Viertausender – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Gelesen: Der nächste Schritt https://blogs.dw.com/abenteuersport/gelesen-der-naechste-schritt/ Sun, 04 Dec 2016 16:08:45 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34363 Buch_Steck_Der_Naechste_SchrittGestern war wieder mal so ein Abend in meiner Heimatstadt Köln. Nebel, keine fünf Meter Sicht, dazu knackig kalt, glatte Straßen. Ein Wetter, wie es herrschte, wenn in den Edgar-Wallace-Filmen meiner Kindheit die Mörder ihr Unwesen trieben. Ein Wetter, bei dem du keinen Hund vor die Tür schicken, geschweige denn einen Fuß vor dieselbe setzen würdest. Ein Wetter, um sich einen Jagertee aufzugießen, sich in den Sessel zu setzen und zu einem guten Buch zu greifen. Wie dem neuen Buch von Ueli Steck, „Der nächste Schritt“, das er in bewährter Zusammenarbeit mit der Autorin Karin Steinbach verfasst hat.

Leben geriet aus dem Ruder

Seit vielen Jahren ist Ueli eine feste Größe im Extrembergsteigen, sei es wegen seiner Speedbegehungen in den Alpen oder seinen großartigen Projekten im Himalaya. Der Schweizer, der Anfang Oktober seinen 40. Geburtstag feierte, gehört unbestritten zu den besten Bergsteigern der Welt. Steck hat viele Glanzlichter gesetzt. Dass ausgerechnet sein bisher wohl größter Erfolg, die Solodurchsteigung der Annapurna-Südwand im Herbst 2013  auf einer im oberen Bereich neuen Route, ihn in eine tiefe persönliche Krise stürzte, dürfte vielen so noch nicht bekannt sein. „Ich hatte Angstzustände“, schreibt Ueli. „Mein Leben geriet aus dem Ruder, für Monate.“

Auge in Auge mit dem Tod

Steck war sich bewusst, dass er die Schraube bei diesem Projekt eigentlich überdreht hatte. Dass er „Auge in Auge mit dem selbst verschuldeten Tod gestanden“ hatte. Wenige Monate zuvor, im Frühjahr 2013, war Ueli im Everest-Hochlager von einem aufgebrachten Sherpa-Mob beinahe gelyncht worden. Auch damals hatte er dem Tod ins Gesicht geblickt, jedoch auf eine andere Art und Weise. Steck beschreibt in seinem Buch offen und ehrlich, wie er sich in extremen Situationen wie diesen gefühlt hat. Und es gab weitere in den vergangenen Jahren.

Der Mensch hinter der „Maschine“

Auch seine alpinen Leistungen kommen in dem Buch nicht zu kurz, etwa wenn Ueli von seinen Besteigungen der 82 Viertausender der Alpen in 61 Tagen berichtet. Der Leser erfährt, wie Steck tickt und kann möglicherweise hinterher auch besser nachvollziehen, dass Ueli schon einige Kletterpartner „verschlissen“ hat, weil sie schlicht seinem Tempo, seinen Fähigkeiten am Berg oder auch seinen hohen Ansprüchen an sich selbst nicht gewachsen waren. Und doch wird ihm nach der Lektüre auch klar geworden sein, dass hinter der „Swiss Machine“, wie Ueli gerne genannt wird, ein sensibler Mensch steckt.

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Speedy Ueli https://blogs.dw.com/abenteuersport/speedy-ueli/ Wed, 12 Aug 2015 20:31:17 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30293 Geschafft! Ueli Steck

Geschafft! Ueli Steck

Eigentlich mag Ueli Steck den Spitznamen „Swiss Machine“ nicht. Doch wieder einmal wurde er ihm gerecht. Wie ein Schweizer Uhrwerk spulte der 38-Jährige sein Programm ab – und das im Eiltempo: In nur 61 Tagen bestieg „Speedy Ueli“ alle 82 Viertausender der Alpen, 19 Tage schneller als vorher angestrebt. Die Strecke zwischen den Bergen legte Steck nur mit Muskelkraft zurück: auf dem Fahrrad oder zu Fuß.

Mit wechselnden Partnern

Den Abstieg von den Gipfeln verkürzte Ueli, indem er, wo es ging, mit dem Gleitschirm talwärts segelte. Dabei kam ihm recht schnell nach dem Start sein ursprünglicher Partner für das Projekt „82 Summits“ abhanden. 

Im Eiltempo

Im Eiltempo

Der deutsche Profibergsteiger Michi Wohlleben musste nach anderthalb Wochen aufgeben, nachdem er beim Gleitschirmflug vom Schreckhorn in der Schweiz auf dem Allerwertesten gelandet war. Ueli kletterte weiter, mal alleine, mal mit Bergpartnern: etwa seiner Ehefrau Nicole oder befreundeten Bergsteigern wie Andreas Steindl, David Göttler oder Jonathan Griffith.

