Hansjörg Auer – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Hansjörg Auer nach seinem Solo-Erfolg in Pakistan: „Der Teufel schläft nie“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/hansjoerg-auer-nach-seinem-solo-erfolg-in-pakistan-der-teufel-schlaeft-nie/ Wed, 25 Jul 2018 10:30:25 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41523

Hansjörg Auer in der Westwand des Lupghar Sar West

„Es war schon sehr, sehr lässig und intensiv“, erzählt mir Hansjörg Auer. Nach seinem erfolgreichen Soloprojekt im Hunza-Gebiet im Norden Pakistans ist der österreichische Top-Bergsteiger wieder zurück im heimischen Ötztal. Wie berichtet, hatte der 34-Jährige erstmals die rund 1000 Meter hohe Westwand des selten versuchten 7157 Meter hohen Lupghar Sar West durchklettert – und das im Alleingang. Zunächst stieg Hansjörg vom Basislager zu einem Biwakplatz am Wandfuß auf etwa 6200 Metern auf. Von dort brach er am 7. Juli um fünf Uhr morgens auf und kletterte in sechseinhalb Stunden bis auf den Gipfel. Um 20 Uhr war Auer wieder zurück im Basislager.

Hansjörg, du hast im Vorfeld gesagt, du wolltest wissen, wie es ist, allein in der Wand eines sehr hohen Bergs. Wie war es denn?

Lupghar Sar in Nordpakistan

Seit unserer Erstbesteigung des 7400 Meter hohen Kunyang Chhish East 2013 habe ich mir diese Frage immer wieder gestellt. Ich habe gewartet, bis der richtige Moment gekommen war. In diesem Jahr war es so weit. Es hat sich sehr, sehr gut angefühlt. Es war natürlich ganz anders als im Team. Man ist viel fokussierter, man fühlt sich auch stärker, wie abgerichtet auf ein Ziel. Insgesamt gesehen ist es weniger emotional, als ich es normalerweise gewohnt bin. Aber wenn es dann doch emotional wird, ist es viel intensiver, weil man alleine ist und den starken Drang hat, es irgendwie zu schaffen.  

Worin bestand für dich die besondere Herausforderung, alleine durch diese Wand zu klettern?

Es ging nicht so sehr darum, eine schwierige Route zu klettern, sondern wirklich um das Alleine-sein. Man ist in der Höhe generell sehr exponiert. Das wird noch multipliziert, wenn man alleine unterwegs ist und keinen Freund oder Kletterpartner quasi als Back-up hat. Es ist auch mental schwieriger. Wenn du mal eine schlechte Phase hast und zweifelst, ist da keiner, der dich auffängt und motiviert. Man muss es selbst hinkriegen.

Selfie aus dem Biwakzelt

Gab es denn Momente, in den du gezweifelt hast?

Klar gab es die. Als ich am Abend im Biwak lag, habe ich mich schon gefragt, ob ich es schaffe. Dann sagte ich mir, dass ich schon so viele Soloprojekte hinter mir habe. Das hat geholfen. Außerdem bin ich jetzt schon bald Mitte 30 und habe viel Erfahrung. Auch das hilft natürlich.

Hattest du dir die Route im Vorfeld exakt ausgeguckt?

Ich hatte zwei Linien im linken Wandteil im Kopf. Ich wartete dann auf meine innere Stimme. Schließlich entschied ich mich für ein eisiges Couloir und mehrere Eisfelder hinauf zum Nordwestgrat, den ich auf etwa 6900 Metern erreichte. Über den Grat stieg ich dann zum Gipfel.

Wie sehr warst du am Limit?

Blick in die Tiefe

Es lief relativ flüssig. Ich hatte eigentlich noch ein zweites Biwak im Aufstieg geplant. Aber ich kam relativ schnell voran. Auf 6700 Metern fand ich,  dass der Gipfel nicht mehr so weit entfernt sei und liebäugelte damit, direkt hinaufzuklettern. Schon im Vorfeld hatte ich gedacht, dass man die Wand eigentlich nonstop klettern könnte. Weil das Wetter aber nicht so beständig war und ich fürchtete, dass mich unter Umständen am Grat ein Schneesturm erwischen könnte, habe ich das Zelt mitgenommen. Aber dann deponierte ich meinen Rucksack auf 6900 Metern und kletterte die letzten 250 Höhenmeter zum Gipfel ohne Material hinauf.

Die Route durch die Wand war technisch gesehen natürlich nicht so schwierig wie Routen, die man im Team klettern kann. Der Grat war exponiert, mit sehr brüchigem Fels, sodass ich aufpassen musste. Beim Abstieg habe ich mehr sehr viel Zeit gelassen. Am Bergschrund ist eine Schneebrücke gebrochen, und ich bin 50 Meter abgerutscht. Es ist nichts passiert, weil der Schnee weich war. Schlussendlich ist alles gut gegangen.

Was nimmst du von diesem Soloprojekt in Pakistan mit? Wirst du künftig wieder im Team unterwegs sein? Oder hast du jetzt Blut geleckt und denkst: In dieser Form – allein in großer Höhe kletternd – ist für mich noch mehr drin?

Auf dem Gipfel

Natürlich habe ich in Sachen Soloklettern immer viele Projekte im Kopf. Für mich ist es jedoch wichtig, dass der richtige Moment kommt und ich mir keinen Druck mache. Deshalb kann ich im Augenblick dazu noch gar nichts sagen. Nur so viel: Den technischen Linien in großer Höhe werde ich treu bleiben. Es ist natürlich auch im Team sehr herausfordernd, auf sehr hohen Berge neue Routen zu klettern, weil man in einer Seilschaft technisch sehr viel mehr ans Limit gehen kann.

Generell ist es nicht einfach für die Familie und die Freunde, wenn ich allein losziehe. Diesmal hat mir vor der Expedition niemand gesagt, dass es eine schlechte Idee sei. Noch kurz vor meiner Abreise hat mich Simon Anthamatten (Schweizer Bergsteiger, mit dem Hansjörg und sein Bruder Matthias Auer 2013 den Kunyang Chhish East erstbestiegen hatte) angerufen und mich in meiner Vision bestärkt. Das war sehr angenehm. Es wäre ungemein schwieriger, wenn alle sagen würden: „He, was machst du für einen Scheiß?“

Hansjörg Auer

Legst du jetzt erst mal die Füße hoch?

Letzte Woche fühlte ich mich schon sehr müde. Es dauert halt, bis man sich erholt hat – auch im Kopf. Aber jetzt gehe ich wieder in den Alpen klettern. Ich habe zum Beispiel noch vor, eine neue Route in der Marmolata-Südwand zu erschließen. Für mich reicht eine Expedition in großer Höhe pro Jahr aus. Ich denke mir, der Teufel schläft nie. Du willst natürlich nie mit dem aufhören, was du gerne machst. Aber um das Risiko zu minimieren, sollte man mehr auf Qualität als Quantität setzen.

P.S.: Allen, die noch eine tolle Bergsteiger-Lektüre für laue Sommerabende suchen, kann ich Hansjörgs vor seiner Expedition erschienenes Buch „Südwand“ ans Herz legen – in dem er sehr offen und ehrlich über gute und auch schlechte Tage seiner Kletterkarriere berichtet.

]]>
Hansjörg Auer gelingt Solo-Erstbegehung an 7000er https://blogs.dw.com/abenteuersport/hansjoerg-auer-gelingt-solo-erstbegehung-an-7000er/ Mon, 09 Jul 2018 17:30:26 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41347

Hansjörg Auer auf dem Lupghar Sar West

Das ist ein echter Meilenstein.  Dem Österreicher Hansjörg Auer ist nach eigenen Angaben an einem Siebentausender im Karakorum die Erstbegehung einer großen Wand gelungen – und das im Alleingang. „Ich habe erstmals die Westwand des Lupghar Sar West durchklettert“, schreibt der 34 Jahre alte Extrembergsteiger aus dem Ötztal auf Instagram. „Ich nahm eine Linie auf der linken Seite (der Wand) und beendete meine Route über den steilen Nordwestgrat mit sehr lockerem Fels hinauf zum Gipfel auf 7157 Metern.“ Hansjörg war Mitte Juni zu seinem Soloprojekt nach Pakistan gereist. Sein ursprünglich vorgesehener Kletterpartner und Freund Alexander Blümel hatte wegen gesundheitlicher Probleme absagen müssen.

Vier Jahre davon geträumt

Der Berg, vom Hunza-Tal aus gesehen

„Diese Besteigung bedeutet mir unheimlich viel, weil ich davon in den letzten vier Jahren geträumt habe“, schreibt Auer. „Seit dem Kunyang Chhish East 2013 (damals gelang ihm mit seinem Bruder Matthias Auer und dem Schweizer Simon Anthamatten die Erstbesteigung dieses 7400 Meter hohen Bergs im Karakorum) wollte ich immer wissen, wie es sich anfühlt, alleine in großer Höhe unterwegs zu sein. Und ich bin glücklich, dass ich diese Erfahrung jetzt gemacht habe.“

In memoriam Gerry Fiegl

Gerry Fiegl (1988-2015)

Hansjörg Auer widmet die Erstbegehung der Westwand seinem verstorbenen Freund Gerry Fiegl.  Auer, Blümel und Fiegl hatten im Herbst 2015 die Südwand des 6839 Meter hohen Nilgiri South im Westen Nepals erstmals gemeistert. Gerry hatte im Gipfelbereich Symptome der Höhenkrankheit gezeigt und war beim Abstieg in den Tod gestürzt.

