CTMA – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Todesfall am Cho Oyu https://blogs.dw.com/abenteuersport/todesfall-am-cho-oyu/ Thu, 07 Jun 2018 14:22:50 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41099

Gipfelregion des Cho Oyu

Die gute Nachricht zuerst: Die zu Ende gegangene Frühjahrssaison im Himalaya hat gezeigt, dass auch in Tibet koordinierte Rettungsaktionen für in Not geratene Bergsteiger möglich sind. So gestatteten die chinesischen Behörden im Falle des am Achttausender Shishapangma vermissten Bulgaren Boyan Petrov sogar, dass nepalesische Rettungshubschrauber eingesetzt wurden. Parallel dazu suchte ein Team, bestehend aus drei Sherpas und drei chinesischen Bergsteigern, direkt am Berg nach Boyan. Leider vergeblich. Doch die Zusammenarbeit zwischen nepalesischen und tibetischen Rettern könnte Maßstäbe für die Zukunft gesetzt haben. Auch am 8188 Meter hohen Cho Oyu war ein dreiköpfiges chinesisch-tibetisches Rettungsteam unmittelbar nach einem Notruf im Einsatz. Nun zur schlechten Nachricht: Wie schon bei Petrov gab es auch in diesem Fall kein Happy End. Und die Welt erfuhr nichts davon – bis heute.

„Sein Körper ist immer noch da“

Atanas Skatov am Cho Oyu

Der bulgarische Bergsteiger Atanas Skatov informierte mich darüber, dass am 15. Mai ein südkoreanisches Mitglied seines Teams in Lager 1 gestorben sei. Skatov hatte den Cho Oyu am 13. Mai ohne Flaschensauerstoff bestiegen – für den 40-Jährigen war es sein sechster der 14 Achttausender. Wie er habe auch der junge Koreaner zum Team des nepalesischen Veranstalters „Satori“ gehört, schreibt mir Atanas. „Ich war der letzte, der mit ihm am 14. Mai um 13 Uhr im Lager 2 auf 7150 Metern gesprochen hat.“ Zu diesem Zeitpunkt sei der Koreaner in guter Verfassung gewesen und habe gesagt, dass er Skatov später nach Lager 1 folgen wolle. Dort, so Atanas, sei er aber nicht eingetroffen. Daraufhin habe der Expeditionskoch des Teams den Chinesisch-Tibetischen Bergsteigerverband CTMA alarmiert. Noch am selben Abend seien drei Retter eingetroffen und am 15. Mai nach Lager 2 aufgestiegen. Skatov war zu diesem Zeitpunkt schon in die tibetische Stadt Tingri gefahren. „Am Abend erfuhr ich, dass die Retter den Koreaner in Lager 2 gefunden und ihm geholfen hätten, nach Lager 1 abzusteigen. Dort ist er gestorben. Und sein Körper ist immer noch da“, schreibt Skatov.

Expeditionsveranstalter bestätigt Berichte

R.I.P.

Auch ein französischer Bergsteiger bestätigte gegenüber Billi Bierling von der Chronik „Himalayan Database“ diese Angaben weitgehend: Dem Koreaner sei es „sehr schlecht gegangen“, und „offenbar“ sei er am 15. Mai in Lager 1 gestorben. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der deutsche Expeditionsleiter Felix Berg vom Veranstalter „Summit Climb“ nach seinem Gipfelerfolg (ebenfalls ohne Atemmaske) bereits auf der Rückreise. Doch auch seine Gruppe hatte den Koreaner noch am Berg getroffen. „Als wir vom Gipfel herunterkamen, hat er auf ca. 7850 Metern umgedreht“, schreibt mir Felix. Später habe es dann geheißen, der Koreaner sei noch immer in Lager 2. Es hätten zwei Versionen kursiert: Ihm sei die Kraft ausgegangen und er habe Probleme abzusteigen. Die andere, so Felix, habe gelautet: „Er möchte nochmal zum Gipfel – ohne Abstieg!“ Ich habe mehrfach den Expeditionsveranstalter Satori um eine Stellungnahme gebeten und erhielt heute endlich eine Antwort. Der 28 Jahre alte Koreaner Park Shin-yong sei am 16. Mai am Cho Oyu gestorben, schreibt Rishi Bhandari, Chef des Unternehmens: “Wir konnten ihn nicht retten, weil er so schwach und müde war.”

