Ali Sadpara – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Tamara Lunger: „Es war ein Traum“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/tamara-lunger-es-war-ein-traum/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/tamara-lunger-es-war-ein-traum/#comments Mon, 07 Mar 2016 09:38:05 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32049 Tamara Lunger

Tamara Lunger

Es war doppelt knapp. Erst verpasste Tamara Lunger die erste Winterbesteigung des Nanga Parbat denkbar knapp, dann kam die 29 Jahre alte Südtirolerin knapp mit dem Leben davon. Knapp unterhalb des 8125 Meter hohen Gipfels, informierte Tamara entkräftet ihren italienischen Teampartner Simone Moro, dass sie wohl herauf-, aber ohne Hilfe nicht mehr herunterkommen würde. Wenig später drehte sie um. Simone, der Spanier Alex Txikon und der Pakistaner Muhammad Ali (nach seinem Heimatdorf auch „Ali Sadpara“ genannt) erreichten ohne sie den Gipfel. Beim Abstieg verlor Lunger dann kurz vor dem obersten Lager nach einem Sprung über eine Gletscherspalte den Halt. Sie rutschte rund 200 Meter dem Abgrund entgegen, ehe sie mit viel Glück im lockeren Schnee zum Halten kam. Inzwischen ist die Bergsteigerin wieder daheim in Südtirol.

Tamara, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu deiner Leistung. Hast du dich inzwischen von den Strapazen erholt?

Vielen Dank, Stefan. Ich muss sagen, die Strapazen vom „fast-Gipfel“ habe ich schon überstanden, aber die Folgen meines Sturzes noch nicht. Es hat mich, denke ich, recht zusammengehauen, und auch mein Sprunggelenk ist immer noch geschwollen. Das werde ich am Montag gleich abklären, aber da ist sicher was in Fetzen. 🙁

Tamara mit Simone Moro

Tamara mit Simone Moro

Das Wetter am Gipfeltag war perfekt, aber der Weg zum höchsten Punkt lang, je rund 1000 Höhenmeter waren noch im Auf- und Abstieg zu überwinden. Wie groß hast du vor dem Aufbruch aus Lager 4 eure Chance bewertet, den höchsten Punkt zu erreichen?

Ich bin ehrlich, wenn ich sage, dass ich am Vorabend zu Simone gesagt habe: „Das ist ja sehr nahe, das rocken wir gewiss!“ Ich wusste es wirklich mit hundertprozentiger Sicherheit. Und auch wenn es für mich nicht geklappt hat, es war mehr das Pech einer etwas schlechten Tagesverfassung.

Nach den Worten Simones warst du gerade einmal 60, 70 Meter unterhalb des Gipfels. Wie schwer ist dir die Entscheidung gefallen, dort umzukehren?

Überhaupt nicht. Ich musste mich den ganzen Tag übergeben, und der starke Wind hat mir viel Energie geraubt. Als ich an meine Umkehrstelle gelangte und ich Ali mir schon vom Gipfel zuwinken sah, schoss mir auf einmal dieser Satz in meinen Kopf: „Wenn du jetzt auf den Gipfel gehst, dann siehst du deine Leute nicht mehr!“ Ohne darüber nachzudenken, machte ich kehrt und bin ausgestiegen, weil ich wusste, dass ich vom Gipfel bis zum Lager 4 bei jedem Schritt ausrutschen könnte und in den Tod stürzen könnte. Wir hatten nicht mal einen Meter Seil dabei, da wäre eine Hilfe unmöglich gewesen, und auch der Rest vom Team war recht angeschlagen von den Strapazen.

Ali (l.) und Simone (r.) am höchsten Punkt

Ali (l.) und Simone (r.) am höchsten Punkt

Du hast dich bereits am Morgen des Gipfeltags übergeben, bist aber trotzdem aufgebrochen. Hast du gehofft, dass sich die Beschwerden mit der Zeit geben?

Noch davor habe ich gespürt, dass ich muskulär nicht einen guten Tag hatte, aber ich war noch in der Hoffnung, dass sich das legt. Als ich mich das erste Mal übergeben habe, fühlte ich mich nachher fast etwas befreit, aber mit jede Schluck Getränk und jedem Bissen Essen hat sich das wiederholt, und meine Kraft wurde immer weniger. Ich wusste, das würde sich heute nicht mehr ändern.

Glaubst du, dass mangelnde Akklimatisierung die Ursache für deine Beschwerden war?

Könnte sein, immerhin haben Simone und ich zuvor nur eine Nacht auf Lager 2 (ca. 6100m) geschlafen. Es könnte aber auch der ganze Aufstieg an sich gewesen sein. Ich konnte kaum schlafen, da wir zu viert nur zwei Isomatten hatten. Und wir hatten von Lager 3 bis 4 noch Fixseile anzubringen, was uns alle Kraft und Zeit gekostet hat.

Abstieg

Abstieg

Das Bild der verschiedenen Aufstiegswege, das Alex veröffentlicht hat, zeigt, dass du dich kurz unterhalb des Gipfels von Simones und Alex‘ Route entfernt und seitlich gequert hast. Warum?

Ich wollte versuchen, dem Wind auszustellen, vergeblich. Meine Füße waren schon wieder so kalt, und ich wollte die Batterien in meinem Sohlen-Heizsystem austauschen. Ich hatte keine Chance, es war zu kalt, und ich traute mich nicht meine Fäustlinge auszuziehen.

In welchem Zustand hast du am Abend Lager 4 erreicht?

Ich war fertig, hatte Schüttelfrost die ganze Nacht. Die Schrecksekunden bei meinem Sturz haben mir nochmal einiges an Energie und Nerven gekostet.

Erfolgsteam Tamara, Simone, Alex und Ali (v.r.n.l.)

Erfolgsteam Tamara, Simone, Alex und Ali (v.r.n.l.)

Mit welchem Gefühl kehrst du vom Nanga Parbat nach Südtirol zurück, was nimmst du an Erfahrungen mit?

Es war ein Traum. Alles kam so, wie es kommen sollte. In den drei Monaten hat sich wahnsinnig viel getan. Nach der Abreise von Daniele Nardi fühlten wir uns alle frei. Es ist nicht so, dass ich ihn nicht ausstehen kann, im Gegenteil, aber im ganzen Basislager war eine fehlende Harmonie, die einfach nur zum Kotzen war, und das hat mich fertig gemacht. Ich muss frei sein im Kopf, wenn ich so was machen will. Anschließend war das Team perfekt, alle vier gleichwertig, das Wetter gut. Und dann war nur noch Ruhe von uns gefragt. Ich gönne es meinem Team, ich weiß, was wir dafür gegeben haben. Und ich bin auch sehr stolz auf mich, dass ich den Mut hatte, auf meinen Bauch zu hören. Ich sehe es als Geschenk, so etwas in mir zu tragen, und ich werde es hüten und beschützen wie einen Schatz, damit es mir immer und immer wieder den richtigen Weg zeigt, meinen Weg.

Simone hat angekündigt, dass er dem Winterbergsteigen an den Achttausendern adieu sagt. Wie sieht es bei dir aus?

Ich kann dazu noch nichts sagen. 😉

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Ein Stück Bergsteiger-Geschichte am Nanga Parbat https://blogs.dw.com/abenteuersport/ein-stueck-bergsteiger-geschichte/ Sun, 28 Feb 2016 20:10:11 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31993 Erfolgsteam: Alex, Tamara, Simone, Ali (v.l.)

Erfolgsteam: Alex, Tamara, Simone, Ali (v.l.)

