Erdbeben – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 „School up!“: Umzug in neue Gebäude https://blogs.dw.com/abenteuersport/school-up-umzug-in-neue-gebaeude/ Thu, 04 Jan 2018 16:39:50 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=39053

Die ersten beide Gebäudeteile sind fertig

Als ich die Bilder sah, kamen mir fast die Tränen – vor Freude! Besser konnte das Jahr 2018 kaum beginnen. In dieser Woche erreichte mich die Nachricht aus Thulosirubari, dass die Schülerinnen und Schüler aus den Wellblech-Klassenräumen, die nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal im April 2015 errichtet worden waren, in die ersten beiden fertigen Gebäude der neuen Schule umgezogen sind. Ein großer Tag für unser Hilfsprojekt „School up!“, das ich vor gut zweieinhalb Jahren mit den Bergsteigern Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits ins Leben gerufen hatte!

Gelbe Farbe vorgeschrieben

Erster Unterricht in den neuen Klassenräumen

Unser Ziel war es, ganz gezielt die bei dem Beben zerstörte Dorfschule von Thulosirubari, rund 70 Kilometer östlich der Hauptstadt Kathmandu gelegen, so schnell wie möglich wieder aufzubauen. Mehrere hundert Kinder und Jugendliche aus der Bergregion wurden und werden dort unterrichtet. Im September 2016 war der Grundstein für die neue Schule gelegt worden. Nachdem Ende Dezember auch die von der Regierung Nepals vorgeschriebene hellgelbe Farbe aufgetragen worden war, übergab das Bauunternehmen die ersten beiden Gebäudeteile.

Zusammen den Unterschied machen

Thulosirubari

„Die Schüler und die ganze ‚Schulfamilie‘ sind so glücklich, nun neue Klassenräume in sicheren Gebäuden zu bekommen“, schreibt mir Shyam Pandit, Verbindungsmann der „Nepalhilfe Beilngries“. Die deutsche Hilfsorganisation hat den Schulbau koordiniert, der durch eure Spendengelder für „School up!“ möglich geworden ist. Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei euch allen für eure Großzügigkeit bedanken. Wie ihr seht, hat euer Geld erfolgreich gearbeitet. „Zusammen können und werden wir den Unterschied machen“, schreibt mir Sunil Krishna Shrestha, seit 25 Jahren Koordinator der „Nepalhilfe Beilngries“ in Nepal.

Weiter geht’s

Ein drittes Gebäude soll folgen

Die Freude über den Erfolg auf dieser ersten, ganz, ganz wichtigen Etappe sollte uns neuen Schwung geben. Schließlich soll auf dem Gelände ein drittes Gebäude entstehen, außerdem werden noch Toiletten für Mädchen und Jungen gebraucht. Wir sind also noch nicht am Ziel angekommen, sondern weiter auf eure Spenden angewiesen. Wir freuen uns über jeden Euro. Hier ist noch einmal die Kontoverbindung:

Nepalhilfe Beilngries e.V.
Volksbank Bayern Mitte eG
IBAN: DE05 7216 0818 0004 6227 07
BIC/SWIFT-Code: GENODEF1INP
Verwendungszweck: Gerlinde-und-Ralf-Schule

Wenn ihr den Verwendungszweck angebt, fließt das Geld gezielt in den Schulbau in Thulosirubari. Ich werde euch auch weiterhin in meinem Blog über den Fortgang des Projekts informieren.

Update 6.1.: Diese Dankesworte schickten die Schülerinnen und Schüler aus Thulosirubari an die „Nepalhilfe Beilngries“: „Wir erinnern uns noch genau an den Tag. Es war Samstag, der 25. April 2015, als wir nicht nur unsere Häuser verloren, sondern zwischen den eingestürzten Gebäuden auch unsere Träume. Wir haben gelernt, dass Gott in vielen Formen zu uns kommt. Einige kamen an unseren Ort, um unser beschädigtes Vertrauen neu zu formen. Wir danken Ihnen ganz herzlich für Ihr großes Herz, dafür, dass Sie unsere Hoffnungen wiederbelebt haben. Unsere Träume haben einen Neuanfang gemacht.“

]]>
Es war einmal … der Hillary Step https://blogs.dw.com/abenteuersport/es-war-einmal-der-hillary-step/ Tue, 13 Jun 2017 13:49:54 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36655

Hillary Step 2017

Der dicke Brocken ist weg. So viel steht fest. Tim Mosedale, sechsmaliger Everest-Besteiger aus Großbritannien, hat auf Facebook noch einmal einige Bilder nachgelegt, um seine These zu untermauern, dass der Hillary Step, jene markante, zwölf Meter hohe Felsstufe auf 8790 Meter Höhe, in seiner bisherigen Form nicht mehr existiert. Tims Bilder zeigen: Wo einst ein mächtiger Felsbrocken das letzte ernsthafte Hindernis vor dem Gipfel darstellte, liegen jetzt nur noch ein paar Bröckchen herum. Das hatte der britische Expeditionsleiter bereits Mitte Mai nach seinem erfolgreichen Gipfelversuch behauptet: „Es ist offiziell. Der Hillary Step ist nicht mehr.“

Regierung spricht von Missverständnis

Hillary Step 2009

Mosedale musste sich anschließend einiges anhören. Vor allem aus Nepal wurde ihm vorgeworfen, er verbreite „Fake News“. Die nepalesische Regierung äußerte sich sogar ganz offiziell. Man habe sich bei den „Icefall Doctors“, den hoch spezialisierten Sherpas am Everest, erkundigt, hieß es in einer Pressemitteilung des Tourismusministeriums: „Der Bericht der Icefall Doctors bestätigt, dass der Hillary Step noch intakt und mit Schnee bedeckt ist. Das Missverständnis mag entstanden sein, weil die neue Route rund fünf Meter rechts der Originalroute angelegt worden ist.“

Letzteres stimme, sagt Mosedale. „Aber es war nur weiter rechts, weil der Hillary Step nicht da war und wir stattdessen über den Schneegrat aufstiegen.“ Rückendeckung erhält der Brite von anderen Bergsteigern, die in diesem Frühjahr am Gipfel waren, wie dem US-Expeditionsleiter Garrett Madison. „Es ist ziemlich offensichtlich, dass der Brocken heruntergestürzt ist und jetzt an der Stelle Schnee liegt“, sagte Madison dem Magazin „Outside“. „Einige der Felsen darunter sehen aus wie vorher, aber der dicke Brocken fehlt jetzt.“

Folge des Erdbebens von 2015?

Hillary Step 2017 (Nahaufnahme)

Das erleichterte in der kürzlich zu Ende gegangenen Frühjahrsaison, in der im Gipfelbereich relativ viel Schnee lag, den Aufstieg. Welche Folgen die Veränderung des Geländes in schneearmen Jahren hat, in denen sich kein breiter Schneegrat bildet, wird sich zeigen.

Bereits 2016 hatten Bergsteiger berichtet, dass der Hillary Step anders aussehe als vor dem verheerenden Erdbeben, das Nepal vor zwei Jahren erschüttert hatte. Gut möglich, dass sich der dicke Brocken wirklich während des Bebens gelöst hat. Gipfelanwärter, die sich am 25. April 2015 im Tal des Schweigens aufhielten, beobachteten Steinschlag von Everest und Lhotse.

Letzte Schlüsselstelle vor dem Gipfel

Hillary Step 2013

Der Hillary Step ist mehr als nur ein Stück Berg, er ist ein Mythos. Kletterexperten ordnen die Felsstufe zwar nur irgendwo zwischen dem ersten und zweiten Schwierigkeitsgrad nach der Skala des Weltverbands der Bergsteiger und Kletterer (UIAA) ein. Doch in dieser extremen Höhe, wo der Sauerstoff nur noch mit einem Drittel des Drucks in die Lungen gepresst wird wie auf Meereshöhe, wird selbst diese Kletterei, die man in den Alpen unter Umständen belächeln würde, zu einer echten Herausforderung. Nicht umsonst bildeten sich früher am Hillary Step lange Schlangen, weil viele Kunden kommerzieller Expeditionen damit schlicht überfordert waren. Bei der Erstbesteigung 1953 hatte der Neuseeländer Edmund Hillary sein Herz in beide Hände genommen und war durch einen dünnen Riss zwischen Fels und Eis nach oben geklettert. „Danach realisierte ich erstmals, dass wir es auf den Gipfel schaffen würden“, sagte einst der Everest-Pionier über die letzte Schlüsselstelle, die nach ihm benannt wurde. Der Neuseeländer starb 2008 im Alter von 88 Jahren.

