker gewählt hatten.

Altersrekordler hat wieder zugeschlagen

Carlos Soria am Gipfel

Carlos Soria am Gipfel

Von der Normalroute auf der Südseite des Kangchendzönga wurden mehrere Gipfelerfolge vermeldet. Bemerkenswert war der Aufstieg des schon recht betagten, aber immer noch topfitten Spaniers Carlos Soria. Mit 75 Jahren ist er nun der älteste Bergsteiger, der jemals den Gipfel des „Kantsch“ erreicht hat. Soria hält bereits die Altersrekorde an den Achttausendern K 2 (65 Jahre), Broad Peak (68), Makalu (69), Gasherbrum I (70) und Manaslu (71). Und er will die 14 Achttausender voll machen. Dazu fehlen ihm jetzt nur noch Shishapangma, Annapurna und Dhaulagiri. Ebenfalls ganz oben auf dem  Kangchendzönga standen der Finne Samuli Mansikka und der Italiener Marco Camandona, beide offenbar ohne Flaschensauerstoff. Für Mansikka war es der achte, für Camandona der sechste Achttausender.

Zu spät dran

Alix (r.) und Luis am Makalu

Alix (r.) und Luis am Makalu

Am Makalu kehrte das deutsche Bergsteiger-Ehepaar Alix von Melle und Luis Stitzinger am Samstag auf 8250 Metern um. „Wie wir das Blatt auch drehten und wendeten, die Zeit erschien uns einfach zu knapp, um noch bei Helligkeit auf den Gipfel zu gelangen“, schreiben Alix und Luis in ihrem Expeditionstagebuch. Wenn alles passt, wollen sie um den 24. Mai herum einen zweiten Versuch wagen. Bereits im ersten Anlauf hat es ihr Begleiter Florian Hübschenberger geschafft. Der 27-Jährige erreichte am Samstag mit dem Schweizer Mike Horn den höchsten Punkt auf 8485 Metern.

Gipfelerfolge gab es am Wochenende auch am Cho Oyu und Dhaulagiri. Bereits am vergangenen Mittwoch erreichten vier Kletterer einer französischer Militärexpedition den Gipfel der Shishapangma, nachdem sie die Südwand durchklettert hatten.

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Ziel: Neue Route am Kangchendzönga https://blogs.dw.com/abenteuersport/ziel-neue-route-am-kangchendzoenga/ Wed, 26 Mar 2014 11:53:13 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=25555 Nordwand des Kangchendzönga

Nordwand des Kangchendzönga

Auch wenn es mit Sicherheit in diesem Frühling wieder so erscheinen mag, als gäbe es nur den Mount Everest – es lohnt sich auch, auf andere Achttausender zu blicken. Eine hochkarätige Mannschaft hat sich zusammengetan, um in der Nordwand des Kangchendzönga eine neue Route zu eröffnen: Denis Urubko und Artem Brown aus Russland, der Pole Adam Bielecki und der Baske Alex Txikon. Initiator des Projekts ist Urubko. Der gebürtige Kasache, der inzwischen russischer Staatsbürger ist, will endlich einen Schlussstrich hinter das für ihn so unglücklich verlaufene vergangene Jahr ziehen.

Nichts geschafft

Denis Urubko

Denis Urubko

„Was habe ich 2013 geschafft? Um ehrlich zu sein, eigentlich gar nichts“, schrieb Denis zur Jahreswende in seinem Blog. „Das Jahr war voller Schmerz, Grauen und zerschlagenen Hoffnungen. Nach dem Tod von Alexei Bolotov kann ich mich nicht mehr im Spiegel ansehen, ich bin beschämt, verletzt.“ Urubko und Bolotov hatten im Frühjahr 2013 eine neue Route durch die Südwestwand des Mount Everest klettern wollen. Nicht weit vom Basislager entfernt, stürzte Bolotov beim Abseilen 300 Meter weit ab, weil das Seil an einer scharfen Felskante riss. Der 50-Jährige, einer der besten und erfahrensten Extrembergsteiger Russlands, war sofort tot.

Wie ein Gral

Adam Bielecki

Adam Bielecki

Auch für Adam Bielecki gilt es, ein Trauma zu verarbeiten. Nachdem ihm und drei Landsmännern im März 2013 die erste Winterbesteigung des Broad Peak gelungen war, kamen Maciej Berbeka und Tomasz Kowalski beim Abstieg ums Leben. Der polnische Bergsteigerverband (PZA) warf Bielecki später vor, seine Gefährten im Stich gelassen zu haben, weil er vor den anderen alleine abgestiegen sei. Bielecki habe damit gegen die „alpinistische Ethik“ verstoßen, hieß es im Abschlussbericht des Verbands. Adam verteidigte sich: „Ich war am Rande der Panik und kämpfte um mein Leben.“ Jetzt will Bielecki nur noch nach vorne blicken. Ein Traum könne am Kangchendzönga in Erfüllung gehen, sagte der 30-Jährige in einem Interview von off.sport.pl: „Eine neue Route in Terra incognita. Dort hat nicht nur niemand in einer bestimmten Jahreszeit, sondern wirklich überhaupt noch keiner seinen Fuß hingesetzt! Das ist für viele Reisende oder Bergsteiger wie ein Gral.“ Vor dem Broad Peak hatte Bielecki 2012 mit seinem Landsmann Janusz Golab auch den Gasherbrum I erstmals im Winter bestiegen.

Achtausender Nr. 11?

