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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Hansjörg Auer: 7000er-Soloprojekt in Pakistan

Lupghar Sar in Nordpakistan

„Ich erwarte ganz sicher einige intensive Augenblicke“, sagt Hansjörg Auer. Der 34 Jahre alte Extrembergsteiger aus dem Ötztal in Österreich ist am vergangenen Wochenende zu einem Soloprojekt nach Pakistan gereist. Hansjörg hat sich vorgenommen, durch die Westwand des 7181 Meter hohen Lupghar Sar West zu klettern. „Ich bin gespannt, ob ich den nächsten Schritt in meiner Kletterkarriere machen kann“, sagte Hansjörg in einem vor seiner Abreise aufgenommenen Video auf Facebook.

Kletterpartner Blümel sagte ab

Hansjörg Auer

Eigentlich hatte er vor, erneut mit seinem Freund und Kletterpartner Alexander Blümel auf Expedition zu gehen. Doch Alex hatte wegen gesundheitlicher Probleme absagen müssen. Im November 2016 war es den beiden gelungen, im Osten Nepals erstmals  die Nordwand des 7005 Meter hohen Gimmigela East zu durchsteigen, und das im Alpinstil, also ohne feste Hochlager, ohne Sherpa-Unterstützung und unter Verzicht auf Flaschensauerstoff. Im Herbst 2015 hatten die beiden im Westen Nepals zusammen mit ihrem Landsmann Gerry Fiegl auch die Südwand des 6839 Meter hohen Nilgiri South erstmals gemeistert. Fiegl hatte im Gipfelbereich Symptome der Höhenkrankheit gezeigt und war beim Abstieg in den Tod gestürzt.

Besondere Note

Free Solo in der Marmolada-Südwand

Über die Szene hinaus bekannt wurde Auer durch seine spektakulären Free-Solo-Klettereien in den Alpen. So gelang ihm  2007 in den Dolomiten mit der ersten seilfreien Solo-Begehung der Route „Weg durch den Fisch“ in der Marmolada-Südwand ein Paukenschlag. Für Hansjörg ist es also nichts Neues, alleine zu klettern.  Doch auf Expedition? „Diesmal kann ich nicht auf meine Freunde zählen, die mir dabei helfen, Entscheidungen am Berg zu treffen“, sagte Auer in einem Interview von „planetmountain.com“. „Das gibt dem Projekt eine ganz besondere Note. Und wenn ich mich ehrlich frage, warum ich das mache, ist es genau diese Note, die eigentlich immer gesucht habe.“ Er werde sich sicher „noch exponierter fühlen“, so Hansjörg: „Ich bin gespannt, ob es mir großen Spaß macht oder mir einen solchen Schrecken einjagt, dass ich nach drei Wochen wieder heimkehre. Es wird eine völlig neue Erfahrung.“ Lediglich im Basislager warten ein Koch und ein pakistanischer Begleiter auf Auer.

Brüchiger Fels

Der Berg, vom Hunza-Tal aus gesehen

Der selten versuchte Siebentausender Lupghar Sar – übersetzt „Spitze des großen Felsens“ – hat drei fast gleich hohe Gipfel und liegt im Hunza-Gebiet im Norden Pakistans.  Der Westgipfel wurde am 18. Juni 1979 erstmals bestiegen: von Hans und Sepp Gloggner, die zu einem achtköpfigen Expeditionsteam vom Tegernsee gehörten. Die Brüder stiegen über den Südwestgrat auf, „über unglaublich brüchigen Fels“, wie Hans Gloggner später im „American Alpine Journal“ berichtete. „Felsplatten und -blöcke wackelten auf der Bergflanke, gehalten von einem unsicheren Mörtel aus Eis. Wir erreichten den Gipfel so spät, dass wir dort oben ein miserables Biwak machen mussten. Der Aufstieg war so gefährlich, dass es (bei dieser Expedition) keine weiteren Gipfelvorstöße gab.“ Hansjörg Auer hat sich also für sein Solo-Abenteuer ein äußerst ambitioniertes Ziel gewählt.

Datum

20. Juni 2018 | 19:22

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