Der Nanga Parbat wird bald wieder ungestört Winterschlaf halten können. Nachdem der 8125 Meter hohe Berg in Pakistan in den vergangenen Wintern zunehmend zum Objekt der Begierde von Profibergsteigern aus aller Welt wurde, dürfte nun an dem Achttausender in der kalten Jahreszeit Ruhe einkehren. Ein weiteres der „letzten großen Probleme“ des Bergsteigens ist gelöst, nachdem dem Italiener Simone Moro, dem Spanier Alex Txikon und dem Pakistaner Muhammad Ali am Freitag die erste Winterbesteigung des Nanga Parbat gelungen ist. Ali stieg über felsiges Terrain zum höchsten Punkt, die anderen beiden über eine vereiste Rinne. Die Vierte im Bunde, die Südtirolerin Tamara Lunger, kehrte rund 100 Meter unterhalb des Gipfels um. Auch sie wählte im Gipfelbereich einen anderen Weg als Simone und Alex. Die 29-Jährige war schließlich am Ende ihrer Kräfte, nachdem sie sich schon am Morgen des Gipfeltags hatte übergeben müssen.

Auch der Abstieg ein Kraftakt

Ali (l.) und Alex (r.) auf dem Gipfel

Ali (l.) und Alex (r.) auf dem Gipfel

Der Weg von Lager 4 auf etwa 7100 Metern zum Gipfel sei „sehr hart und lang“ gewesen, sagte Alex Txikon. Das Gipfeltrapez habe sich als „steiler als erwartet“ erwiesen und als „wirklich eisig“. Nach einer weiteren Nacht im letzten Hochlager stiegen die vier Bergsteiger in einem Rutsch bis ins Basislager auf 4300 Metern ab – auch das ein Kraftakt.
Das Viererteam, das sich erst gewissermaßen auf der Zielgeraden zusammengefunden hatte, schrieb Bergsteiger-Geschichte. Insgesamt mehr als 30 Expeditionen hatten sich in den letzten Jahrzehnten am Nanga Parbat im Winter die Zähne ausgebissen. Damit ist nun auch der 13. von 14 Achttausendern in der kalten Jahreszeit bestiegen. Nur der K 2, mit 8611 Metern der zweithöchste Berg der Erde, hat noch eine weiße Winterweste.

Erste große Wintererfolge für Ali und Txikon

Die unterschiedlichen Aufstiegswege

Die unterschiedlichen Aufstiegswege

Der 40-jährige Muhammad Ali, nach seinem Heimatort auch Ali „Sadpara“ genannt, ist der erste Pakistaner, dem eine Winterbesteigung eines Achttausenders gelungen ist. Für den 34 Jahre alten Alex Txikon war der Nanga Parbat bereits Nummer elf in seiner Achttausender-Sammlung und sein erster großer Winter-Erfolg. 2011 und 2012 hatte sich Alex im Winter vergeblich am Gasherbrum I versucht. Beim zweiten Anlauf waren seine Mitstreiter, der Österreicher Gerfried Göschl, der Schweizer Cedric Hählen und der Pakistaner Nisar Hussain während eines Gipfelversuchs spurlos verschwundenIm Winter 2015 hatte Txikon gemeinsam mit Muhammad Ali und dem Italiener Daniele Nardi am Nanga Parbat eine Höhe von 7850 Metern erreicht. Nardi gehörte auch in diesem Winter zum Team, reiste aber – wie berichtet – im Streit ab.

König der Winterbergsteiger

Ali (l.) und Simone (r.) am höchsten Punkt

Ali (l.) und Simone (r.) am höchsten Punkt

Simone Moro ist der König der Winter-Höhenbergsteiger. Der 48-Jährige kann seine bereits vierte Wintererstbesteigung eines Achttausenders feiern. Vor seinem Coup am Nanga Parbat war dem Italiener dieses Kunststück bereits an der Shishapangma (2005), am Makalu (2009) und am Gasherbrum II (2011) gelungen. „Wenn du dich im Winter an irgendeinem Berg im Himalaya versuchst, fühlst du dich nicht einfach nur als Bergsteiger, sondern wie ein Entdecker“, sagte mir Moro einmal in einem Interview. „Du kletterst nicht nur, du betrittst Neuland. Das ist Alpinismus pur, wie in früheren Zeiten.“

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Eilmeldung: Erste Winterbesteigung des Nanga Parbat https://blogs.dw.com/abenteuersport/erste-winterbesteigung-nanga-parbat/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/erste-winterbesteigung-nanga-parbat/#comments Fri, 26 Feb 2016 11:19:16 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31969 Gipfel des Nanga Parbat, heute morgen vom Basislager aus

Gipfel des Nanga Parbat, heute morgen vom Basislager aus

Sie haben es geschafft! Der Spanier Alex Txikon, der Pakistaner Ali Sadpara und der Italiener Simone Moro haben Geschichte geschreiben. Ihnen gelang die erste Winterbesteigung des Nanga Parbat. „15.37 Uhr (pakistanischer Zeit). GIPFEL! Wir haben gerade die Bestätigung per Funk erhalten: Alex Txikon, Ali Sadpara and Simone Moro haben erstmals im Winter den Gipfel des Nanga Parbat erreicht. Tamara Lunger stoppte einige Meter unterhalb. Sie werden die Nacht in Lager 4 (7200 Meter) verbringen und morgen zurück im Basislager sein“, schreibt Igune Mariezkurrena aus dem Basislager auf der Diamir Seite des Bergs. Herzlichen Glückwunsch an alle zu dieser tollen Leistung und einen sicheren Abstieg! Mehr als zwei Dutzend Expeditionen hatten sich in den letzten Jahrzehnten an dieser Aufgabe die Zähne ausgebissen.

Ali, Alex, Simone und Tamara (v.l.n.r.)

Ali, Alex, Simone und Tamara (v.l.n.r.)

Für Simone war es bereits die vierte Wintererstbesteigung eines Achttausenders. Vor dem heutigen Erfolg am Nanga Parbat war ihm dieses Kunststück bereits an der Shishapangma (2005), am Makalu (2009) und am Gasherbrum II (2011) gelungen. Jetzt ist der K 2, der zweithöchste Berg der Erde, der einzige Achttausender, der bisher noch nie im Winter bestiegen wurde.

Update 16.45 Uhr MEZ: Alex, Ali, Simone und Tamara sind wohlbehalten in Lager 4 auf ca. 7100 Metern eingetroffen. Hoffentlich wartet dort ein Gipfelschnaps auf sie. 😉 Den hätten sie sich redlich verdient!

Update 27.2.: Die vier Bergsteiger sind wohlbehalten im Basislager angekommen. Das macht den Gipfelerfolg am Nanga Parbat erst vollständig. „Sie sind sehr müde, aber auch sehr glücklich! Jetzt brauchen sie Schlaf um sich zu erholen und neue Kraft zu schöpfen“, lässt Tamara über Facebook mitteilen. Offenbar ist sie auf einer Höhe von etwa 8000 Metern umgekehrt. Nichtsdestoweniger eine beachtliche Leistung, Tamara! Ein Teil des Erfolgs gehört dir.