Alex Txikon

Alex Txikon vor der Lhotseflanke

Damals gehörte der Baske Alex Txikon zum Team des Österreichers Gerfried Göschl, das versuchte, den G I über eine andere Route zu besteigen und den Gipfel zu überschreiten. Txikon brach den letzten Versuch ab, während Göschl, der Schweizer Cedric Hählen und der Pakistaner Nisar Hussain weiter aufstiegen. Seitdem werden sie vermisst. 2013 gelang Txikon zusammen mit José Manuel Fernández die erste Winterbesteigung des formschönen Sechstausenders Laila Peak in Pakistan. Im folgenden Frühjahr stand er auf dem Gipfel des Lhotse, es war sein zehnter der 14 Achttausender. Der Kangchendzönga fehlt noch in der Sammlung des 32-Jährigen, der auch als Basejumper immer mal wieder für Schlagzeilen sorgt. Der Vierte im Bunde, der Russe Artem Brown, ist noch ein weitgehend unbeschriebenes Blatt in der Achttausender-Szene.

Der Kangchendzönga liegt im Grenzgebiet zwischen Nepal und dem indischen Bundesstaat Sikkim und ist mit 8586 Metern der dritthöchste Berg der Erde. Die heutige Normalroute verläuft über die Südseite des Kangchendzönga, wo auch die beiden Erstbesteiger George Band und Joe Brown 1955 erfolgreich waren. Die erste Route auf der Nordseite eröffnete 1977 eine indische Expedition.

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Wenn es den Everest juckt https://blogs.dw.com/abenteuersport/telefonat-mount-everest/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/telefonat-mount-everest/#comments Wed, 27 Feb 2013 15:11:00 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=20137 Ende Februar. Noch ist es ruhig zu Füßen des Mount Everest. Die Ruhe vor dem Sturm. Oder sollte ich sagen Ansturm? Denn auch in diesem Frühjahr werden wieder Hunderte von Bergsteigern das Basislager auf der nepalesischen Südseite in eine Kleinstadt verwandeln, inklusive Hubschrauberlandeplatz, Miniklinik und kabelloser Internetverbindung. Eigentlich allerhöchste Zeit, mal wieder meinen Freund Chomolungma auf seinem Handy anzuläuten. Bevor er wieder völlig gestresst ist. 

Namasté, Chomo! Hier ist Stefan.

Du schon wieder. 

Nun übertreibe mal nicht. Ich habe dich doch nicht aus dem Winterschlaf geweckt, oder? 

Schau mal auf den Kalender! Vorsaison. Noch habe ich Urlaub. 

Freust du dich denn nicht wenigstens ein bisschen auf die Bergsteiger, die dir zum Jubiläum, 60 Jahre nach der Erstbesteigung, ihre Aufwartung machen? 

Willst du eine ehrliche Antwort? 

Ich bitte darum. 

Mindestens 90 Prozent von ihnen können mir gestohlen bleiben. Aber die kommen trotzdem, ohne dass ich sie eingeladen habe. 

Dann bleiben aber doch immerhin noch zehn Prozent, die du willkommen heißt. 

Du hörst nicht zu. Ich sagte, mindestens 90 Prozent. Aber unter uns: Auf einige Bergsteiger freue ich mich tatsächlich. 

Zum Beispiel? 

Etwa auf Simone Moro aus Italien und Ueli Steck aus der Schweiz, auf die kasachisch-russische Seilschaft Denis Urubko und Alexej Bolotov oder auf die beiden Russen Gleb Sokolov und Alexander Kirikov. Die wollen mich endlich mal wieder da kratzen, wo es juckt. 

Das musst du mir erklären. 

Schon mal was von RSI gehört? 

Sollte ich? 

RSI steht für Repetitive Strain Injury. Jemand, der ständig die gleiche Bewegung macht, z.B. mit einer Computermaus, bekommt irgendwann Schmerzen in Schulter, Nacken, Arm oder Hand. 

Und was hat das mit dir zu tun? 

(Stöhnt) Also für Begriffsstutzige wie dich: Jahr für Jahr belagern mich Hunderte und Aberhunderte auf den beiden Normalrouten, eine völlig einseitige Belastung. Das tut auf Dauer richtig weh. Und wo keiner unterwegs ist, an meinen schönen, steilen Wänden, dort juckt es dann. Entzugserscheinung. Das Gegenteil von RSI.

Verstehe. Bergsteiger auf neuen Routen verschaffen dir Linderung gegen den Juckreiz. 

Ja, Schnellmerker. Wenn Urubko und Bolotov in der Südwestwand, Sokolov und Kirikow in der Ostwand und Moro und Steck wo auch immer, aber auf jeden Fall auf neuer Route klettern, sind sie für mich wie ein Yak-Schwanz, der die Fliegen verscheucht. 

Der Vergleich hinkt aber. Denn diese Top-Bergsteiger sorgen vielleicht dafür, dass deine vernachlässigten Zonen gekratzt werden, aber doch nicht dafür, dass du dein RSI-Syndrom los wirst. 

Dafür habe ich meinen eigenen Yak-Schwanz. 

Du willst doch nicht … 

Jetzt komm’ mir bloß nicht mit Moral. 

Kannst du denn nicht wenigstens in der Jubiläumssaison ein Auge zudrücken? 

Mein Auge ist seit Jahren geschlossen. 

Warum? 

Weil diese Schmeißfliegen darauf sitzen. 

Das heißt, du drohst ihnen? 

Ich bin nur ein Berg, schon vergessen?

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When Everest feels itchy https://blogs.dw.com/abenteuersport/telephone-call-everest-english/ Wed, 27 Feb 2013 15:10:21 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=20159 End of February. It’s still quiet at the foot of Mount Everest. The calm before the storm. Or should I say before the rush? There will be again hundreds of climbers who turn the basecamp on the Nepalese south side into a small town, with helicopter base, mini-hospital and wireless internet connection. It’s time to call my friend Chomolungma on his mobile phone – before she is stressed out.

Namasté, Chomo! Stefan speaking.

Oh no, you again.

Take it easy!I haven’t woken you up from your hibernation, have I?

Look at your calendar! Pre-season. I’m still on vacation.

Do you look forward at least a little bit to the climbers who will visit you in this jubilee season during which the 60th anniversary of the first ascent will be celebrated?

Do you really want me to answer honestly?

Yes, please.

