Ang Dorjee Sherpa – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Hubschrauber-Materialtransport ins Everest-Hochlager https://blogs.dw.com/abenteuersport/hubschrauber-materialtransport-ins-everest-hochlager/ Sat, 23 Apr 2016 10:24:30 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32449 Hubschrauber hebt vom Flugplatz Syangboche oberhalb von Namche ab

Hubschrauber hebt vom Flugplatz Syangboche oberhalb von Namche ab

Die Zeit bleibt nicht stehen, auch nicht im Khumbu. Zwei Dinge haben sich in dem Gebiet rund um den Mount Everest zwischen meinem ersten Besuch im Jahr 2002 und dem letzten im vergangenen März gravierend verändert. Zum einen sind die sanitären Anlagen – im Schnitt – deutlich moderner und auch sauberer als vor 14 Jahren. Zum anderen hat der Fluglärm erheblich zugenommen. Bei klarer Sicht fliegen, gefühlt regelmäßig, Hubschrauber durch das Tal von Lukla nach Namche Bazaar und dann auch weiter Richtung Everest-Basislager.

Billiger als Maultiere

„Inzwischen wird ein Großteil des Materialtransports mit Hubschraubern erledigt“, erzählte mir Ang Dorjee Sherpa, Lodgebesitzer in Namche. „Das ist fast billiger als der Transport mit Maultieren.“ Doch nicht nur Material wird transportiert, auch Menschen nutzen den Heli-Transfer. Als wir auf der Terrasse des Everest View Hotel, oberhalb von Namche Bazaar, einen (teuren) Milchtee tranken, trafen wir auch ein Ehepaar aus den USA, das förmlich nach Geld roch. Die beiden waren gerade mit dem Helikopter samt eigenem Piloten neben dem Hotel gelandet. „Wir sind über das Basislager und den Khumbu-Eisbruch geflogen und haben hinterher auch noch eine Runde durch das Gokyo-Tal gedreht“, erzählten die beiden begeistert. Ein echtes Gefühl für diese wunderschönen Berge habt ihr dabei aber nicht gewonnen, dachte ich bei mir.

Gut 80 Lasten weniger durch den Eisbruch

Rettungshubschrauber über dem Khumbu-Eisbruch (2014)

Rettungshubschrauber über dem Khumbu-Eisbruch (2014)

Wie der US-Blogger und Bergsteiger Alan Arnette – er will in diesem Frühjahr den Lhotse besteigen – aus dem Basislager zu Füßen des Everest berichtet, hat die nepalesische Regierung in dieser Saison erstmals erlaubt, mit dem Hubschrauber Material nach Lager 1 auf etwa 6000 Metern zu fliegen: Seile, Eis- und Firnanker sowie Flaschensauerstoff. Alles in allem, so Alan, summierten sich die bereits ins Hochlager transportierten Güter auf mehr als 80 Einzellasten, die andernfalls von Sherpas durch den gefährlichen Khumbu-Eisbruch hätten getragen werden müssen. Auch wenn sie ein Beitrag zur Sicherheit sind, bedeuten die Hubschraubertransporte einen weiteren Schritt auf dem Weg der Kommerzialisierung des Everest.

Viele Risse und tiefe Löcher

Bereits nach der riesigen Lawine, die durch das Erdbeben am 25. April 2015 am Siebentausender Pumori ausgelöst worden war, das Everest-Basislager getroffen und dort 19 Menschen das Leben gekostet hatte,  hatte die nepalesische Regierung einem Materialtransport per Helikopter nach Lager 1 zugestimmt. Dazu war es jedoch nicht mehr gekommen, die Saison war beendet worden, wie schon 2014 nach dem Lawinenunglück im Khumbu-Eisbruch mit 16 Toten.

Die Icefall Doctors sprechen in diesem Frühjahr von sehr schwierigen Verhältnissen nach dem Erdbeben, das am Montag vor genau einem Jahr zuschlug. „Ich habe noch nie so viele Risse und tiefe Löcher auf der Route gesehen“, sagte Ang Kami Sherpa, Chef der Spezialisten, die den Weg durch den Eisbruch und weiter hinauf präparieren und sichern. „Es ist in diesem Jahr gefährlich.“ Die Regierung hat nach eigenen Angaben für diese Saison 289 Everest-Permits für ausländische Bergsteiger ausgestellt. Viele nutzen ihre Genehmigungen von 2014 oder 2015, deren Gültigkeit um fünf beziehungsweise zwei Jahre verlängert worden war.

