Körperbehinderte Bergsteiger – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Neue Everest-Regeln: Mit Kanonen auf Spatzen schießen https://blogs.dw.com/abenteuersport/neue-everest-regeln-mit-kanonen-auf-spatzen-schiessen/ Wed, 03 Jan 2018 13:28:57 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=39019

Mount Everest

Keine Permits mehr für Solobergsteiger, Blinde und beidseitig Beinamputierte – folgt man der Argumentation der nepalesischen Regierung, macht das die höchste Berge der Welt sicherer. Ein Blick auf die Fakten zeigt, dass hier mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird. Sehen wir uns beispielsweise das Geschehen am Mount Everest an. Die Himalayan Database (inzwischen für alle frei zugänglich, also auch für die Regierung Nepals) verzeichnet bisher 1967 Expeditionen zum höchsten Berg der Erde. Davon werden nur sechs – sprich 0,3 Prozent – als Soloexpeditionen eingestuft.

Nur Marshalls Soloversuch 1987 endete tödlich

Reinhold Messners Aufstieg im Sommer 1980 auf der tibetischen Nordseite war der erste und bisher einzig erfolgreiche. Im Sommer 1986 und Frühjahr 1987 versuchte es der Kanadier Roger Gough Marshall vergeblich alleine durch die Nordwand. Im ersten Anlauf schaffte er es bis auf 7710 Meter – im zweiten auf 7850 Meter; beim Abstieg stürzte er 300 Meter oberhalb des Zentralen Rongbuk-Gletschers tödlich ab. Im Winter 1992 brach der Spanier Fernando Garrido seinen Soloversuch auf der nepalesischen Südseite auf 7750 Metern ab.

Hinzu kommen die beiden gescheiterten Versuche des Japaners Nobukazu Kuriki im Herbst 2016 (bis auf 7400 Meter in der Nordwand) und im Frühjahr 2017 (bis auf 7300 Meter) auf der tibetischen Nordseite. Seine anderen „Solo“-Versuche auf der Südseite und über den Westgrat werden nicht als Alleingänge gewertet, weil er über den von den „Icefall doctors“ präparierten Khumbu-Eisfall aufgestiegen war und teilweise andere Expeditionsmitglieder mit ihm Lager 2 erreicht hatten.

0,3 Prozent Bergsteiger mit Handicap

Auch der fingerlose Everest-Besteiger Kim Hong Bin gehört zu den erfassten behinderten Bergsteigern

Auch die Zahl behinderter Bergsteiger am Everest ist statistisch gesehen zu vernachlässigen. Die Datenbank weist unter den 13.952 registrierten Everest-Expeditionsmitgliedern gerade einmal 44 Bergsteiger mit Handicap aus, das sind 0,3 Prozent – wobei hier alle Arten von Behinderungen zusammengefasst werden, z.B. auch die neun amputierten Finger Kurikis. 15 der notierten behinderten Bergsteiger erreichten den Gipfel auf 8850 Metern. Zwei starben: 2006 der sehbehinderte Deutsche Thomas Weber (auf 8700 Metern wahrscheinlich an einem Schlaganfall, nachdem er knapp unterhalb des Gipfels umgekehrt war) und 2014 Phur Temba Sherpa, dessen Behinderung in der Datenbank nicht näher spezifiziert ist (er starb beim Lawinenunglück am 18. April 2014 im Khumbu-Eisbruch).

Nimmt man den tödlichen Absturz des Solo-Bergsteigers Marshall hinzu, hätten wir also maximal drei Todesfälle aus der von der Regierung Nepals ausgemachten „Risikogruppe“ – bei insgesamt 290 Toten am Everest sind das rund ein Prozent der Fälle.

