Alix von Melle – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Luis Stitzinger wird 50: „Ich versuche noch mal den Everest“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/luis-stitzinger-wird-50-ich-versuche-noch-mal-den-everest/ Fri, 14 Dec 2018 23:22:05 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=42955

Luis Stitzinger in den heimischen Bergen über Füssen

Ohne ihn dürfte ich mich nicht Erstbesteiger nennen. Luis Stitzinger war im Sommer 2014 der Expeditionsleiter des Veranstalters „Amical Alpin“, der uns am 7129 Meter hohen Kokodak Dome im Westen Chinas zum maximalen Erfolg führte: Alle 16 Teammitglieder erreichten den Gipfel – nicht zuletzt dank Luis‘ Erfahrung und Umsicht. Stitzinger stand bereits auf acht Achttausendern: Cho Oyu (2000), Gasherbrum II (2006), Nanga Parbat (2008), Dhaulagiri (2009), Broad Peak (2011), Shishapangma (2013), Manaslu (2017) und Gasherbrum I (2018). Allesamt hat er sie ohne Flaschensauerstoff bestiegen, sechs davon gemeinsam mit seiner Ehefrau Alix von Melle.

An diesem Sonntag feiert Luis seinen 50. Geburtstag, „unter Palmen am Sandstrand“, wie er mir lachend erzählt. Mit Alix gönnt er sich einen dreiwöchigen Urlaub im griechischen Kletterparadies Leonidio: „Das habe ich mir zum Geburtstag geschenkt.“ Ich habe mit ihm vor seiner Abreise gesprochen.

Luis, ein halbes Jahrhundert, wird da nicht auch einem erfahrenen Höhenbergsteiger ein bisschen schwindelig?

Luis (2.v.l.) am Tag vor unserem Gipfelvorstoß am Kokodak Dome (2014)

Die Zahl fünf da vorne ist auf den ersten Blick schon etwas erschreckend. Auf der anderen Seite hatte ich jetzt ein Jahr lang Zeit, mich an den Gedanken zu gewöhnen. Und wenn man es hin und her denkt, wird einem auch bewusst, dass dieser Übergang ja nur vom Menschen definiert und nicht messerscharf ist. Es ist nur eine Zahl. Ich fühle mich nach wie vor gut. 50, das hört sich schon verdächtig nahe der Verrentung an. Aber so fühle ich mich eigentlich überhaupt nicht.

Wenn du dich jetzt mit dem Luis vergleichst, der 25 Jahre alt war, erkennst du dich dann noch wieder?

Ja schon, aber ich habe mich in der Zeit natürlich auch verändert. Ich würde nicht noch einmal 25 sein wollen, weil ich mich jetzt viel selbstsicherer fühle. Ich kann die Dinge auch viel mehr genießen als damals. Wenn man sich in der Zeit zurücktransportieren könnte, würde ich eher 36 oder 38 Jahre ansteuern.

Warum dieses Alter?

Weil man dann schon einige Erfahrungen im Leben gesammelt hat. Auch beruflich war ich in einem Fahrwasser, das mir getaugt hat, wo ich mich angekommen gefühlt habe. Privat und sportlich war das ein Alter, in dem ich gut unterwegs war und in mir geruht habe. Mit Mitte 30 ist man einerseits kein Grünschnabel mehr, andererseits aber auch noch nicht wirklich alt.

Die Skier immer im Gepäck

50 Jahre sind so eine Marke, an der man sowohl zurück-, als auch nach vorne schaut. Blicken wir zunächst zurück! Gibt es ein Highlight in deiner Bergsteigerkarriere, das du besonders hervorheben würdest?

Gerne denke ich immer an den Nanga Parbat 2008 zurück. Wir haben dort dreimal so viel erlebt wie andere, weil wir ja wirklich dreimal am Berg unterwegs waren. Erst haben wir mit der Gruppe des „DAV Summit Club“ den Gipfel über die Kinshofer-Route auf der Diamirseite bestiegen. Dann habe ich mit meinem Bergkameraden Josef (Lunger) versucht, den Mazeno-Grat zu überschreiten. Bis zum Mazeno Col sind wir gekommen, dann mussten wir absteigen, weil uns Gas und Nahrung ausgegangen waren. Und schließlich bin ich noch die zentrale Diamir-Flanke mit Skiern abgefahren.

Mit Alix am Gipfel des Manaslu

Du hast deinen ersten Achttausender, den Cho Oyu, im Jahr 2000 bestiegen. Wie hat sich das Höhenbergsteigen im Himalaya und Karakorum aus deiner Sicht in den vergangenen 18 Jahren verändert?

An gewissen Bergen ist viel mehr los als damals, es ist allgemein teurer geworden und damit elitärer. An manchen Bergen können sich das nur noch reiche Leute leisten. Auch die Szene der Expeditionsveranstalter hat sich verändert. Aus ehemals wenigen größeren Unternehmen ist mittlerweile eine Vielzahl an Veranstaltern geworden. Immer mehr übernehmen auch lokale Anbieter den Markt. Sie veranstalten – wie z.B. am Manaslu im Herbst 2017 – riesige Expeditionen von mehreren hundert Leuten am Berg.

Inzwischen haben auch die Asiaten das Höhenbergsteigen für sich entdeckt. Es sind sehr viele, teilweise auch unerfahrene Leute unterwegs, die umfassende Betreuung brauchen. Der Stilwandel weg von den großen Achttausender-Expeditionen der frühen Zeiten hin zum Individualbergsteigen, das Messner, Habeler und Konsorten eingeleitet haben, hat sich mittlerweile wieder umgekehrt.

Das klingt, als hättest du damit extreme Bauchschmerzen.

Schlange am Manaslu

Es erfreut mich nicht, weil es in meinen Augen eine sehr kipplige Sache ist. Es ist solange sicher, wie diese unerfahrenen Teilnehmer massiv betreut werden und die dafür Zuständigen auch zur rechten Zeit die richtigen Strippen ziehen. Aber wehe, es geschieht einmal zu spät oder die Betreuung fällt aus irgendeinem Grund weg. Dann wird es ganz schnell ein gefährliches Vabanque-Spiel. Ich erwarte, dass irgendwann ein größeres Unglück passiert. Es wird zwangsläufig kommen.

Glaubst du, dass ein solches Unglück etwas ändern würde?

Eher nicht. Wenn man z.B. sieht, wie sich jetzt die Regeln in Tibet verschärft haben, geht das eigentlich komplett in die falsche Richtung. Die Individualbergsteiger werden eingeschränkt. Die chinesischen Behörden sehen den einzelnen Bergsteiger, der sein eigenes Spiel spielt, eher als Gefahr an – selbst wenn er das Spiel im Griff hat und weiß, auf was er sich einlässt. Als sicher wird dagegen angesehen, was die großen Veranstalter dort treiben: mit massivem Climbing Sherpa- und Bergführer-Einsatz, um den unerfahrenen Teilnehmern möglichst viel Personal an die Hand zu geben. Für die Behörden ist das der Weg der Zukunft. Im Falle eines Unglücks gäbe es wahrscheinlich noch mehr Auflagen für die Veranstalter, aber der Weg des Individualbergsteigens würde wohl kaum wieder gestärkt.

Im Hochlager am Gasherbrum I

Du bist selbst als Bergführer kommerzieller Gruppen im Einsatz. Wie löst du für dich diesen Zwiespalt auf, dass du einerseits Teil des Systems bist, andererseits aber auch die negativen Seiten siehst?

Es ist manchmal eine Gratwanderung. Wir als deutsche Veranstalter haben immer noch eine etwas andere Tradition. Die kommerziellen Expeditionen hierzulande sind ja aus Gemeinschaftsfahrten entstanden. Die Teilnehmer werden mehr als selbstständige Bergsteiger angesehen und müssen auch mit anpacken. Das ist bei amerikanischen oder auch vielen nepalesischen Anbietern mitunter ganz anders: Da wird man von vorne bis hinten an die kurze Leine genommen und hat nichts mehr zu melden.

In diesem Jahr hat du deinen achten Achttausender bestiegen, den Gasherbrum I im Karakorum. Wie schwer oder leicht ist dir das gefallen, oder anders gefragt: Hast du gespürt, dass der Zahn der Zeit auch an dir nagt?

Es war sehr anstrengend, wegen des vielen Schnees und weil wir nur zu zweit unterwegs waren. Die anderen Bergsteiger waren alle im Sturm des Vortags wieder abgestiegen. Gianpaolo (Corona) und ich waren die letzten im Hochlager und haben es einfach probiert. Es waren 13, 14 Stunden Stapfen durch tiefen Schnee. Dafür, dass es so anstrengend war, habe ich mich wirklich sehr gut gefühlt. Auch in den Tagen danach war ich nicht so ausgebrannt wie an manchen anderen Bergen zuvor.

Aufstieg zum Gipfel des G I

Schauen wir nach vorn! Welche Ziele setzt du dir noch in deiner Bergsteigerkarriere?

Udo Jürgens sang ja: „Mit 66 Jahren ist noch lange nicht Schluss.“ Erst recht nicht mit 50! Ich habe schon noch einige Ziele. Ich habe mir auch keine Altersbegrenzung gesetzt. Ich schaue einfach, wie es mir aktuell geht und entscheide dann. Konkret plane ich für das Frühjahr 2019 noch einmal den Everest von der Nordseite aus (sein erster Versuch dort 2015 blieb erfolglos, weil der Berg nach dem Erdbeben in Nepal gesperrt wurde)– zunächst einmal als Bergführer, als Arbeitsauftrag. Vielleicht kann ich anschließend mit (dem Österreicher) Rupert Hauer – einem guten Freund, der dort eine andere Gruppe führt – noch selbst etwas am Berg unternehmen.

Ohne Flaschensauerstoff?

Ja, möglichst ohne.