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Gipfelvorstoß am Freitag https://blogs.dw.com/abenteuersport/gipfelvorstoss-am-freitag/ Thu, 25 Feb 2016 16:51:08 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31961 Lager 4 in der Bazhin-Mulde

Lager 4 in der Bazhin-Mulde

Showdown am Nanga Parbat! Das internationale Bergsteiger-Team auf der Diamir-Seite des Bergs hat Lager 4 erreicht, auf etwa 7100 Metern, in der Bazhin-Mulde, einem großen Gletscherkessel unterhalb des Gipfeltrapezes. Morgen früh wollen der Spanier Alex Txikon, der Pakistaner Ali Sadpara, der Italiener Simone Moro und die Südtirolerin Tamara Lunger zu ihrem Gipfelvorstoß aufbrechen, um die erste Winterbesteigung des 8125 Meter hohen Bergs in Pakistan zu vollenden – obwohl der Wind im Gipfelbereich wahrscheinlich erst Freitagnacht abflauen wird.  „Optimale Windbedingungen werden für den späten Abend des 26. und den ganzen 27. Februar erwartet. Bis dahin zu warten, würde jedoch eine Extra-Nacht in Lager 4 auf über 7000 Metern bedeuten“, schreibt Igone Mariezkurrena aus dem Basislager. “Obwohl der Wind heute Nacht und auch morgen früh mit 35 Stundenkilometern aus Nordwesten blasen wird (deshalb bietet das Gipfeltrapez keinen Schutz), haben sich die vier Teammitglieder entschlossen, zwischen 5.30 und 6 Uhr (Ortszeit) Richtung Gipfel zu starten, um sich nicht extrem niedrigen Temperaturen auszusetzen.“ Hals und Beinbruch – und viel Glück!

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Am Freitag zum Gipfel des Nanga Parbat? https://blogs.dw.com/abenteuersport/am-freitag-zum-gipfel-des-nanga-parbat/ Wed, 24 Feb 2016 11:25:28 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31951 Zum Greifen nahe? Noch gut 1400 Höhenmeter entfernt

Zum Greifen nahe? Noch gut 1400 Höhenmeter entfernt

Der Nanga-Zug rollt wieder. Nachdem sie wegen starken Windes einen Tag in Lager 2 auf 6100 Metern festgesessen hatten, stiegen der Spanier Alex Txikon, der Pakistaner Ali Sadpara, der Italiener Simone Moro und die Südtirolerin Tamara Lunger heute auf der Kinshofer-Route – der Normalroute auf der Diamir-Seite des Nanga Parbat – nach Lager 3 auf 6700 Metern auf. „Der Gipfel sieht von hier schon richtig nahe aus“, funkte Simone ins Basislager.  Am Donnerstag will das Quartett das letzte geplante Hochlager auf 7200 Metern erreichen. Wenn alles passt, planen die vier Bergsteiger dann für Freitag ihren Gipfelversuch.

Es ist angerichtet

Die Wetterprognose ist günstig. Für Freitag und auch Samstag wird ruhiges Winterwetter erwartet: klare Sicht, keine Niederschläge, wenig Wind. Von daher wäre eigentlich alles angerichtet für die erste Winterbesteigung des 8125 Meter hohen Bergs in Pakistan. Doch noch fehlen dem internationalen Team gut 1400 Meter bis zum höchsten Punkt. Ein weiter und harter Weg. Nicht umsonst sind bisher schon mehr als zwei Dutzend Versuche gescheitert, den Nanga Parbat im Winter zu besteigen. Also, Daumen drücken!

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Nächster Gipfelversuch am Nanga Parbat https://blogs.dw.com/abenteuersport/naechster-gipfelversuch-am-nanga-parbat/ Mon, 22 Feb 2016 15:06:11 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31933 Aufbruch zum Gipfelversuch: Ali, Alex, Tamara und Simone (v.l.)

Aufbruch zum Gipfelversuch: Ali, Alex, Tamara und Simone (v.l.)

Das Wetterfenster am Nanga Parbat öffnet sich. „Es sieht aus, als ob das Fenster da wäre, das gute, das definitive“, schreibt Igone Mariezkurrena aus dem Basislager auf der Diamirseite des 8125 Meter hohen Bergs in Pakistan. „Wenn alles gut läuft und ihre Körper mitspielen, könnte es Alex Txikon, Ali Sadpara, Simone Moro und Tamara Lunger eine Chance für die erste Winterbesteigung des Nanga Parbat eröffnen.“ Das Quartett ist heute vom Basislager aus auf der Kinshofer-Route direkt bis Lager zwei auf 6100 Metern aufgestiegen.

Sturm soll abflauen

Nach drei Schlechtwetter-Wochen im Basislager, in denen die Bergsteiger mehr oder weniger zur Tatenlosigkeit verdammt waren, erwarten die Wetterfrösche für den Nanga Parbat bis zum Wochenende stabiles Winterwetter ohne weitere Niederschläge. Ab Mittwoch soll der starke Wind im Gipfelbereich abflauen. Alex, Ali, Simone und Tamara hoffen, dass der Sturm den größten Teil des Neuschnees aus den oberen Bereichen der Route geweht hat. In den vergangenen Tagen waren zudem häufig Lawinen (s. Video) abgegangen. Gewissheit werden die Bergsteiger jedoch erst bei ihrem Aufstieg erhalten. Dasselbe gilt für die Frage, wie gut die vier Gipfelaspiranten noch akklimatisiert sind.

Ab nach Hause

Andere Anwärter gibt es nicht mehr am Nanga Parbat. Tomek Mackiewicz hat in der vergangenen Woche (in der ich mich nebenbei bemerkt – absolut offline – beim Skifahren in Tirol ausgetobt habe) seinen Plan aufgegeben, zum Basislager zurückzukehren und einen weiteren Gipfelversuch zu wagen. Der Pole, für den bei einer Geldsammelaktion umgerechnet fast 6000 Euro zusammengekommen waren, befindet sich inzwischen auf der Rückreise. Auch die in Brasilien geborene US-Amerikanerin Cleo Weidlich hat sich angeblich entschlossen, ihre Zelte auf der Rupalseite des Bergs abzubrechen, nachdem zwei ihrer drei nepalesischen Climbing Sherpas die Expedition verlassen haben. Über die Gründe lässt sich nur spekulieren. Cleo, Pema Tshiring Sherpa, Temba Bhote und Dawa Sangay Sherpa waren erst Ende Januar am Nanga Parbat eingetroffen. Kurz darauf hatte die Schlechtwetterperiode eingesetzt, während der Weidlich und die drei Sherpas – wie die Bergsteiger auf der Diamirseite – wohl kaum das Basislager verlassen haben dürften.

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Nächste Folge der Seifenoper am Nanga Parbat https://blogs.dw.com/abenteuersport/naechste-folge-der-seifenoper-am-nanga-parbat/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/naechste-folge-der-seifenoper-am-nanga-parbat/#comments Thu, 11 Feb 2016 16:46:21 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31879 Lawine am Nanga Parbat

Lawine am Nanga Parbat

Es schneit und schneit und schneit am Nanga Parbat. An einen Aufstieg in größere Höhen ist derzeit nicht zu denken. 25 Zentimeter Neuschnee seien an einem Tag gefallen, schreibt der Spanier Alex Txikon auf Facebook. Entsprechend hoch sei die Lawinengefahr. Alex, der Pakistaner Muhammad Ali – genannt Ali „Sadpara“ (er kommt aus dem gleichnamigen Dorf) – der Italiener Simone Moro und die Südtirolerin Tamara Lunger sind also weiterhin gezwungen, im Basislager Däumchen zu drehen. Selbst bei einer Wetterbesserung müsste sich das internationale Team nach der langen Zwangspause erst einmal wieder neu akklimatisieren, um ernsthaft an einen Gipfelversuch denken zu können – ganz zu schweigen von der neuerlich notwendigen Spurarbeit. Dafür, dass es am Nanga Parbat nicht langweilig wird, sorgt weiterhin der Streit zwischen Txikon und dem inzwischen abgereisten Italiener Daniele Nardi, der fast schon an einen „Rosenkrieg“ nach einer Scheidung erinnert.

