Luis Stitzinger – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Luis Stitzinger wird 50: „Ich versuche noch mal den Everest“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/luis-stitzinger-wird-50-ich-versuche-noch-mal-den-everest/ Fri, 14 Dec 2018 23:22:05 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=42955

Luis Stitzinger in den heimischen Bergen über Füssen

Ohne ihn dürfte ich mich nicht Erstbesteiger nennen. Luis Stitzinger war im Sommer 2014 der Expeditionsleiter des Veranstalters „Amical Alpin“, der uns am 7129 Meter hohen Kokodak Dome im Westen Chinas zum maximalen Erfolg führte: Alle 16 Teammitglieder erreichten den Gipfel – nicht zuletzt dank Luis‘ Erfahrung und Umsicht. Stitzinger stand bereits auf acht Achttausendern: Cho Oyu (2000), Gasherbrum II (2006), Nanga Parbat (2008), Dhaulagiri (2009), Broad Peak (2011), Shishapangma (2013), Manaslu (2017) und Gasherbrum I (2018). Allesamt hat er sie ohne Flaschensauerstoff bestiegen, sechs davon gemeinsam mit seiner Ehefrau Alix von Melle.

An diesem Sonntag feiert Luis seinen 50. Geburtstag, „unter Palmen am Sandstrand“, wie er mir lachend erzählt. Mit Alix gönnt er sich einen dreiwöchigen Urlaub im griechischen Kletterparadies Leonidio: „Das habe ich mir zum Geburtstag geschenkt.“ Ich habe mit ihm vor seiner Abreise gesprochen.

Luis, ein halbes Jahrhundert, wird da nicht auch einem erfahrenen Höhenbergsteiger ein bisschen schwindelig?

Luis (2.v.l.) am Tag vor unserem Gipfelvorstoß am Kokodak Dome (2014)

Die Zahl fünf da vorne ist auf den ersten Blick schon etwas erschreckend. Auf der anderen Seite hatte ich jetzt ein Jahr lang Zeit, mich an den Gedanken zu gewöhnen. Und wenn man es hin und her denkt, wird einem auch bewusst, dass dieser Übergang ja nur vom Menschen definiert und nicht messerscharf ist. Es ist nur eine Zahl. Ich fühle mich nach wie vor gut. 50, das hört sich schon verdächtig nahe der Verrentung an. Aber so fühle ich mich eigentlich überhaupt nicht.

Wenn du dich jetzt mit dem Luis vergleichst, der 25 Jahre alt war, erkennst du dich dann noch wieder?

Ja schon, aber ich habe mich in der Zeit natürlich auch verändert. Ich würde nicht noch einmal 25 sein wollen, weil ich mich jetzt viel selbstsicherer fühle. Ich kann die Dinge auch viel mehr genießen als damals. Wenn man sich in der Zeit zurücktransportieren könnte, würde ich eher 36 oder 38 Jahre ansteuern.

Warum dieses Alter?

Weil man dann schon einige Erfahrungen im Leben gesammelt hat. Auch beruflich war ich in einem Fahrwasser, das mir getaugt hat, wo ich mich angekommen gefühlt habe. Privat und sportlich war das ein Alter, in dem ich gut unterwegs war und in mir geruht habe. Mit Mitte 30 ist man einerseits kein Grünschnabel mehr, andererseits aber auch noch nicht wirklich alt.

Die Skier immer im Gepäck

50 Jahre sind so eine Marke, an der man sowohl zurück-, als auch nach vorne schaut. Blicken wir zunächst zurück! Gibt es ein Highlight in deiner Bergsteigerkarriere, das du besonders hervorheben würdest?

Gerne denke ich immer an den Nanga Parbat 2008 zurück. Wir haben dort dreimal so viel erlebt wie andere, weil wir ja wirklich dreimal am Berg unterwegs waren. Erst haben wir mit der Gruppe des „DAV Summit Club“ den Gipfel über die Kinshofer-Route auf der Diamirseite bestiegen. Dann habe ich mit meinem Bergkameraden Josef (Lunger) versucht, den Mazeno-Grat zu überschreiten. Bis zum Mazeno Col sind wir gekommen, dann mussten wir absteigen, weil uns Gas und Nahrung ausgegangen waren. Und schließlich bin ich noch die zentrale Diamir-Flanke mit Skiern abgefahren.

Mit Alix am Gipfel des Manaslu

Du hast deinen ersten Achttausender, den Cho Oyu, im Jahr 2000 bestiegen. Wie hat sich das Höhenbergsteigen im Himalaya und Karakorum aus deiner Sicht in den vergangenen 18 Jahren verändert?

An gewissen Bergen ist viel mehr los als damals, es ist allgemein teurer geworden und damit elitärer. An manchen Bergen können sich das nur noch reiche Leute leisten. Auch die Szene der Expeditionsveranstalter hat sich verändert. Aus ehemals wenigen größeren Unternehmen ist mittlerweile eine Vielzahl an Veranstaltern geworden. Immer mehr übernehmen auch lokale Anbieter den Markt. Sie veranstalten – wie z.B. am Manaslu im Herbst 2017 – riesige Expeditionen von mehreren hundert Leuten am Berg.

Inzwischen haben auch die Asiaten das Höhenbergsteigen für sich entdeckt. Es sind sehr viele, teilweise auch unerfahrene Leute unterwegs, die umfassende Betreuung brauchen. Der Stilwandel weg von den großen Achttausender-Expeditionen der frühen Zeiten hin zum Individualbergsteigen, das Messner, Habeler und Konsorten eingeleitet haben, hat sich mittlerweile wieder umgekehrt.

Das klingt, als hättest du damit extreme Bauchschmerzen.

Schlange am Manaslu

Es erfreut mich nicht, weil es in meinen Augen eine sehr kipplige Sache ist. Es ist solange sicher, wie diese unerfahrenen Teilnehmer massiv betreut werden und die dafür Zuständigen auch zur rechten Zeit die richtigen Strippen ziehen. Aber wehe, es geschieht einmal zu spät oder die Betreuung fällt aus irgendeinem Grund weg. Dann wird es ganz schnell ein gefährliches Vabanque-Spiel. Ich erwarte, dass irgendwann ein größeres Unglück passiert. Es wird zwangsläufig kommen.

Glaubst du, dass ein solches Unglück etwas ändern würde?

Eher nicht. Wenn man z.B. sieht, wie sich jetzt die Regeln in Tibet verschärft haben, geht das eigentlich komplett in die falsche Richtung. Die Individualbergsteiger werden eingeschränkt. Die chinesischen Behörden sehen den einzelnen Bergsteiger, der sein eigenes Spiel spielt, eher als Gefahr an – selbst wenn er das Spiel im Griff hat und weiß, auf was er sich einlässt. Als sicher wird dagegen angesehen, was die großen Veranstalter dort treiben: mit massivem Climbing Sherpa- und Bergführer-Einsatz, um den unerfahrenen Teilnehmern möglichst viel Personal an die Hand zu geben. Für die Behörden ist das der Weg der Zukunft. Im Falle eines Unglücks gäbe es wahrscheinlich noch mehr Auflagen für die Veranstalter, aber der Weg des Individualbergsteigens würde wohl kaum wieder gestärkt.

Im Hochlager am Gasherbrum I

Du bist selbst als Bergführer kommerzieller Gruppen im Einsatz. Wie löst du für dich diesen Zwiespalt auf, dass du einerseits Teil des Systems bist, andererseits aber auch die negativen Seiten siehst?

Es ist manchmal eine Gratwanderung. Wir als deutsche Veranstalter haben immer noch eine etwas andere Tradition. Die kommerziellen Expeditionen hierzulande sind ja aus Gemeinschaftsfahrten entstanden. Die Teilnehmer werden mehr als selbstständige Bergsteiger angesehen und müssen auch mit anpacken. Das ist bei amerikanischen oder auch vielen nepalesischen Anbietern mitunter ganz anders: Da wird man von vorne bis hinten an die kurze Leine genommen und hat nichts mehr zu melden.

In diesem Jahr hat du deinen achten Achttausender bestiegen, den Gasherbrum I im Karakorum. Wie schwer oder leicht ist dir das gefallen, oder anders gefragt: Hast du gespürt, dass der Zahn der Zeit auch an dir nagt?

Es war sehr anstrengend, wegen des vielen Schnees und weil wir nur zu zweit unterwegs waren. Die anderen Bergsteiger waren alle im Sturm des Vortags wieder abgestiegen. Gianpaolo (Corona) und ich waren die letzten im Hochlager und haben es einfach probiert. Es waren 13, 14 Stunden Stapfen durch tiefen Schnee. Dafür, dass es so anstrengend war, habe ich mich wirklich sehr gut gefühlt. Auch in den Tagen danach war ich nicht so ausgebrannt wie an manchen anderen Bergen zuvor.

Aufstieg zum Gipfel des G I

Schauen wir nach vorn! Welche Ziele setzt du dir noch in deiner Bergsteigerkarriere?

