Klimawandel – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 „Warmes“ Eis im Everest-Gletscher https://blogs.dw.com/abenteuersport/warmes-eis-im-everest-gletscher/ Fri, 23 Nov 2018 13:10:28 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=42811

Khumbu-Gletscher

Der Khumbu-Gletscher zu Füßen des Mount Everest ist durch den Klimawandel offenbar noch gefährdeter als bisher angenommen. Darauf weisen britische Glaziologen hin, die 2017 und 2018 die Eistemperatur des Gletschers gemessen hatten. An drei Bohrstellen bis auf eine Höhe von rund 5200 Metern nahe dem Everest-Basislager leiteten sie mit einer umgebauten Apparatur aus einer Autowaschanlage unter hohem Druck heißes Wasser ins Eis. In die so entstandenen Löcher – das tiefste reichte etwa 130 Meter tief ins Eis – hängten die Wissenschaftler Schnüre mit Temperatursensoren. „Der Temperaturbereich, den wir gemessen haben, war wärmer, als wir erwartet – und auch vorzufinden erhofft – hatten“, sagt Duncan Quincey von der Universität Leeds, Leiter des „EverDrill“-Projekts.

Wärmer als die Außenluft

Bohrstellen nahe dem Everest-Basislager

Die minimale Eistemperatur habe bei minus 3,3 Grad Celsius gelegen, „selbst das kälteste Eis war damit zwei Grad wärmer als die mittlere jährliche Lufttemperatur dort“, heißt es in der Studie der Glaziologen. Bei einer ähnlichen Untersuchung nahe dem Everest-Basislager im Jahr 1974 habe man noch zwei bis drei Grad kälteres Eis vorgefunden. „‘Warmes‘ Eis ist besonders anfällig für den Klimawandel, da bereits kleine Temperaturanstiege dazu führen können, dass das Eis schmilzt“, erklärt Quincey. „Die Innentemperatur hat einen erheblichen Einfluss auf die komplexe Dynamik eines Gletschers – wie er sich bewegt, wie das Wasser abgeleitet wird und wie groß die Menge des Schmelzwassers ist.“ Millionen von Menschen im Himalaya und Hindukusch seien von diesen Vorgängen betroffen, weil sie auf das Gletscherwasser angewiesen seien.

„Wasserturm für Asien“

Bereits vor fünf Jahren hatten Wissenschaftler der Universität Mailand darauf hingewiesen, dass die Eismassen rund um den Everest in den vergangenen 50 Jahren um 13 Prozent geschrumpft seien. „Die Gletscher des Himalaya sind wie ein Wasserturm für Asien“, sagte damals der nepalesische Geowissenschaftler Sudeep Thakuri. „Sie speichern das Wasser und geben es in der Trockenzeit als Schmelzwasser wieder ab. Die Menschen in den niedrigeren Regionen sind davon abhängig, weil sie es als Trinkwasser, für die Landwirtschaft und für die Stromproduktion benötigen.“

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Stitzinger nach Manaslu-Erfolg: „Es weht ein anderer Wind“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/stitzinger-nach-manaslu-erfolg-es-weht-ein-anderer-wind/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/stitzinger-nach-manaslu-erfolg-es-weht-ein-anderer-wind/#comments Fri, 06 Oct 2017 07:43:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38043

Luis Stitzinger (l.) und Alix von Melle (r.) am Gipfel des Manaslu

„Trotz Vorahnung waren wir bass erstaunt, was dort geboten wurde“, sagt mir Luis Stitzinger nach seiner Rückkehr vom Manaslu. „Das war eine wahre Zeltstadt im Basislager.“ Der 48-Jährige hatte – wie berichtet – am vergangenen Samstag ein achtköpfiges Team des deutschen Expeditionsveranstalters Amical alpin auf den 8163 Meter Gipfel in Nepal geführt. Mit Luis erreichte auch seine zwei Jahre jüngere Ehefrau Alix von Melle den höchsten Punkt. Für beide war es der siebte Achttausender und der sechste, den sie gemeinsam bestiegen, allesamt ohne Flaschensauerstoff. Gleich zu Beginn der Expedition hatten sich elf der 14 Mitglieder des Amical-Teams bei erkälteten Trägern angesteckt. „Das war ein schlechter Start“, sagt Luis. „Einige mussten die ganze Sache sogar abbrechen. Das war schade, das hat uns ganz schön dezimiert.“ Ich erreiche Luis telefonisch in einem Hotel in Kathmandu:

Luis, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zum siebten Achttausender. Wie ist es euch am Gipfeltag ergangen?

Der späte Aufstieg war durch die Krankheitswelle bedingt. Es war aber auch teilweise Kalkül. An den Spitzen-Gipfeltagen zwischen dem 26. und 28. September war ein solcher Almauftrieb, dass es uns sicher wenig Spaß gemacht hätte, da mitmischen zu müssen. Zum Glück blieb aber das Wetter sehr lange stabil. Man hat mir erzählt, dass es im letzten Jahr zwei mögliche Gipfeltage gab. Diesmal war es ein großes Schönwetterfenster von  zwei Wochen.

Schlange am Manaslu

Wir hatten uns relativ weit hinten positioniert, was im Endeffekt ein Glück war. Wir hatten freie Bahn, es waren kaum noch Leute unterwegs. Der vergangene Samstag, der 30. September, war ein guter Gipfeltag. Morgens war es noch etwas windig, deshalb sind wir erst gegen 4.30 Uhr aufgebrochen. Der Wind ließ aber schon am ersten Plateau nach, dort wehte es vielleicht noch mit 15, 20 Stundenkilometern.

Mit uns waren nur etwa ein halbes Dutzend Bergsteiger unterwegs, ein paar Spanier und Russen. Durch das große Aufkommen an Bergsteigern zuvor war die Spur sehr gut ausgeprägt. Zu Beginn der Saison waren die Schlüsselstellen der Route bis zum Gipfel von einem Team des Veranstalters Seven Summit Treks mit Fixseilen gesichert worden. Der Gipfelgang war daher für uns recht entspannt und aufgrund des Wetters sogar ein richtiger Genuss.

Blick vom Gipfel

Ihr seid allesamt ohne Flaschensauerstoff aufgestiegen. Das scheint mittlerweile am Manaslu die Ausnahme zu sein.

Wir waren ja 2012 schon einmal im Frühjahr am Manaslu. Da waren die meisten ohne Sauerstoff unterwegs. Das war jetzt im Herbst 2017 ganz anders. Drei Viertel der Bergsteiger, wenn nicht sogar mehr, gingen mit Sauerstoff. Es hat uns schon ein bisschen schockiert, wenn du Leute siehst, die schon ab Lager 1 (auf 5700 Metern) mit Atemmaske gehen. Ich habe sogar Leute gesehen, die von Lager 1 zum Basislager mit Sauerstoff abstiegen.

Da ist schon ein neuer Typ von Expeditionskunden unterwegs. Es waren sehr viele chinesische Bergsteiger dabei, die keine Kosten und Mühen gescheut haben, um auf den Gipfel zu kommen. Oder auch russische Anbieter, die mit allem geklotzt haben: teilweise zwei Climbing Sherpas pro Kunde, Sauerstoff von Lager 1 bis zum Gipfel, und zum Schlafen auch noch. Da weht mittlerweile ein anderer Wind.

Diese große Masse an Bergsteigern an einem Berg, wie am Everest, Cho Oyu oder jetzt am Manaslu, führt auch zu einer Anonymisierung des ganzen Betriebs. Uns ist zweimal aus Zelten Ausrüstung gestohlen worden. Wenn jemand aus dem Hochlager Steigeisen klaut, muss ihm klar sein, dass für den Bestohlenen der Aufstieg zumindest an diesem Tag zu Ende ist. Das finde ich ganz schön übel.  

Das klingt fast wie eine Beschreibung der Auswüchse am Everest.

Ich würde auch sagen, dass der Manaslu der neue Everest ist. Das ist nicht übertrieben. Es liegt natürlich auch daran, dass Tibet in diesem Jahr dicht war. Aber ich glaube, dass viele Veranstalter, die hier diese Luxusschiene fahren, den Manaslu für sich als vermeintlich leichten Achttausender entdeckt haben.