„Ernstes Vergehen“

Freischaufeln ist angesagt

Freischaufeln ist angesagt

Txikon schickte Emails an die italienische Botschaft in Islamabad und an den Pakistanischen Alpinklub. Darin warf er Nardi vor, seinen „finanziellen Verpflichtungen in Pakistan“ noch nicht nachgekommen zu sein. „Das ist keine Beschuldigung, das ist die Wahrheit“, antwortet mir Txikons Freundin Igone Mariezkurrena (die für ihn die Öffentlichkeitsarbeit erledigt) aus dem Basislager auf meine Frage nach den Hintergründen. Nardi habe „seinen Anteil an den Kosten der Agentur noch nicht beglichen und das Basislager verlassen, ohne Ali ‚Sadpara‘ auch nur eine Rupie für seine Arbeit bezahlt zu haben (im letzten Jahr hat er es ebenfalls versäumt). Alex fühlte sich verpflichtet, über diese Situation zu berichten. Ruhig zu bleiben hätte bedeutet, sein (Nardis) ernstes Vergehen zu unterstützen, Menschen gegenüber, die für ihn ehrliche Arbeit abgeliefert haben.“

„Fassungslos“

Danieles Antwort ließ nicht lange auf sich warten. „Ich bin fassungslos“, sagte Nardi. „Ich verstehe weder die Feindseligkeit noch die Wahl der Mittel, den Zeitpunkt, die Art und Weise sowie den Inhalt seines Schreibens.“ Nur der Expeditionsleiter habe mit der pakistanischen Agentur verhandelt, er selbst habe seine Anteile in den letzten Monaten bezahlt. Bei seiner Abreise habe er versprochen, alle noch offenen finanziellen Angelegenheiten nach seiner Heimkehr zu regeln.
Man fragt sich allmählich wirklich, was schlechter ist, das Wetter oder die Seifenoper am Nanga Parbat?

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Lunger: „Der Prinz muss lange kämpfen“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/tamara-lunger-der-prinz-muss-lange-kaempfen/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/tamara-lunger-der-prinz-muss-lange-kaempfen/#comments Sat, 06 Feb 2016 16:10:27 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31837 Tamara Lunger

Tamara Lunger

Die Hängepartie am Nanga Parbat geht weiter. 15 Zentimeter Neuschnee bedecken das Basislager auf der Diamir-Seite. Möglicherweise müssen Alex Txikon, Ali Sadpara, Simone Moro und Tamara Lunger ihren eigentlich für Sonntag geplanten Aufstieg verschieben, mit dem sie sich neuerlich akklimatisieren wollten. Das Tischtuch zwischen dem Spanier Txikon und dem Italiener Daniele Nardi scheint endgültig zerschnitten zu sein. „JA, die Zusammenarbeit ist beendet“, schreibt mir Alex aus dem Basislager. „Obwohl ich dieser Kooperation mehr als eine Chance gegeben habe, war es letztlich unmöglich, sie fortzusetzen.“ Der Streit belastet auch Tamara Lunger. Die 29 Jahre alten Südtirolerin hat bereits zwei Achttausender bestiegen: 2010 als jüngste Frau den Lhotse (mit Flaschensauerstoff) und 2014 den K 2 (ohne Atemmaske). Am Nanga Parbat ist sie erneut mit dem Italiener Simone Moro unterwegs. Im vergangenen Jahr hatten die beiden ihren Versuch am Manaslu wegen starker Schneefälle abbrechen müssen. Ich habe Tamara im Nanga-Parbat-Basislager kontaktiert.

Tamara, das schlechte Wetter hält euch nun schon seit Tagen im Basislager fest. Wie vertreibst du dir die Zeit und dich selbst fit?

Ich selbst hatte mit der Gesundheit zu kämpfen, da ich starken Husten hatte. Also war es für mich nicht mal so schlecht, dass alles so gelaufen ist. Und dann haben wir natürlich versucht, jeden Tag abwechselnd unseren Weg zum Lager 1 offen zu halten. Es ist schon so, wenn man nur hier im Basislager herum sitzt und nichts macht, dann geht es dem Körper nicht besser. Er wird immer schwerfälliger. An den Tagen wo man wirklich nichts macht, habe ich immer die Möglichkeit, an meinem Buch zu schreiben, zu waschen, zu filmen, einfach nur die Sonne genießen, oder mit den ganzen Männern hier über Frauen zu sprechen.

Bei Winterexpeditionen ist Geduld noch mehr gefragt als bei Expeditionen in den anderen Jahreszeiten. Fällt dir das Warten sehr schwer?

Ich muss ehrlich sagen: ja. Aber dieser Gipfel jetzt im Winter ist mir dermaßen wichtig, dass ich dafür wirklich diese drei Monate hernehme und mir keinen Druck mache. Ich bin hier mit dem Ziel, auf den Gipfel zu kommen. Ich werde alles versuchen, und ich weiß, dass ich mit Simone Moro als Kletterpartner den Besten habe. In dieser letzten Zeit habe ich schon sehr viel von ihm gelernt, vor allem was den Winter anbelangt. Wir verstehen uns super gut, und ich bin glücklich hier zu sein und diese Chance zu haben.

Spurarbeit vonnöten

Spurarbeit vonnöten

Ihr habt euren Plan aufgegeben, über die Messner-Route aufzusteigen. Tomek Mackiewicz und Elisabeth Revol waren auf dieser Route immerhin auf Schlagdistanz zum Gipfel gestiegen. Was hat euch bewogen, euren Plan zu ändern?

Als Tomek und Elisabeth Richtung Gipfel gegangen sind, waren auch wir gemeinsam mit ihnen auf Lager 2. Wir mussten zwei Tage dort ausharren wegen des Wetters, und uns ist blöderweise das Essen ausgegangen. Trotz des Gutwetterfensters haben wir uns dazu entschlossen, herunterzugehen.
Nach ihrer Rückkehr haben sie uns von einem Aufstieg eher abgeraten, weil der Serac dermaßen gefährlich ist, dass er jederzeit bereit ist einzustürzen.

Welche Verhältnisse erwartet ihr nun auf der Kinshofer-Route?

Es soll recht gut und hart sein. Bis Lager 1 haben wir uns um die Spur bemüht, und von Lager 1 bis 3 ist es ziemlich eisig. Der starke Wind war uns hier sehr behilflich. 😉

Simone und du habt euch mit Alex Txikon und Co. zu einem Team zusammengeschlossen. Bedeutet das, ihr würdet auch einen Gipfelvorstoß gemeinsam angehen? Oder würdet ihr dann wieder als getrennte Seilschaften unterwegs sein?

Dazu kann ich jetzt noch nichts sagen. Jedenfalls starten wir gemeinsam, und wir freuen uns jetzt schon richtig drauf. Alle sind gut drauf und haben Spaß zusammen.

Drei Teams sind bereits wieder abgereist, wie viel Zeit gebt ihr euch?

Bis zum Ende des Winters. Ich spüre ganz viel Positives. Bis jetzt hatten wir mit vielen Problemen zu kämpfen, aber hier ist es mehr eine Liebesgeschichte. Der Prinz muss lange kämpfen, bis er seine Prinzessin bekommt. Aber alles mit der Ruhe. 😉

Lunger, Moro, Sadpara und Txikon (v.l.)

Lunger, Moro, Sadpara und Txikon (v.l.)

Viele Berichterstatter in den Medien – ich übrigens nicht – schreiben von einem Wettlauf am Nanga Parbat. Wie siehst du das?