Sind die 14 Achttausender noch ein Thema für dich?

Ich habe jetzt acht, es fehlen also noch sechs, das ist eine ganze Menge. Ich versuche in der Regel ja einmal pro Jahr einen Berg, und es geht auch nicht jedes Mal gut. Also bedeuten sechs ausstehende Achttausender noch einige Jahre. Ich weiß nicht, ob mir da nicht die Zeit ausgeht. Es interessiert mich schon, aber es gibt auch noch andere Dinge, die mich vielleicht sogar noch mehr reizen, z.B. eine anspruchsvolle Route an einem Achttausender zu begehen.

P.S.: Alix von Melle wird Luis im Frühjahr nicht zum Everest begleiten, sie ist in ihrem Job unabkömmlich.

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Achttausender Nummer acht für Luis Stitzinger https://blogs.dw.com/abenteuersport/achttausender-nummer-acht-fuer-luis-stitzinger/ Thu, 19 Jul 2018 11:46:41 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41427

Luis Stitzinger

Luis Stitzinger hat nach eigenen Angaben am gestrigen Mittwoch den 8080 Meter hohen Gipfel des Gasherbrum I im Karakorum erreicht. Er befinde sich im Abstieg, ließ der 49 Jahre alte deutsche Bergsteiger heute via Facebook wissen. Für Luis ist es der achte Achttausender-Erfolg nach Cho Oyu (2000), Gasherbrum II (2006), Nanga Parbat (2008), Dhaulagiri (2009), Broad Peak (2011), Shisha Pangma (2013) und Manaslu (2017). Allesamt hat er sie ohne Flaschensauerstoff bestiegen, sechs davon gemeinsam mit seiner Ehefrau Alix von Melle.

Doch noch ein Erfolg

Luis (2.v.l.) am Tag vor unserem Gipfelvorstoß am Kokodak Dome (2014)

Wie berichtet, hatte Stitzinger zuvor die geplante Erstbesteigung des 7082 Meter hohen Urdok Kangri II wegen der großen Neuschneemengen auf dem Berg abgebrochen. Luis hatte die Expedition des deutschen Veranstalters „Amical alpin“ geleitet, an der auch Alix teilgenommen hatte. Während Alix mit den anderen Teilnehmern die Heimreise antrat, beschloss Luis, sich noch am Gasherbrum I zu versuchen.

Sein Erfolg freut mich besonders, schließlich haben wir eine gemeinsame Vergangenheit: Im Juli 2014 leitete Luis die Amical-Expedition zum Kokodak Dome, die mit der Erstbesteigung des 7129 Meter hohen Bergs im Westen Chinas endete. Seitdem darf auch ich mich Erstbesteiger nennen. Ohne Luis hätte ich das nie und nimmer geschafft.

Todesfall an 7000er in Indien

R.I.P.

Keine gute Kunde kommt derweil vom 7416 Meter hohen Saser Kangri IV im indischen Teil des Karakorum. Dort wurde die Suche nach Pemba Sherpa nach fünf Tagen eingestellt. Der 45 Jahre alte Nepalese war in eine Gletscherspalte gestürzt, als eine Schneebrücke eingebrochen war. Es wird vermutet, dass er in das eiskalte Schmelzwasser am Boden der Spalte fiel. Pemba hatte zuvor achtmal den Everest bestiegen und auf weiteren fünf Achttausender-Gipfeln gestanden.

Luis bei der Skiabfahrt am G I

Update 24. Juli: Luis hat Details seiner  erfolgreichen Besteigung des Gasherbrum I bekanntgegeben. Danach stieg er gemeinsam mit dem 52 Jahre alten Italiener Gianpaolo Corona im Alpinstil auf. Am Gipfeltag hätten sie durch wadentiefen Neuschnee spuren müssen. Nach gut 13 Stunden hätten sie den höchsten Punkt erreicht. Luis versuchte eine Skiabfahrt vom Gipfel, musste sie aber im so genannten „Japaner-Couloir“ wegen zu großer Lawinengefahr unterbrechen. „Eine Entscheidung, die mir sehr schwer gefallen ist. Schließlich lässt man ungern das Filet übrig. Aber in diesem Fall gab es keine Diskussion“, berichtet Stitzinger und zieht folgendes Resümee: „Ein frohes Ende für eine äußerst schwierige Saison im Karakorum.Nach mehreren Wochen nahezu ununterbrochenen Schneefalls zu Beginn der Saison im Juni, mussten viele Expeditionen unverrichteter Dinge wieder abreisen. Auch nachdem sich das Wetter wieder beruhigt hatte, sorgte der viele Schnee und die schlechten Bedingungen für so wenig Gipfelerfolge an den pakistanischen Achttausendern wie selten. Umso glücklicher dürfen wir uns schätzen, dass wir es trotz alledem, nur zu zweit, geschafft haben!“

 

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Achttausender-Saison in Pakistan läuft https://blogs.dw.com/abenteuersport/achttausender-saison-in-pakistan-laeuft/ Wed, 13 Jun 2018 14:20:49 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41135

Nanga Parbat

Fast nahtlos ist die Frühjahrssaison an den höchsten Bergen Nepals in die Sommersaison an den Achttausendern Pakistans übergegangen. Die ersten Expeditionsteams haben die Basislager erreicht. So traf der südafrikanische Abenteurer Mike Horn bereits vor einer Woche auf der Diamir-Seite des Nanga Parbat ein. Inzwischen sind der 51-Jährige und seine Mitstreiter bereits einmal bis auf 5900 Meter aufgestiegen. Ebenfalls an dem 8125 Meter hohen Berg versucht sich Maya Sherpa. Im Mai hatte die 40 Jahre alte Sherpani am Kangchendzönga auf rund 8500 Metern umkehren müssen. Weniger als 100 Höhenmeter hatten Maya noch bis zum Gipfel gefehlt. Mit dem Rumänen Alex Gavan und dem Türken Tunc Findik haben sich zwei weitere bekannte Bergsteiger auf den Weg zum Nanga Parbat gemacht. Der 36 Jahre alte Gavan, im Frühjahr am Dhaulagiri gescheitert, hat bisher sechs Achttausender bestiegen.  Für den 46 Jahre alten Findik, den erfolgreichsten Höhenbergsteiger der Türkei, wäre der Nanga Parbat im Erfolgsfall sein zwölfter der 14 Achttausender.

Ziel: Gasherbrum-Neuland betreten

Die Gasherbrum-Gruppe

Die beiden Polen Adam Bielecki und Jacek Czech sowie der Deutsche Felix Berg werden im Gasherbrum-Massiv unterwegs sein. Akklimatisieren will sich das Trio am 8035 Meter hohen Gasherbrum II. Anschließend wollen die drei Bergsteiger versuchen, eine neue Route durch die Ostwand des 7925 Meter hohen Gasherbrum IV zu eröffnen.  Ein weiteres mögliches Ziel ist der noch unbestiegene 6955 Meter hohe Gasherbrum VII. Felix Berg hatte im Mai den Achttausender Cho Oyu in Tibet ohne Flaschensauerstoff bestiegen. Im Frühjahr 2017 hatten Bielecki und Berg gemeinsam mit dem Kanadier Louis Rousseau und dem Briten Rick Allen die selten begangene Annapurna-Nordwestwand durchsteigen wollen, hatten aber wegen schlechten Wetters aufgeben müssen.

Achttausender Nr. 8 für von Melle und Stitzinger?

Alix von Melle und Luis Stitzinger

Auch das deutsche Höhenbergsteiger-Ehepaar Alix von Melle und Luis Stitzinger – beide haben sieben bestiegene Achttausender auf dem Konto – steuern die Gasherbrum-Gruppe an. Die 46-Jährige und ihr drei Jahre älterer Ehemann wollen im Alpinstil den 8080 Meter hohen Gasherbrum I, auch Hidden Peak genannt, von Süden her besteigen. Ihre Ski haben sie mit im Gepäck. Zuvor versuchen Alix und Luis, mit einer Gruppe des Expeditionsveranstalters Amical Alpin den 7082 Meter hohen Urdok Kangri II erstmals zu besteigen.  Luis leitet die Gruppe.

Am K 2 (8611 Meter) und dem benachbarten Broad Peak (8051 Meter) schlagen mehrere Expeditionsteams ihre Zelte auf. So hat sich – wie schon im Sommer 2017 – der Pole Andrzej Bargiel die erste komplette Skiabfahrt vom Gipfel des K 2 vorgenommen, des zweithöchsten Berg der Erde.

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Stitzinger nach Manaslu-Erfolg: „Es weht ein anderer Wind“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/stitzinger-nach-manaslu-erfolg-es-weht-ein-anderer-wind/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/stitzinger-nach-manaslu-erfolg-es-weht-ein-anderer-wind/#comments Fri, 06 Oct 2017 07:43:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38043

Luis Stitzinger (l.) und Alix von Melle (r.) am Gipfel des Manaslu

„Trotz Vorahnung waren wir bass erstaunt, was dort geboten wurde“, sagt mir Luis Stitzinger nach seiner Rückkehr vom Manaslu. „Das war eine wahre Zeltstadt im Basislager.“ Der 48-Jährige hatte – wie berichtet – am vergangenen Samstag ein achtköpfiges Team des deutschen Expeditionsveranstalters Amical alpin auf den 8163 Meter Gipfel in Nepal geführt. Mit Luis erreichte auch seine zwei Jahre jüngere Ehefrau Alix von Melle den höchsten Punkt. Für beide war es der siebte Achttausender und der sechste, den sie gemeinsam bestiegen, allesamt ohne Flaschensauerstoff. Gleich zu Beginn der Expedition hatten sich elf der 14 Mitglieder des Amical-Teams bei erkälteten Trägern angesteckt. „Das war ein schlechter Start“, sagt Luis. „Einige mussten die ganze Sache sogar abbrechen. Das war schade, das hat uns ganz schön dezimiert.“ Ich erreiche Luis telefonisch in einem Hotel in Kathmandu:

Luis, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zum siebten Achttausender. Wie ist es euch am Gipfeltag ergangen?

