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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Polnische K 2-Winterexpedition: Eine Frage der Ehre

K 2, vom Basislager aus gesehen

Die „Ice Warriors“, wie die polnischen Winter-Bergsteiger im Himalaya und Karakorum einst ehrfurchtsvoll genannt wurden, wollen es noch einmal wissen. Die letzte noch verbliebene Wintererstbesteigung eines Achttausenders soll unter allen Umständen eine polnische werden. Der Staat sponsert das Prestigeprojekt am K 2,  dem mit 8611 Metern zweithöchsten Berg der Erde: Das Sport- und Tourismusministerium Polens hat mit einer Geldspritze von einer Million Zloty (knapp 240.000 Euro) den größten Batzen der Kosten übernommen. „Weil wir das Geld bekamen, mussten wir auch die Idee einer nationalen Expedition umsetzen“, sagte Expeditionsleiter Krzysztof Wielicki gegenüber desnivel.com (s. Video unten). Alle Bergsteiger des K 2-Winter-Teams sind Polen – selbst Denis Urubko, ein eifriger Pässe-Sammler: Der gebürtige Kasache erhielt 2013 die russische und 2015 zusätzlich auch noch die polnische Staatsangehörigkeit.  

Winter- und K 2-Experten

Denis Urubko

Expeditionsleiter Wielicki ist ein Pionier des Winter-Bergsteigens an den höchsten Bergen der Welt. Mit seinem polnischen Landsmann Leszek Cichy bestieg er 1980 mit dem Mount Everest den ersten Achttausender überhaupt in der kalten Jahreszeit. Zwei weitere Wintererstbesteigungen ließ er noch folgen: 1986 mit Jerzy Kukuczka am Kangchendzönga und 1988 im Alleingang am Lhotse. Der inzwischen 67-Jährige hat für den K 2 eine Mannschaft von zehn Bergsteigern zusammengestellt, die mehr Winterexpertise vereint als jede andere Expedition zuvor. Ihn selbst mitgerechnet, sind gleich fünf Wintererstbesteiger von Achttausendern mit von der Partie: außer Wielicki noch Urubko (Makalu, Gasherbrum II), Adam Bielecki (Gasherbrum I, Broad Peak), Artur Malek (Broad Peak) und Janusz Golab (Gasherbrum I). Und auch K 2-Erfahrung ist in dem polnischen Team reichlich vorhanden: Fünf  der zehn polnischen Bergsteiger, die sich am 29. Dezember auf den Weg nach Pakistan machen, standen bereits – jeweils im Sommer – auf dem Gipfel des „Chogori“, wie die einheimischen Balti den Berg nennen.

Flaschensauerstoff nur für den Notfall

Drei ernsthafte Versuche gab es bisher, den K 2 im Winter zu besteigen, alle scheiterten unterhalb von 8000 Metern an schlechtem Wetter. Am weitesten kamen noch Teammitglieder einer internationalen Expedition, die ebenfalls von Wielicki geleitet wurde, im Winter 2002/03 auf der chinesischen Nordseite. Beim einzigen Gipfelversuch war für Denis Urubko und Marcin Kaczkan (er gehört ebenfalls zum diesjährigen Team) in Lager 4 auf 7650 Metern Endstation.  Diesmal will Wielicki es auf der pakistanischen Südseite über die Cesen-Route (Südsüdostgrat) versuchen, „wenn es die Verhältnisse zulassen“. Als Alternative kommt der Abruzzi-Sporn (Südostgrat) in Frage. Atemmasken sind nur für den Notfall vorgesehen. Flaschensauerstoff sei „nicht nötig, wenn du gut akklimatisiert bist. Das ist der Schlüssel“, sagte mir Krzysztof, als wir im Februar auf der Messe ISPO in München über die anstehende Winterexpedition zum K 2 sprachen.

„Die Tore schießen andere“

„König der Achttausender“

Er selbst will auch am Berg unterwegs sein, wohl aber nicht bis zum Gipfel steigen. Er werde beim Klettern „nicht die erste Geige“ spielen, meinte Wielicki im polnischen Rundfunk. „Die Tore schießen andere.“ In erster Linie ist der Pole, der als fünfter Mensch weltweit alle 14 Achttausender bestieg, am K 2 als Expeditionsleiter gefordert. So wird er die schwere Entscheidung fällen müssen, wer aus seinem Team aus Topbergsteigern, wenn sich die Gelegenheit bietet, das Gipfelteam bilden soll. „Die größten Chancen haben sicherlich Denis Urubko, Janusz Golab und Adam Bielecki“, sagte Wielicki der „Neuen Zürcher Zeitung“.

Kreis würde sich schließen

Neun der 13 bisherigen Wintererstbesteigungen von Achttausendern gingen auf das Konto ausschließlich polnischer Gipfelteams. An einer weiteren war ein polnischer Bergsteiger beteiligt: Piotr Morawski 2005 mit dem Italiener Simone Moro an der Shishapangma. Die Wintererstbesteigung des Makalu 2009 ließe sich, wenn man ein Auge zudrückt, ebenfalls noch dazuzählen, auch wenn der heutige Pole Denis Urubko (damals an der Seite Moros erfolgreich) zu dieser Zeit noch Kasache war. Nachdem die prestigeträchtige erste Winterbesteigung des Nanga Parbat 2016 nicht auf das Konto polnischer Bergsteiger ging, ist es aus Sicht der „Ice Warriors“ geradezu eine Frage der Ehre, dass sich dies am K 2 nicht wiederholt. Für Altmeister Krzysztof Wielicki würde sich mit einem Erfolg der Kreis für die polnischen „Eiskrieger“ schließen: „Das wäre eine nette Geschichte. Wir starteten mit dem höchsten, dem Everest, und könnten dem zweithöchsten, dem K 2, aufhören.“

P.S.: Der Spanier Alex Txikon will am Freitag seine Pläne für den kommenden Winter bekanntgeben. Wenn ich Geld setzen sollte, würde ich auf eine Everest-Expedition mit Simone Moro, Tamara Lunger und Muhammad Ali „Sadpara“ wetten. 😉

Datum

21. Dezember 2017 | 16:10

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