Zorn der Götter

Südseite des Mount Everest

Berge sind seismischen Aktivitäten und dem Klima ausgesetzt, können sich somit auch verändern. Felsstürze kommen überall auf der Welt vor. So verlor der Mount Cook, der höchste Berg Neuseelands, 1991 deutlich an Höhe, als Fels und Eis im Gipfelbereich abbrachen. Warum also sollte es nicht auch den Mount Everest erwischen können? Die Sherpas nennen den höchsten aller Berge Chomolungma, „Göttinmutter der Erde“. Naturereignisse wie Felsstürze oder Lawinen werden in ihrem Glauben als Zeichen dafür gewertet, dass die Menschen den Zorn der Götter auf sich gezogen haben. Vielleicht erklärt das, warum sich viele in Nepal so schwer damit tun, dass der Hillary Step nicht mehr so aussieht wie zuvor.

]]>
Der Traum von der Modell-Schule https://blogs.dw.com/abenteuersport/der-traum-von-der-modell-schule/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/der-traum-von-der-modell-schule/#comments Wed, 26 Apr 2017 10:02:37 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35955

Putzarbeiten in den neuen Räumen

Gestern jährte sich zum zweiten Mal der Tag, an dem ein verheerendes Erdbeben Nepal erschütterte. Rund 9000 Menschen starben, mehr als 22.000 wurden verletzt, Hunderttausende von Häusern stürzten ein oder wurden schwer beschädigt und damit unbewohnbar. Immer noch leben viele Menschen in den am härtesten betroffenen Bergregionen in Notunterkünften. Im Dorf Thulosirubari im Distrikt Sindhupalchowk, rund 70 Kilometer östlich der Hauptstadt Kathmandu, wird seit einigen Monaten kräftig gebaut. Die Spendengelder unseres Hilfsprojekts „School up!“ haben den Neubau eines Schulgebäudes für mehr als 500 Kinder und Jugendliche durch die Nepalhilfe Beilngries möglich gemacht. Die alte Schule war bei dem Beben so schwer beschädigt worden, dass sie hatte abgerissen werden müssen. In den vergangenen Wochen gab es zeitweise Lieferengpässe für Baumaterial, außerdem fehlte es an Wasser, um Beton anzumischen. Da das Schulgelände auf einem Hügel liegt, muss das Wasser hinaufgepumpt oder – wenn die Pumpen ausfallen – sogar hinaufgetragen werden.

Bald zwölf neue Klassenräume

Die zweite Geschossdecke ist inzwischen fertig

Inzwischen ist die zweite Geschossdecke eingezogen. Die Innenarbeiten laufen (s. Video). „Wir sind ganz aufgeregt“, sagt Devi Dulal, der Vorsitzende des Schulkomitees in Thulosirubari. „Wir werden bald  zwölf neue Unterrichtsräume haben. Wir können es gar nicht erwarten, die Schüler von den provisorischen Wellblech-Schuppen in das neue Gebäude umziehen zu lassen.“ Acht weitere Klassenzimmer würden noch gebraucht, um wirklich alle Schüler unterzubringen. Zudem müssten noch zwei Toilettenhäuser gebaut werden. „Wir träumen davon, dass wir so etwas wie eine Modellschule für Sindhupalchowk werden.“

Wir sind mit „School up!“ schon weit gekommen, aber noch nicht am Ziel. Wir benötigen weitere Spenden. Hier noch einmal die Bankverbindung unseres Hilfsprojekts:

Nepalhilfe Beilngries e.V.
Volksbank Bayern Mitte eG
IBAN: DE05 7216 0818 0004 6227 07
BIC/SWIFT-Code: GENODEF1INP
Verwendungszweck: Gerlinde-und-Ralf-Schule

Schon jetzt tausend Dank für eure Unterstützung. Gerne dürft ihr auch euren Freunden und Bekannten von „School up!“ erzählen.

]]>
https://blogs.dw.com/abenteuersport/der-traum-von-der-modell-schule/feed/ 2
„School up!“: Auch im Winter wird weitergebaut https://blogs.dw.com/abenteuersport/school-up-auch-im-winter-wird-weitergebaut/ Mon, 19 Dec 2016 11:20:38 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34493 Fundamentarbeiten so gut wie fertig

Fundamentarbeiten so gut wie fertig

„Wir sind so glücklich zu sehen, wie der Wiederaufbau vorangeht – und dass das Gebäude so konstruiert ist, dass es Erdbeben widerstehen kann“, sagt Hari Bikram, der 43 Jahre alte Schulleiter von Thulosirubari. Die Bauarbeiten in dem kleinen Bergdorf 70 Kilometer östlich der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu schreiten in hohem Tempo fort. „Die Fundamente und Sockel sind so gut wie fertig“, schreibt mir dieser Tage Shyam Pandit, Verbindungsmann der deutschen Hilfsorganisation „Nepalhilfe Beilngries“ in Nepal. Ich wollte von ihm wissen, ob die Arbeiten im Winter ruhen. „Kein Stopp. Ich werde weiterarbeiten“, habe ihm der Bauleiter versichert, so Shyam. Allerdings werde es in der kalten Jahreszeit etwas langsamer vorangehen als jetzt.

Schüler haben immer noch panische Angst

Mit vereinten Kräften

Mit vereinten Kräften

„Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass unsere Kinder eine gute Ausbildung erhalten, und das angstfrei, wenn das Gebäude fertig ist“, sagt Schulleiter Hari Bikram. „Im Augenblick haben sie noch panische Angst. Die Schüler sagen, sie können es kaum erwarten, von den provisorischen Wellblech-Klassenräumen in ein neues sicheres Gebäude umzuziehen. Wir sind so stolz auf alle Menschen, die gespendet haben.“ Dass die neue Schule entsteht, ist allen zu verdanken, die für unser Projekt „School up!“ Geld gegeben haben. Ich hatte die Aktion im Juni 2015 gemeinsam mit den Bergsteigern Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits ins Leben gerufen, nachdem die alte „Gerlinde-und-Ralf-Schule“ in Thulosirubari durch das verheerende Erdbeben am 25. April 2015 so schwer beschädigt worden war, dass sie hatte abgerissen werden müssen. „Wir hoffen, dass das neue Gebäude mit zwölf Klassenräumen noch vor dem Monsun im nächsten Sommer fertig wird“, schreibt Shyam Pandit.

DAV-Benefizabend in Köln mit Ralf Dujmovits

Ralf Dujmovits

Ralf Dujmovits

Wir sind noch nicht am Ziel, sondern benötigen weitere Spenden. Einen Termin solltet ihr euch schon einmal vormerken: Die Sektion Rheinland des Deutschen Alpenvereins (DAV) unterstützt unsere Aktion „School up!“ mit einem Benefizabend am 24. März in Köln. Ralf Dujmovits, der bisher einzige Deutsche, der alle 14 Achttausender bestiegen hat, wird in einem spannenden Vortrag von seinen Abenteuern an den höchsten Bergen der Welt erzählen. Wir werden an diesem Abend auch aktuelle Bilder aus Thulosirubari präsentieren. Alle Einnahmen der Benefizveranstaltung wandern in das Projekt. Der Online-Kartenvorverkauf über den DAV Köln hat bereits begonnen.

Das wäre doch ein schönes Weihnachtsgeschenk für eine/n Bergfreund/in, oder? Und wenn es euch kurz vor dem Fest auch noch in den Spenden-Fingern jucken sollte, die Kinder in Thulosirubari würden sich freuen. Hier noch einmal die Kontoverbindung von „School up!“:

Nepalhilfe Beilngries e.V.
Volksbank Bayern Mitte eG
IBAN: DE05 7216 0818 0004 6227 07
BIC/SWIFT-Code: GENODEF1INP
Verwendungszweck: Gerlinde-und-Ralf-Schule

Tausend Dank euch allen!