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Die Fähigkeit der Sherpas zu vergessen https://blogs.dw.com/abenteuersport/die-faehigkeit-der-sherpas-zu-vergessen/ Thu, 17 Mar 2016 14:00:31 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32167 Erster Blick auf Everest (l.) und Lotse

Erster Blick auf Everest (l.) und Lotse

Ich habe keine Ambitionen, den Mount Everest zu bestiegen“, sagt Ang Dorjee Sherpa. „Zu gefährlich! Schließlich habe ich eine Frau und drei Kinder.“ Dennoch hat der 47-Jährige zweimal an Everest-Expeditionen teilgenommen. Ende 1991 arbeitete Ang Dorjee als „Mail Man“ für eine japanische Expedition, die erstmals im Winter die mächtige Südwestwand durchsteigen wollte. Der Sherpa brachte die Nachricht von dem auf 8350 Metern gescheiterten Versuch als Postläufer ins Tal. Zwei Jahre später waren die Japaner wieder zurück – und erfolgreich: Insgesamt sechs Bergsteiger erreichten auf einer teilweise neuen Route den Gipfel, das erste Team am 18. Dezember 1993. Die erste Durchsteigung der Wand im (meteorologischen, nicht kalendarischen) Winter war geglückt. Diesmal spielte Ang Dorjee nicht den Postboten, sondern arbeitete als Koch für die Japaner.

Immer wieder Japan

Ang Dorjee Sherpa

Ang Dorjee Sherpa

Bis heute hat der Sherpa eine besondere Beziehung zu japanischen Bergsteigern. Im Gastraum seiner „AD Friendship Lodge“ in Namche Bazaar auf 3440 Metern Höhe hängen Fotos von Ang Dorjee mit Junko Tabei, der ersten Frau auf dem Everest, oder auch mit Uchiro Miura, dem mit 80 Jahren bisher ältesten Everest-Besteiger. Eine Zeitlang hat Ang Dorjee auch im Sommer für je drei Monate auf einer japanischen Berghütte als Koch gearbeitet. Und viele der Trekkinggruppen, die er jetzt durch die beeindruckende Bergwelt Nepals führt, kommen aus Japan.

An Erdbeben gewöhnt

Brücke über den Dudh Cosi

Brücke über den Dudh Cosi

Während des verheerenden Erdbebens am 25. April 2015 hielt sich Ang Dorjee in Kathmandu auf, um letzte Vorbereitungen für eine japanische Reisegruppe zu treffen. „Die Japaner wollten nach dem Beben nicht einmal abreisen. Sie waren Erdstöße aus ihrer Heimat gewöhnt. Aber ich habe sie nach Hause geschickt. Ihre Sicherheit war mir wichtiger als das Geld.“ In Namche Bazaar sei glücklicherweise kaum etwas passiert, erzählt Ang Dorjee. Getroffen habe es in der Gegend die beiden Dörfer Thame und Khumjung, „vor allem die Häuser, die noch auf traditionelle Weise gebaut worden waren“. Seine eigene Lodge habe nur einen kleinen Riss in der Rückwand abbekommen. „Nichts Schlimmes!“

Icefall Doctors kommen gut voran

Namche Bazaar

Namche Bazaar

Für diese Frühjahrssaison schwankt Ang Dorjee zwischen leicht skeptisch und vorsichtig optimisch. „Aber im Frühjahr kommen ja eher die Expeditionen als die Trekker. Für uns ist der Herbst fast wichtiger, weil dann Haupt-Trekkingsaison ist.“ Den Everest-Bergsteigern, die in den nächsten Wochen in Namche Bazaar eintrudeln werden, räumt der Sherpa gute Chancen ein. „Ich hörte, dass die Icefall Doctors mit ihren Vorarbeiten schon sehr weit gekommen sind“, sagt Ang Dorjee. Als ich ihn nach der Gemütslage der Sherpas frage – nach zwei Jahren mit tödlichen Lawinenunglücken und ohne Gipfelerfolge auf der nepalesischen Seite des Everest – , lächelt Ang Dorjee: „Egal wie schlimm es ist, wir Sherpas sind ganz gut darin zu vergessen und wieder neu anzufangen.“