Im Aufstieg

Gab es denn Absprachen zwischen den einzelnen Veranstaltern, wer wann geht, damit es keine Staus auf der Route gibt?

Nein, davon habe ich jedenfalls nichts mitbekommen. Die haben sich einfach den besten Tag ausgesucht und sind losgezogen. Gerade an diesen Spitzentagen hat es große Staus gegeben, vor allem an den schwierigen Passagen zwischen Lager 1 und 2 sowie zwischen Lager 3 und 4. Das erinnerte fast an die Bilder vom Everest. Ich glaube, da gab es Probleme und Unmut bei denen, die wegen der langsamen Gruppen nicht vorwärts kamen.  

Da kann man ja nur froh sein, dass die Lawinengefahr in diesem Herbst am Manaslu offenkundig geringer war als sonst.

Lawinengefahr herrschte in dieser Saison so gut wie gar nicht. Es hat nur ein-, zweimal ein bisschen mehr geschneit, aber der Neuschnee hat sich sofort gesetzt.

Zuletzt gab es immer wieder Berichte von Bergsteigern, dass man die Auswirkungen des Klimawandels auch am Manaslu ganz deutlich sehe. Du warst 2012 schon mal dort. Hast du die Veränderungen auch registriert?

Damals waren wir im Frühjahr dort, als überall noch der Schnee des Winters lag, jetzt im Herbst, das kann mich nicht richtig vergleichen. Aber man sieht schon, dass der Gletscher markant zurückgeht. Am Manaslu North etwa schaut sehr viel Fels heraus, wo vor Jahren noch ununterbrochene Riffeleisflanken waren. Überall läuft das Wasser. Man kann die Folgen des Klimawandels am Manaslu deutlich sehen.

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Alexander Huber: „Klimawandel ist krass spürbar“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/alexander-huber-klimawandel-ist-krass-spuerbar/ Sat, 02 Sep 2017 15:50:09 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=37379

Ogre II und I (r.), dazwischen die erreichte Scharte

Drei Versuche, dann war Schluss. Wie berichtet, brachen Alexander Huber, der Schweizer Dani Arnold sowie die beiden Osttiroler Mario Walder und Christian Zenz ihre Expedition am 7285 Meter hohen Ogre I in Pakistan ab und kehrten heim. Sie hatten den Gipfel des überhaupt erst dreimal bestiegenen Bergs über den noch nie gemeisterten Ostpfeiler erreichen wollen. Ich habe mit Alexander, dem mit 48 Jahren jüngeren der beiden Huberbuam, über die gescheiterte Expedition gesprochen.

Alexander, du hast auf Facebook geschrieben, ihr hättet kapiert, was euch der Berg sagen wollte. Wie lautete diese Botschaft?

Wir sind dreimal in Richtung Berg aufgebrochen, haben dreimal mit maximalem Risikomanagement die Dinge in Schach halten können, sind beim letzten Mal auch bis zum Einstieg gelangt. Aber wir haben jedes Mal gemerkt, dass wir zeitlich extrem knapp dran waren. Es gab nur ein ganz kurzes Fenster, in dem wir uns sicher am Berg bewegen konnten. Dann musst du voll Stoff unterwegs sein, um zeitig aus der Gefahrenzone heraus zu kommen. Das haben wir dreimal gemacht, und es ist es auch gutgegangen. Aber irgendwann läuft es mal nicht so gut, und dann steht man mitten in diesem extrem gefährlichen Gelände und kommt nicht mehr heraus.

Dazu kam, dass wir so einen schlechten Schnee hatten. Wir haben im Wasserschnee gekämpft, auf 6100 Metern, und das mitten in der Nacht! Das waren brutale Verhältnisse. Das ist ganz klar dem Klimawandel geschuldet. Besser Finger weg davon, wenn man überleben will.

Alexander Huber

Fiel die Entscheidung abzubrechen einstimmig?

Absolut einstimmig. Für jeden von uns war klar, dass wir unter solchen Verhältnissen nicht einmal den Hauch einer Chance haben, überhaupt in die Nähe des Gipfels zu kommen. Und wenn ich weiß, dass ich eh nicht hinaufkomme, weil der Schnee so was von bescheiden ist, dann ist es besser, es irgendwann gut sein zu lassen. Wir haben ja auch die Schneefelder oben gesehen. Da war ein Großteil des Schneefeldes blank, das heißt, dort war ein Lawinenstreifen abgegangen. Es sorgt natürlich auch nicht für die positivste Einstellung, wenn man sieht, dass die Schneeverhältnisse oben immer noch problematisch und sehr gefährlich sind.

Klimawandel hinterlässt Spuren

Du hast den Klimawandel angesprochen. Es war in diesem Jahr im Karakorum wieder extrem warm. Wäre es aus deiner Sicht eine Alternative, zu einem späteren Zeitpunkt anzureisen?

Ich habe es vor zwei Jahren am Latok erlebt, im letzten Jahr in Grönland und jetzt wieder: Der Klimawandel ist derart krass spürbar, dass es fast weh tut. Wie in den Alpen wird sich auch im Karakorum das Bergsteigen verändern müssen. Wahrscheinlich wird man sich in Zukunft an einem leichten Siebentausender akklimatisieren und dann gegen Ende August für nur zwei, drei Wochen an so einen schwierigen Berg wie den Ogre gehen. Das ist das einzige Szenario, das ich mir derzeit denken kann, damit du an einem solchen gefährlichen Berg schlagkräftig unterwegs sein kannst. So werde ich es sicher das nächste Mal angehen.

Wird es also einen dritten Versuch am Ogre geben?

Das kann gut sein. Ich habe diesen Berg schon 1993, damals mit Traunsteiner Freunden, erstmals als Ziel ins Auge gefasst. Wir haben uns dann aber kurzfristig für den Latok II entschieden, wo ich dann 1997 mit Thomas hingefahren bin [Mit Toni Gutsch und dem US-Amerikaner Conrad Anker gelang ihnen die erste Durchsteigung der Latok II-Westwand]. 1999 haben wir dann den Ogre I probiert [Mit Gutsch und Jan Mersch versuchten sie vergeblich, über den Südpfeiler auf den Gipfel zu steigen]. Damit hat überhaupt mein Denken an das Bergsteigen und Klettern an den ganz großen Bergen angefangen. Deswegen ist der Ogre irgendwie ein bisschen in mir verankert. Wenn es passt, werde ich noch einmal dorthin aufbrechen. Aber wenn, dann sicher mit einer völlig veränderten Taktik.

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Schwere Zeiten für Wetterexperten https://blogs.dw.com/abenteuersport/schwere-zeiten-fuer-wetterexperten/ Thu, 22 Jun 2017 18:45:12 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36743

Charly Gabl

„Ich habe wieder ein paar graue Haare mehr bekommen“, sagt Karl, genannt Charly Gabl. „Es war schrecklich.“ Der weltbekannte Meteorologe aus Österreich meint die Wetterkapriolen am Mount Everest in der zurückliegenden Frühjahrssaison, die Vorhersagen so schwer machten wie selten zuvor. Wieder hat sich Charly zahlreiche Nächte um die Ohren geschlagen, um Topbergsteiger aus aller Welt zu beraten, die ihm fast bedingungslos vertrauen. „Das eine Computer-Modell zeigt in einer Woche über zweieinhalb Meter Neuschnee, das andere gar keinen Niederschlag. Welches soll man nehmen?“

Karl Gabl: Wetterkapriolen am Everest

Traditionelles Schönwetterfenster blieb aus

Hans Wenzl gehörte zu jenen, die den Mount Everest ohne Atemmaske bestiegen

In diesem Jahr habe es einfach keine einzige längere Schönwetterperiode am Everest gegeben, erzählte mir der inzwischen 70-Jährige, als ich ihn am vergangenen Wochenende auf der Messe „Outdoor“ in Friedrichshafen traf. „Normalerweise haben wir zwischen dem 15. und 25. Mai einige Tage hintereinander ohne Jetstream, mit relativ hohen Temperaturen und besten Bedingungen, diesmal nicht. Stattdessen immer wieder Cumuluswolken, in der Frühe Sonne, nachmittags wieder Schauer.“ Wie unberechenbar das Wetter in dieser Saison war, zeigte sich zum Beispiel am letzten Mai-Wochenende: Acht Bergsteiger brachen ohne Flaschensauerstoff Richtung Gipfel auf, nur drei von ihnen erreichten bei schlechteren Wetterbedingungen als vorhersagt den höchsten Punkt, ohne zur Atemmaske gegriffen zu haben.