Der selten versuchte Siebentausender Lupghar Sar – übersetzt „Spitze des großen Felsens“ – hat drei fast gleich hohe Gipfel und liegt im Hunza-Gebiet im Norden Pakistans. Der Westgipfel wurde am 18. Juni 1979 erstmals bestiegen: von den deutschen Brüdern Hans und Sepp Gloggner, die zu einem achtköpfigen Expeditionsteam vom Tegernsee gehörten.

]]>
Hansjörg Auer: 7000er-Soloprojekt in Pakistan https://blogs.dw.com/abenteuersport/hansjoerg-auer-7000er-soloprojekt-in-pakistan/ Wed, 20 Jun 2018 17:22:06 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41193

Lupghar Sar in Nordpakistan

„Ich erwarte ganz sicher einige intensive Augenblicke“, sagt Hansjörg Auer. Der 34 Jahre alte Extrembergsteiger aus dem Ötztal in Österreich ist am vergangenen Wochenende zu einem Soloprojekt nach Pakistan gereist. Hansjörg hat sich vorgenommen, durch die Westwand des 7181 Meter hohen Lupghar Sar West zu klettern. „Ich bin gespannt, ob ich den nächsten Schritt in meiner Kletterkarriere machen kann“, sagte Hansjörg in einem vor seiner Abreise aufgenommenen Video auf Facebook.

Kletterpartner Blümel sagte ab

Hansjörg Auer

Eigentlich hatte er vor, erneut mit seinem Freund und Kletterpartner Alexander Blümel auf Expedition zu gehen. Doch Alex hatte wegen gesundheitlicher Probleme absagen müssen. Im November 2016 war es den beiden gelungen, im Osten Nepals erstmals  die Nordwand des 7005 Meter hohen Gimmigela East zu durchsteigen, und das im Alpinstil, also ohne feste Hochlager, ohne Sherpa-Unterstützung und unter Verzicht auf Flaschensauerstoff. Im Herbst 2015 hatten die beiden im Westen Nepals zusammen mit ihrem Landsmann Gerry Fiegl auch die Südwand des 6839 Meter hohen Nilgiri South erstmals gemeistert. Fiegl hatte im Gipfelbereich Symptome der Höhenkrankheit gezeigt und war beim Abstieg in den Tod gestürzt.

Besondere Note

Free Solo in der Marmolada-Südwand

Über die Szene hinaus bekannt wurde Auer durch seine spektakulären Free-Solo-Klettereien in den Alpen. So gelang ihm  2007 in den Dolomiten mit der ersten seilfreien Solo-Begehung der Route „Weg durch den Fisch“ in der Marmolada-Südwand ein Paukenschlag. Für Hansjörg ist es also nichts Neues, alleine zu klettern.  Doch auf Expedition? „Diesmal kann ich nicht auf meine Freunde zählen, die mir dabei helfen, Entscheidungen am Berg zu treffen“, sagte Auer in einem Interview von „planetmountain.com“. „Das gibt dem Projekt eine ganz besondere Note. Und wenn ich mich ehrlich frage, warum ich das mache, ist es genau diese Note, die eigentlich immer gesucht habe.“ Er werde sich sicher „noch exponierter fühlen“, so Hansjörg: „Ich bin gespannt, ob es mir großen Spaß macht oder mir einen solchen Schrecken einjagt, dass ich nach drei Wochen wieder heimkehre. Es wird eine völlig neue Erfahrung.“ Lediglich im Basislager warten ein Koch und ein pakistanischer Begleiter auf Auer.

Brüchiger Fels

Der Berg, vom Hunza-Tal aus gesehen

Der selten versuchte Siebentausender Lupghar Sar – übersetzt „Spitze des großen Felsens“ – hat drei fast gleich hohe Gipfel und liegt im Hunza-Gebiet im Norden Pakistans.  Der Westgipfel wurde am 18. Juni 1979 erstmals bestiegen: von Hans und Sepp Gloggner, die zu einem achtköpfigen Expeditionsteam vom Tegernsee gehörten. Die Brüder stiegen über den Südwestgrat auf, „über unglaublich brüchigen Fels“, wie Hans Gloggner später im „American Alpine Journal“ berichtete. „Felsplatten und -blöcke wackelten auf der Bergflanke, gehalten von einem unsicheren Mörtel aus Eis. Wir erreichten den Gipfel so spät, dass wir dort oben ein miserables Biwak machen mussten. Der Aufstieg war so gefährlich, dass es (bei dieser Expedition) keine weiteren Gipfelvorstöße gab.“ Hansjörg Auer hat sich also für sein Solo-Abenteuer ein äußerst ambitioniertes Ziel gewählt.

]]>
Auer und Blümel gelingt 7000er-Erstbegehung in Nepal https://blogs.dw.com/abenteuersport/auer-und-bluemel-gelingt-7000er-erstbegehung-in-nepal/ Fri, 16 Dec 2016 10:47:33 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34463 Auer (l.) und Blümel auf dem Gipfel des Gimmigela East

Auer (l.) und Blümel auf dem Gimmigela East

„Es war eine dieser Expeditionen, wo einfach alles perfekt zusammengepasst hat“, sagt Hansjörg Auer. Dem 31 Jahre alten Österreicher und seinem Landsmann Alex Blümel gelang es, erstmals die Nordwand des 7005 Meter hohen Gimmigela East zu durchsteigen, und das im Alpinstil, also ohne feste Hochlager, ohne Sherpa-Unterstützung und unter Verzicht auf Flaschensauerstoff. Der Nebengipfel des Gimmigela Chuli (7350 Meter) liegt im Osten Nepals, an der Grenze zu Indien, ziemlich versteckt im Gebiet um den Achttausender Kangchendzönga, den dritthöchsten Berg der Erde.

Ausgesetzter Biwakplatz

Nordwand des Gimmigela East

Nordwand des Gimmigela East

Fünf Tage lang wanderten Auer und Blümel zunächst entlang des Flusses Tamar und dann über die Hochplateaus des Ghunsa-Tals, ehe sie ihr Basislager zu Füßen des Gimmigela East aufschlugen. Um sich zu akklimatisieren, übernachteten sie drei Nächte auf 5900 Metern auf dem Südgrat des Trekkingbergs Dromo Ri. Am 8. November stiegen Hansjörg und Alex dann in die 1200 Meter hohe Nordwand ein. „Wegen des niederschlagreichen Monsuns fanden wir die Wand in perfektem Zustand vor“, schreibt Auer auf seiner Internetseite. Ein erstes Biwak verbrachten die beiden Kletterer in der bis zu 85 Grad steilen Eiswand, ein zweites auf dem Gipfelgrat. Diese zweite Nacht sei eine echte Herausforderung gewesen, „weil der Biwakplatz auf einer schmalen Felsleiste dem starken Wind extrem ausgesetzt war“, so Auer. Am 10. November um 7.30 Uhr erreichten die beiden Österreicher den Gipfel. „Ein kalter, windiger, aber klarer Morgen öffnete uns den Blick auf die Bergkette Sikkims und die noch unerforschte Ostwand des Kangchendzönga.“

„Königslinie“

In der Wand

In der Wand

Laut Auer war es die erste Expedition zur Nordwand des Gimmigela East und erst die dritte Besteigung des Gipfels, nachdem zwei japanische Expeditionen 1993 und 1994 von der indischen Südseite aufgestiegen seien. Hansjörgs Bilanz der Expedition fällt rundum positiv aus: „Ein großes  Projekt, eine noch größere Freundschaft und eine sehr effiziente Erstbegehung einer ‚Königslinie‘ an einem Siebentausender in einer der entlegensten Ecken des Himalaya.“ Auer und Blümel hatten im Herbst 2015 im Westen Nepals gemeinsam mit ihrem Landsmann Gerry Fiegl erstmals die Südwand des 6839 Meter hohen Nilgiri South gemeistert. Fiegl hatte im Gipfelbereich Symptome der Höhenkrankheit gezeigt und war beim Abstieg in den Tod gestürzt. „Es war einer der traurigsten Momente meiner ganzen Karriere“, sagte mir Hansjörg bei einem Treffen im Oktober vor seiner Abreise zum Gimmigela East. „Ich glaube, dass ich das mein Leben lang nicht vergessen kann.“

]]>
Ein Hoch auf die Nicht-Achttausender! https://blogs.dw.com/abenteuersport/ein-hoch-auf-die-nicht-achttausender/ Sun, 06 Nov 2016 09:00:34 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34185 Satellitenaufnahme des Kangchendzönga

Satellitenbild des Kangchendzönga

Egal ob man es verflucht, über den Klee lobt oder es einfach nur ganz pragmatisch nutzt, niemand wird bestreiten: Das Internet hat unser Leben verändert hat und ist kaum noch daraus wegzudenken. Das gilt auch für das Leben von Bergabenteurern. Fast schon vergessen sind die Urzeiten des Himalaya-Bergsteigens, als noch Expeditionen losgeschickt wurden, die lediglich den Zweck hatten, alpinistische Ziele zu erkunden. Viele der besten Kletterer der Gegenwart bereiten ihre Projekte am Bildschirm vor – und machen daraus auch keinen Hehl. „Ich habe ein bisschen auf Google Earth geschaut und diesen Berg mehr oder weniger gefunden“, erzählte mir kürzlich der österreichische Topbergsteiger Hansjörg Auer, bevor er zum knapp 7000 Meter hohen Gimigela Chuli East in Nepal aufbrach. Auer versucht sich mit seinem Landsmann Alex Blümel an der Nordwand des Bergs, der im Gebiet des Achttausenders Kangchendzönga liegt: „Ohne Bild geht es nicht. Dann schaue ich mir an: Wie sieht der Zustieg aus? Ist es mega-gefährlich oder vertretbar? Wie sieht es im Basislager aus?“ Auer ist noch nicht zurückgekehrt, doch schon jetzt zeigt die Herbstsaison im Himalaya einmal mehr: Die alpinistischen Glanzlichter werden derzeit eher an unbekannten Fünf-, Sechs- oder Siebentausendern gesetzt als an den Achttausendern.