]]>
„School up!“ Eine neue Schule entsteht https://blogs.dw.com/abenteuersport/school-up-eine-neue-schule-entsteht/ Thu, 01 Dec 2016 15:19:37 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34355 Woche für Woche erreichen mich nun Bilder, die zeigen, dass die Bauarbeiten für die neue Schule in Thulosirubari wirklich vorangehen. Die alte Schule in dem kleinen Dorf, 70 Kilometer östlich der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu, war bei dem Erdbeben am 25. April 2015 so stark beschädigt worden, dass sie hatte abgerissen werden müssen. Auch wenn wir noch nicht am Ziel sind – ohne eure Spenden für unser Hilfsprojekt „School up!“ wären wir noch lange nicht dort, wo wir jetzt stehen. Seht selbst!

]]>
Thundu Sherpa stirbt an der Ama Dablam https://blogs.dw.com/abenteuersport/thundu-sherpa-stirbt-an-der-ama-dablam/ Tue, 29 Nov 2016 15:59:54 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34327 Lhakpa Thundu Sherpa (1970-2016)

Lhakpa Thundu Sherpa (1970-2016)

Wieder einmal bebte am Montag die Erde im Khumbu, der Region rund um den Mount Everest. Panik dürften die Erdstöße der Stärke 5,4, deren Zentrum 19 Kilometer westlich von Namche Bazaar lag, kaum noch ausgelöst haben, gehören leichte bis mittelschwere Nachbeben nach dem verheerenden Beben in Nepal vom 25. April 2015 doch fast schon zum Alltag in dem Himalayastaat: 475 der Stärke vier oder mehr wurden seitdem registriert. Größere Schäden wurden nach dem Beben vom Montag nicht vermeldet. Aber es gab eine traurige Nachricht: Der Bergsteiger Lhakpa Thundu Sherpa kam in Folge der Erdstöße an der 6814 Meter hohen Ama Dablam ums Leben.

Falsche Zeit, falscher Ort

Ama Dablam

Ama Dablam

Thundu war mit einem britischen Kunden auf dem Weg zum Gipfel, oberhalb von Lager drei auf 6300 Metern, als das Beben einen Hagel von Eisbrocken auslöste. Der 46 Jahre alte Sherpa wurde am Kopf getroffen und starb an den Verletzungen. Der Brite überlebte und konnte in einer Rettungsaktion per Hubschrauber in Sicherheit gebracht werden. „Bedauerlicherweise waren sie zur falschen Zeit am falschen Ort“, schreibt der britische Expeditionsveranstalter Tim Mosedale auf Facebook. Die beiden Bergsteiger gehörten zu Tims Team. „Fünf Minuten früher oder später, und es wäre einfach nur eine knappe Angelegenheit gewesen.“ Die markante Ama Dablam, einer der formschönsten Berge der Welt, ist seit Jahren ein beliebtes Ziel kommerzieller Expeditionen.

Bergsteiger und Uhrmacher

Billi Bierling (l.) und Thundu Sherpa auf dem Gipfel des Cho Oyu

Billi Bierling (l.) und Thundu Sherpa auf dem Gipfel des Cho Oyu

Lhakpa Thundu Sherpa kam aus dem rund 4000 Meter hohen Dorf Pangboche, unweit der Ama Dablam gelegen. Er war ein äußerst erfahrener Höhenbergsteiger. Allein neunmal bestieg er den Mount Everest (8850 Meter) – 2006, 2007 und 2010 sogar jeweils zweimal innerhalb weniger Tage –, außerdem zweimal den Cho Oyu (8188 Meter) sowie je einmal den Manaslu (8163 Meter) und die Annapurna (8091 Meter). Auch die Ama Dablam war ihm sehr vertraut, siebenmal stand er auf dem Gipfel. Doch sein Leben spielte sich nicht nur in den Bergen ab. Zeitweise arbeitete Thundu auch als Uhrmacher einer Luxusmarke in Kathmandu. „Thundu war ein besonderer Mensch“, schreibt mir die deutsche Bergsteigerin und Journalistin Billi Bierling, die am 1. Oktober gemeinsam mit Thundu den Gipfel des Achttausenders Cho Oyu in Tibet erreicht hatte. „Er war sehr einfühlsam und offen, und er hat mir viel von seiner Familie und seiner temporären Arbeit als Uhrmacher erzählt. Schon damals wollte er von der gefährlichen Arbeit als Climbing Sherpa wegkommen, jedoch hat ihn seine Leidenschaft für die Berge wieder zu seiner ursprünglichen Arbeit gebracht.“

Hilfsaktion für Thundus Familie

R.I.P.

R.I.P.

Die Nachricht von Thundus Tod habe sie erschüttert.  Ohne ihn, so Billi, „hätte ich den Gipfel des Cho Oyu wohl nicht erreicht. Auch wenn momentan die Traurigkeit überwiegt, bin ich doch froh, dass ich Thundu kennenlernen durfte und den besonderen Moment meiner Besteigung mit ihm teilen durfte (auch wenn er mich beim Abstieg ab und zu für meine Langsamkeit – zu Recht – beschimpft hat!). Danke Thundu, ich werde diese besonderen Momente nie vergessen.“ Thundu hinterlässt seine Frau und zwei Söhne im Alter von acht und 14 Jahren. Wenn ihr die Thundus Familie finanziell unterstützen wollt, könnt ihr dies sehr unkompliziert und unbürokratisch über Tim Mosedales Hilfsprojekt JustGiving erledigen. Einfach bei der Online-Spende den Hinweis „For Thundu“ dazusetzen.

]]>
Der erste Stein liegt https://blogs.dw.com/abenteuersport/der-erste-stein-liegt/ Mon, 26 Sep 2016 18:20:34 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33707 Der Grundstein ist gelegt

Der Grundstein ist gelegt

Der gestrige Sonntag war ein ganz besonderer Tag für die Menschen in Thulosirubari. Einer, der ein Zeichen setzte für die Zukunft, ein Signal der Hoffnung. In dem kleinen Dorf im Distrikt Sindhupalchowk, rund 70 Kilometer östlich der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu, wurde der Grundstein für den Bau einer neuen Schule gelegt. Die alte „Gerlinde-und-Ralf-Schule“ der Nepalhilfe Beilngries war bei dem verheerenden Erdbeben am 25. April 2015 so schwer beschädigt worden, dass sie später komplett hatte abgerissen werden müssen. Ich hatte im Sommer 2015 gemeinsam mit den Bergsteigern Ralf Dujmovits und Gerlinde Kaltenbrunner das Hilfsprojekt „School up!“ ins Leben gerufen, mit dem Ziel, die Schule so schnell wie möglich wieder aufzubauen. Deshalb war der gestrige Tag auch für uns drei ein besonderer Tag – aber auch für euch alle, die ihr für „School up!“ gespendet habt. Ohne eure Unterstützung wäre gestern kein Grundstein gelegt worden.

Zwölf Klassenräume

Sapkota bei der "Arbeit"

Sapkota bei der „Arbeit“

Der frühere Forstminister Agni Sapkota, ein Politiker der Maoisten, der aus dem Distrikt Sindhupalchowk stammt, setzte symbolisch den ersten Stein. Mehrere Vertreter der Bezirksregierung und weitere Lokalpolitiker waren dabei, außerdem die beiden Verbindungsleute der Nepalhilfe in Nepal, Sunil Krishna Shrestha und Shyam Pandit. Die Mitglieder des neuen Schulkomitees haben inzwischen ihre Arbeit aufgenommen. „Sie sind voller Vorfreude und wollen sicherstellen, dass auch qualitativ hochwertig gebaut wird und dass die Koordination mit der Nepalhilfe klappt“, schreibt mir Shyam. Das Gebäude, das nun gebaut wird, soll zwölf Klassenräume enthalten, je die Hälfte davon im ersten und zweiten Stock. Höhere Bauten sind wegen der weiter bestehenden Erdbebengefahr in der Region nicht mehr erlaubt. 575 Schülerinnen und Schüler sollen später in den neuen Klassenräumen unterrichtet werden. Nach derzeitigem Stand der Planung wird das Gebäude im Dezember 2017 fertig.

Es war an einem schulfreien Samstag

Bei dem Erdbeben vor rund anderthalb Jahren waren fast 9.000 Menschen ums Leben gekommen. Besonders hart war der Distrikt Sindhupalchowk getroffen worden. Allein in dem kleinen Bergdorf Thulosirubari starben 75 Menschen – darunter auch acht Kinder und Jugendliche, die in der „Ralf-und-Gerlinde-Schule“ unterrichtet worden waren. Dass es nicht mehr waren, lag daran, dass die Erde am schulfreien Samstag gebebt hatte. Von rund 1800 Häusern im Umkreis blieben nur 30 bis 40 unversehrt.