Beinamputierter hält an Everest-Plan fest

Hari Budha Magar will auf den Everest

Hari Budha Magar ist einer der Bergsteiger, die nach den neuen Vorschriften in diesem Frühjahr kein Permit erhalten sollen. Der 38 Jahre alte Nepalese hat als Soldat des britischen Gurkha-Regiments bei einer Bombenexplosion 2010 in Afghanistan beide Beine oberhalb der Knie verloren. Hari bezeichnete die Entscheidung der Regierung Nepals auf Facebook als „diskriminierend“ und als „Verletzung der Menschenrechte“. Er werde sich nicht von seinem Vorhaben abbringen lassen. „Ich werde alle Optionen in Erwägung ziehen“, sagte Budha Magar. „Wenn ich von Tibet aus klettern muss, werde ich das tun, wenn ich vor Gericht gehen muss, werde ich auch das machen.“

Rückendeckung erhielt Hari von der US-Botschafterin in Nepal. „Fähigkeit, nicht eine vermeintliche Unfähigkeit muss die Regeln bestimmen, wer zum Mount Everest gehen darf“, twitterte Alaina B. Teplitz. „Bergsteiger wie Hari Budha Magar sollten nicht aufgrund falscher Annahmen über ihre Leistungsfähigkeit ausgeschlossen werden.“

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Nepal beschließt neue Regeln für Everest und Co. https://blogs.dw.com/abenteuersport/nepal-beschliesst-neue-regeln-fuer-expeditionen/ Fri, 29 Dec 2017 18:16:45 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38999

Everest, Lhotse und Makalu (v.l.)

Es ist so weit. Nach übereinstimmenden Berichten der Zeitungen „Kathmandu Post“  und „The Himalayan Times“ hat die Regierung Nepals einige neue Vorschriften für Expeditionen beschlossen – „um die Sicherheit der Bergsteiger zu verbessern“, wie Tourismus-Staatssekretär Maheswor Neupane sagte. Die neuen Regeln sollen für alle Berge über 6600 Meter – diese fallen in die Zuständigkeit der Regierung – und bereits für die kommende Frühjahrssaison gelten.

Keine Permits mehr für Blinde und beidseitig Beinamputierte

Unter anderem sollen künftig weder blinde noch beidseitig beinamputierte Bergsteiger Permits (Besteigungsgenehmigungen) für die höchsten Berge des Landes erhalten. „Außerdem haben wir eine strenge Vorschrift erlassen, die ärztlichen Atteste der Bergsteiger zu prüfen, um festzustellen, ob sie körperlich in der Lage sind, die Berge zu besteigen“, sagte Neupane. Auf die Art und Weise dieser Prüfungen darf man gespannt sein.

Fehlende Erfahrung

Andy Holzer 2015 auf dem Rongbuk-Gletscher am Everest

In den vergangenen Jahren hatte die nepalesische Regierung immer wieder angekündigt, Blinde und Körperbehinderte vom Everest und anderen sehr hohen Bergen fernhalten zu wollen. „Ich denke, dass sehr wenige Bergsteiger am Everest so exakt auf ihre ganz spezielle Herausforderung Everest vorbereitet sind wie das behinderte Abenteurer mit ihrem persönlichen Team sind bzw. sein müssen“, schrieb mir bereits 2015 der blinde österreichische Bergsteiger Andy Holzer.   „Das Problem sind wohl eher die Bergsteiger, die am Everest zum ersten Mal Steigeisen anziehen und darüber ganz erstaunt sind.“ Holzer bestieg im Frühjahr 2017 im dritten Anlauf den Everest: als erster Blinder von der tibetischen Nordseite aus.

Keine Solobesteigungen mehr

Eine weitere jetzt beschlossene Neuerung dürfte ebenfalls für heftige Diskussionen sorgen. Jeder Bergsteiger soll dazu verpflichtet werden, mit einem Bergführer unterwegs zu sein. „Von nun an werden ausländische Bergsteiger davon abgehalten, Solo-Versuche am Mount Everest zu machen“, sagte Staatssekretär Neupane. Angeblich verspricht sich die Regierung von dieser Vorschrift auch mehr Beschäftigungsmöglichkeiten für nepalesische Guides.

