Maya Sherpa – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Achttausender-Saison in Pakistan läuft https://blogs.dw.com/abenteuersport/achttausender-saison-in-pakistan-laeuft/ Wed, 13 Jun 2018 14:20:49 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41135

Nanga Parbat

Fast nahtlos ist die Frühjahrssaison an den höchsten Bergen Nepals in die Sommersaison an den Achttausendern Pakistans übergegangen. Die ersten Expeditionsteams haben die Basislager erreicht. So traf der südafrikanische Abenteurer Mike Horn bereits vor einer Woche auf der Diamir-Seite des Nanga Parbat ein. Inzwischen sind der 51-Jährige und seine Mitstreiter bereits einmal bis auf 5900 Meter aufgestiegen. Ebenfalls an dem 8125 Meter hohen Berg versucht sich Maya Sherpa. Im Mai hatte die 40 Jahre alte Sherpani am Kangchendzönga auf rund 8500 Metern umkehren müssen. Weniger als 100 Höhenmeter hatten Maya noch bis zum Gipfel gefehlt. Mit dem Rumänen Alex Gavan und dem Türken Tunc Findik haben sich zwei weitere bekannte Bergsteiger auf den Weg zum Nanga Parbat gemacht. Der 36 Jahre alte Gavan, im Frühjahr am Dhaulagiri gescheitert, hat bisher sechs Achttausender bestiegen.  Für den 46 Jahre alten Findik, den erfolgreichsten Höhenbergsteiger der Türkei, wäre der Nanga Parbat im Erfolgsfall sein zwölfter der 14 Achttausender.

Ziel: Gasherbrum-Neuland betreten

Die Gasherbrum-Gruppe

Die beiden Polen Adam Bielecki und Jacek Czech sowie der Deutsche Felix Berg werden im Gasherbrum-Massiv unterwegs sein. Akklimatisieren will sich das Trio am 8035 Meter hohen Gasherbrum II. Anschließend wollen die drei Bergsteiger versuchen, eine neue Route durch die Ostwand des 7925 Meter hohen Gasherbrum IV zu eröffnen.  Ein weiteres mögliches Ziel ist der noch unbestiegene 6955 Meter hohe Gasherbrum VII. Felix Berg hatte im Mai den Achttausender Cho Oyu in Tibet ohne Flaschensauerstoff bestiegen. Im Frühjahr 2017 hatten Bielecki und Berg gemeinsam mit dem Kanadier Louis Rousseau und dem Briten Rick Allen die selten begangene Annapurna-Nordwestwand durchsteigen wollen, hatten aber wegen schlechten Wetters aufgeben müssen.

Achttausender Nr. 8 für von Melle und Stitzinger?

Alix von Melle und Luis Stitzinger

Auch das deutsche Höhenbergsteiger-Ehepaar Alix von Melle und Luis Stitzinger – beide haben sieben bestiegene Achttausender auf dem Konto – steuern die Gasherbrum-Gruppe an. Die 46-Jährige und ihr drei Jahre älterer Ehemann wollen im Alpinstil den 8080 Meter hohen Gasherbrum I, auch Hidden Peak genannt, von Süden her besteigen. Ihre Ski haben sie mit im Gepäck. Zuvor versuchen Alix und Luis, mit einer Gruppe des Expeditionsveranstalters Amical Alpin den 7082 Meter hohen Urdok Kangri II erstmals zu besteigen.  Luis leitet die Gruppe.

Am K 2 (8611 Meter) und dem benachbarten Broad Peak (8051 Meter) schlagen mehrere Expeditionsteams ihre Zelte auf. So hat sich – wie schon im Sommer 2017 – der Pole Andrzej Bargiel die erste komplette Skiabfahrt vom Gipfel des K 2 vorgenommen, des zweithöchsten Berg der Erde.

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Moniz/Benegas: Doch noch Everest-Gipfelerfolg https://blogs.dw.com/abenteuersport/monizbenegas-doch-noch-everest-gipfelerfolg/ Sun, 20 May 2018 14:32:06 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=40833

Willie Benegas (l.) und Matt Moniz (r.)

Ende gut, alles gut. Heute erreichten der 20 Jahre alte US-Amerikaner Matt Moniz und sein Mentor, der 49 Jahre alte Argentinier Willie Benegas, den 8850 Meter hohen Gipfel des Mount Everest. „4.59 Uhr, Gipfel! Wir stehen auf dem Dach der Welt“, twitterte Matt. Am Mittwoch wollen die beiden auch noch den benachbarten Lhotse besteigen, den mit 8516 Metern vierthöchsten Berg der Erde. Wie berichtet, hatte das nepalesische Tourismusministerium zwischenzeitlich erwogen, Moniz und Benegas ihr Permit zu entziehen. Der Grund: Sie waren während eines Akklimatisierungsanstiegs mit Skiern die Lhotseflanke abgefahren – ohne ein so genanntes „Ski-Permit“ zu besitzen. Von dessen Existenz wussten jedoch nur wenige Eingeweihte. Nachdem sich auch rund 150 Climbing Sherpas in einem offenen Brief an das Tourismusministerium für Matt und Willie stark gemacht hatten, lenkten die Verantwortlichen ein und bewerteten das Vergehen als „sehr unschuldig begangenen Fehler“. Der Weg für den heutigen Everest-Gipfelversuch war frei.

Bulgare stirbt in Lager 3

R.I.P.

Seit dem ersten Gipfelerfolg der Saison am 13. Mai wurden inzwischen, Nord- und Südseite zusammengerechnet, knapp 500 Besteigungen gezählt. Derweil gab es am Everest einen weiteren Todesfall. Ein 62 Jahre alter Mazedonier kollabierte in Lager 3 und verstarb. Es war der fünfte Todesfall in dieser Saison an den Achttausendern.

