Great Himalayan Trail – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Unglücklich gelaufen https://blogs.dw.com/abenteuersport/kuenkel_pemba-jangbu-ght/ Tue, 14 Mar 2017 22:47:21 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35381

Hannes Künkel auf dem Great Himalayan Trail

Nicht nur die Winterexpeditionen am Mount Everest und am Manaslu sind gescheitert. Auch ein anderes Winterprojekt verlief nicht gerade so wie geplant. Hannes Künkel und sein nepalesischer Freund Pemba Jangbu Sherpa brachen ihren Versuch ab, die höchstgelegene Route des Great Himalayan Trail im Winter zu bewältigen: der Deutsche nach rund 130 Kilometern, Pemba nach etwa 220 Kilometern, aus unterschiedlichen Gründen. „Ich habe mit allen expeditionstypischen Ereignissen gerechnet, einschließlich Erdbeben“, erzählt mir Hannes, „aber nicht damit, dass mich so eine ‚Lappalien-Krankheit‘ wie Durchfall rausschmeißt.“

So weit wie möglich

Zunächst Traumwetter

Eigentlich hatten sich die beiden vorgenommen, in 50 Tagen mit ihrem Sherpa-Team so weit wie möglich nach Westen vorzudringen: Vom äußersten Osten Nepals, an den Achttausendern Kangchendzönga, Makalu und Everest vorbei, zunächst Richtung Rolwaling. Schon bis dorthin hätte das Wintertrekking über mehr als 22.000 Höhenmeter im Auf- und Abstieg geführt, über zwei Pässe höher als 6000 Meter und vier mehr als 5000 Meter hohe Übergänge. Insgesamt ist der Great Himalayan Trail allein in Nepal über 1500 Kilometer lang.

Doppelt krank

Schwer gezeichnet

Anderthalb Jahre hatten der 35 Jahre alte Deutsche und sein 31 Jahre alter nepalesischer Freund das Projekt geplant. Doch nach drei Wochen erwischte es Hannes Künkel. Plötzlich fühlte er sich schlapp, dann setzte der Durchfall ein. Künkel musste sich mit dem Hubschrauber nach Kathmandu ausfliegen lassen. Die Diagnose der Ärzte im Krankenhaus: akute Lebensmittelvergiftung, dazu eine Infektion durch Parasiten. „Mir hat es nicht gepasst, zehn Tage in Kathmandu herumzusitzen“, räumt Hannes ein. „Am dritten Tag habe ich gedacht: Wie soll ich das nur aushalten? Aber dann habe ich mich darauf eingelassen und die Dinge akzeptiert.“

Lieber die einfachste Route

Derweil versuchten Pemba und die anderen Sherpas, den Weg fortzusetzen. „Ich fand den Entschluss des Teams total klasse“, erinnert sich Hannes. „Dass sie gesagt haben: Es kann nicht sein, dass wir unser Projekt aufgeben, nur weil ich krank werde.“

Hannes (3.v.r.), Pemba (l.) und ihre Mitstreiter

Künkel bezeichnet sich selbst „eher als klassischen Himalaya-Reisenden und -Forscher, der Schwierigkeiten, die das alpine Gelände stellt, gerne in Kauf nimmt und auch mal aufsteigt, um einen tollen Ausblick zu haben, aber der sich bemüht, die einfachste Route zu gehen.“ Künkel, ein gebürtiger Hamburger, lebt mit Frau und zwei  Kindern in Göttingen. Dort leitet der studierte Geograf eine auf Outdoor spezialisierte Marketing- und Filmproduktionsfirma. Ein großer Bergsteiger sei er nicht, sagt Hannes – auch wenn er als Filmer schon an zwei Achttausender-Expeditionen teilgenommen hat: 2013 zum Manaslu, wo er bis auf über 6000 Meter aufstieg, und 2015 auf die tibetische Nordseite des Mount Everest, wo das verheerende Erdbeben in Nepal zum vorzeitigen Ende der Saison führte.

Jetzt auch Unternehmer

Pemba Jangbu Sherpa (2.v.l.)

Am Everest lernte Künkel Pemba Jangbu Sherpa kennen, einen richtig guten Bergsteiger. Pemba hat bereits den Mount Everest bestiegen und auch Erfahrung an den Achttausendern K 2, Makalu, Manaslu, Cho Oyu und Shishapangma gesammelt. „Er ist ein ganz vorsichtiger und erfahrener Höhenbergsteiger, gleichzeitig aber auch ein richtiger Witzbold“, schwärmt Hannes. „Ein Klassetyp. Ich vertraue ihm.“

Künkels Eindruck kann ich übrigens bestätigen. Bei der AMICAL-Expedition zum 7246 Meter hohen Putha Hiunchuli im Herbst 2011 – bei der ich selbst 150 Meter unterhalb des Gipfels umgekehrt war – hatte Pemba Jangbu sich als leistungsstark und immer gut gelaunt präsentiert. Der verheiratete Vater zweier Kinder hat sich inzwischen selbstständig gemacht: In Kathmandu leitet er seit 2016 den Expeditions- und Trekkingveranstalter International Altitude Mountaineering (IAM).

Richtige Entscheidung

Hüfthoher Schnee

„Natürlich gibt es zwischen uns auch eine geschäftliche Ebene, schließlich arbeitet er für mich“, sagt Hannes. „Aber in erster Linie sind wir Freunde.“ Und mit einem nepalesischen Freund unterwegs zu sein, sei eine neue und sehr schöne Erfahrung gewesen. Das habe er bei seinen 13 vorhergehenden Nepal-Reisen so noch nicht erlebt.