Wenn es einen gegeben hat, dann ist er jetzt vorbei! Und ich bin sehr glücklich darüber und freue mich auf alles, was kommt. Und die Medien machen es sich wirklich einfach. Teilweise reimen sie sich Dinge zusammen, hören nur eine Meinung an oder spekulieren, wissen aber nicht, was sie hier alles anrichten. Viele der Auseinandersetzungen, Meinungsverschiedenheiten und Streitereien hier im Basislager sind nur dank und für die Medien entstanden. Bergsteiger hier werden von außen als gut oder böse dargestellt, verhalten sich falsch oder richtig, und man selber, wie man hier im Basislager sitzt, ist nur mehr am Staunen, hat aber keinen Einfluss auf manches Geschehen.

Aber mir hat das auch sehr die Augen geöffnet, muss ich sagen. Sobald die Bergsteiger nur mehr hierher kommen, um der Welt da draußen zu gefallen, um Aufregendes zu berichten, damit man so viele Likes, Klicks und weiß Gott was sonst noch bekommt, dann ist das nicht der richtige Platz. Hier geht es unter anderem auch ums Überleben. In der Eiseskälte genügt ein blöder Fehler und man ist bei Gott. Da können auch seine Kameraden nur mehr schwer helfen. Das alles, was wir hier machen, hat seinen Wert. Aber auch wir selbst haben einen gewissen Wert, der manchmal wirklich zerbrechlich scheint.

Wie gehst du mit den Meinungsverschiedenheiten zwischen Alex und Daniele um, die der Spanier öffentlich gemacht hat?

Ich, oder besser gesagt, alle, die noch hier sind, leiden unter diesen Meinungsverschiedenheiten. Eine Person hat hier wirklich mit schmutzigen Mitteln gespielt und muss jetzt halt auch dafür gerade stehen.

Ist es für dich eine besondere Situation, als einzige Frau unter Männern auf der Diamir-Seite?

Ich habe noch Igone (Mariezkurrena) als Unterstützung hier, die Freundin von Alex. Manchmal ist es recht angenehm, nur unter Frauen zu sein. Mit den Männern kann man immer nur über dieselben zwei Themen reden: Frauen und das Gehänge zwischen den Beinen.

Update 8.2.: Der Italiener Daniele Nardi hat seine Zelte im Basislager abgebrochen und hat die Heimreise angetreten.

 

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Zoff am Nanga Parbat https://blogs.dw.com/abenteuersport/zoff-am-nanga-parbat/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/zoff-am-nanga-parbat/#comments Wed, 03 Feb 2016 13:53:11 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31799 Nanga-txikon

Aufwärts mit Schneeschuhen

Da hat es wohl gescheppert, im Diamir-Basislager am Nanga Parbat. „Die Zusammenarbeit zwischen [dem Spanier] Alex Txikon und dem Italiener Daniele Nardi ist unmöglich geworden, wegen offensichtlicher und fortwährender Meinungsverschiedenheiten darüber, wie die Expedition weitergehen soll“, heißt es auf Txikons Internetseite. Es habe „unterschiedliche Arbeitsrhythmen und Prioritäten“ gegeben, außerdem „widersprüchliche Darstellungen einiger Vorkommnisse und auch Differenzen über das Verhalten im Basislager“. Ob sich die Streithähne noch einmal zusammenraufen oder der Bruch nicht mehr zu kitten ist, bleibt abzuwarten. Es fällt jedenfalls auf, dass Nardi beim letzten Ausflug des Teams fehlte. Txikon, Tamara Lunger, Simone Moro und Ali Sadpara hatten am Montag eine Windpause genutzt, um mit Schneeschuhen bis auf eine Höhe von 5100 Metern aufzusteigen.

Starker Wind und Schneefall

Cleo Weidlich (2.v.r.) mit Bergsteigern des "Nanga Dream"-Teams

Cleo Weidlich (2.v.r.) mit Bergsteigern des „Nanga Dream“-Teams

Eine durchgreifende Wetterbesserung ist in den nächsten sieben Tagen nicht in Sicht. Neben heftigem Wind werden fast täglich neue Schneefälle erwartet. Die Bergsteiger werden das schlechte Wetter aussitzen müssen. Keine leichte Aufgabe, wenn zwei Bewohner des Basislagers auf der Diamir-Seite schon jetzt Probleme miteinander haben. Von der Rupal-Seite hört man nichts Neues von Cleo Weidlichs Team. Die in Brasilien geborene US-Amerikanerin war – wie berichtet – vor anderthalb Wochen mit den Nepalesen Pema Tshiring Sherpa, Temba Bhote und Dawa Sangay Sherpa erst am Berg eingetroffen, als sich das polnische „Nanga Dream“-Team bereits auf die Abreise vorbereitete.

Kein Zuckerschlecken

Ein Riese allein auf weiter Flur

Ein Riese allein auf weiter Flur

Vielleicht mag sich der eine oder andere gefragt haben, warum gerade am Nanga Parbat schon so viele Expeditionen gescheitert sind. Zunächst einmal ist Winterbergsteigen an den Achttausendern ohnehin schon eine extreme Herausforderung. Gerade einmal 40 Gipfelerfolge (davon 22 von polnischen „Ice Warriors“) wurden bisher im kalendarischen Winter verbucht, 43 weitere im meteorologischen, der bereits am 1. Dezember beginnt. Winterbergsteiger müssen sich nicht nur mit Eiseskälte herumschlagen, sondern auch mit noch dünnerer Luft, weil der Sauerstoffpartialdruck in großer Höhe im Winter niedriger ist als in den anderen Jahreszeiten. Zudem sind die Tage kürzer und die Nächte so kalt, dass ein sehr früher Aufbruch selten möglich ist. Es schneit häufiger – und dann bläst auch noch der Jet-Stream. Der Nanga Parbat ist gerade in dieser Hinsicht ein schlimmer Finger. Rund 7000 Meter erhebt sich dieser Achttausender über das nur rund 25 Kilometer entfernte Industal, weit und breit keine anderen sehr hohen Berge, die den Wind abfangen könnten.

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Nanga Parbat zermürbt seine Belagerer https://blogs.dw.com/abenteuersport/nanga-parbat-zermuerbt-seine-belagerer/ Tue, 26 Jan 2016 08:41:08 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31717 Blick aus Lager 3 auf den Gipfel

Blick aus Lager 3 auf den Gipfel

Dann waren es nur noch fünf. Noch geben wir nicht auf“, schreibt Tamara Lunger auf Facebook. Die 29 Jahre alte Südtiroler Bergsteigerin und ihr italienischer Seilpartner Simone Moro hoffen am Nanga Parbat auf besseres Wetter. Bis zum Wochenende ist täglich Schneefall vorhergesagt, zudem weht am Gipfel auf 8125 Metern ein starker Wind, der einen Aufstieg derzeit unmöglich macht. Auf ein Ende des schlechten Wetters wartet auch das andere noch im Basislager verbliebene Team, der Spanier Alex Txikon, der Italiener Daniele Nardi und der Pakistaner Ali Sadpara.

Das Trio hat die Kinshofer-Route, den Normalweg, bis Lager 3 auf 6700 Metern mit Fixseilen gesichert. „Die härteste Arbeit ist schon getan, die Route und auch wir selbst sind ausreichend vorbereitet für einen Gipfelvorstoß, sobald das Wetter es zulässt“, schreibt Alex. Es werde nicht nötig sein, weitere Sicherungen bis zum Gipfel anzubringen, „wenn sich die Bedingungen nicht ändern“. Doch genau das ist äußerst fraglich, wenn es in den nächsten Tagen weiter heftig schneien sollte.

Nie wieder Nanga Parbat?