Weitere Gipfelerfolge am Kangchendzönga

Kangchendzönga

Am 8586 Meter hohen Kangchendzönga erreichten heute mindestens elf Bergsteiger den höchsten Punkt. Das Team des Veranstalters „Asian Trekking“ wurde von Dawa Steven Sherpa angeführt. Am vergangenen Mittwoch hatten – wie berichtet – bereits fünf Bergsteiger auf dem dritthöchsten Berg der Erde gestanden, darunter auch der Deutsche Herbert Hellmuth. Maya Sherpa, die versucht hatte, als erste nepalesische Frau den Kangchendzönga zu besteigen, musste auf einer Höhe von rund 8500 Metern umkehren. Sie sei zu spät dran gewesen, zu müde und dann sei ihr auch noch der Flaschensauerstoff ausgegangen, berichtete die 40-Jährige auf Facebook.

Die drei höchsten Berge Nepals in einer Saison?

Nima Jangmu Sherpa (r.) und Mingma Gyalje Sherpa (l.)

In den nächsten Tagen versucht sich auch Nima Jangmu Sherpa am Kangchendzönga. Die 27-Jährige will gemeinsam mit Mingma Gyalje Sherpa, Chef des Veranstalters „Imagine“ aufsteigen. Gelangt sie bis zum Gipfel, hätte sie das Kunststück fertig gebracht, innerhalb einer Saison die drei höchsten Berge Nepals und damit drei der vier höchsten Gipfel der Welt bestiegen zu haben. Am 29. April hatte Nima Jangmu auf dem Lhotse gestanden, am 14. Mai auf dem Mount Everest.

Soria bricht Zelte am Dhaulagiri ab

Der spanische „Oldie“ Carlos Soria hat seine Dhaulagiri-Expedition für beendet erklärt. Der 79-Jährige war mit seinem Team bis auf eine Höhe von 7250 Metern aufgestiegen. Starker Wind hatte einen weiteren Aufstieg verhindert. Carlos will sich im Herbst an der Shishapangma versuchen, die ihm neben dem Dhaulagiri noch in seiner Achttausender-Sammlung fehlt. Für das Frühjahr 2019 plant Soria bereits seinen nächsten Versuch am Dhaulagiri. Es wäre sein zehnter.

Update 21. Mai: Matt Moniz und Willie Benegas erreichten auch den Gipfel des Lhotse, einen Tag nachdem sie auf dem Mount Everest gestanden hatten.

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Thomas Lämmle am Makalu erfolgreich https://blogs.dw.com/abenteuersport/thomas-laemmle-am-makalu-erfolgreich/ Fri, 18 May 2018 10:07:37 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=40811

Thomas Lämmle auf dem Makalu

Beharrlichkeit zahlt sich aus. Der deutsche Höhenbergsteiger Thomas Lämmle erreichte, wie er gestern vermeldete, bereits am vergangenen Sonntag den 8485 Meter hohen Gipfel des Makalu, des fünfthöchsten Bergs der Erde. Der 52-Jährige aus der Stadt Waldburg in Baden-Württemberg verzichtete bei seinem Aufstieg auf Flaschensauerstoff und Sherpa-Unterstützung. Im vergangenen Jahr war Thomas mit leeren Händen vom Makalu zurückgekehrt, nach vier Gipfelversuchen, die allesamt an schlechtem Wetter gescheitert waren. Jetzt will er sich nach eigenen Worten auch noch am vierthöchsten Berg der Erde, dem Lhotse, versuchen, „bevor der Schneefall einsetzt“, der für den 24. Mai erwartet werde. Der Makalu war Lämmles sechster Achttausender nach Cho Oyu (2003), Gasherbrum II (2005 und 2013), Manaslu (2008), Shishapangma (2013) und Mount Everest (2016).

Fünf Gipfelerfolg am Kangchendzönga

Kangchendzönga

Vom Kangchendzönga werden die erste Gipfelerfolge an diesem Achttausender in diesem Frühjahr gemeldet. Fünf Bergsteiger erreichten nach bestätigten Informationen am 16. Mai, also am vergangenen Mittwoch, den höchsten Punkt auf 8586 Metern, darunter die australisch-neuseeländische Bergsteigerin Chris Jensen Burke. Für sie war es bereits der zehnte Achttausender-Erfolg. Chris berichtet von einer außergewöhnlichen Leistung: Pemba Gelje Sherpa vom Anbieter „Expedition Base“ habe den höchsten Punkt in einem Zug vom Basislager aus erreicht. Am Tag zuvor habe er noch einen Kunden von Lager drei nach unten begleitet.

Auch ein Deutscher ganz oben

Auf dem Gipfel stand auch der Deutsche Herbert Hellmuth. Für den 49-Jährigen aus Bamberg war es der dritte Achttausender-Erfolg nach dem Manaslu (2011) und dem Mount Everest (2013). Am K 2 hatte er 2015 auf 7000 Metern umkehren müssen.

Zwei weitere Todesfälle

R.I.P.

Am Mount Everest vergeht derweil kein Tag ohne Dutzende weiterer Gipfelerfolge. Allerdings gibt es auch traurige Nachrichten. Ein Sherpa, der am Montag den höchsten Punkt mit einer Gruppe des Veranstalters „Seven Summit Treks“ erreicht hatte, beim Abstieg aber zurückgeblieben war, wird seitdem vermisst. Es gibt keine Hoffnung mehr, ihn noch lebend zu finden. Zudem starb gestern ein russischer Bergsteiger in Lager 2 auf 6400 Metern an den Folgen der Höhenkrankheit. Er hatte versucht, ohne Flaschensauerstoff den Lhotse zu besteigen, war aber 100 Meter unterhalb des Gipfels umgekehrt.

