Mit einer dicken Träne im Auge schließe ich heute meinen DW-Blog „Abenteuer Sport“. Nach fast neun Jahren (und sechs Jahren für den englischen Ableger „Adventure Sports“) ist Schluss. Grund sind DW-interne Entscheidungen.
Ich möchte mich ganz herzlich bei euch bedanken! Bei euch Bergsteigern, Kletterern und anderen Abenteurern, die ihr mir in den vergangenen Jahren stets offen begegnet seid. Bei euch treuen Lesern, die ihr mich mit euren aufmunternden Kommentaren immer wieder motiviert habt, weiterzumachen. Und bei euch Spendern für unser Hilfsprojekt „School up!“, die ihr den Wiederaufbau der Schule in Thulosirubari nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal 2015 möglich gemacht habt.
Noch sind wir in dem kleinen Bergdorf nicht ganz am Ziel. Das ist einer der Gründe, warum ich mich entschlossen habe, auch weiterhin in der euch vertrauten Art und Weise über das Geschehen an den höchsten Bergen der Welt zu berichten – in meinem neuen, nun ganz und gar privaten Blog „Abenteuer Berg“. Ich hoffe, ihr fühlt euch auch dort gut informiert und unterhalten. Höchstwahrscheinlich werde ich die Schlagzahl der Blogposts von „Abenteuer Sport“ nicht ganz halten können. Aber ich gebe mein Bestes. Und in Abwandlung der alten französischen Formel, mit der die Herolde den Tod des Königs verkündeten, sage ich: Der Blog ist tot, es lebe der Blog!
]]>Was für ein Pech! Erst mit Verspätung war der Pole Waldemar Kowalewski – wie berichtet – zum Team des Spaniers Alex Txikon gestoßen. Und jetzt ist die K 2- Winterexpedition für den 45-Jährigen bereits beendet. Kowalewski sei auf dem Abstieg von Lager 1 auf rund 6100 Metern ins vorgeschobene Basislager von einem Stein oder Eisblock am linken Schlüsselbein getroffen worden. „Er konnte anschließend nur noch in langsamem Tempo absteigen. Sein Zustand jetzt im Basislager ist aber wieder besser“, teilte Txikons Team anschließend mit. Waldemar wurde am heute nach Skardu ausgeflogen. Anschließend holte der Rettungshubschrauber einen weiteren Polen aus Txikons Team ab: Marek Klonowski hatte Herzbeschwerden und konnte deshalb nicht länger im Basislager zu Füßen des zweithöchsten Berg der Welt bleiben. Er hofft, in rund zehn Tagen wieder zurückkehren zu können.
Zwei Spuren auf einer Route?
Alex Txikon hat nun endgültig entschieden, auf einen zwischenzeitlich erwogenen Versuch durch die noch undurchstiegene Ostwand des K 2 zu verzichten. Der Aufstieg durch die Wand sei „unmöglich“, weil zu gefährlich, ließ der 37-Jährige wissen. Das Team habe auf der klassischen „Abruzzi-Route“ über den Südostgrat die Route hinauf nach Lager 2 auf 6700 Metern eingerichtet, hieß es. Es erschließt sich mir nicht, warum dies überhaupt nötig war. Schließlich hatte das von Vassiliy Pivtsov geleitete Team aus Kasachstan, Russland und Kirgisien bereits zuvor eben diese Route versichert. „In der Nähe legen Sherpas parallel zu uns Fixseile an“, teilte Pivtsovs Mannschaft am Sonntag mit. Will Txikons Team damit etwa signalisieren, dass man unabhängig voneinander unterwegs ist? Auf derselben Route? Das verstehe, wer will. Heute erreichten Pivtsov und Co. nach eigenen Angaben eine Höhe von 6800 Metern. Morgen wollen sie weiter aufsteigen.
Zelt verschwunden
Um eine mögliche Konkurrenzsituation müssen sich der Italiener Daniele Nardi, der Brite Tom Ballard am Nanga Parbat und ihre pakistanischen Begleiter Rahmat Ullah Baig und Karim Hayat keine Gedanken machen. Sie sind alleine am Berg. Die jüngsten heftigen Schneefälle – anderthalb Meter Neuschnee in drei Tagen – haben das Team in seinen Bemühungen zurückgeworfen, eine neue Route über die markante Mummery-Rippe in der Diamir-Wand zu eröffnen. Nachdem Nardi und Ballard gestern erneut Lager 3 auf 5700 Metern erreicht hatten, suchten sie vergeblich nach dem Zelt, das sie bei ihrem letzten Aufstieg dort hinterlassen hatten. Am heutigen Dienstag wollten sie zurück im Basislager sein, um dort über das weitere Vorgehen zu beraten.
Moro und Pemba Sherpa geben am Manaslu auf
Derweil haben Simone Moro und sein nepalesischer Partner Pemba Gyalje Sherpa ihre Winterexpedition am Achttausender Manaslu abgebrochen und sich mit dem Hubschrauber aus dem Basislager ausfliegen lassen. „In den letzten paar Tagen hat sich das Ziel, meinen fünften Gipfel im Winter zu erreichen, dahingehend geändert, diese Situation zu überleben“ , schreibt Simone heute auf Facebook. Es brauche mindestens zwei oder drei Wochen Sonnenschein, damit sich die sechs Meter Neuschnee setzten, so der Italiener. Die Wetterprognose sei jedoch alles andere als gut. Für Moro war es ein Deja-vu: Auch im Winter 2015 war Moro vor den Schneemassen am Manaslu geflohen, damals im Team mit der Südtirolerin Tamara Lunger.
]]>Sie passt so gar nicht in das Klischee, das viele Menschen im Westen von arabischen Frauen haben. Fatima, genannt Tima, Deryan steht nicht im Schatten eines Mannes. Sie ist weltoffen, selbstbewusst und selbstständig. Sie hat in Dubai, wo sie lebt, ein Unternehmen gegründet – und sie ist Bergsteigerin: Fünf der „Seven Summits“, der höchsten Berge aller Kontinente, hat Tima bereits bestiegen. Der Mount Everest und der Mount Vinson in der Antarktis fehlen ihr noch in ihrer Sammlung.
Am 23. März wird die 26-Jährige nach Nepal fliegen, um den höchsten Berg der Erde zu besteigen. Auf dem Trekking ins Everest-Basislager wird Tima sicher besonders auf die Yaks achtgeben. Als sie im Oktober 2017 auf dem Weg zum Island Peak zwischen Phakding und Namche Bazaar gerade eine Brücke über den Dudh Kosi überquert hatte, wurde sie von einem Yak angegriffen und zu Boden geworfen. Die Hörner trafen sie am Oberschenkel, Deryan wurde leicht verletzt.
Tima, wie kamst du überhaupt zum Bergsteigen?
Ich wurde in Kuwait geboren. Meine Familie zog in den Libanon, als ich zwei Jahre alt war, und dann nach Dubai, als ich neun war. Ich habe eigentlich immer Sport getrieben. Als Teenager habe ich Bodybuilding gemacht, mit 16 Bungee- Jumping. Dann begann ich zu tauchen, später Fallschirm zu springen.