Kandidaten für den nächsten Piolet d‘Or

Russische Direttissima am Thalay Sagar

Russische Direttissima am Thalay Sagar

So gelang den Russen Sergey Nilov, Dmitry Grigoriev und Dmitry Golovchenko in der Nordwand des 6904 Meter hohen Thalay Sagar im indischen Himalaya eine neue Route, die die Bezeichnung „Direttissima“ wirklich verdient. Nicht ganz so geradlinig, darum aber nicht weniger spektakulär war die Erstbegehung, die – wie berichtet – den Briten Paul Ramsden und Nick Bullock in der Nordwand des Nyainqentangla South East (7046 Meter) in Tibet glückte. Auch die britischen Altmeister Mick Fowler (60 Jahre alt) und Victor Saunders (66 Jahre alt) demonstrierten, dass sie noch nichts verlernt haben: Ihre Erstbegehung des Nordpfeilers am 6100 Meter hohen Sersank in Nordindien dürfte wie die vorher genannten Erfolge auf der nächsten Auswahlliste für den Piolet d’Or, den „Oscar der Bergsteiger“, erscheinen. Das gilt auch für die Pioniertat der Deutschen Ines Papert und des Slowenen Luka Lindic, die – wie berichtet – eine oft versuchte Linie durch die schwierige Südostwand des 5842 Meter hohen Kyzyl Asker im Tian-Shan-Gebirge vollendeten.

Mehr Ziele, dickere Luft und Einsamkeit

Mick Fowler am Nordpfeiler des Sersank

Mick Fowler am Nordpfeiler des Sersank

Selbstverständlich gibt es auch an den Achttausendern noch ungelöste Probleme – etwa am Makalu der direkte Durchstieg durch die Westwand zum Gipfel oder am Mount Everest die Route über den „Fantasie-Grat“ („Phantasy Ridge“) auf der äußerst selten versuchten Ostseite des Bergs, der Kangchung-Wand. Doch die nicht ganz so hohen Berge haben einige unleugbare Vorteile: Dort locken noch deutlich mehr jungfräuliche Wände und Grate. Außerdem brauchen die Kletterer weniger Zeit, um sich zu akklimatisieren. Damit fallen auch die Expeditionen kürzer aus. In der im Vergleich zu den Achttausendern dickeren Luft lässt es sich zudem extremer klettern. Und, last but not least, können die Bergsteiger an diesen häufig versteckt liegenden Bergen auch noch Einsamkeit erleben und sich damit leichter wie echte Abenteurer fühlen. Ein vorheriger Blick in die digitale Bergwelt lohnt sich also.

]]>
Auer: „Kein großes Sicherheitspolster“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/auer-kein-grosses-sicherheitspolster/ Wed, 19 Oct 2016 15:18:18 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34009 Hansjörg Auer

Hansjörg Auer

„Das Können ist des Dürfens Maß“, hat der Freikletter-Pionier Paul Preuss (1886-1913) vor mehr als hundert Jahren formuliert. Hansjörg Auer kann sehr viel und ist deshalb ein verdienter Träger des Paul-Preuss-Preises, mit dem seit einigen Jahren Spitzenkletterer in der Tradition des Österreichers geehrt werden. „Auer gehört zweifellos zu den derzeit besten Kletterern der Welt“, sagte Reinhold Messner am vergangenen Wochenende bei der Preisverleihung im Rahmen des International Mountain Summit (IMS) in Brixen in Südtirol. Inzwischen ist Hansjörg Auer aus dem heimatlichen Ötztal zu einem neuen Abenteuer aufgebrochen. Der Österreicher will zusammen mit seinem Landsmann Alex Blümel im äußersten Osten Nepals eine Nordwand erstmals durchklettern, am knapp 7000 Meter hohen Ostgipfel des Gimigela Chuli. Der Berg, dessen Hauptgipfel 7350 Meter misst, liegt versteckt hinter dem Achttausender Kangchendzönga, dem dritthöchsten Berg der Erde.

Hansjörg, kalkulierst du auch diesmal das Scheitern ein?

Natürlich. Wenn du bei einer Expedition abseits der ausgetretenen Pfade gehst, können so viele Dinge nicht funktionieren. Aber deswegen macht es auch so viel Spaß, weil man den Expeditionsbericht nicht schon zu Beginn schreiben kann.

Aber man kann auch Überraschungen negativer Art erleben – wie bei eurer letzten Expedition zur Annapurna III, wo ihr fünf Wochen lang im schlechten Wetter mehr oder weniger herumgesessen habt.

Trotzdem sind wir nicht mit leeren Händen zurückgekehrt. Wir haben sehr viele Informationen über das Projekt gesammelt und wollen auch wieder zurückkommen. Beim nächsten Mal werden wir viele Dinge anders und besser machen. Vielleicht gibt es dann einen Erfolg. Oft muss man sich herantasten, um offene Fragen beantworten zu können. Bei schwierigen Projekten kann das mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Wenn ich auf einen häufig bestiegenen Berg gehe, brauche ich dafür nur zu googeln.

Masherbrum (in der Bildmitte)

Masherbrum (in der Bildmitte)

Eines der großen noch ungelösten Probleme im Himalaya und Karakorum ist die Nordostwand des Masherbrum (7821 Meter) in Pakistan. Ihr – David Lama, Peter Ortner und du – wart 2014 dort, seid aber nicht viel weiter als bis zum Wandfuß gekommen. Hast du auch dieses Projekt noch im Hinterkopf oder konzentrierst du dich auf machbarere Aufgaben?

Wenn man ständig auf Expeditionen geht, kann man nicht immer nur sehr, sehr schwierige Projekte probieren. Man muss manchmal auch Projekte wählen, die machbarer sind, um sich durch einen Erfolg bestätigt fühlen zu können. Wenn du Jahr für Jahr irgendwohin gehst, wo die Chancen sehr gering sind, zermürbt es dich auf die Dauer. Aber das Masherbrum-Projekt lebt noch. Immer wenn wir uns treffen, reden wir darüber. Der Zeitpunkt ist noch offen. Für mich ist aber klar, dass die Wand auf der gedachten direkten Linie nicht kletterbar ist. Wir werden einen Kompromiss eingehen müssen. Der Masherbrum ist einfach saugefährlich. Den kannst du nicht jedes Jahr probieren, sonst kommst du irgendwann nicht mehr zurück.

In der Südwand des Nilgiri South

In der Südwand des Nilgiri South

Ungefähr vor einem Jahr hast du mit Alex Blümel und Gerhard, genannt „Gerry“ Fiegl erstmals die Südwand des Nilgiri South (6839 Meter) in Nepal durchstiegen. Gerry wurde höhenkrank und stürzte beim Abstieg vom Gipfel in den Tod. Verbuchst du diese Expedition unter gescheitert?

Natürlich ist es keine erfolgreiche Expedition, denn dazu gehört, dass alle Kletterer, die aufgebrochen sind, auch wieder zurückkommen. Wir können diesen Unfall nicht ungeschehen machen. Es war einer der traurigsten Momente meiner ganzen Karriere. Wenn ein Freund, mit dem du zu klettern begonnen hast, vor deinen Augen abstürzt, ist das schrecklich. Aber auch schon vorher am Gipfel konnten wir uns nicht freuen, weil wir merkten, dass irgendetwas mit Gerry nicht stimmte. Wir mussten den Gipfel überschreiten, weil der Abstieg über die Aufstiegsroute viel zu schwierig gewesen wäre. Wir hatten gehofft, dass bei Gerry durch die Euphorie des Gipfelerfolgs vielleicht noch eine Wende eintreten könnte. Wir kamen auch noch relativ weit herunter. Aber schlussendlich war das Unglück nicht zu vermeiden. Die schwierigen Klettereien in der Höhe leben von der Reduktion, sonst wären sie nicht möglich: Reduktion des Materials, des Rucksackgewichts – und auch der Sicherheit. Da gibt es einfach kein großes Sicherheitspolster mehr.

Während der Erstbesteigung des 7000ers Kunyang Chhish East in Pakistan

Während der Erstbesteigung des 7000ers Kunyang Chhish East in Pakistan

Die Öffentlichkeit vergisst solche Unglücksfälle schnell. Aber ihr müsst damit leben. Kann man ein solches Ereignis überhaupt verarbeiten?

Ich glaube, dass du das ein Leben lang nicht vergessen kannst. Es prägt natürlich. Gerry wird auch in zehn Jahren noch fehlen. Es kommen so häufig Erinnerungen an ihn auf, weil wir halt oft zusammen unterwegs waren. Dass die Öffentlichkeit es vergisst, ist ganz normal. Aber wir wollen es ja auch nicht vergessen. Man muss es in gewisser Weise akzeptieren. Uns wurde jemand geschenkt, mit dem wir sehr viel unternehmen durften. Wir hätten es uns länger gewünscht, aber vielleicht war es so vorbestimmt.

Hat dich das Unglück vorsichtiger gemacht?