Nicht vergessen

Thulosirubari

Thulosirubari

Bei meinem Besuch in der Region im vergangenen März sah ich viele Menschen, die immer noch in provisorischen Wellblech-Hütten lebten. Mancherorts waren nicht einmal die Trümmer der eingestürzten Häuser beseitigt. Viele, mit denen ich sprach, fühlten sich im Stich gelassen.

Die Bewohner Thulosirubaris werden in Kürze sehen können, dass sie nicht vergessen wurden. Und wie schon beim Bau der alten Schule werden sie auch jetzt wieder mit anpacken – etwa, um Material auf die Baustelle zu transportieren. Ein Etappenziel von „School up!“ ist mit dem Baubeginn erreicht, aber wir sind noch nicht am Ende der Reise angelangt. Ich werde euch über die Bauarbeiten auf dem Laufenden halten.

Noch haben wir die Gesamtkosten für die Schule nicht zusammen. Wir benötigen weitere Spenden. Hier ist noch einmal die Kontoverbindung:

Nepalhilfe Beilngries e.V.
Volksbank Bayern Mitte eG
IBAN: DE05 7216 0818 0004 6227 07
BIC/SWIFT-Code: GENODEF1INP
Verwendungszweck: Gerlinde-und-Ralf-Schule

Tausend Dank an alle „School up!“-Freunde! Ihr seid großartig!

]]>
Achtung, fertig, … https://blogs.dw.com/abenteuersport/thulosirubari-startschuss/ Mon, 08 Aug 2016 17:45:19 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33431 Schulkinder in Thulosirubari

Schulkinder in Thulosirubari

… los! Auf diesen Ruf warten derzeit nicht nur in Rio de Janeiro die Olympia-Starter. Auch die Menschen in Thulosirubari stehen in den Startlöchern. Nur noch wenige Tage trennen uns hoffentlich vom Start der Bauarbeiten an der neuen Schule für das kleine Dorf im nepalesischen Distrikt Sindhupalchowk. Nach Angaben der Nepalhilfe Beilngries sind jetzt endlich alle bürokratischen Hürden überwunden, um die Schule für rund 700 Kinder und Jugendliche in Thulosirubari wieder aufbauen zu können. Das war und ist das Ziel des Hilfsprojektes „School up!“, das ich vor gut einem Jahr zusammen mit den Profibergsteigern Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits ins Leben gerufen hatte. Die erst 2009 eröffnete „Gerlinde-und Ralf-Schule“ war bei dem verheerenden Erdbeben in Nepal am 25. April 2015 so schwer beschädigt worden, dass sie hatte abgerissen werden müssen.

Langer und steiniger Weg

Steine für die neue Schule

Steine für die neue Schule

„Wir treffen uns in dieser Woche noch einmal mit dem Bauunternehmer, dann kann es losgehen“, schreibt mir Arjun Gatraj, der Vorsitzende des Schulkomitees in dem Dorf, das rund 70 Kilometer östlich von Kathmandu liegt. Sunil Shrestha und Shyam Pandit, die nepalesischen Verbindungsleute der Nepalhilfe Beilngries, haben in den letzten Monaten ein wahrhaftig olympisches Programm hinter sich gebracht, um alle Bewilligungen und Stempel für das Bauprojekt einzuholen. Wer sich im Westen (oft zu Recht) über schwerfällige und überbordende Bürokratie beschwert, könnte in Nepal erleben, dass es eine Steigerung gibt: Der Weg durch die vielen beteiligten Behörden ist wesentlich länger und noch steiniger als hierzulande. Viele Mitarbeiter in den Amtsstuben fühlen sich wie kleine Könige und führen sich auch so auf, weil sie genau wissen, dass es ohne sie nicht weitergeht.

Nur noch zweigeschossig

Hier soll bald das neue Gebäude entstehen

Hier soll bald das neue Gebäude stehen

Dank Sunil und Shyam liegt dieser vielleicht schwierigste Abschnitt des Projekts nun hinter uns. Im ersten von drei Bauabschnitten soll nun der erste Gebäudeteil mit Klassenräumen entstehen. Die nepalesische Regierung hat angeordnet, dass wegen der Erdbebengefahr künftig nur noch höchstens zweigeschossig gebaut werden darf – in H- oder U-Form. Ich werde euch natürlich auch weiterhin über das Projekt auf dem Laufenden halten. Arjun wird mich aus erster Hand mit Informationen und Bildern über den Baufortschritt versorgen.

Dass es überhaupt losgehen kann, verdanken wir euch! Gut ein Drittel der erforderlichen Summe haben wir zusammen. Damit wir auch den zweiten und dritten Bauabschnitt finanzieren können, benötigen wir weitere Spenden für „School up!“. Hier noch einmal die Kontoverbindung:

Nepalhilfe Beilngries e.V.
Volksbank Bayern Mitte eG
IBAN: DE05 7216 0818 0004 6227 07
BIC/SWIFT-Code: GENODEF1INP
Verwendungszweck: Gerlinde-und-Ralf-Schule

Bitte auch weitersagen! Tausend Dank!

P.S.: Wenn ihr noch einmal in früheren Artikeln – unter anderem über meinem Besuch im Erdbebengebiet – nachlesen wollt, einfach oben in der Leiste auf School up! klicken,  dort findet ihr alle Beiträge zum Hilfsprojekt.

]]>
Schachmatt am Gipfel der Annapurna https://blogs.dw.com/abenteuersport/schachmatt-am-gipfel-der-annapurna/ Fri, 13 May 2016 15:59:11 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32683 Jost Kobusch an der Annapurna

Jost Kobusch an der Annapurna

Es klingt wie ein Aprilscherz mit einmonatiger Verspätung. Bevor der Deutsche Jost Kobusch am 1. Mai – wie berichtet – auf den 8091 Meter hohen Gipfel der Annapurna stieg, spielte er nach eigenen Worten knapp unterhalb des höchsten Punktes mit dem israelischen Bergsteiger Nadav Ben-Yehuda eine Partie Schach. „Wir hatten zuvor während der Schlechtwetterphasen im Basislager täglich mindestens zwei Partien gegeneinander gespielt“, sagt Jost. Dabei sei die Idee zu einem Schach-Duell am Gipfel geboren worden. Nadav, der mit Flaschensauerstoff aufstieg, erreichte den höchsten Punkt knapp vor Jost, der ohne Atemmaske unterwegs war. „Als wir uns kurz unterhalb des Gipfels begegneten, habe ich ihm gesagt: Moment, wir müssen noch eine Runde Schach spielen“, erzählt mir der 23 Jahre alte Deutsche. „Wir haben auf meinem Smartphone gespielt, 20 Meter unterhalb des Gipfels.“

Einige ziemlich dumme Züge

Die Partie geriet zu einer Art Blitzschach. „Wir haben schnell, schnell gemacht. Nach sieben Minuten hat einer von uns beiden gewonnen.“ Wer, verrät Kobusch nicht. „Das ist Ehrensache.“ Schachspielen in extrem dünner Luft auf 8000 Metern, sagt Jost, sei in etwa so gewesen, „als würdest du versuchen, betrunken ein mathematisches Problem zu lösen: Slow-Motion-mäßig, manchmal auch mit ziemlich dummen Zügen.“ Kobusch will das Spiel als höchste jemals gespielte Schachpartie für das „Guinness-Buch der Rekorde“ anmelden. Ein US-Bergsteiger habe das Spiel gefilmt und könne es auch bezeugen.

Bergsteiger gesehen, wo keine waren

Beim Aufstieg nach Lager 4

Beim Aufstieg nach Lager 4

Für den 23-Jährigen war der Erfolg an der Annapurna der erste an einem Achttausender. „Bis zum Gipfel ist es mir relativ leicht gefallen, erst beim Abstieg habe ich Probleme bekommen“, erzählt Jost. Aufgrund der großen Kälte habe es am Vorabend ewig gedauert, Schnee zu schmelzen. „Zwei Stunden für anderthalb Liter Wasser. Und die habe ich noch geteilt. Also hatte ich nur 750 Milliliter für den gesamten Gipfeltag.“ Völlig dehydriert und erschöpft, habe er sogar einmal kurz halluziniert: „Ich sah vor mir Bergsteiger absteigen, die nicht da waren.“ Kobusch fing sich wieder und erreichte sicher das Basislager.