2015 hörte ich einen Vortrag Omar Samras, des ersten Ägypters, der den Everest bestieg. Das erinnerte mich an ein Ziel, das ich schon lange mit mir herumtrug: Seit ich 14 Jahre alt war, wollte ich immer den Everest besteigen. Ich habe fünfmal Nepal besucht, bin zweimal über den Everest geflogen und habe immer gesagt: Eines Tages stehe ich auf dem Gipfel dieses Bergs. Also machte ich den ersten Schritt, um zu sehen, ob mir Bergsteigen gefällt oder nicht: Ich bestieg den Elbrus in Russland. Danach war ich süchtig, und mein Weg als Bergsteigerin begann.
Wie würdest du selbst deinen Charakter beschreiben?
Ich bin eine starke Frau, sowohl physisch, als auch mental. Ich lache gerne und genieße die einfachen Dinge des Lebens. Für mich geht es vor allem um Erfahrung, nicht um das Materielle. Ich habe zwei Jobs, wenn ich nicht in den Bergen bin – den einen im Finanzsektor, dazu mein eigenes Unternehmen. Das bedeutet, ich arbeite hart für mein Geld.
Ich bin ein lauter Mensch, wenn ich glücklich bin und versuche, das einigermaßen unter Kontrolle zu halten. In meiner aktuellen Lebensphase würde ich sagen, ich bin sowohl extro-, als auch introvertiert. Ich glaube an „Mind over Matter“ (frei übersetzt: Alles eine Sache des Willens). Ich versuche, zu jeder Zeit ein positives, ausgeglichenes und glückliches Leben zu führen.
Welche deiner Eigenschaften helfen dir in den Bergen am meisten?
Der Glaube an meine Stärke, meine positive Lebenseinstellung, das Lachen (besonders wenn die Höhe zuschlägt) und natürlich, dass sich alles um „Mind over Matter“ dreht. Um mich daran zu erinnern, habe ich es auch auf meine Hand tätowiert.
Was bedeutet dir das Bergsteigen heute?
Ganz ehrlich, ich würde mir wünschen, Bergsteigen wäre mein Beruf, aber das funktioniert in meiner Welt nicht. Meine Träume sind groß und ich muss eine Menge Geld verdienen, um sie zu erfüllen. Bergsteigen ist für mich eine Flucht aus dem normalen Leben in der Stadt und aus der Mainstream-Welt. Es bedeutet für mich, meine positive Energie wieder aufzufüllen und mein Selbstvertrauen zu stärken. Es bedeutet, mit mir selbst in Einklang zu sein, Grenzen zu verschieben und dabei glücklich zu sein. Es bedeutet, meine Gedanken wieder ins Gleichgewicht zu bringen und mental zu gesunden. Bergsteigen ist für mich im wahrsten Sinne des Wortes mein Himmel auf Erden und mein Glücksplatz.
Wie bereitest du dich auf den Everest vor?
Obwohl ich so lange vom Everest geträumt habe, wurde mir erst in dem Augenblick, als ich mich entschloss, ihn anzugehen, richtig bewusst, dass die Expedition zwei Monate dauern wird! Als Neuling bin ich erst einmal drei Jahre Bergsteigen gegangen. Erst dann hatte ich ausreichend Selbstvertrauen und genug gelernt, um so eine Entscheidung zu treffen.
Zum Training: Von sechs bis sieben Uhr morgens mache ich Krafttraining, dann folgt ein langer Arbeitstag. Wenn ich abends nach Hause komme, mache ich mein HIIT (Hochintensives Intervalltraining). Ein- oder zweimal pro Woche laufe ich zehn Kilometer, zwei-, dreimal die Woche trainiere ich in der Kletterhalle. Und am Wochenende gehe ich immer wandern.
Wie finanzierst du die Expedition?
Ich bin ein Minimalist. Ich lebe bei meiner Familie, deshalb gebe ich wirklich nicht viel von dem aus, was ich verdiene. Ich investiere alles in die Berge und für Reisen. Der Everest ist auch eine Art Start-Event für meine neue Firma „Yalla Cleaning“ (ein Online-Portal für die Reinigungsbranche). Ein Teil meiner Initiative ist es, dazu beizutragen, den Everest sauberer zu machen. Deshalb stehe ich aktuell mit den Nepalesen in Verbindung, um zu klären, wie ich dabei helfen kann, ein System zu entwickeln, um den Müll vom Berg zu bringen.
Mit welchen Erwartungen gehst du an den Everest?
Ich denke, jeder, der sich an einem Berg versucht, hat auch das Ziel, den Gipfel zu erreichen. Am Everest will ich definitiv ganz oben stehen, bin mir aber durchaus bewusst, dass die Dinge ganz anders laufen können, als ich erwarte. Es ist bereits schön, dass ich überhaupt die Chance habe, rund 50 Tage auf diesem Berg zu verbringen und meine Erfahrungen zu sammeln. Aber das Sahnehäubchen wäre natürlich, mit einem Gipfelerfolg heimzukehren. Ich habe nicht allzu viele Erwartungen – außer Kälte, Aluminiumleitern, Khumbu-Eisfall, Gletscherspalten und dem epischen Basislagerleben!
Eine Frau als Bergsteigerin – davon gibt es nicht viele in der von Männern dominierten arabischen Welt. Welche Widerstände musstest du überwinden?
Ich weise ständig darauf hin, dass sich die arabische Welt in einer Übergangsphase befindet. Es ist wahr, dass sie von Männern dominiert wird, aber Frauen steigen allmählich in allen Bereichen auf. Sie erreichen, was früher für unmöglich gehalten wurde, ob im Fitnessbereich, im Geschäftsleben, der Kultur, der Musik oder in der Unterhaltungsbranche.
Als ich mit dem Bergsteigen begann, war es für mich schwierig, meine Familie davon zu überzeugen, alleine unterwegs zu sein, möglicherweise auch von der Außenwelt abgeschlossen, sodass sie eine Weile nichts von mir hören. Es war hart für sie, dies zu akzeptieren, aber letztlich gelang es mir, sie zu überzeugen. Ansonsten habe ich wirklich nicht viele Schwierigkeiten überwinden müssen, um meine Leidenschaft ausleben zu können.
Was die Gesellschaft anbelangt, erfahre ich normalerweise viel Respekt sowohl von Männern als auch von Frauen. Wie in jeder anderen Ecke der Welt, gibt es auch hier Leute, die denken, dass ich verrückt bin und vor einer komplizierten Zukunft stehe. Ich mache mir nicht wirklich die Mühe, es zu erklären. Ich klettere einfach mehr und beweise so, dass sie sich irren. Am Ende des Tages dreht sich doch alles um Taten.
Wie reagieren arabische Männer auf deine Bergerfolge? Wie arabische Frauen?
Sowohl arabische Männer als auch Frauen reagieren auf eine sehr schöne Weise. Es macht mich so glücklich zu hören: „Wir sind stolz auf dich.“ Einige Männer fordern mich auch heraus, um zu beweisen, dass sie mir in puncto Fitness überlegen sind. Aus Spaß mache ich mit. Aber es spielt keine Rolle, ob ich dabei gewinne oder verliere. Wichtig ist, dass meine Botschaft durchdringt: Frauen sind starke Geschöpfe mit einer hohen Schmerzgrenze.