Udo Jürgens sang ja: „Mit 66 Jahren ist noch lange nicht Schluss.“ Erst recht nicht mit 50! Ich habe schon noch einige Ziele. Ich habe mir auch keine Altersbegrenzung gesetzt. Ich schaue einfach, wie es mir aktuell geht und entscheide dann. Konkret plane ich für das Frühjahr 2019 noch einmal den Everest von der Nordseite aus (sein erster Versuch dort 2015 blieb erfolglos, weil der Berg nach dem Erdbeben in Nepal gesperrt wurde)– zunächst einmal als Bergführer, als Arbeitsauftrag. Vielleicht kann ich anschließend mit (dem Österreicher) Rupert Hauer – einem guten Freund, der dort eine andere Gruppe führt – noch selbst etwas am Berg unternehmen.

Ohne Flaschensauerstoff?

Ja, möglichst ohne.

Sind die 14 Achttausender noch ein Thema für dich?

Ich habe jetzt acht, es fehlen also noch sechs, das ist eine ganze Menge. Ich versuche in der Regel ja einmal pro Jahr einen Berg, und es geht auch nicht jedes Mal gut. Also bedeuten sechs ausstehende Achttausender noch einige Jahre. Ich weiß nicht, ob mir da nicht die Zeit ausgeht. Es interessiert mich schon, aber es gibt auch noch andere Dinge, die mich vielleicht sogar noch mehr reizen, z.B. eine anspruchsvolle Route an einem Achttausender zu begehen.

P.S.: Alix von Melle wird Luis im Frühjahr nicht zum Everest begleiten, sie ist in ihrem Job unabkömmlich.

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Gasherbrum IV-Gipfelversuche abgebrochen https://blogs.dw.com/abenteuersport/gasherbrum-iv-gipfelversuche-abgebrochen/ Thu, 02 Aug 2018 14:31:44 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41725

Gasherbrum IV

Die Wetterverhältnisse im Karakorum bleiben schwierig. Der Deutsche David Göttler und der Italiener Herve Barmasse mussten ihren Versuch am Fast-Achttausender Gasherbrum IV aufgeben. Die beiden hatten sich ursprünglich vorgenommen, erstmals die Südwestwand des 7932 Meter hohen Bergs im Karakorum zu durchsteigen. „Für den Augenblick muss der G IV ein Klettertraum bleiben“, schreibt David auf Facebook. „Traurig und frustriert wurden wir durch nicht vorhergesagten Schneefall ins Basislager zurückgetrieben. Die Lawinengefahr ist zu groß.“ Auch die Spanier Oriol Baro, Roger Cararach, Iker Madoz und Marc Toralles brachen ihren Gipfelversuch wegen des schlechten Wetters ab und kehrten aus Lager 2 auf 6500 Metern zurück.  Sie hatten sich vorgenommen, den Gipfel über den noch unbestiegenen Südpfeiler zu erreichen.

Tolle Tour

Felix Bergs Gipfel-Selfie auf dem Gasherbrum II

An den Gasherbrum-Gipfeln hat es in dieser Saison bisher nur zwei Erfolge gegeben. Der Deutsche Luis Stitzinger und der Italiener Gianpaolo Corona erreichten am 18. Juli den 8080 Meter hohen Gipfel des Gasherbrum I, „nach einem Aufstieg durch wadentiefen Neuschnee, im Alpinstil, und ohne Verwendung von künstlichem Sauerstoff“, wie Luis auf Facebook berichtete. Zwei Tage zuvor hatten der Pole Adam Bielecki und der Deutsche Felix Berg den höchsten Punkt des Gasherbrum II auf 8034 Meter erreicht, ebenfalls ohne Flaschensauerstoff. „Es war eine tolle Tour“, erzählt mir Felix, inzwischen wieder zurück bei seiner Familie in der Schweiz. „Und das an einem Berg, der normalerweise überlaufen ist. Insofern war es mit dem Wetter Glück um Unglück.“ Drei Wochen lang habe es zuvor fast ununterbrochen geschneit. Die kommerziellen Expeditionen seien nicht über Lager 1 auf 5900 Metern hinausgekommen, darüber habe es keine Fixseile gegeben.

Logische Linie

Adam Bielecki am Westgrat

Auch Bielecki und Berg hatten ursprünglich zusammen mit Jacek Czech, einem weiteren Polen, den Gasherbrum IV über eine neue Route durch die Ostwand versuchen wollen. Den Gasherbrum II hatten sie eigentlich nur besteigen wollen, um sich zu akklimatisieren. Wegen des anhaltend schlechten Wetters disponierten sie um und beschlossen, im oberen Bereich des Bergs eine neue Routen-Variante durch die Westwand zu versuchen. „Der Normalweg ist bis hinauf nach Lager 3 auf 6900 Metern eine schöne gerade Linie, knickt dann aber nach rechts weg“, erklärt Felix. „Die Westwand ist eigentlich die logische Verlängerung dieser Linie bis zum Gipfel.“ Die brüchigen Felsplatten in der Wand hätten ihnen zu schaffen gemacht, sagt der 37-Jährige. „Wir konnten uns nicht absichern. Wir sind am Seil gegangen, mit ein, zwei Pseudosicherungen zwischen uns. Keiner hätte ausrutschen oder stürzen dürfen.“

Spaltensturz beim Abstieg

Die Spalte, in die Felix stürzte

Berg und Bielecki erreichten den Gipfel, überschritten ihn und stiegen auf dem Normalweg ab. Jacek Czech und der Russe Boris Dedeshko hatten vorzeitig dort umkehren müssen. Auf dem Weg hinunter ins Basislager erlebte Felix Berg noch eine Schrecksekunden. Kurz vor dem Ziel stürzte er 15 Meter tief in eine Gletscherspalte. Glücklicherweise waren Boris und er zu diesem Zeitpunkt angeseilt. „Ich hatte ziemliches Glück“, sagt Felix. „Ich zog mir nur ein paar Prellungen zu und eine Schnittwunde, die genäht werden musste. Aber für einen 15-Meter-Sturz ist es glimpflich ausgegangen.“

P.S.: Ich bin jetzt mal für gut zwei Wochen weg – aktiv die Seele baumeln lassen in den Alpen. 🙂

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Erste komplette Skiabfahrt vom K 2 geglückt https://blogs.dw.com/abenteuersport/erste-komplette-skiabfahrt-vom-k-2-geglueckt/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/erste-komplette-skiabfahrt-vom-k-2-geglueckt/#comments Mon, 23 Jul 2018 15:41:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41475

Andrzej Bargiel zurück im K 2-Basislager

Der Pole Andrzej Bargiel hat K 2-Geschichte geschrieben. Dem 30-Jährigen gelang gestern nach eigenen Angaben die erste vollständige Skiabfahrt vom zweithöchsten Berg der Erde. Er sicherte sich damit den „Heiligen Gral“, an dem vorher einige der besten Skibergsteiger der Welt – wie 2001 der Südtiroler Hans Kammerlander – gescheitert waren. Nachdem Andrzej am Sonntag den Gipfel auf 8611 Metern erreicht habe, sei er mit seinen Skiern in einem Zug über eine Kombination mehrerer Routen bis ins Basislager abgefahren, teilte sein Sponsor mit, ein Brausehersteller aus Österreich: „Vom Gipfel fuhr er entlang der Schulter Richtung Cesen-Route (auch als Basken-Route bekannt), an riesigen Seracs vorbei, dann über die extrem schwierige Messner-Traverse und schließlich über die Kukuczka-Piotrowski-Route (die von den beiden Polen 1986 eröffnet worden war). Am Ende musste er noch einige Schneefelder voller Spalten meistern. Er überwand alle Schwierigkeiten und erfüllte sich seinen Traum, indem er das eigentlich Unmögliche erreicht hat.“

Einfach nur froh“

Auf der Abfahrt

„Ich bin einfach nur froh, dass ich nicht mehr wieder herzukommen brauche“, sagte Andrzej im Basislager, von den Strapazen sichtlich gezeichnet, aber mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Beim Aufstieg war er von seinem Landsmann Janusz Golab und einem Sherpateam unterstützt worden. „Der  K 2 ist sicher der anspruchvollste und auch gefährlichste Achttausender, den man mit Skiern befahren kann“, sagte mir Luis Stitzinger vor einem Jahr, als erst der Slowene Davo Karnicar und später auch Bargiel ihre Versuche einer vollständigen Abfahrt aufgegeben hatten. Der 49 Jahre alte Stitzinger – der vor wenigen Tagen mit dem Gasherbrum I seinen achten Achttausender bestiegen hatte – war 2011 am zweithöchsten aller Berge aus einer Höhe von 8050 Metern bis ins Basislager gefahren.