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Diskussion um neue Everest-Route https://blogs.dw.com/abenteuersport/neue-everest-route/ Thu, 19 Feb 2015 15:45:08 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28497 Gefährlicher Eisbruch

Gefährlicher Eisbruch

Egal wie wahrscheinlich etwas ist, es kann auch anders kommen. Über viele Jahre glaubten die meisten Bergsteiger auf der nepalesischen Seite des Mount Everest, dass die Route durch den Khumbu-Eisbruch, die auf der von unten gesehen linken Seite direkt unterhalb der Westschulter entlang führte, sicher sei. Bis sich am 18. April 2014 eine gewaltige Eislawine löste, in der 16 Nepalesen ums Leben kamen. Die Sherpas begehrten anschließend auf, die Saison war beendet, bevor sie richtig begonnen hatte. In diesem Frühjahr soll die Route verlegt werden, weiter weg von der Westschulter, etwa 40 Meter weiter in die Mitte des Eisbruchs. Ang Dorjee Sherpa, Präsident des für die Einrichtung der Route zuständigen Sagarmatha Pollution Control Comitee (SPCC), sagte der Himalayan Times, er erwarte, dass die zahlenden Everest-Kunden drei bis vier Stunden länger im Eisbruch unterwegs seien als bisher. Der neue Weg sei zwar lawinensicherer, aber auch schwieriger. Nicht alle sind davon überzeugt, dass dies der Weisheit letzter Schluss ist.

Wirklich sicherer?

„Das ist keine Lösung. Es ist ein Vorwand, um den Status Quo beizubehalten“, twittert der US-Expeditionsleiter Adrian Ballinger. Der Chef des Veranstalters Alpenglow hat als Reaktion auf die Geschehnisse des vergangenen Jahres Nepal bewusst den Rücken gekehrt und bietet in diesem Frühjahr eine Everest-Expedition auf der tibetischen Nordseite an. Dort wird er auch Dominik Müller treffen, den Chef des deutschen Veranstalters Amical alpin, der ebenfalls mit einer Gruppe von Norden aus aufsteigen will.

Er sei „sehr skeptisch, ob diese Route unterm Strich so viel sicherer ist“, antwortet mir Dominik auf meine Frage, was er von der neuen Routenführung auf der nepalesischen Seite hält. „Man versucht jetzt mit aller Gewalt, den Aufstieg als so sicher wie möglich zu verkaufen!“

Back to the roots

Müller erinnert daran, dass die Route durch den Eisbruch früher schon einmal durch die Mitte führte. In diesem Becken bewege sich der Gletscher aber deutlich schneller und sei damit auch unberechenbarer. Wegen der zunehmenden Gletscherschmelze habe man sich damals entschlossen, mehr an den Rand auszuweichen. Aus Sicherheitgründen. „Also back to the roots, ohne auf die Veränderung des Gletschers zu schauen?“ Dominik erwartet eine beträchtliche Gefahr für die Icefall-Doctors, wenn jene Sherpas die Route durch die Mitte des Eisbruchs einrichten. Und sie hätten deutlich mehr Arbeit, um den Weg durch das Eislabyrinth während der Saison instandzuhalten, weil sich der Gletscher in der Mitte schneller bewege. Mehr Leitern, Firnanker und Fixseile würden benötigt.

Schwieriger Spagat

Dominik Müller, Chef von Amical alpin

Dominik Müller, Chef von Amical alpin

„Ich gehe davon aus, dass dadurch die Kosten steigen werden, bei einer gleichzeitig rückläufigen Anzahl an Bergsteigern, die über die Südseite aufsteigen wollen“, sagt Dominik. Es werde schwierig, bei der Routenwahl den Spagat zu schaffen: „So weit wie möglich in der Mitte und damit genügend Sicherheitsabstand zur Flanke des Everest, andererseits so nah wie möglich an der Flanke, wo die Fließgeschwindigkeit des Gletschers geringer ist. Wenn es klappt, ist es ein guter und notwendiger Schritt um die Südseite wieder attraktiver und sicherer zu machen.“ Schwer zu sagen, wie wahrscheinlich das ist.

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