Gibt es auch eine Botschaft, die du arabischen Frauen mit auf den Weg geben willst, indem du auf den Everest steigst?
Ja. Mit meiner Everest-Besteigung möchte ich zeigen, dass eine arabische Frau in der Lage ist, alle Arten von Einschränkungen zu bekämpfen, die ihr die Gesellschaft auferlegt. Sie kann sich ihre Freiheit nur durch Taten verdienen. Wenn sie etwas will, muss sie wirklich hart arbeiten, um es zu bekommen! Stark zu sein, bedeutet nicht, nicht feminin genug zu sein. Stark zu sein, ist viel attraktiver als „weich“ zu sein.
Arabische Frauen befinden sich immer noch in der Phase, in der sie ihre Unabhängigkeit erlangen und Dinge selbst in Angriff nehmen. Die meisten Frauen empfinden es noch immer als schwer, auf eigenen Füßen zu stehen. Wenn ich also den Everest besteigen kann und nur von mir selbst abhängig bin, signalisiert es ihnen, dass auch sie alles schaffen können. Alles, was man dazu braucht, ist Mut und harte Arbeit.
Ich möchte, dass arabische Frauen wissen, dass sie schön sind, dass sie stark sind und dass sie die Welt erobern können. Aber nur mit der richtigen Einstellung.
P.S. Die erste arabische Frau auf dem Everest war übrigens die Palästinenserin Suzanne Al Houby, die im Frühjahr 2011 den höchsten Punkt auf 8850 Metern erreichte.
]]>Schlechtes Wetter zwingt die Bergsteiger der Winterexpeditionen an den Achttausendern K 2 und Nanga Parbat in Pakistan und am Manaslu in Nepal zur Untätigkeit. Das von Vassiliy Pivtsov angeführte Team aus Kasachstan, Russland und Kirgisien kehrte gestern ins K2-Basislager zurück, nachdem die sieben Bergsteiger nach eigenen Angaben auf der Route über den Abruzzi-Sporn bis auf eine Höhe von 6300 Metern Fixseile gelegt hatten. Die Mannschaft des Spaniers Alex Txikon stieg noch nicht auf, sondern baute im Basislager drei Iglus, in denen insgesamt zehn bis 14 Personen schlafen können. Alex war nach seiner ersten Iglu-Nacht begeistert.
„Beste Nacht meiner acht Winterexpeditionen“
„Im Esszelt hatten wir Temperaturen von minus 13 Grad Celsius, im Zelt minus 26 Grad, im Iglu aber schliefen wir bei minus fünf Grad“, berichtete der 37-Jährige. „Ich muss sagen, es war die beste Nacht meiner acht Winterexpeditionen. Wenn du vom Esszelt zum Iglu gehst, frieren alle deine Muskeln ein, deine Hände versteifen sich und der Wind weht dir ins Gesicht. Betrittst du jedoch das Iglu, kehrt Stille ein, das Rauschen des Windes verschwindet.“ Das Team erwägt, auch im vorgeschobenen Basislager Iglus zu bauen.
Noch länger Schneefall am Nanga Parbat
Am K 2, dem zweithöchsten Berg der Erde, ist noch mindestens bis Mittwochvormittag Ortszeit Schneefall vorhergesagt, am Nanga Parbat möglicherweise sogar bis zum Wochenende. Dort waren der Italiener Daniele Nardi und der Brite Tom Ballard in der vergangenen Woche bei ihrem Versuch, erstmals die so genannte „Mummery-Rippe“, einen markanten Felssporn in der Diamirwand, komplett zu durchklettern, bis auf eine Höhe von 6200 Metern gelangt. „Was habt ihr erwartet? Es ist Winter am neunthöchsten Berg der Erde. Das ist kein Picknick“, schrieb Tom auf Facebook.
Spalte stoppt Moro und Pemba
Auch am Achttausender Manaslu in Nepal kein anderes Bild: „Schnee, Schnee, Schnee …“, schreibt Simone Moro heute aus dem Basislager. „Hoffentlich hört es bald auf, aber nach der Wettervorhersage von Karl Gabl wird es noch bis zum 29. schneien.“ Am Sonntag hatte der 51 Jahre alte Italiener wissen lassen, dass er und sein nepalesischer Kletterpartner Pemba Gyalje Sherpa wegen des schlechten Wetters gezwungen seien, sich auszuruhen und über einen neuen Plan nachzudenken: „Vielleicht gibt es ja einen Weg, die Probleme zu umgehen, denen wir heute begegnet sind.“ Die beiden waren hinauf auf 6400 Meter geklettert, dann aber von einer Spalte gestoppt worden, die, so Simone, „nur mit Leitern (die wir nicht haben und auch unter keinen Umständen benutzen würden) überwunden werden kann.“
]]>Längst ist der Mount Everest auch ein Event-Schauplatz. So verlegte die Regierung Nepals schon 2009 medienwirksam eine Kabinettssitzung ins Basislager zu Füßen des Mount Everest. Ebendort gab der britische DJ Paul Oakenfold 2017 ein Benefiz-Konzert. Im vergangenen Jahr organisierte ein britischer Sternekoch auf der tibetischen Nordseite des Everest die „höchste Dinnerparty der Welt“: Am Nordsattel auf rund 7000 Meter Höhe wurde edel diniert, mit weißer Tischdecke, Kerzenständer und Schampus. Und es geht weiter: Im nächsten Frühjahr soll am Everest das höchste Rugbyspiel aller Zeiten ausgetragen werden.
Zwei Guinness-Buch-Einträge?
Die ehemaligen und aktuellen britischen Rugbystars Lee Mears, Ollie Phillips, Shane Williams und Tamara Taylor wollen mit 20 Mitstreitern für gleich zwei Einträge ins Guinness-Buch der Rekorde sorgen: das höchste Full Contact Rugby-Spiel und die höchste Touch-Rugby-Partie zwischen gemischten Teams aus Frauen und Männern. Touch Rugby ist die Variante der Sportart ohne harten Körperkontakt, um das Verletzungsrisiko gering zu halten. Gespielt werden soll nahe dem vorgeschobenen Basislager (ABC), auf einem rund 6500 Meter hoch gelegenen Schneeplateau zwischen dem 7045 Meter hohen Lhakpa Ri und dem Everest. Die Organisatoren suchen noch einige Spieler und Spielerinnen.
Hilfe für behinderte und benachteiligte Kinder
Wichtiger als die Rekorde: Mit der Aktion soll Geld in die Kassen der Hilfsorganisation „Wooden Spoon“ gespült werden, die behinderte und benachteiligte Kinder in Großbritannien und Irland unterstützt. Mears und Phillips waren bereits 2015 bei der „Arctic Rugby Challenge“ mit von der Partie. Damals hatte ein Team am magnetischen Nordpol Rugby gespielt, um Spenden für „Wooden Spoon“ zu sammeln.