Keinen flachen Meter

Andrzejs Skiroute

„Am K 2 musst du ein guter Steilwandfahrer sein  und immer hundert Prozent Einsatz bringen, weil es nicht einen flachen Meter gibt.“ Ein weiterer Gefahrenfaktor seien die immer wärmeren Temperaturen im Karakorum als Folge des Klimawandels. „Da fährst du oben auf knackhartem Schnee los und kommst unten im butterweichen an. Gerade im unteren Bereich drohen dann auch Nassschneelawinen, die durch die Rinnen donnern.“

 

Rekordsaison und ein Todesfall

Muhammad Ali „Sadpara“ auf dem Gipfel des K 2

Am Samstag und Sonntag erreichten insgesamt 63 Bergsteiger den Gipfel des K 2, so viele wie noch nie zuvor in einer Saison. Darunter war auch der Pakistani Muhammad Ali „Sadpara“, der im Februar 2016 zu den Wintererstbesteigern des Nanga Parbat gehört hatte. Der 42-Jährige vervollständigte mit dem K 2 seine Sammlung der fünf Achttausender in seinem Heimatland Pakistan. Auch eine traurige Nachricht wurde vom K 2 gemeldet: Der 41 Jahre alte Japaner Kojiro Watanabe stürzte beim Abstieg vom Gipfel auf rund 8300 Metern in den Tod. R.I.P.

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Achttausender Nummer acht für Luis Stitzinger https://blogs.dw.com/abenteuersport/achttausender-nummer-acht-fuer-luis-stitzinger/ Thu, 19 Jul 2018 11:46:41 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41427

Luis Stitzinger

Luis Stitzinger hat nach eigenen Angaben am gestrigen Mittwoch den 8080 Meter hohen Gipfel des Gasherbrum I im Karakorum erreicht. Er befinde sich im Abstieg, ließ der 49 Jahre alte deutsche Bergsteiger heute via Facebook wissen. Für Luis ist es der achte Achttausender-Erfolg nach Cho Oyu (2000), Gasherbrum II (2006), Nanga Parbat (2008), Dhaulagiri (2009), Broad Peak (2011), Shisha Pangma (2013) und Manaslu (2017). Allesamt hat er sie ohne Flaschensauerstoff bestiegen, sechs davon gemeinsam mit seiner Ehefrau Alix von Melle.

Doch noch ein Erfolg

Luis (2.v.l.) am Tag vor unserem Gipfelvorstoß am Kokodak Dome (2014)

Wie berichtet, hatte Stitzinger zuvor die geplante Erstbesteigung des 7082 Meter hohen Urdok Kangri II wegen der großen Neuschneemengen auf dem Berg abgebrochen. Luis hatte die Expedition des deutschen Veranstalters „Amical alpin“ geleitet, an der auch Alix teilgenommen hatte. Während Alix mit den anderen Teilnehmern die Heimreise antrat, beschloss Luis, sich noch am Gasherbrum I zu versuchen.

Sein Erfolg freut mich besonders, schließlich haben wir eine gemeinsame Vergangenheit: Im Juli 2014 leitete Luis die Amical-Expedition zum Kokodak Dome, die mit der Erstbesteigung des 7129 Meter hohen Bergs im Westen Chinas endete. Seitdem darf auch ich mich Erstbesteiger nennen. Ohne Luis hätte ich das nie und nimmer geschafft.

Todesfall an 7000er in Indien

R.I.P.

Keine gute Kunde kommt derweil vom 7416 Meter hohen Saser Kangri IV im indischen Teil des Karakorum. Dort wurde die Suche nach Pemba Sherpa nach fünf Tagen eingestellt. Der 45 Jahre alte Nepalese war in eine Gletscherspalte gestürzt, als eine Schneebrücke eingebrochen war. Es wird vermutet, dass er in das eiskalte Schmelzwasser am Boden der Spalte fiel. Pemba hatte zuvor achtmal den Everest bestiegen und auf weiteren fünf Achttausender-Gipfeln gestanden.

Luis bei der Skiabfahrt am G I

Update 24. Juli: Luis hat Details seiner  erfolgreichen Besteigung des Gasherbrum I bekanntgegeben. Danach stieg er gemeinsam mit dem 52 Jahre alten Italiener Gianpaolo Corona im Alpinstil auf. Am Gipfeltag hätten sie durch wadentiefen Neuschnee spuren müssen. Nach gut 13 Stunden hätten sie den höchsten Punkt erreicht. Luis versuchte eine Skiabfahrt vom Gipfel, musste sie aber im so genannten „Japaner-Couloir“ wegen zu großer Lawinengefahr unterbrechen. „Eine Entscheidung, die mir sehr schwer gefallen ist. Schließlich lässt man ungern das Filet übrig. Aber in diesem Fall gab es keine Diskussion“, berichtet Stitzinger und zieht folgendes Resümee: „Ein frohes Ende für eine äußerst schwierige Saison im Karakorum.Nach mehreren Wochen nahezu ununterbrochenen Schneefalls zu Beginn der Saison im Juni, mussten viele Expeditionen unverrichteter Dinge wieder abreisen. Auch nachdem sich das Wetter wieder beruhigt hatte, sorgte der viele Schnee und die schlechten Bedingungen für so wenig Gipfelerfolge an den pakistanischen Achttausendern wie selten. Umso glücklicher dürfen wir uns schätzen, dass wir es trotz alledem, nur zu zweit, geschafft haben!“

 

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„Schönwetter-Störung“ im Karakorum https://blogs.dw.com/abenteuersport/schoenwetter-stoerung-im-karakorum/ Thu, 05 Jul 2018 14:28:23 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41307

Viel Schnee am Gasherbrum II

Kurze Schneepause im Karakorum –oder, wie es Felix Berg am Gasherbrum II mit einem Augenzwinkern beschreibt, eine „kleine Schönwetter-Störung“.  Zeit für die Bergsteiger, die Nase endlich mal wieder in den Wind zu halten und die eigenen Pläne zu überdenken. Dominik Müller, Chef und Expeditionsleiter des deutschen Veranstalters Amical Alpin hat beschlossen, die Zelte am 8051 Meter hohen Broad Peak abzubrechen und heimzukehren. „Das gesamte Material aus Lager 1 konnte geborgen werden“, schreibt Dominik heute auf Facebook. „Im Moment schneit es schon wieder, und im Aufstieg gingen einige Lawinen ab!“ Für Sonntag seien die Träger bestellt.

Stitzinger: „Zu viel Schnee in den Flanken und Rinnen“

Auch das von Luis Stitzinger geleitete Amical-Team, das den 7082 Meter hohen Urdok Kangri II erstmals besteigen wollte, hat das Handtuch geworfen. „Seit unserer Ankunft im BC hat es tagelang durchgeschneit. Es liegt nun ein halber Meter Neuschnee, auf 6.000 oder 7.000 m Höhe bis eineinhalb Meter“, schreibt Luis auf Facebook. „Die Route sieht elegant aus, aber es liegt viel zu viel Schnee in Flanken und Rinnen.“ Für die nächsten drei Tage werde nochmals über ein halber Meter Neuschnee erwartet, so Luis. Deshalb werde die Expedition frühzeitig  beendet: „So eine Saison mit derart beständigem Schlechtwetter habe ich im Karakorum noch nicht erlebt.“

Wie Russisch Roulette

Alex Gavan (l.) und Tunc Findik

Auch an den anderen Achttausendern Pakistans haben die Schneefälle die Lawinengefahr erhöht. Ein weiterer Aufstieg sei derzeit wie „Russisches Roulette“, schrieb etwa der Rumäne Alex Gavan vor drei Tagen. Alex hatte mit seinem türkischen Teampartner Tunc Findik die Aktivitäten am Nanga Parbat unterbrochen. Die beiden wollen den 8125 Meter hohen Berg ohne Flaschensauerstoff besteigen.

Bargiel und Golab ziehen zum K 2 um

Am Achttausender Gasherbrum II erklärten die Polen Andrzej Bargiel und Janusz Golab ihre Akklimationsphase dort „wegen des heftigen Schneefalls“ für beendet. „Es wird Zeit, ins K 2-Basislager umzuziehen und uns auf unser Hauptziel zu fokussieren“, schreibt Bargiel auf Instagram. Der 30-Jährige plant die erste komplette Skiabfahrt vom 8611 Meter hohen Gipfel des K 2. Im vergangenen Jahr war Bargiel mit diesem Vorhaben am zweithöchsten Berg der Erde gescheitert – wegen zu schlechten Wetters.

Göttler und Barmasse wollen G IV-Südwestwand durchsteigen

Gasherbrum IV

Der deutsche Bergsteiger David Göttler und der Italiener Hervé Barmasse werden froh sein, sich erst spät auf den Weg in den Karakorum gemacht zu haben. Die beiden befinden sich noch auf dem Anreise-Trekking. Verpasst haben sie definitiv nichts. Göttler und Barmasse wollen am 7925 Meter hohen Gasherbrum IV erstmals die Südwestwand durchsteigen – im Alpinstil, also ohne Flaschensauerstoff, Hochlager und Hochträger.