If it was up to me, at least 90 percent of them could go to hell. Nevertheless they will come. Without my invitation.

In this case ten percent remain for you to welcome.

You don’t listen. I said at least 90 percent. But between you and me: Indeed I look forward to a few of the climbers.

For example?

Simone Moro from Italy and Ueli Steck from Switzerland, the Kazakh-Russian Team Denis Urubko/Alexej Bolotov and the Russians Gleb Sokolov und Alexander Kirikov. They will scratch me, where I feel itchy.

Please, explain it to me!

Have you ever heard of RSI?

Should I?

RSI stands for Repetitive Strain Injury. Someone who is always doing the same move, e.g. mousing, will sometime feel pain in his shoulders, neck, arm or hand.

And what has all this got do with you?

(He groans) For lunkheads like you: Year after year hundreds of people are crowding around on the two normal routes, that’s completely overusing. It really hurts. And where nobody is climbing, that is on my beautiful steep walls, I feel itchy. A withdrawal symptom. The opposite of RSI.

I understand: Climbers on new routes offer relief.

No shit, Sherlock! If Urubko and Bolotov climb on southwest face, Sokolov and Kirikov on east face and Moro and Steck whereever but on a new route, they are like a yaktail I can use for chasing the flies away.

That comparison falls short, because these top climbers may scratch your unattended areas, but won’t make you get rid of RSI.

For this I have my own yaktail.

But you don’t even want to …

Come on, don’t give me ethics!

But can you turn a blind eye this jubilee season at least?

My eye has been closed for years.

Why?

Because the blowflies are sitting on it.

Does it mean that you threaten them?

I am only a mountain, do you remember?

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Winter-Wahrheiten und ein (halbes) Märchen https://blogs.dw.com/abenteuersport/winter-wahrheiten-und-ein-halbes-marchen/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/winter-wahrheiten-und-ein-halbes-marchen/#comments Mon, 03 Dec 2012 16:29:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=18463

Winter am Nanga Parbat

Der Winter steht kalendarisch vor der Tür, meteorologisch ist er längst im Haus. Für die Wetterfrösche beginnt die kalte Jahreszeit nämlich schon am 1. und nicht erst am 21. Dezember. Das passt zum heutigen Blick aus dem Fenster: Selbst hier im Rheinland fallen Schneeflocken. Sie bleiben jedoch nicht lange liegen. Das ist an den höchsten Bergen der Welt naturgemäß anderes. Auch in diesem Winter werden sich wieder einige wetterfeste Bergsteiger an jenen Achttausendern im Karakorum versuchen, die noch nie im Winter bestiegen wurden. 

Gerechtigkeit für alle? 

Am 8125 Meter hohen Nanga Parbat werden nach derzeitigem Stand mindestens zwei Expeditionen unterwegs sein. Am zweiten Weihnachtstag brechen die Ungarn David Klein und Zoltan Acs zusammen mit dem US-Amerikaner Ian Overton nach Pakistan auf. Sie wollen über die Diamir-Flanke aufsteigen – über dieselbe Route, auf der im vergangenen Winter der Italiener Simone Moro und der Kasache Denis Urubko bis auf eine Höhe von 6000 Meter gelangt waren, ehe sie wegen Dauerschneefalls hatten umkehren müssen. Über die so genannte Schell-Route am westlichen Rand der Rupal-Wand streben fünf Polen unter Leitung von Tomasz Mackiewicz gipfelwärts. Es ist die zweite Auflage der „Justice For All Nanga Panga Winter Expedition“. Im vergangenen Winter waren Maciewicz und Co gescheitert. Was eine Nanga-Parbat-Besteigung mit Gerechtigkeit für alle zu tun hat, erschließt sich mir nicht ganz. 

Wielicki am Broad Peak

Broad Peak (mit Schatten des K 2)

Auch der Achttausender Broad Peak im Karakorum wartet noch auf seine erste Winterbesteigung. Wie schon Anfang dieses Jahres will auch 2013 eine polnische Expedition den 8051 Meter hohen Berg angehen. Geleitet wird sie von der lebenden Legende Krzysztof Wielicki. Dem heute 62-Jährigen war 1980 mit seinem Landsmann Leszek Cichy die erste Winterbesteigung des Mount Everest gelungen. Auch den Kangchendzönga (1996 mit Jerzy Kukuczka) und den Lhotse (1990 solo) bestieg Krzysztof in der kalten Jahreszeit. Der Mann weiß also, wie es geht.

Erst im Frühjahr  

Denis Urubko

Im Internet kursieren derzeit Meldungen, der Kasache Denis Urubko und der Russe Alexej Bolotov wollten in diesem Winter am Mount Everest eine neue Route erschließen – und das im Alpinstil. Das wäre ein echter Leckerbissen. Stimmt auch alles – bis auf die Jahreszeit. Wir werden uns bis zum Frühjahr gedulden müssen. Er wolle „Mitte Mai in Topform den Gipfel des Mount Everest“ erreichen, sagte Denis in einem Interview mit der kasachischen Internetseite sports.kz. Die beiden sind sicher ein schlagkräftiges Team. Der 39 Jahre alte Urubko hat alle 14 Achttausender ohne Flaschensauerstoff bestiegen. Zudem gelangen ihm mit Simone Moro die ersten Winterbesteigungen der Achttausender Makalu und Gasherbrum II. Der 49-jährige Bolotov wurde bereits zweimal mit dem Piolet d’Or geehrt, dem Oscar der Bergsteiger. 2001 gelang ihm außerdem die Erstbesteigung des 8410 Meter hohen Lhotse-Westgipfels. Ein Jahr später stand er auf dem Gipfel des Mount Everest, ohne zur Atemmaske gegriffen zu haben.