Vielleicht nächstes Jahr zum Lhotse

Zu Hause in Deutschland schmiedet er bereits wieder Achttausender-Pläne. „Heute dachte ich bei mir, ich habe ja noch ein Permit für den Lhotse, vielleicht könnte ich ja nächstes Jahr noch einmal dorthin gehen.“ Bereits im vergangenen Jahr hatte er in Nepal den vierthöchsten Berg der Erde besteigen wollen. Das Basislager zu Füßen von Everest und Lhotse war jedoch am 25. April von einer riesigen Lawine getroffen worden, die das schwere Erdbeben am Siebentausender Pumori ausgelöst hatte. 19 Menschen waren ums Leben gekommen. Das Video (siehe unten), das Jost von der Lawine gedreht hatte, ging um die Welt. Als Fernziel hat sich Kobusch vorgenommen, alle 14 Achttausender zu besteigen, wenn möglich ohne Atemmaske. „Ich hoffe, dass ich auch die hohen Achttausender ohne Flaschensauerstoff besteigen kann.“

Sein Schachpartner von der Annapurna, Nadav Ben-Yehuda, hatte 2012 für Schlagzeilen gesorgt. Der Israeli war am Mount Everest 300 Meter vor dem Gipfel umgekehrt, um den türkischen Bergsteiger Aydin Imrak zu retten, der kollabiert war. Ben-Yehuda hatte Imrak hinunter nach Lager 4 am Südsattel geholfen und sich dabei selbst Erfrierungen zugezogen.

]]>
Steck und Göttler: Fünf Fragen, fünf Antworten https://blogs.dw.com/abenteuersport/fuenf-fragen-an-ueli-und-david/ Sat, 30 Apr 2016 17:48:32 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32491 Ueli Steck (l) und David Göttler

Ueli Steck (l) und David Göttler

Die Idee hat ihn nicht losgelassen. Als der Schweizer Topbergsteiger Ueli Steck vor fünf Jahren die Südwand der 8027 Meter hohen Shishapangma in Tibet in nur zehneinhalb Stunden solo durchkletterte, entdeckte er eine mögliche neue, direkte Linie. In diesem Frühjahr ist der 39-Jährige, zusammen mit dem 37 Jahre alten deutschen Profibergsteiger David Göttler zu der 2000 Meter hohen Wand zurückgekehrt, um sich an der neuen Route zu versuchen. Wenn alles perfekt läuft, planen die beiden, vom Gipfel aus über die Nordseite abzusteigen, den Achttausender also zu überschreiten.

Bevor sie nach Tibet weiterreisten, akklimatisierten sich Ueli und David im nepalesischen Everest-Gebiet – unter anderem mit Bergläufen über extrem lange Distanzen. Ich habe den beiden fünf Fragen ins Basislager unterhalb der Shishapangma-Südwand geschickt.

Ueli und David, auf den Bildern, die ihr in den vergangenen Wochen via Facebook veröffentlicht habt, erinnert ihr mich irgendwie an Speedy Gonzales oder Road Runner, zwei Trickfilm-Figuren meiner Kindheit: ständig im Hochgeschwindigkeitsmodus, weil gejagt. Dazu erfahren wir von euch, dass der jeweils andere richtig, richtig fit ist. Mal ehrlich, wer von euch beiden jagt hier eigentlich wen? Oder wovor seid ihr auf der Flucht?

Schnell unterwegs

Schnell unterwegs

Frage zurück, wer von uns ist jetzt Speedy Gonzales und wer Roadrunner? Wir sind überhaupt nicht auf der Flucht. Wir haben einfach einen riesen Spaß zusammen! Es macht Spaß, zusammen unterwegs zu sein. Wir wissen beide, dass wir ähnlich fit sind. Keiner muss dem anderen etwas beweisen und auch nicht verstecken. Wir haben eine super positive Energie im Team. Es funktioniert einfach. Und daraus entsteht eine geniale Dynamik!

Die meisten Höhenbergsteiger akklimatisieren sich eher nach der Devise: mit den Kräften haushalten, damit am Ende für das eigentliche Ziel ausreichend Power übrig bleibt. Ihr lauft stattdessen im Khumbu eine Strecke von 57 Kilometern über mehrere Pässe in 12 dreiviertel Stunden. Welche Logik steckt hinter dieser High-Speed-Akklimatisierung?

Höhenbergsteigen wird doch meistens immer noch betrieben wie zu Messners Zeiten. Ich persönlich (Ueli) sehe keinen großen Fortschritt. Klar muss man aufpassen, weil z.B auf 5000 Meter die Regeneration länger dauert und sich auch wirklich jeder sehr individuell in der Höhe verhält. Kilian Jornet (spanischer Skibergsteiger und Bergläufer) zum Beispiel ist der Meinung, dass man locker jeden Tag 50 Kilometer laufen kann! Ich bin auch noch weit davon entfernt, aber es zeigt, was für Potential vorhanden wäre. Am Schluss musst du einfach deinen Körper kennen. Und jeder muss für sich entscheiden und einschätzen, wie hoch seine persönliche Leistungsfähigkeit ist, und wie schnell er aufsteigen oder sich in der Höhe bewegen kann. Wir beide haben doch relativ viel Erfahrung in der Höhe und können daher auch ein bisschen probieren, was man noch optimieren könnte, ohne uns gleich komplett auszupowern.

Ihr habt inzwischen euer Basislager an der Shishapangma-Südwand bezogen. Wie präsentiert sich euch die Wand, in der ihr eine neue Route klettern wollt, sprich: Wie sind die Verhältnisse?

Wir waren bereits am Einstieg. Ganz einfach gesagt: Es sieht genial aus. Jetzt hoffen wir, das bleibt so, bis wir dann ein passendes Wetterfenster bekommen. 

Worauf kommt es euch bei der geplanten Erstbegehung, evtl. sogar mit anschließender Überschreitung des Gipfels, vor allem an? Ästhetik der Linie, Geschwindigkeit, Schwierigkeit, Spaß …?

Uelis Route 2011 durch die Shishapangma-Südwand

Uelis Route 2011 durch die Shishapangma-Südwand

Die Linie spricht für sich. Eine direkte logische Linie auf einen Achttausender, das ist schon etwas Faszinierendes. In erster Linie wollen wir einfach über diese Route auf den Gipfel und gesund wieder nach Hause kommen. Wie schnell wir sind, werden wir sehen – je nach technischen Schwierigkeiten. Wir werden ganz normal sichern, mit Seil und Haken. Ob wir zwei Tage brauchen, einen oder drei, ist völlig egal. Aber wir sind beide nicht unbedingt sehr motiviert, möglichst viel am Berg zu übernachten. Die Überschreitung wäre sicher noch das Sahnehäubchen.

Am Montag hat sich der Tag des verheerenden Erdbebens in Nepal zum ersten Mal gejährt. Wie habt ihr in den vergangenen Wochen die Menschen im Himalaya erlebt?

Die Menschen gewöhnen sich an die Erdbeben und die Situation. Es ist beeindruckend, wie sich die Nepali an ein wenig Wackeln gewöhnt haben, was auch wieder passiert ist, als wir im Khumbu unterwegs waren. Aber was bleibt ihnen auch anderes übrig, als es zu nehmen, wie es kommt. Und es ist wirklich genial, wie alles schon wieder normal ist und funktioniert. 

]]>
Schweigeminute im Everest-Basislager https://blogs.dw.com/abenteuersport/schweigeminute-im-everest-basislager/ Mon, 25 Apr 2016 12:56:57 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32467 Kaum ein Entrinnen: Die tödliche Lawine vom Pumori 2015

Kaum ein Entrinnen: Die tödliche Lawine vom Pumori 2015

Um 11:56 Uhr brach die Hölle los. Ein Erdbeben der Stärke 7,8 erschütterte heute vor genau einem Jahr den Himalaya-Staat Nepal. Etwa 9000 Menschen kamen ums Leben, 23.000 wurden verletzt. Das sind jedoch nur die von der Regierung registrierten Opfer, wahrscheinlich waren es mehr. Auch am Mount Everest starben am 25. April 2015 viele Menschen. Das Beben löste am nahegelegenen Siebentausender Pumori eine riesige Lawine aus. Sie traf das Everest-Basislager, 19 Menschen kamen ums Leben. Am heutigen Jahrestag der Katastrophe trafen sich die Bergsteiger und die Mitarbeiter der Krankenstation „Everest ER“ zu Füßen des höchsten Bergs der Erde zu einer Schweigeminute – um 11:56 Uhr.