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Strengere Everest-Müllvorschriften in Tibet https://blogs.dw.com/abenteuersport/strengere-everest-muellvorschriften-in-tibet/ Tue, 06 Mar 2018 16:56:45 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=39893

Everest-Nordseite

Auf der tibetischen Nordseite des Mount Everest gelten ab sofort strengere Müllvorschriften. „Mit der rasant wachsenden Zahl von Bergsteigern werden auch immer mehr Abfälle beim Bergsteigen produziert“, heißt es in einer Mitteilung der Chinesisch-Tibetischen Bergsteiger-Vereinigung (CTMA) an die Expeditionsveranstalter, die mir vorliegt. „Es ist unsere Pflicht, die Umwelt zu schützen, damit auch kommende Generationen profitieren.“ Im Mai 2017 hatten Arbeiter und Freiwillige im Auftrag der tibetischen Behörden am Everest vier Tonnen Müll in einer Höhe zwischen 5200 und 6500 Metern gesammelt.

Acht Kilogramm Müll pro Bergsteiger

Müllsammlung auf der Everest-Südseite

Von diesem Frühjahr an muss jede Expeditionsgruppe als Sicherheit eine Müllgebühr von 5000 US Dollar hinterlegen. Die Expeditionen werden verpflichtet, pro Bergsteiger acht Kilogramm Abfall aus den Hochlagern zurück ins Basislager zu bringen. Für jedes Kilo weniger werden 20 Dollar in Rechnung gestellt, für jedes Kilo mehr zehn Dollar gutgeschrieben. Am Ende der Expedition wird dies mit der zuvor hinterlegten Summe verrechnet. Ab sofort ist es zudem nur noch erlaubt, am Gipfel Gebetsfahnen aufzuhängen, wenn alte Fahnen in gleicher Länge wieder mit heruntergebracht werden. Überwachen soll dies der Verbindungsoffizier im Basislager.

Permits nur noch an renommierte Veranstalter?

Die CTMA hatte angekündigt, die Bergsteigerregeln für Expeditionen zu überarbeiten. Es war erwartet worden, dass auch die Vorschriften für kommerzielle Veranstalter in Sachen Sicherheit und Besteigungsstil verschärft würden. Diese Reform steht noch aus, die Diskussionen innerhalb der CTMA dauern noch an. Aus gut informierten Kreisen verlautet, dass die tibetisch-chinesischen Behörden unter anderem daran denken, in den kommenden Jahren die Zahl der Expeditionen in Tibet zu reduzieren und nur an erfahrene und renommierte Agenturen Permits auszustellen.

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China sagt Herbstsaison an Tibets Achttausendern ab https://blogs.dw.com/abenteuersport/china-sagt-herbstsaison-an-tibets-achttausendern-ab/ Thu, 08 Jun 2017 19:19:34 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36615

Janusz Adamski

Das war keine gute Woche für Janusz Adamski. Erst kassierte die nepalesische Regierung seinen Pass ein und eröffnete dem Polen schließlich, dass er zehn Jahre lang nicht zum Bergsteigen in den Himalaya-Staat kommen dürfe. Und jetzt machten auch noch die chinesischen Behörden den 48-Jährigen zum Sündenbock dafür, dass sie im kommenden Herbst keine Bergsteiger zu den drei Achttausendern in Tibet lassen werden. Adamski, der „illegal“ den Everest am 21. Mai über die Nordseite bestiegen und dann auf die Südseite gewechselt sei, sei schuld daran, dass die Vorschriften „angepasst und verbessert“ werden müssten, heißt es in einer Erklärung des Chinesisch-Tibetischen Bergsteigerverbands CTMA. Damit die Probleme rechtzeitig bis 2018 gelöst seien, werde es im Herbst 2017 keine Besteigungsgenehmigungen geben.

Auch Moro hatte kein Permit für die Everest-Traverse

Janusz und der Everest

Adamski hatte kein Everest-Genehmigung des nepalesischen Tourismusministeriums, sondern lediglich ein Permit der CTMA, das ihm Auf- und Abstieg über die tibetische Nordroute erlaubte. Nach seinem Abstieg vom Gipfel hinunter auf die nepalesische Südseite hatte der Pole erklärt, dass weder die Behörden in China noch jene in Nepal Genehmigungen für eine grenzüberschreitende Gipfeltraverse ausgäben. „Es ist nicht die Schuld der Bergsteiger, dass die Beamten nicht daran interessiert sind, solche Lizenzen zu erteilen“, schrieb Adamski auf Facebook und verwies auf die Everest-Überschreitung Simone Moros im Jahr 2006, der ebenfalls dafür kein Permit gehabt habe.