Vater-Kinder-Verhältnis

Trotzdem sei er mit der Bilanz der von ihm betreuten Bergsteiger zufrieden, sagt Gabl. So habe der blinde österreichische Bergsteiger Andy Holzer auf dem Everest gestanden, der Deutsche David Göttler die Shishapangma-Südwand durchstiegen. „Tamara Lunger und Simone Moro waren insofern erfolgreich, dass sie die Kangchendzönga-Überschreitung nicht machen mussten, und wieder gesund zu Hause sind.“ Charly fiebert mit den Extrembergsteigern mit. „Das sind ja Freunde. Ich habe fast ein Vater-Kinder-Verhältnis zu ihnen. Ich kümmere mich um sie, freue mich, wenn sie Erfolg haben und gesund bleiben.“

Karl Gabl: Vater-Kinder-Verhältnis

Klimawandel lässt grüßen

Pakistanische Südseite des K 2

Auch in der Sommersaison an den Achttausendern Pakistans, die inzwischen begonnen hat, berät Gabl wieder einige Bergsteiger, unter anderem am K 2, dem zweithöchsten Berg der Erde. Müssen die Gipfelaspiranten im Karakorum – wie in den vergangenen Jahren – wieder mit hohen Temperaturen rechnen? „Ich glaube schon, dass sich die allgemein anerkannte Klimaerwärmung, die Donald Trump noch nicht mitbekommen hat, den Bergen und Gletschern zusetzt“, antwortet der Meteorologe. „Der Steinschlag hat zugenommen.“ Schon Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits hätten vor einigen Jahren bei ihren gescheiterten Versuchen auf der pakistanischen Seite des K 2 darauf hingewiesen, dass der Abruzzen-Sporn, eigentlich die Normalroute, lebensgefährlich geworden sei. Auch die als sicherer geltende Cesen-Route über den Südsüdostgrat „schießt im Sommer inzwischen aus allen Rohren. Da kommen große Steine und Eisschlag herunter. Die Klimaerwärmung macht vor keinem Gebirge der Welt halt.“

Karl Gabl: Klimawandel lässt grüßen

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Zeitbombe Imja Tsho entschärft – vorerst https://blogs.dw.com/abenteuersport/zeitbombe-imja-tsho-entschaerft-vorerst/ Mon, 28 Nov 2016 16:24:38 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34313 Abflusskanal am Imja-Gletschersee

Abflusskanal am Imja-Gletschersee

Es ist wie bei einer Regentonne. Die Regenmenge ist nicht steuerbar. Willst du verhindern, dass die Tonne überläuft, musst du Wasser ablassen. Nach diesem Muster ist jetzt der Wasserspiegel des Imja Tsho über einen Zeitraum von zwei Monaten um insgesamt 3,40 Meter gesenkt worden. Der Gletschersee im Everest-Gebiet, der an einigen Stellen knapp 150 Meter tief ist, war in den vergangenen Jahren in Folge des Klimawandels immer weiter angewachsen und zu einer Bedrohung für die talwärts gelegenen Dörfer geworden, vor allem Chukhung und Dingboche. Ein Bruch des natürlichen Damms hätte verheerende Folgen haben können. Soldaten der nepalesischen Armee waren an den Bauarbeiten für den Kanal beteiligt, über den insgesamt knapp vier Milliarden Liter Wasser kontrolliert abgelassen wurden. Nach Angaben der Regierung in Kathmandu „profitieren geschätzte 96.562 Menschen, darunter auch Touristen“ – für diese exakte Schätzung gehört Nepal ins Guinness-Buch der Rekorde 😉 – von dem Projekt, das rund drei Millionen US-Dollar kostete und von den Vereinten Nationen finanziert wurde. Daene McKinney, Professor für Umwelttechnik und Wasserbau an der Universität von Texas in Austin, war vor Ort und hat mir meine Fragen beantwortet.

Professor McKinney, Sie waren in das Entwässerungsprojekt am Imja-Gletschersee in der Everest-Region eingebunden. Als wie gefährlich bewerteten Sie die Situation vor dem Beginn des Projekts?

Imja Tsho, fotografiert aus dem All

Imja Tsho, fotografiert aus dem All

Wir haben das Risiko des Imja-Sees nun schon ein paar Jahre lang erforscht. Das schloss Untersuchungen und Messungen vor Ort ein, Rücksprache mit den lokalen Dorf-Gemeinschaften und detaillierte Computersimulationen. Unsere letzte Publikation (David Rounce et. al., 2016), stuft den See in der Kategorie „mittleres Risiko“ ein.  Diese Kategorie ergibt sich aus dem derzeitigen Status eines „niedrigen“ Risikos, das von dem See ausgeht, und der künftigen Einordnung eines „sehr hohen“ Risikos aufgrund der zu erwartenden kontinuierlichen Vergrößerung des Sees, die sich ergibt, sollten sich Lawinen in den See ergießen(die Betonung dabei liegt auf künftig, nicht derzeit).

Denken Sie, dass die Situation nun unter Kontrolle ist?

Die gerade herbeigeführte Absenkung des Wasserspiegels um drei bis dreieinhalb Meter hat natürlich den hydrostatischen Druck des Sees auf die Endmoräne zu einem gewissen Grad reduziert, das hilft. Aber der See wird sich weiter ausdehnen, in der Zukunft werden wir ein Problem bekommen. Außerdem wird sich der Zustand der kleinen Seen verschlechtern, die den Abfluss bilden, und sie werden aufgrund des Eiskerns der Moräne irgendwann mit dem großen See zusammenwachsen. Das wird den Druck auf die Moräne erhöhen, damit steigt auch in gewissem Umfang das Risiko.

Daene McKinney am Imja Tsho

Daene McKinney am Imja Tsho

Die nepalesische Regierung bezeichnete die Absenkung des Imja Tsho als „Meilenstein nicht nur für Nepal, sondern weltweit“. Es war ein Pilotprojekt. Wie realistisch ist es, das Imja-Modell auf andere potentiell gefährliche Gletscherseen zu übertragen?

Die Erfahrung der Bauarbeiten am Imja-See ist für die Region nützlich, zeigt sie doch, dass man solche Arbeiten überhaupt an entlegenen Orten im Hochgebirge ausführen kann. Allerdings wurden die Bemessungsgrundlagen für die Absenkung des Sees (mindestens drei Meter) willkürlich gewählt, ohne wissenschaftliche oder technische Grundlage. Das entsprach der Vorgehensweise am Tsho Rolpa (im Rolwaling Tal), dem bis dahin einzigen See in Nepal, der abgesenkt wurde. Man kann nur hoffen, dass bei Überlegungen für Absenksysteme an weiteren Seen, z.B. dem Thulagi-See (nahe dem Achttausender Manaslu gelegen), eine systematischere und wissenschaftlichere Methode gewählt wird, um zu entscheiden, welcher Wasserspiegel eines Sees als „sicher“ gilt.  

Es ist anzunehmen, dass der Klimawandel zu noch mehr Gletscherseen im Himalaya führen oder die Lage an bereits existierenden Seen verschärfen wird. Glauben Sie, dass man das Problem in den Griff kriegen kann?

Definitiv bilden sich Jahr für Jahr im Himalaya neue Seen und dehnen sich aus. Das wird auch in absehbarer Zukunft so bleiben. Einige dieser Seen werden auf Dauer die stromabwärts lebenden Dorfbewohner und die Infrastruktur bedrohen. Dieses Risiko muss eingeschätzt werden (daran arbeiten wir gerade). Um Menschen und Güter stromabwärts zu schützen, muss eine Definition her, welches Gefahrenniveau annehmbar ist. Wenn das Risiko zu hoch ist, müssen neue Sicherheitssysteme für die Seen mit dem entsprechenden Know-how entwickelt und umgesetzt werden.

