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Bildungswege

Fünf Blogger - fünf Länder - ein Dialog

Russische Jugendclubs: Mitmachen oder selbst gründen

Ein Mitglied eines Jugendsportclubs (Foto: Pavel Mylnikov)

Dabeisein ist alles: Ob beim Sport ...

In ihrem Eintrag erwähnte Kathrin deutsche Vereine, in denen junge Menschen die Möglichkeit haben, ihren Interessen nachzugehen, um Sport zu machen, etwas Neues zu lernen oder zusätzliche Fähigkeiten zu erlangen. Ich finde das Thema interessant, da ich selbst auch Wege suche, ein wenig Extra-Bildung in meinem Leben unterzubringen.

Es gibt zwar in jeder Generation junge Menschen, die nicht besonders scharf darauf sind, mehr als nötig zu lernen, aber die Mehrheit der Menschen, mit denen ich arbeite und spreche, will unbedingt weiter studieren und einen Abschluss erlangen. Das Problem ist, dass das konventionelle Bildungsmodell ihre Bedürfnisse nicht befriedigen kann, da es mit der weltweiten Entwicklung nicht mithalten kann.

Ein kleines Konzert (Foto: Pavel Mylnikov)

... beim gemeinsamen Musizieren

Für die meisten Menschen sind Schule, Uni oder Job einfach nicht genug. Menschen haben ein natürliches Verlangen, ungewöhnliche und neue Dinge zu erleben. Zum Beispiel im Rahmen eines Hobbys oder in Kursen, die über das hinaus gehen, was sie an der Schule oder Universität lernen. Ich hatte zum Beispiel Zeichen- und Klavierunterricht als ich ein Kind war, aber nach einigen Monaten merkte ich, dass das nicht mein Fall war. Schließlich ist der Wunsch der Eltern, was die Ausbildung des Nachwuchses anbelangt, nicht immer gerade das, was das Kind auch selbst will! Meine Schwester dagegen besuchte den ersten Kurs weiter. Heute ist sie eine gute Künstlerin und studiert Design, während ich mich auf Sprachen und Wirtschaft konzentriert habe.

Die Sache ist die: Vor etwa dreißig Jahren hatten wir eine staatliche Jugendorganisation, die Sommercamps organisierte und hauptsächlich dafür verantwortlich war, den Jugendlichen in ihrer freien Zeit etwas zu tun zu geben. Das klingt vielversprechend, die Kehrseite war aber, dass der Staat so viel Kontrolle über das Leben der Bürger haben wollte, dass es neben den staatlichen Organisationen praktisch keine anderen Vereine gab. Heute ist die Situation genau anders herum. Das Angebot an privaten Kursen ist ausreichend, auch wenn manche nur in den großen Städten zugänglich sind. Aber nicht jede Familie kann extra Unterricht leisten. Die beste Lösung, wenn man merkt, dass etwas fehlt, wofür man sich interessiert: Organisiere es selbst und erzähle deinen Freunden davon, die es ebenfalls weitersagen und so weiter.

Brettspiele (Foto: Pavel Mylnikov)

... oder beim Spieleabend mit Freunden

So gründeten Freunde von mir einen Buchladen, in dem regelmäßig Vorträge über Kunst, Literatur und Poesie stattfinden – Veranstaltungen, die es in einer typischen Schule nicht immer gibt. Dank dieses Clubs fand ich Menschen, mit ähnlichen Interessen, erweiterte meinen Horizont, und erlangte dabei neue Fähigkeiten. Es ist fantastisch, mit Freunden einen gemütlichen Abend zu verbringen – versunken in Brettspielen oder beim Lesen eines erfolgversprechenden Autoren, der in Russland noch kaum bekannt ist.

Solche Aktivitäten fördern natürlich eher die geistigen Entwicklung. Genau so wichtig finde ich körperliche Aktivitäten, um ein ausgeglichener Mensch zu sein. Dafür gibt es eine gute Auswahl an Sportvereinen, wenn man sich die Vereinsgebühr leisten kann. Ich glaube zum Beispiel, dass Motorrad- oder Autorennen bei den Jugendlichen beliebt sein könnten – schließlich fahren russische Fahrer bei bekannten Rennmeisterschaften mit. Aber die Infrastruktur – zumindest in unserer Region – muss ausgebaut werden. Je mehr Vereine und Clubs es in einer Stadt gibt, desto besser für Jugendliche und Schüler! Diese Angebote tragen dazu bei, eine aufgeschlossene Generation zu schaffen, die Erfahrungen mit unterschiedlichen Situationen hat und dadurch einfacher in der Lage ist, Lösungen für Probleme zu finden.

Datum

Dienstag, 29.05.2012 | 16:19

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