Keinen Deut sicherer

So viel dürfte feststehen: Mit diesen Vorschriften wird der Everest oder jeder andere hoch frequentierte Achttausender keinen Deut sicherer. Blinde oder körperbehinderte Bergsteiger stellen etwa am Mount Everest eine verschwindende Minderheit unter den Gipfelanwärtern, ebenso jene, die den 8850 Meter hohen Berg im Alleingang meistern wollen. Die wesentlich wichtigere Frage der bergsteigerischen Kompetenz findet in den neuen Vorschriften allem Anschein nach keine Berücksichtigung. Von neuen Mindestanforderungen an alle (!) Everest-Bergsteiger – etwa mindestens einen Sieben- oder einen anderen Achttausender bestiegen zu haben – war in den ersten Berichten über die Änderung der Expeditionsregeln jedenfalls nicht die Rede.

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Neue Everest-Regeln in Nepal? Abwarten und Dal Bhat essen! https://blogs.dw.com/abenteuersport/neue-everest-regeln-in-nepal-abwarten-und-dal-bhat-essen/ Wed, 06 Dec 2017 23:33:49 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38773

Dal Bhat

Dass diese Meldung alljährlich kommt, ist fast so sicher wie die Linsen im nepalesischen Nationalgericht Dal Bhat: Die Regierung in Kathmandu will die Bergsteiger-Regeln am Mount Everest ändern.  Die Betonung liegt dabei auf „will“. Am Ende bleibt es nämlich immer bei der Absichtsbekundung, weil die Vorlage in irgendeiner Abteilung hängen bleibt – oder die aktuelle Regierung durch eine neue ersetzt wird. Das Tourismusministerium verkündet nun zum x-ten Mal, dass die Regeln für die Vergabe von Everest-Permits verschärft werden sollen.

Déjà-vu

Erik Weihenmayer war 2001 der erste Blinde auf dem Everest

Die in Kathmandu erscheinende Zeitung „The Himalayan Times“ berichtet, beidseitig beinamputierte und blinde Bergsteiger sollten künftig nicht mehr den höchsten Berg der Erde besteigen dürfen – ebenso wenig solche, die „medizinisch belegt, unfähig sind zu klettern“, was immer auch darunter zu verstehen ist. Diese Reformvorschläge lagen bereits 2015 und 2016 auf dem Tisch und verliefen im Sande.

Gipfelurkunden auch wieder für Sherpas?

Südseite des Mount Everest

Neue Altersgrenzen für Everest-Gipfelaspiranten soll es angeblich nicht geben. Es bliebe also beim Verbot für unter 16-Jährige, für Senioren gäbe es keine Beschränkungen – es sei denn, sie sind, „medizinisch belegt, unfähig zu klettern“? Immerhin soll jetzt in den seit 2002 geltenden „Regeln für Expeditionen“ festgeschrieben werden, dass künftig auch jeder Sherpa, der den Gipfel erreicht, eine Urkunde der Regierung erhält. Die Gipfelzertifikate waren 2016 erstmals verweigert worden, weil, wie es damals hieß, Climbing Sherpas im Sinne des Gesetzes keine Expeditionsmitglieder seien.

Laut „Himalayan Times“ muss die Vorlage jetzt noch durch ein für Finanzen und Infrastrukturen zuständiges Komitee (warum eigentlich?), ehe sich die Minister (angeblich) abschließend damit beschäftigen wollen. Meine Empfehlung: Abwarten und in aller Ruhe Dal Bhat essen! Die nächste Ankündigung kommt bestimmt.