]]>US-Präsident Donald Trump hat mit seinem Shutdown, der Stilllegung der Bundesverwaltung, auch Jost Kobusch ausgebremst. Der deutsche Bergsteiger stand im Ort Talkeetna in Alaska plötzlich vor einer verschlossenen Tür. Das Büro der Ranger sei geschlossen, „weil die Finanzierung des Regierungshaushalts aussteht“, las Jost auf einem Schild hinter der Glasscheibe. Per Email informierte die Denali-Nationalparkverwaltung den 26-Jährigen außerdem darüber, dass er wegen des Shutdowns wohl vorerst keine Nachricht mehr erhalten werde. „Schau einfach die Nachrichten“, lautete die Empfehlung.
„Regierungsscheiß“
Kobusch hatte sich vorgenommen, in diesem Winter den 6190 Meter hohen Denali im Alleingang zu besteigen, den höchsten Berg Nordamerikas. Alle Formalitäten hatte er erledigt – bis auf den Besuch in der Ranger-Station in Talkeetna. Anderthalb Jahre Vorbereitung für die Katz. „Es hat schon etwas von einem sehr großen Fehlschlag“, sagte Jost im kanadischen Fernsehsender KTVA (s. Video unten). „Es ist eine Sache, wenn du dich bei starkem Wind auf einem Berg befindest und gezwungen bist, im Sturm umzudrehen. Aber es ist eine ganz andere Sache, wenn dich so ein Regierungsscheiß zur Umkehr zwingt.“ Um nicht mit ganz leeren Händen nach Deutschland heimreisen zu müssen, wollte Kobusch wenigstens den 3773 Meter hohen Berg Kahiltna Queen besteigen. Doch auch daraus wurde nichts, die Lawinengefahr war zu groß. „Im nächsten Jahr komme ich wieder“, kündigte Jost an.
2015 war Kobusch auf einen Schlag weltweit bekannt geworden. Der junge Deutsche hatte ein Video der Riesenlawine gedreht, die – ausgelöst durch das verheerende Erdbeben am 25. April 2015 – das Basislager auf der nepalesischen Seite des Mount Everest verwüstet hatte. 19 Menschen waren damals zu Füßen des Everest ums Leben gekommen. Im Frühjahr 2016 bestieg Kobusch mit der Annapurna seinen ersten Achttausender – ohne Flaschensauerstoff. Im Herbst 2017 gelang ihm im Alleingang die Erstbesteigung des 7296 Meter hohen Nangpai Gosum II im Osten Nepals. Im vergangenen Herbst eröffnete Jost nach eigenen Angaben solo eine neue Route auf die 4884 Meter hohen Carstensz-Pyramide, den höchsten Berg Ozeaniens. Der Denali sollte sein nächster Alleingang an einem der „Seven Summits“, der höchsten Gipfel aller Kontinente, werden. Doch Bergsteiger sind Trump so was von schnuppe. Aber wer eigentlich nicht?
]]>Während die Winter-Expeditionsteams an den Achttausendern K 2 und Manaslu gerade erst ihre Basislager bezogen haben, sind der Italiener Daniele Nardi und seine drei Mitstreiter am Nanga Parbat schon deutlich weiter. Daniele stieg heute mit dem Briten Tom Ballard und den beiden pakistanischen Bergsteigern Rahmat Ullah Baig und Karim Hayat erneut nach Lager 3 auf 5700 Metern auf, direkt unterhalb der Mummery-Rippe. Vor fünf Tagen hatten die vier Bergsteiger dort ein Zelt deponiert und waren dann wieder ins Basislager abgestiegen.
Zweiter Anlauf
Tom und Karim hätten gespurt, Daniele und Rahmat seien mit dem schweren Gepäck gefolgt, ließ Nardis Team heute auf Facebook wissen. „Es war heute wirklich schwer, von Lager 1 nach Lager 3 zu gelangen, mit einem 30 Kilogramm schweren Rucksack auf den Schultern und dem Wind, der uns nicht gerade half“, gab Daniele per Funk durch. „Als wir das Zelt erreichten, fanden wir es tief im Schnee vor. Wir arbeiteten hart daran, alles wieder in Ordnung zu bringen.“
Nardi und Co. wollen die Mummery-Rippe erstmals vollständig durchklettern. Der britische Pionier Albert Frederick Mummery hatte 1895 über den markanten Felssporn in der Diamir-Wand den ersten ernsthaften Besteigungsversuch überhaupt an einem Achttausender gewagt. Mit dem Gurkha Ragobir war er bis auf eine Höhe von 6100 Metern gelangt. Nardi versucht sich bereits zum zweiten Mal an dieser Route: Im Winter 2013 kletterte er mit der Französin Elisabeth Revol bis auf eine Höhe von rund 6400 Metern.
K2-Basislager erreicht
Derweil haben die sieben Bergsteiger der K2-Winterexpedition aus Russland, Kasachstan und Kirgisien ihr Basislager auf rund 5200 Meter Höhe zu Füßen des zweithöchsten Bergs der Erde aufgeschlagen. Nachdem sie dort gestern eingetroffen waren, machten sich vier Teammitglieder auf den Weg Richtung vorgeschobenes Basislager, konnten den dafür vorgesehenen Platz wegen schlechten Wetters noch nicht erreichen.
Mit den beiden Polen Marek Klonowski und Pawel Dunaj haben heute auch die ersten beiden Bergsteiger aus dem Team des Spaniers Alex Txikon das Basislager erreicht. Das Gros der Teilnehmer, inklusive Txikon, wird am Mittwoch dort erwartet. Mit Waldemar Kowalewski wird in einigen Tagen ein dritter polnischer Bergsteiger zum Team stoßen. Der 45-Jährige hat bisher drei Achttausender bestiegen: 2014 den Mount Everest, 2017 den Lhotse und den Broad Peak. Am Manaslu erreichte er 2016 laut der Chronik „Himalayan Database“ den Vorgipfel auf 8125 Metern.
Moro und Pemba Sherpa im Manaslu-Basislager
Der Italiener Simone Moro und der Nepalese Pemba Gyalje Sherpa haben ihr Basislager am Achttausender Manaslu im Westen Nepals bezogen. Nachdem sie zuvor den Sechstausender Mera Peak im Khumbu-Gebiet bestiegen hatten, um sich zu akklimatisieren, ließen sie sich gestern mit dem Hubschrauber von Kathmandu aus direkt ins Basislager auf 4800 Metern fliegen. „Wegen des Schnees können die Träger nicht hierhin gelangen”, schrieb Simone am Montag auf Facebook. „Die Wetterbedingungen sind gut, definitiv besser als 2015. Natürlich ist es ein bisschen kalt, heute minus 25 Grad Celsius. Möge das Abenteuer beginnen!“ 2015 war der 51-Jährige mit der Südtirolerin Tamara Lunger am Manaslu an den gewaltigen Schneemassen jenes Winters gescheitert.
Update 16. Januar: Daniele Nardi und Tom Ballard kletterten an der Mummery-Rippe bis auf eine Höhe von 6200 Metern und deponierten dort Material. Alex Txikon und Co. haben das K2-Basislager erreicht.