Sorias erster Dhaulagiri-Gipfelversuch gescheitert

Carlos Soria am Dhaulagiri

Am Dhaulagiri haben der 79 Jahre alte Spanier Carlos Soria und seine Mitstreiter ihren Gipfelversuch abgebrochen. Sie hatten die vergangene Nacht in Lager 3 auf 7250 Metern verbracht. Der Wind sei zu stark gewesen, teilte das Expeditionsteam mit. Die Bergsteiger kehren ins Basislager zurück. Es ist bereits Carlos‘ neunter Versuch am Dhaulagiri. Neben diesem Berg fehlt ihm nur noch die Shishapangma in seiner Achttausendersammlung.

Update: Auf Facebook verbreitete sich heute früh sehr schnell die Nachricht, dass auch Maya Sherpa den Gipfel des Kangchendzönga erreicht habe. Nachdem ich es auf mehreren Plattformen gelesen hatte, nahm auch ich es in diese Zusammenfassung auf. Offenkundig zu voreilig. Chris Jensen Burke schrieb mir aus dem Basislager, dass am 16. Mai definitiv nur fünf Bergsteiger den Gipfel erreicht hätten und dass es seitdem noch keine weiteren Besteigungen gegeben habe. Derzeit laufe ein Gipfelversuch des Expeditionsanbieter „Asian Trekking“. „Berichte, dass Maya Sherpa bereits auf dem Gipfel war, sind nicht korrekt“, schreibt Chris. Ich habe die Information über Mayas vermeintlichen Gipfelerfolg daraufhin aus dem Bericht herausgenommen.

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Maya Sherpa: Nächster Versuch am Kangchendzönga https://blogs.dw.com/abenteuersport/maya-sherpa-naechster-versuch-am-kangchendzoenga/ Fri, 23 Mar 2018 08:41:32 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=40025

Maya Sherpa

Zweiter Anlauf. Maya Sherpa, eine der bekanntesten und besten Bergsteigerinnen Nepals, versucht sich in diesem Frühjahr erneut am Kangchendzönga, dem dritthöchsten Berg der Erde.  „Ich bin wirklich glücklich, dorthin zurückzukehren“, sagt mir die 40-Jährige, als wir uns in der vergangenen Woche in Kathmandu treffen. „Ich habe Sponsoren gefunden, die mich finanziell unterstützen. Allerdings will ich nicht nur den Kangchendzönga besteigen, sondern später auch andere Achttausender, auf denen noch keine Frau aus Nepal war.“ Im Mai 2017 hatten Maya und ihre nepalesischen Freundinnen und Teampartnerinnen Pasang Lhamu Sherpa Akita und Dawa Yangzum Sherpa am 8586 Meter hohen Kangchendzönga rund 300 Meter unterhalb des höchsten Punktes umkehren müssen. Der gesamten Gruppe an Gipfelanwärtern waren die Seile ausgegangen. „Einer unserer Climbing Sherpas erzählte uns, dass sie im Frühjahr 2013 denselben Fehler gemacht hätten“, berichtet Maya. „Damals stiegen sie trotzdem zum Gipfel auf. Beim Abstieg starben zwei Sherpas und drei ausländische Bergsteiger, weil sie müde waren und es im oberen Bereich des Bergs besonders auf den Felsen extrem rutschig war.“

Mehr Seile, mehr Manpower

Maya Sherpa, Dawa Yangzum Sherpa und Pasang Lhamu Sherpa (v.r.) 2017 am Kangchendzönga

Es sei keine Option, das letzte Hochlager am Kangchendzönga von 7400 Metern weiter nach oben zu verlegen, meint Maya: „Ich habe dort keinen sicheren Platz für Zelte gesehen. Wir brauchen ausreichend Seile und Manpower, das ist die Lösung.“ Die drei Sherpani, die 2014 als erste Frauen aus Nepal den K 2 in Pakistan, den zweithöchsten Berg der Erde, bestiegen hatten, werden diesmal nicht komplett am Start sein. Pasang Lhamu hatte im vergangenen November einen Sohn zur Welt gebracht und fehlt diesmal. Ob Dawa Yangzum mitkommt, ist noch offen. „Es sind ja noch zwei Wochen Zeit bis zur Abreise. Mal sehen“, sagt Maya. „Ansonsten starte ich eben mit anderen Leuten.“

Dreimal auf dem Everest

Maya am Everest

Maya Sherpa hat sich als Frau in der Männerwelt des Höhenbergsteigens behauptet. Seit 2003 ist sie Profibergsteigerin. Mit ihrem Mann, dem Expeditionsveranstalter Arnold Coster, leitet sie Expeditionen und arbeitet als Bergführerin. Den Mount Everest hat die Mutter einer siebenjährigen Tochter bereits von beiden Seiten bestiegen, insgesamt dreimal. Außerdem stand sie als erste Nepalesin auf dem Cho Oyu (8188 Meter) in Tibet, dem Pumori (7161 Meter), dem Baruntse (7129 Meter) und der Ama Dablam (6814 Meter) in Nepal sowie dem Khan Tengri (7010 Meter) in Kirgistan.