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Achttausender-Saison in Pakistan läuft https://blogs.dw.com/abenteuersport/achttausender-saison-in-pakistan-laeuft/ Wed, 13 Jun 2018 14:20:49 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41135

Nanga Parbat

Fast nahtlos ist die Frühjahrssaison an den höchsten Bergen Nepals in die Sommersaison an den Achttausendern Pakistans übergegangen. Die ersten Expeditionsteams haben die Basislager erreicht. So traf der südafrikanische Abenteurer Mike Horn bereits vor einer Woche auf der Diamir-Seite des Nanga Parbat ein. Inzwischen sind der 51-Jährige und seine Mitstreiter bereits einmal bis auf 5900 Meter aufgestiegen. Ebenfalls an dem 8125 Meter hohen Berg versucht sich Maya Sherpa. Im Mai hatte die 40 Jahre alte Sherpani am Kangchendzönga auf rund 8500 Metern umkehren müssen. Weniger als 100 Höhenmeter hatten Maya noch bis zum Gipfel gefehlt. Mit dem Rumänen Alex Gavan und dem Türken Tunc Findik haben sich zwei weitere bekannte Bergsteiger auf den Weg zum Nanga Parbat gemacht. Der 36 Jahre alte Gavan, im Frühjahr am Dhaulagiri gescheitert, hat bisher sechs Achttausender bestiegen.  Für den 46 Jahre alten Findik, den erfolgreichsten Höhenbergsteiger der Türkei, wäre der Nanga Parbat im Erfolgsfall sein zwölfter der 14 Achttausender.

Ziel: Gasherbrum-Neuland betreten

Die Gasherbrum-Gruppe

Die beiden Polen Adam Bielecki und Jacek Czech sowie der Deutsche Felix Berg werden im Gasherbrum-Massiv unterwegs sein. Akklimatisieren will sich das Trio am 8035 Meter hohen Gasherbrum II. Anschließend wollen die drei Bergsteiger versuchen, eine neue Route durch die Ostwand des 7925 Meter hohen Gasherbrum IV zu eröffnen.  Ein weiteres mögliches Ziel ist der noch unbestiegene 6955 Meter hohe Gasherbrum VII. Felix Berg hatte im Mai den Achttausender Cho Oyu in Tibet ohne Flaschensauerstoff bestiegen. Im Frühjahr 2017 hatten Bielecki und Berg gemeinsam mit dem Kanadier Louis Rousseau und dem Briten Rick Allen die selten begangene Annapurna-Nordwestwand durchsteigen wollen, hatten aber wegen schlechten Wetters aufgeben müssen.

Achttausender Nr. 8 für von Melle und Stitzinger?

Alix von Melle und Luis Stitzinger

Auch das deutsche Höhenbergsteiger-Ehepaar Alix von Melle und Luis Stitzinger – beide haben sieben bestiegene Achttausender auf dem Konto – steuern die Gasherbrum-Gruppe an. Die 46-Jährige und ihr drei Jahre älterer Ehemann wollen im Alpinstil den 8080 Meter hohen Gasherbrum I, auch Hidden Peak genannt, von Süden her besteigen. Ihre Ski haben sie mit im Gepäck. Zuvor versuchen Alix und Luis, mit einer Gruppe des Expeditionsveranstalters Amical Alpin den 7082 Meter hohen Urdok Kangri II erstmals zu besteigen.  Luis leitet die Gruppe.

Am K 2 (8611 Meter) und dem benachbarten Broad Peak (8051 Meter) schlagen mehrere Expeditionsteams ihre Zelte auf. So hat sich – wie schon im Sommer 2017 – der Pole Andrzej Bargiel die erste komplette Skiabfahrt vom Gipfel des K 2 vorgenommen, des zweithöchsten Berg der Erde.

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Everest-Ski-Permit – eine Farce! https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-ski-permit-eine-farce/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-ski-permit-eine-farce/#comments Wed, 09 May 2018 08:24:44 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=40575

Rätselhaftes Ski-Permit

Auf die Idee musst du erst einmal kommen. Wenn du den Mount Everest besteigen und dabei irgendwann auch mal die Ski anschnallen willst, benötigst du ein spezielles Permit. Diese Erfahrung mussten der 20 Jahre alte US-Amerikaner Matt Moniz und sein Mentor, der 49-jährige Argentinier Willie Benegas, machen. Die Zeitung „Himalayan Times“ berichtet unter Berufung auf Quellen im Tourismusministerium, den beiden Bergsteigern drohe jetzt sogar, dass ihnen die Erlaubnis, in diesem Frühjahr Everest und Lhotse zu besteigen, entzogen werde. Dabei hatte alles so gut begonnen. „Nach 10 Jahren, in denen ich davon geträumt habe, ist es passiert! Ich habe es geschafft, mit Skiern von Lager 3 am Everest auf 7200 Metern nach Lager 2 auf 6400 Metern abzufahren“, freute sich Benegas. „Gar nicht so schwierig, aber du brauchst definitiv gute Augen, um das Gelände zu lesen. Eine Eisplatte zu erwischen, wäre eine schlechte Sache.“ Dass sie sich mit ihrer Abfahrt aber auf bürokratisches Glatteis begeben hatten, ahnten Matt und Willie nicht.

Kein Grund für ein schlechtes Gewissen

Willie Benegas (l.) und Matt Moniz (r.)

Plötzlich sahen sie sich mit dem Vorwurf des Tourismusministeriums konfrontiert, sie seien illegal abgefahren, weil sie nur ein Besteigungspermit für Everest und Lhotse hätten, nicht aber das erforderliche „Ski-Permit“. „Wir wussten nicht, dass es ein solches Permit gibt“, twitterte Moniz und kündigte demütig an, dass sie umgehend die geforderten 1000 Dollar pro Mann plus eine Müllgebühr von 500 Dollar bezahlen würden. Ein schlechtes Gewissen müssen die beiden nicht haben. Ihr Verbindungsoffizier war (oh Wunder!) nicht im Basislager. Andere Vertreter des Ministeriums zu Füßen des Everest sagten nichts, als Matt und Moniz mit Skiern loszogen. Die große Mehrheit der ausländischen Bergsteiger dürfte in Sachen Existenz eines solchen Ski-Permits auch völlig ahnungslos gewesen sein. Im „Tourism Act, 2035“, in dem die Regierung Nepals die Expeditionsregeln zusammengefasst hat, findet sich schließlich nichts über die Notwendigkeit, für Skiabfahren eine gesonderte Genehmigung zu erwerben. Einen ähnlichen Fall hatte es lediglich im Herbst 2013 gegeben. Damals hatten die beiden italienischen Skibergsteiger Federico Colli und Edmond Joyeusaz am Lhotse ebenfalls Ärger wegen eines zunächst fehlenden Ski-Permits bekommen.

 Stitzinger: „Reine Geldschinderei“

Luis Stitzinger 2012 am Manaslu

Der Argentinier Willie Benegas ist ein „alter Hase“ im Himalaya.  Seit über 20 Jahren organisiert er mit seinem Zwillingsbruder Damian Expeditionen. Elfmal hat Willie bereits den Everest bestiegen. Wenn selbst er nicht wusste, dass es überhaupt Ski-Permits gibt, sagt dies einiges aus. Auch für den deutschen Ski-Bergsteiger Luis Stitzinger, der sieben Achttausender bestiegen hat und in dessen Gepäck seine Skier eigentlich nie fehlen, ist die Existenz eines solchen Spezial-Permits völlig neu. „Wir sind niemals auf so etwas hingewiesen worden“, schreibt mir der 49-Jährige. „Das halte ich auch für reine Geldschinderei, was sollte an Skifahren so viel anders sein?“

Informationen nur auf Nepali

Julius Seidenader

Julius Seidenader ist einer der wenigen aus der Himalaya-Szene, die über Ski-Permits überhaupt Bescheid wissen. Der 26 Jahre alte Deutsche gehört zu den Gründungsmitgliedern der „Ski and Snowboarding Foundation Nepal“, die sich das Ziel gesetzt hat, jungen Nepalesen das Skifahren, Snowboarden und Skitourengehen beizubringen. Nach Seidenaders Worten werden Ski-Permits für Gruppen von maximal 20 Personen ausgestellt und sind nur zehn Tage gültig. Für die ersten zehn Expeditionsmitglieder kostet das Permit 1000 Dollar, ab der 11. Person je 100 Dollar. Zudem muss ein zusätzlicher Verbindungsoffizier engagiert werden. Diese Informationen gebe es jedoch nur auf Nepali, nicht auf Englisch, sagt Julius. Vor diesem Hintergrund wäre es ein Skandal, sollten Matt Moniz und Willie Benegas ihre Permits für Lhotse und Everest wirklich verlieren. Eine Farce ist es schon jetzt.