„Es war eine Gelegenheit, sich an die zu erinnern, die starben, an jene, die verletzt wurden, und an die vielen Menschen, die damals so hart arbeiteten, um die rund 100 Patienten zu retten und zu versorgen“, schreibt Rachel Tullet im Blog von Jagged Globe. Ein US-Bergsteiger aus dem Team des britischen Veranstalters war bei der Lawine ums Leben gekommen, zwei weitere Teammitglieder waren verletzt worden. „Wir erinnern uns auch an die riesige Zahl an Menschen, die überall in Nepal von dem verheerenden Beben getroffen wurden“, fährt Rachel fort. „Vielen von ihnen kämpfen immer noch, ihr Leben wieder aufzubauen.“

Landflucht könnte zunehmen

Selbsthilfe (im Dorf Kadambas) statt auf Hilfe zu warten

Selbsthilfe (im Dorf Kadambas) statt auf Hilfe zu warten

Davon konnte ich mich vor einem Monat bei meinem Besuch im Erdbeben-Gebiet im Distrikt Sindhupalchowk mit eigenen Augen überzeugen. Nach wie vor leben die meisten Menschen dort in Notunterkünften aus Bambus und Wellblech. Von Wiederaufbau kann vielerorts noch keine Rede sein. Die Menschen schimpfen auf die Regierung, von der sie sich im Stich gelassen fühlen. „Es wird Zeit, dass irgendwann mal das Geld ankommt, das den Leuten versprochen wurde und dazu dienen sollte, dass sie in ihren Dörfern wirklich wieder zu Hause sein können“, sagt mir Bergsteiger Ralf Dujmovits. „Nepal hat wie viele Entwicklungsländer ohnehin schon ein Problem mit großer Landflucht. Das wird sich fortsetzen, die Dörfer werden verlassen sein. Das wird zum großen Nachteil für Gesamt-Nepal, das von der Landwirtschaft lebt. Wenn die Leute in die Städte gehen, tut das niemandem gut.“ Nepal werde „mit Sicherheit zehn Jahre brauchen, um sich einigermaßen von dem Beben zu erholen“.

Ralf Dujmovits: Es droht eine größere Landflucht in Nepal

Wiederaufbau geht schleppend voran

Schule im Dorf Mailchaur

Schule im Dorf Mailchaur

Der bisher einzige Deutsche, der alle 14 Achttausender bestieg, hatte zwei Wochen nach dem Beben Sindhupalchowk besucht und war damals über das Ausmaß der Schäden bestürzt gewesen. An seiner Gefühlslage hat sich in den letzten zwölf Monaten wenig geändert. „Ich mache mir vor allem Sorgen um die Kinder, denn der Aufbau der Schulen geht nur sehr schleppend voran“, sagt Ralf. „In den meisten Fällen hat sich noch gar nichts getan. Es bleibt jetzt einfach zu hoffen, dass Baumaterial in die Dörfer gelangt, damit endlich wieder aufgebaut werden kann.“

Bitte weiter für „School up!“ spenden!

Schulkinder in Thulosirubari

Schulkinder in Thulosirubari

Gemeinsam mit Ralf Dujmovits und der österreichischen Topbergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner hatte ich nach dem Erdbeben in Nepal die Hilfsaktion „School up!“ ins Leben gerufen, um so schnell wie möglich die zerstörte Schule von Thulosirubari wiederaufzubauen. Gut ein Drittel der erforderlichen Summe haben wir – dank eurer Spenden (!) – zusammen. Der erste von drei Bauabschnitten soll in Kürze beginnen, wir warten noch auf das Okay der Regierung in Kathmandu – und hoffen, dass sie endlich „aus dem Quark kommt“.

Damit wir auch den zweiten und dritten Bauabschnitt finanzieren können, benötigen wir weitere Spenden für „School up!“ . Hier noch einmal die Kontoverbindung:

Nepalhilfe Beilngries e.V.
Volksbank Bayern Mitte eG
IBAN: DE05 7216 0818 0004 6227 07
BIC/SWIFT-Code: GENODEF1INP
Verwendungszweck: Gerlinde-und-Ralf-Schule

Bitte auch weitersagen! Tausend Dank!

]]>
Hubschrauber-Materialtransport ins Everest-Hochlager https://blogs.dw.com/abenteuersport/hubschrauber-materialtransport-ins-everest-hochlager/ Sat, 23 Apr 2016 10:24:30 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32449 Hubschrauber hebt vom Flugplatz Syangboche oberhalb von Namche ab

Hubschrauber hebt vom Flugplatz Syangboche oberhalb von Namche ab

Die Zeit bleibt nicht stehen, auch nicht im Khumbu. Zwei Dinge haben sich in dem Gebiet rund um den Mount Everest zwischen meinem ersten Besuch im Jahr 2002 und dem letzten im vergangenen März gravierend verändert. Zum einen sind die sanitären Anlagen – im Schnitt – deutlich moderner und auch sauberer als vor 14 Jahren. Zum anderen hat der Fluglärm erheblich zugenommen. Bei klarer Sicht fliegen, gefühlt regelmäßig, Hubschrauber durch das Tal von Lukla nach Namche Bazaar und dann auch weiter Richtung Everest-Basislager.

Billiger als Maultiere

„Inzwischen wird ein Großteil des Materialtransports mit Hubschraubern erledigt“, erzählte mir Ang Dorjee Sherpa, Lodgebesitzer in Namche. „Das ist fast billiger als der Transport mit Maultieren.“ Doch nicht nur Material wird transportiert, auch Menschen nutzen den Heli-Transfer. Als wir auf der Terrasse des Everest View Hotel, oberhalb von Namche Bazaar, einen (teuren) Milchtee tranken, trafen wir auch ein Ehepaar aus den USA, das förmlich nach Geld roch. Die beiden waren gerade mit dem Helikopter samt eigenem Piloten neben dem Hotel gelandet. „Wir sind über das Basislager und den Khumbu-Eisbruch geflogen und haben hinterher auch noch eine Runde durch das Gokyo-Tal gedreht“, erzählten die beiden begeistert. Ein echtes Gefühl für diese wunderschönen Berge habt ihr dabei aber nicht gewonnen, dachte ich bei mir.

Gut 80 Lasten weniger durch den Eisbruch

Rettungshubschrauber über dem Khumbu-Eisbruch (2014)

Rettungshubschrauber über dem Khumbu-Eisbruch (2014)

Wie der US-Blogger und Bergsteiger Alan Arnette – er will in diesem Frühjahr den Lhotse besteigen – aus dem Basislager zu Füßen des Everest berichtet, hat die nepalesische Regierung in dieser Saison erstmals erlaubt, mit dem Hubschrauber Material nach Lager 1 auf etwa 6000 Metern zu fliegen: Seile, Eis- und Firnanker sowie Flaschensauerstoff. Alles in allem, so Alan, summierten sich die bereits ins Hochlager transportierten Güter auf mehr als 80 Einzellasten, die andernfalls von Sherpas durch den gefährlichen Khumbu-Eisbruch hätten getragen werden müssen. Auch wenn sie ein Beitrag zur Sicherheit sind, bedeuten die Hubschraubertransporte einen weiteren Schritt auf dem Weg der Kommerzialisierung des Everest.

Viele Risse und tiefe Löcher

Bereits nach der riesigen Lawine, die durch das Erdbeben am 25. April 2015 am Siebentausender Pumori ausgelöst worden war, das Everest-Basislager getroffen und dort 19 Menschen das Leben gekostet hatte,  hatte die nepalesische Regierung einem Materialtransport per Helikopter nach Lager 1 zugestimmt. Dazu war es jedoch nicht mehr gekommen, die Saison war beendet worden, wie schon 2014 nach dem Lawinenunglück im Khumbu-Eisbruch mit 16 Toten.