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Ostgrönland: Alexander Huber und Co. pflücken den Tag https://blogs.dw.com/abenteuersport/ostgroenland-alexander-huber-und-co-pfluecken-den-tag/ Tue, 04 Oct 2016 15:01:37 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33795 Thomas Huber (r.) in Ostgrönland

Thomas Huber (r.) in Ostgrönland

Der Klimawandel macht zuweilen auch Abenteurern einen Strich durch die Rechnung. Eigentlich hatten sich der deutsche Topkletterer Alexander Huber und seine Osttiroler Teamgefährten Mario Walder, Bruno Schneider und Christian Zenz in diesem Sommer vorgenommen, die vor 16 Jahren erstmals durchstiegene Südwand des Tupilak in Ostgrönland frei zu klettern. „Das ist eine total geile, steile Wand“, schwärmt Alexander. „Aber wir sind gar nicht erst hingekommen. Die 40 bis 50 Kilometer Anmarsch waren ohne Schlitteneinsatz nicht drinnen.“ Das blanke Eis der Gletscher ohne Schneeauflage und die darauf liegenden kleinen Steinchen hatten den Pulkas, den Kunststoff-Zugschlitten, schon nach etwa einem Drittel der Strecke den Garaus gemacht. Ihre Ski hatten die vier Kletterer ganz umsonst mitgenommen.

Alexander Huber war im vergangenen Jahr schon einmal in Ostgrönland gewesen, allerdings zu einer anderen Jahreszeit. „Du kannst dir im arktischen Winter einfach nicht vorstellen, dass das Ganze dann im Sommer völlig schneefrei wird. Das zeigt schon ganz klar den Klimawandel“, erzählt mir der 47-Jährige, der jüngere der beiden „Huberbuam“. „Dass die Null-Grad-Grenze permanent auf 2500 bis 3000 Meter liegt, ist schon sehr ungewöhnlich.“

Attraktives Alternativziel

Ritterknechtd

Ritterknecht

Huber und Co. disponierten kurzerhand um und entschieden sich für einen Versuch am Ostpfeiler des 2020 Meter hohen Ritterknecht, vielen Kletterern auch unter dem dänischen Namen Rytterknægten bekannt. Der markante Berg im so genannten „Schweizerland“ war 1938 von einer Expedition des „Akademischen Alpenclubs Zürich“ erstmals bestiegen worden. Die Gruppe unter Leitung des Alpinisten André Roch hatte gut ein Dutzend Gipfel in Ostgrönland erstmals betreten. Alexander hatte den Ostpfeiler im Vorjahr als mögliches Ziel ausgemacht: „Das war auch die Motivation, die Reise zu starten. Ein 1000 Meter hoher Pfeiler, von eindrucksvoller massiver Gestalt. Das ist natürlich schon für einen Alpinisten ein Ziel, so einen Pfeiler zu erklettern.“ Hubers Recherchen ergaben, dass offenbar noch niemand dort hochgeklettert war. „Wir haben diesen Pfeiler erstbegangen, das war eine super Sache.“

Gemacht, was möglich war

Erfolgreiches Team: Schneider, Huber, Zenz, Walder (v.l.)

Erfolgreiches Team: Schneider, Huber, Zenz, Walder (v.l.)

Innerhalb von 24 Stunden kletterte das Quartett über den Pfeiler zum Gipfel und wieder zurück. „Eine gewaltige Bergfahrt“ sei es gewesen, schreibt Mario Walder in seinem Expeditionsbericht. Die Erstbegeher taufen ihre Route „Carpe diem“, „Pflücke den Tag“. Das Motto gelte auch für die Expedition, sagt Alexander Huber: „Wir haben unsere Chancen genutzt und genossen. Wir haben einfach das, was möglich war, zufrieden aufgenommen.“ Drei Wochen waren die Kletterer unterwegs. Der besondere Reiz einer Expedition in die Arktis liege in der „absoluten Abgeschiedenheit“, findet Alexander. „Wir haben uns von einem Inuit bis zum Ende des Fjords bringen lassen. Und von dem Zeitpunkt an waren wir die einzigen Menschen, die in dieser Bergregion unterwegs waren.“

Verwundbar

Unmittelbar vor der Abreise von Island nach Grönland erfuhr Alexander Huber vom 16-Meter-Sturz seines Bruders Thomas aus einer Felswand im Berchtesgadener Land. „Das war für mich schon ein dramatischer Moment, weil ich gar nicht gewusst habe, ob ich mich überhaupt auf die Reise begeben soll. Bevor ich losflog, wollte ich schon wissen, dass es ihm gut ging.“ Auch wenn der Sturz für Thomas letztlich – wie berichtet – vergleichsweise glimpflich ausging, saß der Schock auch bei Alexander tief: „Das macht einem immer wieder bewusst, wie verwundbar man als Mensch ist.“

P.S. Alexander Huber ist gerade aus dem Felsmassiv Picos de Europa in Nordspanien zurückgekehrt. Dort gelang es ihm und seinem deutschen Kletterpartner Fabian Buhl, die klassische Route „Suenos de invierno“ (Winterträume) am 2518 Meter hohen Naranjo de Bulnes erstmals frei zu klettern – in neun Stunden. Die spanischen Winter-Erstbegeher der Route hatten 1983 insgesamt 69 Tage in der Wand verbracht.

 

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Riesen-Gletscherabbruch in Tibet https://blogs.dw.com/abenteuersport/riesen-gletscherabbruch-in-tibet/ Fri, 16 Sep 2016 07:56:16 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33595 Nach der Rieseneislawine

Nach der Riesen-Eislawine

In diesem Sommer ist auf dem tibetischen Hochplateau eine Mega-Eislawine abgegangen. Im Aru-Gebirgsmassiv im Nordwesten Tibets brach eine ganze Gletscherzunge ab und stürzte talwärts. Wissenschaftler sagen, es habe sich um eine der größten Eislawinen gehandelt, die jemals registriert worden seien. Nach Angaben der chinesischen Behörden kamen bei dem Naturereignis, das sich bereits am 17. Juli ereignete, neun tibetische Hirten ums Leben, außerdem wurden mehr als 350 Schafe und 110 Yaks unter den Eis- und Felsmassen begraben. Die amerikanische Raumfahrtagentur NASA veröffentlichte jetzt Satellitenbilder, die das Ausmaß verdeutlichen: Das abgerutschte Eis bedeckete eine Fläche von zehn Quadratkilometern und färbte den angrenzenden See weiß. An einigen Stellen türmten sich Eis und Geröll bis zu 30 Meter hoch auf. Die Ursache des Gletscherabbruchs ist noch unklar. „Der Klimawandel sorgt in den Gletscherregionen für zusätzliche Risiken, mit Mechanismen, die wir noch nicht durchschauen“, sagte der chinesische Glaziologe Tian Lide. „Es ist dringend nötig, diese Prozesse zu überwachen und zu erforschen, vor allem in bevölkerten Gebieten im Hochgebirge.“

Ich habe bei dem Schweizer Wissenschaftler Samuel Nussbaumer nachgefragt. Der 35 Jahre alte Glaziologe arbeitet in Zürich für den World Glacier Monitoring Service (WGMS), der die Entwicklung der Gletscher weltweit beobachtet und analysiert.

Vor dem Gletscherabbruch

Vor dem Gletscherabbruch

Wie ungewöhnlich ist dieser massive Gletscherabbruch in Tibet?

So wie ich das sehe, ist wirklich die Gletscherzunge vollständig abgebrochen, der gesamte untere Teil. Ich kenne keinen anderen Fall diesen Ausmaßes – wobei natürlich nur das bekannt ist, was auch historisch dokumentiert ist. Es gab schon einmal 2002 einen Fall mit einer ähnlichen Dimension am Kolka-Gletscher im russischen Teil des Kaukasus  (damals kamen rund 140 Menschen ums Leben). Dort ist aber zunächst der Fels abgebrochen und hat das Eis mitgerissen. Was damals passiert ist, weiß man ziemlich genau. Die exakten Umstände in Tibet sind dagegen noch nicht bekannt.

Samuel Nussbaumer

Samuel Nussbaumer

Sind solche massiven Gletscherabbrüche vorhersehbar? Gibt es alarmierende Hinweise?