Update 10. Mai: 150 Climbing Sherpas haben die Regierung Nepals in einem Brief aufgefordert, Benegas und Moniz nicht die Permits für Everest und Lhotse zu entziehen. Sie wiesen auf die Verdienste der Benegas-Brüder um Nepal in den vergangenen beiden Jahrzehnten hin. Die beiden Argentinier hätten vielen Nepalesen Arbeit gegeben und sich zudem am Everest an zahlreichen Rettungsaktionen beteiligt.

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Stitzinger nach Manaslu-Erfolg: „Es weht ein anderer Wind“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/stitzinger-nach-manaslu-erfolg-es-weht-ein-anderer-wind/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/stitzinger-nach-manaslu-erfolg-es-weht-ein-anderer-wind/#comments Fri, 06 Oct 2017 07:43:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38043

Luis Stitzinger (l.) und Alix von Melle (r.) am Gipfel des Manaslu

„Trotz Vorahnung waren wir bass erstaunt, was dort geboten wurde“, sagt mir Luis Stitzinger nach seiner Rückkehr vom Manaslu. „Das war eine wahre Zeltstadt im Basislager.“ Der 48-Jährige hatte – wie berichtet – am vergangenen Samstag ein achtköpfiges Team des deutschen Expeditionsveranstalters Amical alpin auf den 8163 Meter Gipfel in Nepal geführt. Mit Luis erreichte auch seine zwei Jahre jüngere Ehefrau Alix von Melle den höchsten Punkt. Für beide war es der siebte Achttausender und der sechste, den sie gemeinsam bestiegen, allesamt ohne Flaschensauerstoff. Gleich zu Beginn der Expedition hatten sich elf der 14 Mitglieder des Amical-Teams bei erkälteten Trägern angesteckt. „Das war ein schlechter Start“, sagt Luis. „Einige mussten die ganze Sache sogar abbrechen. Das war schade, das hat uns ganz schön dezimiert.“ Ich erreiche Luis telefonisch in einem Hotel in Kathmandu:

Luis, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zum siebten Achttausender. Wie ist es euch am Gipfeltag ergangen?

Der späte Aufstieg war durch die Krankheitswelle bedingt. Es war aber auch teilweise Kalkül. An den Spitzen-Gipfeltagen zwischen dem 26. und 28. September war ein solcher Almauftrieb, dass es uns sicher wenig Spaß gemacht hätte, da mitmischen zu müssen. Zum Glück blieb aber das Wetter sehr lange stabil. Man hat mir erzählt, dass es im letzten Jahr zwei mögliche Gipfeltage gab. Diesmal war es ein großes Schönwetterfenster von  zwei Wochen.

Schlange am Manaslu

Wir hatten uns relativ weit hinten positioniert, was im Endeffekt ein Glück war. Wir hatten freie Bahn, es waren kaum noch Leute unterwegs. Der vergangene Samstag, der 30. September, war ein guter Gipfeltag. Morgens war es noch etwas windig, deshalb sind wir erst gegen 4.30 Uhr aufgebrochen. Der Wind ließ aber schon am ersten Plateau nach, dort wehte es vielleicht noch mit 15, 20 Stundenkilometern.

Mit uns waren nur etwa ein halbes Dutzend Bergsteiger unterwegs, ein paar Spanier und Russen. Durch das große Aufkommen an Bergsteigern zuvor war die Spur sehr gut ausgeprägt. Zu Beginn der Saison waren die Schlüsselstellen der Route bis zum Gipfel von einem Team des Veranstalters Seven Summit Treks mit Fixseilen gesichert worden. Der Gipfelgang war daher für uns recht entspannt und aufgrund des Wetters sogar ein richtiger Genuss.

Blick vom Gipfel

Ihr seid allesamt ohne Flaschensauerstoff aufgestiegen. Das scheint mittlerweile am Manaslu die Ausnahme zu sein.

Wir waren ja 2012 schon einmal im Frühjahr am Manaslu. Da waren die meisten ohne Sauerstoff unterwegs. Das war jetzt im Herbst 2017 ganz anders. Drei Viertel der Bergsteiger, wenn nicht sogar mehr, gingen mit Sauerstoff. Es hat uns schon ein bisschen schockiert, wenn du Leute siehst, die schon ab Lager 1 (auf 5700 Metern) mit Atemmaske gehen. Ich habe sogar Leute gesehen, die von Lager 1 zum Basislager mit Sauerstoff abstiegen.

Da ist schon ein neuer Typ von Expeditionskunden unterwegs. Es waren sehr viele chinesische Bergsteiger dabei, die keine Kosten und Mühen gescheut haben, um auf den Gipfel zu kommen. Oder auch russische Anbieter, die mit allem geklotzt haben: teilweise zwei Climbing Sherpas pro Kunde, Sauerstoff von Lager 1 bis zum Gipfel, und zum Schlafen auch noch. Da weht mittlerweile ein anderer Wind.

Diese große Masse an Bergsteigern an einem Berg, wie am Everest, Cho Oyu oder jetzt am Manaslu, führt auch zu einer Anonymisierung des ganzen Betriebs. Uns ist zweimal aus Zelten Ausrüstung gestohlen worden. Wenn jemand aus dem Hochlager Steigeisen klaut, muss ihm klar sein, dass für den Bestohlenen der Aufstieg zumindest an diesem Tag zu Ende ist. Das finde ich ganz schön übel.  

Das klingt fast wie eine Beschreibung der Auswüchse am Everest.

Ich würde auch sagen, dass der Manaslu der neue Everest ist. Das ist nicht übertrieben. Es liegt natürlich auch daran, dass Tibet in diesem Jahr dicht war. Aber ich glaube, dass viele Veranstalter, die hier diese Luxusschiene fahren, den Manaslu für sich als vermeintlich leichten Achttausender entdeckt haben.

Im Aufstieg

Gab es denn Absprachen zwischen den einzelnen Veranstaltern, wer wann geht, damit es keine Staus auf der Route gibt?

Nein, davon habe ich jedenfalls nichts mitbekommen. Die haben sich einfach den besten Tag ausgesucht und sind losgezogen. Gerade an diesen Spitzentagen hat es große Staus gegeben, vor allem an den schwierigen Passagen zwischen Lager 1 und 2 sowie zwischen Lager 3 und 4. Das erinnerte fast an die Bilder vom Everest. Ich glaube, da gab es Probleme und Unmut bei denen, die wegen der langsamen Gruppen nicht vorwärts kamen.  

Da kann man ja nur froh sein, dass die Lawinengefahr in diesem Herbst am Manaslu offenkundig geringer war als sonst.

Lawinengefahr herrschte in dieser Saison so gut wie gar nicht. Es hat nur ein-, zweimal ein bisschen mehr geschneit, aber der Neuschnee hat sich sofort gesetzt.

Zuletzt gab es immer wieder Berichte von Bergsteigern, dass man die Auswirkungen des Klimawandels auch am Manaslu ganz deutlich sehe. Du warst 2012 schon mal dort. Hast du die Veränderungen auch registriert?

Damals waren wir im Frühjahr dort, als überall noch der Schnee des Winters lag, jetzt im Herbst, das kann mich nicht richtig vergleichen. Aber man sieht schon, dass der Gletscher markant zurückgeht. Am Manaslu North etwa schaut sehr viel Fels heraus, wo vor Jahren noch ununterbrochene Riffeleisflanken waren. Überall läuft das Wasser. Man kann die Folgen des Klimawandels am Manaslu deutlich sehen.

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Everest-Verhältnisse am Manaslu https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-verhaeltnisse-am-manaslu/ Mon, 02 Oct 2017 12:37:28 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38005

Manaslu

Der „Berg der Seele“ liegt mir am Herzen. Ganz einfach deshalb, weil ich vor zehn Jahren selbst einen guten Monat zu Füßen des Manaslu verbracht habe. Seit damals habe ich eine persönliche Beziehung zu diesem beeindruckenden Achttausender in Nepal. Im Frühjahr 2007 berichtete ich aus dem Basislager auf 4850 Meter Höhe über eine kommerzielle Expedition, einmal stieg ich selbst auch bis Lager 1 auf 5700 Metern auf. Damals waren wir – Expeditionsleiter Ralf Dujmovits und elf Kunden sowie ein Zwei-Mann-Team aus Österreich – die einzigen Menschen am Berg. Damals hätten wir uns nicht vorstellen können (und mögen), dass der Manaslu einmal zum „Mount Everest der Herbst-Saison“ mutieren würde. In der aktuellen Saison bevölkerten zeitweise rund 500 Bergsteiger das Manaslu-Basislager. Knapp 200 Gipfelerfolge wurden bisher vermeldet – wobei auffiel, dass diesmal meist wirklich Bilder vom höchsten Punkt und nicht, wie in den Vorjahren, von einer Stelle darunter verbreitet wurden. Unter denen, die den 8163 Meter hohen Gipfel erreichten, waren auch zwei Bergsteiger, mit denen ich selbst an anderen Bergen unterwegs war.