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Stopp am Nanga Parbat und K 2 https://blogs.dw.com/abenteuersport/stopp-am-nanga-parbat-und-k-2/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/stopp-am-nanga-parbat-und-k-2/#comments Tue, 14 Feb 2012 14:30:38 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=13133

Schnee, Schnee, Schnee

Aus und vorbei. Nicht nur mein Skiurlaub endete (wie eigentlich jeder Urlaub) zu früh, auch zwei Winterexpeditionen sind nun Geschichte. Simone Moro und Denis Urubko verkündeten per Videobotschaft das Ende ihres Versuchs, den 8125 Meter hohen Nanga Parbat in Pakistan erstmals in der kalten Jahreszeit zu besteigen. “Es schneit und schneit. Wir haben es ausgehalten, aber die Natur ist stärker als wir“, sagt Simone. „Wir sind schon mehr Risiken eingegangen als sonst, aber die Lage ändert sich einfach nicht.“

Wie eine Katze

Denis (l.) und Simone

Karl Gabl (der alte Wetterfuchs aus Österreich, der auch im Ruhestand das Vorhersagen nicht lässt) halte es für möglich, dass der Schneefall in den nächsten zwei Wochen weiter gehe. Die Schneedecke könne um ein bis anderthalb Meter anwachsen. „Karl Gabl irrt sich nie. Auf ihn zu hören, hat uns in der Vergangenheit das Leben gerettet und so werden wir auch dieses Mal auf ihn hören“, sagt Simone. Die anderthalb Monate an dem Achttausender in Pakistan seien „ein großes Abenteuer“ gewesen. Der Italiener und sein kasachischer Freund Denis waren bis auf eine Höhe von 6000 Metern aufgestiegen, hatten dann aber wegen zu hoher Lawinengefahr ins Basislager zurückkehren müssen. „Der Berg ist wie eine Katze“, findet Denis und fährt dabei seine Finger wie Krallen aus. „Zu gefährlich!“ 

Vitaly Gorelik gestorben

Vitaly Gorelik (1967-2012)

Auch der K 2 hat seine Zähne gezeigt. Die Mitglieder der russischen Expedition, die am zweithöchsten Berg der Erde bis auf eine Höhe von 7200 Metern vorgedrungen waren, warfen das Handtuch, nachdem Vitaly Gorelik im Basislager an Herzversagen gestorben war. Tagelang kämpften seine Gefährten um das Leben des 44-Jährigen. Das anhaltend schlechte Wetter verhinderte jedoch eine Rettungsaktion. Erst drei Tage nach Goreliks Tod konnte ein Hubschrauber im Basislager landen. Gorelik gehörte zu den führenden russischen Extrembergsteigern. Zusammen mit Gleb Sokolov war er 2009 für den Piolet d’Or, den „Oscar der Bergsteiger“, nominiert worden. Beide hatten im Alpinstil eine schwere Route durch die Nordwand des 7439 Meter hohen Pik Pobeda in Kirgistan eröffnet.

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Abstieg im Blindflug https://blogs.dw.com/abenteuersport/abstieg-im-blindflug/ Sat, 28 Jan 2012 19:08:54 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=13009

Nichts wie runter

Zeit, einmal wieder zu den Winter-Cracks im Karakorum zu blicken. Der Italiener Simone Moro und der Kasache Denis Urubko haben inzwischen am Nanga Parbat Lager 3 auf 6560 Metern erreicht. Nach einer Nacht dort gruben sie ein Schneeloch und deponierten darin ihr Material. Bei einsetzendem Schneefall stiegen die beiden wieder ab, „praktisch ohne Sicht“, wie Denis in seinem Blog schreibt. Inzwischen sind sie im Basislager angekommen, dem „Paradies“ (Denis), um sich zu erholen.

Sturmschäden

Die russischen Bergsteiger am K 2 haben zunächst einmal die Schäden reparieren müssen, die ein starker Sturm in den beiden Hochlagern angerichtet hatten. Das Team ist inzwischen kleiner geworden. Vladimir Belous musste mit einem Hubschrauber ausgeflogen werden. Er hatte sich Erfrierungen an vier Fingern zugezogen.

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Schamane auf Reisen https://blogs.dw.com/abenteuersport/schamane-auf-reisen/ Tue, 17 Jan 2012 16:09:35 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=12799

Morgenstimmung am Nanga Parbat

Naturvölker haben einen Sinn für Poesie. Das Wort Internet existiert in der Sprache der Inuit nicht. Die Bewohner der Arktis sprechen von „Ikiaqqijjuti“, wörtlich übersetzt: Ein Schamane reist durch eine andere Dimension der physischen Welt. Eine wunderbare Umschreibung des Virtuellen. Ich lasse den Schamanen wieder ins Karakorum reisen, zu den Bergsteigern, die sich im Winter an den Achttausendern Pakistans versuchen.

Simone Moro und Denis Urubko haben eine längere Pause im Basislager zu Füßen des Nanga Parbat hinter sich als geplant. Heute sind sie wieder aufgestiegen. „Tiefblauer Himmel. Alles ist in Ordnung, wir sind bereit“, schrieb Denis vor dem Aufbruch in seinem Blog. Der Kasache und der Italiener mussten sich warm anziehen. Minus 30 Grad im Basislager, das klingt nicht gerade nach einem Frühlingsspaziergang.

Auf Messners Spuren

Denis (l.) und Simone in Lager 1

Schneefall hatte Simones und Denis’ neuerlichen Aufstieg ins Lager 2 auf 5300 Metern verzögert. Wegen der großen Lawinengefahr haben die beiden ihren ursprünglichen Plan aufgegeben, über die Kinshofer-Route aufzusteigen.  Sie wollen es jetzt über die Nordflanke versuchen. Diesen Weg hatten im Jahr 2000 die Südtiroler Reinhold und Hubert Messner, Hanspeter Eisendle und Wolfgang Tomaseth bis auf eine Höhe von 7500 Metern erstmals begangen. Die Kinshofer-Route wird trotzdem nicht verwaisen, da die Polen Tomasz Machiewicz, Marek Klonowski und Lukasz Biernacki dort aufsteigen wollen. Im Gegensatz zum äußerst erfahrenen Duo Moro/Urubko hat keiner der drei bisher einen Achttausender bestiegen, schon gar nicht im Winter.