Der späte Aufstieg war durch die Krankheitswelle bedingt. Es war aber auch teilweise Kalkül. An den Spitzen-Gipfeltagen zwischen dem 26. und 28. September war ein solcher Almauftrieb, dass es uns sicher wenig Spaß gemacht hätte, da mitmischen zu müssen. Zum Glück blieb aber das Wetter sehr lange stabil. Man hat mir erzählt, dass es im letzten Jahr zwei mögliche Gipfeltage gab. Diesmal war es ein großes Schönwetterfenster von  zwei Wochen.

Schlange am Manaslu

Wir hatten uns relativ weit hinten positioniert, was im Endeffekt ein Glück war. Wir hatten freie Bahn, es waren kaum noch Leute unterwegs. Der vergangene Samstag, der 30. September, war ein guter Gipfeltag. Morgens war es noch etwas windig, deshalb sind wir erst gegen 4.30 Uhr aufgebrochen. Der Wind ließ aber schon am ersten Plateau nach, dort wehte es vielleicht noch mit 15, 20 Stundenkilometern.

Mit uns waren nur etwa ein halbes Dutzend Bergsteiger unterwegs, ein paar Spanier und Russen. Durch das große Aufkommen an Bergsteigern zuvor war die Spur sehr gut ausgeprägt. Zu Beginn der Saison waren die Schlüsselstellen der Route bis zum Gipfel von einem Team des Veranstalters Seven Summit Treks mit Fixseilen gesichert worden. Der Gipfelgang war daher für uns recht entspannt und aufgrund des Wetters sogar ein richtiger Genuss.

Blick vom Gipfel

Ihr seid allesamt ohne Flaschensauerstoff aufgestiegen. Das scheint mittlerweile am Manaslu die Ausnahme zu sein.

Wir waren ja 2012 schon einmal im Frühjahr am Manaslu. Da waren die meisten ohne Sauerstoff unterwegs. Das war jetzt im Herbst 2017 ganz anders. Drei Viertel der Bergsteiger, wenn nicht sogar mehr, gingen mit Sauerstoff. Es hat uns schon ein bisschen schockiert, wenn du Leute siehst, die schon ab Lager 1 (auf 5700 Metern) mit Atemmaske gehen. Ich habe sogar Leute gesehen, die von Lager 1 zum Basislager mit Sauerstoff abstiegen.

Da ist schon ein neuer Typ von Expeditionskunden unterwegs. Es waren sehr viele chinesische Bergsteiger dabei, die keine Kosten und Mühen gescheut haben, um auf den Gipfel zu kommen. Oder auch russische Anbieter, die mit allem geklotzt haben: teilweise zwei Climbing Sherpas pro Kunde, Sauerstoff von Lager 1 bis zum Gipfel, und zum Schlafen auch noch. Da weht mittlerweile ein anderer Wind.

Diese große Masse an Bergsteigern an einem Berg, wie am Everest, Cho Oyu oder jetzt am Manaslu, führt auch zu einer Anonymisierung des ganzen Betriebs. Uns ist zweimal aus Zelten Ausrüstung gestohlen worden. Wenn jemand aus dem Hochlager Steigeisen klaut, muss ihm klar sein, dass für den Bestohlenen der Aufstieg zumindest an diesem Tag zu Ende ist. Das finde ich ganz schön übel.  

Das klingt fast wie eine Beschreibung der Auswüchse am Everest.

Ich würde auch sagen, dass der Manaslu der neue Everest ist. Das ist nicht übertrieben. Es liegt natürlich auch daran, dass Tibet in diesem Jahr dicht war. Aber ich glaube, dass viele Veranstalter, die hier diese Luxusschiene fahren, den Manaslu für sich als vermeintlich leichten Achttausender entdeckt haben.

Im Aufstieg

Gab es denn Absprachen zwischen den einzelnen Veranstaltern, wer wann geht, damit es keine Staus auf der Route gibt?

Nein, davon habe ich jedenfalls nichts mitbekommen. Die haben sich einfach den besten Tag ausgesucht und sind losgezogen. Gerade an diesen Spitzentagen hat es große Staus gegeben, vor allem an den schwierigen Passagen zwischen Lager 1 und 2 sowie zwischen Lager 3 und 4. Das erinnerte fast an die Bilder vom Everest. Ich glaube, da gab es Probleme und Unmut bei denen, die wegen der langsamen Gruppen nicht vorwärts kamen.  

Da kann man ja nur froh sein, dass die Lawinengefahr in diesem Herbst am Manaslu offenkundig geringer war als sonst.

Lawinengefahr herrschte in dieser Saison so gut wie gar nicht. Es hat nur ein-, zweimal ein bisschen mehr geschneit, aber der Neuschnee hat sich sofort gesetzt.

Zuletzt gab es immer wieder Berichte von Bergsteigern, dass man die Auswirkungen des Klimawandels auch am Manaslu ganz deutlich sehe. Du warst 2012 schon mal dort. Hast du die Veränderungen auch registriert?

Damals waren wir im Frühjahr dort, als überall noch der Schnee des Winters lag, jetzt im Herbst, das kann mich nicht richtig vergleichen. Aber man sieht schon, dass der Gletscher markant zurückgeht. Am Manaslu North etwa schaut sehr viel Fels heraus, wo vor Jahren noch ununterbrochene Riffeleisflanken waren. Überall läuft das Wasser. Man kann die Folgen des Klimawandels am Manaslu deutlich sehen.

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Everest-Verhältnisse am Manaslu https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-verhaeltnisse-am-manaslu/ Mon, 02 Oct 2017 12:37:28 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38005

Manaslu

Der „Berg der Seele“ liegt mir am Herzen. Ganz einfach deshalb, weil ich vor zehn Jahren selbst einen guten Monat zu Füßen des Manaslu verbracht habe. Seit damals habe ich eine persönliche Beziehung zu diesem beeindruckenden Achttausender in Nepal. Im Frühjahr 2007 berichtete ich aus dem Basislager auf 4850 Meter Höhe über eine kommerzielle Expedition, einmal stieg ich selbst auch bis Lager 1 auf 5700 Metern auf. Damals waren wir – Expeditionsleiter Ralf Dujmovits und elf Kunden sowie ein Zwei-Mann-Team aus Österreich – die einzigen Menschen am Berg. Damals hätten wir uns nicht vorstellen können (und mögen), dass der Manaslu einmal zum „Mount Everest der Herbst-Saison“ mutieren würde. In der aktuellen Saison bevölkerten zeitweise rund 500 Bergsteiger das Manaslu-Basislager. Knapp 200 Gipfelerfolge wurden bisher vermeldet – wobei auffiel, dass diesmal meist wirklich Bilder vom höchsten Punkt und nicht, wie in den Vorjahren, von einer Stelle darunter verbreitet wurden. Unter denen, die den 8163 Meter hohen Gipfel erreichten, waren auch zwei Bergsteiger, mit denen ich selbst an anderen Bergen unterwegs war.

Achttausender Nr. 7 für Stitzinger und von Melle

Alix von Melle (r.) und Luis Stitzinger

Luis Stitzinger, mein Expeditionsleiter bei der Erstbesteigung des Siebentausenders Kokodak Dome im Sommer 2014 im Westen Chinas, führte am vergangenen Samstag ein Team des deutschen Veranstalter Amical alpin auf den Gipfel des Manaslu. Laut Luis verzichteten alle acht Mitglieder seiner Gruppe auf Flaschensauerstoff. Für den 48-Jährigen war es der siebte Achttausender, allesamt ohne Atemmaske bestiegen. Diese Bilanz kann nun auch seine Ehefrau Alix von Melle aufweisen. Keine andere Frau aus Deutschland hat auf mehr Achttausender-Gipfeln gestanden als die 46-Jährige. Sechs ihrer sieben Achttausender haben Alix und Luis gemeinsam bestiegen.

Atemmaske teilweise ab Lager 2

Sergio Zigliotto auf dem Manaslu

Dass Besteigungen des Manaslu ohne Flaschensauerstoff inzwischen eher die Ausnahme als die Regel sind, bestätigte mir ein anderer meiner früheren Weggefährten. „90 Prozent nutzen Sauerstoff ab Lager 3 (auf 6800 Metern)“, schreibt Sergio Zigliotto. „Ich sah auch Chinesen, die schon ab Lager 2 (6400 Meter) zur Flasche griffen.“ Mit dem 51 Jahre alten Italiener hatte ich im Herbst 2011 am Siebentausender Putha Hiunchuli in Nepal das Zelt geteilt. Sergio hatte damals den Gipfel erreicht, ich dagegen hundert Meter unterhalb des Gipfels umdrehen müssen. Am Mittwoch vergangener Woche stand Zigliotto auf dem Manaslu. Sergio hatte ohne Atemmaske aufsteigen wollen, atmete wegen gesundheitlicher Probleme aber auf den letzten 200 Höhenmetern Flaschensauerstoff.

Am kurzen Seil

Schlange am Manaslu

„Es war sehr hart, aber wunderschön. Ich stand am 27. September um zehn Uhr auf dem höchsten Punkt des Manaslu auf 8163 Metern“, schreibt mir Sergio. „Ich erwischte den perfekten Gipfeltag. Es war ein klarer und sonniger Tag. Wir waren nur zu fünft oben, somit gab es keine Probleme wegen zu vieler Leute auf der Route.“ An jenem Tag hätten insgesamt rund 50 Personen den Gipfel erreicht. „Ich habe viele Chinesen beobachtet, die am kurzen Seil auf- und abstiegen. Das war wirklich traurig anzusehen.“ Everest-Verhältnisse am Manaslu. Deshalb liegt mir der „Berg der Seele“ nicht nur am Herzen, sondern auch ein wenig auf der Seele.