Eigentlich wollte Künkel nach überstandener Krankheit wieder zum Team zurückkehren. Doch die Wetterlage hatte sich inzwischen dramatisch verschlechtert. „Die Jungs sind am Schnee gescheitert, in Höhen, in den Pemba und ich nicht damit gerechnet hätten: zwischen 2500 und 3000 Metern“, berichtet Hannes. „Der Schnee lag in den Nordhängen der steilen Täler teilweise hüfthoch. Die Wege waren kaum noch zu erkennen und lawinengefährdet.“ Pemba beschloss, das Projekt abzubrechen. „Wäre ich dabei gewesen, hätte ich dieselbe Entscheidung getroffen, nur wahrscheinlich schon einen Tag früher“, sagt der deutsche Abenteurer.

Nichts übers Knie brechen

„Es sollte diesmal nicht sein. Aber wir haben das Beste daraus gemacht“, bilanziert Hannes. Er sei nicht mit leeren Händen heimgekehrt: „Ich habe Geduld gelernt. Dass man nichts übers Knie brechen kann. Diese Erfahrung habe ich herüberretten können.“ Künkel hat noch keine konkreten neue Pläne, doch wird die etwas unglücklich verlaufene Winterexpedition auf dem Great Himalayan Trail wohl nicht sein letztes Projekt in Nepal gewesen sein. „Irgendwie zieht mich der Himalaya immer wieder an“, sagt Hannes.

]]>
Extrem-Trekking mit Botschaft https://blogs.dw.com/abenteuersport/extrem-trekking-mit-botschaft/ Thu, 12 Jan 2012 16:55:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=12757

Nepal-Wanderflagge vom Präsidenten: Ram Baran Yadav (l.) überreicht sie Apa Sherpa

Wenn, ja wenn! Wenn ich keine Familie hätte, keinen Job, keine anderen Verpflichtungen, trotzdem genug Zeit und Geld, dann würde ich mich jetzt vielleicht auf den Weg nach Nepal machen – um Apa Sherpa zu begleiten. Der kleine, große Mann, mit 21 Aufstiegen zum Gipfel Rekordhalter am Mount Everest, hat seine Bergsteigerkarriere 2011 beendet, sich damit aber noch längst nicht in den Ruhestand verabschiedet. Am 15. Januar, also am kommenden Sonntag, startet der 52-Jährige zum Trekking auf dem „Great Himalaya Trail“, 1700 Kilometer vom Osten in den Westen Nepals, im Schatten der acht Achttausender, die das Land zu bieten hat. 120 Tage hat Apa Sherpa für die Strecke veranschlagt. Er will keinen Geschwindigkeitsrekord aufstellen, sondern auf die Folgen des Klimawandels für den Himalaya aufmerksam machen.

Gletscherschmelze

Weggeschmolzen (zwischen Lager 1 und 2 am Putha Hiunchuli)

„Die internationale Gemeinschaft fragt uns, wie Nepal mit dem Problem umgeht und wir haben keine Antworten“, sagte Apa in Kathmandu. „Während der Wanderung versuchen wir herauszufinden, ob sich die Menschen in den Bergregionen schon auf den Klimawandel eingestellt haben und was sie dafür benötigen.“ Die Erderwärmung hat dazu geführt, dass viele Gletscher in Nepal deutlich abgeschmolzen sind. Die natürlichen Dämme vor Gletscherseen könnten brechen, katastrophale Überschwemmungen wären die Folge.

Als wir im Oktober am Siebentausender Putha Hiunchuli im Westen Nepals unterwegs waren, erzählte mir Pemba Jangbu Sherpa, dass die großen, flachen Steinplatten zwischen Lager 1 und 2 vor einigen Jahren noch mit Schnee bedeckt gewesen seien. Auch am Mount Everest hat sich – wie Ralf Dujmovits erzählt (Anklicken) – der Khumbu-Gletscher in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgezogen.

Ralf Dujmovits über Klimawandel am Everest

Quer durch Himalaya und Karakorum

Lang und anspruchsvoll

„Als ich 2009 den Mount Everest bestieg, habe ich die Botschaft ‚Stoppt den Klimawandel, lasst den Himalaya leben!’ auf den Gipfel getragen und die Welt hat sie gehört“, sagt Apa. „Ich hoffe, dass wir jetzt einen Schritt weiter kommen.“ Der legendäre Bergsteiger wird von Dawa Steven Sherpa begleitet. Der 27-Jährige, der zweimal auf dem Everest stand, engagiert sich seit Jahren für den Schutz des Himalaya. So organisierte er mehrere Reinigungsaktionen am höchsten Berg der Erde.

Die beiden Sherpas wollen mit ihrer Wanderung natürlich auch für den „Great Himalaya Trail“ (GHT) werben. Zwei Routen führen seit vergangenem Herbst quer durch Nepal, die eine auf einer Höhe von durchschnittlich 5000 Metern, die andere 300 Meter niedriger. Doch das soll erst der Anfang sein. Am Ende soll der GHT Trekkingrouten in Tibet, Bhutan, Nepal, Indien und Pakistan auf einer Strecke von 4500 Kilometern verbinden, quer durch den Himalaya und Karakorum, entlang aller 14 Achttausender.

Keine Reaktion der Promis

Apa und Dawa Steven haben Prominente aus aller Welt wie UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon, Friedensnobelpreisträger Al Gore und den britischen Prinzen Harry eingeladen, sie auf einigen Abschnitten der Wanderung durch Nepal zu begleiten. Keiner von ihnen hat geantwortet. Warum haben sie mich nicht angerufen?

]]>