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„Mückenstich“ Everest-Regeln https://blogs.dw.com/abenteuersport/mueckenstich-everest-regeln/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/mueckenstich-everest-regeln/#comments Fri, 22 Jul 2016 13:30:16 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33270 StechmueckeVerdammt, es juckt. Unvermeidlich wie der Mückenstich an einem schwülen Sommertag ist die alljährlich wiederkehrende Ankündigung der nepalesischen Regierung, neue Regeln für die Bergsteiger am Mount Everest aufzustellen. Wohlgemerkt die Ankündigung, nicht die Umsetzung. Auch dieses Jahr macht da keine Ausnahme. Sudarshan Prasad Dhakal vom nepalesischen Tourismus-Ministerium sagte dieser Tage der in Kathmandu erscheinenden Zeitung „The Himalayan Times“, die seit 2002 geltenden „Regeln für Bergsteiger-Expeditionen“ sollten geändert werden: Nach der Vorlage dürften Bergsteiger, die älter als 75 Jahre sind, den höchsten Berg der Erde künftig ebenso wenig besteigen wie beidseitig beinamputierte oder auch blinde Bergsteiger. Außerdem solle jeder Everest-Aspirant vorher mindestens schon einen Siebentausender bestiegen haben. Na, klingelt es? Déjà-vu?

Versandet

Genau! Im September 2015 hatte der damalige (inzwischen wieder ausgetauschte) Tourismusminister Kripasur Sherpa ziemlich genau diese Änderungen schon einmal ins Spiel gebracht. Wie eigentlich alle Everest-Reformvorschläge der Jahre zuvor war auch jener irgendwo auf dem weiten und beschwerlichen Weg durch die Regierungs-Instanzen hängen geblieben und versandet. Die Everest-Frühjahrssaison begann, ohne dass neue Regeln in Kraft getreten waren.

Dawa Steven Sherpa

Dawa Steven Sherpa

„Jedes Mal, wenn neue Bürokraten ihren Dienst antreten, bringen sie ihre eigene Interpretation der Politik ein und erlassen neue Regeln, fast immer irgendwelche Einschränkungen. Als wenn sie nun ihre Macht verspüren und ihre Spuren hinterlassen wollen“, schreibt mir Dawa Steven Sherpa, Geschäftsführer des nepalesischen Expeditionsveranstalters „Asian Trekking“. „Und üblicherweise rudert man irgendwann wieder zurück und findet einen Kompromiss. Das Traurige ist, dass man das Ganze auch erreichen könnte, indem man den Dialog mit den Interessenvertretern sucht und den nötigen Kompromiss erreicht, ohne weltweit Schlagzeilen zu machen und ohne das Bild einer rückwärts gewandten und törichten Regierung zu vermitteln.“

Keine Solos mehr?

Südseite des Mount Everest

Südseite des Mount Everest

Nach dem „neuen“ Entwurf sollen Hubschrauberflüge oberhalb des Basislagers nur für Materialtransporte und Rettungsaktionen erlaubt sein. Letzteres war seit jeher so; Ersteres hatte die Regierung in der vergangenen Saison erstmals zugelassen.
Was die Verfasser der Vorlage damit meinen, dass jeder Everest-Bergsteiger nun auch einen Bergführer dabei haben müsse, erschließt sich nicht ganz. Sind damit nur Mitglieder kommerzieller Expeditionen gemeint oder wirklich alle? In dem Fall wären Solos wie das legendäre Reinhold Messners auf der Everest-Nordseite während des Monsuns 1980 auf der Südseite des Bergs für alle Zeiten ausgeschlossen.

Treppenwitz

Ach, und dann will die Regierung auch noch festschreiben, dass Sherpas, die den Everest bestiegen haben, ein Gipfelzertifikat erhalten. Das ist nun wirklich ein Treppenwitz. Bis zu diesem Jahr war genau das gängige Praxis – bis sich das Tourismusministerium plötzlich einfallen ließ, dass Sherpas nach den Buchstaben der geltenden Regeln keine regulären Expeditionsmitglieder seien und deshalb keinen Anspruch auf ein Zertifikat hätten. Und jetzt verkauft man es als großartige Neuerung, dass Sherpas doch ihre Urkunde erhalten sollen? Ganz ehrlich, ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Dieser „Mückenstich“ juckt wirklich entsetzlich.