In der Tat hatte der Italiener damals über Jahre vergeblich versucht, eine Genehmigung der chinesischen Behörden für sein Projekt zu erhalten. Simone war dann mit einem nepalesischen Permit auf der Südseite auf- und nach Tibet abgestiegen. Den chinesischen Behörden erklärte er anschließend, er habe sich im Gipfelbereich verirrt. Dann sei ihm der Flaschensauerstoff ausgegangen. Als er registriert habe, dass er den falschen Weg gewählt habe, so Simone, sei er schon zu weit unten gewesen, um umzukehren. Moro kam mit einer Geldstrafe wegen einer illegalen Besteigung davon.

Verhandlungen möglich

Nobukazu Kuriki

Doch es gab durchaus auch schon „legale“ Everest-Traversen mit Permits, etwa 2007 durch den Briten David Tait und den Sherpa Phurba Tashi. Und auch der Japaner Nobukazu Kuriki bewies in der gerade zu Ende gegangenen Everest-Frühjahrssaison, dass es möglich ist, mit den Behörden zu verhandeln. Ursprünglich hatte der 34-Jährige vorgehabt, von Tibet aus durch die Nordwand zum Gipfel zu klettern. Dann jedoch änderte er seinen Plan: Nobukazu stieg von der nepalesischen Südseite aus bis zum Westgrat auf, von wo er in die Nordwand queren wollte. Daraus wurde am Ende nichts. Doch der Japaner kehrte in seine Heimat zurück, ohne Probleme mit den chinesischen oder nepalesischen Behörden bekommen zu haben.

Entscheidung deutete sich schon im März an

Aber ist Adamskis illegale Überschreitung wirklich der Grund für die Absage der Herbstsaison an den tibetischen Achttausendern? Ich halte es eher für einen Vorwand der chinesischen Behörden. Schon Mitte März stand fest, dass sie keine Permits für Everest und Shishapangma erteilen würden, und wohl nur etwa 50 für den Cho Oyu. „Anscheinend soll es im Herbst eine Veranstaltung in Tibet geben. Da haben die Chinesen wohl Angst, dass es zu Unruhen kommen könnte und wollen deshalb so wenig Ausländer wie möglich in Tibet haben“, mutmaßte damals Dominik Müller, Chef des deutschen Expeditionsveranstalters Amical alpin. Zu dieser Zeit war kaum jemandem außerhalb Polens bekannt, dass die erste polnische Everest-Traverse geplant war. Janusz Adamski ließ übrigens heute via Facebook wissen, dass er sich einverstanden erklärt habe, sich bis zu seiner Ausreise aus Nepal nicht mehr öffentlich zu den Vorwürfen gegen ihn zu äußern.

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Bergverbot für Everest-Schummler https://blogs.dw.com/abenteuersport/bergverbot-fuer-everest-schummler/ Fri, 19 Aug 2016 10:30:48 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33513 Mount Everest

Mount Everest

Keine Gnade für die Everest-Schummler. Nach einem Bericht der in Kathmandu erscheinenden Zeitung „The Himalayan Times“ empfahl eine dreiköpfige Untersuchungskommission der nepalesischen Regierung, den beiden indischen Bergsteigern Dinesh und Tarakeshwari Rathod ihre Gipfelurkunden zu entziehen und dem Ehepaar mindestens zehn Jahre lang zu untersagen, zum Bergsteigen nach Nepal zu kommen. Es gilt als Formsache, dass das zuständige Tourismusministerium die Empfehlung abnickt.

Verbindungsoffiziere nicht im Basislager

Original (1,2) und Fälschung (3,4) (© The Himalayan Times)

Original (1,2) und Fälschung (3,4) (© The Himalayan Times)

Die Kommission sah es als erwiesen an, dass die Rathods – wie berichtet – die Gipfelfotos eines anderen indischen Bergsteigers mit einem Bildbearbeitungsprogramm manipuliert und als Beleg für den eigenen Gipfelerfolg vorgelegt hatten. Auch die beiden Sherpas, die das indische Ehepaar beim Aufstieg begleitet hatten, sollen von der Gipfelliste gestrichen werden. Im Zuge des Skandals war auch bekannt geworden,  dass 15 der 32 nepalesischen Verbindungsoffiziere der Everest-Expeditionen im vergangenen Frühjahr nicht einmal im Basislager aufgetaucht waren, was sie jedoch nicht davon abgehalten hatte, Gipfelerfolge von Bergsteigern abzusegnen. Dass so gut wie jeder zweite Verbindungsoffizier zwar sein Geld kassierte, aber den Expeditionen fernblieb, überrascht kaum, ist vielmehr seit Jahren in Nepal eher gängige Praxis.