Mentale Stärke zählt

Zudem ist Maya Präsidentin der „Everest Summiteers Association“, der Vereinigung der Everest-Besteiger – und seit vergangenem August auch Vizepräsidentin des Nepalesischen Bergsteiger-Verbands NMA. „Das macht mich schon sehr stolz“, sagt Maya. „Ich hätte niemals gedacht, dass ich gewählt würde.“ Sie wolle sich um alle Bergsteiger kümmern, nicht nur um die Frauen. „Seitdem ich bergsteige, gebe ich anderen Frauen doch schon ein Beispiel, was möglich ist. Ich teile gerne meine Erfahrungen und gebe ihnen Tipps. Ich denke, das hilft.“ Inzwischen werde sie nicht nur von ihren männlichen Sherpa-Kollegen, sondern auch von den Kunden akzeptiert. „Rein physisch mögen Frauen ein bisschen schwächer sein“, sagt Maya. „Aber wenn du mental stark bist, spielt das keine Rolle mehr.“

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Coster: „Zu viel los im Khumbu-Eisbruch“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/coster-zu-viel-los-im-khumbu-eisbruch/ Thu, 15 Mar 2018 19:00:21 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=39915

Arnold Coster

Die Everest-Frühjahrssaison ist eingeläutet. An diesem Samstag werden acht so genannte „Icefall Doctors“ im Basislager auf der nepalesischen Südseite des höchsten Bergs der Erde eine Puja feiern, eine buddhistische Zeremonie, mit der die Götter um ihren Segen gebeten werden. Ab kommender Woche werden die für diese Aufgabe spezialisierten Sherpas dann die diesjährige Route durch den Khumbu-Eisfall vorbereiten. Anfang April werden die ersten kommerziellen Teams im Basislager erwartet. „Ich bin gespannt, wie voll es in diesem Jahr auf der Südseite sein wird, nachdem die Zahlen zuletzt alljährlich kontinuierlich gestiegen sind“, sagt mir Arnold Coster, als ich ihn heute in Kathmandu treffe. „Ich frage mich auch, wie viele Bergsteiger wirklich auf die tibetische Seite wechseln.“

Nur ein neuer Anbieter in Tibet

Tibetische Nordseite des Mount Everest

In Wahrheit sei nur der Veranstalter Altitude Junkies des Briten Phil Crampton dazugekommen, sagt Arnold: „Ansonsten sind es die normalen Anbieter auf der Nordseite, mich eingeschlossen, nur mit größeren Gruppen als bisher.“ Der 41 Jahre alte Niederländer wird ein international gemischtes Team aus zwölf Kunden leiten. Auch im vergangenen Jahr war Arnold bereits auf der tibetischen Nordseite. „Der Hauptgrund ist, dass mir im Khumbu-Eisbruch auf der Südseite einfach zu viel los ist. Da gibt es zu viele Leute, die zu langsam unterwegs sind, und damit gerätst du allzu leicht in einen Stau.“ Zudem seien die objektiven Gefahren auf der Nordseite deutlich geringer. Nach starkem Schneefall bestehe lediglich, wenn überhaupt, auf dem Weg zum 7000 Meter hohen Nordsattel Lawinengefahr, sagt Coster. Auf der Südseite dagegen sei die Lawinengefahr deutlich höher. Im Khumbu-Eisbruch sei sie ständig vorhanden, doch auch im darüber gelegenen Western Cwm, dem „Tal des Schweigens“, oder auch in der Lhotse-Flanke.

Dreimal auf dem Gipfel

Arnold auf Expedition

Seit 2004 lebt Coster in Nepal. Er ist mit Maya Sherpa verheiratet, einer der bekanntesten Bergsteigerinnen des Landes (mein Interview mit ihr folgt später). Sie haben zusammen eine sieben Jahre alte Tochter. Arnold wird in diesem Jahr zum 15. Mal eine Everest-Expedition leiten. Dreimal stand er bisher auf dem Gipfel auf 8850 Metern, so oft wie kein anderer Bergsteiger aus den Niederlanden. „Mein Job ist es, mich um meine Leute zu kümmern, nicht, selbst zum höchsten Punkt aufzusteigen“, sagt Arnold und verweist darauf, dass er bereits achtmal auf dem 8749 Meter hohen Everest-Südgipfel gewesen sei. „Sehr oft klettere ich mit meiner Gruppe los, drehe dann aber mit jemand um, der Hilfe braucht.“ 2016 kam jedoch für zwei seiner Kunden jede Hilfe zu spät. Innerhalb von 24 Stunden starben ein Niederländer, mit dem Coster befreundet war, und eine Australierin – und das, obwohl beide nach dem Gipfelversuch den Südsattel erreicht hatten. In den sozialen Netzwerken wurde Arnold hinterher beschuldigt, die Familien der Verstorbenen nicht rechtzeitig informiert zu haben.

Verbindungsoffizier gab sensible Information weiter

Im Khumbu-Eisbruch

„Das entsprach nicht der Wahrheit. Ich hatte vom Berg aus den Ansprechpartner für Notfälle informiert. Diese Information wurde nicht direkt an die Familien und Freunde weitergeleitet. Für diesen Fehler hat man mich dann zu Unrecht verantwortlich gemacht“, sagt Coster. „Dabei musste ich mich doch am Berg um die Rettung anderer Teammitglieder und die Bergung der Opfer kümmern.“ Dafür, dass die Familien den Tod ihrer Angehörigen aus dem Internet erfahren hätten, sei der Verbindungsoffizier im Basislager verantwortlich gewesen, so Arnold. Der habe nichts Besseres zu tun gehabt, als interne Informationen aus dem Funkverkehr in einem Zeitungsinterview preiszugeben.

Ziemlich dumm“

Von den neuen Bergsteiger-Regeln für Expeditionen in Nepal hält Coster nichts. Die Regierung hatte – wie berichtet – beschlossen, keine Permits mehr an doppelt Beinamputierte sowie Blinde zu vergeben sowie Solo-Aufstiege zu verbieten. Das Oberste Gericht Nepals hob inzwischen das Permit-Verbot für Behinderte wieder auf. Die Regeln seien „ziemlich dumm“, sagt Arnold, „weil diese Leute nicht die Probleme am Everest verursachen. Das große Problem auf der Südseite sind die unerfahrenen Leute.“ Viel mehr Sinn würde es etwa machen, wenn man den Everest-Anwärtern vorschreibe, zuvor mindestens einen Siebentausender in Nepal bestiegen zu haben, findet Coster: „Das könnte man gut kontrollieren, weil das (Tourismus-) Ministerium diese Besteigungen erfasst. Und zusätzlich bliebe der Bergtourismus als eine der wichtigsten Einnahmequellen Nepals erhalten.“