Achttausender Nr. 7 für Stitzinger und von Melle

Alix von Melle (r.) und Luis Stitzinger

Luis Stitzinger, mein Expeditionsleiter bei der Erstbesteigung des Siebentausenders Kokodak Dome im Sommer 2014 im Westen Chinas, führte am vergangenen Samstag ein Team des deutschen Veranstalter Amical alpin auf den Gipfel des Manaslu. Laut Luis verzichteten alle acht Mitglieder seiner Gruppe auf Flaschensauerstoff. Für den 48-Jährigen war es der siebte Achttausender, allesamt ohne Atemmaske bestiegen. Diese Bilanz kann nun auch seine Ehefrau Alix von Melle aufweisen. Keine andere Frau aus Deutschland hat auf mehr Achttausender-Gipfeln gestanden als die 46-Jährige. Sechs ihrer sieben Achttausender haben Alix und Luis gemeinsam bestiegen.

Atemmaske teilweise ab Lager 2

Sergio Zigliotto auf dem Manaslu

Dass Besteigungen des Manaslu ohne Flaschensauerstoff inzwischen eher die Ausnahme als die Regel sind, bestätigte mir ein anderer meiner früheren Weggefährten. „90 Prozent nutzen Sauerstoff ab Lager 3 (auf 6800 Metern)“, schreibt Sergio Zigliotto. „Ich sah auch Chinesen, die schon ab Lager 2 (6400 Meter) zur Flasche griffen.“ Mit dem 51 Jahre alten Italiener hatte ich im Herbst 2011 am Siebentausender Putha Hiunchuli in Nepal das Zelt geteilt. Sergio hatte damals den Gipfel erreicht, ich dagegen hundert Meter unterhalb des Gipfels umdrehen müssen. Am Mittwoch vergangener Woche stand Zigliotto auf dem Manaslu. Sergio hatte ohne Atemmaske aufsteigen wollen, atmete wegen gesundheitlicher Probleme aber auf den letzten 200 Höhenmetern Flaschensauerstoff.

Am kurzen Seil

Schlange am Manaslu

„Es war sehr hart, aber wunderschön. Ich stand am 27. September um zehn Uhr auf dem höchsten Punkt des Manaslu auf 8163 Metern“, schreibt mir Sergio. „Ich erwischte den perfekten Gipfeltag. Es war ein klarer und sonniger Tag. Wir waren nur zu fünft oben, somit gab es keine Probleme wegen zu vieler Leute auf der Route.“ An jenem Tag hätten insgesamt rund 50 Personen den Gipfel erreicht. „Ich habe viele Chinesen beobachtet, die am kurzen Seil auf- und abstiegen. Das war wirklich traurig anzusehen.“ Everest-Verhältnisse am Manaslu. Deshalb liegt mir der „Berg der Seele“ nicht nur am Herzen, sondern auch ein wenig auf der Seele.

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Soria bricht Dhaulagiri-Expedition ab, Gipfelerfolge am Manaslu https://blogs.dw.com/abenteuersport/soria-bricht-dhaugaliri-expedition-ab-gipfelerfolge-am-manaslu/ Tue, 26 Sep 2017 16:53:39 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=37955

Carlos Soria am Dhaulagiri

Der wohl fitteste aller Höhenbergsteiger-Senioren muss weiter auf seinen 13. Achttausender warten. Carlos Soria erklärte seine Expedition am 8167 Meter hohen Dhaulagiri wegen der großen Schneemengen am Berg für beendet. Während des Aufstiegs des 78-Jährigen Spaniers und seiner Begleiter nach Lager eins seien nicht weit entfernt mehrere Lawinen abgegangen, ließ Carlos auf Facebook wissen. Die Lawinengefahr werde auch in den oberen Bereichen des Bergs fortbestehen. Zudem seien die Fixseile, die sie vorher angelegt hätten, von den Schneemassen begraben. „Wegen all dieser Widrigkeiten bleibt uns nichts anderes übrig, als unsere Dhaulagiri-Expedition für diese Saison endgültig abzubrechen“, heißt es in Sorias Nachricht. Ein erster Gipfelversuch war vor anderthalb Wochen auf einer Höhe von rund 7800 Metern gescheitert, weil sich Carlos und Co. verstiegen hatten und der Nebel immer stärker geworden war.

Zwei fehlen weiterhin in der Sammlung

Dhaulagiri

Der Spanier hält die Altersrekorde am K 2 (65 Jahre), Broad Peak (68), Makalu (69, damals stieg er solo und ohne Flaschensauerstoff auf), Gasherbrum I (70), Manaslu (71), Lhotse (72), Kangchendzönga (75) und der Annapurna (77). Am Dhaulagiri ist er nun schon siebenmal gescheitert, zuletzt im vergangenen Frühjahr. Außerdem fehlt ihm noch die 8027 Meter hohe Shishapangma, um seine Achttausender-Sammlung zu komplettieren. Sollte ihm das Kunststück gelingen, wäre Carlos Soria der mit Abstand älteste Mensch sein, der auf allen 14 Achttausendern stand. Bisher hält diesen „Rekord“ der Pole Piotr Pustelnik, der 2010 als 58-Jähriger seinen letzten Achttausender bestieg.

Gipfelwelle am Manaslu rollt

Manaslu (l.) und Pinnacle East (r.)

Immerhin hatte Carlos den Dhaulagiri in diesem Herbst fast für sich. Das kann am nicht weit entfernten Manaslu derzeit niemand behaupten. Rund 500 (!) Bergsteiger haben im dortigen Basislager ihre Zelte aufgeschlagen. Am Montag vergangener Woche waren von dem 8163 Meter hohen „Berg der Seele“ die ersten Gipfelerfolge vermeldet worden. Gestern und heute berichteten mehrere Teams über die sozialen Netzwerke, dass auch sie den höchsten Punkt erreicht hätten. Und die große Welle ist erst jetzt richtig losgerollt. Unter denen, die zu ihrem Gipfelversuch aufgebrochen sind, ist auch das deutsche Höhenbergsteiger-Ehepaar Alix von Melle und Luis Stitzinger. Beide haben bisher sechs Achttausender bestiegen, fünf davon gemeinsam. Gestern war ein 46 Jahre alter Brite am Manaslu ums Leben gekommen. Nachdem er seinen Aufstieg wegen Anzeichen schwerer Höhenkrankheit abgebrochen hatte, verstarb er beim Abstieg auf gut 6000 Metern.

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Großer Andrang am Manaslu https://blogs.dw.com/abenteuersport/grosser-andrang-am-manaslu/ Wed, 06 Sep 2017 14:39:22 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=37439

Manaslu

Der Manaslu wird einmal mehr zum „Everest der Herbstsaison“. Das Basislager zu Füßen des achthöchsten Bergs der Erde (8163 Metern) dürfte in Kürze an die Zeltstadt am höchsten aller Berge im Frühjahr erinnern. Nach Angaben der Zeitung „The Himalayan Times“ erteilte das nepalesische Tourismusministerium bisher mindestens 135 Besteigungsgenehmigungen an ausländische Bergsteiger. Geht man davon aus, dass im Schnitt auf jeden ausländischen etwa ein einheimischer Climbing Sherpa kommt und sicher auch noch der eine oder andere Spätentschlossene dazu stößt, werden sich wohl – inklusive Küchenpersonal – zwischen 300 und 400 Menschen um die besten Stellplätze im Basislager streiten. Und auch auf der Normalroute über die Nordostflanke des Bergs dürfte es eng werden.

Ein Grund für den großen Andrang am Manaslu ist die Entscheidung der chinesischen Behörden von Anfang Juni, die Herbstsaison 2017 komplett abzusagen, um die Vorschriften für Bergsteiger „anzupassen und zu verbessern“. Das jedenfalls war die offizielle Begründung. Inoffiziell wird spekuliert, dass die Führung in Peking während des nur alle fünf Jahre stattfindenden Parteitags der chinesischen Kommunisten Mitte Oktober Unruhen in Tibet für möglich hält und dabei ungern westliche Zuschauer hätte.

Nächster Anlauf für von Melle und Stitzinger

Alix von Melle und Luis Stitzinger

Der Manaslu ist ein beliebtes Alternativziel, wenn China die Grenze nach Tibet für ausländische Bergsteiger schließt. Schon im Herbst 2012 und im Herbst 2015 waren viele kommerzielle Veranstalter auf den Manaslu ausgewichen. Knapp 1000-mal wurde der „Berg der Seele“ inzwischen bestiegen. Unter den Gipfelanwärtern in diesem Herbst sind auch Alix von Melle und Luis Stitzinger. Dem deutschen Bergsteiger-Ehepaar fehlt der Manaslu noch in der Achttausender-Sammlung. Die 46 Jahre alte Alix und der 48 Jahre alte Luis haben bisher jeweils sechs Achttausender bestiegen, fünf davon gemeinsam. Im Herbst 2012 hatten die beiden am Manaslu eine Höhe von knapp unter 8000 Metern erreicht. In der aktuellen Saison leitet Luis eine Expedition des deutschen Veranstalters Amical alpin.