]]>Der Mount Everest nahm ihnen die Ehemänner. Und die Väter ihrer Kinder. Dennoch wollen Nima Doma Sherpa und Furdiki Sherpa in diesem Frühjahr den höchsten Berg der Erde besteigen. „Wir machen unsere Expedition aus Respekt vor unseren verstorbenen Ehemännern, weil auch sie Bergsteiger waren“, antwortet mir Nima Doma auf meine Frage nach dem Sinn und Zweck ihres Projekts. „Wir wollen alle Witwen motivieren.“ Der Everest hat einige alleinerziehende Mütter zurückgelassen. Allein in den vergangenen 20 Jahren starben dort laut der Bergsteiger-Chronik „Himalayan Database“ 37 Sherpas. Furdikis Mann, Mingma Sherpa, gehörte zu den so genannten „Icefall Doctors“, die alljährlich die Route durch den Khumbu-Eisbruch einrichten und sichern. Der 44-Jährige kam am 7. April 2013 bei einem Sturz in eine Gletscherspalte ums Leben. Nima Doma Sherpas Mann, Tshering Wangchu Sherpa, war ein Jahr später, am 18. April 2014, eines der 16 nepalesischen Opfer des schweren Lawinenunglücks im Eisbruch.
Umzug nach Kathmandu
Als das Everest-Schicksal zuschlug, arbeiteten die beiden Sherpanis jeweils in den kleinen Teehäusern ihrer Familien: Furdiki in Dingboche, einem kleinen, auf 4340 Meter Höhe gelegenen Dorf im Everest-Gebiet, Nima Doma in Khumjung, weiter talabwärts auf 3780 Metern. Ihre Einkünfte waren zu gering, um auf Dauer ihre Kinder über die Runden zu bringen. Beide zogen nach Kathmandu und verdingten sich als Trägerinnen und später Führerinnen von Trekkinggruppen. Furdiki wollte ihren Kindern größere Zukunftschancen eröffnen, als sie selbst finanzieren konnte. Die heute 42-Jährige fand in den USA Adoptiveltern für ihre drei Töchter, die inzwischen 14, 17 und 20 Jahre alt sind. Nima Doma hat einen zehnjährigen Sohn und eine achtjährige Tochter. Wenn die 34-Jährige als Trekkingguide unterwegs ist, passt ihre Mutter in Kathmandu auf die Kinder auf.
Zwei Sechstausender bestiegen
Um sich auf ihre „Two Widow Expedition“ (Zwei-Witwen-Expedition) vorzubereiten, haben Nima Doma und Furdiki nach eigenen Angaben mehrere Kurse des nepalesischen Bergsteiger-Verbands NMA besucht. Im vergangenen November bestiegen sie den 6584 Meter hohen Chulu East in der Annapurna-Region und den 6189 Meter hohen Island Peak im Everest-Gebiet, zwei beliebte Trekkingberge. Reicht das als Erfahrung für den Everest? Ich habe die Sherpanis gefragt, ob sie nicht fürchten, dass auch ihnen am höchsten Berg der Erde etwas zustoßen könnte und ihre Kinder dann Vollwaisen wären. „Wir haben keine Angst vor den Bergen, weil wir glauben, dass wir uns die nötigen Grundtechniken aneignen können. Außerdem begleiten uns die guten Wünsche aller Menschen, die uns und unsere Geschichte kennen“, antwortet Nima Doma Sherpa. „Jede Mutter liebt ihre Kinder, das tun wir auch. Aber nach dem Tod unserer Ehemänner lag plötzlich alle Verantwortung auf unseren Schultern. Wir wollen unseren Kindern zeigen, dass wir unabhängig sein können. Das wird auch sie motivieren und stolz machen.“
P.S. Nima Doma und Furdiki haben das Geld für ihre Everest-Expedition noch nicht zusammen. Am 19. Oktober veranstalten sie in einem Hotel in Kathmandu eine Dinnerparty, bei der Spenden gesammelt werden. Wer die beiden Sherpani unterstützen will, kann ihnen auch online Geld zukommen lassen. Hier ist der Link zu ihrer Crowdfunding-Aktion.
]]>Mehrere Winterexpeditionen im Himalaya und Karakorum sind in den ersten Tagen des Jahres angerollt. In Lhukla in Nepal trafen sich zwei der drei Wintererstbesteiger des Nanga Parbat von 2016, die diesmal unterschiedliche Ziele haben: Der Spanier Alex Txikon will sich am K 2 in Pakistan versuchen, dem letzten in der kalten Jahreszeit noch unbestiegenen Achttausender, den Italiener Simone Moro zieht es erneut zum Manaslu. An dem 8167 Meter hohen Berg im Westen Nepals war der 51-Jährige 2015 mit der Südtirolerin Tamara Lunger an den gewaltigen Schneemassen jenes Winters gescheitert. In diesem Jahr will Moro nach Informationen der in Kathmandu erscheinenden Zeitung „The Himalayan Times“ mit dem Nepalesen Pemba Gyalje Sherpa ohne Flaschensauerstoff über die Normalroute aufsteigen. Um sich zu akklimatisieren, wollten die beiden den 6476 Meter hohen Trekkinggipfel Mera Peak im Khumbu-Gebiet besteigen.
Auch zwei Polen in Txikons K2-Team
Alex Txikon reiste inzwischen mit seinem Sherpa-Team nach Islamabad. Dort trifft er seinen spanischen Kletterpartner Felix Criado und weitere Landsleute aus dem K2-Expeditionsteam – außerdem die Polen Marek Klonowski und Pawel Dunaj. Beide haben mehrmals an Winterexpeditionen zum Nanga Parbat teilgenommen. „Wir werden sicherlich nicht die erste Geige spielen, wenn wir überhaupt Geige spielen“, sagte Pawel in einem Interview des polnischen Radiosenders „RMF 24“. „Aber wir werden versuchen, so viel wie möglich zu helfen.“
Nur noch sieben Bergsteiger in Pivtsovs Mannschaft
Während Txikons Team also anwuchs, schrumpfte die Mannschaft der K 2-Winterexpedition aus Russland, Kirgisien und Kasachstan. Es fehlte an Geld, um – wie ursprünglich geplant – mit elf Bergsteigern den zweithöchsten Berg der Erde (8611 Meter) anzugehen. Nun wird der erfahrene Kasache Vassily Pivtsov, der bereits alle 14 Achttausender bestiegen hat, sechs weitere Kletterer anführen: die Russen Artem Brown, Roman Abildaev und Konstantin Shepelev, die Kasachen Tursunali Aubakirov und Dmitry Muraviov sowie den Kirgisen Mikhail Danichkin. Das Team aus den früheren GUS-Staaten hat sich auf den Weg nach Nordpakistan gemacht.
Nardi und Ballard in Lager 1
Noch im alten Jahr waren der Italiener Daniele Nardi und der Brite Tom Ballard im Basislager zu Füßen des Nanga Parbat eingetroffen. Sie wollen – wie berichtet – zusammen mit den beiden pakistanischen Bergsteigern Rahmat Ullah Baig und Kareem Hayat den 8125 Meter hohen Berg auf neuer Route besteigen – über die bisher noch nicht gemeisterte Mummery-Rippe in der Diamir-Wand. Die Bergsteiger stiegen bereits zu Lager 1 auf 4700 Metern auf.