Es war natürlich ein einschneidendes Erlebnis. Es hat mich zwar zum Nachdenken gebracht, aber meine Grundpersönlichkeit nicht so extrem beeinflusst, dass ich sagen würde: Ich höre damit auf. Das Klettern ist schließlich mein Leben. Natürlich war es nicht leicht, im Frühjahr wieder auf Expedition zur Annapurna III zu gehen. Die Momente sind die gleichen: der Flughafen in Kathmandu, das Hotel, das Basislager. Der Berg ist auch nicht weit entfernt vom Nilgiri South. Und dann sind wir an der Annapurna III auch noch auf den Tag genau ein halbes Jahr nach Gerrys Absturz zum Anstieg gestartet. Diese Erinnerungen kannst du einfach nicht auslöschen.

Free Solo in der Marmolada-Südwand

Free Solo in der Marmolada-Südwand

Du bewegst dich beim Extremklettern auf sehr schmalem Grat. Beim Free Solo (Hansjörg sorgte u.a. 2007 in den Dolomiten mit der ersten seilfreien Solo-Begehung der Route „Weg durch den Fisch“ in der Marmolada-Südwand für einen Paukenschlag) bedeutet jeder Fehler fast zwangsläufig den Tod. Spürst du, wie weit genau du gehen kannst?

Ich habe schon sehr früh begonnen, solo zu klettern. Das habe ich gut im Gefühl. Und nur dann mache ich es auch. In der Höhe ist es ungemein schwieriger, weil Faktoren eintreffen können, die man so nicht vermutet. Wenn man es nicht selbst erlebt hat, ist es zum Beispiel schwer vorstellbar, wie schnell es mit der Höhenkrankheit gehen kann. Dort oben darf man den Ehrgeiz, den man grundsätzlich hat, nicht zu exzessiv ausleben, denn das kann tödlich sein. Man muss noch ehrlicher zu sich selbst sein als in den Dolomiten oder an anderen Bergen der Alpen.

Das heißt, du musst lernen, auch einmal auf die Bremse zu treten?

Man muss wissen, wann es genug ist. Natürlich kann ich nicht beim ersten Zeichen umdrehen, sonst würde ich niemals weit kommen. Man muss eben das Gefühl haben, wann es das letzte Zeichen gewesen ist.

In der Höhe den Ehrgeiz zügeln

In der Höhe den Ehrgeiz zügeln

Die Projekte entstehen in deinem Kopf, du planst sie lange Zeit, du konzentrierst dich darauf. Hast du dann noch Augen und Sinne genug, auf deinen Expeditionen Land und Leute wahrzunehmen, und zu genießen, dass du in einer fremden Welt unterwegs bist?

Ehrlich gesagt, meistens nicht. Man ist dann so fokussiert auf das Projekt, dass wenig Zeit bleibt. Aber ich habe damit begonnen, jedes Jahr im Dezember für ein Wochenende ohne Kletterausrüstung in irgendeine Stadt in Europa zu fahren und sie mir anzusehen. Für mich ist das schon ein großer Schritt. Nicht immer nur Berge, Wände, Schatten, Eis, Schnee und Felsen.
Wenn man jahrelang in diesem Profigeschäft unterwegs ist, muss man aufpassen, dass man nicht den Boden unter den Füßen verliert. Man beschäftigt sich so intensiv mit seinen Projekten, dass man irgendwann glaubt, sie wären lebensnotwendig. Dann kehrst du von einer Expedition zurück und hast das Gefühl, jeder müsste sich dafür interessieren. Natürlich sind Abenteuergeschichten immer interessant, aber man muss doch am Boden bleiben und wissen: Es gibt auch andere wichtige Dinge.

]]>
Hansjörg Auer: „Gerry fehlt“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/hansjoerg-auer-gerry-fehlt/ Wed, 23 Dec 2015 13:14:48 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31559 Auf dem Gipfel: Fiegl, Blümel, Auer (v.l.)

Auf dem Gipfel: Fiegl, Blümel, Auer (v.l.)

Es ist ein alpinistisches Glanzlicht, über dem ein Schatten liegt. Ende Oktober kletterten – wie berichtet – die Österreicher Hansjörg Auer, Alexander Blümel und Gerhard Fiegl als Erste durch die Südwand des 6839 Meter hohen Nilgiri South im Annapurna-Massiv in Nepal. Bei fünf Expeditionen zuvor hatten sich Spitzenkletterer aus Japan, Tschechien und der Slowakei die Zähne an der Wand ausgebissen. Der Erfolg des österreichischen Trios schlug in eine Tragödie um: Drei Tage nach seinem 27. Geburtstag stürzte der offenkundig höhenkranke Gerry beim Abstieg vom Gipfel mehrere hundert Meter tief in den Tod – vor den Augen seiner beiden entsetzten Teamgefährten. Einige Tage später wurde die Suche nach Fiegl abgebrochen.

Hansjörg Auer hat sich bei der Expedition sechs Zehen angefroren. Das Gefühl in den Zehen sei inzwischen zurückgekehrt, erzählt mir der 31-Jährige. Er könne wieder klettern. Im Frühjahr will er mit seinem Landsmann David Lama zu einem „lässigen, sehr schwierigen Ziel“ aufbrechen. Wo es liegt, verrät er noch nicht. Ich habe mit Hansjörg über die Geschehnisse Ende Oktober gesprochen.

Hansjörg, mit der Erstbegehung der Südwand des Nilgiri South ist euch ein echtes Glanzlicht gelungen. Auf dem Abstieg aber stürzte euer Teamgefährte Gerry Fiegl in den Tod. Drängt dieses tragische Ende alles andere in den Hintergrund?

Im Moment natürlich schon, weil zu einer schönen Tour ein positiver Ausgang gehört. Und Gerrys Tod war das Schlimmste, was passieren konnte. Alex und ich versuchen, uns vor allem an den Aufstieg zu erinnern, als es Gerry noch gut ging. Die Linie und die Kletterei waren wirklich außergewöhnlich.

In der Wand auf etwa 5900 Metern

In der Wand auf etwa 5900 Metern

Lass‘ uns zunächst über die Durchsteigung der Wand reden. Wie waren die Verhältnisse in der Wand und die Schwierigkeiten, die ihr überwinden musstet?

Die Wand sieht von weitem eisfrei aus, doch es gibt dort sehr viel so genanntes „black ice“, schwarzes Eis. Wir haben unsere Route im rechten Teil gewählt, der eigentlich eine schattige Westwand in der Südwand ist. Deshalb hing dort viel Eis und es war eine sehr steile Kletterei – viel schwieriger als etwa am Kunyang Chhish East. [Hansjörg gelang 2013 mit seinem Bruder Matthias und dem Schweizer Simon Anthamatten die Erstbesteigung des 7400 Meter hohen Gipfels im Karakorum]. Der erste Tag war brutal. Wir fanden unterhalb von 6500 Metern keinen Biwakplatz, deshalb krochen wir erst um fünf Uhr am Nachmittag in den Biwaksack. Am zweiten Tag kletterten wir über einen Felsturm, der mit etwa 6780 Metern höher war, als wir vermutet hatten. Anschließend mussten wir über einen sehr exponierten, steilen Grat, teilweise auch abseilen. Nach einem weiteren Biwak sind wir dann zum Südgipfel aufgestiegen, relativ kurz, technisch nicht zu schwer.
Der Abstieg über den Südwestgrat war schwieriger, als wir erwartet hatten. Es ist immer problematisch, wenn man auf hohen Bergen die „goldene“ Regel verlassen muss, auf der Aufstiegsroute auch wieder zurückzukehren. Aber am Nilgiri South war es nicht anders möglich, weil die Aufstiegsroute viel zu schwierig war. Außerdem war im unteren Wandteil die Steinschlaggefahr so hoch, dass wir uns ihr nicht ein zweites Mal aussetzen wollten.

Ihr habt beim Aufstieg dreimal biwakieren müssen. Seid ihr auf dem Zahnfleisch oben eingetroffen?

Alex und mir ging es gut. Am ersten Tag waren wir alle am Limit, aber die beiden anderen Aufstiegstage dauerten nicht so lange. Doch am Ende hat sich alles um Gerry gedreht. Wir haben versucht, es so hinzukriegen, dass es für ihn in seinem Gesundheitszustand möglich war.

Am Nilgiri Spire (6780 m)

Am Nilgiri Spire (6780 m)

Gerry ging es am Gipfel plötzlich sehr schlecht. War euch da schon bewusst, dass er wahrscheinlich höhenkrank war?

Am Morgen des Gipfeltags haben wir erstmals gemerkt, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Wir dachten erst, er sei einfach nur erschöpft. Es waren nur noch etwa 200 Höhenmeter. Wir hofften, dass ihm die Euphorie des Gipfelerfolgs helfen würde und wir dann so schnell wie möglich auf der anderen Seite absteigen könnten. Gerry war ein ausgezeichneter Bergsteiger und Kletterer, aber das war nicht mehr der leistungsstarke Gerry, wie wir ihn kannten. Wir mussten auf 6500 Metern erneut biwakieren.

Ihr habt dann versucht, eine Rettungsaktion per Helikopter zu organisieren. Woran ist sie gescheitert?

Am Gipfeltag wehte der Wind mit 45, am Tag danach mit 70 Stundenkilometern. Dazu war es sehr, sehr kalt. Bei diesen Bedingungen ist eine Rettungsaktion an so einem exponierten Grat einfach nicht möglich.

Nach der Biwaknacht seid ihr Richtung Basislager abgestiegen. Wie ist das Unglück passiert?