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Soria bricht Dhaulagiri-Expedition ab, Gipfelerfolge am Manaslu https://blogs.dw.com/abenteuersport/soria-bricht-dhaugaliri-expedition-ab-gipfelerfolge-am-manaslu/ Tue, 26 Sep 2017 16:53:39 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=37955

Carlos Soria am Dhaulagiri

Der wohl fitteste aller Höhenbergsteiger-Senioren muss weiter auf seinen 13. Achttausender warten. Carlos Soria erklärte seine Expedition am 8167 Meter hohen Dhaulagiri wegen der großen Schneemengen am Berg für beendet. Während des Aufstiegs des 78-Jährigen Spaniers und seiner Begleiter nach Lager eins seien nicht weit entfernt mehrere Lawinen abgegangen, ließ Carlos auf Facebook wissen. Die Lawinengefahr werde auch in den oberen Bereichen des Bergs fortbestehen. Zudem seien die Fixseile, die sie vorher angelegt hätten, von den Schneemassen begraben. „Wegen all dieser Widrigkeiten bleibt uns nichts anderes übrig, als unsere Dhaulagiri-Expedition für diese Saison endgültig abzubrechen“, heißt es in Sorias Nachricht. Ein erster Gipfelversuch war vor anderthalb Wochen auf einer Höhe von rund 7800 Metern gescheitert, weil sich Carlos und Co. verstiegen hatten und der Nebel immer stärker geworden war.

Zwei fehlen weiterhin in der Sammlung

Dhaulagiri

Der Spanier hält die Altersrekorde am K 2 (65 Jahre), Broad Peak (68), Makalu (69, damals stieg er solo und ohne Flaschensauerstoff auf), Gasherbrum I (70), Manaslu (71), Lhotse (72), Kangchendzönga (75) und der Annapurna (77). Am Dhaulagiri ist er nun schon siebenmal gescheitert, zuletzt im vergangenen Frühjahr. Außerdem fehlt ihm noch die 8027 Meter hohe Shishapangma, um seine Achttausender-Sammlung zu komplettieren. Sollte ihm das Kunststück gelingen, wäre Carlos Soria der mit Abstand älteste Mensch sein, der auf allen 14 Achttausendern stand. Bisher hält diesen „Rekord“ der Pole Piotr Pustelnik, der 2010 als 58-Jähriger seinen letzten Achttausender bestieg.

Gipfelwelle am Manaslu rollt

Manaslu (l.) und Pinnacle East (r.)

Immerhin hatte Carlos den Dhaulagiri in diesem Herbst fast für sich. Das kann am nicht weit entfernten Manaslu derzeit niemand behaupten. Rund 500 (!) Bergsteiger haben im dortigen Basislager ihre Zelte aufgeschlagen. Am Montag vergangener Woche waren von dem 8163 Meter hohen „Berg der Seele“ die ersten Gipfelerfolge vermeldet worden. Gestern und heute berichteten mehrere Teams über die sozialen Netzwerke, dass auch sie den höchsten Punkt erreicht hätten. Und die große Welle ist erst jetzt richtig losgerollt. Unter denen, die zu ihrem Gipfelversuch aufgebrochen sind, ist auch das deutsche Höhenbergsteiger-Ehepaar Alix von Melle und Luis Stitzinger. Beide haben bisher sechs Achttausender bestiegen, fünf davon gemeinsam. Gestern war ein 46 Jahre alter Brite am Manaslu ums Leben gekommen. Nachdem er seinen Aufstieg wegen Anzeichen schwerer Höhenkrankheit abgebrochen hatte, verstarb er beim Abstieg auf gut 6000 Metern.

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Großer Andrang am Manaslu https://blogs.dw.com/abenteuersport/grosser-andrang-am-manaslu/ Wed, 06 Sep 2017 14:39:22 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=37439

Manaslu

Der Manaslu wird einmal mehr zum „Everest der Herbstsaison“. Das Basislager zu Füßen des achthöchsten Bergs der Erde (8163 Metern) dürfte in Kürze an die Zeltstadt am höchsten aller Berge im Frühjahr erinnern. Nach Angaben der Zeitung „The Himalayan Times“ erteilte das nepalesische Tourismusministerium bisher mindestens 135 Besteigungsgenehmigungen an ausländische Bergsteiger. Geht man davon aus, dass im Schnitt auf jeden ausländischen etwa ein einheimischer Climbing Sherpa kommt und sicher auch noch der eine oder andere Spätentschlossene dazu stößt, werden sich wohl – inklusive Küchenpersonal – zwischen 300 und 400 Menschen um die besten Stellplätze im Basislager streiten. Und auch auf der Normalroute über die Nordostflanke des Bergs dürfte es eng werden.

Ein Grund für den großen Andrang am Manaslu ist die Entscheidung der chinesischen Behörden von Anfang Juni, die Herbstsaison 2017 komplett abzusagen, um die Vorschriften für Bergsteiger „anzupassen und zu verbessern“. Das jedenfalls war die offizielle Begründung. Inoffiziell wird spekuliert, dass die Führung in Peking während des nur alle fünf Jahre stattfindenden Parteitags der chinesischen Kommunisten Mitte Oktober Unruhen in Tibet für möglich hält und dabei ungern westliche Zuschauer hätte.

Nächster Anlauf für von Melle und Stitzinger

Alix von Melle und Luis Stitzinger

Der Manaslu ist ein beliebtes Alternativziel, wenn China die Grenze nach Tibet für ausländische Bergsteiger schließt. Schon im Herbst 2012 und im Herbst 2015 waren viele kommerzielle Veranstalter auf den Manaslu ausgewichen. Knapp 1000-mal wurde der „Berg der Seele“ inzwischen bestiegen. Unter den Gipfelanwärtern in diesem Herbst sind auch Alix von Melle und Luis Stitzinger. Dem deutschen Bergsteiger-Ehepaar fehlt der Manaslu noch in der Achttausender-Sammlung. Die 46 Jahre alte Alix und der 48 Jahre alte Luis haben bisher jeweils sechs Achttausender bestiegen, fünf davon gemeinsam. Im Herbst 2012 hatten die beiden am Manaslu eine Höhe von knapp unter 8000 Metern erreicht. In der aktuellen Saison leitet Luis eine Expedition des deutschen Veranstalters Amical alpin.

Soria erneut am Dhaulagiri

Deutlich einsamer als am Manaslu geht es in diesem Herbst an den Achttausendern Dhaulagiri (8167 Meter) und Lhotse (8516 Meter) zu. Nach seinem gescheiterten Versuch im vergangenen Frühjahr versucht sich der Spanier Carlos Soria erneut mit seinem Team am Dhaulagiri. Der siebthöchste Berg der Erde wäre für den 78-Jährigen sein 13. Achttausender. Im Erfolgsfall würde ihm nur noch die Shishapangma fehlen. Carlos bestieg seinen ersten Achttausender, den Nanga Parbat, mit 51 Jahren. Der leistungsstarke Senior hält bereits die Altersrekorde am K 2 (65 Jahre), Broad Peak (68), Makalu (69), Gasherbrum I (70), Manaslu (71), Lhotse (72), Kangchendzönga (75) und an der Annapurna (77).

Koreanisch-spanischer Versuch an Lhotse-Südwand

Lhotse-Südwand

Wie Soria am Dhaulagiri versucht sich auch der Südkoreaner Sung Taek Hong an der Lhotse-Südwand zum wiederholten Mal. 2014 und 2015 war Sung jeweils im Herbst mit Versuchen gescheitert, die mehr als 3000 Meter hohe, äußerst schwierige Wand auf einer teilweise neuen Route zu besteigen. Diesmal ist der 51-Jährige mit dem 49 Jahre alten Spanier Jorge Egocheaga unterwegs. Jorge ist ein äußerst erfahrener Höhenbergsteiger, der auf allen 14 Achttausendern gestanden hat. Lediglich am Everest nutzte er Flaschensauerstoff.

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Viele Fragezeichen nach dem Erdbeben https://blogs.dw.com/abenteuersport/viele-fragezeichen-nach-dem-erdbeben/ Mon, 27 Apr 2015 16:51:53 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=29221 Rettungsflüge am Everest

Rettungsflüge am Everest

Tag drei nach dem verheerenden Beben in Nepal. Die Zahl der Toten in dem Land liegt mittlerweile bei fast 4000, und sie steigt unaufhörlich. Ein Ende der Hiobsbotschaften ist nicht in Sicht. Noch immer konzentrieren sich die Meldungen auf die besonders stark getroffene Hauptstadt Kathmandu und die Region um den Mount Everest. Aus den übrigen Regionen des Landes tröpfeln nur einzelne Nachrichten ein. Trekkingtouristen berichten, dass am Samstag nach dem Beben auch auf der Annapurna-Runde Gerölllawinen niedergegangen seien. Auf dem Trekkingpfad um den Achttausender Manaslu warten offenbar zahlreiche Wanderer darauf, mit dem Hubschrauber evakuiert zu werden. Das Basislager zu Füßen der Annapurna wurde nach den Erdstößen am Samstag von einer Lawine getroffen. „Sie begrub uns in den Zelten. Wir schnitten uns mit unseren Messern den Weg nach draußen frei. Danach mussten zwei Sherpas und ich einen Teamkameraden befreien“, berichtete der kanadische Bergsteiger Al Hancock.