Dass solche Vorschläge ständig im Sande verliefen, liege daran, dass seit dem Ende der Monarchie in Nepal im Jahr 2008 im Schnitt alle sechs bis acht Monate die Regierung gewechselt habe. „Die Menschen hier hoffen – und ich hoffe es auch –, dass die neue Regierung endlich einmal über die volle Zeit im Amt bleibt. Eigentlich ist es sogar egal, um wen es sich handelt“, sagt Coster. „Wenn die Leute bleiben, kann man auch Pläne umsetzen. Aber wie soll das funktionieren, wenn ständig die Verantwortlichen wechseln?“

Neuerdings autofreie Zone im Touristenviertel Thames

P.S. Ihr fragt euch vielleicht, warum ich derzeit Nepal besuche. Morgen werden in Thulosirubari, 70 Kilometer östlich von Kathmandu, die ersten beiden Gebäudeteile der neuen Schule eingeweiht, die durch eure Spenden für unser Hilfsprojekt „School up!“ gebaut werden konnten. Zudem legen der deutsche Bergsteiger Ralf Dujmovits und ich den Grundstein für den zweiten Bauabschnitt. Anschließend werde ich über die Feier in dem kleinen Bergdorf berichten. Nebenher nutze ich die Gelegenheit, um in der Hauptstadt einige Interviews zur bevorstehenden Klettersaison zu führen. Die werde ich nach und nach im Blog veröffentlichen.

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So geht’s nicht! https://blogs.dw.com/abenteuersport/so-gehts-nicht/ Sat, 20 May 2017 15:00:40 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36309

Everest, Lhotse und Makalu (v.l.)

In den nächsten Tagen wird es sicher eine Menge von Erfolgsmeldungen an den Achttausendern geben. Bevor wir in den Gratulationsmodus schalten, gilt es leider wieder einmal, den Finger in einige Wunden des kommerziellen Bergsteigens zu legen. Ich bin wirklich nicht der Moralapostel, aber einige Meldungen der letzten Tage haben mich aufgeschreckt – vor allem ein Tweet heute von Tim Mosedale. „Ronnie und Pemba habe das Lhotse-Hochlager entdeckt, um festzustellen, dass einige Drecksäcke den Flaschensauerstoff gestohlen haben. Absolut unakzeptabel“, schreibt der britische Expeditionsleiter, der am Mittwoch zum sechsten Mal den Mount Everest bestiegen hatte. Und er schickte noch gleich einen weiteren Tweet hinterher: „Sauerstoff zu stehlen, gefährdet das Leben anderer Bergsteiger. Wenn es einen Notfall gibt, lasst es uns wissen, und selbstverständlich werden wir helfen. Aber ihn einfach zu nehmen, ist eine absolute Schande.“ Dass der Egoismus am Berg so weit geht, dass sogar Sauerstoffflaschen gestohlen werden, ist wirklich erschreckend, absolut fahrlässig und unentschuldbar. Das wirft kein gutes Licht auf die Einstellung einiger (hoffentlich weniger) Bergsteiger an den höchsten Bergen der Erde. Das gilt auch für das, was sich beim gescheiterten Gipfelversuch am Kangchendzönga am vergangenen Dienstag abspielte.

Fehlinformation im letzten Lager

Chris Jensen Burke

Die Australierin Chris Jensen Burke berichtet in ihrem Blog, ein Leiter einer anderen Gruppe habe ihnen im letzten Lager vor dem Gipfel versichert, dass die Fixseile am Vortag bis auf eine Höhe von 8100 Metern gelegt worden seien. Deshalb sei es nicht nötig, für den Gipfelversuch den gesamten Vorrat an Seilen mitzunehmen. Außerdem müssten auch keine Sherpas lange vor den Kunden der kommerziellen Expeditionen aufsteigen. Einen halben Tag später stellte sich heraus, dass die Angaben schlichtweg falsch waren. Die Folge: Es bildete sich auf gut 8000 Metern eine Schlange: an der Spitze die Sherpas, die doch noch die Route versichern mussten, dahinter die Gipfelanwärter. Dann gingen wegen der Fehlinformation aus dem letzten Hochlager die Fixseile aus. Der Gipfelversuch musste abgeblasen werden, alle stiegen ab.

Keine Spur von Wertschätzung

Pasang Lhamu Sherpa, Dawa Yangzum Sherpa, Maya Sherpa (v.l.)

„Warum wurde uns eine falsche Information gegeben?“, fragt sich Chris. „Ich glaube, Unerfahrenheit spielte eine Schlüsselrolle. Und der Kerl hat sich wohl keine Gedanken über die Folgen gemacht.“ Von Teamwork keine Spur. Doch auch die von der Australierin zitierte Aussage eines Kunden ruft bei mir nur Kopfschütteln hervor: „Wenn die für die Route Zuständigen wissen, dass Bergsteiger hinter ihnen herkommen, müssen sie eben schneller aufsteigen.“ Diese Worte lassen jede Wertschätzung der Arbeit der Sherpas vermissen. Und die Frage muss erlaubt sein: Wo bleibt eigentlich die Eigenverantwortlichkeit der Kunden?

Unter denen, die umkehrten, waren auch die drei Nepalesinnen Maya Sherpa, Pasang Lhamu Sherpa Akita und Dawa Yangzum Sherpa. Sie beschlossen heute, wegen der eher schlechten Wetterprognosen die Expedition abzubrechen. „Es ist natürlich eine sehr enttäuschende Entscheidung. Selbstverständlich würden wir lieber mit einem Gipfelerfolg zurückkehren“, ließ das Sherpani-Trio auf Facebook wissen.