Nachlässiger Umgang auch in China

Der laxe Umgang mit Everest-Gipfelurkunden ist übrigens kein rein nepalesisches Phänomen. Auch die China Tibet Mountaineering Association genießt in der Szene den Ruf, Gipfelerfolge allzu nachlässig zu zertifizieren. Vielleicht wird eines nicht allzu fernen Tages tatsächlich der Gedanke der deutschen Bergsteigerin und Everest-Chronistin Billi Bierling Wirklichkeit, dass Gipfelanwärter am höchsten Berg – wie jetzt schon Langstreckenläufer oder auch Teilnehmer an Jedermann-Radrennen – mit elektronischen Chips ausgestattet werden. Doch auch Chips lassen sich bekanntlich hacken.

Update 17. November: Die indische Polizei hat Dinesh und Tarakeshwari Rathod wegen des Everest-Schummels bis auf weiteres suspendiert. Beide arbeiteten für die Polizei in der Stadt Pune.

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Normal, und das ist gut so https://blogs.dw.com/abenteuersport/normal-und-das-ist-gut-so/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/normal-und-das-ist-gut-so/#comments Wed, 04 May 2016 12:46:46 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32553 Mount Everest (l.) im ersten Tageslicht

Südseite des Mount Everest (l.) im ersten Tageslicht

Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten, lernt jeder angehende Journalist. Dabei ist es doch eigentlich eine gute Nachricht, wenn es keine schlechten gibt. Das gilt in diesem Frühjahr besonders für den Mount Everest, nach den Unglücken der vergangenen beiden Jahre. Im Frühjahr 2014 endete die Saison auf der nepalesischen Seite vorzeitig, nachdem eine Eislawine im Khumbu-Eisbruch 16 nepalesische Bergsteiger das Leben gekostet hatte. 2015 wurde wegen des verheerenden Erdbebens in Nepal sogar zu einem Jahr ohne Gipfelerfolge auf beiden Seiten des Bergs. Auf der Südseite kamen 19 Menschen ums Leben, als eine durch das Beben ausgelöste Lawine das Basislager traf. Danach reisten alle Bergsteiger ab. Auf der Nordseite sperrten die chinesischen Behörden nach dem Erdbeben im Nachbarland alle Achttausender. In diesem Jahr verläuft die Saison nach meinem Eindruck bisher weitgehend normal.

Fixseil-Team schon in dieser Woche auf dem Gipfel?

Everest-Nordseite im letzten Tageslicht

Everest-Nordseite im letzten Tageslicht

Auf der nepalesischen Seite des Everest haben Climbing Sherpas die Route bis knapp unterhalb des rund 7900 Meter hohen Südsattels vorbereitet. Wegen kleiner Lawinen in der Lhotse-Flanke mussten die Arbeiten vorübergehend unterbrochen werden. Die ersten kommerziellen Teams haben bereits in Lager 3 auf rund 7000 Metern übernachtet, um sich weiter zu akklimatisieren. Auf der tibetischen Nordseite ist das Fixseil-Team der China Tibet Mountaineering Association (CTMA) am Nordostgrat bis auf eine Höhe von gut 8200 Metern vorgedrungen. Das Team hoffe, bereits am Donnerstag den Gipfel zu erreichen, schrieb der US-Amerikaner Adrian Ballinger gestern auf Instagram. Auf der Südseite wird damit in der kommenden Woche gerechnet.

Nicht unüblich

Und sonst? 17 ausländische und zehn nepalesische Bergsteiger mussten nach Informationen der Zeitung „The Himalayan Times“ bisher wegen Symptomen von Höhenlungen- oder -hirnödemen aus dem Basislager ausgeflogen werden. Die Zahlen wirken auf den ersten Blick spektakulär, dürften aber in etwa im Durchschnitt einer normalen Everest-Saison liegen. Auf der Südseite gibt es vereinzelte Klagen über die Arbeit der Climbing Sherpas. Auch das kommt immer wieder einmal vor. Die mediale Aufregung über Hubschrauber-Touristenflüge über dem Khumbu-Eisbruch schließlich ist zwar nachvollziehbar und berechtigt. Dass dieses Thema überhaupt so viel Aufmerksamkeit erhält, ist aber auch ein Zeichen dafür, dass die eigentliche Bergsteiger-Saison am Everest bisher ohne größere Zwischenfälle verlaufen ist. Und das ist doch eine gute Nachricht, oder?