Hubschrauber-Luftbrücke ins Hochlager

Am Mount Everest nähert sich die Rettungsaktion für die in Lager 1 auf über 6000 Metern festsitzenden Bergsteiger dem Ende. Nur noch 15 Kletterer warten darauf, mit dem Hubschrauber ins Tal geflogen zu werden. Den ganzen Montag hatte es eine regelrechte Luftbrücke nach Lager 1 gegeben, wo ursprünglich rund 150 Bergsteiger gestrandet waren. Pausenlos waren die Hubschrauberpiloten im Einsatz. Die „Icefall Doctors“ haben ihre Arbeiten an der Route durch den Khumbu-Eisbruch aus Angst vor Nachbeben gestoppt. Angeblich kamen bei einem Nachbeben am Sonntag in dem Eislabyrinth drei Sherpas ums Leben. Wie viele Bergsteiger die riesige Lawine getötet hat, die am Samstag als Folge des Erdbebens vom Siebentausender Pumori abgegangen war und das Everest-Basislager getroffen hatte, ist immer noch unklar. Die Angaben schwanken derzeit zwischen 16 und 19. Zu den Überlebenden zählte der deutsche Bergsteiger Jost Kobusch. Der 22-Jährige drehte ein Video, das einem schon beim Anschauen buchstäblich den Atem nimmt:

Stopp auf der tibetischen Everest-Nordseite?

Die Nordseite des Mount Everest

Die Nordseite des Mount Everest

Unklar ist die Lage auf der tibetische Nordseite des Mount Everest. Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua meldet, dass China alle Expeditionen in diesem Frühjahr abgeblasen hat. Die Agentur beruft sich auf einen hochrangigen Beamten, der die Entscheidung damit begründet habe, dass im Mai weitere Nachbeben drohten. Im „Chinese Basecamp“ diskutierten heute Regierungsvertreter mit den Expeditionsleitern. Nach meinen Informationen soll es am Dienstagmorgen ein weiteres Treffen geben. Das deutsche Bergsteiger-Ehepaar Alix von Melle und Luis Stitzinger hat aus eigenen Stücken seine Everest-Expedition auf der Nordseite abgebrochen. „Wir können und wollen unsere Augen vor dem Leid, das sich (in Nepal) zugetragen hat, nicht verschließen“, schreiben Alix und Luis auf ihrer Homepage. „Darüber hinaus möchten wir nicht der Grund dafür sein, weshalb nepalische Helfer, Köche und Climbing Sherpas weiterhin vor Ort gehalten werden und nicht zu ihren Familien nach Hause können, um dort nach dem Rechten zu sehen.“

P.S.: Der deutsche Arzt und Bergsteiger Matthias Baumann ist nach Nepal gereist, um dort als Unfallchirurg den Erdbebenopfern zu helfen. Er hat auch eine Spendenaktion gestartet: Himalayan Project e.V., Kreissparkasse Biberach, IBAN DE45 6545 0070 0007 0581 89, BIC: SBCRDE66, Kennwort: „Erdbeben Opfer“

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Von Melle und Stitzinger beenden Everest-Expedition https://blogs.dw.com/abenteuersport/von-melle-und-stitzinger-beenden-everest-expedition/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/von-melle-und-stitzinger-beenden-everest-expedition/#comments Mon, 27 Apr 2015 10:21:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=29185 Alix von Melle und Luis Stitzinger im "Chinese Base Camp" auf der Everest-Nordseite

Alix von Melle und Luis Stitzinger im „Chinese Base Camp“ auf der Everest-Nordseite

Eigentlich wollten sie in diesem Frühjahr den Mount Everest ohne Flaschensauerstoff besteigen. Eigentlich waren sie auf der tibetischen Nordseite des Everest unterwegs, wo durch das schwere Erdbeben niemand zu Schaden kam. Nichtsdestotrotz beendet das deutsche Ehepaar Alix von Melle und Luis Stitzinger seine Everest-Expedition, bevor beide auch nur einen Versuch am Berg machen konnten. „Auch wenn auf der Nordseite keinerlei Schäden an Material oder Mensch zu verzeichnen sind, können und wollen wir unsere Augen vor dem Leid, das sich zugetragen hat, nicht verschließen“, schreiben Alix und Luis auf ihrer Homepage. „Darüber hinaus möchten wir nicht der Grund dafür sein, weshalb nepalische Helfer, Köche und Climbing Sherpas weiterhin vor Ort gehalten werden und nicht zu ihren Familien nach Hause können, um dort nach dem Rechten zu sehen. Eine Weiterführung der Expedition würde uns unter den gegebenen Umständen nicht richtig erscheinen, selbst ein möglicher Gipfelerfolg würde sich schal und nichtig anfühlen. Wir könnten über ihn keine Freude empfinden.“ Beide wollen jetzt versuchen, über die tibetische Hauptstadt Lhasa auszureisen.

Buch Everest bleibt offen

Ob auch andere ihrem Beispiel folgen, ist offen. „Wir haben auch Verständnis für diejenigen, die ihre Chance am Everest – vielleicht die einzige im ganzen Leben – nach wie vor nutzen möchten. Auch uns ist die Entscheidung nicht leicht gefallen. Wir waren bestens vorbereitet, hatten uns am Berg gut akklimatisiert und waren für die bevorstehende Aufgabe hoch motiviert. Letztendlich entscheiden wir aber immer nach unserem Gefühl, und das fühlt sich dieses Mal nicht richtig an.“ Die 43 Jahre alte Alix und der 46 Jahre alte Luis haben bisher jeweils sechs Achttausender bestiegen, fünf davon gemeinsam. Das Kapitel Everest 2015 ist abgeschlossen, das Buch aber bleibt nach ihren Worten offen: „Seid versichert: Everest, wir kommen wieder! Irgendwann.“

P.S. Der deutsche Bergsteiger und Arzt Matthias Baumann ist ins Erdbebengebiet nach Nepal geflogen, um dort zu helfen. Er hat auch eine neue Spendenaktion gestartet. Hier ist die Kontoverbindung: Himalayan Project e.V., Kreissparkasse Biberach, IBAN DE45 6545 0070 0007 0581 89, BIC: SBCRDE66, Kennwort: „Erdbeben Opfer“

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Zu zweit, aber nicht in trauter Zweisamkeit https://blogs.dw.com/abenteuersport/von-melle-stitzinger-everest/ Thu, 19 Mar 2015 13:42:32 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28725 Alix von Melle und Luis Stitzinger

Alix von Melle und Luis Stitzinger

Das wird eine illustre Bergsteiger-Schar. Im Basislager des deutschen Veranstalters Amical alpin auf der tibetischen Nordseite des Mount Everest versammeln sich im April neben Expeditionsleiter Dominik Müller und seinen Kunden auch noch zwei deutsche Rekordhalter. Zum einen der erfolgreichster Höhenbergsteiger des Landes, Ralf Dujmovits – der 53-Jährige hat als bislang einziger Deutscher die Gipfel aller 14 Achttausender erreicht. Zum anderen Alix von Melle, die mit bisher sechs bestiegenen Achttausendern die Rangliste der erfolgreichsten deutschen Frauen an den höchsten Bergen der Welt anführt. Beide wollen auf Flaschensauerstoff verzichten, aber in getrennten Teams aufsteigen: Ralf mit der Kanadierin Nancy Hansen, Alix mit ihrem Ehemann Luis Stitzinger. Das abrupte Ende ihrer Makalu-Expedition im Mai 2014 hat von Melle abgehakt. „Das ist vorbei und verarbeitet. Ich fühle mich wieder ganz gesund“, sagt mir die 43-Jährige.

Cortison im Gepäck

Alix am Makalu

Alix am Makalu

Am Makalu hatten sie und Luis ihren Gipfelversuch auf über 7500 Metern abbrechen müssen, weil Alix plötzlich die Kräfte verlassen hatte. Die Symptome hatten auf ein Höhenlungenödem hingedeutet. Hinterher stellte sich heraus, dass auch eine verschleppte Lungenentzündung und Asthma mit im Spiel waren. „Es war nicht die Höhe allein ausschlaggebend“, antwortet Alix auf meine Frage, ob es nach dieser Erfahrung nicht sinnvoller gewesen wäre, einen Bogen um den Everest zu machen und sich einen niedrigeren Achttausender auszusuchen. „Diese Dinge können mir auch an einem Fünf-, Sechs- oder Siebentausender passieren.“ Sie habe jetzt ihre Lungenfunktion testen lassen und dabei Topwerte erreicht. Wegen der nach der Makalu-Expedition diagnostizierten Asthma-Anfälligkeit wird Alix für den Notfall Cortison-Tabletten einpacken.