Soria erneut am Dhaulagiri

Deutlich einsamer als am Manaslu geht es in diesem Herbst an den Achttausendern Dhaulagiri (8167 Meter) und Lhotse (8516 Meter) zu. Nach seinem gescheiterten Versuch im vergangenen Frühjahr versucht sich der Spanier Carlos Soria erneut mit seinem Team am Dhaulagiri. Der siebthöchste Berg der Erde wäre für den 78-Jährigen sein 13. Achttausender. Im Erfolgsfall würde ihm nur noch die Shishapangma fehlen. Carlos bestieg seinen ersten Achttausender, den Nanga Parbat, mit 51 Jahren. Der leistungsstarke Senior hält bereits die Altersrekorde am K 2 (65 Jahre), Broad Peak (68), Makalu (69), Gasherbrum I (70), Manaslu (71), Lhotse (72), Kangchendzönga (75) und an der Annapurna (77).

Koreanisch-spanischer Versuch an Lhotse-Südwand

Lhotse-Südwand

Wie Soria am Dhaulagiri versucht sich auch der Südkoreaner Sung Taek Hong an der Lhotse-Südwand zum wiederholten Mal. 2014 und 2015 war Sung jeweils im Herbst mit Versuchen gescheitert, die mehr als 3000 Meter hohe, äußerst schwierige Wand auf einer teilweise neuen Route zu besteigen. Diesmal ist der 51-Jährige mit dem 49 Jahre alten Spanier Jorge Egocheaga unterwegs. Jorge ist ein äußerst erfahrener Höhenbergsteiger, der auf allen 14 Achttausendern gestanden hat. Lediglich am Everest nutzte er Flaschensauerstoff.

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Karnicar bläst K2-Skiabfahrt ab https://blogs.dw.com/abenteuersport/karnicar-blaest-k2-skiabfahrt-ab/ Fri, 07 Jul 2017 14:03:13 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36955

Karnicar bricht die Zelte am K 2 ab

Der Slowene Davo Karnicar, bekannt für seine spektakulären Skiabfahrten von den höchsten Bergen der Welt, hat seine Expedition am K 2 abgebrochen. Der 52-Jährige begründete seine Entscheidung mit einer leichten Rückenverletzung, die er sich bereits zu Beginn der Expedition zugezogen habe. Sie erlaube es ihm nicht, am Hang mit seinen Skiern zu springen, um die Richtung zu ändern. Probeweise war Karnicar zuvor von Lager 1 ins Basislager abgefahren. „Der K 2 ist zu anspruchsvoll für Improvisationen und halbe Sachen“, sagte Davo. Karnicar verwies außerdem darauf, dass die Schlüsselstelle der Südwand derzeit schneefrei sei und daher eine komplette Skiabfahrt vom Gipfel bis ins Basislager, wie er sie geplant habe, nicht möglich sei. Der Slowene wollte über die Cesen-Route abfahren.

Erste komplette Skiabfahrt vom Everest

Davo Karnicar

Davo Karnicar war 1995 mit seinem Bruder Andrej am Achttausender Annapurna in Nepal eine Skiabfahrt vom Gipfel über die Nordseite des Bergs gelungen. Im Jahr 2000 war Davo der Erste, der vom höchsten Punkt des Mount Everest bis ins Basislager auf der Südseite abfuhr, ohne die Ski einmal abschnallen zu müssen. Zudem wird er in den Rekordlisten als erster Skibergsteiger geführt, der die Seven Summits, die höchsten Berge aller Kontinente, komplett hinunterfuhr (Variante mit dem Mount Kosciusko, dem höchsten Berg Australiens).

Stitzinger: „Anspruchsvollster und gefährlichster Ski-Achttausender“

Luis Stitzingers Abfahrtsroute 2011

Bisher sind alle Versuche einer Skiabfahrt vom 8611 Meter hohen Gipfel des K 2 bis ins Basislager gescheitert. Karnicar war bereits 1993 mit leeren Händen und ohne Ski vom zweithöchsten Berg der Erde zurückgekehrt, als ein Sturm seine Ski auf knapp 8000 Metern in die Tiefe geblasen hatte. „Der K 2 ist sicher der anspruchvollste und auch gefährlichste Achttausender, den man mit Skiern befahren kann“, sagt mir Luis Stitzinger. Der 48 Jahre alte Deutsche war 2011 an dem Berg in Pakistan aus einer Höhe von 8050 Metern bis ins Basislager gefahren. „Am K 2 musst du ein guter Steilwandfahrer sein und immer hundert Prozent Einsatz bringen, weil es nicht einen flachen Meter gibt.“ Ein weiterer Gefahrenfaktor seien die immer wärmeren Temperaturen im Karakorum als Folge des Klimawandels. „Da fährst du oben auf knackhartem Schnee los und kommst unten im butterweichen an. Gerade im unteren Bereich drohen dann auch Nassschneelawinen, die durch die Rinnen donnern.“ Um die Gefahren zu reduzieren, wäre es eigentlich ratsam, die Skiabfahrt auf zwei Tage zu verteilen, meint Luis. „Aber das geht bei den Puristen dann nicht mehr als Abfahrt in einem Zug durch.“

Auch Bargiel plant Skiabfahrt

In diesem Sommer hat sich auch der Pole Andrzej Bargiel vorgenommen, den K 2 mit Skiern hinunterzufahren. Der 29-Jährige hat bereist drei Skiabfahrten von Achttausender-Gipfeln auf dem Konto: Shishapangma (2013), Manaslu (2015) und Broad Peak (2015). „Ich glaube, dass es auch am K 2 eine Linie gibt, die sich vom Gipfel bis ins Tal fahren lässt“, sagt Luis Stitzinger. „Aber dafür muss wirklich alles perfekt passen: gute Wetter- und Schneeverhältnisse, das Können und auch das Durchhaltevermögen des Skifahrers.“

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Gelesen: Leidenschaft fürs Leben https://blogs.dw.com/abenteuersport/gelesen-leidenschaft-fuers-leben/ Fri, 11 Sep 2015 09:26:24 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30553 Gelesen_Leidenschaft-fuers-Wieder einmal bin ich befangen. Schließlich hat mich Luis Stitzinger als Expeditionsleiter im Juli 2014 auf den 7129 Meter hohen Gipfel des Kokodak Dome im Westen Chinas geführt. Seitdem darf ich mich „Erstbesteiger“ nennen, sogar einen Eintrag im renommierten American Alpine Journal hat uns die Expedition eingebracht. Kann ich vor diesem Hintergrund das Buch verreißen, das Luis und seine Ehefrau Alix von Melle über ihre Bergabenteuer geschrieben haben? Natürlich nicht, aber – Luis, ruhig Blut, war nur ein Scherz! 🙂 – das ist auch gar nicht nötig. Ganz im Gegenteil. Das Buch ist gut geschrieben und extrem kurzweilig.

Berg-Liebesbeziehung

Seinen besonderen Reiz bezieht „Leidenschaft fürs Leben“ durch die beiden unterschiedlichen Perspektiven, aus denen die Berggeschichten erzählt werden. Hier Luis, aus einer Bergsteiger-Familie, ein Kind der Berge, dem Klettern und Skifahren in die Wiege gelegt waren. Dort Alix, geboren und aufgewachsen im hohen deutschen Norden, nahe Hamburg, wo man die Berge nur vom Hörensagen kennt. Alix‘ Liebe zu den Bergen wuchs langsam, dann aber umso heftiger. 1997 kreuzten sich die Wege der beiden. In den Bergen, wo sonst? Und aus der gemeinsamen Leidenschaft für das Bergsteigen entwickelte sich eine Liebesbeziehung.

Auf Skiern durch die Diamir-Flanke

Alix von Melle und Luis Stitzinger

Alix von Melle und Luis Stitzinger

Heute sind die 44 Jahre alte Alix und der 46-jährige Luis ein bergsteigendes Ehepaar, haben jeweils sechs der 14 Achttausender bestiegen, fünf davon gemeinsam. Alix ist damit, gemessen an der Zahl der Achttausendergipfel, auf denen sie gestanden hat, die erfolgreichste Höhenbergsteigerin Deutschlands. Luis hat mit Skiabfahrten von den Bergriesen im Himalaya und Karakorum für Schlagzeilen gesorgt. So gelang ihm 2008 in Pakistan die erste Skiabfahrt durch die zentrale Diamir-Flanke des Nanga Parbat – nachdem er erst eine Gruppe auf den Gipfel geführt und dann auch noch mit einem Freund die Überschreitung des legendären Mazeno-Grates angegangen war, ein Projekt, das sie erst kurz vor dem Gipfel des Nanga Parbat hatten abbrechen müssen.