Lager 2 am K 2

Eine weitere polnische Expedition versucht sich am Gasherbrum I. Auf dem Weg dorthin befinden sich auch der Österreicher Gerfried Göschl und sein Team. Schon deutlich weiter sind die russischen Bergsteiger am K 2. Sie haben auf der Cesen-Route Lager 2 in 6350 Meter erreicht. Ob das dort aufgestellte Zelt allerdings den schweren Sturm überlebt hat, der zuletzt am zweithöchsten Berg der Erde wütete, wird sich zeigen. Wir erfahren es bald – über den Schamanen, der durch eine andere Dimension der physischen Welt reist.

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Klimawandel am Nanga Parbat https://blogs.dw.com/abenteuersport/klimawandel-am-nanga-parbat/ Wed, 11 Jan 2012 15:59:06 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=12717

Nacht am Nanga Parbat

Die Alpen versinken im Schneechaos, das Rheinland nicht. Hier herrschen derzeit Temperaturen wie im Herbst und auch sonst fühlt es sich eher wie November an: nass, windig, dunkel. Von Winter (noch) keine Spur. Im Karakorum sieht das natürlich anders aus. Minus 21 Grad zeigt das Thermometer im Basislager von Simone Moro und Denis Urubko. Der Italiener und der Ukrainer wollen den Nanga Parbat erstmals im Winter besteigen. Doch die beiden sind nicht allein am „Nackten Berg“. Eine polnische Expedition hat sich dasselbe Ziel gesteckt. Mit 8125 Metern ist der Nanga Parbat die Nummer neun unter den Bergen, doch je nach Betrachtungsweise kann er auch als der höchste gelten.

Sieht man nämlich den 27 Kilometer entfernten Fluss Indus als Tal an, so thront der Gipfel etwa 7000 Meter darüber – Rekord. Wie auch immer, ein mächtiger Berg. Nicht umsonst wird der Nanga Parbat auch „Diamir“ genannt, König der Berge.

Aus Gletscher wurde Moräne 

Auf geht's, Simone (l.) und Denis!

Simone und Denis haben ihr Basislager auf dem an der Westseite des Bergs gelegenen Diamir-Gletscher in 4230 Meter Höhe aufgeschlagen. Einmal sind sie bereits in Richtung des geplanten Lagers 1 auf 5100 Metern aufgestiegen, mussten aber wegen zu großer Lawinengefahr umkehren. Urubko traute seinen Augen nicht. „Was für eine Überraschung! Als Folge der globalen Erwärmung ist dort der Gletscher innerhalb von neun Jahren weggeschmolzen und hat sich in eine Moräne verwandelt“, schreibt Denis in seinem Blog. Der 38-Jährige hat alle 14 Achttausender ohne Atemmaske bestiegen, den Nanga Parbat im Sommer 2003 über die Kinshofer-Route. Heute war der letzte geplante Ruhetag im Basislager. Simone hat ihn genutzt, um an seinem neuen Buch zu arbeiten – mit der Wärmeflasche unter dem Computer. Morgen wollen die Bergsteiger weiteres Material den Berg hinaufbringen.

Russen am K 2 in Lager 1

Auch am K 2 wird hart gearbeitet. Die Mitglieder der russischen Expedition, die den zweithöchsten Berg der Erde ebenfalls erstmals im Winter besteigen wollen, haben in Lager 1 auf 5500 Metern übernachtet und von dort aus die Route um einige Seillängen weiter nach oben versichert. „Das Wetter war akzektabel“, heißt es im Tagebuch der Russen. „Nur die Sonne hat sich nicht blicken lassen.“ Das kenne ich aus dem Rheinland.

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Schöne Lawine, sagt Simone https://blogs.dw.com/abenteuersport/schone-lawine-sagt-simone/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/schone-lawine-sagt-simone/#comments Thu, 05 Jan 2012 12:37:50 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=12663

Nanga Parbat

Christian Wulff ist schuld. Daran, dass ich heute ein Schlafdefizit habe. Die mäßig unterhaltsame „Das war ein schwerer Fehler“-Show des Bundespräsidenten sorgte dafür, dass der Nanga-Parbat-Film von Joseph Vilsmaier in der ARD-Programmlawine immer weiter nach hinten rutschte und schließlich erst zu nachtschlafener Zeit zum Stillstand kam. Nicht, dass mich der Vilsmaier-Spielfilm über das Messnersche Brüderdrama von 1970 mehr vom Fernsehsessel gehauen hätte als das Wulffsgeheul. Aber immerhin entführte er mich zum „Nackten Berg“ in Pakistan und animierte mich, heute früh doch einmal nachzusehen, ob es Neuigkeiten von den Winterexpeditionen im Karakorum gibt.

„Rambo-Bergsteiger sterben früh“

Simone Moro und Denis Urubko sind inzwischen im 4230 Meter hohen Basislager auf der Diamirseite des Nanga Parbat eingetroffen und erstmals zum Einstieg der Route gewandert. Laut Simone sind die Temperaturen im winterlichen Rahmen: minus 15 Grad am Tag, minus 18 in der Nacht. Eine riesige Lawine habe sich gestern vom Mazeno-Grat, dem Südwest-Grat, gelöst. In sicherer Entfernung, „ein schöner Anblick von hier aus“, schreibt Simone in Facebook. Die Lawinengefahr gerade im unteren Bereich des Bergs lässt den Italiener am Erfolg des Unternehmens zweifeln. Elfmal wurde der Nanga Parbat bisher im Winter angegangen, alle Versuche scheiterten. Simone gibt sich bescheiden und vorsichtig: „Rambo-Bergsteiger sterben gewöhnlich früh. Und wir sind alles andere als unbesiegbar“, sagt Simone in einem Interview. Für ihn und Denis spricht, dass sie ein eingespieltes Team sind. Seit zwölf Jahren sind Moro und Urubko häufig gemeinsam unterwegs. In dieser Zeit gelangen ihnen unter anderem die spektakulären erstmaligen Winterbesteigungen der Achttausender Makalu (2009) und Gasherbrum II (2011).