Die Icefall Doctors sprechen in diesem Frühjahr von sehr schwierigen Verhältnissen nach dem Erdbeben, das am Montag vor genau einem Jahr zuschlug. „Ich habe noch nie so viele Risse und tiefe Löcher auf der Route gesehen“, sagte Ang Kami Sherpa, Chef der Spezialisten, die den Weg durch den Eisbruch und weiter hinauf präparieren und sichern. „Es ist in diesem Jahr gefährlich.“ Die Regierung hat nach eigenen Angaben für diese Saison 289 Everest-Permits für ausländische Bergsteiger ausgestellt. Viele nutzen ihre Genehmigungen von 2014 oder 2015, deren Gültigkeit um fünf beziehungsweise zwei Jahre verlängert worden war.

]]>
Miss Hawley: „Ich bin einfach nur eine Chronistin“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/miss-hawley-ich-bin-einfach-nur-eine-chronistin/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/miss-hawley-ich-bin-einfach-nur-eine-chronistin/#comments Tue, 05 Apr 2016 08:56:04 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32301 Miss Hawley in ihrem Haus in Kathmandu

Miss Hawley in ihrem Haus in Kathmandu

Als ich den Käfer sah, wusste ich, dass ich richtig war. Ich kannte die Straße, hatte aber keine Hausnummer, nur eine grobe Beschreibung, wo Miss Hawley in Kathmandu wohnt. Doch da stand er im Hof: der hellblaue VW-Käfer, Baujahr 1963. „Klar fährt er noch. Diese Käfer sind wirklich unglaublich langlebig“, sagt die legendäre Chronistin des Himalaya-Bergsteigens. Seit Jahrzehnten fährt die US-Amerikanerin mit dem hellblauen Auto vor den Hotels Kathmandus vor, um Bergsteiger zu ihren Himalaya-Expeditionen zu befragen. Die 92-Jährige sitzt allerdings nicht mehr selbst am Steuer, sondern lässt sich in ihrem Käfer chauffieren. „Ich kann doch mit Gehhilfe kein Auto fahren“, sagt Elizabeth Hawley und lacht verschmitzt. Seitdem sie sich die Hüfte gebrochen habe, sei sie nicht mehr ganz so mobil wie früher.

Mehr Angeber

Seit 1960 lebt Miss Hawley in Kathmandu. Seitdem hat sie in ihrer Chronik „Himalayan Database“ mehr als 4000 Expeditionen erfasst. Anfang arbeitete sie für die Nachrichtenagentur Reuters. „Damals wurde Bergsteigen ein wichtiger Bestandteil der Arbeit ausländischer Korrespondenten in Nepal“, erinnert sich Hawley. Von den Everest-Erstbesteigern Edmund Hillary und Tenzing Norgay, über Reinhold Messner bis zu den Kunden der kommerziellen Expeditionen dieser Tage – die Chronistin hat alle Typen von Bergsteigern getroffen. Ich möchte von ihr wissen, ob heute mehr geflunkert wird als früher. „Ist der Prozentsatz der Lügner pro Expedition wirklich angestiegen? Ich glaube nicht“, sagt Miss Hawley. „Die kommerziellen Bergsteiger prahlen vielleicht eher mit ihren Erfolgen.“

Viele nicht ertappt

Der höchste Berg, den sie selbst je bestiegen habe, sei nur rund 1000 Meter hoch gewesen, erzählt die alte Dame. „In Vermont in New England. Aber ein Berg? Nein, eigentlich war es eher ein Hügel wie die hier rund um Kathmandu.“ Trotzdem gelang es der US-Amerikanerin immer wieder, Bergsteiger, die vorgaben, Achttausender oder andere hohe Gipfel in Nepal bestiegen zu haben, als Lügner zu ertappen. Einige seien von anderen Bergsteigern beobachtet worden, andere hätten sich in Widersprüche verstrickt: „Manch einer klang wirklich verdächtig. Aber ich bin mir sicher, dass mir auch viele durch die Lappen gegangen sind.“

Auf dem Rücken des Sherpas

Nordseite des Mount Everest

Nordseite des Mount Everest

Sie schildert den Fall des Japaners Tomiyasu Ishikawa, der 2002 den Everest von Norden aus bestieg. Der 65-Jährige war „damals der Älteste, der den Gipfel erreicht hatte, aber hatte er ihn auch bestiegen? Wie viele bemerken diesen kleinen Unterschied?“, fragt Miss Hawley. Der Japaner sei im Gipfelbereich müde geworden. „Er erreichte den Gipfel auf dem Rücken eines Sherpas.“ Altersgrenzen für Everest-Bergsteiger nach oben – wie von der nepalesischen Regierung 2015 angekündigt – hält Miss Hawley für überflüssig, für junge Menschen befürwortet sie dagegen strengere Regeln: „Kleine Kinder sollten nicht auf Berge steigen, schon gar nicht auf den Everest. Sie sind nicht stark und entwickelt genug, sowohl körperlich als geistig.“

An den Tisch geklammert

Die anstehende Frühjahrssaison erwartet Miss Hawley mit Spannung: „Ich bin wirklich neugierig, was in diesem Jahr passiert. Wahrscheinlich wird die Zahl der Bergsteiger geringer ausfallen, weil die Leute Angst vor weiteren Erdbeben haben. Wir haben ja immer noch gelegentlich Nachbeben.“ Das verheerende Beben am 25. April 2015 habe sie in ihrem Haus erlebt. „Ich saß am Tisch und habe mich einfach festgehalten. Du wartest, bis es vorbei ist und dann machst du einfach weiter.“ Wie viele andere in Nepal spricht auch Miss Hawley von einem noch stärkeren Beben, das bevorstehen könnte. „Ich hoffe, ich bin dann wieder in der Nähe meines stabilen Tisches“, sagt die 92-Jährige und lacht.

Die Nachfolgerin

Billi Bierling

Billi Bierling

Die Arbeit an ihrer Himalaya-Chronik will Miss Hawley an ihre deutsche Assistentin Billi Bierling übertragen. „Vielleicht weiß sie es, vielleicht auch nicht. Wir arbeiten sehr gut zusammen. Sie ist gut, sie ist verrückt, sie ist schnell.“ So ganz kann sich Elizabeth Hawley allerdings selbst noch nicht vorstellen, sich völlig auszuklinken: „Es hängt davon ab, wie es klappt. Vermutlich werde ich sie auch mal kritisieren. Aber ich hoffe, ich mache es nicht.“

 

Ohne Allüren

Kürzlich hat die nepalesische Regierung einen Sechstausender „Peak Hawley“ getauft. „Kein Berg sollte nach einer Person benannt werden und ganz bestimmt nicht nach mir“, wiegelt Miss Hawley ab. „Ich dachte, es sei ein Scherz.“ Sie solle es als Auszeichnung nehmen, entgegne ich. „Von mir aus, aber eine lustige Auszeichnung“, sagt Hawley kichernd. Mit Spitznamen kann sie auch nichts anfangen. Ich erwähne „Mama Himalaya“, „Miss Marple von Kathmandu“ und „Sherlock Holmes der Berge.“ Miss Hawley grinst: „Ganz ehrlich, diese Bezeichnungen habe ich noch nie gehört. Die kannst du behalten. In einem Buch und einem Dokumentarfilm wurde ich auch schon als ‚Wächterin der Berge‘ bezeichnet. Ich bewache sie doch nicht. Ich bin einfach nur eine Chronistin.“

]]>
https://blogs.dw.com/abenteuersport/miss-hawley-ich-bin-einfach-nur-eine-chronistin/feed/ 2
Everest-Jobs der Zukunft sichern https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-jobs-der-zukunft-sichern/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-jobs-der-zukunft-sichern/#comments Sat, 02 Apr 2016 07:00:34 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32289 Dawa Gyaljen Sherpa

Dawa Gyaljen Sherpa

Er gehört zu den Sherpas, die in diesem Jahr einen Bogen um den Mount Everest machen. „Ich habe einfach keine Zeit”, sagt Dawa Gyaljen Sherpa, als ich ihn während meines Nepalbesuchs in einem Kaffee in Kathmandu treffe. Der 29-Jährige arbeitet für einen Veranstalter, der Trekkingreisen organisiert. „Vielleicht klappt es ja 2017 wieder. Ich bin gefragt worden, ob ich dann ein Everest-Team leite. Mal sehen, ob ich so viel Urlaub nehmen kann.“ Viermal stand der Sherpa, der im Khumbu-Gebiet in einem kleinen Dorf westlich von Namche Bazaar geboren wurde, bereits auf dem höchsten Punkt der Erde: 2005, 2007, 2008 und 2009. Die anstehende Frühjahrssaison könnte die Weichen für die Zukunft stellen, glaubt Dawa.