Gletscher sind in ständiger Bewegung. Zeichen dafür sind zum Beispiel die Gletscherspalten. Die kann man mit Kameras oder auch hoch aufgelösten Satellitenbildern beobachten. Dann könnte man so etwas auch vorhersehen. Aber es ist natürlich nicht praktikabel, alle Gletscher weltweit zu überwachen. In den Alpen beispielsweise geschieht das bei vielen Gletschern. Die Dimension ist jedoch viel kleiner. Da geht es dann zum Beispiel darum, dass bei einem steilen Hängegletscher die Gefahr besteht, dass ein Teil abbricht und auf eine Siedlung oder Seilbahnstation stürzt. Diese Gletscher werden mit automatischen Kameras überwacht. Ein solcher Abbruch kündigt sich immer vorher an – etwa indem das Eis schneller fließt oder die Spalten größer werden und sich Klüfte bilden.

Sind Riesen-Gletscherabbrüche wie der in Tibet eine Folge des Klimawandels?

Das kann man erst sagen, wenn die Ursache des Abbruchs in Tibet geklärt ist. Aber für den Prozess, dass sich so eine Gletscherzunge bewegt, spielt Schmelzwasser eine wichtige Rolle. Man spricht in so einem Fall von einer „Zungenrutschung“. 1965 gab es eine in der Schweiz am Allalin-Gletscher (88 Menschen starben damals), dort ist auch die Gletscherzunge komplett abgebrochen. Oft ist es dabei so, dass im Gletscherbett viel Wasser ist, auf dem der Gletscher abgleiten kann, und dann bricht er plötzlich ab. Bei steilen Gletschern ist das ein bekanntes Phänomen, aber natürlich in einem viel kleineren Ausmaß als jetzt in Tibet. Wenn die Temperaturen höher sind, ist die Chance größer, dass es mehr Schmelzwasser gibt. Das ist dann wie ein Wasserfilm, der als Schmiermittel wirkt.

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Wenn der Wasserturm leer ist https://blogs.dw.com/abenteuersport/wenn-der-wasserturm-leer-ist/ Thu, 10 Dec 2015 15:24:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31467 Gletscherschmelze am Mount Stanley in Uganda (© www.25zero.com)

Gletscherschmelze am Mount Stanley in Uganda (© www.25zero.com)

Es ist nicht mehr als ein Zufall, aber ein passender. In diesem Jahr fällt der seit 2002 alljährlich am 11. Dezember wiederkehrende „Internationale Tag der Berge“ genau mit dem Abschlusstag der Weltklimakonferenz in Paris zusammen – bei der morgen hoffentlich endlich einmal mehr herauskommt als nur heiße Luft. Die Berge gelten als Frühwarnsystem für den Klimawandel (s. Video unten). Wer viel in den Bergen unterwegs ist, müsste schon blind sein, um die Veränderungen nicht wahrzunehmen. Die Gletscher schmelzen fast überall im Rekordtempo. So werden mehr als zwei Dutzend Berge in Asien, Afrika und Südamerika, die in Äquatornähe liegen und einst vergletschert waren, wohl innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahrzehnte komplett eisfrei sein. Auch der Permafrost ist in den Bergen auf dem Rückzug: Böden, die sonst dauerhaft gefroren waren, tauen auf. Vermehrter Steinschlag, häufigere Erdrutsche oder Schlammlawinen sind die Folge – nicht nur im Himalaya.

Mehr als nur Umweltprobleme

„Den Himalaya zu schützen, bedeutet, uns selbst und auch künftige Generationen zu schützen“, sagte Ang Tshering Sherpa, der Präsident des Nepalesischen Bergsteiger-Verbands (NMA), dieser Tage bei einem Besuch der Klimakonferenz in Paris.  „Der Himalaya ist wie ein Wasserturm für drei Milliarden Menschen in Asien, also fast die Hälfte der Weltbevölkerung. Wenn er leer ist, wird es nicht nur Umweltprobleme geben, sondern eine humanitäre und politische Krise.“

DAV fordert neue Ideen im Tourismus

Der Deutsche Alpenverein (DAV) weist anlässlich des „Internationalen Tags der Berge“ auf die Folgen des Klimawandels für die Alpen hin. Selbst bei einem erfolgreichen Abschluss des Gipfels in Paris könnten diese „allenfalls abgemildert, aber nicht mehr aufgehalten werden“. Neben Gletscherschmelze und weniger Permafrost müsse mit mehr extremen Wettereignissen und Schneemangel gerechnet werden. „Wir brauchen neue Ideen im Tourismus“, sagt DAV-Vizepräsident Rudolf Erlacher. „Leider reicht die Fantasie vielerorts nur bis zum Bau von Beschneiungsanlagen.“ Die Urlauborte müssten ihre Angebote nachhaltiger und vielfältiger gestalten, so Erlacher: „Die Alpen bieten einzigartige Wintererlebnisse auch abseits der Piste.“

Update 11.12.: Nun fallen die beiden Termine doch nicht zusammen. Die UN-Konferenz in Paris ist bis Samstag verlängert worden. Das klingt nicht gerade nach einem guten Omen.

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Dawa Steven Sherpa: „Chancen gehen zur Neige“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/interview-dawa-steven-sherpa-cop21/ Thu, 03 Dec 2015 10:30:08 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31357 Der Imja Tsho, ein Gletschersee im Everest-Gebiet

Der Imja Tsho, ein Gletschersee im Everest-Gebiet

Es ist fünf vor zwölf, vielleicht sogar später. Die Zeit wird knapp, um den von Menschen verursachten Klimawandel zu bekämpfen. Die Auswirkungen der globalen Erwärmung lassen sich auch im Himalaya nicht mehr verleugen, etwa in Nepal. US- und einheimische Wissenschaftler schlagen Alarm: „Vor allem wegen des Klimawandels sowie der jüngsten Auswirkungen des Erdbebens und der Nachbeben ist Nepal in eine Phase häufig auftretender katastrophaler Ereignisse eingetreten, die sich in den kommenden Jahren auf die Bevölkerung des Landes, ihre Lebensumstände und ihre Lebensgrundlage auswirken wird.“ Die Wissenschaftler hatten die Folgen des verheerenden Erdbebens am 25. April auf die größten und gefährlichsten Gletscherseen in Nepal untersucht.
In diesen Tagen diskutieren Delegierte aus aller Welt in Paris über ein neues Klimaschutzabkommen. Aus diesem Anlass habe ich Dawa Steven Sherpa in Kathmandu angerufen. Zusammen mit seinem Vater Ang Tshering Sherpa, dem Präsidenten des Nepalesischen Bergsteigerverbands (NMA)  führt der 31-Jährige den Expeditionsveranstalter„Asian Trekking“. Dawa Steven bestieg zweimal den Everest (2007 und 2008) und auch die Achttausender Cho Oyu (2006) und Lhotse (2009). Seit Jahren engagiert er sich für Umwelt- und Klimaschutz, unter anderem ist er Botschafter des WWF für den Klimawandel.

Gefährlicher Khumbu-Eisbruch

Gefährlicher Khumbu-Eisbruch

Dawa Steven, welche Veränderungen durch die globale Erwärmung stellst du in Nepal fest, besonders in der Everest-Region?

Alle Bergregionen Nepals wandeln sich, selbstverständlich auch die Everest-Region. Als Bergsteiger siehst du die Veränderungen. Neue Routen müssen gesucht werden, so wie es in diesem Jahr die „Icefall Doctors“ im Khumbu-Eisbruch gemacht haben. Auch die Gefahrenlage ändert sich. Wir registrieren mehr Steinschlag, weil Schnee und Eis fehlen, die früher dafür gesorgt haben, dass sich Steine und Felsbrocken nicht von den Hängen lösten. Wir notieren ebenfalls mehr Lawinen und Zusammenbrüche von Seracs. Natürlich sind das natürliche Prozesse, die an hohen Bergen einfach vorkommen. Aber sie sind noch nie so häufig aufgetreten und in diesem Umfang.

Worin siehst du die größten Gefahren der Zukunft für die Menschen im Himalaya?