In der Nacht war es schon echt schlimm. Wir haben versucht, Gerry zu helfen, so gut es ging, wobei uns schon klar war, dass es sehr eng würde. Am nächsten Morgen ging es Gerry wieder einigermaßen, und wir stiegen weiter über den steilen, eisigen Grat ab. Wir konnten nicht einfach abseilen, sondern mussten den Grat abklettern. An einer vermeintlich leichteren Stelle ist er dann abgestürzt. Im Nachhinein ist es fast schon erstaunlich, dass Gerry es in seinem Zustand noch von knapp 7000 auf etwa 6000 Meter herunter geschafft hat. Das ist wohl seiner Leistungsfähigkeit und seinem Ehrgeiz anzurechnen.

Aufstiegs- (r.) und Abstiegsroute (l.) mit Biwakplätzen

Aufstiegs- (r.) und Abstiegsroute (l.) mit Biwakplätzen

Warum hattet ihr Gerry nicht am Seil?

Wir waren im Alpinstil unterwegs, das heißt einfach Reduktion auch von Material. Dann bist du gewohnt, in einfacherem Gelände seilfrei zu gehen, damit du schneller vorwärts kommst. Wenn du dich zu dritt anseilst, müsstest du alles sichern. Du kannst am Südwestgrat des Nilgiri South nicht einfach wie in den Alpen am kurzen Seil gehen.

War euch direkt klar, dass Gerry den Absturz unmöglich überlebt haben konnte?

Ja. Aber am Anfang will man es einfach nicht glauben. Man sitzt da und weiß nicht, was man machen soll. Man weint, geht hundert Meter weiter, setzt sich wieder hin und weint erneut. Man kann es wahrscheinlich ein Leben lang nicht verstehen, aber versucht es zu akzeptieren. Das Risiko ist bei unserem Sport einfach da.

Glaubst du, dass das Unglück deine eigene Risikobereitschaft verändern wird?

Ich glaube nicht. Ich habe mich in den vergangenen Jahren immer wieder sehr intensiv mit dem Thema Gefahr auseinandergesetzt. Das musst du einfach, wenn du auch free solo kletterst – wie ich in diesem Jahr am Heiligkreuzkofel. [Hansjörg kletterte an dem Berg in den Dolomiten die schwierige Route „Mephisto“ erstmals im Alleingang und ohne Absicherung.]  Natürlich kann ich jetzt nicht gleich zur Tagesordnung übergehen. Gerry war ein guter Freund, er fehlt. Aber ich hoffe, dass es mit der Zeit besser wird. Die Leidenschaft fürs Klettern ist einfach so stark, dass ich wieder auf Expedition gehen werde.

]]>
Auer: „Alles andere verliert an Bedeutung“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/auer-alles-andere-verliert-an-bedeutung/ Thu, 05 Nov 2015 08:33:17 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31071 Route der Österreicher in der Südwand des Nilgiri South

Route der Österreicher am Nilgiri South

Jeder, der selbst schon einmal einen sehr hohen Berg bestiegen hat, weiß um die Gefahren beim Abstieg. Nicht jene, vor die dich der Berg stellt, sondern dein eigener Körper. Plötzlich scheint alles Adrenalin verbraucht, du spürst Schmerzen, die du beim Aufstieg noch weggedrückt hast, bist erschöpft, willst nur noch schnell nach unten, drohst die Konzentration zu verlieren. Nicht umsonst passieren daher viele Unglücke beim Abstieg – wie jenes am 6839 Meter hohen Nilgiri South in Nepal, wo der Österreicher Gerhard Fiegl am Montag vergangener Woche mehrere hundert Meter abstürzte und seitdem vermisst wird. Die Suche nach dem 27-Jährigen wurde – wie berichtet – eingestellt.
Nach Angaben der beiden anderen Teammitglieder Hansjörg Auer und Alexander Blümel hatte das Trio am Tag zuvor „nach drei Tagen äußerst schwieriger und anspruchsvoller Kletterei durch die mehr als 1.500 Meter hohe Südwand erfolgreich den Gipfel“ erreicht. Damit war den Österreichern die erstmalige Durchsteigung der Wand gelungen, an der in den letzten Jahrzehnten einige andere Expeditionen gescheitert waren. Am Gipfel hätten sie bei Gerry „starke Erschöpfungserscheinungen“ festgestellt, berichten Hansjörg und Alex. Handelte es sich um Symptome der Höhenkrankheit? Der rasche Leistungsabfall Fiegls könnte dafür sprechen. In dieser Höhe wird der Sauerstoff nur noch mit rund 40 Prozent des Drucks in die Lungen gepresst wie auf Meereshöhe.

Ungeplantes Biwak

Am Gipfel: Fiegl, Blümel und Auer (v.r.)

Am Gipfel: Fiegl, Blümel und Auer (v.r.)

„Am Gipfel lagen wir uns noch in den Armen und freuten uns gemeinsam über die erfolgreiche Besteigung der Südwand“, sagt Auer. „Innerhalb kürzester Zeit war die Situation aufgrund Gerrys Zustands extrem angespannt.“ Wenige hundert Meter unter dem Gipfel beschlossen die drei Kletterer zu biwakieren. Im Basislager versuchte der Fotograf Elias Holzknecht, eine Rettungsaktion zu organisieren. Starker Wind machte jedoch den Start eines Hubschraubers unmöglich. Nach der Biwaknacht schien sich Gerrys Zustand leicht gebessert zu haben, das Trio setzte den Abstieg fort. Gegen 14 Uhr Ortszeit verlor Fiegl dann am Südwestgrat das Gleichgewicht und stürzte vor den Augen seiner geschockten Freunde rund 800 Meter in die Tiefe.

Hubschrauber-Suche erst zwei Tage später möglich

Hansjörg und Alex stiegen ins Basislager ab. Starker Schneefall behinderte die sofort eingeleitete Suchaktion, erst zwei Tage nach dem Unglück konnte erstmals ein Hubschrauber starten. Die Suche nach Gerry blieb erfolglos. Am 1. November kehrten die anderen Expeditionsmitglieder nach Österreich zurück. „Wenn ein langjähriger Freund vor deinen Augen in den Tod stürzt, verliert in diesem Moment alles andere an Bedeutung“, sagt Hansjörg Auer. „Unsere gemeinsame Expedition hätte kein schlimmeres Ende nehmen können.“ Wie Auer ist auch Alexander Blümel „sehr traurig über den Verlust unseres Freundes. Aber die Erinnerung an die intensive Zeit, die ich mit Gerry erleben durfte, kann mir niemand nehmen.“

]]>
Kleiner Funke Hoffnung https://blogs.dw.com/abenteuersport/kleiner-funke-hoffnung/ Fri, 30 Oct 2015 15:09:23 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30983 Schlosspark-Kletterer-winteWir Menschen sind so: Egal wie klein der Strohhalm sein mag, wir klammern uns an ihn. Und ein Funke Hoffnung besteht immer noch, dass Gerhard Fiegl lebt. Seit Montag wird der österreichische Bergsteiger am 6839 Meter hohen Nilgiri South im Annapurna-Massiv in Nepal vermisst. Drei Tage nach seinem 27. Geburtstag stürzte der Bergführer aus dem Ötztal – wie berichtet – vor den Augen seiner beiden Teamgefährten mehrere hundert Meter in die Tiefe. Hansjörg Auer und Alexander Blümel stiegen ins Basislager ab und veranlassten umgehend eine Rettungsaktion. Doch Schneefall und Nebel verhinderten, dass ein Hubschrauber aufsteigen konnte. Die Suche nach Fiegl soll fortgesetzt werden. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit, ihn lebend zu bergen, gering ist und mit jedem Tag sinkt, sollten wir noch nicht aufgeben. Auch an den höchsten Bergen gibt es immer wieder Überlebensgeschichten, die an Wunder grenzen.

Einer der Besten

Auer, Fiegl und Blümel waren am Donnerstag vergangener Woche zu ihrem ersten Versuch aufgebrochen, erstmals die Südwand des Nilgiri South zu durchsteigen. Nach ersten Angaben Auers waren sie erfolgreich und erreichten am Sonntag den Gipfel. Das Unglück geschah beim Abstieg, als Fiegl offenbar ausrutschte. Nähere Details sind noch nicht bekannt. Gerhard genannt „Gerry“ Fiegl zählt zu den besten jungen Kletterern Österreichs. So eröffnete er mit seinem Freund Hansjörg Auer noch im vergangenen März im heimatlichen Ötztal eine schwierige Mixed-Route. 2014 bestieg Gerry mit dem Südtiroler Simon Gietl in nur 21,5 Stunden den legendären Granitberg Fitz Roy in Patagonien (s. Video).

Auch mit Alex Blümel war Fiegl schon häufig unterwegs, etwa 2013, als den beiden in Alaska spektakuläre Touren gelangen.

P.S.: Ich hatte gestern noch ganz bewusst darauf verzichtet, die Identität des Verunglückten preiszugeben. Österreichische Medien waren weniger zurückhaltend, inzwischen wird Gerrys Name auch in anderen Ländern genannt. Meine Gedanken sind bei dem Verunglückten, seiner Familie und seinen Freunden.