Mit Verstand und Gefühl

Wenn sie gemeinsam versuchen, Achttausender zu besteigen, sind Alix und Luis auf den Normalwegen unterwegs, verzichten aber auf Flaschensauerstoff. 2014 mussten sie am Makalu am geplanten Gipfeltag umkehren, weil Alix Symptome eines lebensbedrohlichen Höhenlungenödems zeigte. Es ist spannend, zu lesen, wie beide als Ehepartner mit solchen kritischen Situationen umgehen, wie die Gefühle füreinander die Entscheidungen beeinflussen. Alix und Luis sind erfrischend bodenständig geblieben, keine Spur von Star-Allüren, zu denen der eine oder andere Profibergsteiger zuweilen neigt. Vielleicht liegt das auch daran, dass die beiden allenfalls „Halbprofis“ sind: Sie haben zwar Sponsoren, müssen aber immer noch kräftig aus der eigenen Kasse draufzahlen, um ihre Expeditionen zu finanzieren.

Kurzum, ich kann euch das Buch – wenn auch befangen, aber wirklich guten Gewissens – ans Herz legen. Und das, obwohl die Erstbesteigung des Kokodak Dome mit keinem Wort erwähnt wird. Aber auf der Innenseite des hinteren Buchkartons ist „unser“ Berg immerhin markiert. 😉

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Viele Fragezeichen nach dem Erdbeben https://blogs.dw.com/abenteuersport/viele-fragezeichen-nach-dem-erdbeben/ Mon, 27 Apr 2015 16:51:53 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=29221 Rettungsflüge am Everest

Rettungsflüge am Everest

Tag drei nach dem verheerenden Beben in Nepal. Die Zahl der Toten in dem Land liegt mittlerweile bei fast 4000, und sie steigt unaufhörlich. Ein Ende der Hiobsbotschaften ist nicht in Sicht. Noch immer konzentrieren sich die Meldungen auf die besonders stark getroffene Hauptstadt Kathmandu und die Region um den Mount Everest. Aus den übrigen Regionen des Landes tröpfeln nur einzelne Nachrichten ein. Trekkingtouristen berichten, dass am Samstag nach dem Beben auch auf der Annapurna-Runde Gerölllawinen niedergegangen seien. Auf dem Trekkingpfad um den Achttausender Manaslu warten offenbar zahlreiche Wanderer darauf, mit dem Hubschrauber evakuiert zu werden. Das Basislager zu Füßen der Annapurna wurde nach den Erdstößen am Samstag von einer Lawine getroffen. „Sie begrub uns in den Zelten. Wir schnitten uns mit unseren Messern den Weg nach draußen frei. Danach mussten zwei Sherpas und ich einen Teamkameraden befreien“, berichtete der kanadische Bergsteiger Al Hancock.

Hubschrauber-Luftbrücke ins Hochlager

Am Mount Everest nähert sich die Rettungsaktion für die in Lager 1 auf über 6000 Metern festsitzenden Bergsteiger dem Ende. Nur noch 15 Kletterer warten darauf, mit dem Hubschrauber ins Tal geflogen zu werden. Den ganzen Montag hatte es eine regelrechte Luftbrücke nach Lager 1 gegeben, wo ursprünglich rund 150 Bergsteiger gestrandet waren. Pausenlos waren die Hubschrauberpiloten im Einsatz. Die „Icefall Doctors“ haben ihre Arbeiten an der Route durch den Khumbu-Eisbruch aus Angst vor Nachbeben gestoppt. Angeblich kamen bei einem Nachbeben am Sonntag in dem Eislabyrinth drei Sherpas ums Leben. Wie viele Bergsteiger die riesige Lawine getötet hat, die am Samstag als Folge des Erdbebens vom Siebentausender Pumori abgegangen war und das Everest-Basislager getroffen hatte, ist immer noch unklar. Die Angaben schwanken derzeit zwischen 16 und 19. Zu den Überlebenden zählte der deutsche Bergsteiger Jost Kobusch. Der 22-Jährige drehte ein Video, das einem schon beim Anschauen buchstäblich den Atem nimmt:

Stopp auf der tibetischen Everest-Nordseite?

Die Nordseite des Mount Everest

Die Nordseite des Mount Everest

Unklar ist die Lage auf der tibetische Nordseite des Mount Everest. Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua meldet, dass China alle Expeditionen in diesem Frühjahr abgeblasen hat. Die Agentur beruft sich auf einen hochrangigen Beamten, der die Entscheidung damit begründet habe, dass im Mai weitere Nachbeben drohten. Im „Chinese Basecamp“ diskutierten heute Regierungsvertreter mit den Expeditionsleitern. Nach meinen Informationen soll es am Dienstagmorgen ein weiteres Treffen geben. Das deutsche Bergsteiger-Ehepaar Alix von Melle und Luis Stitzinger hat aus eigenen Stücken seine Everest-Expedition auf der Nordseite abgebrochen. „Wir können und wollen unsere Augen vor dem Leid, das sich (in Nepal) zugetragen hat, nicht verschließen“, schreiben Alix und Luis auf ihrer Homepage. „Darüber hinaus möchten wir nicht der Grund dafür sein, weshalb nepalische Helfer, Köche und Climbing Sherpas weiterhin vor Ort gehalten werden und nicht zu ihren Familien nach Hause können, um dort nach dem Rechten zu sehen.“

P.S.: Der deutsche Arzt und Bergsteiger Matthias Baumann ist nach Nepal gereist, um dort als Unfallchirurg den Erdbebenopfern zu helfen. Er hat auch eine Spendenaktion gestartet: Himalayan Project e.V., Kreissparkasse Biberach, IBAN DE45 6545 0070 0007 0581 89, BIC: SBCRDE66, Kennwort: „Erdbeben Opfer“

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Von Melle und Stitzinger beenden Everest-Expedition https://blogs.dw.com/abenteuersport/von-melle-und-stitzinger-beenden-everest-expedition/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/von-melle-und-stitzinger-beenden-everest-expedition/#comments Mon, 27 Apr 2015 10:21:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=29185 Alix von Melle und Luis Stitzinger im "Chinese Base Camp" auf der Everest-Nordseite

Alix von Melle und Luis Stitzinger im „Chinese Base Camp“ auf der Everest-Nordseite

Eigentlich wollten sie in diesem Frühjahr den Mount Everest ohne Flaschensauerstoff besteigen. Eigentlich waren sie auf der tibetischen Nordseite des Everest unterwegs, wo durch das schwere Erdbeben niemand zu Schaden kam. Nichtsdestotrotz beendet das deutsche Ehepaar Alix von Melle und Luis Stitzinger seine Everest-Expedition, bevor beide auch nur einen Versuch am Berg machen konnten. „Auch wenn auf der Nordseite keinerlei Schäden an Material oder Mensch zu verzeichnen sind, können und wollen wir unsere Augen vor dem Leid, das sich zugetragen hat, nicht verschließen“, schreiben Alix und Luis auf ihrer Homepage. „Darüber hinaus möchten wir nicht der Grund dafür sein, weshalb nepalische Helfer, Köche und Climbing Sherpas weiterhin vor Ort gehalten werden und nicht zu ihren Familien nach Hause können, um dort nach dem Rechten zu sehen. Eine Weiterführung der Expedition würde uns unter den gegebenen Umständen nicht richtig erscheinen, selbst ein möglicher Gipfelerfolg würde sich schal und nichtig anfühlen. Wir könnten über ihn keine Freude empfinden.“ Beide wollen jetzt versuchen, über die tibetische Hauptstadt Lhasa auszureisen.

Buch Everest bleibt offen

Ob auch andere ihrem Beispiel folgen, ist offen. „Wir haben auch Verständnis für diejenigen, die ihre Chance am Everest – vielleicht die einzige im ganzen Leben – nach wie vor nutzen möchten. Auch uns ist die Entscheidung nicht leicht gefallen. Wir waren bestens vorbereitet, hatten uns am Berg gut akklimatisiert und waren für die bevorstehende Aufgabe hoch motiviert. Letztendlich entscheiden wir aber immer nach unserem Gefühl, und das fühlt sich dieses Mal nicht richtig an.“ Die 43 Jahre alte Alix und der 46 Jahre alte Luis haben bisher jeweils sechs Achttausender bestiegen, fünf davon gemeinsam. Das Kapitel Everest 2015 ist abgeschlossen, das Buch aber bleibt nach ihren Worten offen: „Seid versichert: Everest, wir kommen wieder! Irgendwann.“

P.S. Der deutsche Bergsteiger und Arzt Matthias Baumann ist ins Erdbebengebiet nach Nepal geflogen, um dort zu helfen. Er hat auch eine neue Spendenaktion gestartet. Hier ist die Kontoverbindung: Himalayan Project e.V., Kreissparkasse Biberach, IBAN DE45 6545 0070 0007 0581 89, BIC: SBCRDE66, Kennwort: „Erdbeben Opfer“

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