Gabl im Unruhestand

Chary Gabl

Die Mitglieder der russischen Winterexpedition am K 2 haben bereits damit begonnen, die Route mit Fixseilen zu versichern. Am Dienstag erreichten sie eine Höhe von 5900 Metern. Die Bergsteiger verlassen sich auch weiterhin auf die Prognosen des erfahrenen Wetterfroschs Karl, genannt „Charly“ Gabl. Seit 1. Dezember ist der Österreicher eigentlich im Ruhestand, doch so ganz kann und will er es offenbar nicht lassen. Die Temperaturen im Gipfelbereich des K 2 liegen nach Angaben Gabls derzeit bei minus 51 Grad Celsius, Tendenz eher fallend. Wahrlich kein Frühlingswetter wie hierzulande.

Erfolg für Kammerlander und Co.

Kammerlander (l.) und Stangl

In der Antarktis gelang es dem Südtiroler Hans Kammerlander sowie den beiden Österreichern Christian Stangl und Robert Miller, den 4852 Meter hohen Mount Tyree zu besteigen. Damit ist der 55 Jahre alte Kammerlander der erste, der auf allen „Second Seven Summits“ stand, den zweithöchsten Bergen aller Kontinente. Neben dem Mount Tyree sind das der K 2 (8611 Meter, Pakistan/Asien), der Ojos del Salado (6893 Meter, Chile/Südamerika), der Mount Logan (5959 Meter, Kanada/Nordamerika). der Mount Kenia (5199 Meter, Kenia/Afrika), der Dychtau (5204 Meter, Russland/Europa) und der Puncak Trikora (4730 Meter, Indonesien/Ozeanien). Christian Stangl, 2010 durch seine Gipfellüge vom K 2 zu fragwürdiger Berühmtheit gelangt, hat sich das Ziel gesetzt, neben den Seven und Second Seven auch noch die Third Seven Summits zu besteigen, also die jeweils drei höchsten Berge aller Kontinente.

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https://blogs.dw.com/abenteuersport/schone-lawine-sagt-simone/feed/ 3
Rückblick am Tag, der in Samoa keiner ist https://blogs.dw.com/abenteuersport/ruckblick-am-tag-der-in-samoa-keiner-ist/ Fri, 30 Dec 2011 16:30:33 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=12523

Sonnenuntergang im Südpazifik

Die spinnen, die Samoaner. Klauen sich selbst einen Tag, nämlich den heutigen. Der Staat im Pazifik wechselte über die Datumsgrenze, sparte sich also ganz einfach den 30. Dezember. Angeblich aus wirtschaftlichen Gründen, doch wahrscheinlich eher, weil die Samoaner stets die Letzten waren, die Silvester feierten. Jetzt gehören sie zu den Ersten, haben also die Prophezeiung  „Die Letzten werden die Ersten sein“ eigenmächtig erfüllt. Mir ist der Tag viel zu schade, als dass ich ihn einfach wegschenken würde. Eigentlich ist der Jahresausklang doch eine herrliche Zeit. Selbst die Arbeit ist wie Urlaub. Das Telefon steht (fast) still, Konferenzen fallen aus. Zeit darüber nachzudenken, was das ablaufende Jahr an großen Abenteuern gebracht hat.

Gerlindes großer Coup

Gerlinde am Ziel

Im Profibergsteigen war Gerlinde Kaltenbrunners Erfolg am K 2 für mich der absolute Höhepunkt 2011. Die inzwischen 41 Jahre alte Österreicherin, die in Deutschland lebt, bestieg mit dem Polen Darek Zaluski und den Kasachen Vassiliy Pivtsov und Maxut Zhumayev den zweithöchsten Berg der Erde: von der chinesischen Seite aus, auf der anspruchsvollen Route über den Nordsporn. Gerlinde ist damit die erste Frau, die alle 14 Achttausender ohne Flaschen-Sauerstoff bestiegen hat – eine großartige Leistung. Nicht verschweigen will ich, dass auch Pivtsov und Zhumayev ihre Achttausendersammlung vervollständigten. Zu dem exklusiven Club der 28, die alle 8000er – ob mit oder ohne Atemmaske – bestiegen, gehören seit diesem Jahr auch mit Mingma Sherpa der erste Nepalese sowie der Italiener Abele Blanc und der Südkoreaner Kim Jae-Soo, die beide schon über 50 Jahre alt sind.

G II im Winter, Putha Hiunchuli im Herbst

Während des Gipfelversuchs am Putha Hiunchuli

Herausheben will ich auch die erste Winterbesteigung eines Achttausenders im Karakorum. Die gelang dem Italiener Simone Moro, dem Kasachen Denis Urubko und dem Kanadier Cory Richards am Gasherbrum II. Ich bin gespannt, wie weit Simone und Denis in diesem Winter am Nanga Parbat kommen. Der „Nackte Berg“ ist bisher in der kalten Jahreszeit unbestiegen.

Für mich persönlich war natürlich die Expedition zum Siebentausender Putha Hiunchuli das große Abenteuer des Jahres 2011 – auch wenn ich am 20. Oktober nicht den Gipfel erreichte, sondern auf 7150 Metern umkehren musste. Wäre ich ein Samoaner, würde ich die Erdachse so weit für gekippt erklären, bis der von mir erreichte Punkt auf dem Gipfelgrat der höchste wäre. Aber erstens bin ich kein Samoaner, und zweitens spinne ich.