Luis Stitzinger: Nicht auf Biegen und Brechen

Mit wachem Verstand

Luis (l.) als Expeditionsleiter am Kokodak Dome

Luis (l.) als Expeditionsleiter am Kokodak Dome

Luis macht sich um seine Ehefrau nicht mehr Sorgen als sonst auch. „Angst hat man doch immer um einander. Das lässt sich nicht vermeiden, ist so aber auch ganz gesund“, sagt der 46-Jährige, der wie seine Frau bisher sechs Achttausender bestiegen hat. „Ich vertraue sehr stark auf Alix, dass sie sich selbst kennt und auch die richtigen Entscheidungen trifft.“ Beiden ist klar, dass ihre Erfolgschancen am Everest nicht allzu hoch sind, da sie wie bei allen ihren bisherigen Expeditionen auf Flaschensauerstoff verzichten wollen. „Es muss alles optimal zusammenpassen, damit man eine Chance hat“, sagt Luis. „Ohne Sauerstoff kann man es nur bei den allerbesten Bedingungen wagen.“ Sie  gehe „mit ganz wachem Verstand“ dorthin, ergänzt Alix. „Ich schaue einfach, wie es mir in der Höhe geht und werde sicherlich nicht zu viel riskieren.“

Alix von Melle: Mit wachem Verstand

Den Trubel akzeptieren

Alix und Luis wollen über die Normalroute zum Gipfel des Mount Everest aufsteigen. Dass es dort viel Verkehr geben kann, kalkulieren sie ein. „Ich bin mir sicher, dass mich manches an dem ganzen Trubel dort aufregen wird“, sagt Luis. „Aber wenn du dorthin möchtest, musst du das auch akzeptieren können. So ist es einfach.“ Auch Alix sieht das ganz pragmatisch: „Man kann nicht erwarten, dass man am Everest in trauter Zweisamkeit unterwegs ist.“

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Dominik Müller: „Geballte Kompetenz im Basislager“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/dominik-mueller-everest-2015/ Fri, 06 Mar 2015 13:27:18 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28677 Dominik Müller, Chef von Amical alpin

Dominik Müller, Chef von Amical alpin

Die Everest-Bergsteiger stehen in den Startlöchern. In vier Wochen reist das Gros von ihnen Richtung Nepal und Tibet. Noch immer steht die verbindliche Entscheidung der nepalesischen Regierung aus, ob und wenn ja, in welcher Form die Besteigungsgenehmigungen der abgebrochenen Frühjahrsaison 2014 in diesem Jahr gelten. Mit dieser Frage muss sich Dominik Müller, Chef des deutschen Veranstalters Amical alpin, nicht herumschlagen. Der 43-Jährige leitet eine Expedition auf der tibetischen Nordseite des Everest. Zu seinem Team gehören neben „normalen“ zahlenden Kunden auch drei hochkarätige deutsche Profis. Ralf Dujmovits, der als bisher einziger Deutscher auf allen Achttausendern stand, will – gemeinsam mit der Kanadierin Nancy Hansen – den Everest ohne Flaschen-Sauerstoff besteigen. Das hat sich auch erfolgreiche Bergsteiger-Ehepaar Alix von Melle und Luis Stitzinger vorgenommen. Die beiden haben jeweils sechs Achttausender auf ihren Konten. Dominik Müller war als Expeditionsleiter bereits an sechs der 14 höchsten Berge der Welt unterwegs. Zweimal erreichte er den Gipfel des Cho Oyo. „Bei den anderen Expeditionen musste ich als Leiter meine persönlichen Interessen hintenan stellen“, erzählt mir Dominik. Diesmal am Everest könnte das anders werden.

Everest-Nordseite

Everest-Nordseite

Dominik, bald geht es los Richtung Mount Everest. Ist das für dich immer noch etwas Besonderes?

Eigentlich ist jeder Achttausender für mich etwas Besonderes. Aber der Everest ist zum einen eben der höchste Berg, zum anderen fordert er mich als Veranstalter besonders heraus, weil dort organisatorisch mehr dranhängt als an anderen Bergen.

Nach den Ereignissen auf der nepalesischen Südseite im vergangenen Jahr wurde und wird viel über den Everest diskutiert. Hast du irgendeine Änderung im Kundenverhalten feststellen können?

Von der Zahl der Nachfragen her nicht, wobei ich darauf hinweisen muss, dass wir die Südseite eben wegen der Gefahren auf der Route nicht im Programm haben, sondern nur die Nordseite. Aber tendenziell ist schon zu bemerken, dass mehr Leute auf die Nordseite gehen, weil mehr Veranstalter dort präsent sind. Ich denke, es hängt immer davon ab, wer bietet wo was an? Und dahin wird der Kunde gehen.

Haben die Chinesen die Preisschraube weiter angezogen?

Seit ein paar Jahren ist zu beobachten, dass die Chinesen die Preise nach oben schrauben, nicht nur am Everest, sondern auch an den anderen Acht-, Sieben- und Sechstausendern in Tibet. Sie versuchen einfach, das Maximum herauszuholen.

Ralf Dujmovits

Ralf Dujmovits

Du hast diesmal eine recht ungewöhnliche Gruppe beisammen. Es sind nicht nur zahlende Kunden, wie man sie normalerweise auf kommerziellen Expeditionen vorfindet, dabei, sondern es haben sich auch Profibergsteiger bei dir eingekauft: Ralf Dujmovits, Alix von Melle, Luis Stitzinger. Macht das diese Expedition zu einer speziellen?

Natürlich. Auf der einen Seite wollen die Profis sehr frei am Berg unterwegs sein. Auf der anderen Seite erwarten die Kunden die bestmögliche Betreuung. Das erzeugt schon ein kleines Spannungsfeld. Andererseits profitieren selbstverständlich auch die Nicht-Profis von diesen erfahrenen Leuten. So eine geballte Kompetenz in einem Basislager zu haben, das wird es so schnell nicht mehr geben.

Kannst du dich dann in deiner Verantwortung ein bisschen zurückziehen?

Nein, ich bin voll gefordert. Ich möchte sowohl den Kunden, als auch den Profis bestmöglich zur Seite stehen und alles Organisatorische regeln, auch Kleinigkeiten, die sich vor Ort ergeben.

Aber du darfst diesmal auch ein bisschen an dich selbst denken.

Mein Ziel ist es, den Everest ohne Sauerstoff zu versuchen. Wir haben eine sehr gute Begleitmannschaft, die unsere Kunden bestmöglich betreut. Von daher rechne ich mir schon etwas Freiheit für mich aus.

Alix von Melle und Luis Stitzinger

Alix von Melle und Luis Stitzinger

Ist es dein erster Versuch am Everest?

Ja. Ich werde, wenn ich die Zeit dafür finde, zusammen mit Alix von Melle und Luis Stitzinger aufsteigen. Mir ist wichtig, dass wir nicht als große Horde am Berg unterwegs sind, sondern in kleinen Teams. Dann kann sich jeder individuell akklimatisieren und sein Tempo gehen, je nachdem, wie es ihm geht. Das ist mit ein Schlüssel zum Erfolg an diesem Berg.

Stichwort Horde. Damit muss man am Everest immer rechnen. Habt ihr euch einen Plan zurechtgelegt, wie ihr die Massen umgehen könnt, einen „Trick 17“?

Einen richtigen Trick 17 kann es nicht geben, weil du immer von den Wetterbedingungen abhängig bist. Aber du kann schon leicht antizyklisch unterwegs sein, also bei einem Schönwetterfenster etwas früher oder später starten. Ein Vorteil der Nordroute ist auch, dass sich hier nicht so viel Stau bildet, weil du im Auf- und Abstieg besser überholen kannst. Es gibt weniger Engpässe als auf der Südseite.

Blicken wir in die Zukunft. Wenn du Prophet spielen solltest, was glaubst du, wie es in den nächsten Jahren am Everest weitergeht?

Schwer zu sagen. In Nepal ist relativ viel im Umbruch. Die Climbing Sherpas machen massiv Druck auf die Regierung. Ich begrüße das. Wir sind nur Gast in einem fremden Land sind, diese Leute müssen ordentlich versichert sein. Wie es mit der Route weitergeht, muss man sehen. Es wird diskutiert, ob man Leitern einsetzt oder auch, ob man zwei Routenstränge einrichtet, einen für den Aufstieg, einen für den Abstieg. Es stehen viele Ideen im Raum, aber konkret ist noch nichts.

Bald dürfte es wieder voll werden

Bald dürfte es wieder voll werden

Es gibt ja auch die Idee der Veranstalter, zumindest einen Teil der Lasten mit dem Hubschrauber nach Lager 1 oder 2 fliegen zu lassen. Wie stehst du dazu?

Das ist zwiespältig. Einerseits vertraut man auf Climbing Sherpas, andererseits würde man ihnen so die Arbeit abgraben. Sie leben schließlich auch von den Materialtransporten. Für mich ist eine Besteigung nur dann eine richtige Besteigung, wenn man sie ohne technische Hilfe von außen stemmt, also auch ohne Helikopter. Ob „by fair means“ oder mit Flaschensauerstoff, es gehört sich immer noch, dass man zu Fuß den Berg besteigt und auch wieder verlässt.

Gibt es immer noch Leute, die vorher nur ein, zwei Berge bestiegen haben und dann gleich auf den Everest wollen?

Wir bekommen solche Anfragen. Aber dann ist es die Pflicht von uns Veranstaltern, den Leuten zu sagen: Hör zu, du bist noch nicht so weit! Letztendlich geht es hier auch um das Leben der Leute. Man darf nicht um des Geldes willen einfach alles machen, sondern muss ehrlich beraten.

Aber eine einheitliche Linie unter den Veranstaltern gibt es nicht.

Genau das ist das Problem. Der Kunde sollte sich sehr genau überlegen, mit wem er auf Expedition geht. Er sollte prüfen, wie viel Erfahrung ein Veranstalter an den hohen Bergen hat und wie seriös er berät.  

P.S. Ich verabschiede mich jetzt mal für eine gute Woche in die Berge, um meine Seele baumeln und die Ski laufen zu lassen. 🙂 Danach bin ich wieder für euch da. Und hier noch ein bisschen Everest zum Genießen und Träumen:


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Alix von Melle: Nächste Ausfahrt Everest? https://blogs.dw.com/abenteuersport/alix-von-melle-everest-2/ Mon, 17 Nov 2014 11:43:11 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=27769 Alix von Melle am Makalu

Alix von Melle am Makalu

Der Grat zwischen Wagemut und Übermut ist schmal. Und es kommt immer auf den Blickwinkel an. Wenn ein Bergsteiger einem Strandgänger erklären soll, warum er sich bei einer Bergtour einem Absturzrisiko aussetzt, wird er meistens ein verständnisloses Kopfschütteln ernten. Auf ähnliche Reaktionen muss sich wohl Alix von Melle einstellen, wenn sie im kommenden Frühjahr wirklich nach Tibet aufbrechen sollte, um den Mount Everest ohne Flaschensauerstoff zu besteigen. Schließlich hatte Alix erst im Mai am Makalu einen Gipfelversuch auf über 7500 Metern aus gesundheitlichen Gründen abbrechen müssen. „Es war ein Bauchgefühl. Mir war brutal kalt, und diese Kälte kam von innen heraus“, erzählt mir die 43-Jährige, die mit sechs Gipfelerfolgen an Achttausendern derzeit die Rangliste der deutschen Höhenbergsteigerinnen anführt. Mit ihrem Ehemann Luis Stitzinger stieg Alix ins letzte Hochlager ab. „Dann habe ich wirklich im Zelt gesessen und wie ein Fisch an Land nach Luft geschnappt.“ Der Verdacht: ein Höhenlungenödem.  Mit Hilfe von Flaschensauerstoff gelang es Alix, selbstständig ins Basislager abzusteigen. Später wurde noch zusätzlich eine Lungenentzündung diagnostiziert – und auch, dass Asthma mit im Spiel war.