Der Pole Tomek Mackiewicz und die Französin Elisabeth Revol haben die Heimreise angetreten. Die beiden waren bei ihrem Gipfelversuch Ende vergangener Woche bis auf etwa 7500 Meter vorgedrungen, ehe sie die Eiseskälte zurückgetrieben hatte. Tomek war hinterher so frustriert, dass er verkündete, nicht mehr zum Nanga Parbat zurückzukehren und vielleicht sogar das Himalaya-Bergsteigen ganz an den Nagel zu hängen. Mackiewicz hatte sich den sechsten Winter in Serie vergeblich am neunthöchsten Berg der Erde versucht. Inzwischen verdichten sich die Informationen, dass auch das polnische „Nanga Dream“-Team auf der Rupal-Seite seine Zelte abbricht. Marek Klonowski und Pawel Dunaj waren Ende vergangener Woche auf der Schell-Route bis auf 7500 Meter aufgestiegen.

Update 13 Uhr: Tamara Lunger und Simone Moro schwenken nun auf die Kinshofer-Route über und schließen sich mit Alex Txikon und Co. zusammen. „Ich denke, gemeinsam können wir uns noch besser helfen, motivieren und vielleicht Großes schaffen!“, schreibt Tamara auf Facebook.

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Rätselraten am Nanga Parbat https://blogs.dw.com/abenteuersport/raetselraten-am-nanga-parbat/ Fri, 22 Jan 2016 14:56:15 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31701 Elisabeth Revol und Tomek Mackiewicz

Elisabeth Revol und Tomek Mackiewicz

Der Himmel über dem Nanga Parbat ist klar, aber ich stochere im Nebel. Aus den wild umherwirbelnden Informationen im Internet versuche ich mir zusammenzureimen, welche Bergsteiger am neunthöchsten Berg der Erde gerade wo sind. Die Sonne ist in Pakistan längst untergegangen, ich gehe also davon aus, dass die Bergsteiger inzwischen in ihren Zelten Schutz gesucht haben. Wie weit der Pole Tomek Mackiewicz und die Französin Elisabeth Revol bei ihrem ersten Gipfelverstoß gekommen sind, ist unklar. Der Pakistaner Arslan Ahmed, der zum Team gehört hatte, wegen gesundheitlicher Probleme aber vorzeitig abgereist war, hatte um 10.30 Uhr Ortszeit zum letzten Mal Kontakt zu Tomek. „Da waren sie auf 7400 Metern und er sagte mir, wir sind nahe dran“,  schreibt mir Arslan. Seitdem seien alle Versuche, Mackiewicz und Revol per Satellitentelefon zu erreichen, erfolglos geblieben. Angeblich hatten die beiden die Messner-Route verlassen und waren auf der Buhl-Route Richtung Gipfel gestiegen, also auf dem langen Weg, den Hermann Buhl bei der Erstbesteigung 1953 nahm. Bei seinem legendären Alleingang hatte Buhl am Gipfeltag 1300 Höhenmeter überwunden und anschließend ein Biwak auf knapp 8000 Metern im Stehen überlebt.

„Nanga Dream“-Team auf 7200 Metern

Auf der anderen Seite des Bergs, der Rupalseite, hat das polnische „Nanga Dream“-Team heute auf der Schell-Route gute Fortschritte gemacht. Ihr GPS-Ortungsgerät zeigt, dass sie bis auf eine Höhe von 7200 Metern aufgestiegen sind – sprich bis zum Mazenograt, von wo aus sie auf die Diamir-Seite des Bergs hinunterblicken können. Das Team könnte, wenn alles perfekt läuft, am morgigen Samstag den Gipfel erreichen.
So weit sind der Spanier Alex Txikon, der Italiener Daniele Nardi und der Pakistaner Ali Sadpara noch nicht. Sie stiegen heute auf der Kinshofer-Route in einem Zug vom Basislager bis Lager 2 auf 6100 Meter auf. Die Italiener Simone Moro und Tamara Lunger, die auf der Messner-Route aufgestiegen waren, sind inzwischen ins Basislager zurückgekehrt. Der Grund: Der Wind habe wieder aufgefrischt, der Wetterumschwung komme möglicherweise früher als erwartet. Eigentlich sollte das stabile Winterwetter am Nanga Parbat noch bis Sonntag halten. Es bleibt spannend.

Update 17.30 Uhr: Tomek and Elisabeth sind unversehrt in Lager 4 auf 7200 Metern. „Sie sind sehr müde und ruhen sich aus“, twittert Arslan Ahmed und ergänzt, dass er keine weiteren Informationen bekanntgeben darf.

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Tage der Entscheidung am Nanga Parbat https://blogs.dw.com/abenteuersport/tage-der-entscheidung-am-nanga-parbat/ Tue, 19 Jan 2016 16:38:34 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31683 Tomek Mackiewicz im Aufstieg

Tomek Mackiewicz im Aufstieg

Die erste Winterbesteigung des Nanga Parbat liegt in der Luft – sagt jedenfalls mein Bauch. Bis zum Wochenende werden am achthöchsten Berg der Erde sonnige Tage und klare Nächte erwartet. Der Wind soll abflauen, bis auf eine Geschwindigkeit von gerade einmal zehn Stundenkilometern am Freitag. Das klingt nach idealen Bedingungen für einen Gipfelversuch – wenn man davon im Winter überhaupt sprechen kann. Denn das Thermometer pendelt sich nach wie vor am 8125 Meter hohen Gipfel bei etwa minus 40 Grad Celsius ein. Möglicherweise gründet sich mein optimistisches Bauchgefühl auch ganz einfach darauf, dass die Teams am Nanga Parbat derzeit mit Informationen eher geizen. Fast so, als konzentrierten sie sich nun voll auf den Aufstieg und wollten sich nicht mehr von „Öffentlichkeitsarbeit“ ablenken lassen.

Kurzes Zeitfenster

Elisabeth Revol in Lager 2

Elisabeth Revol in Lager 2

Vom italienischen Duo Simone Moro und Tamara Lunger, die auf der Messner-Route auf der Diamir-Seite aufsteigen, haben wir seit Tagen nichts mehr gehört. Der Pole Tomek Mackiewicz und die Französin Elisabeth Revol, auf derselben Route unterwegs, sind mitteilsamer. Tomek telefonierte heute per Satellitentelefon aus Lager 2 auf 6000 Metern mit dem polnischen Radiojournalisten Bartosz Styrna. Sturmböen von bis zu 100 Stundenkilometern hätten an ihrem Zelt gezerrt, sagte Mackiewicz. Für morgen sei der weitere Aufstieg geplant. „Wir haben nur ein sehr kurzes Zeitfenster von zwei bis drei Tagen Maximum“, glaubt Tomek. „Wir müssen uns reinhängen. Es wird ein harter Kampf.“

Bielecki und Czech abgereist

Den erwarten auch der Spanier Alex Txikon, der Italiener Daniele Nardi und der Pakistani Ali Sadpara auf der Kinshofer-Route, dem Normalweg. Sie haben die Route bis auf eine Höhe von 6500 Meter versichert. Ein Sturz Nardis ging glimpflich aus. Die beiden Polen Adam Bielecki und Jacek Czech, die sich ursprünglich dem Trio anschließen wollten, sind inzwischen abgereist. Bielecki sah wegen seiner Handverletzung nach einem 80-Meter-Sturz keine Chance mehr, den Gipfel zu erreichen.

Auf der Rupalseite des Nanga Parbat befindet sich das das „Nanga Dream“-Team wieder im Aufstieg über den Südsüdwestgrat. Auch von diesen Bergsteigern hört man wenig bis nichts. Ich bleibe dabei, es liegt etwas in der Luft.

Update 21. Januar: Tomek und Elisabeth haben ihr Lager 4 auf 7200 Metern aufgeschlagen. Wenn alles klappt, könnten sie am Freitag oder Samstag den Gipfel erreichen. Das Wetter scheint zu halten. Also, Daumen drücken! Derweil sind Simone und Tamara ins Basislager abgestiegen.