Über die Gefahren für Bergsteiger habe ich ja gerade gesprochen, aber es gibt noch viele, viele andere Probleme. Die Gletscher schmelzen und verwandeln sich in riesige Seen, deren natürliche Dämme zu brechen drohen. Die Wassermassen würden tiefer liegende bewohnte Täler treffen. Das ist eine unmittelbare Auswirkung, aber es gibt auch noch andere. Zum Beispiel ändert sich das Wettergeschehen. Es ist kaum noch möglich vorherzusagen, wann es regnet, wann die Niederschläge aufhören, wie trocken oder kalt es wird. Früher konnte man sich auf gewisse historische Wettermuster verlassen, heute funktioniert das nicht mehr. Deshalb wird es für Menschen, die auf Landwirtschaft angewiesen sind, immer schwerer, nicht nur in den Bergen, auch in den Tälern.
Außerdem können wegen der steigenden Temperaturen immer mehr Insekten in großen Höhen überleben. Es tauchen Schädlinge an Orten auf, an denen man sie früher gar nicht kannte. Auch Mücken und Parasiten werden in immer höheren Lagen angetroffen. Sie zerstören die Ernten und gefährden die Gesundheit.

Dawa Steven Sherpa

Dawa Steven Sherpa

Der Klimawandel hat auch Auswirkungen auf den für Nepals Wirtschaft so wichtigen Tourismus. Im Jahr 2013 etwa blieb der Flughafen Lukla [das Eingangstor für Bergsteiger und Trekking-Touristen ins Khumbu-Gebiet] im Oktober 12 Tage lang geschlossen. Eigentlich ist der Oktober für den Tourismus in Nepal der stärkste Monat. Aber wenn mehr als ein Drittel der Tage wegen des schlechten Wetters für Reisen ausfallen, hat das gravierende Auswirkungen auf die Lebensgrundlage der Menschen vor Ort, auf die Situation der lokalen Wirtschaft – und auch der ganzen Nation. Denn so etwas schadet dem Ruf Nepals als verlässliches und seriöses Urlaubsziel.

Nepal kämpft derzeit mit anderen großen Problemen: den Folgen des verheerenden Erdbebens, Engpässen wegen der Blockade der Grenze zu Indien, dazu gibt es noch eine neue Regierung. Bleibt da im öffentlichen Bewusstsein überhaupt noch Platz für die Problematik des Klimawandels?

Wir müssen zwischen dringenden und wichtigen Bedürfnissen unterscheiden. Im Augenblick gibt es dringendere Bedürfnisse in Nepal, etwa dass die Blockade endlich aufgehoben wird. Vor diesem Hintergrund beschäftigen sich die Menschen selbstverständlich weniger mit den langfristigen Folgen des Klimawandels. Aber ob Klimawandel, Blockade oder Erdbeben, sie alle haben einen direkten Einfluss auf den Lebensunterhalt der Menschen. Nach dem Erdbeben konnten Hunderttausende Menschen nicht in ihre Häuser zurückkehren, weil aufgrund der Blockade keine Hilfe mehr eintrifft und die Bauarbeiten zum Stillstand gekommen sind. Diese Menschen wissen nicht mehr, was sie tun sollen. Sie können nicht auf ihre Felder gehen, weil ihre Ernte zerstört wurde. Es ist nicht einfach schwarz-weiß, hier der Klimawandel, dort das Erdbeben. Am Ende des Tages hängt alles irgendwie zusammen und schränkt die Fähigkeit der Menschen vor Ort ein, für sich selbst zu sorgen.

KlimakonferenzWas erwartest du vom Klimagipfel in Paris?

Ich hoffe, dass nicht nur die mächtigen, sondern alle Nationen eine Vereinbarung treffen, um den Kohlendioxid-Ausstoß so weit zu reduzieren, dass die globale Erwärmung deutlich unter zwei Grad Celsius gehalten werden kann. Außerdem muss das Abkommen rechtsverbindlich sein. Sollte man einem Land nachweisen, dass es sich nicht an die Regeln hält, muss es dafür haften. Es geht hier schließlich nicht nur um unsere, sondern jedermanns Zukunft. Ich hoffe, dass diejenigen, die am Verhandlungstisch sitzen und dann die Papiere unterzeichnen, nicht nur durch die ökonomische Brille blicken. Ich denke, am Ende des Tages, wenn die Erde wirklich beginnen sollte zu kollabieren, sind ökonomische Gründe nur noch ein Witz. Niemand wird dann noch auf diese Entscheidung zurückblicken. Die Delegationen in Paris sollten an künftige Generationen denken und nicht nur an ihre Wirtschaft.

Denkst du, es ist eine der letzten Chancen, weil die Zeit knapp wird?

Die Chancen gehen zur Neige, es wird immer schlimmer. Vielleicht mag es ja in einigen entwickelten, hoch industrialisierten Gebieten der Welt auch Menschen geben, die vom Klimawandel profitieren würden. Aber für die Menschen in Nepal oder in anderen Entwicklungsländern schwinden die Chancen sehr schnell dahin. Sie spüren bereits jetzt die Auswirkungen des Klimawandels.

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Bergsteigen für den Klimaschutz https://blogs.dw.com/abenteuersport/bergsteigen-fuer-den-klimaschutz/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/bergsteigen-fuer-den-klimaschutz/#comments Wed, 25 Nov 2015 11:01:39 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31313 Heidi Sand (© AthletenWerk/Bob Berger)

Heidi Sand (© AthletenWerk/Bob Berger)

Heidi Sand weiß, wie es ist, einen aussichtslos erscheinenden Kampf anzunehmen. „Seit meiner Krebserkrankung habe ich ein besonderes Verhältnis zu Wahrscheinlichkeiten und Chancen“, schreibt mir die 49 Jahre alte deutsche Bergsteigerin und Bildhauerin. „Man muss an sich glauben und sollte die Chance auch noch so gering sein, alles daran setzen, sie zu nutzen.“ 2010 wurde bei Heidi Darmkrebs in fortgeschrittenem Stadium diagnostiziert. Sie nahm den Kampf an. Zwei Jahre später bestieg sie den Mount Everest. 2013 ließ sie mit dem Cho Oyu ihren zweiten Achttausender folgen. Im Jahr danach waren Sand und Billi Bierling die beiden ersten deutschen Frauen auf dem Gipfel des Makalu. Jetzt engagiert sich Heidi für das Klimaschutz-Projekt „25zero”. Das Team um den australischen Abenteurer Tim Jarvis will während des bevorstehenden Klimagipfels in Paris auf die Folgen des Klimawandels für 25 noch vergletscherte Gipfel am nullten Breitengrad, sprich dem Äquator, aufmerksam machen. Wenn jetzt nichts geschehe, so Jarvis, werde auf diesen Bergen spätestens in 25 Jahren kein Eis oder Schnee mehr liegen. Deshalb „25Null“.

Sechs Gipfel auf drei Kontinenten

Mount Stanley

Mount Stanley

Wenn ab Montag kommender Woche in Paris über ein neues Klimaschutzabkommen verhandelt wird, steigen mehrere Teams für das Projekt auf sechs der Gipfel in Äquatornähe mit schwindenden Eisflächen: die Carstensz-Pyramide (4884 Meter) in Indonesien, den Mount Stanley (5109 Meter) in Uganda, den Mount Kenya (5199 Meter) und den Kilimandscharo (5895 Meter) in Tansania sowie den Chimborazo (6268 Meter) in Ecuador und den Nevado del Tolima (5215 Meter) in Kolumbien. Mit Liveberichten und Bildern von diesen Bergen wollen die Abenteurer den Entscheidungsträgern in Paris vor Augen führen, wie dramatisch die Lage bereits ist. “Ich habe mich für den Mount Stanley entschieden, da das Ruwenzori-Gebirge besonders schlimm vom Klimawandel betroffen ist”, sagt Heidi. Mit ihr werden „25zero”-Gründer Jarvis und der Brite Ed Wardle aufsteigen. Jarvis gelang 1999 mit seinem australischen Landsmann Peter Treseder die damals schnellste Expedition zum Südpol ohne Unterstützung von außen. Auch danach sorgte der Australier mit verschiedenen Expeditionen in der Arktis und Antarktis für Schlagzeilen. Wardle ist ein Filmemacher und Bergsteiger, der  schon dreimal auf dem Everest stand.