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Nur die Ehepartner wussten Bescheid. Die drei Österreicher Edi Koblmüller, Alois Furtner und Gerhard Haberl sowie die beiden Deutschen Herbert Spousta und Peter von Gizycki hatten strengste Geheimhaltung vereinbart. Schließlich war der Achttausender Cho Oyu 1978 in Nepal nicht für Bergsteiger freigegeben. Also tarnten sich die fünf Bergsteiger als Trekkingtouristen und wanderten nach Gokyo. Ihr eigentliches Ziel lag einige Kilometer dahinter: die rund 3000 Meter hohe Südostwand des 8188 Meter hohen Cho Oyu. „Ich war besessen von dieser Idee“, schreibt mir Alois Furtner, der mit Koblmüller am 27. Oktober 1978 den Gipfel erreichte. Die anderen waren rund 200 Meter unterhalb des Gipfels umgekehrt. „Freunde von uns nannten es später ein ‚Jahrhundertabenteuer‘. Heute weiß ich, dass es ein sehr mutiges Unterfangen war“, erinnert sich der inzwischen 70-jährige Furtner. „Ich war damals so entschlossen und fokussiert, dass es geschehen musste. So wie eine schwangere Frau ihr Kind zur Welt bringen muss, so ähnlich musste ich dieses Vorhaben verwirklichen und ausleben. Und es ist mir gelungen.“
In Schneehöhlen übernachten
Ein Bild des oberen Wandabschnitts in einem Buch Reinhold Messners hatte das Quintett inspiriert. Mehr Informationen hatten die Bergsteiger nicht. Zunächst schleppten sie rund 250 Kilogramm Ausrüstung von Gokyo aus zum Basislager auf 5100 Metern. Koblmüller, Furtner und von Gizycki machten einen Vorstoß bis auf eine Höhe von 6700 Metern am Fuße der Gipfelwand. Dort deponierten sie ein Zelt mit Ausrüstung und stiegen wieder ab. Am 22. Oktober starteten die fünf Bergsteiger zu ihrem Gipfelversuch. Sie seien im „lupenreinen Alpinstil“ unterwegs gewesen, erzählt Furtner. „Wir hatten keine Sherpas am Berg, keinen Nachschub, keine Sauerstoffgeräte, keine Kommunikation mit der Außenwelt, wir waren völlig auf uns allein gestellt. Es war auch kein Arzt dabei. Wir durften keine Fehler machen“, sagt Alois. „Verpflegung, Benzin, Fixseile waren auf das Minimum reduziert. Zelte haben wir nur im unteren Wandteil verwendet. In der Gipfelwand haben wir uns Schneehöhlen ausgegraben, um Gewicht zu sparen.“
Wie Brockengespenster
Die Gipfelwand forderte den Bergsteigern alles ab. Ihre Route führte über einen teilweise bis zu 70 Grad steilen Eispfeiler in der Mitte der Wand. Am Morgen des Gipfeltags zeigte das Thermometer minus 40 Grad Celsius. Haberl zog sich Erfrierungen an den Fingerspitzen zu, die ihn letztlich den Gipfel kosteten. Furtner und Koblmüller erreichten kurz vor Sonnenuntergang den höchsten Punkt. „Wir wussten beide, dass wir etwas Großartiges geschafft haben“, erinnert sich Alois. „Ich trug vier Türkissteine am Hals. Einen davon habe ich der ‚Göttin des Türkis‘ (das ist die Übersetzung von Cho Oyu) am Gipfel in den Schnee gedrückt als Dank für das gute Gelingen. An eines kann ich mich noch erinnern – es war mythisch: Die untergehende Sonne hat unsere Schatten vergrößert an die Nebelwand in Richtung Everest geworfen, es war wie Brockengespenster.“
Fünf Jahre Einreiseverbot
Der Abstieg geriet zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Auf 6600 Metern wurden die fünf Bergsteiger eingeschneit. Zwei Nächte und einen kompletten Tag drängten sie sich in einem Zelt zusammen, die Lebensmittel wurden knapp. Durch teilweise brusthohen Schnee wühlte sich das Quintett talwärts und erreichte schließlich am 1. November, zehn Tage nach dem Aufbruch zum Gipfelvorstoß, das Basislager. Einen Tag später waren sie wieder zurück in Gokyo. Weil sie den Cho Oyu ohne Permit bestiegen hatten, bestraften die nepalesischen Behörden die Bergsteiger mit einem fünfjährigen Einreiseverbot. „Damals ist unsere Besteigung völlig untergegangen“, berichtet Furtner. „Im selben Jahr haben Messner und Habeler den Everest ohne Sauerstoffgeräte bestiegen – das war die Weltsensation.“
„Abenteuer meines Lebens“
Bis heute wurde die Route durch die Südostwand des Cho Oyu, die Furtner und Koblmüller (der 2015 in Georgien in einem Schneesturm erfror) bis zum höchsten Punkt vollendet hatten, nicht wiederholt. Das sagt eigentlich alles über ihren Schwierigkeitsgrad. „Rückblickend bin ich noch immer tief bewegt, wie wir damals die Wand durchstiegen haben. Es gab auf dem Weg zum Gipfel so viele Hindernisse und auch auf dem Weg zurück. Und doch sind wir alle relativ unbeschadet im Basislager angekommen“, sagt Alois Furtner. „Es war das Abenteuer meines Lebens, und das Gipfelfoto war das Foto meines Lebens.“
Was heute aus dem Himalaya-Bergsteigen geworden ist, sieht der Cho-Oyu-Pionier kritisch. „Aus Gokyo wird ein Zermatt im Himalaya, die Gipfel werden in Hundertschaften bestiegen und live übertragen. Ich lehne mich gelassen zurück und denke mit einem Wohlgefühl an unsere glückliche Besteigung“, sagt Alois. „Auch freut es mich sehr, dass Reinhold Messner in seinem Cho-Oyu-Buch unsere Besteigung als ‚Meilenstein in der Durchsteigung großer Himalaya-Wände‘ einstuft. Dieses Kompliment nehme ich dankend an.“
P.S.: Ja, ja, ich weiß, der Jahrestag liegt schon zwei Monate zurück – aber vor 40 Jahren stimmt immer noch.
]]>Still crazy after all these years. Dieser Titel eines Songs von Paul Simon könnte auch über dem Leben vieler Bergsteiger und Kletterer stehen – wenn sie denn ihre tollkühnen Abenteuer bis ins hohe Alter überlebt haben. Ein bisschen verrückt sein – und ich meine das durchaus positiv – gehört einfach dazu, auch bei Alexander Huber. Der jüngere der beiden „Huberbuam“ feiert an diesem Sonntag seinen 50. Geburtstag.
