Alex Txikon am Everest: „Wir können es schaffen“
Es ist ein langer und harter Weg hinauf bis auf den 8850 Meter hohen Gipfel des Mount Everest – besonders im Winter und wenn du es ohne Flaschensauerstoff schaffen willst. Und dabei stehen Alex Txikon und seine Teamgefährten erst am Anfang. Der Baske, sein spanischer Mitstreiter Carlos Rubio und neun Sherpas haben damit begonnen, einen Weg durch den Khumbu-Eisbruch zu finden und zu sichern. „Ganz ehrlich, davor fürchte ich mich ein wenig, wenn wir den Everest besteigen: Ich will nicht, dass wir dort steckenbleiben. Und wir halten uns einen Monat lang im Eisbruch auf“, schreibt Alex in seinem Blog. „Wir arbeiten hart, wir klettern eine Menge Stufen. Kurz, wir müssen ein Labyrinth von Eisblöcken mit Ausrüstung versehen.“ Das Gelände sei „technisch schwierig und anspruchsvoll“, sagt Alex. Ich habe ihm drei Fragen ins Basislager geschickt.
Alex, nach deinem Wintererfolg am Nanga Parbat im Februar 2016 nimmst du jetzt den Mount Everest in Angriff. Welche Herausforderungen erwartest du am höchsten Berg der Erde und wie hoch schätzt du eure Erfolgschance ein?
Wir werden nur wenige Möglichkeiten erhalten, den Gipfel zu erreichen – genauso wie am Nanga Parbat im Winter 2014/15 und 2015/16, als wir schließlich erfolgreich waren. Wir werden den Everest einfach versuchen und unser Bestes geben. Aus meiner Sicht ist es schon ein Erfolg, wenn wir Lager 2 (auf 6400 Metern) erreichen, denn der Khumbu-Eisbruch ist alles andere als leicht für die elf Bergsteiger.
Ang Rita Sherpa ist bis jetzt der einzige Mensch, der den Everest im Winter ohne Flaschensauerstoff bestiegen hat – bei außergewöhnlich guten Wetterbedingungen am 22. Dezember 1987. Was macht dich optimistisch, dass ihr in seine Fußstapfen treten könnt?
Zunächst will ich betonen, dass Ang Rita einer meiner Helden ist, weil er den Everest zehnmal ohne Flaschensauerstoff bestiegen hat. Er gehörte zu den charismatischsten und talentiertesten Bergsteigern in Nepal in den 1980er und 90er Jahren. Natürlich erreichte er den Gipfel im (kalendarischen) Winter, aber er verbrachte dabei im Aufstieg nur fünf Stunden im Winter. Damals erreichten sie das Basislager im Oktober, das ist nicht dasselbe, als wenn wir hier Anfang Januar loslegen. Die Bedingungen sind sicher viel härter als 1987, und das ist uns bewusst. Ich bin 35 Jahre alt und habe ausreichend Erfahrung. Und ich bin nicht allein, Carlos Rubio und neun Sherpas begleiten mich. Wir hoffen, dass wir Lager 2 mit elf Bergsteigern erreichen. Und danach werden wir sehen, wie der nächste Schritt für das nächste Team oberhalb von Lager 2 aussehen wird. Wir werden nicht allzu viele Chancen erhalten. Aber wir haben genug Erfahrung. Ich denke, wir können es schaffen.
Alex Txikon: Ich glaube, wir können es schaffen“
Du kletterst mit deinem Landsmann Carlos Rubio. Warum hast du dir nicht einen Partner mit mehr Erfahrung an Achttausendern, besonders im Winter, ausgesucht?
Er ist ein junger und sehr motivierter Bergsteiger. So wie sie es einst mir ermöglicht haben, gebe ich ihm eine Gelegenheit und Chance. Ich bin sehr stolz auf die neue spanische und baskische Klettergeneration. Das ist die Zukunft, denn Schritt für Schritt, Generation für Generation, wird die Latte höher gelegt, im Himalaya, in den Alpen, im Felsklettern. Ich denke, die jungen Bergsteiger haben das Potential, ihnen gehört die Zukunft. Carlos hat zwar keine Erfahrung im Himalaya. Aber er ist superstark, ein richtig guter Kletterer in den Alpen, den Pyrenäen und in den Picos de Europa (Bergkette in Nordspanien). Vor allem in den Alpen hat er wirklich harte Touren gemacht. Deshalb ist Carlos hier mit mir unterwegs.