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Sieg der Vernunft https://blogs.dw.com/abenteuersport/sieg-der-vernunft/ Wed, 13 Apr 2016 15:08:45 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32375 Tyler Armstrong (2013 am Aconcagua)

Tyler Armstrong (2013 am Aconcagua)

Ausnahmsweise muss ich mal die Chinesen loben. Die Behörden des Landes verweigerten Tyler Armstrong die Besteigungsgenehmigung für den Mount Everest. Der inzwischen 12 Jahre alte US-Amerikaner wollte – wie berichtet – in diesem Frühjahr den höchsten Berg der Erde über die Nordseite besteigen. Tyler und seine Eltern hatten gehofft, wie schon 2012 bei der Besteigung des Kilimandscharo (5895 Meter, höchster Berg Afrikas) und 2013 bei der Besteigung des Aconcagua (6962 Meter, höchster Berg Südamerikas) ein „Special Permit“ zu erhalten. Doch die Chinesen blieben diesmal hart, für mich ganz eindeutig ein Sieg der Vernunft. Kinder gehören nicht auf den Everest, egal wie fit sie auch sein mögen.

Zwei 13-Jährige in den Rekordlisten

Jordan Romero (2010)

Jordan Romero (2010)

2010 hatte der 13-jährige US-Boy Jordan Romero als bis dato jüngster Bergsteiger aller Zeiten den Gipfel des Everest erreicht. Nachdem es weltweit Kritik am Aufstieg des Teenagers gehagelt hatte, verkündete die China Tibet Mountaineering Association (CTMA) im Sommer 2010, dass sie künftig nur noch Everest-Permits für Bergsteiger ausstellen werde, die älter als 18 Jahre seien. Vier Jahre später ließen sie jedoch die Inderin Malavath Poorna auf den Berg. Sie war nur einen Monat älter als Romero und wurde mit 13 Jahren und elf Monaten das jüngste Mädchen, das jemals auf dem Dach der Welt stand.

Armstrong: „Wirklich enttäuscht“

Die Absage für das Everest-Permit sei schon vor ein paar Wochen gekommen, sagte Tyler: „Ich war wirklich enttäuscht, weil ich so viel trainiert hatte und mich wirklich gut vorbereitet fühlte.“ Im August 2015 hatte Armstrong mit dem 5642 Meter hohen Elbrus, dem höchsten Berg Europas, seinen dritten der „Seven Summits“ bestiegen. Den Plan, jüngster Everest-Besteiger aller Zeiten zu werden, hat Tyler noch nicht aufgegeben. Er wolle weitere hohe Berge bestiegen, etwa in Peru, „um den Chinesen bei dem Gedanken zu unterstützten: Der Junge ist bereit. Wir sollten ihn auf den Berg lassen.“ Auch im Mai 2017 wäre Armstrong mit dann 13 Jahren und vier Monaten noch der jüngste Everest-Besteiger aller Zeiten – wenn er denn hoch und wieder sicher herunterkommt. Und wenn die Chinesen oder Nepalesen in Sachen Altersgrenze einknicken. Hoffentlich nicht!

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Everest-Permits hier und dort https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-permits-hier-und-dort/ Wed, 06 May 2015 14:04:29 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=29385 Südseite des Mount Everest

Südseite des Mount Everest

Die Basislager auf beiden Seiten des Mount Everest haben sich elf Tage nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal geleert. Die Bergsteiger sind auf der Rückreise. Was geschieht nun mit ihren Permits, den Besteigungsgenehmigungen, wo sie doch nicht einmal einen Versuch machen konnten, den höchsten Berg der Erde zu besteigen? In Nepal hat das Sagarmatha Pollution Control Commitee (SPCC) die Regierung aufgefordert, die Permits von 2015 auch im kommenden Jahr anzuerkennen.

Zu hohes Risiko

Das SPCC ist dafür zuständig, das ein Team darauf spezialisierter Sherpas die Route durch den Khumbu-Eisbruch einrichtet und instand hält. Das Komitee verteidigte seinen Beschluss, die „Icefall Doctors“ nicht mehr ins Basislager zurückgeschickt zu haben. Das Erdbeben am 25. April hatte eine Lawine vom Pumori ausgelöst, die 19 Menschen im Basislager das Leben gekostet hatte. „Das Risiko ist in der gegenwärtigen Situation nicht verantwortbar“, heißt es in der Erklärung des SPCC. Außerdem sei das Zeitfenster bis zum Beginn des Monsuns inzwischen zu knapp. „Viele Icefall Doctors und andere Sherpas, die für die Expeditionen arbeiteten, beklagen in ihren Familien Tote oder Verletzte“, teilt das SPCC mit.