P.S.: Ich verabschiede mich nun für ein paar Tage ans Meer. 🙂 Ab Mitte nächster Woche bin ich wieder für euch da.

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https://blogs.dw.com/abenteuersport/mueckenstich-everest-regeln/feed/ 2
Die eigentlich Blinden am Everest sind die Unerfahrenen https://blogs.dw.com/abenteuersport/die-eigentlich-blinden-am-everest-sind-die-unerfahrenen/ Mon, 05 Oct 2015 14:31:39 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30765 Südseite des Mount Everest

Südseite des Mount Everest

Die nepalesische Regierung hat ein Fass aufgemacht, dessen Inhalt ihr jetzt um die Ohren spritzt. Vor einer Woche kündigte Tourismusminister Kripasur Sherpa schärfere Regeln zur Vergabe von Permits für den Mount Everest an. Die Regierung erwägt Altersgrenzen – ab 18, bis 75 Jahre – und will seltener als bisher Genehmigungen für behinderte Bergsteiger ausstellen. „Körper- oder sehbehinderte Menschen brauchen normalerweise jemanden, der sie hochträgt, das ist kein Abenteuer“, sagte der Minister. „Nur diejenigen, die selbstständig laufen können, werden künftig eine Erlaubnis erhalten.“ Der US-Amerikaner Erik Weihenmayer, der 2001 als erster Blinder den Mount Everest bestieg, ist empört. Das spreche für die Vorurteile, die in der nepalesischen Regierung verbreitet seien. „Es ist eine Schande, dass der Tourismusminister die Tragödien der letzten beiden Jahre dazu nutzt, um die verschwindend kleine Zahl behinderter Bergsteiger als Sündenböcke abzustempeln und eine Politik einzuleiten, die das Problem nicht lösen würde“, schreibt Weihenmayer auf Facebook. „Offen gesagt, sind Bergsteiger mit besonderen Einschränkungen wie einer Behinderung, Alter oder ähnlichem doch sogar gezwungen,  besser vorbereitet und vorsichtiger bei ihren Entscheidungen zu sein.“

Erst der Kibo, dann der Everest

Andy Holzer

Andy Holzer

Das sieht auch der blinde österreichische Bergsteiger Andy Holzer so. „Ich denke, dass sehr wenige Bergsteiger am Everest so exakt auf ihre ganz spezielle Herausforderung Everest vorbereitet sind wie das behinderte Abenteurer mit ihrem persönlichen Team sind bzw. sein müssen“, schreibt mir der 49-Jährige. „Das Problem sind wohl eher die Bergsteiger, die am Everest zum ersten Mal Steigeisen anziehen und darüber ganz erstaunt sind.“ Andy war im Frühjahr 2014 auf der nepalesischen Südseite und in diesem Jahr auf der tibetischen Nordseite des Mount Everest, um sich am höchsten Berg der Erde zu versuchen. Beide Male musste er unverrichteter Dinge wieder heimreisen: 2014 wegen des Lawinenunglücks im Khumbu-Eisbruch, 2015 wegen der Folgen des Erdbebens vom 25. April. In Nepal habe er im vergangenen Jahr Everest-Aspiranten getroffen, die ganz stolz verkündeten, sie hätten schon den Kilimandscharo bestiegen und der Everest würde jetzt der zweite Berg in ihrer Seven-Summits-Sammlung, sagt Andy: „Solche Tatsachen geben mir eher zu denken. Und da kann ich auch verstehen, dass nicht jeder jederzeit auf den Everest gehört.“