Gletscher auf dem Rückzug

Es dürfe keine weitere Zeit verschenkt werden, meint Heidi Sand. „Wenn man in unseren Alpen z. B. in Grindelwald unterwegs ist, sieht man es ganz deutlich. Vor 100 Jahren zog sich der große Grindelwald-Gletscher noch bis ins Dorf. Heute ist der Gletscher so weit abgeschmolzen, dass man vom Dorf sechs Stunden hinaufwandern muss“, sagt Heidi. „Auch die Nordwände in den Alpen glichen dieses Jahr eher Südwänden – so gut wie kein Eis oder Schnee in den Wänden. Deshalb musste ich auch mein großes Projekt, die Eiger-Nordwand, auf nächstes Jahr verschieben.“

Optimistin

Immer wieder sind in der Vergangenheit Klimakonferenzen gescheitert. Viel mehr als heiße Luft kam am Ende nicht heraus. Was macht Heidi zuversichtlich, dass es in Paris anders enden könnte? „Wenn ich nicht an den Erfolg glauben würde und nicht eine optimistische Grundeinstellung hätte, die mir das Erreichen meiner Ziele ermöglicht, wäre ich nicht Teil von ‚25zero‘“, antwortet Heidi Sand. „Wir alle haben den Glauben daran und den Optimismus, unseren Teil zu einer besseren Welt beizutragen.“

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Dalai Lama: Klimawandel bedroht Dach der Welt https://blogs.dw.com/abenteuersport/dalai-lama-klimawandel-bedroht-dach-der-welt/ Wed, 21 Oct 2015 11:55:34 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30913 Da schmilzt er dahin

Da schmilzt er dahin

200 Meter Luftlinie von meinem Schreibtisch entfernt wird über nicht weniger verhandelt als die Zukunft des Planeten. Im Bonner World Conference Center beraten noch bis Freitag Vertreter aus aller Welt über ein neues Klimaabkommen. Es soll beim Weltklimagipfel in Paris verabschiedet werden, der Ende November beginnt. Wie so häufig, wenn es um das Klima geht, gestalten sich die Verhandlungen zäh. Die Solidarität mit den Staaten, die schon jetzt die Auswirkungen des Klimawandels spüren, hält sich in Grenzen. Meist gilt: Ökonomie schlägt Ökologie. Dass die Uhr tickt, zeigen uns die Gletscher, die mit wenigen Ausnahmen weltweit abschmelzen. Die vom US-Bergsteiger David Breashears gegründete Organisation Glacier Works hat eindrucksvoll dokumentiert, wie weit sich etwa die Gletscher rund um den Mount Everest in den vergangenen Jahrzehnten zurückgezogen haben. Jetzt hat auch der Dalai Lama auf die Folgen des Klimawandels für seine tibetische Heimat hingewiesen.

Der dritte Pol

„Dieser blaue Planet ist unser einziges Zuhause und Tibet sein Dach. Es ist so wichtig wie die Arktis und die Antarktis, es ist der dritte Pol“, sagt das geistliche Oberhaupt der tibetischen Buddhisten in einer Videobotschaft (s.u.) aus dem Exil in Indien. „Das tibetische Hochplateau muss geschützt werden, nicht nur für die Tibeter, sondern für eine gesunde Umwelt und Nachhaltigkeit der gesamten Welt.“

Der 80-Jährige weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Worte nicht als politische Botschaft, sondern als eine humanitäre verstanden wissen will.

Trinkwasser für über eine Milliarde Menschen

Auch chinesische Wissenschaftler weisen seit langem auf die Folgen des Klimawandels für die Gletscher in Tibet. Die Durchschnittstemperatur auf dem über 4000 Meter hohen Plateau ist in den letzten fünf Jahrzehnten um 1,3 Grad Celsius gestiegen und damit deutlich stärker als im weltweiten Durchschnitt. Die Gletscher Tibets gelten als Trinkwasser-Reservoir für rund 1,3 Milliarden Menschen in Asien. Vor diesem Hintergrund appelliert der Dalai Lama an die junge Generation des 21. Jahrhunderts, sich stärker für den Schutz des Planeten zu engagieren – und damit auch für den Umweltschutz im Himalaya, speziell in Tibet. Ob sein Ruf die Verhandlungsführer hier in Bonn und später dann in Paris erreicht? Schlecht wäre das nicht.

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Müllabfuhr am Everest https://blogs.dw.com/abenteuersport/muellabfuhr-am-everest/ Wed, 05 Mar 2014 18:12:16 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=25449 Müll am Südsattel

Müll am Südsattel

Wann endlich wird in den Redaktionen ein Phrasenschwein aufgestellt, in das jeder fünf Euro einzahlen muss, der den Mount Everest als „höchste Müllkippe der Welt“ bezeichnet? Das Geld könnte dann für Umweltschutz-Projekte in Nepal gespendet werden. In diesen Tagen geistert die Formulierung wieder inflationär durch die Gazetten. Und kaum einer macht sich die Mühe, genauer hinzusehen. Was ist geschehen? Es gibt eine neue Müll-Vorschrift am Mount Everest, nicht mehr und nicht weniger.

Acht-Kilo-Portionen für Absteigende?

Müllsammeln am Everest

Müllsammeln am Everest

Madhu Sudan Burlakoti vom nepalesischen Tourisministerium teilte mit, dass von April an jeder Bergsteiger einer Expedition, der oberhalb des Basislagers unterwegs sei, acht Kilogramm Müll vom Berg zurückbringen müsse. Den solle er dann im Regierungsbüro im Basislager abgeben. Wer sich nicht daran halte, werde bestraft, sagte Burlakoti, ohne dies näher auszuführen.

Der Außenposten der Regierung entsteht in dieser Frühjahrssaison erstmals in der Zeltstadt auf 5300 Metern Höhe. Gedacht war er als Schiedsstelle, um handfeste Auseinandersetzungen zwischen Sherpas und Bergsteigern wie im letzten Jahr zu verhindern. Jetzt soll das Büro also auch Müllsammelstelle werden. Wie das Ganze praktisch umgesetzt wird, kann ich mir noch nicht richtig vorstellen. Sollen die Bergsteiger nach erfolgreichem oder gescheitertem Gipfelversuch am Südsattel ausschwärmen, um, wenn sie nicht genügend Abfall produziert haben, ihre acht Kilo vollzumachen? Oder werden Sherpas abkommandiert, die den Müll an bestimmten Stellen zusammentragen und in abgewogenen Portionen an die Absteigenden verteilen?

Alter Unrat

Was in den meisten Berichten verschwiegen wird, ist, dass es schon seit Jahrzehnten Müll-Vorschriften für Everest-Expeditionen gibt. Die Bergsteiger sind verpflichtet, ihren Bio-Abfall zu vergraben oder verbrennen. Recycelbares Material wie Plastik oder Glas muss ebenso nach Kathmandu zurückgebracht werden wie verbrauchte Sauerstoffflaschen oder leere Batterien. Wer gegen die Auflagen verstößt, riskiert, seine Umweltkaution in Höhe von 4000 US-Dollar nicht zurückzuerhalten. Die Regierung will auch dafür sorgen, dass alter Unrat vom Mount Everest verschwindet. Der liegt teilweise schon seit Jahrzehnten dort oben und stammt aus einer Zeit, als Bergsteiger am höchsten Berg der Erde noch so selten waren, dass sich kaum jemand Gedanken um Umweltschutz machte.

Klimawandel bringt es an den Tag

Müllsammlung, Sammelmüll

Müllsammlung, Sammelmüll

Seit 2008 hat sich Dawa Steven Sherpa verdient gemacht, weil er dieses Müllproblem ernsthaft angeht. Jahr für Jahr bringt er bei seinen „Öko-Everest-Expeditionen“ nicht nur zahlende Kunden auf den Berg, sondern anschließend auch jeweils rund 5.000 Kilogramm Unrat zurück nach Kathmandu. „Man kann nicht sagen, wie viel Müll noch auf dem Everest liegt“, sagt Dawa Steven. Die große Unbekannte sei, wie viel das Eis verberge. In den letzten Jahren hat der Klimawandel auch am höchsten Berg der Erde seine Spuren hinterlassen. Die Gletscher schmelzen, unter dem Eis liegender Müll und auch Leichen von Bergsteigern treten wieder zu Tage. Es gibt also genügend einzusammeln.