Regierung prüft

Die Permits in Nepal gelten bis Ende Mai. Die Verantwortlichen in Kathmandu halten sich in der Frage bedeckt. „Die Regierung prüft, ob es besser ist, das Geld [11.000 US-Dollar je Expeditionsteilnehmer] zurückzuerstatten oder die Gültigkeit der Permits zu verlängern“, sagte Tulsi Prasad Gautam, Generaldirektor des nepalesischen Tourismusministeriums. Das werde mindestens zwei Monate dauern. Nachdem die Everest-Saison 2014 wegen des Lawinenunglücks mit 16 Toten vorzeitig zu Ende gegangen war, hatten die Behörden die Permits bis 2019 verlängert – für diese Entscheidung allerdings elf Monate benötigt.

China reagiert unbürokratisch

Everest-Nordseite

Everest-Nordseite

Wie man unbürokratisch und schnell reagiert, haben die chinesischen Behörden vorgemacht – bisher nicht gerade für ein solches Verhalten bekannt. Nachdem sie in der vergangenen Woche alle Aktivitäten an den Bergen Tibets gestoppt hatten, verkündeten sie, dass die Permits für den Everest sowie die beiden anderen tibetischen Achttausender Cho Oyu und Shishapangma drei Jahre lang gültig bleiben. Es werde nur eine Bearbeitungsgebühr von 500 bzw. 300 Dollar fällig.  Die Expeditionen erhielten zudem ein Schreiben, in dem der chinesisch-tibetische Bergsteiger-Verband CTMA seine Entscheidung begründet, die Saison abzubrechen: „Das verheerende Erdbeben in Nepal hat die Beschaffenheit von Eis und Schnee im ganzen Himalaya verändert. Die Auflage wird instabil und gefährlich, zu jeder Zeit können Lawinen abgehen. Die Nachbeben dauern an, dazu gibt es schlechtes Wetter. Weitere Unglücke werden folgen. Das Risiko beim Bergsteigen steigt erheblich.“ Viele Sherpas aus Nepal wollten in ihre Heimat zurückkehren, so die CTMA. Und schließlich zeige der Beschluss, die Saison zu beenden, auch den „Respekt vor den Toten“ auf der Südseite des Mount Everest.

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Kostenloser Rückflug aus Tibet für alle Sherpas? https://blogs.dw.com/abenteuersport/kostenloser-rueckflug-fuer-alle-sherpas/ Mon, 04 May 2015 12:25:34 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=29347 Der Potala-Palast in Lhasa

Der Potala-Palast in Lhasa

China zeigt sein freundliches Gesicht. Für den 10. Mai plane die chinesische Regierung, „den gesamten Sherpas (also nicht nur den Hochträgern, sondern auch den Köchen und Küchenhelfern) einen kompletten Charterflug von Lhasa nach Kathmandu kostenlos zur Verfügung zu stellen“, schreibt mir Ralf Dujmovits und spricht von einer „großzügigen Geste“ – trotz  der zu erwartenden Propaganda der Chinesen. Der erfolgreichste deutsche Höhenbergsteiger ist inzwischen wie viele andere westliche Bergsteiger, die in Tibet auf Expedition waren, in Lhasa eingetroffen. „Die China Tibet Mountaineering Association (CTMA) trägt großzügig die Kosten für den Rücktransport nach Lhasa, Unterbringung und Verpflegung. Und sie kümmert sich um die Visaformalitäten der gesamten gestrandeten Bergsteiger an allen tibetischen Gipfeln“, berichtet der 53-Jährige. Der Landweg von Tibet nach Nepal ist neun Tage nach dem verheerenden Erdbeben blockiert. Chinesische Helfer versuchen seit gestern, vom nepalesischen Grenzort Kodari aus mit schwerem Gerät die Verbindungsstraße nach Kathmandu freizuräumen.