An Nachbeben gewöhnt

„Wenn es wieder Unglücke wie 2014 und 2015 geben sollte, dürften die Leute endgültig verschreckt sein“, erwartet Dawa. „Wenn die Expeditionen jedoch erfolgreich sind, wird die Zahl der Bergsteiger am Everest 2017 und auch 2018 bestimmt nach oben gehen.“ Er sei froh, dass inzwischen wieder viele Ausländer bereit seien, nach Nepal zu reisen, um die Wirtschaft des vom Erdbeben gebeutelten Landes anzukurbeln. Dawa denkt nach eigenen Worten kaum noch an das Beben vom 25. April 2015, nicht zuletzt wegen der mehr als 400 Nachbeben der Stärke 4 und höher: „Manchmal registriere ich die Erdstöße der Stärke 4,5 oder 5 gar nicht mehr, weil ich mich daran gewöhnt habe. Es ist für mich fast normal geworden. Wir haben eine sehr gefährliche Situation überlebt, jetzt fühle ich mich sicher. Doch es gibt immer noch Gerüchte, dass uns ein weiteres starkes Erdbeben bevorsteht.“

Unmöglich, unbefangen zu sein

Rettungshubschrauber über dem Khumbu-Eisbruch (2014)

Rettungshubschrauber über dem Khumbu-Eisbruch (2014)

Die Sherpas seien fest entschlossen, die diesjährige Everest-Saison erfolgreich zu gestalten. „Schließlich geht es auch darum, ihre Arbeitsplätze in der Zukunft zu sichern“, sagt Dawa Gyaljen. „Ich würde nicht von Druck sprechen, eher von einer speziellen Herausforderung. Sie werden sich richtig ins Zeug legen, um in diesem Jahr den Gipfel zu erreichen.“ Im Frühjahr 2014 gehörte der junge Sherpa zu den Ersten, die nach dem Lawinenabgang im Khumbu-Eisbruch die Unglücksstelle erreichten und mit der Bergung der Verletzten und Toten begannen. 16 nepalesische Bergsteiger kamen damals ums Leben, drei von ihnen blieben verschollen. Ich frage Dawa, ob er nach dieser Erfahrung wieder unbefangen durch den Eisbruch klettern könnte. „Ich denke, davon kann sich keiner frei machen. Wenn wir jetzt an der Unglücksstelle vorbeikommen, werden wir uns wohl fühlen, als ob da immer noch Blutspuren wären oder jemand in der Spalte hinge.“

Besser ausgebildet

Dawa am Lobuche Peak

Dawa am Lobuche Peak

Dawa Gyaljen findet, dass die Everest-Anwärter inzwischen im Vergleich zu früheren Jahren bessere Bergsteiger seien. „Es gibt nur noch ein paar wenige, die nicht wissen, wie man Steigeisen anlegt“, sagt der 29-Jährige. Zudem seien auch die Sherpas inzwischen viel besser ausgebildet, viele hätten die Praxiskurse durchlaufen, die der nepalesische Bergsteiger-Verband NMA zweimal im Jahr anbiete. Die Sherpas seien schließlich für ihre Kunden verantwortlich, meint Dawa: „Denn wenn etwas Schlimmes passiert, wirft man ihnen vor, nicht auf ihre Schützlinge aufgepasst zu haben. Ich höre immer wieder diese Geschichten von Sherpas, die ihre Kunden auf halbem Weg im Stich gelassen haben.“ Gut ausgebildete und erfahrene Sherpa-Bergführer täten dies nicht. „Wenn die Kunden aber entgegen dem Rat ihres Sherpas weiter aufsteigen und etwas passiert, dann sind sie selbst verantwortlich.“

P.S.: Der gestrige Artikel zur Everest-Castingshow war natürlich ein Aprilscherz, die beteiligten Personen frei erfunden. 🙂 Aber Scherz beiseite, erscheint euch so etwas wirklich unmöglich?

]]>
https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-jobs-der-zukunft-sichern/feed/ 2
Sicher im Khumbu https://blogs.dw.com/abenteuersport/sicher-im-khumbu/ Thu, 31 Mar 2016 10:25:41 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32251 Trekking im Khumbu

Trekking im Khumbu

Sicherheit ist vor allem ein Gefühl. Die objektive Gefahr, die auf uns lauert, nehmen wir häufig überhaupt nicht wahr. Und wenn doch, dann meist erst, wenn wir gar nicht anders können, als ihr ins Auge zu blicken. Vor einer Woche bin ich vom Trekking im Khumbu, der Region um den Mount Everest, zurückgekehrt. Gut elf Monate sind seit dem verheerenden Erdbeben in Nepal vergangen. Ich denke, dass meine Sinne durchaus geschärft waren, weil es ein Ziel meiner Reise war, mich über die Folgen des Bebens zu informieren. Allen, die demnächst in diese Region reisen wollen, um zu trekken oder Bergsteigen zu gehen, kann ich eines mit guten Gewissens mit auf den Weg geben: Ich habe mich im Khumbu absolut sicher gefühlt.  

Erinnerungen an den Bürgerkrieg

Namche Bazaar, im Hintergrund der Kongde Ri

Namche Bazaar, im Hintergrund der Kongde Ri

Das galt bei meinem ersten Besuch im Everest-Gebiet vor 14 Jahren nicht unbedingt. Wegen des Bürgerkriegs mit den Maoisten herrschte 2002 im größten Ort Namche Bazaar ab 17 Uhr eine Ausgangssperre. Die Soldaten der dortigen Militärstation waren nervös, ich hörte Schüsse. Erst als wir das Kloster Tengboche auf 3860 Metern erreicht hatten, meinte mein damaliger Bergführer Gowa Lama: „Jetzt sind wir sicher. Höher sind die Maoisten bisher nicht vorgedrungen.“ Der Bürgerkrieg in Nepal ist seit zehn Jahren Geschichte. Diesmal konnten wir durch die beeindruckende Bergwelt des Himalaya wandern, ohne uns Gedanken über Wegezoll an Aufständische machen zu müssen, oder darüber, möglicherweise zwischen die Fronten zu geraten.

Meiste Trümmer beseitigt

Stupa vor der Hillary-Schule in Khumjung

Stupa vor der Hillary-Schule in Khumjung

Auch im Khumbu hat das Erdbeben vom 25. April 2015 Spuren hinterlassen, doch das Gebiet kam eher glimpflich davon, verglichen etwa mit dem besonders hart getroffenen Distrikt Sindhupalchowk.  Hier und da stößt man noch als Zeugen des Bebens auf Stupas (Grabstätten von Lamas, die nach dem buddhistischen Glauben wiedergeboren wurden), die von Rissen durchzogen sind. Die meisten Trümmer sind jedoch beseitigt. Vielerorts wurden bereits an der Stelle der eingestürzten Häuser, bei denen es sich vor allem um traditionelle Sherpa-Bauten handelte, neue Gebäude errichtet. Die Trekkingpfade sind gut ausgebaut, so gut wie keine Spuren des Bebens sind erkennbar.

Auf Tourismus angewiesen

Everest, Lhotse und Makalu (v.l.)

Everest, Lhotse und Makalu (v.l.)

Vielleicht fühlte ich mich auch deshalb im Khumbu so sicher, weil dort viel weniger über das Erdbeben gesprochen wurde. Die Menschen im Everest-Gebiet scheinen die Naturkatastrophe des Vorjahrs verarbeitet und abgehakt zu haben. Wahrscheinlich auch, weil sie nicht ganz so schlimm getroffen wurden. Die Folgen des Bebens waren eher mittelbar: Der Tourismusmarkt brach ein, weil die Urlauber aus dem Ausland um ihre Sicherheit bangten. Mein Eindruck im Khumbu: Diese Sorgen sind unbegründet. Ihr könnt ohne Bauchschmerzen dorthin reisen. Die Bergführer, Träger, Bauern, Lodge- und Ladenbesitzer, die auf die Einnahmen aus dem Tourismus dringend angewiesen sind, werden es euch danken. Mit großer Gastfreundschaft und einem ehrlichen Lächeln.

]]>