Die Liste seiner Erfolge als Kletterer und Bergsteiger ist lang. So eröffnete Alexander mehrere Felskletterrouten im elften Grad, durchstieg (mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Thomas, Toni Gutsch und dem US-Amerikaner Conrad Anker) 1997 erstmals die Westwand des 7108 Meter hohen Latok I im Karakorum, stand ein Jahr später ohne Flaschensauerstoff auf dem Achttausender Cho Oyu oder bewältigte free solo – also im Alleingang und ohne Seilsicherung – schwierige Alpenrouten wie die „Hasse-Brandler-Diretissima“ durch die Nordwand der Großen Zinne (2002) oder die „Schweizerführe“ am 3838 Meter hohen Grand Capucin im Montblanc-Gebiet (2008). Im vergangenen Sommer eröffnete Huber mit seinem deutschen Kletterpartner Fabian Buhl am 6166 Meter hohen Choktoi Ri im Karakorum eine 2200 Meter lange neue Route über den Südpfeiler (s. Video unten).
Alexander lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern auf einem Bauernhof nahe Berchtesgaden. Ich habe ihn – einige Tage vor seinem Geburtstag – angerufen.
Alexander, du knackst die 50er Marke, ist das für dich ein Tag wie jeder andere?
Es ist sicher nicht ein Tag wie jeder andere, weil mir sehr wohl bewusst ist, dass wieder ein Jahrzehnt vergangen ist. Aber es wird für mich kein besonderer Geburtstag sein, das Gefühl kenne ich ja schon von meinen anderen runden Geburtstagen.
Wenn du dich selbst heute mit dem Alexander vergleichst, der 25 Jahre alt war – erkennst du dich dann noch wieder?
Ich erkenne mich noch absolut, wie ich damals war. Man geht seinen Weg im Leben. Es gibt vieles, das sich verändert, manches bleibt gleich. Ich wäre vielleicht noch mal gerne 25, aber mein Realitätssinn sagt mir, dass es so eben nicht kommen wird. Und es ist ja auch nicht so, dass mit 25 alles besser war. Es gibt auch Dinge, die mit 50 besser sind.
Haben sich für dich die Prioritäten verschoben?
Die Prioritäten verschieben sich ständig. Das ist ein ganz normaler Prozess im Leben. Es wäre auch ein Wunder, wenn es nicht so wäre.
Bist du vorsichtiger geworden?
Ja, in dem Sinne, dass ich nicht mehr die wilden Aktionen wie mit 25 oder 35 mache. Das hat auch viel mit meinem Realitätssinn zu tun. Ich weiß, dass ich die Sachen damals auf einem Niveau durchgezogen habe, das ich heute nicht mehr habe. Das heißt, ich kann die Dinge sowieso nicht mehr toppen, die ich schon realisiert habe. Und von daher lasse ich es einfach ruhiger angehen und mache die Dinge, die für mich möglich sind.
Im vergangenen Sommer hast du mit Fabian Buhl am Sechstausender Choktoi Ri eine neue Route über den Südpfeiler eröffnet. Wie gut hat dir der Erfolg getan – nach einigen gescheiterten Expeditionen im Karakorum?
So ein Erfolg tut immer gut. Es macht Spaß, wenn man auch den Gipfel erreicht. Das ist ja der Grund, warum man überhaupt aufbricht. Aber es ist ganz normal im Leben eines Bergsteigers, dass es auch immer wieder Aktionen gibt, die nicht zum Ziel führen. Ich habe ja gerade bei größeren Expeditionen eine Erfolgsquote, die deutlich unter 50 Prozent liegt. Wenn man damit nicht zurechtkommt, hat man an diesen Bergen mit ambitionierten Zielen auch nichts zu suchen. Wenn irgendjemand von sich behauptet, er sei „Mister 100 Percent Success“, kann ich nur sagen: Na ja, dann hat er es auch nie wirklich probiert, an die Grenze zu gehen. Ich ziehe es eher vor, immer wieder meine Grenzen auszuloten und auch hin und wieder einen Rückschlag einstecken zu müssen, anstatt Dinge zu versuchen, die letztendlich leicht zu holen sind.
Aber am Choktoi Ri ist es für euch richtig rund gelaufen.
Ja, obwohl wir von den meteorologischen Bedingungen her eine schwierige Saison hatten. Man merkt auch im Karakorum, dass die Klimaerwärmung zuschlägt. Es gab in diesem Jahr ziemlich viel schlechtes Wetter. Aber wir haben taktisch extrem gut agiert, sodass am Ende der Erfolg herausgekommen ist. Nur eine taktische Fehlentscheidung hätte dazu geführt, dass wir es nicht geschafft hätten. Wir haben es gut gemacht, aber auch das nötige Quäntchen Glück gehabt.
Fabian ist 28 Jahre alt, also über 20 Jahre alte jünger als du. Warst du schon ein bisschen in der Rolle des Mentors, der seine Erfahrung weitergibt?
Klar, das ist die Rolle, die man dann automatisch einnimmt. Ich bin natürlich ein Mentor Fabians. Aber letztendlich habe ich für meine Idee einen kompetenten Kletterpartner gesucht. Eine von Fabians Stärken ist, dass er unglaublich motiviert ist, einen unglaublichen Spaß am Bergsteigen hat und sich für nichts zu schade ist, jede Anstrengung wirklich mit Freude angeht. Genau so einen Partner brauchst du am Berg. Nur so kann es funktionieren.
War es für dich vielleicht auch ein Modell für die nächsten Jahre, nur zu zweit unterwegs zu sein?
Das habe ich früher auch schon mal gemacht, es ist also kein neues Modell für mich. Prinzipiell bin ich lieber in einem möglichst kleinen Team unterwegs. Aber es hängt auch vom Ziel ab. Einen Latok II zum Beispiel zu zweit anzugehen, wäre schon fast an der Gefahr des Bergs vorbeigedacht. Wenn irgendetwas passiert, ist man zu zweit nur noch mit einer minimalen Sicherheitsreserve ausgestattet.
Gibt es einen Höhepunkt in deiner Kletterer- und Bergsteigerkarriere, der hervorsticht, an den du dich besonders gerne erinnerst?
Ich freue mich darüber, dass ich in ganz verschiedenen Bereichen meine Highlights setzen konnte und mir dadurch den Alpinismus auch stets lebendig gehalten habe und interessant. Angefangen hat es bei mir ja im Spitzenbereich mit dem alpinen Sportklettern. Heute kann ich mir nicht vorstellen, noch einmal mit der gleichen Begeisterung Sportkletterer zu sein, da wäre es mir wahrscheinlich viel zu langweilig geworden. Aber wenn man sich anschaut, was im Alpinismus alles geht – sei es in der Antarktis, in Patagonien, im Yosemite Valley, in den Dolomiten, beim Speedklettern, Free-Solo-Klettern, auf schwierigen alpinen Routen, bei Expeditionen, Achttausender, Sportklettern im elften Grad – dann kann man nur sagen: Geil, so einen Sport zu haben, der auch nach dreißig Jahren im Spitzenbereich interessant sein kann.
Schauen wir nach vorn, welche Ziele setzt du dir noch als Bergsteiger und Kletterer?