]]>
Unglück am Nilgiri South in Nepal https://blogs.dw.com/abenteuersport/unglueck-am-nilgiri-south-in-nepal/ Thu, 29 Oct 2015 11:28:54 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30972 Nilgiri South

Nilgiri South

Traurige Nachricht von der österreichischen Expedition zur Südwand des 6839 Meter hohen Nilgiri South im Annapurna-Massiv in Nepal: Ein Sprecher des Außenministeriums in Wien bestätigte mir, dass einer der drei Bergsteiger, die am vergangenen Donnerstag zu ihrem ersten Gipfelversuch aufgebrochen waren, vermisst werde. Der Österreicher sei während des Abstiegs ausgerutscht und vor den Augen seiner beiden Teamgefährten rund 800 Meter tief abgestürzt. Die beiden anderen seien körperlich unversehrt im Basislager eingetroffen, stünden aber unter Schock. Nach Angaben des Außenministeriums behindern Schneefall und Nepal die Hubschrauber-Rettungsaktion. Die Suche nach dem vermissten Bergsteiger werde auf jeden Fall fortgesetzt, sagte der Sprecher, der nicht sagte, um wen es sich bei dem Verunglückten handelt. Man stehe in Verbindung zu den Angehörigen.

Der bekannte österreichische Bergsteiger Hansjörg Auer und seine Landsleute Alexander Blümel und Gerhard Fiegl, beide Bergführer aus Tirol, hatten versucht, erstmals die Südwand des Nilgiri South zu durchsteigen. Der Sprecher des Ministeriums sagte mir, er wisse nicht, ob die drei Bergsteiger beim Abstieg vom Gipfel gewesen seien oder vorzeitig umgedreht hätten.
Der Nilgiri South wurde am 10. Oktober 1978 von einer japanischen Expedition unter der Leitung von Kazao Mitsui erstbestiegen, die Bergsteiger erreichten von Norden aus über den Ostgrat den Gipfel. 2003 gelang erneut japanischen Bergsteigern, eine neue Route über den Westsattel und durch die Nordwand zu eröffnen. Seit den 1980er Jahren gab es mehrere Versuche japanischer, tschechischer und slowenischer Kletterer, den höchsten Punkt des Nilgiri South über die Südwand zu erreichen, alle scheiterten jedoch. Am weitesten kam ein von Tadej Golob geleitetes slowenisches Team, das eine Höhe von 6600 Metern erreichte, ehe es von starkem Wind, Nebel und Schneefall zurückgetrieben wurde.

Update: Ein Vertreter des nepalesischen Tourismusministeriums sprach gegenüber der Nachrichtenagentur AFP von einem 27-Jährigen. Hansjörg Auer ist vier Jahre älter. Auch wenn der Name des Verunglückten bereits im Internet kursiert, werde ich ihn erst veröffentlichen, wenn mir eine Bestätigung vorliegt.

]]>
Erster Gipfelversuch am Nilgiri South https://blogs.dw.com/abenteuersport/erster-gipfelversuch-am-nilgiri-south/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/erster-gipfelversuch-am-nilgiri-south/#comments Fri, 23 Oct 2015 17:25:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30925 Nilgiri South

Nilgiri South

Auf geht’s! Das österreichische Team, das in Nepal erstmals durch die Südwand des 6839 Meter hohen Nilgiri South im Annapurna-Massiv klettern will, hat seinen ersten Gipfelversuch gestartet. Darüber informierte mich die Sprecherin Hansjörg Auers in Österreich. Am Mittwoch hatte Hansjörg getwittert, dass die Akklimatisierungsphase abgeschlossen sei und sie auf dem Sprung zum ersten Gipfelvorstoß seien. Auer klettert mit seinen Landsleuten Alexander Blümel and Gerhard Fiegl.

Erfolge japanischer Bergsteiger

Der Nilgiri South wurde am 10. Oktober 1978 von einer japanischen Expedition unter der Leitung von Kazao Mitsui erstbestiegen, die Bergsteiger erreichten von Norden aus über den Ostgrat den Gipfel. 2003 gelang erneut japanischen Bergsteigern, eine neue Route über den Westsattel und durch die Nordwand zu eröffnen. Seit den 1980er Jahren gab es mehrere Versuche japanischer, tschechischer und slowenischer Kletterer, den höchsten Punkt des Nilgiri South über die Südwand zu erreichen, alle scheiterten jedoch. Am weitesten kam ein von Tadej Golob geleitetes slowenisches Team, das eine Höhe von 6600 Metern erreichte, ehe es von starkem Wind, Nebel und Schneefall zurückgetrieben wurde.

Erstbesteigung des Kunyang Chhish East

Hansjörg Auer

Hansjörg Auer

Der 31-jährige Hansjörg Auer hat vor allem mit seinen Free-Solo-Projekten für Schlagzeilen gesorgt. So stieg er alleine und ohne Sicherung über die schwierige Route “Weg durch den Fisch“ durch die Südwand der Marmolada in den Dolomiten. 2013 bestieg Hansjörg – zusammen mit seinem Bruder Matthias und dem Schweizer Simon Anthamatten – erstmals den Kunyang Chhish East (7400 Meter) in Pakistan, über die 2700 Meter hohe Südwestwand. Die Erstbesteigung wurde für den Piolet d’Or 2014 nominiert, aber später nicht ausgezeichnet. Damals warf Hansjörg der Jury vor, „oberflächlich mit unserem Abenteuer umgegangen“ zu sein.

]]>
https://blogs.dw.com/abenteuersport/erster-gipfelversuch-am-nilgiri-south/feed/ 1
Free-Solo-Kletterer abgeriegelt https://blogs.dw.com/abenteuersport/clif-bar-free-solo-sponsoring/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/clif-bar-free-solo-sponsoring/#comments Mon, 24 Nov 2014 16:04:09 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=27817 clif-barEin bisschen Gefahr ist gut fürs Geschäft, aber bloß nicht zu viel. So könnte man die Entscheidung des US-Energieriegel-Herstellers Clif Bar zusammenfassen, das Sponsoring der Kletterer Alex Honnold, Dean Potter, Steph Davis, Cedar Wright und Timmy O’Neill zu beenden. „Wir haben vor über einem Jahr begonnen, über Base-Jumping, Highlinen und Free-Solo-Klettern zu diskutieren“, teilte Clif Bar mit.  „Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass diese Disziplinen des Sports Grenzen überschreiten und das Risiko so weit ausreizen, dass wir als Unternehmen nicht mehr mitziehen wollen.“ In der Kletterszene hat die Entscheidung von Clif Bar eine heftige Diskussion darüber ausgelöst, wie viel Einfluss Sponsoren nehmen dürfen. „Ich ziehe die Grenzlinie selbst”, schrieb Alex Honnold, der vier Jahre lang von Clif Bar finanziell unterstützt worden war, in der New York Times. “Sponsoren haben keinen Einfluss auf meine Entscheidungen oder meine Gefahrenanalyse. Wenn ich alleine am Fuße einer Wand stehe, hinauf blicke und überlege, ob ich einsteigen soll, sind die Sponsoren wirklich das Letzte, an das ich denke. Wenn ich Risiken eingehe, betreffen sie mich selbst, nicht irgendeine Firma.“

Auer: „Wer will schon ein Verrückter sein?“

Hansjörg Auer

Hansjörg Auer

Wie Honnold hat auch der österreichische Topkletterer Hansjörg Auer schon mit Free-Solo-Projekten für Aufsehen gesorgt. So kletterte er 2007 in den Dolomiten die schwierige 1220 Meter lange Route „Weg durch den Fisch“ durch die Marmolada-Südwand alleine und ohne Seilsicherung. Probleme mit seinen Sponsoren habe er deswegen nie gehabt, schreibt mir der 30-Jährige: „Allerdings habe ich das Thema ‚Free Solo‘ nie extrem medial gepusht. Ich wollte, dass mich die Leute nicht ausschließlich mit diesem Thema identifizieren. In Europa funktioniert es sowieso anders. In Amerika werden mit risikoreichen Sportarten sofort Helden kreiert. Als Free-Solo-Kletterer in Österreich bist du eher ein Verrückter als ein Held. Und wer will schon ein Verrückter sein?“ Auer findet, dass Clif Bar durchaus das Recht habe, zu entscheiden, Free-Solo-Kletterern, Basejumpern oder Highlinern nicht länger zu unterstützen. „Unverständlich ist für mich, dass es so plötzlich passiert ist“, sagt Hansjörg. „Die Protagonisten sind schon seit vielen Jahren für ihren risikoreichen Sport bekannt.“ Der Österreicher plädiert dafür, Topkletterer nicht ständig nach dem Sinn ihres Tuns zu fragen: „Im Grunde gibt es für das Free-Solo-Klettern keine Rechtfertigung, und es ist auch nicht notwendig, eine zu suchen. Wer es nicht versteht, warum man so etwas macht, der soll sich für etwas anderes interessieren.“

]]>
https://blogs.dw.com/abenteuersport/clif-bar-free-solo-sponsoring/feed/ 1
Messner – das Geburtstagsinterview https://blogs.dw.com/abenteuersport/messner-das-geburtstagsinterview/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/messner-das-geburtstagsinterview/#comments Sat, 13 Sep 2014 20:31:34 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=27289 Reinhold Messner

Reinhold Messner (2013)

Der Mann wirkt irgendwie zeitlos. Wie schafft Reinhold Messner das bloß? Die lebende Bergsteiger-Legende antwortet mit seinem Lebensmotto aus dem Tibetischen: „Kalipé – ruhigen Fußes!“ Ich habe den Südtiroler, der einst als erster Mensch alle 14 Achttausender bestieg, wegen seines bevorstehenden runden Geburtstags angerufen. Am nächsten Mittwoch feiert Messner seinen siebzigsten. Er scheint „unwandelbar dem Zahn der Zeit zu trotzen“, wie es einst Shakespeare formulierte. Aber lest selbst!