Zimmergroße Felsblöcke

Das ABC am Everest vor der Absage der Saison

Das ABC am Everest vor der Absage der Saison

Ursprünglich hatte Ralf zusammen mit der kanadischen Bergsteigerin Nancy Hansen den Everest von Norden aus ohne Flaschensauerstoff besteigen wollen. Als die Erde in Nepal bebte, waren die beiden gerade oberhalb des Chinese Base Camp auf etwas 5200 Metern unterwegs. „Wir rannten um unser Leben, als zimmergroße Felsblöcke von den über uns liegenden Moränenhängen zu uns herunter donnerten“, schreibt Ralf. Als die chinesischen Behörden schließlich vier Tage später alle Berge Tibets sperrten, weil sie die Gefahr weiterer Beben für zu groß erachteten, hielten sich Ralf und Nancy bereits im vorgeschobenen Basislager (ABC) auf 6400 Metern auf. Sie seien dann sofort zurückgekehrt. „Am ehesten beschreibt ‚Leere‘ meine und unsere Stimmung“, sagt Ralf. „Tausende Menschen sind auf beiden Seiten des Himalaya-Hauptkamms gestorben, Zehntausende sind obdachlos, und große Not und unüberschaubares Elend liegt vor den Überlebenden. Nancy und ich möchten kein einziges Wort der Enttäuschung äußern. Wir hatten Hoffnungen und Träume – und sind (auf der Everest-Nordseite) in erster Linie mit dem Leben davon gekommen.“ Dominik Müller, Chef des Expeditionsveranstalters Amical alpin, berichtet auf Facebook, dass am Samstag vom Nordsattel eine große Lawine abgegangen sei: „Es war richtig, alle Aktivitätan am Berg einzustellen.“

Noch immer viele Vermisste

Dujmovits und Hansen planen, von Lhasa aus nach Kathmandu zu fliegen. Ralf will sich im östlich der nepalesischen Hauptstadt gelegenenen Distrikt Sindhupalchowk ein Bild von der Lage zu machen. Er hatte dort zusammen mit der Nepalhilfe Beilngries vor einigen Jahren den Bau zweier Schulen auf den Weg gebracht. „Beide sollen schwer beschädigt oder zerstört sein“, schreibt Ralf. Das Erdbeben hatte diese Region, in der auch der Langtang-Nationalpark liegt, besonders schwer getroffen. Die Regierung hat dort bis heute bereits mehr 2800 Tote registriert. Mehrere hundert Menschen werden noch vermisst. Darunter sind zahlreiche Trekkingtouristen, auch aus Deutschland. Insgesamt stieg die Zahl der Toten auf über 7300.

P.S.: Auch die Nepalhilfe Beilngries hat ein Spendenkonto für die Lawinenopfer eingerichtet: Volksbank Bayern Mitte eG, IBAN: DE05 7216 0818 0004 6227 07, SWIFT-BIC: GENODEF1INP, Kennwort:„Erdbeben“.

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Dominik Müller: „Wir hängen in der Luft“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/dominik-mueller-wir-haengen-in-der-luft/ Tue, 28 Apr 2015 15:15:55 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=29267 Nordseite des Mount Everest

Nordseite des Mount Everest

Er könne nicht einfach weitermachen, als sei nichts geschehen, sagt Dominik Müller. Der Chef des deutschen Expeditionsveranstalters Amical alpin hat heute seine Expedition auf der tibetischen Nordseite des Mount Everest abgeblasen – nach Rücksprache mit seinen Kunden, die auch nicht hätten weitermachen wollen. „Wenn ich in die Gesichter unseres Kochs, der Küchenjungen und all der anderen Sherpas hier schaue, kann ich nicht mit gutem Gewissen weiter aufsteigen“, berichtet Dominik per Telefon aus dem „Chinese Base Camp“, wo sich nach seiner Schätzung noch 250 bis 300 Leute aufhalten. Der Koch habe sein Haus in Kathmandu verloren, viele anderen hätten bisher nicht einmal Kontakt zu ihren Familien herstellen können. „Wir können doch hier nicht auf einer schönen Insel sitzen und auf Friede, Freude, Eierkuchen machen. Und um uns herum gibt es Tausende von Toten.“  

Eine SMS, kein offizielles Dokument

Dominik Müller

Dominik Müller

Noch immer, so Müller,  gebe es Verwirrung darüber, ob der Everest nun endgültig geschlossen sei: „Heute früh hat Thomas Lämmle, unser Expeditionsleiter am Cho Oyu, einen Anruf der chinesischen Behörden erhalten, dass alle tibetischen Berge ab 9 Uhr gesperrt sind und die Frühjahrssaison gestrichen ist.“ Daraufhin fragte Dominik beim chinesisch-tibetischen Bergsteiger-Verband CTMA an, ob dies auch definitiv für den Everest gelte. „Ich erhielt per SMS die Antwort: Everest is closed“, sagt der 44-Jährige. „Aber hier im Basislager gibt es keinen Verbindungsoffizier oder sonst jemanden, der ein offizielles Dokument dazu hat oder der sagt: ‚Ja, er ist zu hundert Prozent geschlossen.‘ Wir hängen ein bisschen in der Luft.“ In den bisherigen Gesprächen hätten die chinesischen Beamten vor allem auf die Gefahr von Nachbeben verwiesen. Außerdem seien nach ihren Angaben durch die Erdstöße neue Spalten aufgerissen worden. Der Nordsattel sei in diesem Jahr sehr gefährlich.