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Mit Sherpa-Frauenpower auf den Kangchendzönga https://blogs.dw.com/abenteuersport/mit-sherpa-frauenpower-auf-den-kangchendzoenga/ Fri, 06 Jan 2017 13:00:30 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34629 Maya Sherpa, Dawa Yangzum Sherpa, Pasang Lhamu Sherpa Akita (v.l.n.r.)

Maya Sherpa, Dawa Yangzum Sherpa, Pasang Lhamu Sherpa Akita (v.l.n.r.)

Das Trio will das Triple. Maya Sherpa, Pasang Lhamu Sherpa Akita und Dawa Yangzum Sherpa  haben sich vorgenommen, nach dem Mount Everest und dem K 2 im Frühjahr auch den dritthöchsten Berg der Erde zu besteigen, den 8586 Meter hohen Kangchendzönga im Osten Nepals. Auf dem Normalweg, mit Flaschensauerstoff. Den Everest hatten sie noch getrennt bestiegen – Maya erstmals 2006, Pasang Lhamu 2007 und Dawa Yangzum 2012 –, den K 2 in Pakistan 2014 erstmals gemeinsam als Team. Schon 2015 wollte das Trio den Kangchendzönga versuchen.  Damals kam die Expedition jedoch aus finanziellen Gründen nicht zustande. Auch diesmal fehle noch Geld, schreibt mir Maya Sherpa, die die erste nepalesische Frauen-Expedition zum Kangchendzönga leiten soll. Der Verband der nepalesischen Trekkingagenturen (TAAN) unterstütze das Team finanziell, ebenso Tashi Lakpa Sherpa, Geschäftsführer des Expeditionsveranstalters Seven Summit Treks, sagt Maya Sherpa. Der Nepalesische Bergsteigerverband NMA habe noch nicht entschieden, ob er sich ebenfalls an den Kosten beteilige. Die drei Sherpani bemühen sich zudem bei der Regierung um ein kostenloses Permit für ihre Expedition.

Abenteurerin des Jahres 2016

Kangchendzönga

Kangchendzönga

Dass die Bergsteigerinnen das Sponsorengeld für ihr Projekt erneut so mühsam zusammenkratzen müssen, ist traurig. Schließlich hat das Sherpani-Trio auch international einen Namen. So wählten die Leser der renommierten US-Zeitschrift „National Geographic“ Pasang Lhamu Sherpa Akita Anfang  2016 zum „Adventurer of the Year“ (Abenteurerin des Jahres). Die 32-Jährige führt derzeit die Mitglieder einer kommerziellen Expedition auf den Aconcagua, den mit 6972 Metern höchsten Berg Südamerikas.

Auch als Expeditionsleiterin im Einsatz

Maya Sherpa am Everest

Maya Sherpa am Everest

Maya Sherpa bestieg im Frühjahr 2016 bei einer Expedition, die von ihrem Ehemann Arnold Coster veranstaltet wurde, bereits zum dritten Mal den Mount Everest. Maya leitet auch selbst Expeditionen. „Es gibt keine andere nepalesische Frau, die diesen Job macht“, schreibt mir die 38-Jährige. Im vergangenen Herbst führte Maya eine fünfköpfige Gruppe auf den Gipfel des Siebentausender Himlung Himal, „ohne meinen Ehemann“, wie sie betont. „Ich mag es einfach, am Berg zu arbeiten.“ Nepalesische Frauen, so Maya, könnten auch als Climbing Sherpas eingesetzt werden wie Dawa Yangzum bei ihrer Everest-Besteigung 2012 bewiesen habe, als die heute 26-Jährige die Sauerstoffflaschen ihrer Expedition auf den Berg getragen habe.

Inspiration für andere Frauen in Nepal

Mit ihrem neuen gemeinsamen Kangchendzönga-Projekt wollen die drei Sherpani ihren Landsfrauen Mut machen. „Wir zeigen den anderen Frauen Nepals, dass wir alles schaffen können, wenn wir es gemeinsam versuchen“, sagt Expeditionsleiterin Maya Sherpa. „Wenn wir nur alleine unterwegs sind, nehmen das nicht so viele Leute war. Aber wenn wir zusammen klettern, schauen uns mehr Menschen zu. Und vielleicht will dann die eine oder andere junge Frau uns nacheifern.“

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Bravo, Everest-Ladies! https://blogs.dw.com/abenteuersport/bravo-everest-ladies/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/bravo-everest-ladies/#comments Tue, 24 May 2016 22:23:37 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32805 Melissa Arnot

Melissa Arnot

Power-Frauen auf dem Mount Everest. Unter der Handvoll Bergsteiger, die bisher in dieser Frühjahrssaison ohne Flaschensauerstoff den 8850 Meter hohen Gipfel erreichten, waren auch zwei Frauen: Melissa Arnot und Carla Perez. Vor ihnen war dieses Kunststück erst sechs anderen Bergsteigerinnen gelungen: Lydia Bradey (Neuseeland, 1988), Alison Hargreaves (Großbritannien, 1995), Francys Arsentiev (USA 1998, sie starb jedoch beim Abstieg), La Ji (China, 2004), Nives Meroi (Italien, 2010) und Gerlinde Kaltenbrunner (Österreich, 2010).

Feste Größe am Everest

Melissa Arnot ist also die erste US-Amerikanerin, die ohne Atemmaske den Gipfel des Everest erreichte und auch wieder lebend zurückkehrte. Sie stieg über die tibetische Nordseite auf. Die 32-Jährige ist inzwischen eine feste Größe am höchsten Berg der Erde, sie arbeitete dort auch als Bergführerin. Es war bereits Melissas sechster Erfolg am Everest nach 2008, 2009, 2010, 2012 und 2013. Bei ihren ersten fünf Besteigungen, alle über die Normalroute auf der nepalesischen Südseite, hatte Arnot Flaschensauerstoff benutzt. 2013 war sie im Everest-Hochlager Zeugin der Angriffe wütender Sherpas gegen die europäischen Topbergsteiger Ueli Steck und Simone Moro geworden. Mutig hatte sich Melissa zwischen die Parteien gestellt und versucht, den Streit zu schlichten.

