Die Hoffnung stirbt zuletzt
Eigentlich sollte es in meiner Heimat möglich sein, dass man in der Bildung individuelle Perspektiven, aber auch weltweit stattfindende Entwicklungen im Blick hat. Aber da gibt es einige Probleme. Die diktatorische Regierung im Irak hat noch bis vor kurzem den Bereich Bildung stark eingeschränkt. Schulen konnten sich nicht entwickeln, es gab nur wenige neue Konzepte.
Ich denke, dieses Land muss bei Null anfangen, mit einem System, das in diese modernisierte Welt passt. Das ist kein einfaches Vorhaben, und man braucht bestimmt viel Zeit und Aufopferung. Im Irak gibt es unterschiedliche Regionen, und so wird Bildung im Moment von zwei unterschiedlichen Systemen bestimmt.
Bildung steht im Irak ganz am Anfang und die politischen Unruhen sind auch jetzt noch ein großes Problem, die Auseinandersetzungen zwischen Parteien und ihren Unterorganisationen. Und dann gibt es auch noch Teile der Gesellschaft, die in Bezug auf Bildung eher eine konservative Einstellung haben. Durch die politischen Unruhen kann das Ministerium keine langfristigen Pläne entwickeln und einen Bildungsprozess in Gang setzen. Mit jeder neuen Regierung und jedem neuen Kabinett ergeben sich Änderungen. Dabei gehört der Irak ja gar nicht mal zu den armen Ländern – selbst in der Vergangenheit nicht – er gehört zu den reichsten Ländern der Welt. Die Frage ist also: Warum tut sich nichts? Diese Frage geht weit über den Rahmen eines Blogs hinaus.
Obwohl wir Schwierigkeiten bei der Entwicklung eines einheitlichen Bildungsystems haben, lassen wir nicht locker. Ich bin überzeugt, dass wir die Probleme in der Zukunft lösen können. Wenn wir die Bildung im Irak verbessern, würde sich das im ganzen Land in unterschiedlichsten Bereichen positiv auswirken. Das ist mein Traum und der Traum aller, die diesem Land loyal gegenüber stehen. Und deshalb interessiert mich das Thema Bildung sehr.
Als ich Student war, waren meine Möglichkeiten – im Vergleich zur heutigen Generation – sehr eingeschränkt. Alles in diesem Land wurde durch die Kriege in Mitleidenschaft gezogen. Aber die Menschen haben früher aus einer anderen Motivation heraus gelernt. Ich habe nicht einfach nur deshalb studiert, um durch Prüfungen zu kommen. Zu lernen, mehr zu wissen, das stand im Mittelpunkt. Heute habe ich den Eindruck, dass es den Studenten nur darum geht, eine Prüfung zu bestehen und bestmögliche Noten zu bekommen. Das halte ich auch für ein großes Problem, und darüber werde ich bestimmt im Blog noch schreiben.
Ich bin froh, dass ich als Lehrer in der Lage bin, zum wichtigsten Bestandteil der Entwicklung und Verbesserung meines Landes – nämlich Bildung – beizutragen. Ich arbeite mit großer Hingabe und Freude. All die Hindernisse auf dem Weg zu einem neuen Bildungssystem lassen mich nicht verzweifeln. Es geht in kleinen Schritten voran. Auch wenn es nicht „die große Veränderung“ ist, so treten wir doch wenigstens nicht auf der Stelle oder werden rückständig.