Kilimandscharo als Höhentest

Alix-und-Luis-im-Hochlager-„So ganz klar ist es nicht, was es wirklich war, wahrscheinlich eine blöde Kombination aus allem“, sagt Alix. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland war die Bergsteigerin noch wochenlang kurzatmig. Dann erholte sie sich und begann wieder zu trainieren. Im September bestieg Alix bei einer von Luis geführten kommerziellen Expedition den 5895 Meter hohen Kilimandscharo, den höchsten Berg Afrikas – quasi als Testlauf. „Am Kili habe ich die Höhe gut vertragen“, erzählt van Melle. „Da habe ich gemerkt, jetzt passt alles wieder.“ Und damit begannen auch die Planungen für das nächste Achttausenderprojekt. „Ganz klar ist es noch nicht. Aber im engeren Kreis ist der Everest von der tibetischen Nordseite her“, verrät Alix. Luis und sie überlegten, sich an eine von Dominik Müller geführte Amical-Expedition anzuhängen.

Auf Alarmsignale achten

Ich bin überrascht, hatte ich doch erwartet, dass sich Alix nach ihren Lungenproblemen eher einen niedrigeren Achttausender aussuchen würde. Daher frage ich nach: Wirklich wie bei ihren bisherigen Projekten ohne Atemmaske? „Definitiv ohne Sauerstoff“, antwortet Alix. „Das war auch nach dem Makalu für uns keine Frage, dass wir jetzt umswitchen und mit Sauerstoff und Climbing Sherpas gehen. Das ist einfach nicht unseres.“ Die Erfahrung am Makalu sei ein „kleiner Dämpfer“ gewesen, räumt Alix ein. Aber sie habe daraus gelernt: „Ich habe das Training überdacht, die Ernährung, die Erholungszeiten. Und ich werde künftig noch mehr auf Alarmsignale achten.“ Auch und gerade am Everest. „Mir ist absolut klar, dass die Chance, den Everest ohne zusätzlichen Sauerstoff zu besteigen, wirklich ganz gering ist. Da muss alles zusammenpassen“, sagt Alix. „Wenn ich dort umkehren muss, bricht mir das keinen Zacken aus der Krone. Wir wollen es einfach probieren. Vielleicht klappt es, vielleicht auch nicht.“

P.S.: Alix und Luis werden am kommenden Freitag in Köln über ihre Erlebnisse am Makalu und an den anderen Achttausendern berichten – in der DAV-Vortragsreihe „AlpinVisionen“, die jetzt ihren 15. Geburtstag feiert.

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Lungenödem stoppt Alix von Melle am Makalu https://blogs.dw.com/abenteuersport/lungenoedem-stoppt-alix-von-melle-am-makalu/ Fri, 30 May 2014 11:51:14 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=26343 Alix (l.) und Luis am Makalu

Alix (l.) und Luis am Makalu

Das Wichtigste zuerst: Alix von Melle geht es den Umständen entsprechend gut. Die 42-Jährige, mit sechs bestiegenen Achttausendern die erfolgreichste deutsche Höhenbergsteigerin, war Ende vergangener Woche mit ihrem Ehemann Luis Stitzinger zu ihrem zweiten Gipfelversuch am Makalu aufgebrochen. Beide erreichten wie geplant ihr letztes Hochlager auf 7600 Metern. In der folgenden Nacht stiegen Alix und Luis Richtung Gipfel auf. Sie wollten den höchsten Punkt auf 8485 Metern ohne Flaschensauerstoff erreichen. Es sei kalt und windig gewesen, schreibt Luis. „Alix plagte schon seit Tagen wieder intensiver Höhenhusten. So auch an diesem Tag, bei der extrem kalten und trockenen Luft auf über 7500 Metern. Nach einer starken Hustenattacke meinte Alix auf einmal: Irgendetwas stimmt nicht, ich bekomme kaum mehr Luft!“

Nichts wie runter!

Sie hätten noch versucht, weiter aufzusteigen, doch Alix‘ Zustand habe sich dramatisch verschlechtert. „Schlagartig war uns beiden klar: Das war das Ende! Noch vor Stunden waren wir so zuversichtlich, dieses Mal den Gipfel zu erreichen und nun das.“ Die beiden kehrten um. Im Zelt stellten sie fest, dass die Sauerstoffsättigung in Alix‘ Blut nur noch bei 52 Prozent lag, verglichen mit 78 Prozent am Abend zuvor. Offensichtlich litt von Melle an einem Höhenlungenödem und schwebte damit in Lebensgefahr. „Zum Glück hatten wir alle Medikamente und Notfallsauerstoff zur Verfügung, so dass wir sofort mit der Behandlung beginnen konnten.“

„Wahre Odyssee“

Rückflug mit dem Hubschrauber

Rückflug mit dem Hubschrauber

Beiden war klar: Sie mussten so schnell wie möglich nach unten. Alix atmete beim Abstieg Flaschensauerstoff. Nach einem Gewaltmarsch trafen das deutsche Paar noch am gleichen Abend im Basislager ein. „Eine gründliche Kontrolle des Basislagerarztes ergab, dass sich Alix nicht nur ein Höhenlungenödem zugezogen hatte, sondern gleichzeitig an einer Lungenentzündung litt. Kein Wunder, dass sie keine Luft mehr bekommen hatte!“, schreibt Luis. „Trotz der Enttäuschung um das jähe Ende waren wir Gott froh, wieder sicher im Basislager zu sein und alle Mittel für eine sichere Behandlung zu haben. Der Abstieg war eine wahre Odyssee gewesen, die nun ihr Ende gefunden hatte.“

Wie eine kühle Sirene

Mit dem Hubschauber wurden Alix und Luis später nach Lukla geflogen, wo die deutsche Bergsteigerin in der Klinik weiter behandelt wurde. Am Tag darauf folgte der Rückflug nach Kathmandu. „Der Makalu hat uns ein weiteres Mal seine kalte Schulter gezeigt. Der Berg ist wie eine kühle Sirene – erst lockt sie, dann will sie einen verderben und nicht mehr gehen lassen. Trotzdem ist sie schön und anmutig“, bilanziert Luis. Zum zweiten Mal nach 2010 kehren sie ohne Gipfelerfolg vom Makalu zurück. „Wie sagt man so schön – aller guten Dinge sind drei!? Das dritte Mal kann aber noch ein gutes Weilchen warten.“ Zunächst einmal gute Besserung, Alix! Die Berge laufen nicht weg.

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Deutsche Frauenpower am Makalu https://blogs.dw.com/abenteuersport/deutsche-frauenpower-am-makalu/ Tue, 27 May 2014 21:10:30 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=26319 Heidi Sand (2012 am Everest)

Heidi Sand (2012 am Everest)

Super-Sonntag am Makalu. Gleich zwei deutsche Bergsteigerinnen erreichten am 25. Mai den 8485 Meter hohen Gipfel des fünfthöchsten Bergs der Erde: Heidi Sand und Billi Bierling. Beide waren im Team von Himalayan Experience unterwegs. Ich bin dementsprechend versucht, beide als erste deutsche Bergsteigerinnen auf dem Makalu zu verbuchen.

Heidi Sand kam durch eine schwere Krankheit zum Höhenbergsteigen. Als 43-Jährige erhielt die Bildhauerin aus Stuttgart die niederschmetternde Diagnose: Darmkrebs. Sie schwor sich: Wenn ich das überlebe, besteige ich den Mount Everest. Beides geschah. Heidi besiegte die Krankheit und stand 2012 auf dem höchsten Berg der Erde. 2013 ließ sie den Cho Oyu folgen und nun im Alter von 47 Jahren den Makalu. 

Billis vierter Achttausender 

Billi Bierling

Billi Bierling

Billi Bierling ist vielen eher als rechte Hand der legendären Himalaya-Chronistin Elizabeth Hawley bekannt. Doch die 46-Jährige lebt und arbeitet nicht nur in Nepal, sondern besteigt dort auch die höchsten Berge. 2009 stand die gebürtige Garmischerin auf dem Mount Everest. 2010 erreichte Billi als erste deutsche Bergsteigerin den Gipfel des Manaslu, 2011 den des Lhotse. Während sie bei diesen ersten drei Achttausender-Erfolgen jeweils mit Flaschensauerstoff unterwegs war, verzichtete Billi im Herbst 2011 am Manaslu erstmals auf die Atemmaske und erreichte erneut den Gipfel. Im Herbst 2012 versuchte sie sich, wieder ohne Maske, am Makalu, musste jedoch auf 7900 Metern umkehren. 2013 bestieg Bierling den Fast-Achttausender Nuptse. Und jetzt den Makalu. „Ich hätte nie gedacht, dass ich das schaffe. Es ist so ein langer und harter Anstieg!“, schreibt sie auf Twitter. Glückwunsch, Billi – und natürlich auch Heidi!