P.S. Werft doch noch mal einen Blick auf die Bildergalerie von 2012. Damals wurden in Kathmandu Kunstobjekte aus Everest-Müll ausgestellt.

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Schwedens höchster Berg schmilzt dahin https://blogs.dw.com/abenteuersport/schweden-kebnekaise-schmilzt-dahin/ Fri, 13 Sep 2013 11:56:22 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=23183

Kebnekaise

Dem Kebnekaise in Lappland geht es an den weißen Kragen. Wenn nicht noch ein klimatisches Wunder geschieht, wird Schwedens höchster Gipfel bald nur noch die Nummer zwei im Lande sein. Forscher der Universität Stockholm vermaßen in diesem August den von einem kleinen Gletscher bedeckten Südgipfel des Kebnekaise und kamen dabei auf eine Höhe von nur noch 2099 Metern, ein historisches Tief (wenn man das bei einer Höhe sagen darf). In den vergangenen 18 Jahren sei die Eishaube im Schnitt um etwa einen Meter pro Jahr zusammengeschmolzen. „Das ist ein klarer Trend“, sagt Geograph Gunhild Rosqvist. Der Klimawandel sei schuld: „Es gibt keinen Zweifel, dass die Schmelze durch das wärmere Wetter verursacht wird.“

Nord statt Süd

Blick vom Südgipfel

Noch knapp drei Meter Eiskuppe weniger und der Kebnekaise Süd ist nicht mehr Schwedens höchster Berg. Die Bücher müssen dann jedoch nur geringfügig umgeschrieben werden. Der zweithöchste Berg des Landes ist nämlich der Nordgipfel des Kebnekaise, nach Angaben der Forscher 2096,3 Meter hoch. Sein Vorteil: Er ist aus solidem Fels, mit einem Steinmann am höchsten Punkt.

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Gletscherschmelze am Everest https://blogs.dw.com/abenteuersport/gletscherschmelze-am-everest/ Wed, 15 May 2013 13:10:20 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=21679

Everest und Khumbu-Gletscher

Bergsteiger beobachten es seit längerem, Wissenschaftler der Universität Mailand haben es jetzt untermauert: Die Gletscher rund um den Mount Everest ziehen sich zurück. In den vergangenen 50 Jahren seien die Eismassen um 13 Prozent geschrumpft, sagt Sudeep Thukari, der die Untersuchung im Rahmen seiner Doktorarbeit leitete. Die Forschungen des  jungen Geowissenschaftlers aus Nepal werden vom Weltklimarat der Vereinten Nationen (IPCC) gefördert.

400 Meter kürzer

Das Wissenschaftler-Team untersuchte, wie sich die Gletscher im Sagarmatha-Nationalpark rund um den Mount Everest in den vergangenen fünf Jahrzehnten verändert haben. Im Schnitt seien sie seit 1962 um 400 Meter kürzer geworden, sagte Thukari. Die Gletscherzonen, die an der Oberfläche statt mit Eis mit Geröll bedeckt seien, hätten um 17 Prozent zugenommen. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Gletscherschmelze am höchsten Berg der Erde Folge des Treibhauseffekts ist. In den letzten 20 Jahren sei die durchschnittliche Temperatur im Everest-Gebiet um 0,6 Grad Celsius gestiegen. Gleichzeitig habe es im Vormonsun und im Winter 100 Millimeter (entspricht 100 Liter pro Quadratmeter) weniger Niederschläge gegeben.

Extrembergsteiger Ralf Dujmovits über Klimawandel am Everest

Wasserturm für Asien

„Die Gletscher des Himalaya sind wie ein Wasserturm für Asien“, sagt Sudeep Thakuri. „Sie speichern das Wasser und geben es in der Trockenzeit als Schmelzwasser wieder ab. Die Menschen in den niedrigeren Regionen sind davon abhängig, weil sie es als Trinkwasser, für die Landwirtschaft und für die Stromproduktion benötigen.“ Vielleicht wäre es mal wieder an der Zeit für eine außerordentliche Kabinettssitzung zu Füßen des Mount Everest, um auf die Folgen des Klimawandels für den Himalaya aufmerksam zu machen. Damit hatte die Regierung Nepals 2009 weltweit für Schlagzeilen gesorgt.

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Ang Tshering Sherpa: Bedrohter Everest https://blogs.dw.com/abenteuersport/ang-tshering-sherpa-everest/ Tue, 23 Apr 2013 08:16:15 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=21183

Ang Tshering Sherpa

Ang Tshering steht mit seinem Werdegang fast symbolhaft für die Erfolgsgeschichte der Sherpas in den vergangenen sechs Jahrzehnten. Geboren wurde er 1953, ein halbes Jahr nach der Erstbesteigung des Mount Everest. In seinem Heimatdorf Khumjung, unweit des höchsten Bergs der Erde auf 3780 Metern gelegen, besuchte Ang Tshering später die von Sir Edmund Hillary gegründete Schule. Mit den dort erworbenen Englisch-Kenntnissen verdingte er sich als Träger und Übersetzer bei Expeditionen. 1982 gründete Ang Tshering das Unternehmen „Asian Trekking“, heute einer der führenden Anbieter von Expeditionen und Trekkingreisen in Nepal. Er heiratete eine Belgierin, sein Sohn Dawa Steven Sherpa studierte in Schottland. Ang Tshering war und ist nicht nur ein erfolgreicher Geschäftsmann mit besten Kontakten weltweit. Er engagierte sich auch stets für die Bergsteiger. Seit 1990 gehört der 59-Jährige zum Vorstand des nepalesischen Bergsteiger-Verbands (NMA), neun Jahre lang war er dessen Präsident. Noch immer steht er an der Spitze der Union der asiatischen Bergsteigerverbände (UAAA). „Der Everest hat Nepal auf die Landkarte gebracht, als ultimatives (Abenteuer-) Touristenziel“, schreibt mir Ang Tshering anlässlich des 60-Jahr-Jubiläums der Erstbesteigung. 

Vom Klimawandel bedroht

Als junger Bergsteiger

„Für die Sherpas ist der Everest die ‚Göttinmutter des Universums’. Sie ist der Wächter, in dessen Schatten die Sherpa-Kinder aufwachsen. Für uns ist der Everest massiv, stabil, unveränderlich, stark, erhaben und unverletzlich.“ Allerdings, so Ang Tshering weiter, wüssten nur wenige, dass der Everest wegen des Klimawandels zu den bedrohtesten Orten der Welt gehöre. „Es gibt mehr als 3000 Gletscher in den höheren Regionen des Himalaya, in den letzten 50 Jahren haben sich dort fast ebenso viele Gletscherseen gebildet.“ Diese Botschaft sei in den niedrigeren Regionen noch nicht richtig angekommen. 

Öko-Everest-Expeditionen

Müllsammeln am Everest

Seit 2008 stellen Ang Tshering und sein Sohn Dawa Steven die von Asian Trekking angebotenen kommerziellen Everest-Expeditionen unter das Siegel des Umweltschutzes. Die Bergsteiger sollen nicht nur den Gipfel erreichen, sondern auf dem Rückweg auch Müll von den Hängen des Everest abtransportieren. „Es liegt in der Verantwortung der ganzen Welt, dabei zu helfen, den Berg und seine Umgebung vor Umweltverschmutzung zu bewahren. Wir müssen die Schätze der Natur respektieren und beschützen“, schreibt Ang Tshering. (Seine vollständigen Äußerungen findet ihr auf den beiden Everest-60-Pinnwänden auf der rechten Seite des Blogs.)

Nur mit dem Segen von Mutter Natur

Zum diamantenen Jubiläum der Erstbesteigung wünscht Ang Tshering dem Mount Everest, dass er „auch weiterhin Menschen dazu inspiriert, ihre eigenen Grenzen zu erforschen und über sie hinauszugehen –  immer im Bewusstsein, dass wir nur mit dem Segen von Mutter Natur den Gipfel erreichen.“ Er selbst stand übrigens nie auf dem Dach der Welt. 1977 erreichte Ang Tshering den Südsattel auf knapp 8000 Metern. Weil das Wetter umschlug, fiel der Aufstieg zum Gipfel flach.

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