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Harte Hunde https://blogs.dw.com/abenteuersport/harte-hunde/ Fri, 16 Dec 2011 11:55:11 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=12405

Simone (l.) und Denis: Da geht's hoch

Temperaturen von minus 40 Grad Celsius, Schneesturm. Keinen Hund würde man vor die Tür jagen. Doch dieses Wetter ist ganz nach dem Geschmack der „harten Hunde“ unter den Bergsteigern, der Spezialisten für Winterbesteigungen. Wie im vergangenen Winter haben sie sich auch diesmal vor allem Ziele im Karakorum in Pakistan ausgesucht. Schließlich können sie hier noch alpinistisches Neuland betreten. Während die Achttausender in Nepal allesamt bereits im Winter bestiegen wurden (die meisten in den 1980er Jahren von polnischen Expeditionen), dauerte es bis Anfang 2011, ehe erstmals Bergsteiger in der kalten Jahreszeit auf dem Gipfel eines Bergriesen im Karakorum standen: Dem Italiener Simone Moro, dem Kasachen Denis Urubko und dem Kanadier Cory Richards gelang am 4. Februar am 8034 Meter hohen Gasherbrum II die erste Winterbesteigung eines der fünf Achtttausender in Pakistan. Jetzt rücken Simone und Denis dem Nanga Parbat auf den Pelz

34er Ruhepuls

Am zweiten Weihnachtstag starten die beiden Freunde, die vor dem G II bereits 2009 den Makalu (8485 Meter) in Nepal als Erste im Winter bestiegen hatten, Richtung Pakistan. Moro berichtete vor kurzem via Facebook, dass er sich von einem Kardiologen habe untersuchen lassen. Sein Ruhepuls: 34 Schläge. „Ich hoffe, das hilft, wenn wir im Winter dem Nanga Parbat gegenübertreten“, schrieb Simone und setzte ein 🙂 hinzu. Rund ein Dutzend Winter-Expeditionen haben sich bisher am „Nackten Berg“ (8125 Meter) die Zähne ausgebissen. Das spornt das eingespielte Team Moro/Urubko eher an, als dass es die beiden abschreckt.

Bereits in Pakistan unterwegs ist eine russische Expedition. Das 16-köpfige Team unter Leitung von Viktor Kozlov vereint sehr erfahrene und „winterharte“ Bergsteiger. Ihr Ziel ist ambitioniert: Sie wollen den K 2 (8611 Meter) besteigen, den zweithöchsten Berg der Erde, und dabei auf Atemmasken verzichten.

Auf ein Neues

Gerfried im letzten Winter am G I

Auch den Österreicher Gerfried Göschl zieht es wieder in die Kälte des Karakorum. Über eine neue Route will er zum Gipfel des Gasherbrum I (8080 Meter) auf- und auf anderem Weg absteigen. Es wäre die erste Winterüberschreitung eines Achttausenders. Göschl versucht sich zum zweiten Mal im Winter am „Hidden Peak“, wie der G I auch genannt wird. Ende März mussten Gerfried und seine Mitstreiter, der Spanier Alex Txikon und der Kanadier Louis Rousseau, das Handtuch werfen. Erfolgreicher war Göschl im Sommer: Im Juli erreichte er den Gipfel des G I, am K 2 scheiterte er anschließend.

Triple Seven Summits

Hans (l.) und Christian gemeinsam unterwegs

Eine eher ungewöhnliche Allianz hat sich für ein Projekt in der Antarktis gebildet. Der Österreicher Christian Stangl und der Südtiroler Hans Kammerlander wollen den seit 14 Jahren unbestiegenen Mount Tyree (4852 Meter) angehen, den zweithöchsten Berg der Antarktis. Beide haben das Ziel, als Erste auf allen zweithöchsten Bergen der sieben Kontinente („Second Seven Summits“) gestanden zu haben. Kammerlander fehlt nur noch der Mount Tyree. Stangl, 2010 durch seine Gipfellüge am K 2 zu unrühmlicher Berühmtheitheit gelangt, hat sein Projekt kurzerhand erweitert, indem er auch noch die dritthöchsten Gipfel dazugenommen hat. 18 der 21 „Triple Seven Summits“ hat Stangl bereits abgehakt.

In der Antarktis befindet sich auch Jordan Romero. Der US-Amerikaner, der 2010 mit 13 Jahren als jüngster Besteiger des Mount Everest notiert wurde, will den Mount Vinson (4892 Meter) besteigen. Gelingt ihm das, wäre er mit jetzt 15 Jahren auch der Jüngste in der „Seven Summits“-Liste.

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Exklusiv-Interview mit Umweg https://blogs.dw.com/abenteuersport/exklusiv-interview-mit-umweg/ Thu, 10 Feb 2011 20:53:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2011/02/10/exklusiv-interview-mit-umweg/ Natürlich ist es schöner, jemanden direkt zu befragen. Augenkontakt ist wichtig, Nachfragen sind möglich. Doch manchmal muss man auch Umwege in Kauf nehmen.
Nach ihrer erfolgreichen Winterbesteigung des 8034 Meter hohen Gasherbrum II im Karakorum haben der Italiener Simone Moro, der Kasache Denis Urubko und der Kanadier Cory Richards ihre Zelte abgebrochen und befinden sich auf der Heimreise. Ich hatte Gelegenheit, ihnen per Mail einige Fragen zukommen zu lassen, die sie mir jetzt auf elektronischem Weg beantwortet haben.


Der Gasherbrum II im Karakorum

Simone, du hast deinem Ruf als Winterspezialist wieder einmal alle Ehre gemacht. Nach der Shishapangma 2005 und dem Makalu 2009 hast du jetzt gemeinsam mit Denis und Cory erstmals den Gasherbrum II im Winter bestiegen. Wie schwer ist euch der Aufstieg gefallen?

Legt man die Expeditionsberichte kürzlich gescheiterter Winteraufstiege im Karakorum zugrunde, erschien ein Erfolg nahezu unmöglich. Aber nach elf Winterexpeditionen, die hinter mir liegen, wusste ich, dass nichts unmöglich ist. Trotz der geringen Erfolgschancen, die aus 25 Jahren gescheiterter Versuche sprachen, gab ich mein Bestes in Sachen Organisation, Taktik und Einsatz. Und es wurde ein großer historischer Erfolg.