Reinhold Messner, der deutsche Schriftsteller Theodor Fontane hat einmal gesagt: „Mit siebzig ’ne Jubiläumsfeier, Artikel im Brockhaus und im Meyer“. Punkt zwei ist abgearbeitet, im Lexikon stehen Sie ja schon. Wie sieht es mit der Jubiläumsfeier aus?

Ich mache eine ganz private Geburtstagsfeier, die in keiner Weise öffentlich sein soll. Es gibt einen Termin und einen Ort. Ich kann erzählen, dass ich zu einem Biwak geladen habe. Ein letztes Mal traue ich mich mit 70 noch einmal, nach der Feier im Freien, unter den Sternen, im Schlafsack zu übernachten. Die meisten meiner Freunde machen das auch mit, die anderen fahren ins Hotel im Tal.

70 Jahre, ein runder Geburtstag. Sind Sie wunschlos glücklich?

Wir tragen das Glück nicht in uns, sondern es passiert in uns und mit uns. Ich habe es heute leichter, weil ich nichts mehr zu beweisen habe. Ich habe es auch nicht mehr eilig. Aber ich bin immer noch aktiv. Ich bin in der phantastischen Lage, dass meine Knie noch funktionieren und alle Gelenke in Ordnung sind. Obwohl ich natürlich einige Einbußen hatte – ein zerborstenes Fersenbein, ein paar Zehen verloren -, geht es mir dem Alter entsprechend noch relativ gut. Ich habe viele Ideen, um die nächsten Jahre auszufüllen, ein gelingendes Dasein zu führen und damit auch glücklich zu sein. 

Gibt es den Reinhold Messner, der in seinem Schloss Juval bei einem leckeren Glas Rotwein einfach in der Sonne sitzt und tagträumt?

Das gibt es schon, etwa am Abend mit meiner Frau und meinen Kindern, aber nicht als Gewohnheit. Ich bin jemand, der tätig ist, der Ideen entwickelt und darin auch aufgeht. Das ist vielleicht sogar eines meiner größten Erfolgsmodelle, dass ich eine Idee so verinnerliche, dass sie im Tag- und Nachttraum langsam wächst, bis sie gereift ist. Eine Idee im Kopf ist jedoch noch kein Abenteuer, sondern nur ein Luftschloss. Aber wenn sie dann umgesetzt wird und Realität wird, entsteht das, was ich den Flow-Zustand nenne. Dann bin ich ganz bei mir selbst, wie schwebend, alles fließt. Und das macht mich glücklich.

Messner: In meinen Ideen aufgehen

Welche Ziele würden Sie denn aus ihren vielen Ideen für das nächste Lebensjahrzehnt herausgreifen?

Ich werde in den nächsten Jahren auf jeden Fall weiter mein Bergmuseum beaufsichtigen und dafür sorgen, dass es nicht untergeht. Das soll eine nachhaltige Geschichte bleiben. Auch meine Bauernhöfe liegen mir am Herzen. Und ich würde mich gerne als Filmemacher probieren – in der Art eines Autorenfilmers, der eine Idee im Kopf hat, hinausgeht in eine wilde Welt und Bilder sammelt, um am Ende auf der Leinwand eine starke Geschichte zu erzählen.

Messner (l.) mit Peter Habeler (1975)

Messner (l.) mit Peter Habeler (1975)

Der Spanier Carlos Soria turnt derzeit wieder im Himalaya herum. Er will die Shishapangma besteigen, es wäre sein zwölfter von 14 Achttausendern. Der Mann ist 75. Sind Sie froh, dass Sie das schon mit Anfang 40 abgearbeitet hatten?

Ich bin vor allem froh, dass ich das erledigen konnte, als an diesen Bergen noch niemand anderer unterwegs war. Es gab damals nur ein Permit für je eine Expedition, und jedes Grüppchen, ob allein, zu zweit oder zu fünft, hat sich in Eigenregie hoch gearbeitet. Ich halte es für das Glück der frühen Geburt, dass wir noch archaische Berge erleben durften. Am Matterhorn versuchen sich 20.000 Leute im Jahr, am Mont Blanc ist es noch schlimmer. Die Berge sind präpariert für Massenaufstiege.

Messner: Das Glück der frühen Geburt

In diesem Frühjahr haben 500 Sherpas den Everest präpariert, mit einer Art Klettersteig, auf dass dann Tausende von Klienten, die viel Geld dafür bezahlen, auf diesen Berg gebracht werden können. Es passierte dann ein Unfall, 16 Sherpas sind in einer Lawine gestorben. Man muss das als ‚Straßenbau-Unfall‘ sehen. Dann hat es Streiks gegeben, die Touristen sind abgezogen. Aber im nächsten Jahr werden sie wiederkommen.

Ich wünsche allen Menschen die Möglichkeit, dass sie diese großen Berge besteigen können, aber mit Alpinismus hat das wenig zu tun. Das ist Tourismus, zwar immer noch ein bisschen gefährlich. Aber die Eigenverantwortung und Eigenleistung werden mehr und mehr den Einheimischen überlassen. Es geht hier um Renommee und nicht um die Erfahrung der Menschennatur draußen in der Wildnis.

Glauben Sie, dass das Lawinenunglück am Everest das Bergsteigen dort nachhaltig verändert?

Bisher waren es ja Reiseagenturen aus Neuseeland, aus den USA, der Schweiz oder auch Deutschland, die diese Gruppen in den Himalaya gebracht und die Sherpas bezahlt haben, auf dass sie die Piste vorbereiten. Das passiert nicht nur am Everest, sondern an allen 14 Achttausendern. Weil die Klienten glauben, dass diese 14 Berge ein besonderes Prestige hätten. Ich glaube das übrigens nicht.

Die jungen Sherpas haben eben die Drecksarbeit gemacht – die gefährliche Arbeit, bei der 16 Sherpas gestorben sind. Sie sagen sich: Wenn wir schon vorausgehen und in monatelanger Arbeit und großer Gefahr die Pisten bauen, wollen wir auch das Geschäft machen und lassen uns nicht den Gewinn von den westlichen Reiseagenturen wegnehmen.

Messner:Sherpas haben die Drecksarbeit gemacht

Erwarten Sie, dass nach dem Lawinenunglück nun viele Everest-Kandidaten zu Hause bleiben?

Umgekehrt, es werden noch mehr Kandidaten sein, weil man die Piste wieder vernünftiger anlegt. Es war seit drei, vier Jahren klar, dass früher oder später ein solches Unglück passiert. Da muss ich auch die Sherpas mit in die Verantwortung nehmen. Sie haben die Piste gebaut, an der schwächsten Stelle, wo die Schwierigkeiten am geringsten sind, aber die Gefahren am größten. Das ist nicht unbedingt schlau.

Messner vor einem seiner Bergmuseen (2009)

Messner vor einem seiner Bergmuseen (2009)

Wenn Sie einem jungen, abenteuerhungrigen Bergsteiger einen Rat geben sollten, welcher wäre das?

Die Jungen müssen ihren Weg selbst finden. Ich würde auch nicht antworten können, was ich täte, wenn ich jetzt 20 wäre. Aber ich sehe junge Bergsteiger, die traditionelle Bergsteiger sind und Großartiges leisten: einen Hansjörg Auer, der im Karakorum einen Siebeneinhalbtausender über eine irre schwierige Route meistert, einen David Lama, der den Cerro Torre frei klettert, also ohne die Bohrhaken des Cesare Maestri, einen Alex Honnold, der die ganze Fitz-Roy-Gruppe mit Dutzenden von Gipfeln überquert.

Es gibt Zehntausende von Gipfeln auf der Erde, die nicht bestiegen sind, wo es Hunderttausende möglicher Routen für die nächsten Jahre gibt. Die jungen Leute haben gelernt, dass sie nicht mehr an die berühmten Berge gehen müssen. Das ist die erste Grundvoraussetzung, um großes Abenteuer zu erleben: dorthin zu gehen, wo die vielen anderen nicht sind, um überhaupt in Eigenregie und Eigenverantwortung handeln zu können.

Wie hoch können Sie selbst denn noch steigen?

Das habe ich nicht mehr ausgetestet. Aber ich den letzten Jahren war ich immer wieder auf 6000 und mehr Metern. Ich fühle mich dort sogar besser als in normalen Höhen. Ich weiß nicht warum. Vielleicht setze ich mich sogar in den nächsten zehn Jahren rein aus gesundheitlichen Gründen regelmäßig für ein halbes Jahr nach Nepal oder in den Himalaya ab. Es gibt den Fall eines sehr kranken Mannes – ich nenne den Namen nicht – der mit seiner Frau großartige Achttausender-Besteigungen gemacht hat. Die Ärzte hatten ihn aufgegeben. Er ging in den Himalaya, um ein letztes Mal seine großen Berge zu sehen und vielleicht dort zu sterben. Er stieg auf einen Achttausender und kam gesund zurück. Dieses medizinische Wunder könnte die Forscher anregen, die Berge nicht nur als Spielfeld für Abenteurer anzusehen, sondern auch als Gesundbrunnen für kranke Menschen.

Messner:Ich will nicht in den Bergen umkommen

Ich werde sicherlich nicht mehr ohne Atemmaske auf den Everest steigen. Ich will nicht in meinen späten Jahren an den Bergen umkommen, nachdem ich 65 Jahre lang alles getan habe, um das Sterben am Berg zu vermeiden. Aber mit zwei Sauerstoffflaschen und zwei Sherpas, von denen einer vorne zieht und einer hinten schiebt, nochmals auf den Everest steigen? Das ist meine Sache nicht.