Traum erfüllt

Carla Perez

Carla Perez

Wie Arnot bestieg auch die 33 Jahre alte Ecuadorianerin Carla Perez den Everest von Norden aus. Sie war die erste Frau aus ihrem südamerikanischen Heimatland auf dem höchsten Punkt der Erde – und dann auch noch ohne Atemmaske.  „Vor ein paar Stunden waren wir auf dem Gipfel des Mount Everest“, schrieb Carla auf Facebook. „Ohne Sauerstoff, erschöpft, ohne zu wissen, wie wir es hier herauf geschafft haben, aber glücklich, unseren Traum erfüllt zu haben.“ Für Perez war es ihr dritter Achttausender nach dem Manaslu 2012 und dem Cho Oyu 2014. Auch dort hatte sie auf Flaschensauerstoff verzichtet.

Starke Sherpani

Weitere Ausrufezeichen am Everest setzten zwei Sherpani – auch wenn sie Atemmasken trugen. Lhakpa Sherpa bestieg den höchsten Berg – wie berichtet – bereits zum siebten Mal. Die 42-Jährige, die in Nepal geboren wurde und in den USA lebt, bleibt damit weiterhin die Frau mit den meisten Everest-Besteigungen.

Maya Sherpa

Maya Sherpa

Maya Sherpa stand zum dritten Mal auf dem Gipfel. Sie war die einzige Frau unter den Climbing Sherpas auf der nepalesischen Seite, sprich: Sie arbeitete am Berg. Maya hatte 2014 für Schlagzeilen gesorgt, als sie mit ihren Landsfrauen Dawa Yangzum Sherpa und Pasang Lhamu Sherpa Akita den 8611 Meter hohen K 2 in Pakistan bestiegen, den zweithöchsten Berg der Erde. „Ich bin seit 2003 Profibergsteigerin und habe immer versucht, dafür zu sorgen, dass mich auch jene Kerle wahrnehmen, die glauben, dass Frauen auf diesem Gebiet ein jämmerliches Bild abgeben“, schrieb mir Maya Sherpa Anfang 2015. Ich ziehe vor Maya, Lhakpa, Carla und Melissa meinen Hut. Bravo!

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Von wegen jämmerlich! https://blogs.dw.com/abenteuersport/maya-sherpa/ Tue, 20 Jan 2015 15:08:45 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28135 Maya Sherpa (im Hintergrund der Mount Everest)

Maya Sherpa (im Hintergrund der Mount Everest)

Nepal braucht starke Frauen wie Maya Sherpa. „Mit unseren Expeditionen wollen wir Frauen inspirieren, Dinge zu wagen, zu denen wir auch noch in der Lage sind, wenn wir verheiratet sind und Kinder haben“, schreibt mir die 36-Jährige Bergsteigerin. Im Juli 2014 bestieg sie mit Dawa Yangzum Sherpa und Pasang Lhamu Sherpa Akita den 8611 Meter hohen K 2 in Pakistan. Sie waren die ersten Nepalesinnen auf dem zweithöchsten Berg der Erde. Vor anderthalb Wochen hatte ich euch hier im Blog das neue Projekt des Trios vorgestellt, die geplante Besteigung des Kangchendzönga im nächsten Frühjahr. Mayas Antworten auf meine Fragen dazu erreichten mich erst einige Tage, nachdem der Artikel online gegangen war.

Immer noch Schulden

Wie vorher schon Dawa Yangzum bestätigte mir auch Maya, dass sie nach ihrer Expedition zum K 2 noch immer auf Schulden von umgerechnet rund 12.000 Euro sitzen. „Die Leute hier denken, wir hätten kein Geld verloren, sondern im Gegenteil viel verdient. Aber die Wirklichkeit sieht leider anders aus“, sagt Maya und fügt mit Blick auf ihr neues Projekt hinzu: „Diesmal wollen wir die Finanzierung sorgsamer angehen. Wir haben uns an Organisationen wie NMA [Nepalesischer Bergsteigerverband] oder TAAN [Verband der nepalesischen Trekkingagenturen] gewandt, die wirklich verstehen, was wir machen und warum.“ Sie spielt damit auf die Regierung Nepals an, die das versprochene Geld für die K 2-Expedition (umgerechnet knapp 4200 Euro) bis heute nicht ausgezahlt hat.

Zweimal auf dem Everest

Bergsteigerin, Ehefrau und Mutter

Bergsteigerin, Ehefrau und Mutter

Maya Sherpa wuchs in einem kleinen Dorf im Distrikt Okhaldhunga auf, nicht weit entfernt vom Mount Everest. Inzwischen hat sie sich in der noch immer von Männern dominierten Bergsteiger-Welt Nepals ihren Platz erkämpft. „Ich bin seit 2003 Profibergsteigerin und habe immer versucht, dafür zu sorgen, dass mich auch jene Kerle wahrnehmen, die glauben, dass Frauen auf diesem Gebiet ein jämmerliches Bild abgeben“, sagt Maya, die vor ihrer Bergsportkarriere auch als Gewichtheberin (im Federgewicht) Erfolge feierte. Die Sherpani hat den Mount Everest von beiden Seiten aus bestiegen, 2006 von Nepal, 2007 von Tibet aus. Außerdem war sie die erste Frau aus Nepal, die auf dem Cho Oyu (8188 Meter) in Tibet, dem Pumori (7161 Meter), dem Baruntse (7129 Meter) und der Ama Dablam (6814 Meter) in Nepal sowie dem Khan Tengri (7010 Meter) in Kirgistan stand. Maya ist mit dem niederländischen Höhenbergsteiger Arnold Coster verheiratet. Die beiden leben mit ihrer vier Jahre alten Tochter Roos Dawa in der Hauptstadt Kathmandu.