Dujmovits im vorgeschobenen Basislager

Das Team der chinesischen Bergsteiger, das die Fixseile auf der Normalroute verlegen sollte, hat nach Dominiks Worten das Basislager verlassen und ist in tiefer gelegene Orte gebracht worden – für ihn ein weiteres Zeichen dafür, dass es am Everest wohl nicht weitergehen wird. „Sähen die Behörden noch eine Chance, wäre da noch der Drang nach oben, wäre das für die Fixseile zuständige Team noch hier, und man würde es ins ABC (Vorgeschobenes Basislager) schicken, um dort ein paar Tage abzuwarten.“ Er gehe davon aus, dass die gesamte Infrastruktur abgezogen werde. Im ABC auf 6200 hält sich unter anderen noch Ralf Dujmovits auf, der als bisher einziger deutscher Höhenbergsteiger alle 14 Achttausender bestiegen hat. Ralf hatte das Lager erreicht, bevor die chinesischen Behörden das Gros der Bergsteiger zurückpfiffen.

Weg nach Nepal abgeschnitten

Müllers Kunden werden Anfang Mai über Lhasa und Peking nach Deutschland zurückkehren. Dominik selbst will weiter bei den Sherpas seines Teams im Basislager bleiben. „Es geht um die Sherpas und deren Familien“, sagt Dominik. „Sie haben uns so oft unterstützt. Da ist es für mich selbstverständlich, in dieser schwierigen Situation bei ihnen zu sein und dafür zu sorgen, dass sie auch heimkommen.“ Nach seinen Informationen ist der Weg von Tibet nach Kathmandu noch abgeschnitten.

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Neues aus dem Norden (des Everest) https://blogs.dw.com/abenteuersport/neues-aus-dem-norden-des-everest/ Sun, 04 May 2014 16:45:51 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=26011 Everest Nord

Everest Nord

Es wird Zeit, auf die Nordseite des Mount Everest zu blicken. Nachdem die Saison auf der nepalesischen Südseite wegen des Lawinenunglücks im Khumbu-Eisbruch mit 16 Toten vorzeitig zu Ende gegangen ist, läuft auf der tibetischen Seite des Everest bisher alles nach Plan. Rund 100 Bergsteiger haben sich beim Chinesisch-Tibetischen Bergsteigerverband (CTMA) die Genehmigung geholt, in diesem Frühjahr den höchsten Berg der Erde von Norden her zu besteigen. Die Mitglieder einer Expedition aus Malta sind Mitte der Woche bereits bis Lager zwei auf 7500 Metern aufgestiegen. „Wir warten auf unser Gipfelfenster“, meldete Expeditionsleiter Greg Attard. „Die Mannschaft präsentiert sich sehr gut. Jeder ist erschöpft, aber aufgeregt und bei guter Gesundheit.“

Tibeter legen Fixseile bis zum Gipfel

Auch für die Teams auf der Nordseite arbeiten teilweise nepalesische Sherpas. Bisher gibt es jedoch keine Hinweise darauf, dass sie wegen des Lawinenunglücks vorzeitig in ihre Heimat zurückkehren. Im Gegensatz zur Südseite sind sie auf der anderen Seite des Bergs nicht dafür zuständig, die Normalroute bis auf den Gipfel hinauf zu sichern. Diese Aufgabe übernimmt ein Team junger Tibeter, die an der 1999 gegründeten „Tibetischen Bergführerschule“ in Lhasa  ausgebildet wurden.  Alex Abramov leitet die russische „7-Summits-Club“-Expedition, die nach seinen Worten mit 19 Mitgliedern die größte auf der Nordseite ist. Vom vorgeschobenen Basislager auf 6400 Metern aus verbreitet Abramov Optimismus: „Alles ist perfekt, das Wetter ist schön, die Sonne scheint, nur nachmittags schneit es manchmal.“

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