Kompetenz sollte entscheiden

Ins gleiche Horn stößt der Neuseeländer Mark Inglis, der 2006 als erster beidseitig Beinamputierter den Everest bestieg. „Wenn man die Daten über die Jahre analysiert, stellt man fest, dass nicht die behinderten oder älteren Bergsteiger das Problem sind, sondern die unerfahrenen“, sagte Mark dem kanadischen Sender CBC. „Wir sollten die Leute danach sortieren, wie kompetent sie am Berg sind.“ Er könne versichern, dass niemand ihn damals auf den Everest getragen habe. „Es so hinzustellen, dass jeder behinderte Bergsteiger hinaufgetragen werden muss, ist schlichtweg falsch. Es sollten nur Leute dort hinaufsteigen, die es aus eigener Kraft können.“

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Strengere Regeln für Everest-Permits? https://blogs.dw.com/abenteuersport/strengere-regeln-fuer-everest-permits/ Mon, 28 Sep 2015 15:59:52 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30693 Tourismusminister Kripasur Sherpa bei seiner Rede am Sonntag

Tourismusminister Kripasur Sherpa

Die nepalesische Regierung will dafür sorgen, dass der Mount Everest wieder ernst genommen wird. Bei einer Veranstaltung in Kathmandu anlässlich des Welt-Tourismustages sagte Tourismusminister Kripasur Sherpa am Sonntag, neue Altersgrenzen und andere strengere Vorschriften für die Vergabe von Everest-Besteigungsgenehmigungen (Permits) seien in Arbeit. Es werde daran gedacht, nur noch Bergsteiger im Alter zwischen 18 und 75 Jahren auf den höchsten Berg der Erde zu lassen.

Everest-Besteiger zwischen 13 und 80

Die bisher gültige Regelung besagt, „dass keine Permits für Personen jünger als 16 Jahre erteilt werden“. Eine obere Altersgrenze gibt es bisher nicht. Der jüngste Everest-Besteiger aller Zeiten war der US-Amerikaner Jordan Romero, der den Gipfel 2010 im Alter von 13 Jahren und zehn Monaten erreichte, der älteste im Jahr 2013 der Japaner Yuichiro Miura mit 80 Jahren und sieben Monaten. Vor kurzem hatte die Familie des noch elfjährigen Amerikaners Tyler Armstrong angekündigt, dass er im nächsten Frühjahr versuchen werde, den Everest zu besteigen.

Keine Permits für alle, „die nicht selbst gehen können”

Südseite des Mount Everest

Südseite des Mount Everest

Kripasur Sherpa brachte auch mögliche Einschränkungen für körperbehinderte Bergsteiger ins Spiel. „Wir werden keine Permits mehr für Leute mit schweren Behinderungen ausstellen, die nicht in der Lage sind, selbst auf den Everest zu steigen“, sagte der Minister. Der zuständige Abteilungsleiter Govinda Karki wurde noch deutlicher. „Wir denken nicht, dass wir Permits an Leute ausgeben sollten, die nicht sehen oder gehen können oder die keine Arme haben“, sagte Karki der Nachrichtenagentur AFP. „Den Everest zu besteigen, ist schließlich kein Scherz. Es handelt sich nicht um Diskriminierung. Wie kann man ohne Beine klettern? Irgendwer muss dich hoch ziehen.” Körperbehinderten Bergsteigern dürften diese Worte nicht schmecken. Es haben in der Vergangenheit bereits einige Bergsteiger trotz Blindheit oder auch mit Arm- oder Beinprothesen den Gipfel des Mount Everest erreicht.

Mindestens einmal über 6500 Metern

Die Regierung will auch sehr unerfahrene Bergsteiger vom Everest fernhalten. Jeder sollte eine Höhe von mindestens 6500 Metern erreicht haben, bevor er sich am Everest versuche, sagte Karki.
Ähnliche Ankündigungen strengerer Permit-Regeln hat es auch in früheren Jahren schon gegeben, am Ende jedoch geschah nichts. Also, abwarten und Tee trinken!

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