Frauen in Nepal weiter diskriminiert

Maya (l.) am Gipfel des K 2

Maya (l.) am Gipfel des K 2

2010 wurde Maya als eine von wenigen Frauen in den Vorstand des Nepalischen Bergsteigerverbands NMA gewählt: „Ich habe dort eine Menge gelernt, etwa wie wichtig es ist, dass auch Frauen klettern und Expeditionen leiten. Die Bergsteigerinnen und Bergführerinnen konnte man an zwei Händen abzählen.“ Es sei für sie und ihre Freundinnen Pasang Lhamu Sherpa Akita und Dawa Yangzum Sherpa „eine riesige Herausforderung, gegen die Diskriminierung von Frauen in Nepal zu kämpfen“, sagt die Bergsteigerin. „Wir wollen jedem einzelnen Mann, der denkt, Mädchen würden mit einem Fluch geboren, die Botschaft schicken: Das ist nicht wahr – wenn wir es unterlassen, Frauen in der Gesellschaft zu benachteiligen.“

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(Berg-) Frauenpower aus Nepal https://blogs.dw.com/abenteuersport/berg-frauenpower-aus-nepal/ Wed, 07 Jan 2015 16:45:06 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28001 Erfolgreich am K 2: Maya, Dawa Yangzum, Pasang Lhamu (v.l.)

Maya, Dawa Yangzum, Pasang Lhamu (v.l.)

Sie sind ein starkes Trio am Berg. Dawa Yangzum Sherpa, Maya Sherpa und Pasang Lhamu Sherpa Akita waren am 26. Juli 2014 die ersten Frauen aus Nepal, die in Pakistan den 8611 Meter hohen Gipfel des K 2 erreichten. Der zweithöchste Berg der Erde gilt aufgrund seiner vollendeten Form als König der Achttausender, als schwer zu besteigen und gefährlich. „Wir waren die ersten Nepalesinnen auf dem K 2! Und es war wirklich kein Spaziergang. Nur richtige Bergsteiger können einordnen, wie und warum wir den K 2 bestiegen haben“, schreibt mir Dawa Yangzum. Aus den Reihen der Bergsteiger sei ihre Leistung ausreichend gewürdigt worden. Von der Regierung Nepals hätten sie das ohnehin nicht erwartet. „Die Leute dort kennen meistens nur den Everest und die Seven Summits. Wenn wir die bestiegen hätten, hätten sie dafür gesorgt, dass wir auf den Titelseiten gelandet wären“, glaubt die 25-Jährige. Auf die Regierung ist Dawa Yangzum auch aus einem anderen Grund nicht gut zu sprechen.

Versprochen, nicht gehalten

Dawa Yangzum auf dem Gipfel des K 2

Auf dem Gipfel des K 2

Die drei Sherpani hatten Schwierigkeiten, ihre Expedition zum K 2 zu finanzieren. Immer noch sitzen sie auf Schulden. Das Tourismusministerium in Kathmandu hatte versprochen, 500.000 Rupien (rund 4000 Euro) beizusteuern. „Wir warten immer noch auf das Geld“, klagt Dawa Yangzum. “Wir verstehen diese Leute nicht.“

An Geld fehlt es auch für ihr nächstes geplantes Projekt. Den Mount Everest haben die drei Bergsteigerinnen schon in früheren Jahren bestiegen: Dawa Yangzum 2012, die 30 Jahre alte Pasang Lhamu Sherpa Akita 2007 und die 36 Jahre alte Maya Sherpa sogar zweimal: 2006 von Süden, 2007 von Norden aus. Nun will das Trio in diesem Frühling nach dem höchsten und zweithöchsten auch auf dem dritthöchsten Berg der Erde stehen, dem 8586 Meter hohen Kangchendzönga in Nepal. Die drei Sherpani planen, auf dem Normalweg aufzusteigen und ab einer Höhe von 8000 Metern, wie schon am Everest und K 2, Flaschensauerstoff zu verwenden. „Aber die Zeit wird knapp, um das Geld für die Expedition aufzubringen“, sagt Dawa Yangzum. „Wenn wir es zusammen haben, könnten wir jederzeit starten.“ Vielleicht sollten es die Sherpani mal mit Crowdfunding versuchen.

Ziel: Mehr Nepalesinnen im Bergsport

Dawa Yangzum

Dawa Yangzum

Dawa Yangzum wuchs im Rolwaling-Tal auf, das nordöstlich von Kathmandu liegt, zu Füßen des Siebentausenders Gauri Shankar. Einen Namen machte sich die Sherpani nicht nur als Bergsteigerin, sondern auch als Ultramarathon- und Bergläuferin. Seit einem Jahr ist sie mit Pasang Tenzing Sherpa verheiratet, einem erfahrenen Achttausender-Bergsteiger und Bergführer, der bereits zehnmal auf dem Gipfel des Everest stand. Dawa Yangzum hat Ende 2014 einen Bergführerkurs erfolgreich beendet. Maya Sherpa und Pasang Lhamu Sherpa Akita verdienen ebenfalls seit Jahren Geld in der Outdoorbranche. Sie mussten Pionierarbeit leisten. „Als wir anfingen, hatten wir es als Frauen in diesem Bereich noch schwer. Inzwischen werden wir als Bergsteigerinnen respektiert“, sagt Dawa Yangzum. „Wir wollen andere Frauen ermutigen, sich ebenfalls im Bergsport zu engagieren. Es braucht einfach Zeit.“

P.S.: Seit 1993 Pasang Lhamu Sherpa als erste Frau aus Nepal den Gipfel des Mount Everest erreichte (und beim Abstieg starb), haben 23 Nepalesinnen den höchsten Berg der Erde bestiegen.

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