Kalkulierbares Risiko

Wie habt ihr euch gegen die ungeheure Kälte geschützt?

Wir haben einfach unsere Erfahrung, Kraft, Optimismus und Leidensfähigkeit genutzt. Die Kälte war aber nur eine der drei größten Schwierigkeiten. Dazu kamen noch der tiefe Schnee und der Sturm.

Das Wetterfenster, das der Meteorologe Charly Gabl euch vorausgesagt hatte, war eng. Ihr wusstet, dass ihr sehr schnell sein musstet. Seid ihr deswegen größere Risiken eingegangen als sonst?

Karl Gabl aus Innsbruck hatte uns 36 Stunden gutes Wetter angekündigt. Ich vertraue ihm uneingeschränkt und wusste, dass er Recht behalten würde. Wir haben unsere Strategie danach ausgerichtet und diese Stunden für den erfolgreichen Gipfelversuch genutzt. Das Risiko war eingeplant und kalkulierbar.

Vor der Expedition hast du gesagt, dass dich die Verantwortung als zweifacher Vater am Berg unter Umständen auch bremsen könnte. Hast du das ausblenden können?

Ich plane meine Expeditionen jetzt einfach kürzer und ziehe sie schneller durch, um das Risiko möglichst klein zu halten. So werde ich es künftig auch halten.


Denis erreicht den Gipfel

Alpingeschichte geschrieben

Was ging dir am Gipfel durch den Kopf?

Dass wir mutig und klug unsere Karten ausgespielt haben. Ich war auch stolz, der erste Mensch zu sein, der drei Achttausender komplett im Winter (also nach dem 21. Dezember) bestiegen hat. Das ist historisch – und Geschichte kannst du nicht einfach wegstreichen. Ich folgte der Tradition der polnischen Bergsteiger. Sie eröffneten das Höhenbergsteigen im Winter und bestiegen sieben der 14 Achttausender. Jetzt habe ich diese Zahl auf zehn erhöht, nur vier Achttausender blieben bisher im Winter unbestiegen.

Ihr habt Alpingeschichte geschrieben. Noch nie zuvor wurde ein Achttausender in Pakistan im Winter bestiegen. Wie stolz macht dich das?

Wie ich schon sagte, ich bin glücklich, stolz, aufgeregt, voller Enthusiasmus und Hoffnung für die Zukunft.

Unglaublich viel gelernt

Cory, du bist mit Simone and Denis geklettert, zwei Freunden, die schon viele gemeinsame Bergfahrten hinter sich haben. Wie hast du dich als drittes Teammitglied gefühlt?

Es ist immer interessant, zu einer so eingespielten Mannschaft zu stoßen. Eigentlich halte ich mich für ziemlich anpassungsfähig, aber das ist natürlich nicht immer der Fall. Glücklicherweise hat es dieses Mal aber ganz gut geklappt. Ich empfand es schon als große Ehre, überhaupt gefragt zu werden, ob ich an der Expedition teilnehmen wolle. Um Teil einer Partnerschaft wie jener von Simone und Denis zu werden, bedurfte es ein wenig Taktgefühl und Bescheidenheit. Ich musste lernen, wann es besser war, den Mund zu halten oder zu sprechen, wann ich Pause machen oder arbeiten sollte, welche Bedenken ich äußern und welche ich besser für mich behalten sollte. Doch eigentlich sollte an dieser Stelle eher über Denis´ und Simones Anpassungsfähigkeit als über meine geredet werden. Es war eine tolle Erfahrung, die beiden zu beobachten und mit ihnen unterwegs zu sein. Sich in die Nuancen einer seit Jahren gewachsenen Beziehung einzuarbeiten, ist immer sehr spannend – und diese machte da keine Ausnahme. Ich lernte von beiden unglaublich viel, es hat mich als Alpinist und Mensch weiter gebracht. Es war eine sehr reichhaltige Erfahrung.

Du bist der erste Nordamerikaner, der einen Achttausender im Winter bestiegen hat. War es die härteste Tour deines Lebens?

In der Tat war es ein sehr harte Kletterei und gewiss auch die anspruchsvollste Expedition, an der ich bisher teilgenommen habe. Als ich 23 Jahre alt war, machte ich eine sechswöchige Kajaktour auf dem Meer, die mich vielleicht psychisch noch mehr gefordert hat. Aber das lag sicher an meinem Alter und der Tatsache, dass ich niemals zuvor im Meer gepaddelt war. Diese Tour jetzt stellte mich vor einzigartige Herausforderungen, mit denen ich aufgrund meiner Expeditionserfahrung umgehen konnte … aber, was das Bergsteigen angeht, war es meine bisher härteste Tour, ja.

Feiern in Serie

Wie und wo feiert ihr euren Erfolg?

(Simone) Wir haben unseren Erfolg bereits direkt nach unserer Rückkehr ins Basislager gefeiert: mit einem großen Lächeln. Einen Tag später folgte die nächste Party, im Basislager der Gasherbrum-1-Winterexpedition. Die Bergsteiger hatten uns eingeladen. Gestern hatten wir zur Feier des Tages ein kleines Essen mit Major Anjum von der pakistanischen Armee. Und morgen, wenn wir nach Islamabad zurückkehren, werden wir wieder feiern.
(Cory) Wie Simone schon gesagt hat, kommen wir seit der Rückkehr ins Basislager aus dem Feiern gar nicht mehr heraus. Aber ich denke, die wahre Feier besteht für mich darin, zu meiner Verlobten in Boulder zurückzukehren und mit ihr eine gute Flasche Wein zu trinken … Dann ist es endgültig vorbei, ich werde tief durchatmen und damit beginnen, das Erlebte zu verarbeiten.

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