]]>
https://blogs.dw.com/abenteuersport/messner-das-geburtstagsinterview/feed/ 1
Beinahe-Rekordsommer am K 2 https://blogs.dw.com/abenteuersport/sommer-bilanz-k2/ Thu, 04 Sep 2014 13:27:20 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=27225 K 2

K 2

Ich fühlte mich dem K 2 nahe, und doch war ihm noch ziemlich fern. Das stellte ich fest, als ich nach meiner Rückkehr von der Erstbesteigung des 7129 Meter hohen Kokodak Dome die Entfernung zwischen beiden Bergen ermittelte: 300 Kilometer Luftlinie. Nicht gerade um die Ecke. Wegen meiner Expedition verpasste ich (und damit womöglich auch ihr als Leser meines Blogs), was sich am zweithöchsten Berg der Erde in diesem Sommer abspielte.

 

32 an einem Tag

Jubiläumsjahre scheinen am K 2 Gipfelerfolge wahrscheinlicher zu machen. Vielleicht liegt es aber auch schlicht daran, dass sich dann mehr Bergsteiger am „König der Achttausender“ tummeln. 2004, als sich die Erstbesteigung des K 2 zum 50. Mal jährte (und auch ich aus diesem Anlass das Basislager besuchte), erreichten 51 Bergsteiger den höchsten Punkt auf 8611 Metern. Dieser Rekord wurde jetzt zum 60-Jahr-Jubiläum zwar verfehlt, aber nur knapp. 48 Gipfelerfolge, 32 davon am 26. Juli, sind bemerkenswert viele. Schließlich gab es in der Vergangenheit auch einige Sommer wie den von 2013, als kein einziger Bergsteiger ganz oben stand.

Wie viel Mann darf sein?

Im Basislager

Im Basislager

Unter denen, die im Juli den Gipfel des K 2 erreichten, waren auch sechs Frauen: die Nepalesinnen Dawa Yangzum Sherpa, Pasang Lhamu Sherpa und Maya Sherpa sowie die Südtirolerin Tamara Lunger, die Chinesin Luo Jing und die Neuseeländerin Chris Jensen Burke (die auch einen australischen Pass hat). Ob die Expedition der drei Sherpani wirklich als reine Frauensache durchgehen kann, wird derzeit in der Szene diskutiert. Das Trio sei auf dem Weg zum Gipfel von drei Sherpa-Männern begleitet worden, berichtet die Zeitschrift National Geographic. Am selben Tag, dem bereits erwähnten 26. Juli, reihte sich auch der Tscheche Radek Jaroš in die Liste der K-2-Besteiger ein. Der 50-Jährige, der ohne Flaschensauerstoff aufstieg, komplettierte damit als erster Tscheche überhaupt seine Achttausender-Sammlung. Jaroš ist erst der 15., der ohne Atemmaske die 14 höchsten Berge der Welt bestieg.

Heiße Füße

K 2 von oben

K 2 von oben

2012 an der Annapurna, seinem 13. Achttausender, hatte sich Radek einige Zehen erfroren. Jetzt am K 2 wäre ihm beinahe das Gegenteil widerfahren. Die Heizspiralen in seinen Expeditionsschuhen liefen heiß. „Als wir auf dem Weg zum Gipfel waren, haben andere Bergsteiger, die vor mir gingen, mit ihren Füßen gegen das Eis gestampft, um sie zu durchbluten. Sie froren an den Zehen und mussten aufpassen, dass diese nicht erfrieren“, erzählte Jaroš hinterher. Er habe mit seinen Füßen dasselbe getan, „aber nur damit sie nicht verbrennen.“

Tod in Lager 4

Einen Todesfall gab es in dieser Saison am K 2. Der Spanier Miguel Angel Perez starb in Lager 4 auf 8200 Metern. Zuvor hatte er den Gipfel erreicht und anschließend, offenbar bereits höhenkrank, oberhalb des Lagers biwakiert. Perez, der mit dem K 2 neun Achttausender bestieg, wurde 46 Jahre alt. R.I.P.

P.S. Der Versuch der österreichischen Top-Bergsteiger David Lama, Hansjörg Auer und Peter Ortner, erstmals die Nordostwand des 7821 Meter hohen Masherbrum (einst von britischen Landvermessern K 1 getauft) zu durchsteigen, ist gescheitert. Das Trio machte im unteren Wandteil wegen zu großer Lawinengefahr kehrt. „Diese Wand zu klettern hat nichts mit dem gemein, was wir drei bislang in unserer Kletterlaufbahn erlebt haben“, schreibt David Lama auf seiner Internetseite. „Sie ist so neu und so schwierig, dass ein Erfolg schwer vorstellbar ist.“

]]>
Auf der Jagd nach 7000er-Wänden https://blogs.dw.com/abenteuersport/hansjoerg-auer/ Fri, 15 Nov 2013 11:00:06 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=24173

Hansjörg Auer

Hansjörg Auer neigt zur Brutalität – verbal, versteht sich! Und auch nur dann, wenn er von etwas erzählt, das ihn begeistert. „Es ist halt ein brutal schöner Berg und ein brutal geiles Ziel“, schwärmt der Topkletterer aus Österreich über den Kunyang Chhish East. Der Berg ist 7400 Meter hoch und liegt im Karakorum in Pakistan. Hansjörg hat den Nebengipfel des Kunyang Chhish (7852 Meter) – wie berichtet – im Sommer mit seinem Bruder Matthias und dem Schweizer Simon Anthamatten erstbestiegen. „Die Kombination Siebentausender, unbestiegen, mit einer so coolen Wand wie der fast 3000 Meter hohen Südwand, die gibt es halt nicht mehr so oft“, sagt der 29-Jährige. „Mich reizen genau diese Expeditionen, wo es am meisten Fragezeichen gibt. Dann wird es interessant und bleibt spannend.“

Hansjörg Auer über den 7000er Kunyang Chhish East

Brüderliches Gipfelglück

Dem Trio gelang der Aufstieg auf den bis dahin noch jungfräulichen Gipfel über eine äußerst anspruchsvolle Route durch die Südwand. Die beiden US-Spitzenkletterer Steve House und Vince Anderson (die 2005 als Erste im Alpinstil durch die mächtige Rupalwand des Nanga Parbat geklettert waren) hatten 2006 am Kunyang Chhish East rund 300 Meter unter dem Gipfel umkehren müssen. Auer freut sich besonders, dass er den Erfolg im Karakorum gemeinsam mit seinem Bruder feiern durfte. Matthias stehe „mehr im Leben als ich, mit Fast-Familie und Haus bauen. Deshalb war das sicher eine seiner letzten größeren Aktionen“, glaubt Hansjörg. „Mir hat es schon richtig getaugt (für alle Nichtösterreicher: gefallen), dass er mit oben war.“

Schlimme Nachricht verdrängt

Am Gipfel des Kunyang Chhish East

Die Auer-Brüder und Anthamatten widmeten ihren Erfolg den elf Opfern des Mordanschlags am 120 Kilometer Luftlinie entfernten Achttausender Nanga Parbat. Die Nachricht davon hatte sie im Basislager während der Akklimatisierungsphase erreicht. „Man kann sich so etwas einfach nicht vorstellen. Wenn du gerade selbst im Basislager bist und denkst, jetzt kommen da so Typen und erschießen dich, ist das natürlich schon zach (für alle Nichtösterreicher: krass)“, erinnert sich Hansjörg. „Aber wir sind dann doch gestartet und haben es so gut wie möglich verdrängt.“ Einen Bogen um Pakistan zu machen, kommt für Auer nicht in Frage. „Man kann deswegen doch nicht sagen, wir fahren nicht mehr nach Pakistan. Es ist hoffentlich eine einmalige Sache gewesen.“ Die Gründe für den Anschlag lägen nicht bei den Alpinisten, sondern viel tiefer. „Man muss schauen, wie man das lösen kann.“

Hansjörg Auer: Ursachen des Anschlags liegen viel tiefer

Hansjörg Auer will 2014 wieder in den Karakorum zurückkehren. Sein Ziel: wieder ein Siebentausender, eine noch nicht durchkletterte, technisch schwierige Wand. Mehr verrät er nicht. Vielleicht meint er ja die Masherbrum-Ostwand. David Lama hatte mir gegenüber angedeutet, dass sein Landsmann möglicherweise zum Team stoßen werde.

Anderes Kaliber

Die großen Wände an den Achttausendern sind für Auer kein Thema. Noch nicht. Diese Wände, sagt Hansjörg, seien „noch einmal ein anderes Kaliber. Da muss man sich viel Erfahrung an den Siebentausendern holen, dann kann man erst die wirklich zachen Partien auf die Achttausender machen.“ In sehr großer Höhe sei vor allem die psychische Herausforderung extrem. „Was zum Beispiel Ueli Steck jetzt an der Annapurna gemacht hat, die Südwand solo, ist extrem gut. Der größte Back-up, den du als Kletterer hast, ist normalerweise dein Partner. Und den gibt es bei einem Solo nicht. Du bist da oben so exponiert, ausgeliefert. Das musst du erst einmal mental verarbeiten und dann auch noch die Leistung bringen.“ Und da ist es auch wieder, Hansjörgs Lieblingswort: „Das ist ein brutaler Einsatz, du musst einfach alles geben.“

Hansjörg Auer: Mentale Herausforderung ist extrem

]]>