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Aus fünf mach‘ vier https://blogs.dw.com/abenteuersport/aus-fuenf-mach-vier/ Mon, 11 Jan 2016 14:23:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31621 Nanga Parbat

Nanga Parbat

Kräfte bündeln ist ein Erfolgsrezept – auch beim Bergsteigen. Erinnert sei nur an die legendäre Erstbegehung der Eiger-Nordwand 1938, als sich die beiden Deutschen Anderl Heckmair und Ludwig Vörg sowie die Österreicher Heinrich Harrer und Fritz Kasparek erst in der Wand zu einer Viererseilschaft zusammentaten und erfolgreich waren. Auch am Nanga Parbat haben sich jetzt zwei der fünf Expeditions-Teams zusammengeschlossen, um größere Chancen auf die erste Winterbesteigung des neunthöchsten Bergs der Erde zu haben. „Unser Plan A, eine schnelle Besteigung im Alpinstil, scheiterte am Wetter. Plan B, sich erneut zu akklimatisieren und ‚annähernd‘ im Alpinstil zu klettern, scheiterte an Jaceks Gesundheit – er ist jetzt übrigens wieder der Alte. Jetzt ist es Zeit für Plan C“, schreibt der Pole Adam Bielecki auf Facebook.
Bielecki und sein Landsmann Jacek Czech arbeiten nun mit dem Spanier Alex Txikon, dem Italiener Daniele Nardi und dem Pakistani Ali Sadpara zusammen. Das internationale Trio hatte angekündigt, über die Kinshofer-Route, sprich die Normalroute auf der Diamir-Seite des Bergs, auf den Gipfel gelangen zu wollen – im traditionellen Stil, also mit Hochlagern. Innerhalb der nächsten drei Tage solle der Weg bis hinauf nach Lager 3 auf 6700 Metern mit Fixseilen gesichert werden, schreibt Bielecki.

„Nanga-Träumer“ auf 6200 Metern

In ihrer Heimat Polen wurde Adam und Jacek übrigens in der vergangenen Woche bei einer ironischen Bergsteiger-Ehrung das „Bronzene Ei“ zugeteilt. Sie hätten ihr Winter-Projekt „Nanga Revolution“ genannt hatten, ohne klar zu machen, was sie damit eigentlich meinten – „eine bergsteigerische oder islamische Revolution“. Da erscheint die Bezeichnung des polnischen Teams auf der Rupal-Seite eindeutiger. „Nanga Dream“, also der Nanga-Parbat-Traum, ist nachvollziehbar – weniger allerdings der Zusatz „Justice for all“, Gerechtigkeit für alle. Die „Nanga-Träumer“ haben inzwischen auf der Schell-Route eine Höhe von rund 6200 Metern erreicht.

Akklimatisieren auf über 7000 Metern

Elisabeth Revol im eisigen Hochlager

Elisabeth Revol im eisigen Hochlager

Am höchsten von allen Expeditionen sind bisher der Pole Tomek Mackiewicz und die Französin Elisabeth Revol gelangt. Die beiden „Rubber Ducks“ – sprich Badeenten, noch so ein seltsamer Team-Name – übernachteten auf der Messner-Route auf der Diamir-Seite auf gut 6700 Metern und wollten zwecks weiterer Akklimatisierung heute bis auf 7200 Meter aufsteigen. Im vergangenen Winter hatten die beiden eine Höhe von etwa 7800 Metern erreicht. In diesen Bereich waren im März 2015 auch Txikon, Nardi und der Pakistaner Muhammad Ali vorgedrungen. Sie hatten sich damals allerdings auf der Kinshofer-Route verstiegen und dann absteigen müssen, weil Muhammad höhenkrank geworden war.

Winter-Weltmeister Polen

Zwölf der 14 Achttausender wurden schon im Winter bestiegen, nur der K 2 und der Nanga Parbat widersetzten sich bisher allen Versuchen. Winter-Weltmeister der Bergsteiger sind eindeutig die Polen. Neun Erstbesteigungen von Achttausendern gingen auf das Konto rein polnischer Expeditionen. An einer weiteren war ein polnischer Bergsteiger beteiligt (Piotr Morawski 2005 an der Shishapangma).
Denis Urubko hat dafür gesorgt, dass man jetzt sogar mit Fug und Recht behaupten kann, an allen (!) Winter-Erstbegehungen an Achttausendern seien Polen beteiligt gewesen. Der gebürtige Kasache, dann Russe und neuerdings auch Besitzer eines polnischen Passes gehörte zu den Winter-Erstbesteigern des Makalu und Gasherbrum II – in nicht-polnischen Teams. Bei der erwähnten augenzwinkernden Bergsteiger-Ehrung in Polen wurde Urubko mit Blick auf dessen neue Staatsbürgerschaft und sein Faible für Winterbesteigungen ebenfalls mit einem Preis bedacht: dem „Roten Ei mit Hammer und Sichel“.

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Schockfrosten am Nanga Parbat https://blogs.dw.com/abenteuersport/schockfrosten-am-nanga-parbat/ Thu, 07 Jan 2016 15:39:37 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31597 Jacek Czech auf eisigem Untergrund

Jacek Czech auf eisigem Untergrund

Rekordtemperaturen wird es in diesem Winter am Nanga Parbat wohl kaum geben, jedenfalls nicht nach oben. „Leider ist das Januar-Wetter am Nanga extrem schlecht verglichen mit den vergangenen beiden Jahren”, schreibt der Pole Adam Bielecki, der mit seinem Landsmann Jacek Czech im Alpinstil – also ohne Flaschensauerstoff und feste Hochlager – auf der Diamir-Seite des Bergs über die Kinshofer-Route auf den 8125 Meter hohen Gipfel steigen will. „Bisher gab es noch keinen einzigen Tag, an dem das Wetter gut genug für einen Gipfelversuch gewesen wäre.“ Die Quecksilbersäule sank in den vergangenen Tagen auf minus vierzig Grad Celsius, manchmal sogar darunter. Dazu wehte ein kräftiger Wind und es schneite. Bielecki und Czech wollen nach eigenen Angaben in diesen Tagen auf eine Höhe von mindestens 7000 Metern aufsteigen, „um die Akklimatisierung wiederzuerlangen, die es uns erlaubt, auf besseres Wetter zu waren“. Das klingt, als könnten sich die beiden Polen auch vorstellen, vor ihrem ersten Gipfelversuch nicht mehr ins Basislager abzusteigen. Adam und Jacek hatten sich vor ihrer Reise nach Pakistan schon am 6893 Meter hohen Vulkan Ojos del Salado in Chile vorakklimatisiert.

Noch mal erholen

Nanga Parbat

Nanga Parbat

Eine weitere Erholungsphase im Basislager haben sich dagegen der Pole Tomek Mackiewicz und die Französin Elisabeth Revol fest vorgenommen, die derzeit in ihrem Lager auf 6000 Metern bei eisiger Kälte vor sich hin bibbern. Wenn die Zustände es zulassen, wollen sie am Freitag auf der Messner-Route bis auf eine Höhe von 7000 Metern vordringen und dann wieder absteigen. Der Pakistani Arslan Ahmed, der Dritte im Bunde des „Rubber Duck“ (Badeenten)-Teams, hat sich wegen gesundheitlicher Probleme bisher noch etwas zurückgehalten. Das Trio will, ebenfalls im Alpinstil, die Messner-Route vollenden, auf der im Jahr 2000 die Südtiroler Reinhold und Hubert Messner, Hanspeter Eisende und Wolfgang Tomaseth eine Höhe von 7500 Metern erreicht hatten.