Tragischer Zwischenfall

Überschattet wurde das Projekt von einem Todesfall. Der 32 Jahre alte Niederländer Martijn Seuren stürzte, als er Steck im Mont-Blanc-Massiv begleitete,  vom Rochefort-Grat in den Tod.

Und jetzt der Nuptse East?

Ueli entschloss sich weiterzumachen. Gestern schloss er das Projekt auf dem 4102 Meter hohen Gipfel des Barre des Écrins in Frankreich ab. „Ich bin immer noch super aufgedreht, ich könnte weiterlaufen“, schreibt der Schweizer auf Facebook. „Mal sehen, was als nächstes kommt!“ Ursprünglich hatte Ueli vor, im Herbst mit dem US-Amerikaner Colin Haley am 7804 Meter hohen Nuptse East (in der Nachbarschaft des Mount Everest) im Alpinstil die Route von Valeri Babanov und Yuri Kosholenko zu wiederholen. Aber das hatte er vor dem verheerenden Erdbeben in Nepal vom 25. April angekündigt. Hoffen wir, dass er an seinem Plan festhält!

 

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82 Viertausender in 80 Tagen https://blogs.dw.com/abenteuersport/82-viertausender-in-80-tagen/ Thu, 11 Jun 2015 11:36:52 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=29761 Michi Wohlleben (l.) und Ueli Steck

Michi Wohlleben (l.) und Ueli Steck

Sie sind unterwegs. Die beiden Topbergsteiger Ueli Steck aus der Schweiz und Michi Wohlleben aus Deutschland haben heute den ersten der 82 Viertausender der Alpen bestiegen, den 4048 Meter hohen Piz Bernina in Graubünden in der Schweiz. Um zehn Uhr erreichten sie den Gipfel, nachdem sie die Nacht auf der Tschiervahütte auf 2573 Metern Höhe verbracht hatten. Innerhalb von nur 80 Tagen wollen der 38 Jahre alte Ueli und der 24 Jahre alte Michi alle Alpen-Viertausender in der Schweiz, Italien und Frankreich besteigen, wenn möglich nicht auf den Normalwegen, sondern auf anspruchsvolleren Routen.

Schluss mit der Rekordjagd

Die geplante Route durch die Alpen

Rund 100.000 Höhenmeter kommen für die beiden Gipfelstürmer so in diesem Sommer zusammen. Den Abstieg verkürzen sie, wo es geht, indem sie mit dem Gleitschirm talwärts fliegen. Die Strecke zwischen den Bergen legen Steck und Wohlleben mit dem Fahrrad zurück. Es sei lediglich eine Reise durch den Sommer, so Steck. „Es geht mir um eine Botschaft, die ich auch an mich selber richte“, sagte der Schweizer der Neuen Zürcher Zeitung. „Die Botschaft, dass dem Rekordstreben Gefahren innewohnen. Wenn ich nämlich in diesem Film drinbleibe, immer schneller, höher und weiter, dann endet es irgendwann tödlich, das weiß ich.“

Im Herbst zum Nuptse

Im Herbst 2014 war Steck am Achttausender Shishapangma in Tibet knapp der Lawine entgangen, die den deutschen Bergsteiger Sebastian Haag und den Italiener Andrea Zambaldi das Leben gekostet hatte. 2013 bei seinem Solo-Trip durch die Annapurna-Südwand hätte Ueli nach eigenen Worten die Schraube fast überdreht. „Ich habe dort sogar akzeptiert, dass ich wahrscheinlich nicht lebend zurückkomme. Und das ist zuviel“, erzählte mir Ueli vor ein paar Monaten. So ganz sagt der Schweizer Topkletterer dem Extremen aber nicht adieu. Im Herbst will er mit dem US-Amerikaner Colin Haley am 7804 Meter hohen Nuptse East (in der Nachbarschaft des Mount Everest) im Alpinstil die Route von Valeri Babanov und Yuri Kosholenko wiederholen. Den beiden Russen war 2003 erstmals gelungen, den Gipfel des Nuptse East über den Südpfeiler zu besteigen. Bis auf eine Höhe von 6400 Meter legten sie Fixseile – was in der Kletterszene zu einer Kontroverse über ihren Stil führte. Die Route sei durch Haken und Fixseile „entweiht worden“, kritisierte der US-Kletterer Steve House, der 2002 im Alpinstil auf derselben Route eine Höhe von 7200 Metern erreicht hatte. Babanov konterte: „Der Berg wartet. Du brauchst einfach nur hinzugehen und zu klettern!“

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