Ich setze mir nur mittelfristig Ziele. Langfristig kann ich nur sagen: Ich will mit dem, was ich mache, glücklich sein. Aber was genau das sein wird? Keine Ahnung. Es ergibt sich. Ich habe ja das Glück, fast verletzungsfrei durch mein Bergsteigen gekommen zu sein. Ich bin immer noch gesund, mir tut nichts weh, und deswegen gehe ich weiter in die Berge. Aber das kann natürlich von einem auf den anderen Tag ganz anders ausschauen.
Gibt es schon ein konkretes Projekt für 2019?
Das einzige, das ich sicher weiß, ist, dass ich nicht auf Expedition fahre. Ich will noch diverse Routen hier zu Hause in den Alpen klettern. Aber das konkrete Projekt für 2019 ist nicht, in den Himalaya oder ins Karakorum zu reisen.
Und wie wirst du deinen Geburtstag verbringen?
Wie jedes Jahr. Ich feiere ihn mit meinen Freunden.
]]>„Die Moral schwindet, das ist doch klar“, sagt mir Dominik Müller, Chef des deutschen Expeditionsveranstalters Amical alpin, als ich mit ihm über die Situation im Mount-Vinson-Basislager spreche. Wie berichtet, sitzen dort seit nun schon anderthalb Wochen insgesamt 48 Bergsteiger im schlechten Wetter fest, darunter auch ein fünfköpfiges Amical-Team. Die Lebensmittel werden langsam, aber sicher knapp. „Unser Weihnachtsessen war skurril, süßer Kartoffelbrei mit Marmelade und Zimt“, schrieb Jürgen Landmann, einer der deutschen Bergsteiger, am ersten Weihnachtstag auf Facebook. „Wir haben uns aus Schnee eine kleine Kapelle und einen Weihnachtsbaum gebaut. Auch ein Gruppenbild mit allen 48 Bergsteigern hier im Basislager ist entstanden.“
Keine Informationen über Notfallpläne
Immerhin konnte inzwischen wohl wieder eine Iljuschin-Frachtmaschine von Punta Arenas in Südchile zum Union Glacier Camp am Rande der Antarktis fliegen. Das weiterhin schlechte Wetter am Mount Vinson verhindert jedoch, dass im dortigen Basislager Flugzeuge starten und landen können. „Wir essen seit Tagen nur eine warme Mahlzeit am Tag aus Rationen, die seit einem Jahr abgelaufen sind“, schrieb mir Manuel Möller aus dem Amical-Team an Heiligabend. „ALE (Antarctic Logistics & Expeditions – das US-Unternehmen, das die Flüge in und aus der Antarktis organisiert) hat offenbar keinen Plan B. Und die Stimmung hier im Camp wird langsam unruhiger.“ Über die Feiertage dürfte sie kaum besser geworden sein – zumal die Meteorologen auch für die kommenden Tage Schneefall am Mount Vinson voraussagen. Die Hängepartie geht also weiter. „Unser Expeditionsleiter Willi Comploi sagt, wir müssten uns bald etwas überlegen, wenn das Team in den nächsten Tagen nicht herausgeholt werden kann“, sagt Dominik Müller, der nach eigenen Worten mehrfach vergeblich versucht hat, von ALE Informationen zu möglichen Notfallplänen zu erhalten.
O’Brady gelingt Solo-Durchquerung
Derweil hat der US-Abenteurer Colin O’Brady seine Solo-Durchquerung der Antarktis über eine Strecke von fast 1500 Kilometern, ohne Unterstützung von außen, erfolgreich beendet. „Tag 54: Ziellinie!!! Ich habe es geschafft!“, schrieb der 33-Jährige auf Instagram und postete ein Bild, das ihn nach seinen Angaben am Rande des Ross-Eisfeldes zeigte. Vor fast zwei Monaten war O’Brady mit seinem Schlitten vom Union Glacier aus gestartet – zeitgleich mit dem Briten Louis Rudd, der in ein oder zwei Tagen am Ziel erwartet wird. Die erste Solo-Durchquerung der Antarktis ohne Fremdunterstützung war Anfang 1997 dem Norweger Borge Ousland gelungen. Er hatte eine Distanz von 2845 Kilometern (!) zurückgelegt und dabei auch einen Kite-Schirm genutzt, um schneller voranzukommen.
Update 28. Dezember: Aufatmen! Die Bergsteiger, die anderthalb Wochen am Mount Vinson festsaßen, konnten zur Forschungsstation am Union Glacier ausgeflogen werden. „Die Stimmung ist entsprechend fröhlich“, schreibt mir Manuel Möller aus dem Amical alpin-Team.
Update 29. Dezember: Am Freitag hat auch Lou Rudd seine Solo-Durchquerung der Antarktis erfolgreich abgeschlossen.
]]>Weihnachten mit der Familie unter dem Christbaum – daraus wird möglicherweise nichts für rund 40 Bergsteiger in der Antarktis. Seit rund einer Woche sitzen mehrere Teams im Basislager zu Füßen des 4852 Meter hohen Mount Vinson fest, des höchsten Bergs des Kontinents. Schwere Stürme mit Geschwindigkeiten von rund 100 Stundenkilometern und heftiger Schneefall verhindern seit Tagen, dass Flugzeuge dort starten oder landen können. „Wir haben das Essen auf eine warme Mahlzeit am Tag rationiert“, schreibt mir Manuel Möller, mit dem ich 2014 zusammen auf Expedition am 7129 Meter hohen Kokodak Dome war, wo uns die Erstbesteigung gelang. Eigentlich hatte Manuel am 21. Dezember wieder zu Hause sein wollen: „Wir stellen uns inzwischen darauf ein, auch Weihnachten noch hier zu verbringen.“
150 Meter und dem Gipfel umgekehrt
Jürgen Landmann, der wie Manuel zum fünfköpfigen Team des deutschen Expeditionsveranstalter Amical alpin gehört, schreibt auf Facebook von einem möglichen „Mini-Schönwetterfenster“ am 27. Dezember: „Hoffen wir mal, dass wir dann hier wegkommen!“ Nach seinen Worten hatte das Team bei seinem Gipfelversuch 150 Meter unter dem höchsten Punkt umkehren müssen. Eine Teilnehmerin habe sich beim Aufstieg Erfrierungen an Nase und Wange zugezogen, ergänzt Manuel, „es sieht aber schon wieder besser aus.“ Insgesamt habe die Gruppe nur an zwei von zehn Tagen am Berg schönes Wetter gehabt.
Stimmung im Basislager noch ruhig
„Die Saison hier ist komplett crazy“, schreibt Manuel. „Die Ranger meinten, sie hätten noch nie so viel schlechtes Wetter gesehen. Gestern gab es 15 Zentimeter Neuschnee. Normalerweise schneit es hier einen Zentimeter pro Jahr.“ Die Stimmung im Basislager sei trotz der Hängepartie ruhig. Das Essen reiche wohl noch für zwei Wochen, auch Benzin sei noch vorhanden. „Es besteht also keine direkte Gefahr, zu verhungern oder zu verdursten“, beruhigt Manuel. „Trotzdem ist es irgendwie blöd, da nicht absehbar ist, wann sich die Bedingungen verbessern.“ Also Daumen drücken!
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