Vereist

Simone Moro auf dem Ganalo

Simone Moro auf dem Ganalo-Grat

Auch das italienische Duo Tamara Lunger und Simone Moro plant, über diese Flanke auf den Gipfel des bisher noch nie im Winter bestiegenen Achttausenders zu gelangen. Die beiden haben inzwischen ihre Akklimatisierung am 6608 Meter Ganalo im Nanga-Parbat-Massiv abgeschlossen. Das vierte Team auf der Diamirseite des Bergs – der Spanier Alex Txikon, der Italiener Daniele Nardi und der Pakistani Ali Sadpara – hat auf der Kinshofer-Route sein Lager eins auf 4850 Metern aufgeschlagen. „Die höchsten und steilsten Hänge sehen deutlich eisiger aus als im letzten Jahr“, schreibt Alex. Auf der Rupalseite des Nanga Parbat ist das polnische „Nanga Dream“-Team unter der Leitung von Marek Klonowski auf der so genannten „Schell-Route“ bis auf knapp 6000 Meter aufgestiegen.

Kein Wettlauf?

Für das kommende Wochenende wird am neunthöchsten Berg der Erde ruhiges Winterwetter erwartet: kein Schneefall mehr, deutlich weniger Wind, Temperaturen um minus 30 Grad – eine gute Chance, sich weiter Richtung Gipfel vorzuarbeiten. Von einem Wettlauf der Teams um die erste Winterbesteigung des Nanga Parbat will Simone Moro nicht sprechen: “Jeder von uns hat dasselbe Ziel und es ist nicht, der erste auf dem Gipfel zu sein, sondern schlicht zu versuchen, es bis zum höchsten Punkt zu schaffen. Wer immer es schafft – ob als Erster, Zweiter oder Zehnter – würde einen Traum erfüllen, den die besten Höhenbergsteiger der letzten 30 Jahre geträumt haben.“ Das würden wahrscheinlich alle Bergsteiger am Nanga Parbat unterschreiben, aber ob sie auch wirklich so denken? Kaum einer wird bestreiten, dass mit jeder gescheiterten Winterexpedition – und es waren schon mehr als zwei Dutzend – der Prestigewert des Projekts gestiegen ist. Und damit auch sein Marktwert.

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Wenn das Murmeltier am Nanga Parbat grüßt https://blogs.dw.com/abenteuersport/wenn-das-murmeltier-am-nanga-parbat-gruesst/ Sat, 05 Dec 2015 13:00:37 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31401 Andie MacDowell mit einem echten Murmeltier

Andie MacDowell mit echtem Murmeltier

Was machen eigentlich Bill Murray und Andie MacDowell in diesem Winter? Vielleicht reisen die beiden Hollywood-Stars ja nach Pakistan, um in der Welt der Höhenbergsteiger ein Remake ihres Klassikers „Und täglich grüßt das Murmeltier“ zu drehen. Denn auch am Nanga Parbat wiederholt sich alljährlich dasselbe Spiel: Mehrere Expeditionsteams treffen dort ein, um den „Nackten Berg“ erstmals im Winter zu besteigen. Und regelmäßig kehren sie zwei Monate später erschöpft und mit leeren Händen heim. 27 Expeditionen erging es bisher so. Auch in diesem Winter werden sich wieder fünf Teams an dem 8125 Meter hohen Berg versuchen, der neben dem K 2 der einzige Achttausender ist, der noch nie in der kalten Jahreszeit bestiegen wurde. Zwei der Teams tragen sogar das Murray/MacDowell-Muster – auch wenn der Name der einen Expedition eher nach einem Disney-Film klingt.

Badeenten

Elisabeth Revol im Lager 4 auf 7000 Metern

Elisabeth Revol in Lager 4 auf 7000 Metern

Die männliche Hauptrolle im „Rubber duck“ (Badeenten) -Team spielt Tomek Mackiewicz. Der Pole versucht sich bereits den sechsten Winter in Serie am Nanga Parbat. Zum dritten Mal ist er mit der Französin Elisabeth Revol unterwegs. Im vergangenen Winter erreichten die beiden auf der Diamir-Seite des Bergs gemeinsam eine Höhe von etwa 7800 Metern, ehe sie wegen zu großer Kälte und zu starken Windes umkehren mussten. „Ich konnte den Gipfel fast schon mit meinen Fingern ‚spüren‘. Er war so nahe“, sagte Revol damals. In diesem Jahr vervollständigt der Pakistani Arslan Ahmed Ansari das Team. Die „Badeenten“ wollen, im Alpinstil kletternd, die so genannte „Messner“-Route vollenden. Diesen Weg hatten im Jahr 2000 die Südtiroler Reinhold und Hubert Messner, Hanspeter Eisendle und Wolfgang Tomaseth bis auf eine Höhe von 7500 Metern erstmals begangen.

Starker Motor

Tamara (l.) und Simone im Manaslu-Basislager

Tamara und Simone im Manaslu-Basislager

In etwa diesen Aufstiegsweg hat sich auch das andere „Und täglich grüßt das Murmelteier“-Team vorgenommen. „Ich möchte sehen, ob die Route, die Denis Urubko und ich im Winter 2012 als möglich erkannt haben, die richtige ist“, sagt Simone Moro. Der Italiener ist ein echter Winterspezialist. Drei Winter-Erstbesteigungen von Achttausendern gehen auf sein Konto: Shishapangma (2005), Makalu (2009) und Gasherbrum II (2011). Am Nanga Parbat versucht sich der 48-Jährige bereits zum dritten Mal. Die weibliche Rolle spielt in diesem Team die 29 Jahre alte Südtirolerin Tamara Lunger. Im vergangenen Winter waren Tamara und Simone erstmals gemeinsam auf Expedition gegangen. Die Schneemassen am Manaslu hatten das Duo nicht höher als Lager 1 auf 5700 Metern aufsteigen lassen. Tamara sei dennoch mit einem Lächeln im Gesicht heimgekehrt, sagt Moro und lobt die Leistungsfähigkeit seiner Seilpartnerin in höchsten Tönen: „Tamara verfügt über einen Motor, wie ich ihn bisher nur bei sehr wenigen Männern gefunden habe.“

Alte Bekannte

Nanga Parbat

Nanga Parbat

Über einen Nanga-Parbat-Motor verfügen einige der Bergsteiger aus den drei anderen Teams am Berg. So sind unter den neun Mitgliedern der polnischen „Justice for all“-Expedition, die auf der Rupal-Seite des Bergs über die Schell-Route aufstiegen will, mehrere Wiederholungstäter. Auch der Spanier Alex Txikon, der Italiener Daniele Nardi und der Pakistani Ali Sadpara sind alte Bekannte am Nanga Parbat. Sie haben sich die Kinshofer-Route auf der Diamir-Seite vorgenommen – im traditionellen Stil, also mit Hochlagern. Vierter im Bunde ist der Pole Janusz Golab, dem 2012 zusammen mit seinem Landsmann Adam Bielecki die Winter-Erstbesteigung des Achttausenders Gasherbrum I gelang.
Seinen damaligen Seilpartner wird Janusz im Basislager wiedertreffen. Bielecki, der 2013 auch zu den Winter-Erstbesteigern des Broad Peak gehörte, reist mit Jacek Czech an. Die beiden Polen wollen den Nanga Parbat ebenfalls über die Kinshofer-Route besteigen, allerdings im Alpinstil.
Es ist angerichtet für eine neue Episode von „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Vielleicht gibt es ja diesmal das Happy-End, das Bill Murray und Andie MacDowell in ihrem Hollywood-Erfolgsfilm vorgelegt haben.

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