Eigentlich hatte für das vergangenen Wochenende auch das deutsche Bergsteiger-Ehepaar Alix von Melle und Luis Stitzinger einen zweiten Gipfelversuch geplant, nachdem der erste gescheitert war. Noch haben sie nichts von sich hören lassen. Die 43 Jahre alte Alix ist mit sechs Achttausendern die erfolgreichste deutsche Höhenbergsteigerin.

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Luis, last minute https://blogs.dw.com/abenteuersport/luis-last-minute/ Mon, 07 Apr 2014 08:47:31 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=25714 Makalu

Der Achttausender Makalu

Achttausender-Bergsteigern geht es nicht anders als normalen Reisenden. Kurz vor der Abreise knubbeln sich die Termine. Beruflich müssen noch die Weichen für die lange Abwesenheit gestellt werden. Dazu gesellen sich private Verpflichtungen und, nicht zu vergessen, die Vorbereitungen für das bevorstehende Projekt. Das geht auch Luis Stitzinger so. Unsere Wege kreuzen sich am Wochenende in Oberstdorf, einen Tag vor Luis‘ Abreise nach Nepal. Dort will sich der 45-Jährige mit seiner Frau Alix von Melle erneut am Makalu versuchen, dem mit 8485 Metern fünfthöchsten Berg der Erde. 2010 hatten die beiden auf 8050 Metern bei Temperaturen von minus 45 Grad Celsius umkehren müssen. Sechs Achttausender hat das Bergsteiger-Ehepaar bereits auf dem Konto: Cho Oyu, Gasherbrum II, Nanga Parbat, Dhaulagiri, Broad Peak und Shishapangma. Alle haben sie ohne Flaschensauerstoff bestiegen. Die 43 Jahre alte Alix ist damit die erfolgreichste deutsche Frau an den höchsten Bergen der Welt.

Luis, jetzt geht es bald los zum Makalu. Schon Lampenfieber?

Lampenfieber nicht mehr, dazu sind wir schon zu oft weggefahren, aber natürlich ist man irgendwo aufgeregt und freut sich drauf. Die Vorbereitungen ziehen sich immer endlos in die Länge. Wenn es dann endlich losgeht, ist das wie eine Feder, die losgelassen wird. Wir freuen uns.

Das ist ja bereits euer zweiter Versuch am Makalu. Fahrt ihr mit einer anderen Einstellung hin?

Ja, ich denke schon, dass es anders ist. Wir haben bisher keinen Berg zweimal versucht, auch nicht die, bei denen wir nicht den Gipfel erreicht haben. Das ist eigentlich das erste Mal, dass wir es das  zweite Mal versuchen wollen. Wir sind da schon ein bisschen vorbelastet.

In welcher Hinsicht?

Wir haben einfach das letzte Mal noch im Kopf, und es ist auch ein bisschen mehr Druck da.

Luis Stitzinger

Macht ihr denn irgendetwas anders als beim letzten Mal?

Zum einen sind wir personell anders besetzt. Es kommt noch ein Freund mit, Florian Hübschenberger aus Freilassing, der auch schon am Nanga Parbat mit dabei war. Wir sind also jetzt zu dritt. Außerdem wollen wir in dieser Konstellation vielleicht noch eine andere Routenführung probieren. Aber vom generellen Procedere ist es sowieso nie ganz gleich. Das Wetter ist anders, die Verhältnisse auch. Deshalb wird auch der Zeitplan immer etwas anders aussehen müssen.

Wie viel Zeit habt ihr?

Wir haben maximal zwei Monate Zeit für die gesamte Reise. Das ist üppig gesteckt. Wenn es ein bisschen kürzer dauert, soll es uns auch recht sein.

Ihr seid ja meistens auf den Normalwegen unterwegs, ist das jetzt auch so? Du deutetest eben an, dass ihr vielleicht eine andere Route wählt.

Wir sind auf dem Normalweg unterwegs, aber haben vor, in der zweiten Routenhälfte eventuell eine Variante zu versuchen. Wir müssen aber sehen, wie die Verhältnisse sind. Erst dann werden wir entscheiden, ob wir es wirklich versuchen wollen. 

2013 hat es nur wenige erfolgreiche Besteigungen gegeben, der Makalu hat sich in den letzten Jahren recht widerborstig präsentiert. Wie groß siehst du eure Chance, den Gipfel zu erreichen?

Es ist immer schwer, das in Zahlen auszudrücken. Ich sage immer, die Chancen stehen fifty-fifty. Als wir das letzte Mal am Makalu waren, hat es die ganze Zeit super ausgesehen, die Verhältnisse waren gut, das Wetter hat auf den ersten Blick immer sehr schön gewirkt. Aber an diesen hohen Bergen genügt ein einziger Faktor – damals war es halt der anhaltende Jetstream, der über Wochen über dem Himalaya geparkt hatte – , der verhindert, dass man in die Höhe vordringen kann. Und dann sitzt man bei schönstem, sonnigen Wetter im Basislager, dreht Däumchen und kann nichts unternehmen.

Luis Stitzinger: Chance steht fifty-fifty

Alix 2010 im Gipfelbereich

Alix 2010 im Gipfelbereich des Makalu

In diesem Jahr hat die nepalesische Regierung am Mount Everest jede Menge neue Vorschriften erlassen. So gibt es jetzt einen Wachposten im Basislager als Schlichtungsstelle. Außerdem muss jeder Bergsteiger acht Kilo Müll vom Berg herunterbringen. Gibt es ähnliche Vorschriften am Makalu?

Der Everest ist einfach ein Hotspot, da trifft sich der internationale Bergtourismus. Im Verhältnis dazu ist der Makalu sehr selten besucht. Wir haben erfahren, dass in diesem Jahr einige weitere Bergsteiger auf dem Weg dorthin sind, aber es ist im Vergleich zum Everest nur ein Bruchteil des Aufkommens. Der Makalu ist nach wie vor ein relativ einsamer Berg, dahin verirrt sich in der Regel nicht mal ein Verbindungsoffizier, weil er keine Lust hat, den langen Zustieg auf sich zu nehmen. Da ist man meistens ganz für sich.

Luis Stitzinger: Makalu ist ein einsamer Berg

Werdet ihr euch mit den anderen Expeditionen kurzschließen, damit ihr euch die Arbeit teilt oder wollt ihr vollkommen autark agieren?

Man tut sich immer zusammen und spricht sich ab. Wir kennen viele der anderen, die dort sein werden. Mit einigen waren wir früher schon mal am Berg unterwegs. Ich kenne auch die Veranstalter. Da wird man immer versuchen, an einem Strang zu ziehen. Aber wir haben eigentlich schon vor, ganz autark und für uns an der Route unterwegs zu sein und auch nicht zu warten, bis alle Fixseil-Strecken aufgebaut sind und dann „nachjümarn“ (sich mit Steigklemmen hochziehen). Wir wollen das schon in einem recht eigenständigen Stil abwickeln.

Das wäre euer siebter Achttausender. Geht ihr anders an das Projekt heran als bei den ersten Versuchen?

Ich denke schon, dass sich so etwas wie Routine einstellt oder zumindest eine gewisse Erfahrung. Bei den ersten Unternehmungen ist man doch noch sehr unsicher. Wenn der erste Achttausender geklappt hat, fragt man sich beim zweiten: War das jetzt ein Glücksfall oder haben wir alles richtig gemacht? Aber wenn man ein paar erfolgreich bestiegen hat, zeichnet sich doch ab, dass gewisse Systeme Sinn machen, und darauf kann man dann vertrauen.

Alix (r.) und Luis 2013 auf der Shishapangma

Alix (r.) und Luis 2013 auf der Shishapangma

Der Makalu wäre euer bisher höchster Achttausender.

Ja, bisher haben wir eher die niedrigen Achttausender bestiegen. Der höchste war bislang für uns beide der Cho Oyu mit 8201 Metern. Das wäre jetzt noch einmal ein Sprung um 300 Höhenmeter, also im Bereich der oberen Hälfte der Achttausender.

Ihr verzichtet auf Flaschensauerstoff. Damit bewegt ihr euch an den höheren Achttausendern auch in einer anderen Liga.

Definitiv. Wir wollen unbedingt ohne Flaschensauerstoff herauf. Wir würden eher umdrehen, wenn wir merken, dass wir es nicht schaffen. Aber weil wir alle unsere Ziele ohne Atemmaske erreichen wollen, dienen wir uns sehr vorsichtig höher. Manch anderer hat den Gasherbrum II bestiegen, geht dann direkt zum Mount Everest und versucht es unter Umständen vielleicht sogar ohne Flaschensauerstoff. Uns wäre das zu riskant. Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass jede 100 Meter in dieser Höhe noch einmal eine andere Liga bedeuten. Zwischen einem Berg, der 8500 Meter hoch ist, und einem, der gerade oberhalb der 8000-Meter-Marke kratzt, besteht ein großer Unterschied. Wir steigern uns sehr vorsichtig, weil man ohne Flaschensauerstoff relativ wenige Sicherheitsreserven hat.

Luis Stitzinger: Vorsichtig steigern

Alix und du seid dort oben als Paar unterwegs. Habt ihr ausdiskutiert, was passiert, wenn einen von euch in großer Höhe die Kräfte verlassen?

Klar haben wir darüber gesprochen. Deshalb fühlen wir uns jetzt auch in der Konstellation zu dritt wesentlich wohler. Mit einem Helfer kann man nicht viel zuwege bringen, zu zweit sieht das schon besser aus. Da kann man schon einer Person, die entkräftet ist, herunter helfen. Das funktioniert, wenn sich die anderen beiden noch wohl fühlen. Das ist schon ein Sicherheitsfaktor. Aber wenn man keinen Sauerstoff mitnimmt – wir werden wegen des Gewichts auch keine Flaschen für medizinische Notfälle in die Hochlager tragen – , dann hat man nur begrenzte Sicherheitsreserven zur Verfügung. Das ist ganz klar. 

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